[FONT=Calibri, sans-serif]Kampf bis zum Letzten
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[FONT=Calibri, sans-serif]Der runengeschmückte, doppelte Axtkopf fuhr in glitzerndem Bogen nieder und durchschlug die Wirbelsäule des Skelettkriegers, der sofort in sich zusammen brach. Die Knochen rollten klappernd über den ebenen Steinboden und mischten sich zwischen die Überreste anderer Untoter und die Leichen der getöteten Zwergenkrieger. Doch Ingrill Knochenschlag hatte keine Zeit, seinen gefallenen Kameraden nachzutrauern. Schon stürzten die nächsten der seelenlosen Krieger heran. Ihre blicklosen Schädel schienen ihn anzugrinsen, als sie ihre schartigen Schwerter hoben und nach seinem Kopf schlugen. Mit einem Brüllen, das auf die Untoten keinerlei Wirkung hatte, warf sich Ingrill auf sie. Seine Axt fegte das Schwert zur Linken beiseite und er duckte sich unter dem anderen hindurch. Dann trat er dem einen Skelett so heftig gegen das Bein, dass der Knochen wegflog und der Krieger zur Seite fiel. Der andere Angreifer hieb nun erneut nach dem Zwerg, sodass der gezwungen war, einen Schritt zurück zu springen. Dabei prallte er gegen den Untoten hinter ihm und ihm wurde klar, dass er umzingelt war. Doch den Geräuschen von Kriegsrufen und splitternden Knochen nach zu urteilen, fochten noch immer einige Zwergenkrieger tapfer gegen die erdrückende Übermacht der Feinde. [/FONT]
[FONT=Calibri, sans-serif]Ingrill drehte sich nun einmal um die eigene Achse und streckte seine Axt dabei weit von sich. Das Skelett, gegen das er gestoßen war, wurde in der Mitte entzwei gerissen und seine Einzelteile klapperten über den Boden. Er wollte sich nun den untoten Krieger vornehmen, dessen Schwert ihn eben zurück getrieben hatte. Das Skelett ging langsam auf ihn zu, das schartige Schwert erhoben und den Kiefer schienbar zu einem Grinsen verzogen. Ingrill stemmte die Beine fest auf den Boden und wartete. Doch dann sprang eine andere Gestalt von der Seite heran und ließ ihre Axt niedersausen. Dem Untoten wurden Rippen und Becken gebrochen, sodass er zu Boden krachte. Der Oberkörper fiel Ingrill direkt vor die Füße. Es war ein ekelerregender Anblick, da sich die Arme immer noch bewegten und versuchten, mit dem Schwert in seine Richtung zu stechen. Der Zwergenkrieger rammte der Kreatur die Axt durch den Schädel und ließ sie damit erschlaffen. Er blickte auf. Es war Dolgaard Felsenfaust, der ihm zu Hilfe geeilt war, der Bruder seine Frau Silstane. Ein Grinsen zeigte sich unter dem rostroten Bart des älteren Zwergs. Ingrill erwiderte das Grinsen und blickte sich dann um. Sie hatten es geschafft. Der Tunnelboden war bedeckt mit den Überresten dutzender erschlagener Skelettkrieger. Doch die Zwerge hatten bitter dafür zahlen müssen. Von den anfangs zweiunddreißig wackeren Kriegern waren nur noch sechs auf den Beinen. Einige andere schienen zwar noch am Leben zu sein, doch sie lehnten an der Tunnelwand und hielten sich ihre blutenden Wunden, während andere langsam in die Richtung krochen, in die der Rest ihrer Gemeinschaft verschwunden war. [/FONT]
[FONT=Calibri, sans-serif]Ingrill erinnerte sich noch gut. Es war nicht einmal einen vollen Tag her. Ein Bote war zu ihnen gekommen und hatte berichtet, wie die Untoten plötzlich in die unteren Stollen eingedrungen und sämtliche Wachen niedergemetzelt hatten. Es hieß, sie seien auf dem Weg in die höheren Hallen und Tunnel. Es war Ingrill gewesen, der die anderen überredet hatte, zu fliehen. Sie sollten auf die Rückkehr des Heeres warten. Ein beinahe trauriges Lächeln zeigte sich auf seinem Gesicht, als er an den König dachte. Der alte, ehrwürdige Zwerg war einfach nicht zu überreden gewesen. Ingrill hatte all seine Geduld und seine Redekunst einsetzen müssen, um ihn zu überzeugen, dass sein Platz bei seinem Volk und nicht im Kampf war. Schließlich hatte der weißhaarige Zwerg eingesehen, dass die Fliehenden einen vertrauten Anführer brauchten und hatte darauf bestanden, wenigstens seine Leibgarde aus den besten zehn Zwergenkriegern mitzuschicken. Ingrill musste sich eingestehen, dass er darüber sogar erleichtert gewesen war. Doch nun lagen auch diese stolzen Männer größtenteils erschlagen oder verstümmelt auf dem harten Steinboden. [/FONT]
[FONT=Calibri, sans-serif]Ingrill Knochenschlag stützte sich schwer auf seine Axt und gestatte sich mehrere tiefe Atemzüge. Untote waren wirklich schwere Gegner. Man musste ihnen die Köpfe abschlagen oder ihnen wenigstens die Wirbelsäule durchtrennen, um sie zu töten. Doch das bereitete den kurzen Zwergen Schwierigkeiten. Sie waren gezwungen, den Feinden zuerst die Beine zu zerhacken, um sie auf ihre Länge zu stutzen, bevor sie an deren Köpfe heran kamen. Doch sie hatten es geschafft. Ingrill grinste noch einmal Dolgaard an, der aus seinem Wasserschlauch trank. Ingrill spürte mit einem Mal, wie trocken auch seine Kehle war und griff nach dem Schlauch an seinem Gürtel. Es war ein schönes Exemplar. Es bestand aus zartem und doch zähem Leder und hatte in all diesen Jahren noch nicht die kleinste Verschleißerscheinung gezeigt. Mehrere goldene Verzierungen schmückten das kostbare Werk. Für Ingrill hatte es einen ganz besonderen Wert. Seine Frau Silstane hatte es ihm bei ihrer Vermählung geschenkt und seitdem trug er den Wasserschlauch bei jedem Ausflug, der ihn längere Zeit fortführen würde. Als er den Schlauch nun an die Lippen setzte und das kühle Nass durch seine Kehle fließen ließ, dachte er an seine Frau. Der Gedanke an den Abschied bildete einen Kloß in seinem Hals. Ihre Augen waren voller Tränen gewesen, die sie nicht hatte zurückhalten können. Sie hatte ihn nur kurz geküsst und dann den Blick gesengt. Auf ihrem Arm hatte sie ihren schlafenden Sohn getragen, der noch nicht einmal laufen konnte. Ingrill hatte auch ihm einen Kuss auf die kleine Stirn gehaucht und sich schweren Herzens gefragt, ob sein Kind seinen Vater jemals kennen lernen würde. [/FONT]
[FONT=Calibri, sans-serif]Denn obwohl sie es geschafft hatten, die Skelette hier zu zerschlagen, blieb in dem Zwergenkrieger eine dunkle Ahnung, dass sie es noch nicht geschafft hatten, dass ihre Angehörigen und Freunde, denen sie hier die Zeit zu Flucht erkauft hatten, noch nicht sicher waren. Und dann hörte er das Geräusch, auf das er insgeheim schon die ganze Zeit gewartet hatte. Das Klappern loser Knochen und das trostlose Schleifen, das typisch für den Gang von Untoten ist, da sie ihre Füße nicht vom Boden heben. Es klang nicht weit entfernt und kam deutlich näher. [/FONT]
[FONT=Calibri, sans-serif]Die Zwerge machten ernste Gesichter, waren aber bereit, bis zum letzten Atemzug zu kämpfen. Die Krieger ließen von ihren Wasserschläuchen ab und stellten sich breitbeinig in eine Reihe in den Tunnel. Sie traten schnell die Knochen der erschlagenen Untoten beiseite, damit sie später nicht auf diesen ausrutschen konnten. [/FONT]
[FONT=Calibri, sans-serif]Dann kamen sie. Langsam, schlurfend bogen die ersten der seelenlosen Soldaten um die Ecke und blieben stehen, als sie die wartenden Zwerge erblickten. Es wurden immer mehr. Ingrill konnte sehen, wie einige seiner verbliebenen Mitstreiter unruhig wurden, als sie die große Zahl ihrer Feinde bemerkten. Also nutzte er die kurze Unschlüssigkeit ihrer Feinde, die noch immer zögerten. [/FONT]
„[FONT=Calibri, sans-serif]Zwergenkrieger! Wir sind es, die von unserem Gott aus dem Stein gehauen wurden, auf dass wir das Herz der Berge bewohnen und beschützen. Wir sind Zwerge. Unser Stahl ist hart und unsere Klingen sind scharf. Unser Stand ist fest und unsere Herzen sind so unverrückbar wie der Fels. Wir stehen hier, um die zu retten, die wir lieben. Jeder von euch hat Freunde und Verwandte, die auf uns zählen. Wollt ihr die enttäuschen?“[/FONT]
[FONT=Calibri, sans-serif]Ein einstimmiges „Nein“ erklang, doch es war noch nicht so fest, wie Ingrill gehofft hatte. [/FONT]
„[FONT=Calibri, sans-serif]Jeder von euch hat heute bereits Freunde und Verwandte verloren. Ich weiß, dass ihr nicht wollt, dass sie umsonst ihr Leben gaben. Wenn wir jetzt wanken, wozu haben wir dann gekämpft? Ich sage euch, Zwergenkrieger: Wir sind die letzten, aber solange nur ein einziger Zwerg noch steht und für die seinen kämpft, ist die Schlacht noch nicht verloren. Also: kämpfen wir zusammen?“[/FONT]
[FONT=Calibri, sans-serif]Dieses Mal hoben die Krieger gemeinsam ihre Äxte und schlugen sie gleichzeitig auf den Boden. „Wir kämpfen!“[/FONT]
[FONT=Calibri, sans-serif]Dann erklang eine Stimme vor ihnen, die Ingrill die Haare zu Berge stehen ließ. Sie war kalt und dunkel wie ein Grab und sie schien von den Tunnelwänden widerzuhallen. „Aber für euch ist diese Schlacht bereits zu Ende, kleine Kämpfer!“[/FONT]
[FONT=Calibri, sans-serif]Ein freudloses Gackern erklang und eine hoch aufgerichtete Gestalt trat durch die Reihen der Untoten. Es war ebenfalls ein Skelett, dessen leere Augenhöhlen sie zu mustern schienen. Auf dem grauen Schädel trug es einen goldenen Helm, dessen Federbusch schon lange zusammen mit seinem Fleisch verrottet sein musste. An Oberkörper, Armen und Beinen hingen noch bronzene Panzerplatten, die seltsamerweise fest an den viel zu dünnen Gliedmaßen saßen. Ohne das Fleisch hätten sie eigentlich abfallen müssen, aber Ingrill beschloss, das sei ein Rätsel, das mit ihrer Situation momentan nichts zu tun habe. Denn nun hob das Skelett den langen Holzstab, den es in der linken Hand hielt. Abgesehen davon, dass er viel älter wirkte, als Holz eigentlich werden durfte, wies der Stock keinerlei Besonderheiten auf. Nur an seine Spitze waren grausame Klingen montiert worden. Eine Spitze ragte zwischen vier Klingen hervor, die nach allen Seiten abstanden. [/FONT]
[FONT=Calibri, sans-serif]Und diese Spitze richtete sich nun auf die sechs verbliebenen Zwergenkrieger. Rotes Glühen füllte plötzlich die Augenhöhlen des Untoten und auch seinen Mund, der nun unheimliche Worte hervor spuckte. Bevor die Zwerge, von diesem schrecklichen Schauspiel gelähmt, reagieren konnten, schlug ein blendend roter Blitz aus dem Stab und peitschte durch die Luft. [/FONT]
[FONT=Calibri, sans-serif]Ingrill riss seine Axt hoch und die Runen glühten auf. Als der Zauber in das Metall schlug, platzten sie nacheinander ab und der Zwerg spürte, wie Schmerz durch seinen Körper raste und es ihn von den Füßen riss. Er konnte die Schmerzensschreie seiner Kameraden hören. Als er hart auf den Boden aufschlug, verstummten sie nacheinander. Doch zu seiner Überraschung verging auch der Schmerz. Nur ein unangenehmes Pochen blieb in Schultern und Rücken, wo er auf den Boden geschlagen war. [/FONT]
[FONT=Calibri, sans-serif]Er rappelte sich langsam auf. Er lag noch immer im Tunnel und um ihn herum die Leichen seiner Freunde und Mitstreiter. Ich werde euch rächen. Und ich werde dich retten, Silstane!, schwor er. [/FONT]
[FONT=Calibri, sans-serif]Seine Axt hatte den Treffer relativ gut überstanden und er dankte den Zwergenschmieden für ihre hervorragende Arbeit. Doch offenbar hatte der Zauber die Schutzrunen überlastet. Aber vorerst reichte es dem Krieger, einfach nur eine Waffe zu haben. [/FONT]
[FONT=Calibri, sans-serif]Dann hatte er eine verzweifelte Idee. Wenn es ihm gelang, den Beschwörer zu töten, würden die übrigen Untoten ihre Kraft verlieren und zusammen fallen. Das Skelett mit dem Zauberstab stand noch immer an der gleichen Stelle, doch die Augen waren wieder leer. „He Gerippe“, brachte er mühsam hervor. Sein Mund fühlte sich verbrannt an und er musste sich auf die Zunge gebissen haben. „Ich will mit dir kämpfen!“ [/FONT]
[FONT=Calibri, sans-serif]Der Untote in der bronzenen Rüstung blickte grinsend in seine Richtung. „Du? …Du hast keine Chance gegen mich. Ich habe ganze Zeitalter kommen und gehen gesehen. Und warum sollte ich mich mit dir abgeben? Amüsier dich doch eine wenig mit meinen Dienern.“ Die Skelettkrieger setzten sich in Bewegung, doch Ingrill gab noch nicht auf. Sein zwergischer Dickschädel verhinderte das. [/FONT]
„[FONT=Calibri, sans-serif]Wenn du noch einen Funken Ehre in deiner verdorbenen Seele besitzt, dann stell dich mir, du Feigling!“ Zu seiner Überraschung blieben die Untoten stehen. Dieses Mal erklang Belustigung in der Grabesstimme. „Du hast Mut, kleiner Krieger. Du erinnerst mich an mich selbst, obwohl du wesentlich keiner bist. Früher war ich genauso impulsiv wie du. Nun gut. Ich werde dich persönlich töten, wenn du das so dringend willst.“[/FONT]
[FONT=Calibri, sans-serif]Die Skelettkrieger bildeten einen Ring im Tunnel, der den Zwerg und ihren Anführer umschloss. Während Ingrill seinen Platz gegenüber dem wartenden Untoten einnahm, dachte er noch einmal kurz an Silstane und wünschte ihr alles Glück, das die Erde ihr gewähren konnte. Dann verdrängte er alle überflüssigen Gedanken und konzentrierte sich vollends auf seinen Widersacher. Es durfte eigentlich nicht sonderlich schwer werden, dieses Skelett zu zerhacken, das nun ein Schwert zog und den Holzstab in der anderen Hand hielt. [/FONT]
[FONT=Calibri, sans-serif]Um seinem Kontrahent ja keine Möglichkeit für einen Zauber zu geben, holte Ingrill tief Luft, packte seine Axt mit beiden Händen und rannte los. Mit weiten Schritten näherte er sich und hob die Axt über den Kopf. Etwas irritiert registrierte er, dass das Skelett lediglich sein Schwert ein wenig hob, um den kräftigen Hieb abzufangen. Sicher, diese schwächliche Parade hinwegzufegen, schlug Ingrill zu. Metall schrammte über Metall und der Ruck ließ seine Armmuskeln vibrieren, doch die Klinge seines Gegners gab nur um wenige Zentimeter nach. Er hatte die Kraft des Untoten, die von seiner äußeren Erscheinung in keinster Weise verraten wurde, unterschätzt, musste der Zwerg sich eingestehen. Er trat einen Schritt zurück.[/FONT]
[FONT=Calibri, sans-serif]Ein leises Zischen war seine einzige Warnung und sie kam zu spät. Mit einem Scheppern traf der Stab des Nekromanten seinen Schulterpanzer und zerriss das Metall, das in Einzelteilen zu Boden fiel. Die scharfen Klingen an der Spitze des Stocks verfehlten seinen Körper um Haaresbreite, doch allein der Treffer des Holzes ließ seine Schulter taub werden und schleuderte ihn zu Boden. Ingrill war noch geistesgegenwärtig genug, um sich zu Seite zu rollen, wobei seine verletzte Schulter heißen Schmerz durch seinen Körper sandte, als sein Gewicht auf ihr lastete. [/FONT]
[FONT=Calibri, sans-serif]Doch die Pein war ein geringer Preis, denn schon fuhr das Schwert des Untoten dort nieder, wo er eben noch gelegen hatte. Ingrill hörte Metall und Stein splittern, als beide Materialien unter der unmöglichen Kraft des Skelettes nachgaben. Schnell mühte er sich auf die Beine und spürte allmählich die Auswirkungen des stundenlangen Kampfes gegen die Untoten. Doch er zwang sich, einige Schritte zurück zu weichen, um sich Zeit zu verschaffen. Zeit wozu?, fragte er sich. Langsam machte er einige Schritte seitwärts, ohne seinen Kontrahenten aus den Augen zu lassen, der sich mit ihm drehte und ihn böse angrinste. [/FONT]
[FONT=Calibri, sans-serif]Der Zwergenkrieger mühte sich, nicht die Ruhe zu verlieren und sich nicht auf rohe Kraft zu verlassen. Gegen diesen Feind würde es nicht reichen. Er musste dafür sorgen, dass der Untote einen Fehler machte, doch wie sollte er das schaffen? Ihm blieb keine Zeit für weitere Überlegungen, denn schon griff das Skelett wieder an. Ingrill hatte keine Schwierigkeiten, mit einem Sprung nach hinten dem Schwert auszuweichen, doch der Zauberstab, der von der Seite heran sauste, war wesentlich länger. Ihm blieb nichts anderes übrig, als mit aller Kraft danach zu schlagen, um ihn abzublocken. Seine Axt schrammte über das Holz, ohne auch nur einen Kratzer zu hinterlassen. Doch der Aufprall ließ seine Muskeln schmerzen und prellte ihm beinahe die Waffe aus den Händen. [/FONT]
[FONT=Calibri, sans-serif]Nun ließ ihm sein Gegner keine Ruhe mehr. Er schlug mit dem Stab in weitem Bogen zu und stach blitzartig mit dem Schwert nach Ingrill. Der konnte kaum schnell genug zurück weichen und er wusste, dass irgendwann die Wand kommen würde. Wieder sauste die klingenbesetzte Spitze des Stabs in Höhe seiner Unterschenkel heran. Ingrill sprang, um dem Schlag zu entgehen, doch er kam nicht hoch genug. Der Untote veränderte die Richtung des Stabs ein wenig und das magiegestärkte Holz traf ihn schmerzhaft an den Knöcheln, sodass er dachte, ihm würden die Füße abgeschlagen. [/FONT]
[FONT=Calibri, sans-serif]Der Zwerg schlug in voller Länge auf den Boden und keuchte auf, als ihm der harte Untergrund die Luft aus der Lunge presste. Immer noch um Atem ringend, drehte er sich zur Seite, um Abstand zu seinem Gegner zu gewinnen. Mühsam kam er wieder auf die Beine und erwartete dabei jederzeit den stechenden Schmerz, mit dem das Schwert seine Brust durchbohren würde. Doch er kam nicht. Als Ingrill wieder stand, sah er, dass sich das Skelett ein Stück zurück gezogen hatte und ihn gehässig angrinste. Die Bestie spielte mit ihm und genoss es, ihn langsam ans Ende seiner Kräfte zu treiben, während ihre eigenen unerschöpflich schienen. Deshalb hatte der untote Fürst auch darauf verzichtet, ihn einfach abzustechen. Nun stand er dort, Schwert und Stock erhoben, erwartete den Angriff. Ingrill ließ sich Zeit. Er musste wieder zu Atem kommen oder er hätte überhaupt keine Chance. Außerdem erkaufte er mit jedem Atemzug, den das Duell dauerte, seinen Leuten mehr Zeit zur Flucht. Um ihn herum bildeten die restlichen Skelette und Zombies einen Kreis, wagten sich jedoch allein nicht tiefer in das Labyrinth der Tunnel. [/FONT]
[FONT=Calibri, sans-serif]Ingrill fragte sich, wie lange er den Skelettfürsten wohl hinhalten konnte und trank aus seinem Wasserschlauch, ohne seinen Gegner aus den Augen zu lassen. Bei der ersten verdächtigen Bewegung musste er kampfbereit sein. Doch das Skelett stützte sich nur auf seinen Stock und ließ die Klinge durch die Luft sausen. Er würde nicht müde werden, er konnte warten, war die Botschaft, die er ihm stumm übermittelte. Ingrill wusste, dass er Recht hatte. Die Zwerge kämpften schon seit Stunden, er hatte zu wenig geschlafen und seine Arme schmerzten von der Belastung. Er musste das Duell bald entscheiden. Er dachte an Silstane und schloss die Augen. Er würde sie und seinen Sohn retten! [/FONT]
[FONT=Calibri, sans-serif]Noch ein letzter tiefer Atemzug und Ingrill hob die Axt schräg vor sich, bevor er loslief. Seine Stiefel stapften schwer über den Steinboden, doch er überbrückte die kurze Distanz zu seinen Gegner innerhalb weniger Herzschläge. Der Untote erwartete ihn stumm und regungslos. Im letzten Moment stach er zu. Die schlanke Klinge pfiff nur weniger Fingerbreit am Kopf des Zwergs vorbei, der gerade noch rechtzeitig zur Seite getreten war. Nun schlug er seinerseits nach dem Bein seines Gegners, doch der rammte blitzschnell seinen Stock in den Boden, sodass die Axt dagegen krachte. Es war, als hätte Ingrill auf eine Wand eingeschlagen. Neuer Schmerz jagte durch seine Arme, doch er verzog keine Miene, sondern drehte sich nach links, weg vom Schwert seines Gegners. [/FONT]
[FONT=Calibri, sans-serif]Der zerrte an seinem Stab, den er wohl zu tief in den Stein gestoßen hatte und nun nicht mehr befreien konnte. Ingrill nutzte die Gelegenheit und ließ die Axt niedersausen. Mit einem Ruck kam der Stock wieder frei, wobei kleine Steine durch den ganzen Raum pfiffen. Der Skelettfürst wurde von der plötzlichen Bewegung zurück getrieben und riss die Hand hoch. So entging er dem Treffer der Axt, doch der hochschnellende Arm sauste gegen die metallene Schneide. Die beiden entgegengesetzten Bewegungen hatten eine vernichtende Wirkung. Der Knochen wurde kurz oberhalb des Ellenbogens durchtrennt und der Stab fiel klappernd zu Boden.[/FONT]
[FONT=Calibri, sans-serif]Voller Zorn schrie das Skelett auf und stach wild nach ihm, doch Ingrill trat mit einem Schritt rückwärts aus seiner Reichweite. Der untote Fürst setzte ihm nach und schlug wild mit dem Schwert zu. Seine Angriffe sahen unkontrolliert und schwach aus, doch Ingrill hatte bereits genug Erfahrung mit der Kraft des Skeletts gesammelt, um sich keinen Illusionen hinzugeben. Stattdessen versuchte er, nach dem Handgelenk seines Gegners zu schlagen, doch entweder war der zu weit weg oder das Schwert parierte die Axt des Zwergs. Jedes Mal, wenn das geschah, schrammten die Schneiden funkensprühend aneinander und die Wucht des Aufpralls ließ seine erschöpften Muskeln zittern. Einmal hätte es ihm beinahe die Waffe aus der Hand geprellt und danach ging Ingrill wieder auf Abstand. Inzwischen schien die unkontrollierte Wut des Skeletts verraucht. Ohne den Zwerg aus den Augen zu lassen, trat der untote Fürst einige Schritte zurück und steckte sein Schwert in die verrostete Scheide an seinem Gürtel. Dann nahm es stattdessen den Stab wieder auf. Ingrill fluchte leise. Obwohl sie nun beide nur eine Waffe führten, hatte sein Gegner eine beträchtlich größere Reichweite. Und er machte sich nicht die Hoffnung, den Holzstock zerbrechen zu können. Dessen Magie war selbst für ihn fast spürbar und das Holz hatte schon mehreren schweren Axttreffern widerstanden. [/FONT]
[FONT=Calibri, sans-serif]Als das Skelet wieder angriff, wusste Ingrill, dass es das letzte Aufeinandertreffen war. Er hob seine Axt und setzte sich ebenfalls in Bewegung. Ein Kriegsschrei löste sich aus seiner Kehle und er mobilisierte alle Kraftreserven, obwohl Stärke allein ihm kaum helfen würde. Dann war es soweit. Der klingenbesetzte Stab fuhr seitlich heran und Ingrill tat das einzige, was er tun konnte. Er warf sich mit allem Schwung nach vorn, seinem Gegner entgegen. Trotzdem traf ihn eine stumpfe Stelle des Holzstabs und sprengte etliche Glieder seines Kettenhemdes. Doch er war dicht genug. Den Schmerz ignorierend, schlug er zu und erwischte den Beckenknochen des Untoten. [/FONT]
[FONT=Calibri, sans-serif]Dann prallte Ingrill schmerzhaft auf den Boden und rollte sich ab. Als er mühsam wieder auf die Beine kam und sich umdrehte, sah er das Skelett, das nicht mehr aufstehen konnte. Ohne zu zögern, trat er an seinen kampfunfähigen Gegner heran. Schon rückten die anderen Krieger näher, doch sie kamen zu spät. Die Axt des Zwergs durchtrennte die Wirbelsäule des Skelettfürsten kurz über den bleichen Rippen. [/FONT]
[FONT=Calibri, sans-serif]Einen Augenblick lang geschah nichts. Dann fiel der Schädel klappernd zu Boden und die Untoten verpufften zu einem Wirbel aus Staub, der sich langsam auf seinen Herren zu bewegte. Doch das war Ingrill egal. Als die Knochen des Fürsten klappernd auf den Boden fielen, wandte er sich ab und hatte es plötzlich sehr eilig. Er hatte es geschafft. Er hatte die Untoten aufgehalten! Er, Ingrill Knochenschlag, würde ein Held werden und noch in Jahrhunderten würde man sich an ihn erinnern. Er malte sich aus, welche Feste man ihm zu Ehren feiern würde und wie seine Taten gerühmt werden würden. Der Tod seiner Mitstreiter war gerächt worden und auch sie würden nicht vergessen werden, dafür würde er sorgen. Mit diesen Gedanken schritt er erleichtert in den Tunnel, der ihn zu den Geflohenen führen würde.[/FONT]
[FONT=Calibri, sans-serif]Was er nicht sah, war die Hand des Skelettfürsten, die noch immer den Stab umklammert hielt. Die Magie der gefallenen Untoten und die des Holzes waren noch nicht verbraucht und sickerten nun langsam in die Knochen zurück. Der Arm erhob sich, ohne den Stab loszulassen. Eine einzige Bewegung und mit den Klingen voran sauste der Stab durch die Luft, getrieben von der Wut des Untoten. Ingrill hörte das Zischen und riss die Augen auf. Doch bevor er mehr als nach Luft schnappen konnte, bohrte sich die Spitze des Stabs in seinen Rücken, ohne vom Kettenhemd aufgehalten zu werden. Er sank auf die Knie und fiel dann der Länge nach hin. Sein Blick wurde schwarz und ein blutiges Röcheln begleitete jeden Atemzug. Er dachte an Silstane und seinen Sohn. Er konnte gerade noch beten, dass sie ein langes und zufriedenes Leben führen würden, bevor seine Kraft verebbte. Er sah nichts mehr und sank zusammen. Als letztes spürte er eine Kälte an seinem Gesicht, doch er konnte nicht sagen, ob die vom Boden stammte oder ein Vorbote des Todes war. Dann verließ ihn mit einem letzten blutigen Husten und einem trotzigen Aufbäumen der letzten Funken Leben. [/FONT]
[FONT=Calibri, sans-serif]Als die Suchtrupps der Geflohenen Zwerge zwei Tage später den Kampfplatz erreichten, jubelten sie vor Freude über die Niederlage der Untoten. Sie bestatteten die gefallenen Zwergenkrieger. Doch nicht allen wurde in unvergessenen Ehren der letzte Weg bereitet. Ein Zwerg wurde im Gang gefunden, der vom Kampf wegführte und er war von hinten erstochen worden. Die Suchtrupps waren sich einig, dass er geflohen war, und dieser Zwerg wurde in einer einfachen Zeremonie beigesetzt. Und schon bald nachdem Silstane und ihre Zeitgenossen gestorben war, geriet der Name Ingrill Knochenschlag in Vergessenheit.[/FONT]