Sind ja doch interessante Impulse zusammengekommen. Sehr schön! ?
Hatte im anderen Thema ja auch schon gesagt, dass ich sowas prinzipiell interessant finde. Aus Lehrersicht, aber auch als Hobbyist. Im Idealfall bietet man als Lehrer ja sowieso eine AG an, auf die man selbst Lust hat. Sonst ist der Drops schon vor Start gelutscht. Andererseits muss man aber auch aufpassen, dass man sich sein Hobby durch sowas nicht verdirbt!
Da sind wir doch zu weit weg, um einschätzen zu können, ob das ein Automatismus ist. Jedenfalls hat keiner der verbeamteten/angestellten Lehrer eine handwerklich-technische Arbeitsgemeinschaft angeboten, so dass auf uns als Externer zurückgegriffen werden musste. Zudem gibt es kaum Nachwuchs an Werken-/Technik-Lehrern. Die beiden lokalen Gymnasien haben z. B. nicht mal mehr Werkstätten. Die Alliance-AG findet im Kunstraum statt.
Ich bin seit 2006 im Nachwuchsbereich Fußball und Modellbau unterwegs. Wer sich durch das Durchführen von Nachwuchsarbeit (und da gehört mehr dazu als eine AG durchzuführen) sein Hobby verderben lässt, sollte sich schon hinterfragen. Mit dem Vorbereiten der nächsten Generation und der Weitergabe des Staffelstabes zu gegebener Zeit tut man schlussendlich etwas für den Erhalt und die Sicherung des eigenen Hobbies.
😉
Meine Sorge, und ich glaube auch die meines Schulleiters, wäre in erster Linie die Rezeption seitens der Eltern. Da muss man sich sehr gut überlegen, wie man das aufzieht. Ich hatte bis jetzt viel Kontakt mit Eltern verschiedenster Couleur. Unter diesen würden erfahrungsgemäß viele sein, die das Positive in den Vordergrund stellen, aber es würde auch einige geben, die da skeptisch bis ablehnend eingestellt wären. Und sowas mögen die meisten Schulleitungen in der Regel gar nicht, auch wenn es nur eine geringe Anzahl an negativen Stimmen wären. Diese Stimmen sind meist besonders laut. Wahrscheinlich ist die Akzeptanz auch abhängig von Schulform und Standort.
Problematisch wäre an meiner Schule in erster Linie der Umgang mit Gewalt und Krieg. Schach befindet sich halt auf einem völlig anderen Abstraktionslevel als ein Space Marine mit Knarre oder im Extremfall ein Chaos Warrior mit abgetrenntem Kopf in der Hand. Manche Armeen sind da unkomplizierter als andere. Um Stormcast Eternals oder andere High-Fantasy-Sachen würde ich mir z. B. gar keine Sorgen machen, auch nicht um Tau. Unser geliebtes Grim Dark lässt sich aber halt nicht ausklammern. Und man kann ja keine Sanktionslisten von verbotenen Miniaturen erstellen. Das fängt ja schon beim Namen Warhammer an. Ein Universum, in dem es nur Krieg gibt?! Wenn, dann würde ich das ganze neutral als Tabletop-AG benennen.
Das ist zweifelsohne ein Thema. Aber so transparent muss es von Anfang an angegangen und mit den Eltern kommuniziert werden. Es ist eine notwendig zu führende Auseinandersetzung. Auch nicht einfach - aber am Ende weiß jeder woran er ist und kann sein Kind teilnehmen lassen oder eben nicht.
Und die Diskussion ist nicht Tabletop-/Warhammer-immanent. Zuvor hatten wir seit 2014 eine Modellbau-Arbeitsgemeinschaft angeboten. Dort wurden im Wesentlichen 1/72er Militärmodellbausätze von Revell umgesetzt. Da war die Diskussion die gleiche.
Die Preisfrage ist natürlich auch da. Ist es pädagogisch angebracht, die Kids mit einem teuren Hobby anzufixen? Was ist deren Eigenanteil? Kann jeder zu gleichen Teilen partizipieren? Erfahrungsgemäß ist das uns Lehrern oft schneller (eigentlich sogar reflexhaft) im Kopf als den Eltern, auch wenn es dort sicherlich auch immer Überlegungen gibt. Im Idealfall bietet man eine AG an, bei der die Schülerinnen und Schüler kein eigenes Investment benötigen. Auf Dauer mit diesem Alliance-Programm schwierig. Andererseits haben wir an meiner Schule auch eine Mountainbike-AG. Da bezahlen Eltern wesentlich mehr für die Kids. Allen ist das auch nicht möglich. Denke aber, dass eine vernünftige Schule eine Tabletop-AG gut finanzieren könnte, sollte der Wille da sein. Es gibt ja meist auch Förderkreis und Co. Gerade mit Corona gab es jetzt auch satte Finanzhilfen von Stadt bzw. Land, mit denen wir an der Schule viel für die Schülerschaft kaufen konnten. Das waren schon einige tausend Euro. Tausend Euro knapp für Spielgerät für den Pausenhof bzw. eine Pausenausleihe.
Wenn für die Schwimmen-AG pro Sitzung 2,- € Eintrittsgeld für die Schwimmhalle privat zu zahlen sind und ohne die 3,- € Eigenanteil der Schüler*Innen keine Teilnahme am Trommel-/Bongoworkshop in der gleichen Schule möglich ist, sind die 2,50 € Teilzahlung der 40,-€-Start-Box die den Kids dann zum Halbjahresende komplett übereignet wird, nicht unangemessen.
Fördermittel können die Schulen für eigene Aktivitäten möglicherweise beziehen. Aber nicht externe Erfüllungsgehilfen wie wir. Die die Förderung begründenden Strukturen sind in der Schule ja gar nicht vorhanden, so dass sie ja gerade auf uns zurückkommen muss.
Long story short. Ich hätte am meisten Bedenken mit der thematischen Ausrichtung des Ganzen. Natürlich kann man jetzt sagen, dass die Kids in ihrer Freizeit (gerade medial) teilweise viel Schlimmeres sehen, aber ist das dann Sache der Eltern. Sobald man als Schule etwas anbietet, muss das gut durchdacht sein, weil Verantwortung. Von der Außenwirkung, aber auch vom pädagogischen Mehrwert. Ich würde zwar auch das Soziale miteinander und das Ausschärfen motorischer sowie kognitiver Fähigkeiten in den Vordergrund stellen, kann die andere Seite aber auch sehen. Am Ende des Tages wäre es mir lieber, wenn mein Kind mit anderen Kids analog „Krieg spielt“, als im Internet unkontrolliert mit anderen Typen, bei denen man auch nie weiß, was da so los ist. Natürlich gibt es zwischen den beiden Dingen auch noch viel anderes, das ist mir schon bewusst. Ich biete kommendes Jahr z. B. wahrscheinlich eine Schulgarten-AG an. Da befinden wir uns maximal im Krieg mit dem Unkraut.
Und wegen dieses anti-digitalen, grundlegende handwerkliche Fähigkeiten ausprägenden Moments haben sich die unsere AG unterstützenden Eltern auch dafür entschieden, ihre Kinder in unsere Verantwortung zu geben. Wenn statt dessen Fortnite oder andere, noch heftigere kriegslastige digitale Freizeitaktivitäten stattfinden - was macht das mit dem Kind?
Da du - im Gegensatz zu mir - offensichtlich ausgebildeter Pädagoge bist, kannst Du das fachlich sicher besser einschätzen: Nimm' Dir bitte einfach mal die Zeit und lies Dir im Downloadbereich den Pädagogenleitfaden und das Aktivitätenheft durch. Es lohnt sich.
Natürlich macht GW das nicht aus altruistischen Motiven. Aber das pädagogische Konzept mit ganzheitlicher Betrachtung/Entwicklung, Verhaltenscodex, Zusatzaufgaben etc. ist aktuell alleinstehend in der Nachwuchsarbeit Modellbau. Revell/Glow2B/Faller engagieren sich - wenn überhaupt - nur noch im Tag des Modellbaus. Da gibt es keine Schul- und AG-Fördersysteme mehr. Deshalb sind wir ja auf Alliance gestoßen.
Nach Corona wird das auch nicht mehr besser. Bei 6% Umsatzeinbruch und 7% Teuerungsrate in 2023 steht da zudem mehr als ein Fragezeichen zur Zukunft des Modellbaus als nachwuchszugänglicher Freizeitaktivität.
Und neben GW würde es auch jeder andere Bausatz-Hersteller so machen. Nur die haben eben kein Programm wie Alliance. Und Spielwarenläden, in denen mal kurz ein Revell-Bausatz zum "anfixen" mitgenommen werden kann, gibt es im platten Land auch nicht mehr wie vor 20 Jahren. Da wurde eine Entwicklung verschlafen. Und GW hat dem zeitig genug entgegengesteuert.
Bei der Sache würde mich wirklich mal die Elternperspektive interessieren. Insbesondere, weil ich selbst keine Kinder habe. Von daher, haut mal in die Tasten!
Ich zitiere mal aus einer e-Mail einer Mutter:
"...
mir reichen die Informationen per Mail völlig aus und ich stimme einer Eintragung in den Mailverteiler zu.
Ansonsten freut es mich, dass es so eine tolle Möglichkeit zur Beschäftigung gibt und xxx hat richtig Spaß daran. Wenn irgendwas benötigt wird einfach eine kurze Mail, dann kümmere ich mich darum.
xxx hat seinen Pinsel leider heute zu Hause vergessen. Wenn er ihn benötigt dann soll er sich bitte melden und ich bring ihn in die Schule.
Danke für das tolle Engagement für die Kinder.
Mit freundlichen Grüßen
..."
Es ist einfach - wie bei allem im Leben - eine Kommunikationsfrage. Einfach offen mit allen Belangen umgegangen. Man wird hier nicht alle 120 Schüler*Innen einer Klassenstufe erreichen. Aber das ist auch nicht der Anspruch, selbst beim Fußball nicht. Die die sich dafür interessieren, oder wo die Eltern meinen, das passt für das eigene Kind, die werden kommen. Zum Schnuppern. Und dann ist halt die Frage, wie lange sie durchhalten. Und das hängt am eigenen Willen, den anderen Kids in der AG und dem Anleiter.
😉
Die Schulsozialarbeiterin ist an jedem Sitzungstag anwesend, die Direktorin und die Kunstlehrerinnen haben auch schon hospitiert - am Ende des Tages honorierten alle den handwerklichen und kreativen Aspekt der AG und dass die Kinder sonst nur schwer oder überhaupt nicht in diese Richtungen entwickelt würden, Stichwort Kitbashing.
Abschließend meine private, subjektive Elternperspektive: Das Thema Geld in Bezug auf die Ausbildung der eigenen Kinder ist eine Investition in die Zukunft. Auch und vor allem im Hobbybereich, ist das doch prägend für die sozialen Kompetenzen.
Wenn für einen fußballspielenden Sohn jährlich etwa ein Tausender (72,- € für Mitgliedbeitrag Verein; 200,- € für 2 x Fußballschuhe innen/außen; 250,- € für sonstige Textilien; etwa 500,- € für die Fahrtkosten zum Training/Spielen/Trainingslager etc.) zu berappen ist oder die gitarrespielende Tochter mit 1.200,- € (100,- € Monatbeitrag Musikschule) ins Kontor schlägt, sind 40,- € pro Halbjahr für eine Startbox/Multi-Part-Box ein regelrechtes "Schnäppchen".
Es sind Schüler*Innen in der AG, die mehr als 2 Geschwister haben. Dort wird in den Familien sicher auch das Geld nicht überlocker sitzen. Aber es gab noch nie Probleme. Die 2,50 € wurde regelmäßig bezahlt, wir sind noch nie auf den von uns vorverauslagten Kosten sitzengeblieben. Ob prekäre Haushalte z. B. über das Wohn- und Teilhabepaket die Kosten (wie z. B. bei Fußballverein) übernommen bekämen, kann ich nicht sagen. Dafür gibt es hier eben keine Erfahrungswerte. Aber das rund 10,-€ pro Monat (noch dazu es den Kids ja am Ende selbst gehört) nicht machbar wären halte ich für ein Gerücht, ehrlich. Die 1,20 € für die Chipstüte im REWE hinter der Haltestelle für den Schulbus gehen ja auch - das sehe ich jeden Tag, wenn ich zur AG gehe. Aber ich will hier keine abschweifende Diskussion über die entwicklungsgerechte Ernährung von Teenagern entfachen...?