40k Under Siege

Habakuk

Hintergrundstalker
09. Mai 2004
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Tach zusammen. meine letzte story hab ich ja versanden lassen, aber ich hab mich einige zeit lang an einem weiteren konzept entlanggearbeitet. Ich hab das setting diesmal bewusst etwas von 40k entfernt (es ist aber noch völlig 40k - nichts total anderes.) :

Planet Nocarnus – vor hunderten von Jahren durch das Imperium (wieder-)entdeckt und formal eingegliedert.
Die imperialen Maßnahmen beinhalteten die Rekrutierung von Soldaten aus der Bevölkerung und Aushebung von Regimentern für die Imperiale Armee. Durch den Bau von Fabriken und Verwaltungsgebäuden durch die Kolonisten gelangte der Planet an die Möglichkeit, imperiale Technologie zu adaptieren.

Die Imperialen Kolonisten verließen nach getaner Arbeit den Planeten und das restliche System, ihre Exploratorflotte ging jedoch danach aus unbekannten Gründen verloren.
Das Nocarnus-System blieb daraufhin im Imperium unbekannt und entwickelte sich unbeachtet weiter. Der Technologiestandard ist somit nicht mit dem des Imperiums übereinstimmend. Seit der Kolonisierung sind nun knapp 500 Jahre vergangen.

Sollte es Fragen und Begriffschwierigkeiten geben, die lassen sich ausräumen 🙂
sagt mir was ihr davon haltet und ob es sich lohnt, weiter dran zu arbeiten. Es wird nämlich wahrscheinlich lange dauern bis die story am ende is^^
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Der Prokurator saß schweigend in seinem dunklen Amtszimmer, das durch die breite Fensterfront von Zeit zu Zeit von Blitzen erhellt wurde, sonst aber nur durch seine grünlich gedimmte Tischlampe beleuchtet wurde. Regen lief in dünnen Strömen an den Glasscheiben herunter und verwischte seine Sicht nach außen. Mit verschränkten Armen lehnte Detrius Galvani in seinem Drehstuhl und blickte in den wolkenverhangenen Nachthimmel über Vernesse I.
Die neuesten Entwicklungen könnten sich zur größten Herausforderung dieser Epoche entwickeln. - Die planetare Ordnung wird durch existenzielle Grundsatzfragen erschüttert. Wenn radikale Kräfte die Chancen nutzen, um ihren Einfluss auszudehnen …
Er versuchte den Gedanken zu verbannen, aber im gleichen Moment fiel ihm auf, wie dumm es war, die Augen vor der drohenden Gefahr zu verschließen.
Mit Hilfe der aufgehetzten Massen werden sie die Geschäfte des Magistrats sabotieren.
Ihre Fähigkeit zu flächendeckendem Widerstand hatten religiöse Eiferer erst vor wenigen Jahren zu beweisen versucht, und nur die ausgedehnte Unterwanderung ihrer Kulte hatte Schlimmeres verhindern können – Aber nachdem diese wieder im Untergrund verschwunden waren, war nach und nach der Kontakt zu den Informanten seines Kabinetts abgebrochen.
Der planetare Magistrat war von diesen Problemen jedoch selbstverständlich nicht informiert worden, um nicht öffentlich eine Schwäche einzugestehen. Jetzt war es jedoch zu spät, sich mit seinen Verdächtigungen ans Parlament zu wenden, ohne eine sofortige Absetzung zu riskieren.
Diese ewiggestrigen Bastarde.
Er erhob sich, und verließ den Lichtschein der kleinen Lampe auf seinem dunklen Arbeitstisch. Langsam schritt er zur Fensterfront und blickte auf die Hauptstadt hinab.
Seine Hauptstadt. In den letzten vier Jahren hatte er diesen Anblick schätzen gelernt, und kam oft nachts hierher, um ungestört nachzudenken.
10 Millionen Einwohner in den sich dem Himmel entgegenstreckenden Wohntürmen des Geschäftszentrums, den Siedlungen der Unterstadt, den Außenbezirken mit den Forschungszentren und Agrikultur-Distrikten. Sein Blick schweifte von den durch das Neonlicht unzähliger Werbetafeln illuminierten Silhouetten der Makropoltürme zum Raumhafen zu seiner Rechten.
Es hat alles begonnen. Der Weg in eine goldene Zukunft oder der Verlust von Allem, was uns etwas bedeutet.
Sein Blick folgte einem startenden Frachter, der sich majestätisch vom Boden hob, Schub aufnahm und stark beschleunigend in den Nachthimmel über der Stadt schoss.
Das Raumfahrtprogramm wird enormen Auftrieb erhalten, wenn wir die Öffentlichkeit nur schnell genug überzeugen. Wer weiß schon, was die zögerlichen Noda-Herrschaften in einem Jahr machen – Bis dahin muss das Programm stehen.
Der Himmel über Vernesse I. rumorte blitzend und donnernd wie ein Vorbote des Untergangs, den er sich ausmalte. Die Menschen waren unruhig.
Tief unter ihm, am Fuße des Hügels, auf dem sein Amtsgebäude lag, prasselte der Regen auf die fast menschenleeren Straßen des Magistratdistriktes.
Nach außen hin gilt es aber erst, neutrale Ansichten zu wahren. Wir können uns jetzt keine überstürzten Schritte leisten. Gleichzeitig müssen wir uns nach allen Seiten absichern. Wo ist Major Fagan...
Von oben sah er auf den alten Paraden- und Versammlungsplatz herab, der noch aus imperialen Zeiten stammte, wie man unschwer am protzigen, Stein gewordenen Größenwahn seiner Bauweise erkennen konnte. Die ihn umgebenden Prachtstraßen waren durch eine Unzahl Laternen taghell erleuchtet, und hin und wieder huschte auf ihnen eines der dunklen Parlamentarierfahrzeuge in der typischen wuchtigen Form durch den Regen.


Der Ultero-Abgeordnete Kaye saß im Fond seiner schwarzen Panzerlimousine und studierte die druckfrische Spätausgabe einer Zeitung, die ihm sein Chauffeur auf den Rücksitz gelegt hatte.
„In zwei Tagen beginnen erste offizielle Gespräche des Magistrats mit den nichtmenschlichen Wesen, die vor einer Woche nach vorheriger Kontaktaufnahme und Friedensbekundungen in die Atmosphäre von Nocarnus eingetreten und am zentralen Raumhafen der Hauptstadt gelandet waren (wir berichteten). Prokurator Galvani appellierte in einer offiziellen Stellungnahme an die Bevölkerung, Ruhe zu bewahren. Vertreter aller vier Koronate verlasen Stellungnahmen ihrer Häuser…“
Kaye brach ab. Die Meinungen der vier Herrscherhäuser (einschließlich seines eigenen) zu diesem historischen Ereignis waren ihm bereits zur Genüge bekannt.
Das regierende Koronat Ayvada unter Galvani hielt sich bedeckt, und hatte sich weder eindeutig für, noch gegen Kooperation mit einer fremden Rasse geäußert. Ersten diplomatischen Gesprächen hatten sie aber zugestimmt.
Eines Tages werden sie für ihre Heuchelei bezahlen.
Sein eigenes Haus, Ultero, reagierte ablehnend, um nicht zu sagen feindselig. Der Kontakt mit Xenos war gegen die alten imperialen Richtlinien, und die Regierung handelte wissentlich gegen diese. Ultero würde sich aus jeglichen Gesprächen mit diesem Abschaum heraushalten, wenn es nicht möglich war, diese noch zu verhindern.
Das Koronat Mengiron hingegen hatte den Kontakt mit nichtmenschlichem Leben überschwänglich als „Chance für die Wissenschaft und den Dialog der Rassen“ gefeiert.
Kaye lächelte bei dem Gedanken.
Unsere Chance besteht einzig und allein im Bewahren der menschlichen Rasse. Aber das ist diesen Idioten zu „altmodisch“. Wenn das so weitergeht, werden wir ihnen eben auf die „altmodische“ Weise zeigen müssen, was wir von ihrem Dialog halten. Die pure Blasphemie!
Der einzige Hoffnungsschimmer der Vernunft war das Koronat Noda. Deren Verlautbarung war eher zurückhaltend ausgefallen. Man war vorsichtig, denn man schien sich dort noch an alte Gesetze und Werte zu erinnern. Alt ist relativ., korrigierte sich Kaye in Gedanken. Überleben ist zeitlos. Auch wenn unsere Befreier schon 500 Jahre nicht mehr aufgetaucht sind.
„Madden! Planänderung. Bringen sie mich noch nicht nach Hause, sondern in die Koronatsvertretung. Es gibt noch etwas zu besprechen.“
-„Jawohl, Mr. Kaye. Koronatsvertretung.“
Es musste etwas unternommen werden.
Der Abgeordnete blickte durch die verregnete Seitenscheibe seines Wagens nach draußen. Sie waren am Rande des Magistratsviertels angekommen, und sein Chauffeur steuerte nun in Richtung der diplomatischen Vertretung des Koronats Ultero. Kaum noch Fahrzeuge waren auf den Straßen, und die wenigen, die ihren Weg kreuzten, hatten einem Diplomatenwagen Vorfahrt zu gewähren. Über sein Voxgerät in der Mittelkonsole des Wagens rief er in der Koronatsvertretung an. Ein Sekretär meldete sich.
„Geben sie mir den Vorsitzenden.“
Nach kurzer Zeit meldete sich eine tiefe Stimme am anderen Ende.
„Wesovich. Worum handelt es sich.“
„Kaye hier. Herr Vorsitzender, ich nehme an sie wissen so sehr wie ich, dass Handlungsbedarf besteht. Wir sollten uns treffen. Ich bin bereits auf dem Weg zu ihnen.“
„Sie haben Recht, auch wenn ich ihre kurzfristige Planung missbillige. Ich werde sie erwarten.“
Kaum hatte er den Satz beendet, wurde die Verbindung unterbrochen.
Wesovich war ein komischer Kauz, oft etwas schwierig zu handhaben und herablassend. Diesmal hat er sich nicht mal mit dem offiziellen Titel gemeldet. Scheint ja gut drauf zu sein.
Kaye grinste.
Aber Executor Ultero Wesovich stand wenigstens auf der richtigen Seite, und in wichtigen Fragen war ihre Zusammenarbeit stets sehr zufrieden stellend verlaufen. Dementsprechend zuversichtlich legte Gaius Kaye den Voxcaster zurück und ließ sich in seinen Ledersitz zurücksinken.
Der Regen prasselte weiter auf das Wagendach, als sie auf die Hochstraße mehrere Dutzende Meter über dem Boden einbogen, die direkt auf das Haupttor der Ultero-Vertretung in Vernesse I zulief.
Die Limousine hielt im Innenhof des Gebäudekomplexes, der nach außen ebenfalls im imperialen Stil gehalten war, innen jedoch hochmodern ausgestattet war. Im Hause Ultero ließ man sich sein Äußeres durchaus etwas kosten.
Der Klang des Regens wandelte sich zu einem hellen Rauschen, als sein Chauffeur Kaye die Fahrzeugtür öffnete. Unter dem bereitgehaltenen Schirm eilte der Parlamentarier auf die Eingangstür zu und wies Madden an, im Wagen zu warten.
Die Eingangshalle entfaltete immer wieder eine erhebende Wirkung auf ihn. Es schien ihm, als lebe die Würde vergangener Zeiten in diesem Gemäuer wieder auf - Zeiten, in denen die Größe der Menschheit nicht durch opportunistische Wichtigtuer zersetzt worden, sondern durch eine alles vereinende Kraft bewahrt worden war: Den Glauben an den Imperator.
Schon als Kind hatten ihn die alten Geschichten fasziniert, und je reifer er wurde, desto fester wurde sein Glaube an die Herrlichkeit des Imperators.
Wie sonst konnte es sein, dass Menschen von fremden Planeten es hierher, nach Nocarnus geschafft hatten, um den Planet aus seiner ketzerischen Apathie zu befreien, wenn nicht durch ein leitendes Licht, das vom größten Wesen aller Zeiten, dem Imperator selbst, ausging und ihnen den Weg leuchtete? Im Ultero-Geschlecht wurden diese alten Legenden noch von Generation zu Generation weitergegeben.
500 Jahre musste es nun her sein, dass die Befreier den Planet wieder verlassen hatten, und nie mehr gesehen wurden. Nur noch steinerne Gemäuer und zurückgelassene Technologie zeugten von ihrer einstigen Anwesenheit, neben den schriftlichen Überlieferungen und Bräuchen. Kaye blickte an der der Einganstür gegenüberliegenden Wand empor und blieb an den Fragmenten eines imperialen Aquila-Adlers hängen.
Er wurde aus seinen Gedanken gerissen, als ein Bediensteter der Botschaft ihn ansprach.
„Mr. Kaye! Der Executor erwartet sie bereits.“
-„Ich weiß.“
-„Bitte folgen sie mir.“



Galvani riss sich vom Anblick von Vernesse I. durch die schlierenübersäte Fensterscheibe los und aktivierte die hausinterne Kommunikation. „Fagan! Wo stecken sie, ich würde gerne etwas mit ihnen besprechen.“ - Die Antwort kam unverzüglich. „Sofort Sir. Komme gerade aus einer Besprechung. Ich bin in 5 Minuten bei ihnen.“
Perfekt. Wir dürfen uns jetzt keine Fehler erlauben.
Er wandte sich wieder zum Fenster.
Kurze Zeit später öffnete Major Fagan die Tür. Er war eine der wenigen Personen, die dem Einvernehmen nach nicht anzuklopfen hatten. Seine Uniform der Ayvada-Gardisten war wie immer in perfektem Zustand, das schwarze Barett wies ihn als Offizier aus.
Er entrichtete Galvani den traditionellen militärischen Gruß des Koronats.
„Worum handelt es sich, Herr Prokurator?“
-„Setzen sie sich, Fagan. Es könnte sich ein wenig ziehen. Schnaps?“
- „Gerne.“
-„Wie sie wissen, kommen historische Tage auf uns zu.“ Fagan nickte. „Die Zukunft dieses Planeten wird sich entscheiden, und ich habe nicht vor, diese Gelegenheit zu verpassen. Ich habe mir bereits Informationen über diese Fremden beschafft. Wie es aussieht, haben wir wenig zu befürchten. Zumindest von ihrer Seite.“
Der Major setzte sein Glas ab und sah Galvani überrascht an.
„Was für Informationen, Sir? Woher?“
-„ Aus verlässlicher Quelle. Passen sie auf: Die Fremden nennen sich selbst das Volk der Tau. Sie kommen in friedlicher Absicht und haben vor, diplomatische Beziehungen zu uns aufzunehmen. Das Treffen übermorgen wird entscheidend für die friedliche Zusammenarbeit sein. Ich erwarte daher allerhöchste Wachsamkeit. Sie wissen, dass große Teile der Bevölkerung überaus misstrauisch sind. Daher mache ich Sie persönlich für die Sicherheit verantwortlich. Ihnen stehen alle nötigen Kräfte und Ausrüstung zur Verfügung, das habe ich bereits veranlasst.“
-„Es ist mir eine Ehre, Sir.“ Fagan leerte sein Glas.
„Ich habe hier noch ein paar Schnelldossiers über diese „Tau“ anfertigen lassen. Höchst interessant, sage ich Ihnen.“ Er schob dem Major einige Mappen über die Tischfläche zu, die dieser sofort öffnete und zu studieren begann.
„In der Tat, Sir. In der Tat.“ - Murmelnd las er weiter und begann sich zu fragen, welche Quellen dem Prokurator so detaillierte Informationen lieferten…
 
guckt ma^^
es geht weiter 😛 (danke avenger für den ruck^^ - mal sehen ob ich diesmal länger durchhalte)
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"Fagan.“ – Der Major blickte von den Unterlagen wieder auf. „So faszinierend dieses Volk auch sein mag, wir müssen uns weiter auf Nocarnus konzentrieren – genauer gesagt auf Vernesse. Haben Sie die Zeitungen gelesen?“ –„Ich habe die Telecaster-Nachrichten verfolgt, Sir.“
„Wie dem auch sei, sie wissen über die Haltung Ulteros zu unserer Xeno-Politik. Wir stehen nicht gut da mit unserer Offenheit. Ultero hat scharfe Maßnahmen für den Fall der Fortsetzung der diplomatischen Beziehungen angekündigt. Und ich bezweifle, dass sie allein mit ihrer Ablehnung bleiben werden. “
Galvani seufzte und senkte sein Kinn auf seinen aufgestützten rechten Arm. Nachdenklich blickte er seinen Sicherheitsbeauftragten an.
„Die Menschen haben Angst, Prokurator. Die Dinge laufen einfach zu schnell ab. Wenn wir zumindest mehr Zeit hätten, die Sicherheit zu verstärken - Öffentlichkeitswirksam, wenn sie verstehen…“
„Major. Ich verstehe ihre Bedenken, aber ich kann ihnen versichern, es geht keine Gefahr von den Tau aus. Unsere Probleme sind bereits hier.“
„Ich höre.“ Fagan verschränkte die Arme.
„Wie sie schon sagten, die Menschen haben Angst. Was glauben sie, ist aufnahmebereiter für hetzerische Propaganda als eine ängstliche Masse an Menschen?“ Galvani dämpfte seine Stimme. „Ultero weiß, wie man sie manipuliert, und ich bin mir sicher, sie werden ihre Opposition nicht auf „scharfe Maßnahmen“ im Magistrat beschränken.“
– „Sir, worauf wollen sie hinaus?“
„Ich will noch einmal darauf hinaus, dass sie maximale Sicherheit bei der Landung der Tau-Gesandschaft gewährleisten. Und zwar gegen Widerstand aus allen erdenklichen Richtungen. Sie haben folglich noch zwei Tage. Ich bitte Sie, mich jetzt zu entschuldigen. Ich wünschte, die Umstände unserer Treffen wären angenehmer.“
Fagan nickte, stand auf und schob seinen äußerst detailreich verzierten hölzernen Stuhl zurück unter den Schreibtisch des Prokurators. Auch Galvani hatte sich erhoben. Außerhalb des Lichtkegels der Tischlampe zeichneten sich nur noch seine schwarzen Umrisse gegen das Fenster hinter ihm ab. Dem Gardistenmajor lief ein Schauer über den Rücken, als er die leisen Worte des Prokurators vernahm.
„Ich weiß, ich kann auf sie zählen.“

Er war froh, den dunklen Raum verlassen zu können und eilte durch die schweren Flügeltüren auf den teppichbesetzten Gang des Administrationstraktes. Er würde zu tun haben in den nächsten Tagen.


Kaye fand den Vorsitzenden Wesovich auf dem roten Teppich in der Mitte des prunkvollen Besprechungszimmers stehend vor. Holzregale, vollgestopft mit alten Werken grenzten den Raum zu beiden Seiten ein, und zusammen mit dem Holzboden und den schweren Teppichen schafften sie eine drückende Atmosphäre und eine dumpfe Akustik.
Sein Bauch spannte die rote Schärpe um seinen Oberkörper, als Wesovich sein faltiges Gesicht der Tür zuwandte.
“Kaye.“ – „Executor, kommen wir gleich zur Sache.“
Sie nahmen an einem schweren Eichentisch einander gegenüber Platz.
„Nun, Mr. Wesovich, ich denke wir müssen schleunigst handeln.“
Der vorsitzende Abgeordnete lehnte sich grinsend zurück und verschränkte abweisend die Arme.
„Was sie nicht sagen. Und jetzt hören sie mir zu: Während sie zu dieser grandiosen Erkenntnis gekommen sind, haben die höheren Ebenen mir bereits Richtlinien zum weiteren Vorgehen zukommen lassen.“
Überrascht begann Kaye, sich innerlich zu verfluchen. Ich hätte meine Akten durchsehen sollen. Als er zur Antwort ansetzen wollte, wurde ihm das Wort abgeschnitten, und seine Überraschung zu ungläubigem Staunen gewandelt.
„Wir wussten bereits vom Ankommen dieser Fremden.“
Wesovich legte seine Handflächen auf seinen rundlichen Bauch und lächelte weiter triumphierend seinem überrumpelten Gegenüber ins Gesicht. Seine lange politische Erfahrung ermöglichte ihm, sich nicht anmerken zu lassen, dass auch er selbst von diesem Wissen erst seit wenigen Minuten informiert war.
„Sie… wussten es?“
„So ist es. Und wir haben bereits angemessene Maßnahmen eingeleitet.“
 
kleine fortsetzung...^^

„So ist es. Und wir haben bereits angemessene Maßnahmen eingeleitet.“
Kaye war bemüht, sich seine Überraschung nicht anmerken zu lassen.
„Interessant. Und wie sehen diese Maßnahmen aus?“
Er griff betont langsam zu einem stählernen Krug und schenkte sich Wein in das an seinem Platz stehende Glas.
Eigentlich hasse ich das Gesöff…
Hinter seiner Fassade versuchte Kaye fieberhaft, eine Lösung zu der Frage zu finden, woher man über die Fremden etwas erfahren haben konnte. Denn schließlich sah er dem selbstzufrieden in seinem Stuhl lehnenden Vorsitzenden an, dass er keine Späße mit ihm trieb. Dazu ist der Gute sowieso zu humorlos. Woher…
Er würde selbst hinter das Geheimnis kommen, allein schon um Wesovich nicht den Erfolg zu gönnen, ihn zappeln lassen und weiter als Handlanger behandeln zu können.
Sein Gegenüber aber versuchte genau das.
„Ein guter Tropfen, den sie sich da gönnen, mein lieber Kaye. Ein letztjähriger aus dem Haus Noda. Nicht nur dass die was von Waffentechnik verstehen, sie machen auch noch guten Wein.“
Halt’s Maul mit deinem Geschwafel und komm zur Sache.
Kaye würgte den Alkohol möglichst unauffällig hinunter.
„Das können sie laut sagen – aber kommen wir doch zum Punkt. Was gedenkt man zu tun mit diesen …Fremden?“
„Das will ich ihnen gerne sagen, Kaye. Es lässt sich eigentlich in wenige Worte fassen: Wir schicken sie dahin zurück, wo sie herkamen – wo auch immer das sein mag. Die Hauptsache ist, diese Beleidigung für die menschliche Rasse setzt nie wieder einen Fuß in unser Sonnensystem. Den Anfang macht diese Gesandschaft in zwei Tagen. Und wenn wir schon dabei sind, entledigen wir uns gleich auch noch ihrer Sympathisanten in der Hauptstadt.“
Kaye zog die Augenbrauen hoch.
„Entschuldigen sie die Zwischenfrage… aber was meinen sie mit „entledigen“ – wir sprechen hier immerhin von einem Großkoronat, das die rechtmäßige Regierung noch für über ein Jahr stellt.“
„Und wenn schon! Wir sprechen hier über diplomatische Beziehungen zu einem nichtmenschlichen Volk! Tun sie doch nicht so scheinheilig - als hätten sie noch nie eine Litanei gelesen.“
Wesovich schüttelte erbost den Kopf.
„Die Stärke des Imperators ist die Menschheit, und die Stärke der Menschheit ist der Imperator. Wenn sich das eine vom anderen abwendet, werden wir alle zu Verlorenen und Verdammten.“ Fast automatisch zog es vor Kayes innerem Auge vorbei.
Der Vorsitzende schlug mit der flachen Hand auf die Tischplatte, was die Reste in Kayes Weinglas in träge Bewegung versetzte.
„Hier gilt es abzuwägen, Abgeordneter - Und die Entscheidung des Hauses ist getroffen.“
 
Die idee hatte ich auch angedacht @psychris. naja, das wird sich zeigen, auf jeden fall wirds erstmal ein wenig militärischer.

Kaye räusperte sich. Es war ihm unangenehm, sich länger vorführen zu lassen, also versuchte er weiter, an Fakten zu kommen, statt sich einen Vortrag über Ulteros Grundsätze halten zu lassen.
Dann versuchen wir es eben direkter.
„Wollen sie mich nun in diese Entscheidung einweihen oder haben sie vor, mich hier weiter für dumm zu verkaufen? Wenn ich nicht über die Litaneien bescheid wüsste, säße ich nicht hier. Genauso wenig wie sie hier säßen, wenn jemand in Ultero Primus von ihren Forschungsabkommen mit dem Haus Mengiron Wind bekäme!“
Wesovich schluckte. Dieser Satz riss ihn jäh aus seiner Selbstzufriedenheit.
Er hatte Mühe, nicht aus seinem Sessel aufzuspringen um seinen Gegenüber zum Schweigen zu bringen. Die Antwort kam zischend über seine Lippen:
„Ich warne sie, Kaye. Wenn ich gehe, gehen sie…“
Kaye schnitt ihm das Wort ab. „Ich habe nicht vor, sie zu entmachten! In diesem Fall säßen sie schon längst in irgendeinem Provinzloch und zählten Getreidefuhren!“
Alles oder nichts.
„Sie wissen offenbar nicht einmal, dass fast die ganze diplomatische Behörde in Vernesse über ihre Machenschaften bescheid weiß. Bisher hat die Abgeordneten noch ihr Pflichtbewusstsein zurückgehalten, sie zu denunzieren.- Nun ist es aber nicht so, dass man das nicht ändern könnte. Ich bin loyal, Executor. Aber Loyalität hat ihre Grenzen. Ich denke, sie als vernunftbegabter Mensch verstehen das.“
„Ich verstehe nur zu gut, mein lieber Kaye. Eines Tages wird sie das noch teuer zu stehen kommen.“
„Konzentrieren wir uns auf das hier und jetzt. Ich hoffe, ich konnte sie zu einer Zusammenarbeit überreden. Wenn sie mich nun über ihre – oder sollte ich sagen unsere – Pläne informieren würden. Wir stehen auf einer Seite, Wesovich. Vergessen sie das nie.“

Wesovich war ihm ausgeliefert, und das nur weil er sich in Kaye getäuscht hatte. Offenbar hatte er diesen in seinem Stolz verletzt.
Wenigstens weiß ich jetzt, woran ich bei ihm bin.
Ihm blieb in seiner misslichen Lage nur, Kaye auf seinen Wissensstand zu bringen.
Der einzige Grund, ihn nicht einzuweihen, war der Versuch gewesen, ihn weiter eine Stufe unter sich zu halten. Dieser Versuch war gescheitert, und jetzt war es in Wesovichs eigenem Interesse vorrangig, seine eigene Position zu halten – notfalls eben mit Kaye an seiner Seite.
Er versuchte ein Lächeln.
„Nun, Kaye. An sich sind wir nicht so verschieden. Unerbittlich in der Wahl unserer Mittel und interessiert am Wohlergehen unseres Hauses. Wenn wir zusammenarbeiten, wird diese ganze Angelegenheit zu einem glorreichen Sieg für Ultero werden, der auch an uns seine Spuren hinterlassen wird.“ Mit diesen Worten füllte Wesovich ihre Gläser wieder mit Wein.
Der Beginn einer wunderbaren Freundschaft. – Kaye übersah keine der Gesten seines Gegenübers. Ich hab’ ihn wo ich ihn wollte.
„In der Tat, Executor. Was wird also unsere Vorgehensweise hin den nächsten Tagen sein?“
Wesovich setzte sein Glas ab.
„Wir sprachen vom Beseitigen der Regierung. Genau das tun wir, und diese Fremdlinge geben uns die beste Gelegenheit. Mit der richtigen Propaganda ziehen wir das Volk auf unsere Seite und nutzen das - meiner Meinung nach berechtigte - Misstrauen der Menschen für unsere Zwecke.“ Der Executor hatte zu seiner alten Souveränität zurückgefunden und genoss es sichtlich, den Schlachtplan des Hauses vorzutragen.
„Diese Gesandschaft erscheint in 2 Tagen an einem Raumhafen der Hauptstadt. Wenn es soweit ist, haben Ulterotruppen bereits den Magistrat und das öffentliche Leben in ihrer Kontrolle. Colonel Sochoi wurde mit der Übernahme der öffentlichen Telecasterstationen beauftragt.“
“DER Sochoi?“
„Genau der. Wir haben also fast einen Tag Zeit, Meinungsmache zu betreiben. Kommen wir zum Raumhafen selbst. Galvani wird seine besten Kräfte dort versammelt haben, denn er weiß vom Misstrauen des Volkes.“
„Selbstverständlich.“
„Hier kommen wir mit einem Handstreich nicht weit. Deshalb sehen wir ein Festsetzen der dortigen Kräfte inklusive der Fremden vor. Mehrere Abteilungen schwerer Infanterie kümmern sich um die Abriegelung des Raumhafens. Der Luftraum über der gesamten Hauptstadt ist zum Zeitpunkt der Ankunft sowieso unter unserer Kontrolle.“
„Sie sprechen hier jeder Menge militärischer Einheiten – darf ich fragen, wie die nach Vernesse kommen?“
„Die ersten Verbände sind schon im Anflug aus unseren Koronatsgebieten. Das Ganze ist als Manöver deklariert worden. In der Stadt gehen noch heute Nacht Kommandoeinheiten an wichtigen Punkten in verdeckte Stellung, um auf Befehl die Kontrolle zu übernehmen.
Sämtliche teilnehmenden Kommandeure genießen das vollste Vertrauen des Großkoronators. Eine logistische Meisterleistung, das sage ich nicht ganz ohne Stolz Ihnen kommt morgen ebenfalls eine kleine Rolle zu, Kaye.“
„Und die wäre?“
“Nun ja, im Generalstab in Ultero Prime hat man sich noch eine kleine … Gemeinheit einfallen lassen. Sie werden morgen das Wort im Magistrat ergreifen und eine Beteiligung aller vier Großkoronate am Empfangskomitee fordern. Als ein bedeutendes Haus wollen den Fremden ja ebenso „militärische Ehren“ erweisen, wenn sie verstehen. Wir arbeiten daran, dass die Noda-Abgeordneten dieser Entscheidung beipflichten. Auf diese Weise haben wir Truppen direkt an Ort und Stelle und können den Raumhafen unterwandern. Mit etwas Glück schaffen wir es so auch, die Schiffe der Fremdlinge untauglich zu machen.“

Kaye nickte zustimmend. Nicht schlecht... aber irgendetwas fehlt –wieso so kurzfristig? Nur wegen dieser Fremden? Warum so viel Risiko durch so kurze Planungszeit?

„Aber das ist nur der konventionelle Teil, mein lieber Kaye. Sie haben vielleicht den Eindruck, das Ganze passiert nur aufgrund der Machtgier des Hauses. Weit gefehlt... Es hat weitaus tiefer gehende Gründe.“
 
Ich bin beeindruckt.
Dein Schreibstil ist großartig und deine Wortwahl muss sich vor keinem Roman verstecken, den ich in den letzten Jahren gelesen habe.
Zugegeben, die schönsten Teile der (alten) BattleTech-Reihe, waren die, wo es um politische Intrigen und Verschwörungen in der Inneren Sphäre ging. Ich mag also diese Art von Geschichten.
Ich nehme mal stark an das Du irgendwas mit Journalismus zu tun hast, denn Dein Stil und die Wahl Deiner Worte setzt ein gewissen Grundwissen voraus.
Alles klingt so, als würdest Du tagtäglich in Diplomatenkreisen oder mit Politikern verkehren.

Bereits Deine Einleitung hat mich dazu gebracht, mich doch durch den etwas "trockenen" Anfang zu arbeiten... bis jetzt hat es sich gelohnt.

Gestört hat mich eigentlich nur, dass es stellenweise zu sehr danach klingt, als würdest Du eine SiFi-Geschichte aus dem hier und jetzt in das W40K Universum verschieben. Etwas mehr "Phantasie" würde der Geschichte noch gut tun... ein Beispiel wäre, statt des Eichenholztisches den Namen eines dort heimischen Baumes zu nehmen. Vielleicht merkst Du nochmal kurz an, auf welcher Tech-Stufe sich der Planet befindet, damit man einfach nicht versucht ist, immer Vergleiche zum Classic-W40K-Universum zu ziehen.

Ansonsten... weiter... 😀
 
hui, danke für das ausführliche & positive feedback!
Ich kann mich leider derzeit wieder mal wenig auf die story konzentrieren, aber seid unbesorgt, da kommt wieder was.

<div class='quotetop'>ZITAT</div>
Ich nehme mal stark an das Du irgendwas mit Journalismus zu tun hast, denn Dein Stil und die Wahl Deiner Worte setzt ein gewissen Grundwissen voraus.
Alles klingt so, als würdest Du tagtäglich in Diplomatenkreisen oder mit Politikern verkehren.[/b]

naja... ich geh zur Schule ^^


Und ja, die Story ist beabsichtigterweise so weit von 40k entfernt - bisher könnte sie tatsächlich irgendwo spielen- schließlich ist Nocarnus auch weit weg vom Imperium 😉 , aber der 40k Bezug kommt noch, nicht zu knapp hoffe ich... :lol:

Das mit dem Eichentisch stimmt, Fauxpas meinerseits. 😛h34r:

Jo auf die Technologie muss ich auch noch weiter eingehen, stimmt auch.
Danke für die konstruktive Kritik, ich versuche so schnell wie möglich daran anzuknüpfen!
 
Der Appell zur Wachsamkeit arbeitete sich langsam, aber bestimmt die Befehlskette hinab. Fagan hatte seinen Stab einberufen, um die genaue Planung der Sicherheitsmaßnahmen durchzuführen, und in regelmäßigen Abständen verließen die Adjutanten der Anwesenden Offiziere den marmorgetäfelten Tagungsraum, um Befehle und Weisungen an die zuständigen Stellen zu tragen.
Dies war bereits ein erster Ausdruck der programmatischen Wachsamkeit, denn Fagan bevorzugte diese „persönliche“ Art der Kommunikation über vertrauenswürdige Untergebene gegenüber der Vox- oder Datenübertragung.
Wir sind hier immer noch in einer Makropole…Ich will nicht wissen, wer die Kanäle alles anzapft...Von den Medien bis zum Unterweltler mit seiner irgendwo aufgegabelten Logikmaschine hat doch jeder die Mittel.
In der Tat waren die elektronischen Datenleitungen nicht empfehlenswert im Falle einer Nachrichtensperre.
Aber die Veränderung der Gerätschaften der Makropole war eine Sisyphus-Arbeit sondergleichen. Jahrhundertealte Kabel und Leitungen wucherten durch die grauen Giganten, die Vernesse I. übersäten – Teilweise waren sie so verlegt worden, als wollte der Erbauer jegliche Veränderung von vornherein ausschließen.
Geldmittel für eine Überholung des Systems zu erhalten, war jedoch nahezu unmöglich, und so blieb man selbst in Kreisen des Prokurators beim Senden von Boten für wichtige Nachrichten.

Am Tisch von Major Fagan saßen die Offiziere der verschiedenen Truppenteile Ayvadas, sowie direkt dem Prokurator unterstellter Sicherheitskräfte der Stadt. Fagan hatte den Ernst der Lage klargemacht, und es wurde seinen Äußerungen dementsprechend konzentriert zugehört.
„…sie sehen, meine Herren, die Situation ist prekär. Der Feind ist nicht zu fassen, sondern es gilt abzuwarten.
Wir können niemandem trauen, und am wenigsten der Bevölkerung oder den unabhängigen Sicherheitskräften. Ich stimme mit dem Prokurator insofern überein, dass ich glaube, das Haus Ultero wird die Gelegenheit nutzen, die Ankunft der Tau zu stören. Wir müssen davon ausgehen, dass weite Teile der Bevölkerung ihr Misstrauen teilen und gegebenenfalls provozierte militante Aktionen des Hauses unterstützen oder selbstständig durchführen. Wir sind somit Gefangene unserer eigenen Hauptstadt, und müssen uns allseitig absichern.
Die Initiative liegt beim Feind – uns bleibt, es ihm so schwer wie möglich zu machen.“
Die Anwesenden nickten großteils zustimmend, aber stellenweise machte sich Unmut über diese defensive Haltung breit.
„Sir.“ – Ein junger Lieutenant der Sicherheitskräfte meldete sich zu Wort.
„Bitte.“
„Wir können doch nicht einfach zusehen, wie wir langsam unterwandert werden. Mein Vorschlag wäre eine generelle Ausgangssperre bis nach der Ankunft und Sicherung der Tau-Gesandschaft.“
-„Die Idee hat ihre Vorteile, Lieutenant. Das Problem ist lediglich, dass wir so den offenen Umgang mit den Tau, den wir uns zum Ziel gesetzt haben, für große Teile der Bevölkerung unmöglich machen.
Es sieht aber danach aus, als müssten wir das auf uns nehmen, oder die Sicherheitslage entgleitet uns.“
Der Angesprochene setzte sich zufrieden.
„Gibt es noch weitere Vorschläge hierzu? Keine. Gut, dann beauftrage ich Captain Heare mit der Durchsetzung der Sperre. Vorerst nur nachts, am Tag der Ankunft vollständig. Die weitere Planung überlasse ich ihnen.“
Heare, ein altgedienter Mann in den zivilen Sicherheitskräften, nickte. „Jawohl, Sir. Meinen ersten Bericht erhalten sie in drei Stunden.“
Der Captain stand auf und verließ eilig den Raum.
Als er die Tür öffnete, lief er beinahe in den Adjutanten des Luftflottenkommandanten, Admiral Welsh.
Dieser ging hastig auf seinen Vorgesetzten zu und flüsterte dem Sitzenden etwas ins Ohr, um sich danach wieder an die hell beleuchtete Wand hinter ihm zu stellen.
Welsh horchte auf und wandte sich umgehend an die Umsitzenden.
„Ich bekomme gerade die Meldung, dass ab dem morgigen Tage ein groß angelegtes Manöver des Hauses Ultero in Umgebung der Hauptstadt stattfinden soll. Es sind bereits Truppentransporter im Luftraum über dem Kontinent gesichtet worden.“
Ein Raunen ging durch den Raum, die Offiziere warfen sich gegenseitig Blicke über den Tisch zu. Wenn das nichts zu bedeuten hat…
Der Blick von Major Fagan verfinsterte sich. Er schickte seinen Adjutanten:
„Finden sie alles über dieses Manöver heraus, und ob man es möglicherweise auf politischer Ebene noch verhindern kann.“
Admiral Welsh fiel ihm ins Wort: „Major, das Manöver steht Ultero gesetzlich zu. Die Angelegenheit ist bisher völlig legal. – Was nicht bedeutet, dass ich ihre Vorsicht nicht teile…“
„Versuchen sie es trotzdem.“, fuhr Fagan seinen Adjutanten verbissen an.
Er wandte sich wieder der Offiziersrunde zu, und sein Ton wurde nun schärfer als zuvor:
„Ich will eine sofortige Mobilmachung unserer Reserven. Die Regimenter in und um die Hauptstadt werden in höchste Alarmbereitschaft versetzt. Sperren sie die Zufahrtswege. Die Flughäfen werden militärisch kontrolliert. Captain Ragus’ XI. Regiment wird mit der Abriegelung des Regierungsviertels beauftragt. Was wir am wenigsten brauchen können, sind Ultero-Truppen in der Stadt. Meine Gardisten werden den Raumhafen sichern.
Gehen sie aber stets so vor, dass die Bevölkerung im Glauben gehalten wird, alle Maßnahmen wendeten sich gegen mögliche Angriffe durch die Tau, vielleicht beruhigt das die Gemüter ein wenig.
Alle Anwesenden sind hiermit beauftragt, zu ihren Einheiten zurückzukehren. Wegtreten.“
 
weider gehts...

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Fagan selbst eilte aus dem Raum und verließ das Gebäude durch den Fronteingang, wo sein Geländewagen bereitstand. Er ließ Galvani das Sitzungprotokoll überstellen und stieg in das Fahrzeug, das ihn zu seiner Einheit bringen sollte, die am Stadtrand kaserniert war.
Etwa auf halbem Wege durch die dunklen Gebäudeschluchten ertönte aus dem fahrzeugeigenen Telecaster die erste Aufforderung, mit Beginn der Nacht den eigenen Wohnsitz nicht mehr zu verlassen. Bald würde auch der letzte der Bürger auf einem der vielen Kommunikationswege davon erfahren haben, und Militär und Sicherheitskräfte die Kontrolle über die Straßen innehaben.
Fagan wand sich innerlich bei dem Gedanken an die Ausgangssperre, lief sie doch völlig gegen ihre Bemühungen, das Vertrauen der Bevölkerung in Verhandlungen mit den Tau zu festigen.
Er blickte aus dem Fenster und beobachtete das abendliche hektische Treiben an den Straßenrändern. Trotz des strömenden Regens volle Gehsteige. Man ging seinem täglichen Geschäft nach, keine Anzeichen für Angst, Unruhe oder überhaupt Vorbereitung auf den Besuch der Fremden.
Doch es war dieses Thema, das die Gedanken der Leute ausfüllte, darin war sich Fagan sicher. Es braute sich etwas zusammen – Nur wer würde losschlagen, wo, wann…

Einige Zeit und einige Kilometer später passierte das olivgrüne Fahrzeug die hell beleuchteten Tore der General-Mullner-Kaserne, in der der Stab der Gardisten des Prokurators sowie große Teile des Regiments stationiert waren. Fagans Blick schweifte vom Lichtkegel des Geländewagens aus nach oben.
Der Regen umpeitschte die blau-schwarze Flagge des Hauses Ayvada.

Das Quäken des Voxgeräts, das vor dem Executor an den Tisch angebracht war, unterbrach seinen Vortrag.
„Was gibt’s denn?“, schnauzte er, nachdem er den „Empfang“-Knopf gedrückt hatte.
Er war sichtlich verärgert darüber, gestört zu werden. Eine durch die Übertragung dumpf klingende Stimme meldete sich.
„Mr. Wesovich? Vorres hier- Kann ich frei sprechen?“
Der Angesprochene warf Kaye einen missbilligenden Blick über den Tisch zu.
„Nur zu.“
„Folgendes: Die Administration hat soeben eine nächtliche Ausgangssperre verhängt, die Sicherheitskräfte haben Anweisungen, diese notfalls mit Waffengewalt durchzusetzen. Zudem melden mir meine Informanten sichtbare Aktivitäten in sämtlichen militärischen Einrichtungen des Sektors.“
Kaye konnte sich ein wenig Schadenfreude nicht verkneifen. Soviel zu seinem perfiden Plan…
„Wie soll weiter vorgegangen werden?“
Wesovich ließ sich seine Verärgerung nicht anmerken.
„Sind unsere verdeckten Operationen im Stadtgebiet bereits angelaufen?“
-„Die Einheiten sind noch in Wartestellung, Executor.“
Er sah zur hölzernen Wanduhr in einer Ecke des Raumes auf. Sehr gut.
„Eine Konfrontation mit den Sicherheitskräften wird unter diesen Umständen wohl unausweichlich sein. Geben sie Anweisung, zivile Kleidung auszugeben. Galvani soll glauben, irgendwelche Ganger wollen ihre Macht beweisen. Nichts darf auf Ultero hinweisen, keine Unterlagen, Uniformteile und so weiter. Die restlichen Befehle bleiben bestehen.“
„Verstanden. Aber da ist noch etwas.“
“Was denn noch…“
„Wir haben eine formelle Beschwerde aus dem Büro des Prokurators erhalten. Ich habe sie bereits an Sie weitergeleitet. Es wird gefordert, unser „Manöver“ abzubrechen, ich zitiere: ‚Im Hinblick auf die Geschehnisse der nächsten Tage und die Änderung der Sicherheitslage’. Es wird eine Stellungnahme im Magistrat für morgen gefordert.“
„Die sollen sie haben. Keine Befehlsänderungen hierzu. Vielen Dank, Vorres.“
Er schaltete das Gerät ab und blickte wieder zu Kaye.
„Nun, ihre Bitte um Beisein einer Ultero-Gesandschaft bei der Empfangszeremonie können sie sich morgen wohl sparen…“

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