WHFB Tod der Lüge

the_lifeless

Aushilfspinsler
10. Januar 2007
48
0
4.921
so, hier mal was neues von mir, ich hoffe es gefällt.
weitergeschrieben wird, sobald ich zeit und muse finde

[size=4]Tod der Lüge[/size]


Prolog

“Stimmen des Kerkers” in Auszügen. Von Leomar Kron, angeklagt des Hochverrats und der Ketzerei, verbrannt auf dem Scheiterhaufen im Jahre 2533
Die alte Welt steht in Flammen. Nachdem der Sturm des Chaos die Länder der Menschen mit Krankheit Tod und Krieg überzogen hat herrscht eine trügerische Stille. Doch die Hoffnung auf eine Zeitalter des Friedens und der Freiheit ist in einem Meer von Blut und Feuer versunken. Die Schlacht im Schatten der Mauern Middenheims mag gewonnen sein, doch nicht jener Krieg, der die Welt seit Anbeginn der Zeit zerreißt. Und auch wenn sich dereinst eine Zeit des Friedens wie der Phönix sich erheben mag aus der Asche von Krieg und Vernichtung, so sind doch wir es, die in diesen finsteren Zeiten ihr Leben fristen müssen
Während auf den Schlachtfeldern der alten Welt Heldenlieder geboren werden, die man auch in tausend Jahren noch singen mag tobt ein Krieg in den Schatten. Verborgen vor den Augen der Menschen. Es ist ein Krieg ohne Gnade oder Helden, ohne Hoffnung auf Sieg.
Auf den Folterbänken der Hexenjäger stammeln gebrochene Gestalten wirre Geständnisse, erzählen Geschichten von Wahnsinn und Verzweiflung. Während die Geister ihrer Furcht sie heimsuchen öffnen sie ein Tor in eine Welt hinter den Schatten. Dies sind ihre Geschichten, dies sind die Stimmen des Kerkers.


Er hörte Stimmen im Elend seiner Einsamkeit, sah ein Leben vor sich liegen. Sein Leben? Sein Körper war gebrochen von den Qualen der Folter, sein Geist verloren in wirren Träumen. Er stand alleine in den Ruinen seines Lebens, ein Sturm von Stimmen ihn zu Boden zwingend. Es war eine Lüge, sein ganzes Leben, all das, wofür er gekämpft und gelitten, alles Lügen. Seine Hoffnungen, seine Träume. Doch diese Lüge war alles, das ihm geblieben war in einer Welt des Wahnsinns. Er hörte ihr Flüstern, ihr Kreischen, hörte sie lachen und flehen, er ersehnte das Ende seiner Qualen, doch die Stimmen verstummten nicht:

“Du kannst mich nicht töten, denn was gut ist in mir wird ewig leben”

“Du weißt so gut wie ich, Hexenjäger, dass das eine Lüge ist, zu lange bist du gewandelt auf einem Pfad des Blutes. Es ist nichts mehr in dir, das gut und göttlich ist. Wir sind uns ähnlicher als du denkst, wir töten, weil wir keine Wahl haben, weil wir eine Wahl niemals hatten. Du magst es Schicksal nennen, Hexenjäger, göttliche Fügung. Ich aber sage dir, dies ist Leben.”

“Seht ich bin das Schwert der Götter und flammend werde ich fahren zwischen jene, die Glauben heucheln und vor Dämonen knien.”

“Was war das heute?”
“Ich habe Antworten gesucht und gefunden. Ich habe mich nicht zu rechtfertigen, nicht vor dir noch vor irgendeinem Menschen”
“Wir sind gekommen, diese Menschen zu befreien, nicht, sie abzuschlachten. Lüge mag eine Sünde sein, Furcht ist es nicht. Liebe ist keine Sünde, er wollte jene beschützen, die er liebt. Liebe ist keine Sünde, gerade du solltest das wissen.”
“Zweifelst du an meinen Wegen?”
“Ich zweifle nicht an deinen Zielen, nicht an unserem Weg. Doch bedenke, wohin wir unsere Schritte setzen bestimmt, an welche Orte unser Weg uns führt. Achte darauf, dass du nicht zu dem wirst, das zu vernichten du geschworen hast. Achte darauf, dass du nicht selbst zum Dämon wirst.”



1. Das Herz der Sünde

Es brannte, wie die Flammen der Hölle noch bevor der Scheiterhaufen Feuer fing. Er hatte sie geliebt. Das Brüllen der Menge, gleich dem eines wilden Tieres. In ihren Augen sah er Furcht, Verzweiflung, die Fackel in seiner Hand trat er einen Schritt nach vorn. “Ich liebe dich,” ihr heiseres Wispern verklang ungehört im bestialischen Kreischen jenes fanatischen Feuers, das die Herzen des Pöbels entflammte. Unzählige Gesichter, verzerrte Fratzen, sie schrieen nach Tod nach Leid jenem reinigenden Feuer das jedes ihrer sündigen Herzen selbst verdient hatte. Er sah ihr Flehen, sah ihre Angst, während sein Herz verdorrte. Jene Lippen, die er so oft geküsst, jene Augen, in denen er einst eine bessere Welt gesehen hatte. Er hatte sie geliebt.
Langsam, quälend langsam öffneten sich seine Finger. “Ich liebe dich” Das Feuer fraß sich in Reisig, Holz und sein Herz, das Kreischen der Menge steigerte sich bis zur Ekstase. Eine Kakophonie des Hasses, sie waren nicht mehr als Tiere, doch er war ihr Hirte. “Mögen die Götter dir vergeben, denn ich kann es nicht.” Rasch wich er vor den wachsenden Flammen zurück, die tanzend und springend den Scheiterhaufen erklommen. Niemand hatte seine Worte gehört, er spürte, wie sich Walthers Hand auf seine Schulter legte, unendlich schwer wog der Trost, den der Freund alter Tage ihm zu spenden gedachte. Das Feuer kroch immer höher und höher, erreichte ihren Körper, umschlang ihre Beine. Sie warf den Kopf nach hinten, Schmerz grub sich in ihre Züge, während die Flammen ihren Körper zerfraßen. Durch die tanzenden Schatten des Feuers blickte sie ihn ein letztes Mal an. “Ich vergebe dir, vergib mir, bitte vergib mir.” Ihre Worte konnte er nicht hören, doch er hörte sie, als die Flammen seinen Körper und die ganze Welt verzehrten. “Ich liebe dich.” Es waren seine Worte, nicht ihre, er war es, der brannte, nicht sie. Schmerz, eine Welt von Schmerzen, er schloss die Augen: “Sigmar, weshalb hast du mich verlassen?”

Reinhardt schlug die Augen auf, Stille. Der Traum verblasste, doch der Schmerz blieb.


the_lifeless 😛h34r:
 
hier nun teil 2, wird wohl doch eine längere Geschichte:

Reinhardt schlug die Augen auf, Stille. Der Traum verblasste, doch der Schmerz blieb. Die Sonne stieg auf im Westen, Nebelfetzen hingen zwischen den Bäumen des lichten Waldes, Kälte. Eisige Kälte kroch aus der bitter duftenden Erde hervor. Der Hexenjäger richtete sich auf, legte seinen Waffen an. Dann ging er hinüber zum Feuer, über dem ein Topf aus dunklem Eisen hing. Der Waffenknecht, der eben noch seine Hände an den flackernden Flammen gewärmt hatte senkte seinen Blick, grub sich tiefer in seinen Mantel. Reinhardts Augen schweiften über die Soldaten, die in ihre Decken gehüllt um das Feuer herum lagen. Wie weit würden sie ihm folgen?
“Weck die Männer.” Seine beißende Stimme hallte unwirklich laut wieder im dämmernden Wald. Während die Landsknechte einer nach dem anderen aus ihren Träumen gerissen wurden wandte der Hexenjäger sich vom Feuer ab. Seine langsamen Schritte führten ihn an den von Dornbüschen und Heidekraut umsäumten Rand des kleinen Wäldchens, wo er reglos stehen blieb. Leben kam in das Lager, er hörte die leisen Stimmen der Männer, das Rascheln ihrer Decken, als sie sich auf ihren Lagern aufrichteten. Reinhardt blickte über die Schulter zurück. Die Landsknechte erhoben sich von ihren kalten Betten aus Moos, gefallenem Laub und klammen Decken. Einige rieben sich noch den Schlaf aus den Augen, während andere ihre Waffen prüften oder sich dünne Brühe aus dem großen Kessel schöpften. Wieder blickte er hinaus auf die von Tau überzogenen Wiesen, die im Licht der aufgehenden Sonne in unwirklichem Glanz erstrahlten. Die Luft war kalt und rein, ein leichter Wind rauschte in den Blättern der Bäume. Angestrengt spähte Reinhardt in die Ferne, wo sich der düstere Wald eines verfluchten Landes den erlösenden Strahlen der Sonne entgegenreckte. Wie weit würden sie ihm folgen?
Sie waren tapfere Männer, Veteranen unzähliger, blutiger Kämpfe. Reikländer allesamt, bis auf Walther, den Middenheimer Riesen, der die übrigen Krieger um gut zwei Köpfe überragte. Wahrlich tapfere Männer, stark in ihrem Glauben. Ein stolzes Lächeln huschte über die Züge des Hexenjägers. Doch es verblasste und verschwand, als er das Geräusch, sich nähernder Schritte vernahm. Laub raschelte und kleine Äste brachen knackend unter schweren Stiefeln. Weiter blickte Reinhardt hinaus in die Ferne, wo wabernde Nebelschwaden schwerfällig über die taubenetzten Wiesen zogen.
“Was siehst du?” Es war Walthers Stimme, alt vertraut, weckte sie Erinnerungen an bessere, längst vergangene Tage. “Ich sehe das Ende einer endlosen Reise, Sylvania ist der Ort an dem sich unser Schicksal erfüllen wird.” Reinhardt wollte die Worte glauben, die er sprach, doch er konnte es nicht. “Wie lange jagen wir sie nun schon? Vier Jahre, Fünf? Es wird Zeit, dass wir ihrem unheiligen Leben ein Ende setzen.” Walthers Stimme klang wie das wütende Grollen eines hungrigen Wolfes. “Ich weiß es nicht mehr alter Freund, ich weiß es nicht mehr.” Doch eines wusste der Hexenjäger ganz genau, dass es enden musste, und dass niemand es beenden würde, wenn nicht sie es taten. “Die Götter sind mit uns, diesmal wird es gelingen.” Reinhardt kämpfte die Zweifel nieder, die ihn zu erdrücken drohten, “Lass uns zurück zu den Männern gehen, es wird ein langer Ritt heute.” Mit einem letzten angstvollen Blick nach Osten wandte er sich Walther zu. Das Feuer unerschütterlichen Glaubens in seinen Augen rückte er seinen Hut zurecht. Und sie gingen zurück ins Lager.
Die Waffenknechte senkten ihren Blick, wo sich ihre Augen mit dem eisigen Blick des Hexenjägers trafen. Sie waren gute Männer, jeder von ihnen. Die Priesterschaft des Sigmar, ein höhnisches Lächeln kroch schmerzhaft auf Reinhardts Lippen hatte dafür gesorgt, dass sie ihm unterstellt wurden. Wohl um den Dorn, der Reinhardt in ihrem sündigen Fleisch war aus der Hauptstadt zu locken. Die Kirche des Sigmar, was für ein großer Name für eine verwesende Leiche, in deren Fleisch sich fette Maden eingenistet hatten. Korruption und Dekadenz hatten sie von innen heraus zerfressen, bis sie nur noch eine leere Hülle war, nurmehr ein Schatten ihrer selbst. “Wir brechen auf.”

Reinhardt Zornbrecht, der Hexenjäger, der Schlächter von Thraiensfurth ließ seinen Blick über die versammelten Männer schweifen. In Reih und Glied saßen sie auf ihren Rössern, blickten ihm erwartungsvoll entgegen. Nur das Wiehern eines unruhigen Pferdes, ein Schnauben, das Scharren von Hufen durchbrach die unwirkliche Stille. “Männer,” seine Stimme klang harsch im sanften Singen des Windes “vor euch liegt Sylvania, ein Land des Schreckens, wo die Toten wandeln und die Dämonen der Nacht herrschen.” Seine blitzenden Augen durchbohrten die Waffenknechte. “Doch fürchtet euch nicht, denn die Götter sind mit uns.” Er riss an den Zügeln seines Pferdes, das sich wiehernd der Gewalt des Reiters beugte. “Schärft eure Sinne, haltet eure Waffen bereit, denn wir wissen nicht, welche Schrecken uns hier erwarten.” Der Hexenjäger ballte seine Hand zur Faust. “Wie Sigmars Hammer werden wir fahren zwischen die Feinde der Menschheit und wenn sich auch die Schlünde von tausend Höllen auftun unter unseren Füßen, so werden wir doch kämpfend sterben.” In der Düsternis des dichten Waldes verlor sich sein Brüllen. “Denn wir sind die Söhne Sigmars, für den Gott gewordenen, für das Imperium.” Auf den Gesichtern der Soldaten spiegelte sich jene eiserne Entschlossenheit, die auch sein Herz entflammte. “Heute reiten wir, auf zu Tod, auf zu Verderben. Heute reiten wir durch die Tore der Hölle, doch fürchtet nicht den Tod, denn wenn ihr auf diesem Pfad des heiligen Krieges sterbt erwacht ihr zum ewigen Leben.” Die Faust in den Himmel gereckt riss er sein Pferd herum. “Für Sigmar, für das Imperium.” Donnernd erschallte die Antwort der Kriegsknechte.
 
<div class='quotetop'>ZITAT(the_lifeless @ 19.01.2007 - 18:22 ) [snapback]956624[/snapback]</div>
hier nun teil 2, wird wohl doch eine längere Geschichte:[/b]

mist, ich wollte frgen, ob ich was adaptieren darf xD 😛

sehr schön, dein schreibstil is einfach super find ich, aber solltest du net erst an der andern story weiterschreiben? 😛 oder war die schon zu ende? :huh:
ich glaub reinhardt kriegt nen gastauftritt bei mir xD
 
Weiter gehts: Teil 3


Bleierner Nebel hing schwer zwischen den Bäumen, in der grauen Düsternis war das leise Murmeln eines Baches zu hören. Seit endlosen Stunden schon ritten sie durch den ächzenden Wald. Eine Gestalt schälte sich aus dem grauen Zwielicht. Einige der Männer griffen nach ihren Waffen, der bedrohliche Atem dieses verwesenden Landes hatte sich wie ein Gift in ihren Geist gefressen. Reinhardt hob die Hand und der Zug von Reitern hielt inne. Es war jener Mann, den sie alle nur das Wiesel nannten. “Was hast du zu berichten?” Der Soldat zuckte zusammen, als der Hexenjäger ihn mit schnarrender Stimme ansprach. Niemand konnte seinen Blick ertragen, Reinhardt wusste es, doch sie hatten nicht gesehen, was er gesehen hatte. Das Wiesel blickte auf, seine Augen halb verborgen unter seinem breiten Hut. Ein Lächeln huschte über das ausgezehrte Gesicht. “Ein Dorf Herr, nur eine halbe Meile von hier.”

Von einem Augenblick auf den nächsten war ein reißender Wind aufgekommen. Der Nebel lichtete sich und gab den Blick frei auf ein enges Tal. Ärmliche Hütten scharten sich um den Dorfanger, auf dem eine uralte Eiche wuchs, ihre Äste gewunden und kaum ein Blatt, das nicht fortgerissen worden war von den heftigen Herbststürmen. Reiter näherten sich, Waffen blitzten hell im Licht der Sonne, die in eben diesem Moment durch die graue Wolkendecke brach.
Eine Menge von Menschen hatte sich auf dem Anger versammelt, blickte voll Furcht den näher kommenden Gestalten entgegen, ihre Kleider überzogen vom Schmutz harten Tagewerks. Tief hatten sich Verzweiflung und Angst, die in diesen Landen allgegenwärtig waren in ihre Gesichter gegraben. Selbst die Kinder wie gebrochen von hohem Alter.
Reinhardt riss die Faust nach oben. Die Waffenknechte zügelten ihre Pferde. “Abgesessen.” Walthers Stimme, grollend wie der Donner des Krieges hallte durch das Tal. Die schweren Stiefel des Hexenjägers krachten auf die kalte Erde. Er trat einen Schritt nach vorn, “Wer ist der Vorsteher dieses Dorfes?” Die Bauern starrten zu Boden, ...Schweigen. “Ich, Herr, das bin ich.” Ein alter Mann trat zögernd aus der Menge hervor, sein Haupt bekränzt von dünnem, grauem Haar.
“Ich bin Reinhardt Zornbrecht, ich reise im Auftrag der heiligen Kirche des Sigmar.” Der Hexenjäger hielt inne, noch gut einen Schritt war er entfernt von der erbärmlichen Gestalt des zitternden Greises. Hoch ragte er auf über dem gebeugten und gebrochenen Alten, sein schwarzer Mantel flatterte im Wind, seine Augen kalt wie der Winter des Nordens. Seine Züge wie aus Stein gemeißelt. “Wo finden wir die Gräfin, wo ist Ishara.” ...Stille... Das furchtsame Schweigen der Bauern brachte ihm Gewissheit, sie wussten es. “Von wem sprecht ihr, Herr?” Auf dem Gesicht des Greises ein Spiel von Furcht und Verzweiflung.
Dann traf ihn Reinhardts Schlag, mit aller Wucht rammte der Hexenjäger dem Alten die Faust in den ungeschützten Bauch. “Du weißt, von wem ich spreche.” Keuchend brach der Dorfvorsteher zusammen. “Wo ist Ishara.” Die Worte des Schlächters waren ein dunkles Grollen. “Ich weiß es nicht, Herr, ich weiß es nicht.” Die Stimme des Greises überschlug sich, Schmerz und Verzweiflung krochen aus ihr. Reinhardt beugte sich herab zu dem Mann, seine Hand umfasste den Kiefer des Alten, fuhr mit eiserner Gewalt zusammen. “Lüge ist eine Sünde.” Seine Worte ein hasserfülltes Zischen.
Er bekam keine Antwort, drückte fester zu. Der Greis wand sich in seinem unbarmherzigen Griff. Reinhardt blickte ihm in die Augen, in den seinen brannte das Feuer fanatischen Glaubens, als er mit einer flüssigen Bewegung seine Pistole zog und sie auf die Stirn des Alten richtete. “Ich kann nicht Herr, reitet fort, flieht von diesem Ort, denn hier erwarten euch nur Tod und Verderben.” Panische Angst erfüllte die Worte. “Lüge ist eine Sünde.” Wiederholte Reinhardt mit eiserner Entschlossenheit. “Ich kann nicht Herr.” Reinhardt sah das Flehen in seinen Augen. Ich liebe dich. Er warf alle Zweifel von sich. “Ihr wisst nicht, wozu sie fähig ist Herr, ihr könnt es euch nicht vorstellen. Ich habe Frau und Kinder, Herr.” Reinhardt war taub für das Betteln, blind für das Elend der erbärmlichen Gestalt die vor ihm kniete. “Es gibt schlimmere Schicksale, als den Tod, zu Leben im Staub, unter dem Joch von Dämonen ist eines davon.” Sein Herz war blind, er sah die Furcht des Alten, und er verachtete ihn. “Seht ich bin das Schwert der Götter...” Flehend und bettelnd kniete der Greis vor dem Hexenjäger, “und flammend werde ich fahren zwischen jene, die Glauben heucheln und vor Dämonen knien.”
Ein Krachen, als sich das Schießpulver entzündete, es gab keine Hoffnung für Verräter, keine Gnade. Dann wurde der Alte nach hinten geworfen von der Wucht des Schusses, als sein Schädel zersplitterte. Ein See von Blut wuchs unter den Füßen des Hexenjägers. Kreischend stob die Menge auseinander, als die Kriegsknechte ihre Waffen ergriffen. Reinhardt wandte sich um zu den Männern, die ihm so weit gefolgt waren, seine Züge eine ausdruckslose, kalte Maske. “Ruben, Gerhardt, nagelt dieses Stück Dreck an den Baum.” Seine Augen waren Kälte, wie Dornen aus Eis bohrten sie sich in die Herzen der Soldaten. “Ihr anderen, findet heraus, wo sie ist. Tötet jene, die nicht mehr zu retten sind.”



Am Anfang habe ich noch den Prolog eingefügt, ist mal was anderes, und für mich ein völlig neuer Versuch auktorialen Erzählens. Die Gesprächsfetzen werden noch, paraphrasiert, oder so, wie hier zu lesen in späteren Szenen auftauchen. Die Idee kam mir nach nem Gespräch mit nem Kumpel ganz gut vor. Vor allem das Böse, das sich rechtfertigt finde ich ganz interessant, gerade, da dies in der warhammer welt unüblich ist.
achja, und der bösewicht ist auf die andere seite gegangen, heißt "er" ist nun weiblichen geschlechts.

ich hoffe, es gefällt und freue mich schon auf kommentare und kritik

the_lifeless
 
haha, jetzt, wo die geschichte eigendynamik entwickelt kommt`s Schlag auf Schlag

Teil 4


Wie ein schweres schwarzes Tuch hatte sich die Nacht über Sylvania gesenkt. Ein Sturm stürzte heulend herab vom sternenübersäten Himmel, während Mannslieb die Welt in silbernem Zwielicht erstrahlen ließ. Verwitterte Bäume beugten sich ächzend im kalten Wind, zu dessen Lied die Flammen eines einsamen Feuers ihren flackernden Reigen tanzten. Warmes Licht umspielte die Gesichter der Landsknechte, die erschöpft von einem Tag des Blutes in die Flammen starrten. Nicht ein einziger von ihnen wollte darüber sprechen, was in jenem namenlosen Dorf geschehen war.
Reinhardt stand abseits der Männer auf einem kleinen Hügel und starrte hinaus in die Nacht. Nun wusste er, wo er sie finden würde, der Tag der Rache war nahe. Ein altes Kloster nicht weit von hier war die Höhle der Bestie, die er nun schon seit einer Ewigkeit jagte. Eine einsame Träne suchte sich ihren Weg über sein von Schmerz und Krieg zerfurchtes Gesicht. Er sah, wie sich einer der Soldaten erhob und auf ihn zu kam, Walther. Hastig wischte er sich die Trauer aus den Augen, niemand sollte ihn in seiner Schwäche sehen, selbst jener Freund nicht, der mit ihm bis in die Hölle der Chaoswüsten gegangen wäre.
“Was war das heute?” Walther blickte dem Hexenjäger in die Augen, suchte nach etwas, irgend etwas. Mitleid, Reue vielleicht. Doch er sah nur Kälte, keinen Funken Menschlichkeit. “Ich habe Antworten gesucht und gefunden. Ich habe mich nicht zu rechtfertigen, nicht vor dir, noch vor irgendeinem Menschen.” Der Middenheimer hielt dem Blick Reinhardts stand. “Wir sind gekommen, diese Menschen zu befreien, nicht sie ab zu schlachten.” Während Verachtung aus seiner Stimme troff trat er einen Schritt auf seinen Freund zu. “Lüge mag eine Sünde sein, Furcht ist es nicht. Liebe ist keine Sünde, er wollte jene beschützen, die er liebte.” Er wusste, dass er zu weit gegangen war, doch es war zu spät und wenn er jetzt nicht redete über das, was dort geschehen war, so wusste er, würde seine Wut in einem Moment der Gefahr aus ihm herausbrechen. “Liebe ist keine Sünde, gerade du solltest das wissen.” Walther spürte, wie sich sein Herz vor Schmerzen zusammen zog, als er das Leid in Reinhardts Augen sah. Für einen Moment zerbrach die Maske des Hexenjägers. Dann schien Feuer aus seinen Augen zu sprühen, Hass, ungezügelter Zorn gegen seinen Freund, gegen alle Welt, gegen sich selbst.
“Zweifelst du an meinen Wegen?” Reinhardts Stimme war ein bedrohliches Flüstern. Schon einmal hatte Walther es gehört, an jenem Tag des Feuers, vor den Mauern von Thraiensfurth, damals, vor so langer Zeit. Er musste die Furcht, die ihn zu ergreifen drohte niederkämpfen, als er wieder in die eisigen Augen des Hexenjägers blickte. “Ich zweifle nicht an deinen Zielen, nicht an unserem Weg.” Walther warf die Furcht von sich, sein Freund brauchte ihn, vielleicht mehr denn je. Eine Ewigkeit schien Schweigen zu herrschen, dann erklang wieder die Stimme des Riesen. “Bedenke, wohin wir unsere Schritte setzen bestimmt, an welche Orte unser Weg uns führt. Achte darauf dass du nicht zu dem wirst, das zu vernichten geschworen hast.” Walther legte seine Hand auf die Schulter des Schlächters. Ein Funken von Schmerz war in Reinhardts Augen zu sehen, als dieser seinen Blick senkte. “Achte darauf, dass du nicht selbst zu Dämon wirst.” Ein trauriges Lächeln schlich sich auf das Gesicht des Mannes, der vor wenigen Stunden noch den Tod dutzender Unschuldiger Menschen befohlen hatte. “So viel Leid, so viel Tod, und weshalb sind wir verdammt, ihre Boten zu sein?” Reinhardts Stimme zitterte, Trauer kroch in seine Augen. “Damit niemand sonst die Bürde unseres Schicksals tragen muss.” Die Last eines Lebens voller Kampf und Krieg wog schwer auf den zusammengesunkenen Schultern des Schlächters, schwerer noch auf seinem Herzen, “Dieser Krieg kann nicht ewig währen, Reinhardt, eines Tages, alter Freund, eines Tages werden auch wir unseren Frieden finden.”



Walther als eine Art externes Gewissen zu nutzen fand ich eine ganz gute idee, und wahrscheinlich wird die Freundschaft der beiden ein tragendes Thema der Geschichte, neben Gewissen und Rechtfertigung.

danke nochmal für das lob, motiviert zum weiter schreiben.

the_lifeless
 
so geht`s weiter:

Teil 5


Hoch auf einem Hügel, eingebettet in herbstlich dämmernde Apfelhaine thronte ein altes Kloster. Seine Mauern verwittert, die Fenster leer und kalt. Und wilder Wein wand sich wuchernd über Holz und Stein. Die Sonne erstieg von einem Bett von Nebelschwaden und niemand ahnte, welch Grauen dieser Morgen bringen würde.
Drei Tage waren vergangen, seit sie jenes Dorf hinter sich gelassen hatten. Drei Tage lang waren sie durch das Dunkel des Waldes geritten. Nun standen sie hier, hoffend, betend zu Sigmar und allen Göttern. Dass dieser Tag im Glanz des Sieges erstrahlen mochte. Der Hexenjäger löste sich aus dem Schatten des gefallenen Baumes, der ihn verborgen hatte vor den Augen des Bösen. Schemenhaft glaubte er die Gestalten der verborgenen Posten, die ihr Lager bewachten im Nebel zu erspähen. Das Wiesel, Gerhardt und Walther waren bei ihm, die anderen hatten sie zurück gelassen. Unerkannt und ungesehen wollten sie eindringen in das uralte Gemäuer, das zerfallend und gebrochen auf die weiten Wälder und Wiesen hinab blickte. Vertrocknet und tot umwirbelten sie wispernde Blätter, die der Wind sanft von sterbenden Bäumen pflückte. Wenige wurmstichige Äpfel hingen noch in den Ästen der Haine, ihre Brüder längst gefallen und verfault. Langsam schlichen sie näher, während der Herbst trocken, rot und flüsternd um sie tanzte. Wie ein Tier des Waldes bewegte sich das Wiesel zwischen den Stämmen, verschwimmend und verschwindend seine Gestalt. Während unter Walthers schweren Schritten gefallenes Laub ein scharrendes Lied vom Tod sang. Den Streithammer in der Hand suchte der Middenheimer Schutz zwischen Bäumen und Büschen, doch im schwindenden Nebel des Morgengrauens war er nur allzu leicht zu entdecken. Gerhardt hatte die Hand leicht auf das Heft seiner Waffe gelegt, die der Schwertkämpfer aus dem Reikland schon in viel zu vielen Schlachten geschwungen hatte.
Endlich hatten sie jene mannshohe Mauer erreicht, die das Kloster vor ihren Blicken verborgen hielt. Eine Türe aus modrigem Holz versperrte noch den Weg in die Gärten der Anlage, doch soeben verschwand das Wiesel über die von wildem Wein überwucherte Mauerkrone. Knarrend öffnete sich ihnen die Pforte in die Höhle der Bestie, die rostigen Angeln widerwillig kreischend.


möge es euer Gefallen finden
in dieser passage habe ich ein paar sprachliche bilder ausprobiert, die dadurch, dass die umgebung personalisiert wird dem sterbenden Land eine seele einhauchen sollen, ich hoffe, mit erfolg.
es steht euch frei, wild zu spekulieren, was reinhardt und seine gefährten in diesem Kloster finden werden, und wie die geschichte weiter geht, denn es kann ein bißchen dauern, bis ich den metaplot ausgearbeitet habe.

the_lifeless
 
die handlung steht, es geht weiter:

Teil 6


Nahezu geräuschlos glitt eine schartige Klinge aus ihrer Scheide. Während Mordlust sich in die Züge des Wiesels grub kam die Gestalt immer näher, Schritt für Schritt. Eine Kutte aus grobem Leinen verhüllte den Mönch, flatterte im kalten Herbstwind.
Regen war aufgekommen, rann in wispernden Bächen von den Dächern des verfallenen Klosters. Reinhardt bedeutete dem Soldaten, sein Versteck in den Schatten nicht zu verlassen. Kalt und grau drang das Licht einer verborgenen Sonne zwischen den Säulen des verwitterten Kreuzganges hindurch. Die langen Schatten malten ein Muster von Licht und Dunkelheit auf die zersprungenen Steinplatten. Nur noch gut zehn Schritte war die Gestalt entfernt.
“Er wird uns sehen.” Das zischende Flüstern des Wiesels war kaum zu hören im beständigen Rauschen fallenden Wassers. Der Mönch kam weiter auf sie zu, seine schlurfenden Schritte verklangen im Heulen des Windes. Licht, Schatten, eine weitere der von wildem Wein überwucherten Säulen glitt an ihm vorbei.
Der Hexenjäger legte einen Finger auf seine Lippen, blickte dem Wiesel fest in die Augen. Doch der Kampf im Inneren des Kriegsknechtes war deutlich zu sehen. Wie ein wildes Tier, das man in die Enge getrieben hat wurde er immer unruhiger, mit jedem quälend langsamen Schritt der verhüllten Gestalt schien seine Furcht zu wachsen. Auch Reinhardt konnte es spüren, glaubte es zu riechen, Angst, Panik, ein tierhafter Instinkt, der zur Flucht rief.
“Ich kann ihn töten, er ist nur ein Dämonenknecht.” Die Worte des Wiesels nur ein Hauch, dem von zitternden Lippen Form gegeben wurde. Reinhardt kannte dieses Gefühl, es war die Furcht vor einem Tod, der kein Tod war. Er sah, wie sich das Wiesel aus den Schatten wand, der Mönch hatte ihn nicht bemerkt. Der Hexenjäger trat aus seinem Versteck, die Klinge seines Schwertes blitzend im unwirklich grauen Licht. Plötzlich ruckte der Kopf der Gestalt nach oben, Reinhardt konnte ihren Blick spüren, er kannte diese Furcht. Dann fuhr eine Hand zum Mund des Verhüllten, eine scharfe Klinge zwischen seinen Rippen hindurch in die Lunge. Dunkles Blut quoll zwischen den Fingern des Kriegsknechtes hervor, als dieser seine Hand weiter auf die blassen Lippen des Verhüllten presste. Langsam glitt die Kapuze vom Kopf des Mönches, während ein rasselndes Keuchen aus seiner Kehle drang. Das Wiesel ließ sein Opfer zu Boden fallen.
“Nur ein Dämonenknecht.” Das Lächeln erfror auf seinen Zügen, als er in das entblößte Gesicht des Mönches blickte. Schwarzes Blut quoll von fauligen Lippen, und Fetzen blassen Fleisches lösten sich von den Knochen. Maden wimmelten in den blicklosen Augenhöhlen, die dem Soldaten entgegenstarrten, während dieser erschrocken seine Hand hob. Blut troff von seinen Fingern und Schmerz entbrannte dort, wo die verfaulten Zähne des Untoten sich in sein Fleisch gegraben hatten.
“Sigmar.” Ein erschrockenes Keuchen, dann wurde das Wiesel von den Füßen gerissen. Eisern umklammerte die klauenartige Hand des toten Mönches sein Bein. Der Aufprall trieb ihm die Luft aus den Lungen, bevor der Untote sich auf den Soldaten warf, seine Zähne entblößt in einem schaurigen, lautlosen Lachen. Verzweiflung riss an seinem Geist, als der Kriegsknecht der Kreatur wieder und wieder den langen Dolch in die Rippen stieß. Dann riss ein gewaltiger Schlag den Verhüllten von seinem Opfer, Walther stand hoch erhoben über dem Mönch, ließ seinen Streithammer ein zweites Mal niederfahren.
Stille...


so, ich hoffe, es gefällt fortgesetzt wird demnächst.
eigentlich haben zombies ja keine so krassen werte, aber ich denke, der Dramatik wegen kann man darüber hinwegsehen, hooray for ultrazombies
the_lifeless
 
hier nun Teil 7, das Ende des ersten Kapitels

@mr hillman: "ein lied im wind" wird natürlich auch fortgesetzt, the lifeless ist multi tasking fähig.

ich will mich auch nochmal für das lob bedanken, und wie ginge das besser, als mit vielen worten, so in etwa:


Wieder erblickte Reinhardt die Gestalt, nur für einen Moment war sie in einem der großen Bogenfenster der Sakristei zu sehen, nicht mehr als eine schattenhafte Bewegung. Er wandte sich zu den Anderen um, die im Schutze der niedrigen Mauer kauerten, während die Tränen der Götter in Sturzbächen hangabwärts rannen. Die Kleidung klamm und kalt klebte ihnen am Körper, von Hut, Helm und Haar tropfte der Regen. Das Wiesel senkte seinen Blick, Scham in seinen Augen, die Last seiner Schuld erdrückte den Mann, der Hexenjäger konnte es deutlich sehen. Doch es war mehr, als seine beschmutzte Ehre, die das Wiesel seinen Blick niederschlagen ließ, es war Furcht.
Es war, als hätten sich die Tore der Himmel geöffnet, um einen ganzen Ozean herabstürzen zu lassen auf die Welt. Während die Menschen über den Innenhof hasteten wühlte der Regen im Morast, ließ die zitternden Pfützen und murmelnden Rinnsale weiter und weiter wachsen.
Als sie den Torbogen erreichten drückte der Schlächter das Wiesel an den Stein, seine Hand kalt auf der Kehle des Kriegsknechtes, kälter noch das Starren seiner Augen. “Beherrsche dich, Soldat. Es ist nur Aberglaube. Hexerei macht einen Menschen zum Untoten, nicht der Biss einer verfaulenden Leiche.” Erleichterung erstrahlte in den Augen des Landsknechtes, ein glückliches Lächeln auf seinen Lippen. “Doch missachte noch einmal meine Befehle und ich zerre dich persönlich vor Sigmars Richtstuhl.” Sein Blick brannte sich bis in die Seele des Soldaten. “Ich werde euch nicht enttäuschen Herr, nie wieder.” Während verlorene Regentropfen über das ausgezehrte Gesicht des hageren Mannes rannen lösten die eisigen Finger des Hexenjägers ihren erbarmungslosen Griff.

Das Rauschen des Regens war zu einem blassen Flüstern geworden, gedämpft von dicken Mauern. Dumpf klang das Hallen ihrer Stiefel durch die kahlen Gänge, während sich dünne Finger geisterhaften Lichtes behutsam über die rauen Steine tasteten. Vor ihnen lag die alte Kapelle, die schweren Torflügel längst aus den verrosteten Angeln gefallen. Durch die großen Fenster, deren kunstvoll gefertigtes Glas ein gebrochenes Mosaik auf den Boden des verlassenen Gemäuers warf trieb der Wind einsame Regentropfen.
Nun konnten sie alle die Gestalt sehen, die in den von sanften Farben umspielten Schatten des Allerheiligsten eines einst geweihten Ortes kauerte. “Es ist eine Falle, Herr.” Reinhardts Blick traf sich mit dem der Gestalt, bevor der Berobte sich umwandte und in den Schatten eines weiteren Torbogens verschwand. “ Nun ist es an der Zeit, den Jäger zu jagen.” Die Stimme des Hexenjägers, wenn auch nur ein Flüstern erstickte jeden Widerspruch. Vorsichtig schlichen sie unter den wachsamen Blicken zerschlagener und verwitterter Heiligenbilder durch die Halle.
Eine Treppe, ein Pfad in die Finsternis wand sich vor ihnen in die Tiefe. Das gleichmäßige Trommeln pochender Herzen und das verklingende Wispern des Unwetters vor den Mauern verwoben ihre Stimmen in der Dunkelheit. Schritt für Schritt, Stufe für Stufe stiegen sie hinab. Ihr Atem dröhnend laut im furchtsamen Schweigen. Und die Stille wuchs, begann sich zu regen, während das Lied des Windes verstummte
Ein Gewirr von Gängen, grob in den harten Fels getrieben wand sich unter dem alten Kloster in den Leib der Welt. Die Fackel warf tanzende Schatten auf die Wände, während sie mit gezogenen Waffen Abschied nahmen vom Licht des Tages. Es war ein Labyrinth, die alten Katakomben wanden sich wie der Leib einer riesigen Schlange mal hier- mal dorthin, verzweigten sich zu einem verwirrenden Irrgarten.
Ein Scharren in der Dunkelheit, rasselnder Atem in der Finsternis. Aus den Schatten jenseits der verzweifelt flackernden Flamme schienen Stimmen zu dringen, ein wortloses Wispern kroch durch die seit Jahrhunderten verlassenen Grabhöhlen.
“Wir werden alle wieder leben.”
Die Männer hielten inne, ein Flüstern drang aus der Schwärze. Nur um sogleich wieder zu verklingen. “Die meisten der Gräber sind leer.” Walthers Stimme klang fremd, als wäre dies kein Ort für die Worte der Menschen. Zischend zog Gerhardt den Atem ein, als er eine Bewegung am Rande des Lichtkreises sah. Seine Klinge fuhr nach oben, doch nur die Schatten sprangen heran aus der Finsternis um im selben Augenblick wieder zurückzuweichen, wie es im Schein der Flammen ihre Art ist.
“Wir werden alle wieder leben, eines Tages.”
Mit einem Nicken gab der Schwertkämpfer den Anderen zu verstehen, wo er die Gestalt gesehen hatte. Weiter und weiter folgten sie dem gewundenen Gang in die Dunkelheit. Leise tropfte Wasser von der niedrigen Decke, vereinte sich zu kleinen Pfützen, die im Licht der Fackel schwarz und golden schimmerten. Eine weitere Treppe erhob sich vor ihnen, ihre gewundenen Stufen führten die Männer Schritt für Schritt ihrem Ziel entgegen, auf dem Pfad eines schrecklichen Schicksals.

Hinter der reich verzierten Türe aus kostbarer weißer Eiche lag ein großer Raum. Kunstvoll gewobene Teppiche bedeckten den kalten Steinboden und in einem Kamin prasselte ein helles Feuer. Die Einrichtung des von schattenumspielten Säulen gesäumten Saales war eines Fürsten würdig, das Mobiliar reich verziert mit Schnitzereien und kostbaren Einlegearbeiten. Beinahe ehrfürchtig betraten der Hexenjäger und sein Gefolge die prachtvollen Gemächer. Angespanntes Schweigen, die Ruhe vor dem Sturm, während ihre Augen über den verlassenen Saal schweiften.
Plötzlich fuhren die Klingen der Männer in die Höhe, ihre Körper angespannt in der Erwartung des Kampfes, als sich eine zierliche Gestalt aus den Schatten eines thronartigen Sessels nahe des wärmenden Feuers erhob. Gewandet in ein tiefrot samtenes Kleid, silberne Fäden, in ihr Haar geflochten. Sie war wunderschön.



hehehe der cliffhanger musste einfach sein. :lol:
wenn euch irgendwelche Unstimmigkeiten in der geschichte auffallen, oder ihr tolle ideen zu charakteren oder handlung habt lasst hören, für kritik und inspiration bin ich immer dankbar.
Kapitel II, "Die Türme des Nebels" ist in Arbeit, und wird hier zu lesen sein, sobald die zeit reif und der text geschrieben ist.
 
Hmm, wenn keiner was schreibt schreib ich halt was, vielleicht besteht ja noch interesse an reinhardts geschichte. 😎

2. Türme des Nebels

“Wir müssen aufbrechen, euer Gnaden, mit jeder Stunde holen die Tiermenschen weiter auf.” Thialyn sah das verzweifelte Flehen in seinen Augen, er wusste, dass sie nicht gehen würde. “Wenn wir hier bleiben werden wir alle sterben.” Sie schüttelte den Kopf, ihr blasses Antlitz schön wie das der Göttin selbst, umspielt von einem traurigen Lächeln.
“Ich kann nicht gehen, Hauptmann nicht jetzt. Es würde ihren Tod bedeuten, und den des Kindes.” Die Furcht des alten Soldaten schlug um in Zorn, seine Stimme ein mühsam unterdrücktes Brüllen. “Es wird euer Tod sein, ich kann euch nicht zurück lassen. Und wenn wir bleiben werden alle von uns sterben.” Das sanfte Leuchten ihres Glaubens ließ ihre Augen erstrahlen, er spürte, wie eine warme Ruhe ihn ergriff, als wiegte die weinende Göttin sein Herz in ihren Armen. “Wir müssen die rettenden Mauern von Middenheim erreichen, bevor die Kreaturen des Chaos uns einholen. Was sind zwei Leben gegen zwei Hundert.” Die junge Priesterin der Shallya legte dem ergrauten Veteranen ihre zierliche Hand auf die Schulter. “Was sind hundert Leben wert? Wenn eines nichts wert ist? Ich kann nicht gehen, Adelher, das wisst ihr. Ich muss bei ihr sein in diesen Stunden.” In ihren Augen schien eine uralte Weisheit zu schlummern, der Soldat blickte zu Boden. Tränen der Verzweiflung schossen ihm in unter die geschlossenen Lider, doch er kämpfte, wie er es immer getan hatte, auf den Blutfeldern im Schatten des Wolfsfelsen, in der Dunkelheit des Drakenwaldes, auf tausend Schlachtfeldern, ein Leben lang.
“Führt diese Menschen in die Stadt des Wolfes, ich muss bleiben. Mein Platz ist hier.” Er erkannte, dass sie die Wahrheit sprach, dass es keinen Ausweg gab, doch ihre leisen Worten trafen ihn schwerer als irgendeine Klinge es jemals vermocht hätte. “Dann werde ich euch einige Männer hier lassen, sie werden für euren Schutz sorgen.” Die Wärme ihres Lächelns war die eines warmen Sommertages, sie suchte sich ihren Weg durch den heulenden Herbstwind bis in das Herz des alten Kriegers. “Die Steine sprechen gegen eure Worte, Hauptmann. Dass ihr eure Männer je wieder seht ist eine vergebliche Hoffnung, wenn die Göttin uns nicht zu schützen vermag. Wie könnten es die Schwerter und der Mut der Menschen?” Der kalte Wind trug den bitteren Hauch ersten Schnees heran, während ihre Worte verflogen. “Dann bleibe ich selbst.”...


the_lifeless
 
wie sagte schon ozzy: on and on and oon :lol:

Teil 8 der 2. teil des 2. kapitels



Es war eine schaurige Schönheit. Als das Lächeln der scheinbar jungen Frau ihre Fänge entblößte. “Willkommen, ich bin die Zofe Ishara Korandars, der roten Gräfin. Ich habe euch erwartet, Hexenjäger.” Schrecken in den Augen trat Reinhardt einen zögerlichen Schritt nach vorn. “Seid meine Gäste. Ihr mögt gekommen sein mit blanken Waffen, doch weshalb, weshalb sollte in diesem Hause Blut vergossen werden?” Die Waffen der Männer sanken vor ihrer strahlenden Schönheit, ihre Stimme rein und klar wie junger Schnee im Dämmern des Winters. “Seid meine Gäste.” Sie konnten nicht kämpfen gegen ihren Zauber, der Stahl ihrer Schwerter stumpf und nutzlos.

Er spürte, wie sanfte Finger leicht durch sein Haar fuhren, wie sie warm und unendlich langsam über seine Haut krochen. Weiche Lippen berührten die seinen. Er wollte sterben, wollte ewig leben. In diesem einen Augenblick, gefangen, eingeschlossen wie ein Insekt im warmen Dämmerlicht von Bernstein. “Liedrah.” Er sah sie lächeln, wünschte er könnte sie eine Ewigkeit so sehen. “Ich liebe dich.” Ihre Stimme ein atemloses Flüstern.
Plötzlich wuchsen wuchernde, schwarze Flecken auf ihrer Haut. Wie ein Blatt Papier, das über einer Kerzenflamme langsam Feuer fängt verfärbten sich ihre Züge. Schmerz, unsäglicher Schmerz grub sich in ihr Antlitz, als sie sich kreischend aufbäumte in der Verzweiflung ihres Todes. Feuer verzehrte ihren Körper, verbrannte seine Seele. “Wir werden alle wieder leben, eines Tages.”
Reinhardt schlug die Augen auf, der Traum verblasste, doch der Schmerz blieb. Er konnte sich nicht bewegen, seine Glieder schienen seinem Geist nicht zu gehorchen. “Was für eine Ironie, dass gerade du einer der unseren sein wirst.” Wunderschön und unendlich grausam blitzend ihre Augen. “Du wirst ewig leben, Hexenjäger. Nacht für Nacht wirst du erwachen,” Reinhardt schrie in der Einsamkeit seiner Verzweiflung, doch seine Lippen wollten sich nicht öffnen, “du wirst den Hunger leiden, und du wirst dem Tier in dir nachgeben, du wirst zu dem werden, das du so sehr hasst. Das du so eifrig bekämpft hast.” Er kämpfte an gegen die Fesseln seines in Ketten geschlagenen Geistes. “Und du wirst verzweifeln, doch du wirst nicht sterben. Und Nacht für Nacht wirst du erwachen zu einem Leben, das kein Leben ist.” Kreischend hämmerte er gegen das Gefängnis ihres Zaubers. “Und eines Tages wirst du in die Sonne gehen in der Hoffnung, Frieden zu finden.” Ein Schrei wand sich aus seinen Lungen, als sie ihre Fänge in seinen Hals grub. ...Ich liebe dich...
Ungeahnte Kraft durchströmte seinen schwächer werdenden Körper. Und Schrecken weitete die Augen der Zofe, als er sie von sich stieß. “Sigmar.”
Noch immer benommen vom Rausch des Blutes taumelte sie einen Schritt zurück, stieß gegen den kalten Stein der Wand in ihrem Rücken. Reinhardts Finger tasteten panisch über den Boden, fanden den lederumwickelten Griff seines Dolches. Der Hexenjäger warf sich der Kreatur der Nacht entgegen. Worte finsterer Magie wurden ihr von den Lippen gerissen, als er ihr die schlanke Klinge tief in die Brust trieb. Rippen krachten, als unmenschliche Kraft in Reinhardts Brustkorb schmetterte.
Der Aufprall raubte ihm den Atem. Ein rasselndes Keuchen drang aus seiner Kehle als er sich zu erheben versuchte. Der Schmerz warf ihn wieder auf die Knie, während die Zofe die blutige Klinge achtlos zur Seite schleuderte. Ein dunkler Fleck wuchs auf ihrem samtenen Gewand, wo der Dolch sie durchbohrt hatte. “Du kannst mich nicht töten, Hexenjäger.”
Verzweiflung rann in Strömen über die Wangen des Schlächters. Ein finsteres Flüstern strömte durch seinen Körper, Magie ließ die Luft erzittern. Seine Lider wurden schwer, seine Arme wollten seinem Willen nicht mehr gehorchen. Sie beugte sich zu ihm herab, “Und nun werde ich beenden, was du selbst begonnen.”
Die Welt verschwamm vor seinen Augen, er sah sie lächeln, er wünschte er könnte sie ewig so sehen. “Sigmar, weshalb hast du mich verlassen.”



wars das mit reinhardt? auf jeden fall ist es nicht das ende dieser geschichte, schließlich muss ja noch zum titel zurück geleitet werden.
achja, was sind denn eigentlich nochmal die artefakte archaons, er hat doch verschiedene sachen in den chaoswüsten aufgesammelt, ich weiß aber nicht mehr genau, was.

The_lifeless
 
Oh Mann. Hut ab, wahrhaft, vor beiden Werken, sowohl Lied vom Krieg als auch Tod der Lüge.
Die Welt ist ein dunkler Ort von Tod und Schmerz, und die Hoffnung nur eine winzige Kerzenflamme: weithin sichtbar, ja, in der Düsternis, das ist ihre große Macht, aber wie unendlich ist sie doch gefährdet, zu verlöschen.
Das hier, das ist top, das ist böse, das ist atmosphärisch dicht. Das ist WHF in Reinform.

Ich bewundere deine Art zu schreiben.
 
tadaa, so nach einiger Zeit gehts nun endlich weiter

Teil 9


<div align="center">“So wanderte ich durch die Wüsten der Zeit. Silberner Sand brennend und wogend unter dem Licht einer Sonne die rot war vom Blut vergessener Götter.
Und aus den Nebeln des Chaos erhob sich ein König des Krieges. Und das Brüllen seiner Heere war wie Donnerhall.
Archaon.
Sein Haupt zierte die Krone der Macht und unter seinem Banner vereinte sich, was ewig uneins ist. So schritt der Herr der letzten Tage über blutige Felder und unzählige Recken sah ich fallen unter jenem Schwert in seiner Hand, das genannt ward der Königstöter.
Ich sah die Welt der Menschen in Flammen stehen. Und ich blickte in das Auge des Wandels, das ihn sehen ließ alle Dinge, nah und fern, längst vergangen oder noch begriffen im Werden.
Eine Zeit wird kommen, da der Sturm des Chaos wieder hereinbricht über die Welt. Eine Zeit der Wölfe, wenn die Heere der Vier Winde der Verderbnis kommen, die heilige Flamme des Winters zu löschen, die da brennt in der Feste Middenheim. Doch sie ahnen nicht, dass unter dem Wolfsfelsen ein Geheimnis liegt, das die Welt der Menschen in ihren Grundfesten erschüttern könnte.
Denn nicht den Tod des Guten nein die Geburt im Zeichen der Verderbnis ist es, die es wahrhaft zu fürchten gilt.
Und aus den Schatten, die jener Wahrheit Wächter sind sah ich Wesen erstehen. Gebunden in das Silber des Mondes verbergen sie vor den Menschen einen uralten Traum. Ring für Ring sind sie jene Kette, die Fessel ist der Vergangenheit und der Zukunft. Denn...”
</div>
Leise flackerte die Flamme der Kerze als ein Flüstern in der Dunkelheit der verbotenen Bibliothek erwachte. Thuomas blickte voll Furcht in die Finsternis jenseits des Kreises aus tanzenden Schatten. Die Wächter. Der Hexenblick, nicht gebunden an das Licht zeigte ihm jene Wesen, die Wache hielten über versiegeltes Wissen. Doch der junge Magier konnte jetzt nicht aufgeben, er wusste, dass in diesem Buch jene Wahrheit begraben lag, die den Orden des Feuers zu retten vermochte. Es waren die Worte Hieronymus` des Wahnsinnigen, der vor Jahrhunderten auf dem Scheiterhaufen den Tod gefunden hatte. Und jene Zeit der Finsternis, die er prophezeit hatte war hereingebrochen.
Denn...” Thuomas wusste, dass ihm nicht viel Zeit blieb. Das Flüstern wurde zu einem wispernden Kreischen, als die Wächter näher kamen. Doch der Feind war hier, wie eine giftige Natter hatte er sich genährt an der Brust seines Ordens, war erstarkt. Bewegung in der Dunkelheit. Die Seiten flatterten im wispernden Wind. Hastig ergriff der junge Magier Buch und Kerze. Aus der Dunkelheit kamen sie hervor, sie hatten ihn gefunden. ...




Danke für das Lob, schön zu sehen, dass die Geschichte Gefallen findet.
Der Anfang dieses Teils stellt den Beginn eines weiteren Erzählstranges dar und zumindest die Prophezeiung wird noch einmal überarbeitet, das muss alles noch ein bißchen wirrer werden. Aber die grundaussage ist schon enthalten.
Über Kritik, Anregungen, Kommentare und natürlich Lob freue ich mich auch weiterhin.
the_lifeless
 
hmm, und weils langweilig ist, nur einmal zu posten setzen wir auch "tod der lüge" fort


hier nun Teil 10



“Wach auf , Walther, wach auf.” Brennender Schmerz kroch durch die Nebel seiner Träume als der Schlag den Middenheimer traf. “Wir müssen fort von hier,” Reinhardt starrte ihm im flackernden Licht einer Kerze entgegen, “sie ist tot. Wir müssen fort von hier.”
Ächzend erhob sich der Middenheimer, mehr von den Armen des Hexenjägers in die Höhe gerissen, denn aus eigener Kraft. Seine Glieder schwer wie Stein und ein dumpfer, pochender Schmerz in seinem Kopf. Walther wurde schwarz vor Augen, seine kraftlosen Beine gaben nach unter ihrer erdrückenden Last. Stille, er glaubte das Heulen der Wölfe vor den Mauern zu hören und ein Lächeln huschte durch seinen Geist. Ein Sturmwind riss den Nebel von seinen Gedanken. “Ulric, ich musste es tun.”
Wieder öffnete er die Augen, spürte, wie Reinhardt seine Hand ergriff und ihn abermals nach oben zog. Sterne tanzten vor ihm und unendlich langsam verging das finstere Flüstern des Zaubers.
“Herr, es ist getan.” Die Stimme des Wiesels fuhr krächzend in den Raum.
Sie rannten, rannten so schnell sie ihre Füße trugen. Hasteten durch die finsteren Gänge und über von Mondlicht beschienene Höfe. Bewegung kam in die Finsternis. Immer wieder, immer öfter erblickten sie aus den Augenwinkeln Schatten in den Schatten. Das Krächzen und Keuchen verzweifelter Stimmen, die keine Stimmen waren ging unter im alles verschlingenden Tosen gieriger Flammen.
Walther spürte, wie jeder Schritt an seinen Kräften zehrte, wie er schwächer und schwächer wurde. Die Stimmen des Feuers verblassten zu einem heiseren Wispern und das Licht der Flammen verwob sich mit den Schatten der Nacht.
Wie ein öliger Film legte sich Müdigkeit sanft und leise über seine Gedanken, doch wieder und wieder setzte er einen Fuß vor den anderen.
Dann war es mit einem Mal still, die verfallene Kapelle lag leer und kahl im Licht der von flammendem Inferno in Fetzen gerissenen Nacht. Unter den gleichgültigen Blicken verwitterter Heiliger brach der Middenheimer zusammen. Gerhardt ergriff den Riesen, versuchte ihn wieder auf die Beine zu bringen, doch dann erstarrte er. Wie versteinert standen auch das Wiesel und Reinhardt im gebrochenen Zwielicht der Kapelle.
Eine Gestalt erschien aus den Schatten der schreienden Stille. Hell schimmerte das Licht von Mond und Feuer auf dem kahlen Schädel des uralten Mannes, “Ihr seid also entkommen, doch ihr könnt nicht fliehen.” Der Hexenjäger warf als erster den Schrecken von sich. Doch als er die Pistole zum Schuss erhob zerriss ein schreckliches Grinsen das Gesicht des Hexers. Und weitere Gestalten erschienen aus der Dunkelheit.
Ein kreischendes Flüstern fuhr in den Geist des Schlächters, es war die Stimme des Nekromanten. “Das Zeitalter der Menschen neigt sich seinem Ende zu, und wir werden die Beherrscher sein einer neuen Welt.” Krächzend hallte das eisige Wispern durch Reinhardts Gedanken. “Lüge!” Reinhardts verzweifeltes Brüllen wirkte leer, kraftlos. Die Männer zogen ihre Waffen, eiserne Entschlossenheit in ihren Augen, ihr Leben so teuer wie möglich zu verkaufen. “Eine neue Ordnung wird sich erheben aus Krieg und Leid, das Zeitalter der Toten wird schon bald beginnen. Staub und Asche seid ihr Menschen, eure Träume nur Illusion. Eure Götter nur eine Lüge.” Reinhardt erhob seine Klinge, während die rastlosen Toten immer näher kamen. Das Krachen eines Schusses verhallte im Wind der Nacht, doch die Kugel grub sich wirkungslos in den Stein, unverletzt der uralte Hexer. Er verschwand in den Schatten, während seine willenlosen Diener ihren Kreis um die vier Krieger schlossen.
“Sigmar.” Reinhardt hörte noch, wie sein Schrei von den Anderen erwidert wurde, dann begann es. Ein Kreischen und Keuchen, ein Hauen und Stechen erhob sich aus der sterbenden Stille, als sie um ihr Leben kämpften.

“Formiert euch!” Unwirklich und fern hallte das Brüllen eines Menschen durch die sterbenden Haine. Hoffnung. Sie rannten, stolpernd und atemlos hetzten sie zwischen den Schatten der Stämme den Stimmen entgegen. Aus den Fenstern des Klosters schlugen gierige Flammen. Wie eine sterbende Sonne lag es brennend und zerbrechend auf der Spitze des Hügels.
Hinter ihnen erklang ein schauriges Heulen. Die Schatten der sylvanischen Nacht bewegten sich, kamen näher und näher. Reinhardt glaubte ihren eisigen Atem in seinem Nacken zu spüren, doch noch waren die Wölfe des Todes nicht heran. Gestalten erschienen in den Nebelschleiern vor ihnen, Stahl spiegelte das Licht Mannsleibs. Jeder Schritt brachte sie ihrer Rettung näher, doch mit jedem Atemzug schrumpfte die Distanz zu ihren Verfolgern. “Gebt Feuer auf mein Zeichen!” Es war Sigurds Stimme, der alte Feldwaibel stand mit gezogener Klinge im kniehohen Nebel. Wölfe sprangen heran aus der Dunkelheit, ihre toten Körper längst der Verwesung anheim gefallen. Wie frisches Blut ihre blitzenden Augen.
Nur noch zwanzig Schritte, “Feuer!” Die Läufe der Musketen spieen Tod und Verderben, Armbrustbolzen umschwirrten den Hexenjäger und seine Gefährten, gruben sich in fauliges Fleisch, rissen Fetzen von räudigem Fell von den untoten Jägern. Doch es waren zu viele.
“Zu den Pferden.” Reinhardts Schrei voller Verzweiflung. Die Soldaten wandten sich zur Flucht, Panik in ihren Augen. Nur wenige hielten die Linie, sie waren die ersten, die unter dem Ansturm der unheiligen Kreaturen fielen. Der Hexenjäger und seine Gefährten hatten die anderen erreicht, und um sie herum entbrannte ein gnadenloser Kampf. Nicht Schwert, noch Spieß vermochten die Wölfe zu töten. Ihre Fänge fuhren in das Fleisch der Knechte des Krieges und ein unmenschliches Kreischen erhob sich aus den Nebeln.


“Wir können nicht ewig so weiter reiten, Herr.” Die Stimme des Wiesels überschlug sich. “Die Pferde sind erschöpft.” Reinhardt blickte über die Schulter, ihre Verfolger waren verschwunden im Dunkel des Waldes. Doch er hatte keinen Zweifel, dass sie immer noch auf ihrer Fährte waren. “Nur noch ein paar Meilen, es kann nicht mehr weit sein.”
Dann erklang wieder ihr Heulen aus der Finsternis des Waldes. Eiskalte Schauer jagte es ihnen über den Rücken, als die Wölfe des Todes näher kamen. Ein junger Landsknecht, Reinhardt konnte sich an seinen Namen nicht erinnern schrie auf, als sein Pferd unter ihm zusammenbrach. Eine Wurzel hatte sich um seinen Huf gewunden, als wollte der verfluchte Wald selbst es in die Tiefe reißen. Ein gräßliches Schreien drang dem Krieger aus der Kehle, und der Hexenjäger wandte sich um. Er glaubte sie zu sehen, die Wölfe. Wie sie aus den Schatten heran hasteten.
Ein Kreischen, Stille. Dann wurde dem Hexenjäger die Luft aus den Lungen gerissen. Das blutige Bündel fiel ihm aus der Hand, bevor der Aufprall ihn ins Dunkel zog.
“NEIN!” Ein verzweifelter Schrei entwand sich seinen Lippen, es war alles umsonst gewesen. Gerhardt sah, wie Walther sein Ross wandte, wiehernd und kreischend vor Furcht und Schmerz bäumte es sich auf.
Der Middenheimer Riese sprang aus dem Sattel, die Wölfe kamen näher. Die Gestalten von Pferd und Reiter verschwanden im Dunkel des Waldes. Sie waren allein. Und der Hexenjäger umklammerte das Bündel wie einen geliebten Schatz. Fester griff Walther seinen Streithammer, “Ulric!” Er konnte ihre Augen sehen. Zerfressen von Tod und Fäulnis, nichts war geblieben, nur das Dunkel.

Endlich, endlich hatten sie die alte Kirche erreicht. Nur eine Ruine war geblieben von dem einst prachtvollen Bauwerk. Ratten nisteten in den Beichtstühlen und der Wind heulte durch den kahlen Turm.
“Wo ist der Hexenjäger?” Das Wiesel schwang sich aus dem Sattel. Der alte Feldwaibel blickte Gerhardt fragend an. Ein Nicken. “Er ist tot.”
Ungläubig schüttelte der Kriegsknecht den Kopf. “Ich werde euch nicht enttäuschen Herr, nie wieder.” Die Worte hallten wieder in seinem Geist und ein leises Flüstern wurde vom Wind in die Nacht getragen. Als er sich umwandte spürte er eine Hand auf seiner Schulter, Sigurd. “Es macht ihn nicht wieder lebendig, wenn du stirbst. Wir brauchen dich hier.”
Das Wiesel sah, wie die übrigen Landsknechte ihre Pferde in die Ruine führten. “Nie wieder.”

“Sie kommen!” Der Ruf des Wachpostens riss sie alle aus dem Dämmern ihrer Träume. Gestalten kamen heran aus dem Dunkel der Ruinen des verlassenen Dorfes. Die Schützen legten an, zielten. “Schützen gebt Feuer auf mein Zeichen!” Sigurds Brüllen wie eine Herausforderung an die Dunkelheit, die Klinge seines Schwertes schimmerte hell im Mondlicht. “Nein,”
Der Landsknecht, den sie alle nur das Wiesel nannten schrie so laut er nur konnte, “sie sind es.”
Die Nacht verging quälend langsam, Stunde für Stunde harrten die Menschen aus. Immer wieder setzten die Untoten zum Angriff an, ebenso erbarmungslos gegen sich selbst, wie gegen ihren Feind. Schon fünf Männer hatten sie verloren, und beinahe jeder der Soldaten hatte mehr oder minder schwere Wunden davon getragen. Doch sie hielten aus, warteten hoffnungsvoll auf die erlösenden Strahlen der aufgehenden Sonne.
“Sie kommen wieder.” Gerhardt griff nach seinem Schild. Während er noch zum verwitterten Torbogen hastete erhoben sich die übrigen Kriegsknechte. “Bildet eine Speerhecke.” Die Stimme des Middenheimer Riesen grollend wie das Brüllen der Schlacht.
“Schützen, gebt Feuer.” Krachend hallten die Schüsse der Musketen durch die Stille der Nacht. Doch die wandelnden Leichen hielten nicht inne. Reinhardts Klinge fuhr sirrend aus ihrem dunklen Bett.
“Für Sigmar, für das Imperium.” Dann waren sie heran, Knochen splitterten unter den Hieben der Hellebarden.
“Haltet Stand.” Der Schwertkämpfer rammte dem Untoten den schweren Schild in die entblößte Brust, ließ seine Klinge in einem kraftvollen Schlag niederfahren auf die unheilige Kreatur. Schädel splitterten, Knochen brachen, und die Sonne erwachte.
“Was nun, sie war nicht in dem Kloster.” Walthers Stimme hallte durch den verlassenen Saal. “Nein, sie war nicht dort, doch wir können heraus finden, wo sie ist.” Die Kriegsknechte kauerten erschöpft im Halbdunkel der Ruine. “Die Stimme des Raben.” Walther blickte auf, als er Reinhardts Worte hörte, schüttelte ungläubig den Kopf. Doch der Hexenjäger nickte, seine Züge wie versteinert im kalten Licht des vergehenden Mondes. “Unser Weg führt in den Toten Wald. Unser Weg führt nach Mortheim.”



So, ich kanns kaum erwarten, die ruinen mortheims zu beschreiben, denn auf ihrer suche, nach den türmen des nebels und der stimme des raben steht reinhardt und seinen gefährten noch so einiges bevor.
Irgendwie habe ich das gefühl, dass während der flucht aus dem kloster nicht genug spannung aufkommt. wie seht ihr das? sollte man diese episode noch erweitern?
jaja, vorfreude ist alles 🙄

the_lifeless
 
Ich hab einen Verdacht, warum dir diese Episode nicht so spannend vorkommt: weil sie keine Bewegung hat. Die richtige Stimmung für Flucht erzeugt man doch, wenn sie hetzen, rennen, hasten; stete Angst, dass jemand zurückbleibt, verloren geht, dass die Gegner einen einholen und man dann machtlos ist, sterben muss...

Und diese Episode ist statisch aufgebaut: zwei mal Beschreibung davon, wie sie an einem Ort SIND und etwas dort tun, und die Bewegung dazwischen ist nur angedeutet durch die Beschreibung, dass die Pferde erschöpft sind. Kein unkoordiniertes Rennen (und Machtverlust/Gefühl der Hilflosigkeit durch die Unkoordiniertheit!).

Aber ansonsten: diese Bilder! 'wie eine sterbende Sonne auf einem Hügel' So edel!

Interessant auch, dass man bei deinen Geschichten immer alles von Anfang an lesen muss (oder müsste 🙄 ), weil man sonst nicht in die Situation reinkommt. Ich zumindest bin immer kurz orientierungslos und muss nachlesen, was denn zuvor geschehen war.
 
statisch, das ist es.
danke für den hinweis, das handeln und scheitern der charaktere im moment zu beschreiben ist genau, was der geschichte fehlt.
der leser muss nicht genug um die "helden" bangen. und immer wenn es spannend wird breche ich ab, weil die situation geschildert ist, weil ich in diesem moment ein klares bild im kopf habe. dass der leser allerdings mitfiebern und -fürchten will wird nicht genügend berücksichtigt.
ich glaube, du hast den springenden punkt gefunden und ich werde versuchen, diesem problem beizeiten herr zu werden, denn was bewirken bilder, wenn die spannung fehlt.
ein schritt zurück zum stil der beschreibung des wiesels in der "mönchsszene" täte der geschichte wahrscheinlich gut, denn stimmung ohne druck ist gerade in der vorliegenden fluchtsituation durchaus zu flach.

freude, freude über die konstruktive kritik, werde mich gleich daran machen, ihr gerecht zu werden

the_lifeless
 
so, die flucht wurde editiert, ich hoffe, sie wirkt jetzt dynamischer.
hmm, das mit dem nochmallesenmüssen (wuhu, langes wort) kann dran liegen, dass das ganze kapitelweise konzipiert ist, die kapitel sind im schnitt aber etwa 10 dina4 seiten lang, nicht cool zum posten
und als leckerli hier die fortsetzung:

teil 11



“Ich lebe, ich lebe.” Die Feder des jungen Schreibers flog kratzend über das Papier. Der Gefangene lag auf der Streckbank und lachte, Tränen flossen ihm über die eingefallenen Wangen. Und was noch lebte in ihm erschrak, denn sein Lachen klang tot und verloren, ließ seinen ganzen Körper erzittern. Der Folterknecht blickte hinüber zu der düsteren Gestalt des Inquisitors. “Was geschah dann?” Die Stimme des ergrauten Mannes zeigte keine Emotion, kalt und erbarmungslos zerriss sie das Zittern der erbärmlichen Gestalt. Das Lachen erstarb und ein heiseres Wispern kroch von durstigen Lippen, “Ich lebe.” Nur ein Nicken und der der Gefolterte wand sich in brennendem Schmerz. Ein wortloses Kreischen brach aus seinen Lungen hervor und der junge Hexenjäger senkte angewidert den Blick. Stundenlang hallten Schreie durch die Kerker der schwarzen Feste. “Ich lebe.”

***

Gurgelnd wand sich das Wasser unter dem dunklen Nachen. Ein flüsternder Fluss suchte sich seinen Weg durch die Nebel eines verlassenen, eines verfluchten Waldes. Düsteres Zwielicht umwehte die Schatten der Männer, die in den Booten kauerten.
“Ich stelle euch vor die Wahl,” geisterhaft, wie das Dämmern des Toten Waldes hörten sie die schicksalhaften Worte des Hexenjägers, nur Erinnerung, nur ein Traum vom Gestern, wieder und wieder, während der Fluss, wispernd die ächzenden Boote an den dunklen Stämmen uralter Bäume vorbei zog, “niemand muss diesen Weg mit mir gehen. Nicht Gehorsam, sondern Glaube soll eure Schritte lenken.” Er hatte ihnen die Wahl gelassen. Doch hatten sie wirklich eine Wahl gehabt?
Das Wiesel starrte in die bleierne Finsternis, Rubens Schreie hallten wieder in seinem Geist, die Stimme des Toten ein quälendes Flüstern in den Ohren des Kriegsknechtes. Er schloss die Augen...
Dunkelheit. Sie umgab sie, tanzte singend jenseits des Lichtes der Flammen. Ein unterdrückter Schrei, als der Verzweifelte auf das Holz zwischen seinen Zähnen biss. “Was ist?” Rubens Worte unwirklich in der Finsternis, nur Erinnerung.
“Nichts, es ist nichts.” Seine Stimme ein erschrockenes Keuchen. Schmerz, als die Klinge sich in sein Fleisch grub. “Es ist nichts!” Das Wiesel fuhr herum, riss sich das Beißholz aus dem Mund. Schrecken in den Augen trat Ruben einen Schritt zurück, als er den Finger des Mannes sah. Blutend lag er auf einem gefallenen Baum. Das Fleisch verfärbt, sich verändernd mit jedem Augenblick.
Der Schlafende wälzte sich herum, als Ruben über seine Beine stolperte, und das Wiesel vorwärts sprang, die Klinge eines Dolches blitzend im blassen Licht des Mondes. Blut, Blut an seinen Händen, das Blut eines Menschen, das Blut eines Freundes.
Es brannte, das Wiesel blickte auf den verschmorten Stumpf seines Fingers, das glühende Eisen, das sich in Fleisch und Knochen gebrannt hatte. Immer noch hörte er seine Schreie, sein Kreischen in der Finsternis des Waldes. Sein Keuchen, seinen letzten Atemzug. Es brannte.




so, näher und näher rücken die "türme des Nebels"
auch weiterhin freuen wir uns über kommentare, kritik und was sonst so kommen mag.
the_lifeless