Und heute dann sogar noch die Kurzgeschichte für Kapitel 2 hinterher fertiggestellt
🙂
Die Erweckung
Schon seit Wochen leuchtete nachts der Mond in einem düsteren und fahlen gelben Licht. Tagsüber hatte die Sonne kaum genug Kraft, um das Land wenigstens für ein paar Stunden richtig zu erhellen.
Obwohl die Jahreszeiten noch nicht annähernd weit genug fortgeschritten waren, wechselten die Bäume in ihr herbstliches, gelbes Kleid. Das Korn auf den Feldern verdorrte, ohne zu reifen. Selbst Straßen und Felsen begannen langsam einen gelblichen Ton anzunehmen. Allen war klar, dass es auf das Ende zu ging. Viele tapfere Recken hatten sich nach Carcosa aufgemacht, doch Geschichten hörte man nur wenige von dort. Die wenigen, die es über das Meer an den Strand geschafft hatten, waren kaum zur Weiterreise gekommen. Zu groß war die Lähmung in ihren Knochen, zu stark der Widerstand in ihren Herzen. Die stärksten und tapfersten unter ihnen kämpften sich trotz aller Widrigkeiten in die Ödnis vor. Doch spätestens dort erlosch jede Spur von ihnen, endete jede Geschichte. Keiner von ihnen kehrte zurück. Ob noch einigen am Leben waren, war vollkommen ungewiss.
In der Heimat wurde es still an den langen Abenden und in den gelblichen Nächten. Lange schon hatte niemand mehr fröhliche Lieder angestimmt oder versucht mit Späßen die triste Zeit zu erhellen. Streit und Neid machten sich unter den Menschen breit, während der bösartige Einfluss des gelben Königs in die Seelen und Herzen der Menschen eindrang.
Lediglich in einem einsamen Kloster gab ein Mönchsorden die Hoffnung bis zum Ende nicht auf. Sigmar persönlich würde den König in Gelb schon besiegen, so stand es in den uralten Schriften und so wurde es von Generation zu Generation überliefert. Dieser unbeugsame Glaube der Mönche war es auch, der sie in ihren unendlichen Bibliotheken suchen und forschen ließ. Sie wälzten die uralten Texte und suchten nach neuen Deutungen und Interpretationen. Stets darauf erpicht einen kleinen Lichtstrahl der Hoffnung zu entdecken und zu erkennen, wann und wie Sigmar sie erretten würde.
Sie brachten den Statuen in ihrem Klostergarten alle Arten von Opfergaben dar. Wein, Früchte vom Feld, das wenige Fleisch, das sie noch besaßen.
Doch kein Zeichen von Sigmar erschien über Monate. Manche der Brüder zweifelten bereits an ihrem Glauben, doch die Gemeinschaft der Mönche blieb stark und so suchten sie weiter.
Nach endlosen Wochen des Suchens war es schließlich einer der älteren Brüder, der in der Bibliothek eine unglaubliche Entdeckung machte. Die Schriftrolle der Erweckung.
Keiner der Brüder hatte sie jemals zuvor zu Gesicht bekommen und die meisten hielten sie lediglich für ein Märchen, dass Kindern vor dem Einschlafen erzählt wurde.
Doch sie existierte wirklich. Über hunderte von Jahren hatte sie in einem anderen Buch gelegen und auf diesen Tag gewartet, damit sie gefunden wurde, um Sigmars Willen zu befolgen.
Das in der der Rolle beschriebene Ritual war kompliziert. Es benötigte einige Tage der Vorbereitung für die Mönche. Sie wussten auch, dass das Ritual ihnen alles abverlangen würde. Doch für nichts anderes lebten sie: Den Willen Sigmars zu erfüllen und die Menschheit vor jedweder Gefahr zu erretten.
Schließlich war es soweit. Die Vorbereitungen waren getroffen und die Mönche nahmen ihre Plätze im Ritualkreis ein. Kräuter wurden entzündet, Gebete gesprochen und die Mönche verfielen in eine gemeinsame Meditation. Über Stunden hielten sie die Meditation aufrecht und konzentrierten ihren Glauben und ihre eigene Lebensenergie auf die leblosen Statuen in ihrem Garten. Nach Stunden brachen die ersten Mönche entkräftet zusammen, doch niemand kümmerte sich um sie. Ihre Brüder setzten alles daran, das Ritual zu beenden.
Die Nacht brach über das Kloster herein und gelbes Licht ergoss sich über die Brüder, als ob der König in Gelb die für ihn entstehende Gefahr spüren würde. Der Glaube der Brüder war aber zu stark. Wie auf einen Befehl hin öffneten sie zeitgleich die Augen und blaue Strahlen, knisternd vor Energie, schossen aus ihnen heraus in die Statuen. Die steinernen Wächter leuchteten in blaues Licht getaucht auf. Sie ächzten. Sie knarzten. Sie erschauerten. Und öffneten ihrerseits blau leuchtende Augen.
Sie waren erwacht. Die ewigen Wächter Sigmars. Die Retter der Menschheit.
Blaues Licht brach aus ihnen heraus und vertrieb die gelbe Fahlheit aus dem Kloster.
Die Mönche brachen erschöpft zusammen, unfähig zu jubeln. Doch ihnen war klar, dass der König in Gelb nun würde abdanken müssen im fernen Carcosa.