Nach dieser Definition wäre es dann auch Zensur, wenn ich dir z.B. verbiete meine Doktorarbeit nachzudrucken und zu veröffentlichen?
Das war jetzt weniger als Definition gedacht
😉
Ansonsten: natürlich hat man an seiner Doktorarbeit erst mal das Urheberrecht. Allerdings relativiert sich das dann wieder wenn man z.B: zur Erstellung Drittmittel in Anspruch nimmt. Da kann es AFAIK durchaus neben dem üblichen Zwang zur Veröffentlichung eine verpflichtung zum open access geben. Allgemein halte ich es auch für akademisch fragwürdig den Zugang zur Doktorarbeit einzuschränken, widerspricht IMO vollkommen dem akademischen Ideal und ist im Sinne einer Überprüfbarkeit zumindest fraglich. Aber OK anderes Thema.
Das Beispiel greift in dem Fall aber IMO nicht, weil eine solche Studie meiner Meinung nach eine Auftragsarbeit darstellen. Die Urheberpersönlichkeitsrechte bleiben davon natürlich unberührt, aber die Nutzungsrechte gehen in dem Fall schon auf den Arbeitgeber/Auftraggeber, sprich die Behörde, über. Und jetzt bin ich natürlich nicht im juristischen, sondern eher im "ideellen" Bereich, aber alles was eine Behörde so anfertigt, "gehört" ja irgendwie dem, der die Chose bezahlt....ja ich weiß, altmodische Idee.
Und da man nach Informationsfreiheitsgesetz ohnehin Zugang haben muss, d.h. man mir auf Anfrage ohnehin eine Privatkopie zukommen lassen muss, sehe ich einem Veröffentlichungsverbot keinen anderen Sinn als den Aufwand an die Information zu kommen möglichst hoch und die Verbreitung damit möglichst gering zu halten.
Im konkreten Fall bin ich ja sogar eher konträrer Auffassung, d.h. ich halte den Hype und den Alarmismus um Glyphosat für unbegründet, aber wenn das Bundesinstituts für Risikobewertung seine eigene Einschätzung eine Gefahrenlage nicht veröffentlicht sehen will, dann hat das mindestens Geschmäckle. Und stellt nebenbei die komplette Institution in Frage: für was brauche ich eine professionelle, öffentlich finanzierte Risikobewertung, wenn möglichst wenige das Ergebnis erfahren sollen?
Ich verstehe daher deinen Ansatz nicht, die "theory of harm" bezüglich der staatlichen Eingriffe ist mir auch etwas zu sehr Aluhut.
Doof gefragt: Wie alt bist du?
Ich meine das jetzt nicht despektierlich, aber meine Einschätzung zu "Aluhut" hat sich mit steigendem Alter einfach etwas geändert. Aussagen die mein "Mitt-Dreißiger-ich" vorbehaltlos unterschreiben würde, hätte mein "Mitt-Zwanziger-ich" auch noch als "Aluhut" eingeordnet. Aber da ist in den letzten Jahren einfach zuviel Scheiße passiert und die negativsten Prognosen von Kritikern wurden immer wahr und häufig noch übertroffen, als das ich da noch irgendwelches Vertrauen aufbringen können.
Nehmen wir die LKW Maut - die Kritiker bemängelten von Anfang an, das die Stationen zu Überwachung der Bürger benutzt werden könnten. Uns wurde hoch und heilig versprochen wird nicht passieren, die Dinger dienen nur zur Erfassung der LKW-Maut und überhaut ist da das Verbot der Vorratsdatenspeicherung außen vor. Nicht nur das mittlerweile natürlich Scheuers gewollte PKW-Maut drüber abgewickelt werden soll, nein keine zehn Jahre später darf die Polizei natürlich mit KESY das tupfengleiche System einsetzen. Halt nicht "anlaßlos" aber irgend ein Anlass eine Straße gerade zu überwachen findet sich schon immer wenn man ihn braucht. Klar, nein, das ganze ist nicht immer schlecht - siehe den Fall Rebecca - aber irgendwie gefällt mir der Gedanke von Bewegungsprofilen halt doch nicht.
Und mittlerweile sind ja alle Hemmungen weg: Der sogenannte "Intelligent Speed Assist" den die EU ab 2020 in jedem Auto verpflichtend haben will, und die laut Qualitätsmedien ja nur der Verminderung der Unfallgefahr dienen (die haben ja wirklich nur unser Bestes im Sinn
😀) hat halt nen winzigen Haken: die Dinger sind Data Logger, die aufzeichnen wann, wohin und wie schnell du fährst.
Klar, jetzt kann man einwenden "OK, es zeichnet auf, aber verwenden darf die Daten doch keiner"...nö na ja... doch, zumindest demnächst:
Ein vom Verkehrsministerium vorgelegter
Entwurf zur Änderung des Straßenverkehrsgesetzes sieht eine elektronische "Überwachung von Verkehrsbeschränkungen und Verkehrsverboten“ vor, „die zum Schutz der Wohnbevölkerung oder der Bevölkerung vor Abgasen zur Abwehr von immissionsbedingten Gefahren ergehen“, sprich böse Dieselfahrer aus dem Verkehr ziehen! Dafür sollen die Behörden nicht nur Aufnahmen der Fahrzeuge und ihrer Kennzeichen, sondern auch der Fahrer
automatisiert erfassen und speichern dürfen. Geplant sind die automatische Erfassung des Autokennzeichens, von Bildern des Fahrzeuges und des Fahrers, von Ort und Zeit der Teilnahme am Straßenverkehr
sowie ein Datenabgleich.
Nett oder? Nimm noch so den anderen "Kleinkram" wie NSA-Skandal, diverse Whistleblower (ja OK, weitgehend bei den Amis..aber glaubt einer ernsthaft hier läuft es anders? Wenn ja liegt es bestimmt nicht am Willen, sondern maximal an fehlender Kompetenz) oder so Nettigkeiten wie für 120 Jahre gesperrte Akten im NSU-Prozess. Ne, Aluhüte verteile ich nimmer so schnell, es gilt der Grundsatz: Schweinereien die technisch machbar sind, werden begangen.
Ich glaube du überschätzt radikal die Handlungsfähigkeit und Kompetenz politischer Akteure. Da vergehen einem ganz schnell alle Illusionen, wenn man mit denen öfter zu tun hat. Das ist hier nicht Akte X, sondern eher so Stromberg.
Glaube mir das tue ich nicht
😀 Bis auf sehr wenige Ausnahmen, halte ich unsere politischen Akteure für dumm wie 3m Feldweg. Ich mach denen nicht mal Vorwürfe, das sind im wesentlichen nützliche Idioten die wirklich im besten Wissen und gewissen handeln. Gib einem Affen eine geladene und entsicherte Pistole und er erschießt einen - den Affen trifft keine Schuld. Um den Bogen zum eigentlichen Thema zurück zu bekommen: dieser Axel Voss ist das beste Beispiel. Man muss nur ein Interview mit dem Mann lesen, der weiß wirklich nicht was er tut, versteht die technischen Grundlagen des Internet gar nicht und ist glaube wirklich darüber entsetzt das er jetzt so angefeindet wird. Und so ist das eigentlich bei so gut wie allen Themen, die entscheidenden Akteure verstehen die technischen Grundlagen von den Dingen über die sie reden nicht im Ansatz. Mein Favorit war damals nach Fukushima die "Ethikkommission für eine sichere Energieversorgung" die den Atomausstieg beschlossen hat: da saßen Philosophen drinnen, Juristen, Politiker, sogar Theologen (klar, Energie ist Glaubenssache
😀) - aber nicht ein Kernphysiker oder auch nur jemand aus der Bundesnetzagentur.
Ich meine ist ja klar, ob eine OP medizinische notwendig ist berät man ja auch mit seinem Klempner und seiner Friseuse und nicht etwa mit seinem Arzt :cat:
Also kurz: nope. Ich überschätze da niemanden.
Und ja. Es stellt sich die Frage: "wessen Idee ist es dann". Ich weiß es nicht. Das meiste was da kursiert ist vermutlich wirklich zuviel Aluhut, aber nicht umsonst fließt so viel Kohle in Lobbyarbeit. Und nein, das ist dann kein simples "ich besteche einen Politiker" auch wenn das natürlich auch immer und überall vorkommt. Eher ein mit pseudowissenschaftlichen "Studien" oder arg einseitigen Darstellungen den gut meinenden aber halt geistig eher unbewaffneten Volksvertetern einreden, das ihre Branche halt jetzt zur Rettung der Welt absolut notwendig ist und dick subventioniert werden muss. Gleichzeiitig muss man jedes kritische Nachdenken der Entschiedungsträger verhindern. Einfaches Beispiel: wir sollen jetzt alle auf eAutos zu Rettung des Klimas umsteigen. VW will sogar die Produktion komplett umstellen. Um den umwelttechnischen nutzen von eAutos (der massiv negativ ist) geht es mir jetzt gar nicht, sondern um blanke Machbarkeit: VW baut aktuell 11 mio Autos im Jahr. Die globale Förderung von Lithium beträgt etwa 43000t im Jahr. So nen eAuto braucht als grober Mittelwert so etwa 5kg Lithium. So nen kleiner mit 130km Reichweite etwa 2-3kg, nen Tesla so um die 10kg. 43.000:0,005 = 8,6 mio Akkus. VW baut 11 mio Autos. Und keinem fällt was auf...
(und bevor es kommt: klar, die Förderung kann man ausbauen, aber das geht nicht von heute auf morgen und die Schürfrechte haben ohnehin längst die Chinesen aufgekauft. Und für Laptop, Handy und Crystal Meth braucht man auch bisschen was
😉)
Kurzum: es müsste auffallen das es schlicht nicht geht. Ist aber egal, man macht es trotzdem. Cui bono?