WHFB Un histoire de Louen d'Ayen

Glandallin

Codexleser
01. Januar 2006
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Wie der Name des Themas schon sagt: eine Geschichte über nen Bretonen.
Ich hoffe, sie gefällt!



Kapitel 1
La belle Riana



Er wischte das Blut von der Klinge und steckte sein Schwert zurück in die Scheide, als Louen d’Ayen den Blick über das Schlachtfeld gleiten lies. Sie waren besiegt. Ja, sie hatten sie vernichtend geschlagen.
Die Legionen von Amún´Saar aus Naggaroth waren niedergerungen worden. Es war eine harte Schlacht gewesen und Louen hatte viele Freunde verloren. Zum Glück hatten sie erfahren, dass die Streitmacht von Varonod dem Dunkelelf gekommen war, denn hätte sie es nicht erfahren, wären sie alle dem Tode geweiht gewesen. Doch so konnte die Armee aus Sénya, welches in der Nähe der südlichen Ausläufer des grauen Gebirge lag, sich lange genug vorbereiten und einen Hinterhalt in einem engen Tal legen.
Als die Streitmacht von Amún´Saar komplett zwischen den Hängen war, ließen die Bretonen ihre Pfeile los und ehe sich die Dunkelelfen der Lage bewusste gewesen waren und sich formieren konnten, waren bereits etliche Regimenter von Rittern in ihrer Flanke und ritten alles nieder, das sich nicht zur Vorhut flüchtete – wo bereits Gerard de Sénya mit seinen Pegasusrittern auf sie in einem weiteren Hinterhalt gewartet hatte und den Elfen in den Rücken gefallen war, als sie eine Linie aufbauen wollten.
Das Gemetzel hatte keine Stunde gedauert, ehe der letzte Dunkelelf unter Gerards Schwert zugrunde ging.
„Monsieur Louen!“, erklang plötzlich eine Stimme von seiner Seite und der bretonische Adelmann wandte sich ihr zu. Es war ein junger Ritter, dessen Worte Louen vernommen hatte, noch die Akne im Gesicht.
„Monsieur Louen… Ich habe Euch schon überall gesucht!“
„Was gibt es dringliches, Monsieur…“
„…Jacques d’Ayen.“
„Ayen? Ihr stammt aus meinem Hause und ich weiß nichts von Euch? Seltsam… Aber das können wir später bereden – was gibt es, Ritter Jacques d’Ayen?“
Der junge Bretone antwortete stolz: „Monsieur Gerard de Sénya schickt mich, um Euch zu holen.“
„Wo ist er und was gibt es dringliches zu bereden?“, fragte der Adelmann barsch.
„Ich weiß es nicht, aber folgt mir!“
Die beiden stiegen mühsam über die Leichen und nach einer Weile kamen sie bei einem Trupp groß gewachsener Männer an, die allesamt selbst mit Blut besudelt ehrenhaft über den Dingen standen.
„Mein Herr…“, sagte Louen und verbeugte sich „was gibt es?“
„Man brachte mir Kunde, Ihr hättet das Regiment unter dem Banner Ayens geführt. Ist das wahr?“
„So ist es, mein Herr…“
„Nun, wie mir gesagt wurde, hatte dieses Regiment die schwarze Garde, welche sich um Varonod gesammelt hatte, zerschlagen. Ist das richtig so?“
„Ja, dem ist so, mein Herr…“
„Nun, dann sollt Ihr eine Belohnung erhalten. Ich übergebe Euch die Ländereien von Ayen nun gänzlich. Ihr seid nun Graf dieser Lehen.“
„Ich danke Euch, mein Herr. Ich stehe tief in Eurer Schuld“, meinte Louen erfreut und verbeugte sich.
Gerard winkte kurz mit der Hand, was bedeutete, dass der Graf verschwinden sollte. Und er tat, wie ihm geheißen – binnen weniger Sekunden war er auf und davon.
Wenige Stunden später war Louen d’Ayen wieder zu Hause in seiner Burg und ein Knappe legte seine Rüstung ab. Es war ein harter Tag gewesen und Louen wollte ihn mit einem Bad in dem nahe gelegenen See beenden. Und so ging er schließlich in den Abendstunden weniger hundert Schritt zu dem Gewässer, um darin zu baden.
Er war gerade dabei, sich seiner Kleider zu entledigen, als er sich beobachtet fühlte. Louen hob rasch sein Schwert von Boden auf und drehte sich um, dann sah er sie.
 
So, es geht endlich weiter - entschludigt bitte für die relativ große Verspätung :sorry:



Dort stand sie, an einen Baum gelehnt mit nur dürftiger Kleidung am bleichen Leib. Louen war sofort von ihren Reizen verzaubert und senkte sein Schwert. Schließlich grinste die wunderschöne Frau und kam ihm näher. Louen wusste nicht, was das sollte, doch es war, als wäre er seines Willens beraubt und lies die Prozedur ohne Gegenwehr über sich ergehen.
Doch dann konnte er sich am Riemen reißen, ging einen Schritt zurück und fragte schließlich: „Wer seid Ihr und was tut Ihr in meinem Reich?“
Die Frau grinste lüstern und schielte ihn an.
„Ich heiße Riana und warum ich hier bin, ist belanglos, nicht wahr?“
Plötzlich erstarb die Stimme in seinem Kopf, sie sagte, dass er dieser Frau nicht trauen sollte. Sie war einfach zu schön, als dass er sich Sorgen hätte machen sollen.
„Wann begegnet man schließlich einer solchen Schönheit?“, dachte er bei sich und beobachtete die Grazie dabei. Auf ihre Frage antwortete er nicht, Louen nickte nur.
Sie sagte etwas, doch der Graf war so hingerissen von ihr, dass er nicht zu hörte, sondern in seinen Gedanken etwas ganz anderes, als reden mit ihr tat. Schließlich legte er sogar das Schwert weg und sie sprach noch immer.
Er schnappte gelegentlich einzelne Sätze und Wörter auf und denen zu Folge, hatte sie kein zu Hause und irrte durch die Ländereien von Bretonia. Immer auf der Suche nach einer Unterkunft und einer Beschäftigung. Auch wenn sich alles sehr erfunden und irrsinnig anhörte, so schenkte Louen ihren Worten Glauben und er bekam plötzlich, ohne zu wissen, woher, den Drang, ihr zu helfen.
Was er dann auch tat, denn er schlug ihr vor, dass sie in seiner Burg nächtigen könnte, wenn sie denn wollte. Natürlich willigte sie ein und nach wenigen Minuten des Gehens kamen sie an dem Tor der Burg an, welches offen stand und die beiden so eintreten konnten.
Riana grinste immer unentwegt und Louen hatte keine Erklärung dafür, warum. Doch er fragte auch nicht nach dem Warum. Er gab sich einfach damit zufrieden, dass sie grinste.
Die beiden gingen durch viele Gänge und über zahllose Stufen, bis sie schlussendlich vor einer großen Eichentür ankamen, die aufwendig verziert war und sehr schwer wirkte. Aber sie ließ sich wider Rianas Eindruck leicht öffnen und quietschte nicht einmal.
Es offenbarte sich ihnen ein gewaltiger Raum, in dem ein noch gewaltigeres Bett stand. Der Boden bestand aus einem roten, weichen Teppich und die Wände waren in derselben Farbe gehalten. Aufwändige Möbel zierten die Wände und alles in allem zeigte das Zimmer von Reichtum. Trotz allem gefiel er Riana nicht besonders und dann entdeckte sie eine kleinere Tür, zu der sie Louen auch sogleich brachte. Auf der anderen Seite befand sich ein ebenso geschmücktes Zimmer, doch viel kleiner und weniger mit Kitsch voll gestopft. Es befand sich auch ein weniger großes Bett in diesem Raum und Riana ging davon aus, dass sie die folgenden Nächte in diesem Zimmer verbringen würde.
Schließlich meinte sie, sie wäre müde und schließlich ging die Sonne bereits unter. Also ließ sie Louen alleine und ging seufzend zu seinem Bett, denn er wollte sich ebenfalls zu Schlafe legen, aber aus einem ihm unbekannten Grund konnte er dies nicht. Schlussendlich ließ auch sein fanatisches Begehren an Riana nach und er fragte sich immer mehr, warum er die Frau zu sich eingeladen hatte. Dann kamen ihm plötzlich Zweifel und er wollte aufstehen, als im Nu die selben Gefühle, die er am Abend gehabt hatte, wieder da waren und unerklärlicher Weise blieben.
Schließlich blieb Louen d’Ayen doch im Bett und konnte überraschender Weise einschlafen – und das ohne jegliche Probleme, oder schlechte Träume.
 
Danke dir! 🙂

so, jetzt gehts endlich wieder weiter - dafür ist der Teil etwas länger, als die beiden Vorgänger.
Jetzt auerts auch nicht mehr lange, dann kommt mal etwas Aktion in die Geschichte!



Seine Augen öffneten sich und das erste, das er sah, war ein perfektes, bleiches Gesicht einer Frau. Louen erschrak, doch zeigte er keine Regung. Dunkle Augen starrten in die seinen, dann zeigte sich ein Lächeln auf den vollkommenen, roten Lippen und lange, schwarze Haare fielen in das wunderschöne Gesicht.
Also war Riana auch wach und wie es aussah, saß – oder viel mehr, lag – sie schon länger im Bett des Grafen. Ihren wohlgeformten Körper bedeckte ein weißes, seidenes Nachthemd, von dessen Existenz Louen nicht gewusst hatte, doch es störte ihn eher weniger, als er die Frau darin betrachtete.
Dann öffnete sich ihr Mund und sie sprach leise: „Hast du gut geschlafen?“
Louen richtete sich auf, wobei die Decke seinen muskulösen Oberkörper preisgab und sich Rianas Augen lüstern auf diesen fixierten.
„Ja, das habe ich… Danke der Nachfrage. Und Ihr, Madame?“, sagte der Bretone noch leicht verschlafen, doch Riana antwortete nicht – sie grinste nur auf eine eigenartige Weise. Der Graf blinzelte und sah aus dem Fenster – es war bereits Mittag. Wie konnte er so lange schlafen? Als er wieder zu Riana blickte, fragte er sich – wie am Abend zuvor – warum er diese Frau mit zu sich genommen hatte, aber als weiterdachte, verschwanden seine Zweifel schon wieder – warum, wusste er nicht, doch es war so.
Schließlich schälte er sich aus der Decke und hüllte seinen Körper in einen weißen Mantel, dann ging er zum Fenster, wo er die Vögel kurz beobachtete, sich aber nach wenigen Sekunden wieder umdrehte.
„Wollen wir frühstücken?“, verlies seine Lippen, obwohl er dies gar nicht sagen wollte. Schließlich kamen ihm Bedenken, denn er tat seit dem Vortag Dinge, die er sonst nicht tat. Und noch bevor er diesen Gedanken zu Ende gedacht hatte, orderte er bei einem Diener, der vor der Tür wartete, ein Frühstück.
Louen kratzte sich am Kopf und drehte sich mit einigen Fragen im Kopf wieder um, doch diese waren schon wieder vergessen, als seine Augen den Blick auf Riana richteten.
Ehe Louen wusste, wie ihm geschah, war der Page mit dem Frühstück erschienen, welches die beiden alsbald aßen. Die ganze Zeit über war der bretonische Graf verwirrt, aber wie er es schon beinahe gewohnt war, verschwanden nach einer kurzen Zeit des Denkens sein Zweifel so schnell, wie sie gekommen waren.
Nach einer kurzen Zeit war das Frühstück vertilgt und die beiden sahen sich stumm an, nachdem der Page die Teller wortlos fortgebracht hatte. Doch dann erhob Riana ihre Stimme und fragte Louen: „Warum hat Gerard dich zum Grafen gemacht? Du warst davor doch nur ein einfacher Ritter mit verwässertem blauem Blut und plötzlich bist du in der Position eines Mannes, der ein eigenes Reich hat. Warum das alles?“
Louen war völlig überrumpelt von dieser Frage. Nein, er hatte sie nicht nur nicht erwartet, er war auch völlig verwirrt, das Riana auf einmal eine solche Frage stellte. Vorher war sie nur die lüsterne Fremde, wegen der er sämtliche Sorgen vergaß und jetzt sprach sie plötzlich von Politik.
„Ich… Ich weiß nicht?“, stotterte der Bretone noch immer verwirrt.
„Wie steht es zur Zeit um den Krieg in Bretonia, Louen?“, wieder eine Frage, mit der der Graf nur wenig anfangen konnte. Doch er versuchte, sie zu beantworten: „Nun, ich weiß sehr wohl um die Lage des Krieges! Die Dunkelelfen kommen unablässig in unser schönes Reich. Immer stets mit den Schiffen über die Ostküste Bretonias. Doch die Schlacht von gestern war äußerst überraschend und kostete einigen meiner Männer das Leben. Im Großen und Ganzen aber sieht es danach aus, als würden wir diesen Krieg gewinnen. Doch warum fragt Ihr, my Lady?“
„Nun, wundert es dich nicht? Es ist eine Zeit des Krieges… Du warst dem König nie sonderlich wohl gesonnen und das beruht auf Gegenseitigkeit, wenn ich mich nicht täusche! Und jetzt? Jetzt, wo man dein Schwert an der Front brauchen kann, aber Gerard dein Genörgel, wie er es nennt, nicht. Plötzlich erhebt er dich einfach in den Rang eines Grafen, um dich von all dem fern zu halten. Noch dazu gibt er dir ein Reich, das weit vom Krisenherd entfernt ist, sodass er sicher gehen kann, dass er eine Ruhe von dir hat. Ist das nicht merkwürdig?“
Louen d’Ayen wusste nicht, was er darauf sagen sollte. Er war völlig entgeistert, als er über die Worte von Riana nachdachte. Es ergab alles einen Sinn, was sie sagte, doch klang es trotz allem nicht glaubwürdig.
„Und wie kommt Ihr… Kommst du zu einem solchen Schluss?“, fragte der Graf verwirrt.
„So überlege doch! Der König schickt dich weit weg von all dem Krieg und schenkt dir als Tarnung, wenn ich es so nennen darf, ein Reich, für das er selbst nur wenig Verwendung hatte. Und als Krönung erhebt er dich in einen Rang, in dem du dich nicht mehr persönlich um Krieg kümmern musst, sondern deine Ritter dies für dich tun.“
Erneut war Louen verblüfft und sah doch einen Zusammenhang in ihren Worten. Als der Bretone darüber nachdachte, keimte in ihm immer mehr der Zorn auf Gerard de Sénya, seinen König, auf. Ja, es war in der Tat ein Art Zorn, der in seinem Herzen wuchs und er wurde schnell größer.
Louen d’Ayen konnte Gerard de Sénya nie besonders gut leiden, doch hatte er ihn immer stets respektiert, da er nur mal sein König war. Aber als der Graf über diese Handlung von ihm nachdachte, drängte sich der Blutdurst in seinen Kopf und vernebelte seinen Verstand noch mehr.
Plötzlich stand Louen und richtete sich zu seiner vollen Größe auf, die beträchtlich war. Voller Zorn streckte er die Brust raus und schnaufte, dann sprach er mit zitternder Stimme: „Vom Krieg will er mich fern halten? Narr! Den Krieg hat er sich soeben geholt!“
„Aber Louen“, sprach Riana mit fürsorglicher Stimme und stand ebenfalls auf. Sie ging zu dem Grafen, sah ihm in die Augen und dann schmiegte sie ihren Körper an den seinen, während sie ihre Arme um ihn schlang und leise sprach: „Du willst doch nicht gegen den König in den Krieg ziehen! Du hättest nicht einmal die Mittel dazu!“
Louen sah in die tiefgründigen Augen der wunderschönen Frau und flüsterte in ihre Haar: „Riana… meine liebe… Wo ein Wille, da ein Weg, hat man mich gelehrt, als ich ein kleiner Bengel war und das glaube ich auch, denn bisher hat sich dieser Spruch immer bewahrheitet!“
„Aber Louen… Es hat doch keinen Sinn, wenn du einfach in deinen eigenen Untergang ziehst. Was zieht dies für Nutzen mit sich? Es würde nicht einmal Ehrvoll sein.“
D’Ayen lächelte und strich der Frau durchs glatte Haar, ehe er ihr entgegenhauchte: „Riana, von Politik und Logik magst du mehr Wissen haben, als ich. Doch was Ehre und Ruhm betrifft… In solchen Dingen bin ich… sagen wir gezwungener Maßen etwas bewanderter als du, meine liebe.“
Die dunkelhaarige Schönheit schmunzelte nur und schmiegte anschließend ihren Kopf an seine starke Brust.
 
In der Hoffnung, dass doch noch einmal jemand hier was reinschreibt, poste ich einfach den Anfang von Kapitel zwei:

Kapitel 2
Il est doux de se venger


„Franques?“
„Ja, mein Herr?“
Louen wandte ihm nicht den Blick zu, sondern redete einfach weiter: „Sind die Pferde fertig? Wie steht es mit den Rüstungen und Waffen? Sind die Pferde tauglich für eine anstrengende und lange Tour?“
„Oui, Monsieur!“, sagte der Ritter und machte sich davon, mit der Entschuldigung, er würde den Knappen sagen, sie sollten die Waffen und Rüstungen auf Fordermann bringen und die Pferde satteln sollen.
Louen d’Ayen stand auf seinem Balkon und blickte auf den Wald mit dem See, wo er die Frau, die soeben neben ihm stand, zum ersten Mal getroffen hatte. Drei Tage war dies nun her. In dieser Zeit hatte sich Louen d’Ayen komplett verändert und es war jedem seiner Untertanen aufgefallen, nur ihm selbst nicht. Er hatte sich nicht nur innerlich verändert – nein, auch äußerlich. Louens Augen hatten einen undefinierbaren Blick angenommen und seine Haut war bleich geworden, sowie sich dunkle Augenringe in seinem Gesicht gebildet hatten. Sein Verhalten war insofern anders geworden, dass er jähzornig geworden war und seine Untertanen nicht mehr in hohen Tönen vom König sprechen lies. Er hatte Riana alles ermöglicht, das sie gewollt hatte und keiner wusste warum. Louen wurde ruhig und verbittert, wenn er alleine und die schöne Fremde nicht in der Nähe war. Doch warum? Keiner hatte eine Antwort darauf…
Plötzlich ertönte die militärische Stimme eines Hauptmann, die laut sagte: „Monsieur!“
Louen drehte sich mit hinterm Rücken verschränkten Armen um und richtete sich auf.
„Oui? Was gibt es, Jacques?“
Der angesprochene Soldat stand steif da und salutierte mit militärischem Blick, dann sprach er mit angespannter Stimme: „Die Ritter sind versammelt, Monsieur! Ihre Lands- und Lehensknechte sind ebenfalls anwesend, Monsieur! Die letzten sind noch unterwegs, Monsieur!“
„Danke dir, eine Frage, Jacques?“
„Oui, Monsieur?“, brüllte der Soldat beinahe.
„Wie viele an der Zahl?“
„Es handelt sich um mehrere tausend Soldaten, Monsieur!“
Louen d’Ayen schaute verblüfft und dann grinste er breit.
„Ausgezeichnet, Jacques! Selbstverständlich werde ich euch persönlich begleiten.“
„Merci beaucoup, Monsieur! Wenn ihr erlaubt, Monsieur, eine Frage!“
„Die da wäre?“, fragte der Graf interessiert und der Soldat antwortete: „Was wird unser Ziel sein, Monsieur?“
Louen grinste breit dun sagte schließlich: „Anér.“
„Warum Anér, Monsieur?“
„Das hat dich nicht zu interessieren. Das Ziel dieser Reise weißt du nun, doch den Grund wirst du erst später erfahren.“
„Wie Ihr wünscht, Monsieur!“
Der Graf schaute in die starren Augen des Soldaten, die anscheinend ins Nichts blickten und sprach nach wenigen Sekunden: „Wegtreten!“
Jacques versteifte sich noch mehr, salutierte erneut, drehte sich am Absatz um und war mit dem Geräusch eines rasselnden Kettenhemdes begleitet, verschwunden.
Louen wandte sich wieder dem Wald zu und plötzlich strich eine Hand über seine Schulter, dann umkreiste ihn eine Frau und hing plötzlich an ihm. Riana hatte also die gesamte Konversation mitverfolgt. Wie ihr das möglich war, interessierte Louen nicht, doch er wollte wissen, was sie hier tat: „Riana, meine liebe, was tust du hier?“
„Ich…“, flüsterte die Frau lüstern und umkreiste den Grafen erneut, bis sie hinter ihm war und ihm ins Ohr flüsterte: „…wollte dich sehen.“
Louen drehte sich um und nun war sein Gesicht nahe dem ihren.
„Warum, wenn ich fragen darf?“
„Einfach so… Ich habe mich nach dir gesehnt, weißt du?“
Louen grinste, doch wusste er nicht, warum er dies tat. Schließlich nahm er eine lockere Haltung an und seufzte.
„Was liegt dir am Herzen, mein lieber?“, fragte Riana mit Besorgnis in der Stimme.
„Ich weiß nicht, ob es das richtige ist, was ich tue…“
„Aber natürlich ist es das!“
„Du hast Recht, wie konnte ich daran und an deinem Wissen zweifeln?“
Riana löste sich wieder von ihm und stellte sich an das Geländer des Balkons. Sie war wunderschön. Der Wind spielte sich mit ihrem rotfarbenen, aus Seide gemachtem Kleid und ihren glatten dunklen Haaren. Es war ein Bild für Götter und Louen schätzte sich glücklich, diese Frau gefunden zu haben. Nein, er wurde von ihr gefunden. Aber das war gleich, Hauptsache, sie hatten einander getroffen.
 
Ich danke dir, MüMa! Freu mich immer über Komplimete *wunder*


Aber jetzt gehts einfach mal weiter und dann halt gleich mit zwei Teilen in einem Post - also, dann viel Spaß beim Lesen!




Die Abendsonne brannte auf sein bleiches Haupt und lies sein schütteres Haar glänzen. In diesem Licht sah man Louen d’Ayen seine Veränderungen noch mehr an, die jeder, außer ihm selbst und Riana sehen wollte.
Sein Pferd trottete über den grünen Boden und lies genau wie sein Reiter den Kopf hängen, sodass ihm die Haare ins Gesicht hangen. Louen hob den Blick und konnte eine leichte Hügelkuppe erkennen – ihr Ziel war nah, sehr nah! Schließlich richtete er sein Augenmerk auf die Abendsonne, die schon rötlich wurde und dann grübelte er kurz, während der Wind sich mit seinem rot-schwarzen Waffenrock spielte und das Kettenhemd darunter rasseln lies. Louen kam zu dem Entschluss, dass sie keine Stunde mehr Tageslicht haben würden und so hob er die Hand. Sogleich war der Ritter Franques an seiner Seite und mit ihm kam auch Jacques angaloppiert.
„Meine Herren?“, fragte der Graf in ruhigem Tonfall.
„Oui, Monsieur d’Ayen?“, ertönte es sogleich aus der Richtung, in der er Jacques vermutete.
„Die Abendsonne… Sie wird gleich zur Ruhe gehen und wir haben noch kein Nachtlager. Ich möchte auf keine unerwarteten Überraschungen stoßen, also macht, dass ihr beide innerhalb von einer Stunde einen Platz zum Übernachten findet. Zumindest für mich und Riana. Was mit den Soldaten sein wird, ist mir gleich, Hauptsache, sie marschieren morgen weiter.“
„Oui Monsieur! Tout de suite!“, rief Franques und galoppierte auf und davon. Louen hörte noch, wie der Ritter Befehle brüllte und das Heer hinter dem Bretonen in Aufruhr gerat, doch er kümmerte sich nicht darum, er sah lieber Jacques mürrisch in die Augen und wartete gespannt auf eine Erklärung, warum er noch immer hier war.
„Excusez moi, Monsieur!“, nuschelte er und war verschwunden.
Dann hob Louen erneut seinen Blick und sah die Hügelkuppe immer näher rücken. Dahinter lag ihr Ziel. Sénya. Die Ritter waren bereits von Louens Vorhaben unterrichtet, doch die Soldaten noch nicht. Aber das tat nichts zur Sache – der Graf würde seine Rache bekommen und als er das dachte, flüsterte er grinsend in die kühle Abendluft: „Il est doux de se venger…“

„Merde!“, fluchte Louen, als er aus dem Zelt kam. Franques hatte nach ihm gerufen, doch warum im Namen der Herrin ausgerechnete am frühen Vormittag?
Der Graf warf die Zeltplane beiseite und trat hinaus ins helle Tageslicht. Sofort schirmte er seine empfindlichen Augen ab und kniff sie auch sogleich zusammen. Er suchte nach einem Mann, nach Franques und schließlich fand er ihn, neben ihm stehend und steif, wie selten zuvor.
Er salutierte und brüllte lauthals: „Ich grüße Euch, Monsieur! Ihr verzeiht, dass ich Euch rief!? Doch die Soldaten verlangen nach einer Erklärung, warum wir in Landen sind und hinter der Hügelkuppe die Stadt Sénya liegt – unser vermeintliches Ziel!“
„Franques… Sei doch bitte nicht so laut, das tut in den Ohren weh!“, sagte Louen leise und sprach dann etwas lauter weiter: „Sag ihnen, der König hatte Verrat an Bretonia und mir, sowie meinen Untertanen, also auch ihnen, geübt, doch will er es vertuschen. Dies wird ihren Kampfeswillen stärken, mit Sicherheit!“
„Oui, Monsieur, ich werde sogleich den Grund an das Fußvolk weitergeben!“
Louen d’Ayen winkte ab und sagte geistesabwesend: „Wegtreten!“
Sogleich war Franques aus den Ländereien von Ovrage verschwunden und der Graf ging wieder zurück in sein Zelt, wo Riana auf ihn wartete.
„Nun weiß auch der Pöbel von unserem Vorhaben, meine liebe…“
Riana lächelte nur fürsorglich und deutete ihm, er solle zu ihr kommen, was er dann auch sogleich tat; Louen legte sich neben Riana und bettete sein Haupt auf ihrem Bauch. Mit starrem Blick sprach er: „Wie wird die Schlacht wohl ausgehen? Was meinst du?“
Die Frau strich ihm sanft durchs Haar und sprach dann ruhig: „Denke nicht daran, was sein könne und philosophiere nicht davon, sondern beschränke dich auf das Wesentliche. Das Ergebnis der Schlacht braucht dich nicht zu interessieren, solange wir sicher gehen können, dass wir Rache üben können!“
„Du hast ja Recht… wie immer“, meinte Louen erheitert und drehte seinen Kopf, um der Frau ins Gesicht sehen zu können.
Plötzlich wurden Louen und Riana aus ihren Gedanken gerissen, als eine Stimme laut erklang und brüllte: „Monsieur! Monsieur!“
Der Graf war schnell auf den Beinen und noch schneller vor dem Zelt, um denjenigen, der es wagte, so herumzubrüllen, eine Lektion zu erteilen. Doch er überlegte es sich rasch anders, als er bemerkte, dass es sich um Jacques handelte.
„Oui? Was gibt es?“
Die Nachhut ist soeben eingetroffen, Monsieur! Morgen schon können wir in den Kampf ziehen!“
„Ausgezeichnet! Und jetzt zieh dich zurück, ich will meine Ruhe!“
Jacques salutierte und machte dann am Absatz kehrt.
Louen blickte ihm noch kurz hinterher, doch dann schlich er ins Zelt zurück, wo bereits die liebreizende Riana auf ihn wartete. Der Bretone trat in das schummrige Halbdunkel ein und starrte lächelnd auf ein Bett, das aus Fellen und Decken bestand – ein notdürftig errichtetes Feldlager. Er ging langsamen Schrittes auf dieses zu und setzte sich schließlich auf den weichen Untergrund.
Dann strich ihm plötzlich Riana mit der Hand über die Wange, am Hals hinab und über die Schulter. Louen war von der Bewegung etwas überrascht und richtete seinen Blick auf sie, doch anstatt, dass sie etwas sagte, küsste sie den Grafen lang und innig. Gleichermaßen überrascht und erregt, öffnete er schließlich die Augen wieder und wollte ihren Kuss erwidern, als etwas geschah, das sein Leben auf Dauer verändern sollte…





Über Kritik würd ich mich wie immer freuen!



Post Scriptum: Für euch, die ihr Schlachten liebt: nicht mehr lange *g*
 
Freut mich, wenns dir taugt, MüMa!
Dann gehts jetzt weiter und zwar gleich mit mehreren Teilen 🙂



Louen riss die Augen auf und sogleich verspürte er einen stechenden Schmerz in selbigen. Der Graf blinzelte kurz und fühlte sich dann schwummrig. Was war geschehen? Der Bretone blickte an sich herab und sah, dass seine Haut die Farbe von Elfenbein angenommen hatte und seine Finger dürr geworden waren, genauso waren seine Nägel dunkler geworden und er fühlte einen Geschmack von Bitterkeit im Mund. Sofort umleckte er mit seiner Zunge die Lippen und bemerkte, wie rau diese geworden waren. Er spürte der Drang, seinen Körper abzutasten und strich mit seiner Hand über den Hals, wo er auch sofort inne hielt. Seine Finger nahmen etwas auf der Haut wahr, das noch nie zuvor da gewesen war – zwei kleine Unebenheiten nahe seiner Kehle. Was bei der Herrin des Sees war das? Riana musste es wissen, also erhob sich Louen d’Ayen und registrierte sogleich, dass er nicht mehr so gebückt stand, wie vor wenigen Stunden noch.
Sofort bestrich ihn ein Gefühl des Schwindels und so setzte sich der Graf wieder. Er stützte seinen Kopf auf seine Arme, die er auf seinen Knien abstützte und schloss die Augen. Dann öffnete er sie wieder und der halbdunkle Raum schien ihm unnatürlich grell, doch nach wenigen Herzschlägen hatten sich seine Augen an die Helligkeit gewohnt. Plötzlich erspürte er die Anwesenheit von jemandem und drehte sich blitzschnell um. In der gleichen Bewegung erhob er sich von seinem Bett und griff dahin, wo sonst sein Schwert hing, doch es war keine Klinge an seiner Seite. Entsetzt starrte Louen an sich herab und bemerkte, dass er keine Waffen trug. Seltsam… Aber dann hob er wieder seinen Blick und sah genau in die Augen von Riana, die sich mit der Zunge über die Lippen leckte und befriedigt grinste.
„Wie war dein Schlaf, Liebster?“, fragte sie leise.
„Was, was ist mit mir geschehen?“, fragte Louen hingegen.
„Was soll mit dir geschehen sein?“, erwiderte sie und ging auf ihn zu.
„Ich weiß nicht, aber ich fühle mich so anders…“, nuschelte er.
Riana grinste nur lüstern und strich ihm sanft an der Schulter entlang, schließlich flüsterte sie ihm ins Ohr: „Jetzt bist du, wie ich…“
Louen verstand nicht und sah nur in ein belustigtes Gesicht, das wunderschöne Augen zierten, die in diesem Moment glücklich glänzten. Der Graf war äußerst verwirrt über die Worte, die er soeben vernommen hatte und so fragte er: „Aber WAS ist das?“
„Nun“, begann sie „lass es mich so erklären. Ich, nein – wir sind etwas ganz Besonderes. Wir heben uns sozusagen von den lächerlichen normalsterblichen ab. Nicht durch blaues Blut, viel mehr durch gewisse Fähigkeiten… Du wirst sie noch finden, derweil sind sie noch tief in dir verborgen und du musst sie suchen, aber schlussendlich wirst du sie finden.“
Louen verstand noch immer nicht, doch blieb er dieses Mal still und griff sich nur an den Hals, wo er die beiden Unebenheiten auf seiner Haut fühlte.
Plötzlich vernahm der Graf eine laute Stimme, die ihn rief. Er musste kurz überlegen, doch dann konnte er sie zuordnen; sie gehörte seinem Untertan und Ritter Jacques d’Ayen, der nach Louen den Oberbefehl über sein Heer hatte. Es schien ihm eine Ewigkeit zurück, als er sie das letzte Mal vernahm, aber er entschied sich, nach draußen zu gehen und nach dem Rechten zu sehen.
Louen streifte den Vorhang seines Zeltes beiseite und wich zurück, vom hellen Sonnenlicht geblendet. Doch bald war diese Grelle verflogen und seine Augen hatten sich an das Tageslicht gewohnt. Es herrschte reges Treiben vor dem Zelt. Überall rannten Soldaten umher und wie Louen sah, war die Sonne erst vor knapp einer halben Stunde aufgegangen – also war es noch früh am Morgen, sieben Uhr vielleicht. Dann wandte er seinen Blick in eine andere Richtung und fand Jacques in seiner glänzenden Rüstung wieder, der salutierend vor ihm stand.
„Monsieur! Sie haben befohlen, nach dem Morgengrauen, Sie zu wecken! Die Schlacht wartet, Monsieur, der Feind ist noch nicht verständigt!“
Louen d’Ayen war etwas verwirrt, doch dann konnte er einen klaren Gedanken fassen und erinnerte sich. Ja, einen Krieg hatte er geschworen – bei seiner Ehre und diese sollte er jetzt auch verteidigen.
Also bedankte sich der Graf kurz und verschwand wieder in sein Zelt, nachdem er einen Knappen orderte. Louen trat nun ein und fand das Halbdunkel dort viel angenehmer, als das Sonnenlicht draußen. Nur wenige Sekunden später war der bestellte Knappe auch anwesend und er hatte Louen die Rüstung bemerkenswert schnell und gut angelegt. Als Belöhnung dafür bekam er ein trockenes „Danke“ und dann wurde er wieder hinfort geschickt.
Der Graf stand nun in gesamter Ausrüstung vor Riana und sie fand, er sah darin äußerst gut aus, doch sagte sie ihm dies nicht – die Frau lächelte nur fröhlich und sprach schließlich zu ihm: „Ich bin mir dessen bewusst, dass die letzten Minuten sehr schnell und viel für dich waren, aber jetzt geh, du hast einen Eid zu erfüllen!“
Als Bestätigung, dass er gehen sollte, drückte sie ihm einen Abschiedskuss auf die Wangen und kurze Zeit später war der Graf auch schon bei seinem Streitross und ihm wurde in den Sattel geholfen. Verwundert blickte er in den Helm, den er sich soeben aufsetzen wollte, und fragte sich in Gedanken, warum er kämpfte und warum plötzlich alle so hastig wurden – Louen hatte nicht einmal Zeit gefunden, ein Frühstück einzunehmen. Doch als er sich im Sattel umdrehte, um einem Drang tief in ihm Folge zu leisten, sah er Riana vor dem Zelt stehen in ihrem dunkelroten, seidenem Kleid, in dem sich die Morgenbrise spielte. Die Frau sah ihm also zu, wie er fort ritt… Dadurch ermutigt, stülpte er schließlich seinen Helm über sein Haupt und ein vertrautes Gefühl kehrte in ihn zurück. Es war der Blutdurst, der in ihm aufstieg, den er jedes Mal hatte, wenn er durch die engen Schlitze des Visiers blickte und im Augenwinkel seine Waffe sah. Es war die Schwere des Metalls, die ihn noch stärker werden ließ und es war der Stahl in seiner Hand, der ihm ein Gefühl der Unbesiegbarkeit gab.
Louen steckte die Klinge zurück in Scheide, hängte den Schild locker im Ellenbogen ein, ergriff mit der Linken die Zügel und nahm mit der rechten Hand die Lanze entgegen, die ihm gereicht wurde.
Um ihn herum hatten sich etwa ein Dutzend Ritter versammelt und die kleine Truppe ritt sogleich aus dem Lager, um ein großes Zelt herum und stand plötzlich vor einem gewaltigen Heer, wie es Louen seit Jahren nicht mehr gesehen hatte. Der glänzende Stahl der Rüstungen blendete ihre Augen und die rot-schwarze Heraldik war Meilenweit als die von Ayen zu erkennen. Hoch über den Reihen prangte ein gewaltiges Banner – gehalten von einem einzigen Mann auf einem riesigen Streitross. Louen spürte, wie der Enthusiasmus des Kampfes in ihn zurückkehrte, wie seine Moral stieg und sein Kampfeswille schier unbrechbar schien.
Der Graf erhob sein Haupt und konnte nun erkennen, wie die gewaltige Armee in verschiedene Regimenter eingeteilt war. Den Kern bildeten große Mengen an Rittern, die von berittenen Soldaten an jeder Flanke gedeckt wurden. Als der Bretone seinen Blick weiterschweifen ließ, erkannte er über einem kleinen Wald Pegasi, etwa drei Dutzend an der Zahl. Der Graf entdeckte schließlich auch an der äußersten Flanke kleine und wenige Regimenter von Rittern, die neben gewöhnlichen Fußsoldaten postiert waren.
Louen d’Ayen grinste unter seinem Helm, fügte sich im vordersten Regiment ein und dann kam ein Ritter, den Louen nicht kannte, angeritten und sprach ehrfurchtsvoll: „Monsieur! Späher haben uns berichtet, dass der Feind bereits von unserer Anwesendheit wusste! Er hat bereits Aufstellung vor der Stadt bezogen und wartet auf unseren Angriff!“
Louen öffnete sein Visier und sah den Ritter ernst an, dann sprach er: „Das ist nicht gut, aber fein. Dann stellen wir uns ihm wenigstens in einem ehrlichen Kampf! Für die Ehre möge die Herrin des Sees uns vor den Verrätern schützen!“
Schließlich schloss er sein Visier wieder und hob seine Lanze – das Zeichen zum Angriff. Sofort vernahm der Graf das Hallen von etlichen Trompeten und Hörnern, als sich schließlich die Armee in Bewegung setzte.
„Was Riana jetzt wohl denkt?“, flüsterte Louen d’Ayen leise zu sich selbst.

Das Heer aus Ayen erklomm einen Hügel und Louen konnte nun auch die Armee von Sénya sehen. Sie war nicht minder gewaltiger, als seine eigene, doch schreckte dies ihn in keiner Weise ab – nein, im Gegenteil sogar – der Kampfwille des Grafen stieg noch mehr und sein Durst nach Rache wurde ebenfalls größer.
Die Banner, in dem für Sénya typischen blau-weiß, prangten hoch über den Reihen und die Soldaten und Ritter hatten die gleiche Heraldik auf ihrer Ausrüstung, die auch auf den Standarten zu sehen war.
Louen d’Ayen hob die Hand hoch in den Himmel und zügelte sein Pferd. Sofort erschallte ein lautes Horn über dem Hufgetrappel, woraufhin innerhalb weniger Sekunden das gesamte Heer zum Stehen kam. Der Graf hob sein Visier und blickte den Hügel hinab, auf die Verteidiger. Die Streitmacht von Ayen hatte eine perfekte Position für einen Angriff; sie waren auf einem Hügel und konnten somit enormen Schwung holen, um die Kraft ihrer Rösser vollends auszunutzen. Außerdem hatten die Bogenschützen so ein freies Schussfeld und die Schützen des vermeintlichen Verräters mussten den Hügel hinauf feuern.
Dies alles bedacht, gab Louen den Befehl zum Angriff und noch bevor sich die Pferde in Bewegung gesetzt hatten, surrte ein Pfeilhagel, der von den Bogeschützen aus ging, gen Tal und kam Todbringend in die blau-weißen Reihen nieder. Noch ehe die Verteidiger eine Salve zurückfeuern konnten, kam die zweite von den Angreifern, jetzt aber waren die Ritter bereits in Bewegung.
Louen klappte während seinem Ritt dass Visier herab und als er wieder in Erinnerungen an seine vergangenen Kämpfe schwelgte, schwoll in ihm der Blutdurst enorm an und er wollte töten. Der Graf spornte sein Pferd noch mehr an und klemmte schließlich die Lanze unter die Achsel. Allmählich legten auch seine Ritter diese an und rückten die Schilde zurecht, während die Pferde in halsbrecherischem Tempo auf den Feind zugaloppierten.
Doch dann kam die gegnerische Salve, die vorher ausgeblieben war. Sie war nicht auf die Schützen unter Louens Befehl ausgerichtet – nein, Pfeile surrten auf die rot-schwarzen Ritter zu. Innerhalb eines Handumdrehens war dies geschehen und in eben diesem endlos langen Moment, zeichnete sich die Fratze des Entsetzens in so manches Gesicht der Angreifer, aber es blieb nicht lange dort. Denn die Männer waren entschlossen und ehe die weiß gefiederten Schäfte auf Ziele trafen, erschallte ein Kampfesschrei von dem Hügel herab und Banner wurden hoch in die Höhe gerissen.
Jedoch dann waren die Pfeile da, und Louen und seine Diener spürten, dass sie dies waren, denn plötzlich ertönte gemeinsam mit dem Kampfgeschrei das Wiehern von Pferden und die Todesschreie so manches Ritters. So viele Pfeile es auch gewesen waren – die Rüstungen waren zu dick für sie gewesen. Die meisten Geschosse waren einfach von dem Stahl abgewehrt worden, doch so manches fraß sich auch durch die eiserne Haut der Männer und forderte seinen Preis.
Aber diese Salve hinderte die Ritter nicht daran, dass sie sich unentwegt der Streitmacht von Gerard de Sénya näherten. Es waren auf einmal nur mehr wenige hundert Fuß und auch diese Zahl schrumpfte binnen Sekunden weiter herab auf eine Nichtigkeit, die genauso schnell vorbei war.
Dann war der Moment des Kampfes angebrochen. Nun war die Zeit gekommen, an der Helden geboren wurden. An der Lieder über Männer geschrieben wurden und der Moment, an dem viele nie wieder ihre Familie und Freunde sehen würden.
Die Ritter waren sich dessen bewusst, doch der Gedanke an Ruhm und Ehre gewann die Überhand und auch der Hass auf die Verräter. Die Lanzen wurden also mit noch festeren Griffen umschlossen, die Schilde noch angespannter gehalten und die Leiber noch gebückter. Auch die Pferde wurden auf seltsame Weise schneller und dann war dieser unfassbar kurze Augenblick verklungen. Die zwei Mächte hatten sich getroffen. Blut spritzte, Holz barst, Schilde zerschellten, Metall brach, Männer schrieen und Fleisch wurde zerfetzt. All die märchenhafte Ehre, in deren Glauben die Ritter erzogen wurden, war wie weggeblasen und der Selbsterhaltungsdrang gewann die Überhand. Im Angesicht des Todes und des Feindes entwickelten die Männer ungeahnte Kräfte, die sie unfassbare Taten vollbringen lies – sie führten die Klingen noch schneller und härter, blockten mit mehr Gegenwehr und die Gesichter wandelten von einem Ausdruck der Entschlossenheit, ihren Ausdruck in ein Antlitz des Entsetzens.
Aber nicht so Louen d’Ayen. Seine Augen nahmen einen wahnsinnigen Ausdruck an und seine Hand führte die Klinge ohne sein Zutun – der Graf brauchte nicht mehr zu denken, er wusste, wie er seine Gegner treffen musste und wo. Er wusste, wie sie reagieren würden und als seine Lanze barst, warf er diese sogar so weg, dass er einen Feind aus dem Sattel hob. Dann war auch schon seine Klinge in den Leibern von Verrätern. Louen wurde plötzlich von einer Kraft erfüllt, die er noch nie zuvor gespürt hatte und er verwandelte sich in ein Biest, das nicht aufgehalten werden konnte. Sein zierlicher Leib in der dicken Rüstung zeigte kein Zeichen von Erschöpfung und so geschah es, dass sich Louen mit Jacques und seinem Standartenträger immer weiter in die Reihen ihrer Feinde grub. So weit, bis der Graf nichts anderes, als blaue Soldaten sah.
Jacques schrie plötzlich etwas von wegen, sie würde sich zu weit von der Armee entfernen, doch Louen hörte seine Stimme nicht – er schwang das Schwert mit konstant zunehmender Geschwindigkeit und wurde mit jedem Streich tödlicher. Jeder Schlag ein weiteres Kriegsopfer, das nie wieder zu seiner Familie zurückkehren würde. Jeder Stich ein weiteres Leben zerstört, beendet und ausgelöscht. Nur noch Erinnerungen an vergangene Taten von jenem unbedeutenden Wesen blieben in der alten Welt. Mit jedem Streich zerstörte Louen ganze Familien und Träume, doch er kümmerte sich nicht darum – sein Blutdurst musste gestillt werden, komme, was da wolle.

Das Blut spritzte ihm ins Gesicht und rann durch die Sehschlitze in seine Augen. Louen verfiel in einen Blutrausch, wie er ihn noch nie gehabt hatte. Zwar war der Bretone schon an unzähligen Kämpfen und Schlachten beteiligt gewesen, doch noch nie hatte er dermaßen durch die Reihen seiner Feinde gewütet. Das Schwert, das er führte nahm die Farbe seiner Tracht an und wurde mit jedem Streich dunkler, denn jeder kostete ein weiteres Menschenleben.
Und plötzlich, ohne dass Louen es vorausahnen hätte können, ertönte ein gewaltiges Donnern und ein Blitz fuhr durch die Reihen seiner Soldaten. Aber wie war das möglich? Der Graf wusste es nicht, immerhin kannte er keinen Magier seines Volkes, der eine solche Gewalt an Magie entfesseln hätte können. Dies im Kopf, wurde der Bretone noch rasender und wusste plötzlich, wo er hin musste.
Louen d’Ayen lies seinen Gaul die Richtung ändern und gab ihm die Sporen. Trotz der Massen an Feinden und der Unmöglichkeit des Bewegens, schlug er sich durch und auf noch sonderbarerer Weise bemerkte er, dass Jacques und Sean, der Armeestandartenträger, noch immer verbissen hinter ihm kämpften. Leise eine Danksagung an die Herrin des Sees flüsternd, lies der Graf sein Schwert einen weitere Kopf von den Schultern trennen.
Sein Pferd pflügte durch die Landsknechte von Gerard de Sénya und Louen hörte über das Geräusch von Metall auf Metall die Schreie von Sterbenden. Jeden normalen Mann würden solche Laute ein Leben lang verfolgen, doch der Graf wurde sein Leben lang darauf hin trainiert, dass dies nicht passieren würde und wie es aussah, ward dies Training erfolgreich, denn er zuckte nicht mit der Wimper, wenn er ein Leben auslöschte. Viel mehr freute er sich über das Blut, das ihn besudelte und über das Fleisch, das sein Metall durchtrennte.
Doch plötzlich wurde er aus seiner Trance gerissen, als er im Augenwinkel eine Hellebarde bemerkte und sich zu ducken versuchte. Aber zu spät – die Klinge der Waffe traf ihn mit voller Wucht und sein Ritt verdoppelte die Kraft, mit der sie auf seine Brust krachte.
Louen verlor das Gleichgewicht im Sattel, lies die Zügel los und bemerkte einen Herzschlag später, dass das der größte Fehler war, den er machen konnte, denn auf einmal rutschte er aus dem Sattel und kippte nach hinten. Der Schild glitt ihm vom Arm und sein Schwert fiel beinahe aus seiner Rechten, als er in der Luft war. Sekunden verstrichen, als wären sie ganze Leben und die Umgebung verfärbte sich zu einem einzigen blauen Gemisch, das nur kurz von dem rot seines Ärmels unterbrochen wurde. Dann sah der Bretone die Sonne, die ihn blendete, woraufhin er sich wünschte, sie würde verschwinden und es geschah schneller, als er geglaubt hatte, denn plötzlich krachte es gewaltig und sein Kopf schlug gegen das Metall seines Helmes. Seine Arme schmetterten auf den harten Boden und sein Rücken donnerte auf das tot getrampelte Gras unter ihm. Dann blieb ihm die Luft weg und er konnte nicht einmal schreien. Plötzlich war die Rüstung, die ihm vor Sekunden noch diente, ein einziges Hindernis, da er sich kaum rühren konnte.
Louen d’Ayen konnte durch die Sehschlitze nur den blauen Himmel erkennen und er entspannte seine Muskeln, als sein Mund Blut preisgab und es gegen die Innenseite seines Helmes spuckte. Die Augen des Grafen schlossen sich langsam und seine Finger lockerten den Griff um das Heft des Schwertes. Es fühlte sich schmerzhaft, doch irgendwie angenehm an, als das Leben aus ihm rann. Ganz langsam nur verlies ihn sein Geist, doch es war das schönste Gefühl, das er je empfunden hatte.
Doch plötzlich war da noch etwas Anderes. Sein Gewissen sagte ihm, es gab noch etwas in der alten Welt, für das es sich zu leben lohnte, doch der verwundete Graf konnte es sich beim besten Willen nicht vorstellen. Aber dann kam ihm die Erkenntnis und seine eben noch geschlossenen Augen rissen weit auf und er schrie: „Riana!“
Dann war da eine Kraft in seinen Muskeln, die er noch nie gefühlt hatte und innerhalb weniger Sekunden stand der Graf aufrecht, umringt von hunderten Soldaten, die seinen Kopf wollten.
Louen nahm sein Schwert in beide Hände und sah sich um, um sich zu orientieren. Und dann sah er jemanden, den er suchte – Jacques d’Ayen, Waffenmeister und erster Ritter des Grafen, der soeben aus dem Sattel geflogen war und schon wieder auf den Beinen stand, um die Verräter zu richten.
Dann trafen sich ihre Blicke und beide hielten kurz inne. Auf einmal sah Louen hinter Jacques seine Standarte und Sean fielen. Entsetzen machte sich auf dem Gesicht des Grafen breit, als er mit ansehen musste, wie sich eine Klinge in den Hals seines Freundes fraß und der Lebenssaft in großen Strömen aus dieser gewaltigen Wunde rann. Mit einem letzten, nach Hilfe flehendem Blick an Louen gerichtet und den Händen am Hals, sank der Mann in sich zusammen und das Banner von Ayen ging im Heer von Feinden unter.
Jacques riss sich mit der freien Hand den Helm vom Kopf und brüllte so laut, wie man in Bretonia noch nie einen Mann hatte schreien hören: „SEAN! NEEEIIIINNN!!!!“, denn in eben diesem Moment musste ein Mann mit ansehen, wie ein Freund, den er von Geburt an kannte getötet wurde. Er musste mit ansehen, wie unzählige Erinnerungen an schöne Zeiten und endlose Stunden der Freude zur Vergangenheit wurden, da eben dieser Freund von einem als Verräter gebrandmarktem Menschen hingerichtet wurde.
Jacques drehte sich um, mit Tränen in den Augen und sah mit einem Blick der unsäglichen Trauer und des unfassbaren Hasses auf Louen, als er zu einem der Blauröcke brüllte: „Du Hundesohn!!“, und sich dann auf den Mörder von Sean stürzte. Er richtete binnen Sekundenbruchteilen und riss mit einem Streich seines Schwertes zwei weitere Blauröcke aus dem Leben. Er holte zu einem weiteren Schlag aus und verwandelte sich eine Bestie, die nicht zu stoppen war, nicht von Menschenhand.
Louen hatte all dies mit angesehen und eine Träne rann über seine Wange, als ihn plötzlich derselbe Blutrausch, der seinen getreuen Freund und Ritter Jacques gefasst hatte, packte. Der Graf von Ayen riss sein Schwert in die Höhe und enthauptete einen Mann, der soeben seine Waffe zum Schlag erhoben hatte. Er drehte sich um und spießte einen Bretonen auf, der seinem Landsmann zu Hilfe eilen wollte und schlachtete mit der Bewegung, mit der das Schwert aus dem Leib zog, einen weiteren Soldaten. Er war wie ein Berserker, der nicht zu stoppen war – fast schon ein Racheengel.
Das Blut spritzte ihm durch die Sehschlitze ins Gesicht, als Louen wieder einen Blitz in die Reihen seiner Leute niedergehen sah. Zorn und Hass wich der unsäglichen Trauer, als seine Augen dies aufnahmen. Nun hatte der Graf von Ayen ein Ziel vor sich – es war die Anhöhe direkt vor ihm, von der aus die Energie und die Blitze kamen. Also musste dort oben der Magier sein, den Louen vorher schon bemerkt hatte und jetzt wusste der Graf, wo er ihn fand, also war es nur mehr eine Frage der Zeit, bis einer der beiden den Tod fand.
Plötzlich trafen sich Jacques’ und Louens Blicke und der Herr von Ayen deutete seinem Freund und Ritter, auf die Anhöhe zu kommen.
Der Graf sah sich nun wieder einem nicht enden wollendem Heer aus Soldaten gegenüber, die vermutlich nicht einmal eine Ausbildung genossen hatten, wodurch sie es nicht verdienten, Gegner genannt zu werden. Dann setzte der Bretone den Fuß über eine Leiche hinweg und ein langer, aber blutiger Weg fand seinen Anfang.




Nur für dich, Müli 😉
 
Aaaaahhhhh! Endlich!^^

Erst auf der Zeiten Seite.. *grummel.. +lol*

Na endlich wieder mal was, dass sich zu lesen wirklich lohnt, ich muss sagen, ich bin beeindruckt, das schlägt Era um Weiten und Ellen!
Erst schonmal das Vampirdasein.. .*schmacht*
Dann noch eine Schlacht, geführt aus dem Ruf nach rache und dem Verklangen nach Ehre, oder war es umgekehrt? Na egal! *lol* Wirklich ein Stück Brillanz in Geschichtsform! Es hat echt Freude gemacht das zu lesen!

Und irgendwann muss auch die Nacht hereinbrechen, die die Kraft des Grafen in exorbitante Höhen treiben wird... gepaart mit dem ersten Blut, dass in seiner Wirkung nur vom Letzten übertroffen wird.. *g*

Die Methamophose... erliegt er dem Durst sogleich, besinnt er sich auf seine Ehre, wiedersetzt er sich dem Hunger? Er ist zu dem geworden, was jeder Bretone am meisten Hasst, hasst er sich selbst? Sucht er den Tod, oder will er ihm ein schnippchen schlagen?... So viele Fragen zu wenig antworten! *lol*

Ich freu mich schon auf den nächsten Teil!
 
Hehe, der HAss auf die eigene Form wird noch kommen. Aber noch weiß Louen noch nicht, was er ist, er weiß nicht, woher all die Gefühle kommen! Das kommt noch. Frühestens in dem Teil, an dem ich gerade sitze und spätestens im dritten Kapitel, das nach der Schlacht angefangen wird.

Aber es freut mich, dich so entzückt zu haben. Wahrlich, Vampire sind deine Passion, also hast du dir die versprochenen Guinness redlich verdiehnt 😉

Doch nun gehts weiter mit der Geschichte. Der nächste Teil wird irgendwann mal fertig werden. Wann, weiß ich nicht, weil cih dir ja meine Pläne per PM mitgeteilt hab *g*




Louen und Jacques brachen beide zur selben Zeit und nebeneinander aus den Reihen ihrer Gegner hervor und standen dann endlich auf der Anhöhe, die ihr Ziel war. Vor ihnen stand eine Gruppe von Männern, die definitiv keine Landsmänner der beiden waren. Als der Graf näher hinsah, konnte er sie als Männer identifizieren, die höchstwahrscheinlich aus dem Imperium stammten. Aber was taten sie hier in Bretonia und noch dazu in der Heimatstadt des Königs? Was hatte sie dazu bewegt, hierher zu kommen?
Louen d’Ayen wurde plötzlich aus seinen Gedanken gerissen, als einer der Mannen etwas brüllte und dann gleich fünf von ihnen mit einem Schrei auf ihn zustürmten. Alle trugen sie eine schwarz-rote Kluft, die an den Ärmeln gewellt war und Einschnitte hatte, sowie eine Plattenrüstung und allesamt hatten sie ein Schwert, das sie mit beiden Händen führten. Wenn der Graf richtig in der Annahme ging, waren dies die berüchtigten Bihandkämpfer aus der imperialen Stadt Carroburg, doch was hatte sie hier her nach Sénya verschlagen? Aber keine Zeit für solche Überlegungen blieben dem Bretonen, denn die verrückten Männer waren bereits in Schlagweite und das erste Schwert surrte bereits heran. Louen duckte sich unter dem Streich weg und stach dem Imperialen von unten in den Bauch, sodass es laut knackte, als der Stahl auf metallenen Widerstand traf, diesen durchdrang, Innereien und Knochen gleichermaßen zerstörte, schließlich eine weitere Platte von Metall durchbrach und knapp unter dem Genick wieder austrat. Dieser Schlag hatte ihm einiges an Kraft gekostet, doch es war nicht minder leicht, die Waffe schnell genug aus dem unter schmerzen endenden Leib herauszuzerren, da noch vier andere Bihandkämpfer nach seinem Leben trachteten.
Während Louen noch gebückt war, kam ein weiterer der Imperialen heran gerannt und der Graf donnerte ihm seine gepanzerte Schulter in den Magen. Zu spät bemerkte Louen, dass auch sein Gegner gut gerüstet war, und so wurden sie beide von der Wucht des jeweils anderen umgerissen. Dann schmetterte ein Schwert auf den Oberarm des Grafen, der glücklicherweise unter dickem Metall verborgen lag. Der Bretone trat aus und erwischte das Knie des Soldaten, kam torkelnd auf die Beine, als er bereits den nächsten Schlag einstecken musste und sah sich nach Jacques, seinem Mitstreiter um. Dieser jedoch war in den Kampf mit zwei der selben Sorte, mit denen Louen seine Probleme hatte, zu kämpfen.
Als sich der Graf wieder umdrehte und das Schwert zur Parade erhob, sah er gerade noch eine Klinge, die auf ihn zukam, welche sofort mit der Breitseite gegen seine Brust schlug. Dieser Schlag ihm den Atem, doch eine Sekunde später hatte sich Louen wieder gefasst und war schnell genug, den Imperialen um seinen Kopf beinahe zu erleichtern, denn die Klinge durchtrennte den Hals nicht komplett. Als er das Schwert wieder unter Kontrolle hatte, sah Louen, dass der Krieger, dem er gegen das Knie getreten hatte, sein Gelenk los war, da dieses zerstört war und so lag der Imperiale schreiend und sein Bein haltend am Boden, während der Bihandkämpfer, der zuvor noch am Boden lag, gerade aufgestanden war. Doch einer der Gegner ging Louen ab, aber er sollte sogleich erfahren, wo dieser war, denn ein Schrei drang von hinten an seine Ohren. Der Graf drehte sich blitzschnell um und konnte den Schlag des Imperialen gerade noch rechtzeitig parieren und schmetterte ihm die Faust ins Gesicht, woraufhin ein unschönes Knacken ertönte und Louen angeekelt das Schwert auf ihn niedersinken lies.
Also waren es noch zwei Imperiale, die dem Bretonen gegenüber standen, wobei Kampfunfähig war. Schnell spurtete der bereits sehr geschwächte Louen nach vor, auf den noch Kampffähigen zu und nach einem kurzen Schlagabtausch, drang das blutige Schwert in den Leib des Bihandkämpfers ein und beendete sein Leben.
Nun war noch ein Imperialer vor Louen, doch dieser lag am Boden und sprach etwas in einer ihm fremden Sprache, derer er nicht bemächtigt war. Der Bretone seinerseits entgegnete in seiner Muttersprache: „Dingue homme, c’est la vie! Creve, fou!“, und mit diesen Worten durchtrennte er die Kehle des Imperialen.
Dann erinnerte er sich wieder, dass er auf einem Hügel umringt von Gegnern stand und dass sein Freund Jacques Hilfe benötigte. Louen drehte sich rasch um und sah, wie sein erster Ritter soeben den zweiten und letzten Imperialen niederstreckte. Als er dies sah, fiel dem Grafen ein Stein vom Herzen und gemeinsam rannten sie, so schnell ihre Füße es ihnen erlaubten, auf einen kleinen Trupp von Bretonen und Imperialen zu. Die Gruppe bestand aus einigen Imperialen, Louen identifizierte sie als Bihandkämpfer und normale Soldaten, sowie ein Mann, der eine überlange Muskete in Händen hielt und auf das Schlachtengeschehen hinauszielte. Außerdem fand der Graf unter ihnen einen kleinen Mann, in graue Gewänder gehüllt und einen Stab haltend, der plötzlich einen gewaltigen Blitz aussandte. Dann sah Louen noch weitere Imperiale, einer davon saß auf einem Ross und hatte eine dicke Plattenrüstung am Leib, um sich vor seinen Feinden zu schützen. Plötzlich bemerkte der Graf neben den Männern aus dem Imperium eine Gruppe an Bretonen, die allesamt die Tracht der Ritter aus Sénya trugen, doch befanden sie sich nicht auf ihren Rössern an der Front, was Louen etwas verwirrte.
Dann endlich waren die beiden nur mehr wenige Schritt von der Gruppe entfernt, als einer der Imperialen laut aufschrie und sich ihre Gegner umdrehten, bis auf den Magier und den alten Mann mit der verrückten Muskete.
Dann brach ein Gemetzel aus, wie es Louen noch nie in seinem Leben erlebt hatte. Überall waren diese Schreie, die trotz der ihm unverständlichen Sprache, für seinen Verstand begreifbar waren und ihm alles mitteilten. Genauso spürte er jedes Mal, wenn er das Schwert in einen Leib versenkte, wie er das Leben eines Menschen beendete und somit eine Tragödie hunderte Kilometer weit entfernt auslöste. Jeder Streich – und sie waren unzählbar – kostete ein Leben, eine Seele wurde aus dem Dasein gerissen und alles nur wegen dem Stahl, den er, Louen d’Ayen in Händen hielt. Doch er fühlte kein Mitleid oder keine Reue. Kein Gewissen, das ihm vorsagte, es sei schlecht, was er tat. Keine Stimmen im Kopf, die es für bieder erklärten, was er tat. Statt all dem war da ein Gefühl, das er kurz zuvor für wenige Sekunden hatte spüren dürfen. Er war nun wieder soweit, dass sein Geist und sein Körper nach Blut trachteten. Er wollte es spritzen sehen und die Leiber sterben sehen. Er wollte mit ansehen, wie sie im eigenen Lebenssaft lagen und dahinschieden. Ja, er wollte es sogar trinken. Er wollte sich an ihrem Leid bereichern, wollte sein Verlangen durch ihren Tod befriedigen, denn was war denn schon das Leben eines einzelnen Mannes auf dieser Welt? Er würde nicht vermisst werden. Niemand hätte ein Problem damit, wenn ein Imperialer weniger auf dieser Erde wandert – und seien es hundert, die er tötete, wer zeigte Interesse daran? Die Familien? Die würden nie erfahren, was wirklich geschehen war, oder waren die Opfer selbst daran interessiert, ob sie jemand vermissen würde? Louen wusste es nicht, doch es war im gleich. Er wollte nur Blut und das bekam er zur Genüge, als er gerade den bestimmt dreißigsten Leib öffnete.
Und dann waren plötzlich nur mehr der alte Mann, der Magier und der Imperiale auf dem Ross da, sowie einige Ritter, die verstümmelt auf dem Boden im eigenen Blut lagen und um Gnade schrieen, ja sogar der eine oder andere flehte Louen zum Gnadenstoß an. Was mit Jacques war, kümmerte ihn in diesem Moment nicht. Jetzt zählten nur noch er, sein Schwert und die drei Männer, die vor ihm standen. Die toten Bretonen und Imperialen hinter ihm waren bereits vergangen, kein Interesse mehr an den Leibern. Die Verwundeten neben ihm? Niemand würde sich um ihr Wohl kümmern, denn keiner war da, der dazu im Stande gewesen wäre.
Und so starb auch der letzte Ritter mit den Händen auf einer blutenden Wunde, nah der Leber. Der Helm war ihm vom Kopf gerutscht und sein Schwert steckte in der Erde, die Nase von ihm war gebrochen und das zersauste Haar stand in alle Richtungen davon. Die rote Uniform wurde nur noch roter und der silberne Stahl seiner Rüstung nahm das Scharlachrot seines Lebenssaftes an. Bis auch der letzte Atemzug verwirkte und sein Leben beendet war.
 
Wenn ich dich nicht besser kennen würde, würde ich sagen,
"Der Bursche schreibt zu schnell für einen Sterblichen..!" *rofl*

Nein, auch ein wahnsinnig authentischer teil des Epos um deinen Grafen.
Endlich ist ihm der Durst zu Kopf gestiegen;

"Wie der Wind waren sie, und nicht wie die sanfte Sommerbrise, welche sanft die Kornähren in ihrem verspielten Tanz umgarnte. Nein auch nicht wie der Herbstliche Wind, welcher alten Knorrigen Bäumen ihre letzte Pracht raubten... wie der Sturmwind waren sie. Schneller als das Auge, und die Verheerung zogen sie in ihrem Kielwasser mit sich. Klirendes Metall wurde derm Klang der Luft zueigen, als das Zeichen gegeben wurde, und die Legionen der finsteren Verdammnis mit enbloßtem Stahl dem Ruf ihres Fürsten folgten, hinunter in die Brennende Stadt, hinunter in das Tal, zu den feinden. Viktor hatte es befohlen... die Lycaner mussten sterben."

Jaaaaaah!^^ *rofl*

Der Tanz des Todes beginnt, und ich sitz als GW-Fanworld-User in der ersten Reihe wenn der Forhang fällt... *fg*

Bin echt schon gespannt!