Tach zusammen. meine letzte story hab ich ja versanden lassen, aber ich hab mich einige zeit lang an einem weiteren konzept entlanggearbeitet. Ich hab das setting diesmal bewusst etwas von 40k entfernt (es ist aber noch völlig 40k - nichts total anderes.) :
Planet Nocarnus – vor hunderten von Jahren durch das Imperium (wieder-)entdeckt und formal eingegliedert.
Die imperialen Maßnahmen beinhalteten die Rekrutierung von Soldaten aus der Bevölkerung und Aushebung von Regimentern für die Imperiale Armee. Durch den Bau von Fabriken und Verwaltungsgebäuden durch die Kolonisten gelangte der Planet an die Möglichkeit, imperiale Technologie zu adaptieren.
Die Imperialen Kolonisten verließen nach getaner Arbeit den Planeten und das restliche System, ihre Exploratorflotte ging jedoch danach aus unbekannten Gründen verloren.
Das Nocarnus-System blieb daraufhin im Imperium unbekannt und entwickelte sich unbeachtet weiter. Der Technologiestandard ist somit nicht mit dem des Imperiums übereinstimmend. Seit der Kolonisierung sind nun knapp 500 Jahre vergangen.
Sollte es Fragen und Begriffschwierigkeiten geben, die lassen sich ausräumen 🙂
sagt mir was ihr davon haltet und ob es sich lohnt, weiter dran zu arbeiten. Es wird nämlich wahrscheinlich lange dauern bis die story am ende is^^
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Der Prokurator saß schweigend in seinem dunklen Amtszimmer, das durch die breite Fensterfront von Zeit zu Zeit von Blitzen erhellt wurde, sonst aber nur durch seine grünlich gedimmte Tischlampe beleuchtet wurde. Regen lief in dünnen Strömen an den Glasscheiben herunter und verwischte seine Sicht nach außen. Mit verschränkten Armen lehnte Detrius Galvani in seinem Drehstuhl und blickte in den wolkenverhangenen Nachthimmel über Vernesse I.
Die neuesten Entwicklungen könnten sich zur größten Herausforderung dieser Epoche entwickeln. - Die planetare Ordnung wird durch existenzielle Grundsatzfragen erschüttert. Wenn radikale Kräfte die Chancen nutzen, um ihren Einfluss auszudehnen …
Er versuchte den Gedanken zu verbannen, aber im gleichen Moment fiel ihm auf, wie dumm es war, die Augen vor der drohenden Gefahr zu verschließen.
Mit Hilfe der aufgehetzten Massen werden sie die Geschäfte des Magistrats sabotieren.
Ihre Fähigkeit zu flächendeckendem Widerstand hatten religiöse Eiferer erst vor wenigen Jahren zu beweisen versucht, und nur die ausgedehnte Unterwanderung ihrer Kulte hatte Schlimmeres verhindern können – Aber nachdem diese wieder im Untergrund verschwunden waren, war nach und nach der Kontakt zu den Informanten seines Kabinetts abgebrochen.
Der planetare Magistrat war von diesen Problemen jedoch selbstverständlich nicht informiert worden, um nicht öffentlich eine Schwäche einzugestehen. Jetzt war es jedoch zu spät, sich mit seinen Verdächtigungen ans Parlament zu wenden, ohne eine sofortige Absetzung zu riskieren.
Diese ewiggestrigen Bastarde.
Er erhob sich, und verließ den Lichtschein der kleinen Lampe auf seinem dunklen Arbeitstisch. Langsam schritt er zur Fensterfront und blickte auf die Hauptstadt hinab.
Seine Hauptstadt. In den letzten vier Jahren hatte er diesen Anblick schätzen gelernt, und kam oft nachts hierher, um ungestört nachzudenken.
10 Millionen Einwohner in den sich dem Himmel entgegenstreckenden Wohntürmen des Geschäftszentrums, den Siedlungen der Unterstadt, den Außenbezirken mit den Forschungszentren und Agrikultur-Distrikten. Sein Blick schweifte von den durch das Neonlicht unzähliger Werbetafeln illuminierten Silhouetten der Makropoltürme zum Raumhafen zu seiner Rechten.
Es hat alles begonnen. Der Weg in eine goldene Zukunft oder der Verlust von Allem, was uns etwas bedeutet.
Sein Blick folgte einem startenden Frachter, der sich majestätisch vom Boden hob, Schub aufnahm und stark beschleunigend in den Nachthimmel über der Stadt schoss.
Das Raumfahrtprogramm wird enormen Auftrieb erhalten, wenn wir die Öffentlichkeit nur schnell genug überzeugen. Wer weiß schon, was die zögerlichen Noda-Herrschaften in einem Jahr machen – Bis dahin muss das Programm stehen.
Der Himmel über Vernesse I. rumorte blitzend und donnernd wie ein Vorbote des Untergangs, den er sich ausmalte. Die Menschen waren unruhig.
Tief unter ihm, am Fuße des Hügels, auf dem sein Amtsgebäude lag, prasselte der Regen auf die fast menschenleeren Straßen des Magistratdistriktes.
Nach außen hin gilt es aber erst, neutrale Ansichten zu wahren. Wir können uns jetzt keine überstürzten Schritte leisten. Gleichzeitig müssen wir uns nach allen Seiten absichern. Wo ist Major Fagan...
Von oben sah er auf den alten Paraden- und Versammlungsplatz herab, der noch aus imperialen Zeiten stammte, wie man unschwer am protzigen, Stein gewordenen Größenwahn seiner Bauweise erkennen konnte. Die ihn umgebenden Prachtstraßen waren durch eine Unzahl Laternen taghell erleuchtet, und hin und wieder huschte auf ihnen eines der dunklen Parlamentarierfahrzeuge in der typischen wuchtigen Form durch den Regen.
Der Ultero-Abgeordnete Kaye saß im Fond seiner schwarzen Panzerlimousine und studierte die druckfrische Spätausgabe einer Zeitung, die ihm sein Chauffeur auf den Rücksitz gelegt hatte.
„In zwei Tagen beginnen erste offizielle Gespräche des Magistrats mit den nichtmenschlichen Wesen, die vor einer Woche nach vorheriger Kontaktaufnahme und Friedensbekundungen in die Atmosphäre von Nocarnus eingetreten und am zentralen Raumhafen der Hauptstadt gelandet waren (wir berichteten). Prokurator Galvani appellierte in einer offiziellen Stellungnahme an die Bevölkerung, Ruhe zu bewahren. Vertreter aller vier Koronate verlasen Stellungnahmen ihrer Häuser…“
Kaye brach ab. Die Meinungen der vier Herrscherhäuser (einschließlich seines eigenen) zu diesem historischen Ereignis waren ihm bereits zur Genüge bekannt.
Das regierende Koronat Ayvada unter Galvani hielt sich bedeckt, und hatte sich weder eindeutig für, noch gegen Kooperation mit einer fremden Rasse geäußert. Ersten diplomatischen Gesprächen hatten sie aber zugestimmt.
Eines Tages werden sie für ihre Heuchelei bezahlen.
Sein eigenes Haus, Ultero, reagierte ablehnend, um nicht zu sagen feindselig. Der Kontakt mit Xenos war gegen die alten imperialen Richtlinien, und die Regierung handelte wissentlich gegen diese. Ultero würde sich aus jeglichen Gesprächen mit diesem Abschaum heraushalten, wenn es nicht möglich war, diese noch zu verhindern.
Das Koronat Mengiron hingegen hatte den Kontakt mit nichtmenschlichem Leben überschwänglich als „Chance für die Wissenschaft und den Dialog der Rassen“ gefeiert.
Kaye lächelte bei dem Gedanken.
Unsere Chance besteht einzig und allein im Bewahren der menschlichen Rasse. Aber das ist diesen Idioten zu „altmodisch“. Wenn das so weitergeht, werden wir ihnen eben auf die „altmodische“ Weise zeigen müssen, was wir von ihrem Dialog halten. Die pure Blasphemie!
Der einzige Hoffnungsschimmer der Vernunft war das Koronat Noda. Deren Verlautbarung war eher zurückhaltend ausgefallen. Man war vorsichtig, denn man schien sich dort noch an alte Gesetze und Werte zu erinnern. Alt ist relativ., korrigierte sich Kaye in Gedanken. Überleben ist zeitlos. Auch wenn unsere Befreier schon 500 Jahre nicht mehr aufgetaucht sind.
„Madden! Planänderung. Bringen sie mich noch nicht nach Hause, sondern in die Koronatsvertretung. Es gibt noch etwas zu besprechen.“
-„Jawohl, Mr. Kaye. Koronatsvertretung.“
Es musste etwas unternommen werden.
Der Abgeordnete blickte durch die verregnete Seitenscheibe seines Wagens nach draußen. Sie waren am Rande des Magistratsviertels angekommen, und sein Chauffeur steuerte nun in Richtung der diplomatischen Vertretung des Koronats Ultero. Kaum noch Fahrzeuge waren auf den Straßen, und die wenigen, die ihren Weg kreuzten, hatten einem Diplomatenwagen Vorfahrt zu gewähren. Über sein Voxgerät in der Mittelkonsole des Wagens rief er in der Koronatsvertretung an. Ein Sekretär meldete sich.
„Geben sie mir den Vorsitzenden.“
Nach kurzer Zeit meldete sich eine tiefe Stimme am anderen Ende.
„Wesovich. Worum handelt es sich.“
„Kaye hier. Herr Vorsitzender, ich nehme an sie wissen so sehr wie ich, dass Handlungsbedarf besteht. Wir sollten uns treffen. Ich bin bereits auf dem Weg zu ihnen.“
„Sie haben Recht, auch wenn ich ihre kurzfristige Planung missbillige. Ich werde sie erwarten.“
Kaum hatte er den Satz beendet, wurde die Verbindung unterbrochen.
Wesovich war ein komischer Kauz, oft etwas schwierig zu handhaben und herablassend. Diesmal hat er sich nicht mal mit dem offiziellen Titel gemeldet. Scheint ja gut drauf zu sein.
Kaye grinste.
Aber Executor Ultero Wesovich stand wenigstens auf der richtigen Seite, und in wichtigen Fragen war ihre Zusammenarbeit stets sehr zufrieden stellend verlaufen. Dementsprechend zuversichtlich legte Gaius Kaye den Voxcaster zurück und ließ sich in seinen Ledersitz zurücksinken.
Der Regen prasselte weiter auf das Wagendach, als sie auf die Hochstraße mehrere Dutzende Meter über dem Boden einbogen, die direkt auf das Haupttor der Ultero-Vertretung in Vernesse I zulief.
Die Limousine hielt im Innenhof des Gebäudekomplexes, der nach außen ebenfalls im imperialen Stil gehalten war, innen jedoch hochmodern ausgestattet war. Im Hause Ultero ließ man sich sein Äußeres durchaus etwas kosten.
Der Klang des Regens wandelte sich zu einem hellen Rauschen, als sein Chauffeur Kaye die Fahrzeugtür öffnete. Unter dem bereitgehaltenen Schirm eilte der Parlamentarier auf die Eingangstür zu und wies Madden an, im Wagen zu warten.
Die Eingangshalle entfaltete immer wieder eine erhebende Wirkung auf ihn. Es schien ihm, als lebe die Würde vergangener Zeiten in diesem Gemäuer wieder auf - Zeiten, in denen die Größe der Menschheit nicht durch opportunistische Wichtigtuer zersetzt worden, sondern durch eine alles vereinende Kraft bewahrt worden war: Den Glauben an den Imperator.
Schon als Kind hatten ihn die alten Geschichten fasziniert, und je reifer er wurde, desto fester wurde sein Glaube an die Herrlichkeit des Imperators.
Wie sonst konnte es sein, dass Menschen von fremden Planeten es hierher, nach Nocarnus geschafft hatten, um den Planet aus seiner ketzerischen Apathie zu befreien, wenn nicht durch ein leitendes Licht, das vom größten Wesen aller Zeiten, dem Imperator selbst, ausging und ihnen den Weg leuchtete? Im Ultero-Geschlecht wurden diese alten Legenden noch von Generation zu Generation weitergegeben.
500 Jahre musste es nun her sein, dass die Befreier den Planet wieder verlassen hatten, und nie mehr gesehen wurden. Nur noch steinerne Gemäuer und zurückgelassene Technologie zeugten von ihrer einstigen Anwesenheit, neben den schriftlichen Überlieferungen und Bräuchen. Kaye blickte an der der Einganstür gegenüberliegenden Wand empor und blieb an den Fragmenten eines imperialen Aquila-Adlers hängen.
Er wurde aus seinen Gedanken gerissen, als ein Bediensteter der Botschaft ihn ansprach.
„Mr. Kaye! Der Executor erwartet sie bereits.“
-„Ich weiß.“
-„Bitte folgen sie mir.“
Galvani riss sich vom Anblick von Vernesse I. durch die schlierenübersäte Fensterscheibe los und aktivierte die hausinterne Kommunikation. „Fagan! Wo stecken sie, ich würde gerne etwas mit ihnen besprechen.“ - Die Antwort kam unverzüglich. „Sofort Sir. Komme gerade aus einer Besprechung. Ich bin in 5 Minuten bei ihnen.“
Perfekt. Wir dürfen uns jetzt keine Fehler erlauben.
Er wandte sich wieder zum Fenster.
Kurze Zeit später öffnete Major Fagan die Tür. Er war eine der wenigen Personen, die dem Einvernehmen nach nicht anzuklopfen hatten. Seine Uniform der Ayvada-Gardisten war wie immer in perfektem Zustand, das schwarze Barett wies ihn als Offizier aus.
Er entrichtete Galvani den traditionellen militärischen Gruß des Koronats.
„Worum handelt es sich, Herr Prokurator?“
-„Setzen sie sich, Fagan. Es könnte sich ein wenig ziehen. Schnaps?“
- „Gerne.“
-„Wie sie wissen, kommen historische Tage auf uns zu.“ Fagan nickte. „Die Zukunft dieses Planeten wird sich entscheiden, und ich habe nicht vor, diese Gelegenheit zu verpassen. Ich habe mir bereits Informationen über diese Fremden beschafft. Wie es aussieht, haben wir wenig zu befürchten. Zumindest von ihrer Seite.“
Der Major setzte sein Glas ab und sah Galvani überrascht an.
„Was für Informationen, Sir? Woher?“
-„ Aus verlässlicher Quelle. Passen sie auf: Die Fremden nennen sich selbst das Volk der Tau. Sie kommen in friedlicher Absicht und haben vor, diplomatische Beziehungen zu uns aufzunehmen. Das Treffen übermorgen wird entscheidend für die friedliche Zusammenarbeit sein. Ich erwarte daher allerhöchste Wachsamkeit. Sie wissen, dass große Teile der Bevölkerung überaus misstrauisch sind. Daher mache ich Sie persönlich für die Sicherheit verantwortlich. Ihnen stehen alle nötigen Kräfte und Ausrüstung zur Verfügung, das habe ich bereits veranlasst.“
-„Es ist mir eine Ehre, Sir.“ Fagan leerte sein Glas.
„Ich habe hier noch ein paar Schnelldossiers über diese „Tau“ anfertigen lassen. Höchst interessant, sage ich Ihnen.“ Er schob dem Major einige Mappen über die Tischfläche zu, die dieser sofort öffnete und zu studieren begann.
„In der Tat, Sir. In der Tat.“ - Murmelnd las er weiter und begann sich zu fragen, welche Quellen dem Prokurator so detaillierte Informationen lieferten…
Planet Nocarnus – vor hunderten von Jahren durch das Imperium (wieder-)entdeckt und formal eingegliedert.
Die imperialen Maßnahmen beinhalteten die Rekrutierung von Soldaten aus der Bevölkerung und Aushebung von Regimentern für die Imperiale Armee. Durch den Bau von Fabriken und Verwaltungsgebäuden durch die Kolonisten gelangte der Planet an die Möglichkeit, imperiale Technologie zu adaptieren.
Die Imperialen Kolonisten verließen nach getaner Arbeit den Planeten und das restliche System, ihre Exploratorflotte ging jedoch danach aus unbekannten Gründen verloren.
Das Nocarnus-System blieb daraufhin im Imperium unbekannt und entwickelte sich unbeachtet weiter. Der Technologiestandard ist somit nicht mit dem des Imperiums übereinstimmend. Seit der Kolonisierung sind nun knapp 500 Jahre vergangen.
Sollte es Fragen und Begriffschwierigkeiten geben, die lassen sich ausräumen 🙂
sagt mir was ihr davon haltet und ob es sich lohnt, weiter dran zu arbeiten. Es wird nämlich wahrscheinlich lange dauern bis die story am ende is^^
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Der Prokurator saß schweigend in seinem dunklen Amtszimmer, das durch die breite Fensterfront von Zeit zu Zeit von Blitzen erhellt wurde, sonst aber nur durch seine grünlich gedimmte Tischlampe beleuchtet wurde. Regen lief in dünnen Strömen an den Glasscheiben herunter und verwischte seine Sicht nach außen. Mit verschränkten Armen lehnte Detrius Galvani in seinem Drehstuhl und blickte in den wolkenverhangenen Nachthimmel über Vernesse I.
Die neuesten Entwicklungen könnten sich zur größten Herausforderung dieser Epoche entwickeln. - Die planetare Ordnung wird durch existenzielle Grundsatzfragen erschüttert. Wenn radikale Kräfte die Chancen nutzen, um ihren Einfluss auszudehnen …
Er versuchte den Gedanken zu verbannen, aber im gleichen Moment fiel ihm auf, wie dumm es war, die Augen vor der drohenden Gefahr zu verschließen.
Mit Hilfe der aufgehetzten Massen werden sie die Geschäfte des Magistrats sabotieren.
Ihre Fähigkeit zu flächendeckendem Widerstand hatten religiöse Eiferer erst vor wenigen Jahren zu beweisen versucht, und nur die ausgedehnte Unterwanderung ihrer Kulte hatte Schlimmeres verhindern können – Aber nachdem diese wieder im Untergrund verschwunden waren, war nach und nach der Kontakt zu den Informanten seines Kabinetts abgebrochen.
Der planetare Magistrat war von diesen Problemen jedoch selbstverständlich nicht informiert worden, um nicht öffentlich eine Schwäche einzugestehen. Jetzt war es jedoch zu spät, sich mit seinen Verdächtigungen ans Parlament zu wenden, ohne eine sofortige Absetzung zu riskieren.
Diese ewiggestrigen Bastarde.
Er erhob sich, und verließ den Lichtschein der kleinen Lampe auf seinem dunklen Arbeitstisch. Langsam schritt er zur Fensterfront und blickte auf die Hauptstadt hinab.
Seine Hauptstadt. In den letzten vier Jahren hatte er diesen Anblick schätzen gelernt, und kam oft nachts hierher, um ungestört nachzudenken.
10 Millionen Einwohner in den sich dem Himmel entgegenstreckenden Wohntürmen des Geschäftszentrums, den Siedlungen der Unterstadt, den Außenbezirken mit den Forschungszentren und Agrikultur-Distrikten. Sein Blick schweifte von den durch das Neonlicht unzähliger Werbetafeln illuminierten Silhouetten der Makropoltürme zum Raumhafen zu seiner Rechten.
Es hat alles begonnen. Der Weg in eine goldene Zukunft oder der Verlust von Allem, was uns etwas bedeutet.
Sein Blick folgte einem startenden Frachter, der sich majestätisch vom Boden hob, Schub aufnahm und stark beschleunigend in den Nachthimmel über der Stadt schoss.
Das Raumfahrtprogramm wird enormen Auftrieb erhalten, wenn wir die Öffentlichkeit nur schnell genug überzeugen. Wer weiß schon, was die zögerlichen Noda-Herrschaften in einem Jahr machen – Bis dahin muss das Programm stehen.
Der Himmel über Vernesse I. rumorte blitzend und donnernd wie ein Vorbote des Untergangs, den er sich ausmalte. Die Menschen waren unruhig.
Tief unter ihm, am Fuße des Hügels, auf dem sein Amtsgebäude lag, prasselte der Regen auf die fast menschenleeren Straßen des Magistratdistriktes.
Nach außen hin gilt es aber erst, neutrale Ansichten zu wahren. Wir können uns jetzt keine überstürzten Schritte leisten. Gleichzeitig müssen wir uns nach allen Seiten absichern. Wo ist Major Fagan...
Von oben sah er auf den alten Paraden- und Versammlungsplatz herab, der noch aus imperialen Zeiten stammte, wie man unschwer am protzigen, Stein gewordenen Größenwahn seiner Bauweise erkennen konnte. Die ihn umgebenden Prachtstraßen waren durch eine Unzahl Laternen taghell erleuchtet, und hin und wieder huschte auf ihnen eines der dunklen Parlamentarierfahrzeuge in der typischen wuchtigen Form durch den Regen.
Der Ultero-Abgeordnete Kaye saß im Fond seiner schwarzen Panzerlimousine und studierte die druckfrische Spätausgabe einer Zeitung, die ihm sein Chauffeur auf den Rücksitz gelegt hatte.
„In zwei Tagen beginnen erste offizielle Gespräche des Magistrats mit den nichtmenschlichen Wesen, die vor einer Woche nach vorheriger Kontaktaufnahme und Friedensbekundungen in die Atmosphäre von Nocarnus eingetreten und am zentralen Raumhafen der Hauptstadt gelandet waren (wir berichteten). Prokurator Galvani appellierte in einer offiziellen Stellungnahme an die Bevölkerung, Ruhe zu bewahren. Vertreter aller vier Koronate verlasen Stellungnahmen ihrer Häuser…“
Kaye brach ab. Die Meinungen der vier Herrscherhäuser (einschließlich seines eigenen) zu diesem historischen Ereignis waren ihm bereits zur Genüge bekannt.
Das regierende Koronat Ayvada unter Galvani hielt sich bedeckt, und hatte sich weder eindeutig für, noch gegen Kooperation mit einer fremden Rasse geäußert. Ersten diplomatischen Gesprächen hatten sie aber zugestimmt.
Eines Tages werden sie für ihre Heuchelei bezahlen.
Sein eigenes Haus, Ultero, reagierte ablehnend, um nicht zu sagen feindselig. Der Kontakt mit Xenos war gegen die alten imperialen Richtlinien, und die Regierung handelte wissentlich gegen diese. Ultero würde sich aus jeglichen Gesprächen mit diesem Abschaum heraushalten, wenn es nicht möglich war, diese noch zu verhindern.
Das Koronat Mengiron hingegen hatte den Kontakt mit nichtmenschlichem Leben überschwänglich als „Chance für die Wissenschaft und den Dialog der Rassen“ gefeiert.
Kaye lächelte bei dem Gedanken.
Unsere Chance besteht einzig und allein im Bewahren der menschlichen Rasse. Aber das ist diesen Idioten zu „altmodisch“. Wenn das so weitergeht, werden wir ihnen eben auf die „altmodische“ Weise zeigen müssen, was wir von ihrem Dialog halten. Die pure Blasphemie!
Der einzige Hoffnungsschimmer der Vernunft war das Koronat Noda. Deren Verlautbarung war eher zurückhaltend ausgefallen. Man war vorsichtig, denn man schien sich dort noch an alte Gesetze und Werte zu erinnern. Alt ist relativ., korrigierte sich Kaye in Gedanken. Überleben ist zeitlos. Auch wenn unsere Befreier schon 500 Jahre nicht mehr aufgetaucht sind.
„Madden! Planänderung. Bringen sie mich noch nicht nach Hause, sondern in die Koronatsvertretung. Es gibt noch etwas zu besprechen.“
-„Jawohl, Mr. Kaye. Koronatsvertretung.“
Es musste etwas unternommen werden.
Der Abgeordnete blickte durch die verregnete Seitenscheibe seines Wagens nach draußen. Sie waren am Rande des Magistratsviertels angekommen, und sein Chauffeur steuerte nun in Richtung der diplomatischen Vertretung des Koronats Ultero. Kaum noch Fahrzeuge waren auf den Straßen, und die wenigen, die ihren Weg kreuzten, hatten einem Diplomatenwagen Vorfahrt zu gewähren. Über sein Voxgerät in der Mittelkonsole des Wagens rief er in der Koronatsvertretung an. Ein Sekretär meldete sich.
„Geben sie mir den Vorsitzenden.“
Nach kurzer Zeit meldete sich eine tiefe Stimme am anderen Ende.
„Wesovich. Worum handelt es sich.“
„Kaye hier. Herr Vorsitzender, ich nehme an sie wissen so sehr wie ich, dass Handlungsbedarf besteht. Wir sollten uns treffen. Ich bin bereits auf dem Weg zu ihnen.“
„Sie haben Recht, auch wenn ich ihre kurzfristige Planung missbillige. Ich werde sie erwarten.“
Kaum hatte er den Satz beendet, wurde die Verbindung unterbrochen.
Wesovich war ein komischer Kauz, oft etwas schwierig zu handhaben und herablassend. Diesmal hat er sich nicht mal mit dem offiziellen Titel gemeldet. Scheint ja gut drauf zu sein.
Kaye grinste.
Aber Executor Ultero Wesovich stand wenigstens auf der richtigen Seite, und in wichtigen Fragen war ihre Zusammenarbeit stets sehr zufrieden stellend verlaufen. Dementsprechend zuversichtlich legte Gaius Kaye den Voxcaster zurück und ließ sich in seinen Ledersitz zurücksinken.
Der Regen prasselte weiter auf das Wagendach, als sie auf die Hochstraße mehrere Dutzende Meter über dem Boden einbogen, die direkt auf das Haupttor der Ultero-Vertretung in Vernesse I zulief.
Die Limousine hielt im Innenhof des Gebäudekomplexes, der nach außen ebenfalls im imperialen Stil gehalten war, innen jedoch hochmodern ausgestattet war. Im Hause Ultero ließ man sich sein Äußeres durchaus etwas kosten.
Der Klang des Regens wandelte sich zu einem hellen Rauschen, als sein Chauffeur Kaye die Fahrzeugtür öffnete. Unter dem bereitgehaltenen Schirm eilte der Parlamentarier auf die Eingangstür zu und wies Madden an, im Wagen zu warten.
Die Eingangshalle entfaltete immer wieder eine erhebende Wirkung auf ihn. Es schien ihm, als lebe die Würde vergangener Zeiten in diesem Gemäuer wieder auf - Zeiten, in denen die Größe der Menschheit nicht durch opportunistische Wichtigtuer zersetzt worden, sondern durch eine alles vereinende Kraft bewahrt worden war: Den Glauben an den Imperator.
Schon als Kind hatten ihn die alten Geschichten fasziniert, und je reifer er wurde, desto fester wurde sein Glaube an die Herrlichkeit des Imperators.
Wie sonst konnte es sein, dass Menschen von fremden Planeten es hierher, nach Nocarnus geschafft hatten, um den Planet aus seiner ketzerischen Apathie zu befreien, wenn nicht durch ein leitendes Licht, das vom größten Wesen aller Zeiten, dem Imperator selbst, ausging und ihnen den Weg leuchtete? Im Ultero-Geschlecht wurden diese alten Legenden noch von Generation zu Generation weitergegeben.
500 Jahre musste es nun her sein, dass die Befreier den Planet wieder verlassen hatten, und nie mehr gesehen wurden. Nur noch steinerne Gemäuer und zurückgelassene Technologie zeugten von ihrer einstigen Anwesenheit, neben den schriftlichen Überlieferungen und Bräuchen. Kaye blickte an der der Einganstür gegenüberliegenden Wand empor und blieb an den Fragmenten eines imperialen Aquila-Adlers hängen.
Er wurde aus seinen Gedanken gerissen, als ein Bediensteter der Botschaft ihn ansprach.
„Mr. Kaye! Der Executor erwartet sie bereits.“
-„Ich weiß.“
-„Bitte folgen sie mir.“
Galvani riss sich vom Anblick von Vernesse I. durch die schlierenübersäte Fensterscheibe los und aktivierte die hausinterne Kommunikation. „Fagan! Wo stecken sie, ich würde gerne etwas mit ihnen besprechen.“ - Die Antwort kam unverzüglich. „Sofort Sir. Komme gerade aus einer Besprechung. Ich bin in 5 Minuten bei ihnen.“
Perfekt. Wir dürfen uns jetzt keine Fehler erlauben.
Er wandte sich wieder zum Fenster.
Kurze Zeit später öffnete Major Fagan die Tür. Er war eine der wenigen Personen, die dem Einvernehmen nach nicht anzuklopfen hatten. Seine Uniform der Ayvada-Gardisten war wie immer in perfektem Zustand, das schwarze Barett wies ihn als Offizier aus.
Er entrichtete Galvani den traditionellen militärischen Gruß des Koronats.
„Worum handelt es sich, Herr Prokurator?“
-„Setzen sie sich, Fagan. Es könnte sich ein wenig ziehen. Schnaps?“
- „Gerne.“
-„Wie sie wissen, kommen historische Tage auf uns zu.“ Fagan nickte. „Die Zukunft dieses Planeten wird sich entscheiden, und ich habe nicht vor, diese Gelegenheit zu verpassen. Ich habe mir bereits Informationen über diese Fremden beschafft. Wie es aussieht, haben wir wenig zu befürchten. Zumindest von ihrer Seite.“
Der Major setzte sein Glas ab und sah Galvani überrascht an.
„Was für Informationen, Sir? Woher?“
-„ Aus verlässlicher Quelle. Passen sie auf: Die Fremden nennen sich selbst das Volk der Tau. Sie kommen in friedlicher Absicht und haben vor, diplomatische Beziehungen zu uns aufzunehmen. Das Treffen übermorgen wird entscheidend für die friedliche Zusammenarbeit sein. Ich erwarte daher allerhöchste Wachsamkeit. Sie wissen, dass große Teile der Bevölkerung überaus misstrauisch sind. Daher mache ich Sie persönlich für die Sicherheit verantwortlich. Ihnen stehen alle nötigen Kräfte und Ausrüstung zur Verfügung, das habe ich bereits veranlasst.“
-„Es ist mir eine Ehre, Sir.“ Fagan leerte sein Glas.
„Ich habe hier noch ein paar Schnelldossiers über diese „Tau“ anfertigen lassen. Höchst interessant, sage ich Ihnen.“ Er schob dem Major einige Mappen über die Tischfläche zu, die dieser sofort öffnete und zu studieren begann.
„In der Tat, Sir. In der Tat.“ - Murmelnd las er weiter und begann sich zu fragen, welche Quellen dem Prokurator so detaillierte Informationen lieferten…