Warhammer Alliance - Erfahrungsaustausch

DarkUrizen

Testspieler
23. Februar 2022
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Hier geht es um das "Nachwuchs"-Programm von GW, mit dem AGs o.ä. an Schulen und ähnlichen Einrichtungen unterstützt wird: https://warhammer-alliance.com/de/

Es wurde bereits im Thread zum Imperium Magazin eifrig diskutiert und mich persönlich interessiert das Thema auch sehr als Elternvertreter, daher mache ich mal hier ein eigenes Thema dazu auf (laut Suche in den Titeln gab es das wohl noch nicht).

Was sind Eure Erfahrungen bzgl. Ein- und Durchführung einer Warhammer AG in Eurer Einrichtung?
 
Im Prinzip keine schlechten, bzw. nichts was ein künftiges Engagement in Frage stellen würde.

Erklärend dazu:

1. Wir sind ein Schul- und Schulträgerunabhängiger gemeinnütziger Bildungsträger, der aufgrund eines Modellbauprojekts in den Sommerferien zur Durchführung der Arbeitsgemeinschaft im laufenden Schuljahr durch die Schulsozialarbeiterin angefragt wurde.
2. Auf der Suche nach Sponsoren/Unterstützern kamen wir mit Alliance in Kontakt und erhielten damals eine Erstausstattung und zu jedem Schuljahresbeginn 20 Minis zum "Wiedereinstieg".
3. Wir organisieren alles selbst, erhalten von der Schule faktisch nur den geheizten/beleuchteten Raum zur Verfügung gestellt.
4. Die Schüler*Innen haben kostenfreie Minis zur "Schnupperstunde", bekommen dort Spielsysteme, Fraktionen und Kosten transparent aufgezeigt und können selbst entscheiden, was sie in den Regelsitzungen der AG umsetzen wollen und müssen dies regelmäßig auch selbst beschaffen/mitbringen.
5. Wir stellen Werkzeug, Klebstoff, Farbe und andere Hilfsmittel allgemeiner Natur und Anleitung/Hilfestellung für die Umsetzung der Projekte.

Leider konnten wir 2022 nicht nochmals (trotz über 90% neuer Teilnhemer) ein Alliance-Strat-Paket bekommen. Die Aktivitätenhefte aber auch die Palettenbögen sind super und nicht adäquat zu ersetzen. Auch verfügen die 2022er über 2 x 2 Minis, was Spiel im Spiel ermöglicht, was vorher nicht ging.

Der Austausch mit GW und dem Lokal-Store ist unkompliziert und im Rahmen der Möglichkeiten. Am Ende des Tages steht und fällt aber alles mit dem Interesse und der Bereitschaft der Eltern, auch für ein "Kinderbasteln" pro Sitzung 2,- bis 5,- € auszugeben, was beim Reiten und in der Musikschule unproblematisch wären... 😉
 
Hatte im anderen Thema ja auch schon gesagt, dass ich sowas prinzipiell interessant finde. Aus Lehrersicht, aber auch als Hobbyist. Im Idealfall bietet man als Lehrer ja sowieso eine AG an, auf die man selbst Lust hat. Sonst ist der Drops schon vor Start gelutscht. Andererseits muss man aber auch aufpassen, dass man sich sein Hobby durch sowas nicht verdirbt!

Meine Sorge, und ich glaube auch die meines Schulleiters, wäre in erster Linie die Rezeption seitens der Eltern. Da muss man sich sehr gut überlegen, wie man das aufzieht. Ich hatte bis jetzt viel Kontakt mit Eltern verschiedenster Couleur. Unter diesen würden erfahrungsgemäß viele sein, die das Positive in den Vordergrund stellen, aber es würde auch einige geben, die da skeptisch bis ablehnend eingestellt wären. Und sowas mögen die meisten Schulleitungen in der Regel gar nicht, auch wenn es nur eine geringe Anzahl an negativen Stimmen wären. Diese Stimmen sind meist besonders laut. Wahrscheinlich ist die Akzeptanz auch abhängig von Schulform und Standort.

Problematisch wäre an meiner Schule in erster Linie der Umgang mit Gewalt und Krieg. Schach befindet sich halt auf einem völlig anderen Abstraktionslevel als ein Space Marine mit Knarre oder im Extremfall ein Chaos Warrior mit abgetrenntem Kopf in der Hand. Manche Armeen sind da unkomplizierter als andere. Um Stormcast Eternals oder andere High-Fantasy-Sachen würde ich mir z. B. gar keine Sorgen machen, auch nicht um Tau. Unser geliebtes Grim Dark lässt sich aber halt nicht ausklammern. Und man kann ja keine Sanktionslisten von verbotenen Miniaturen erstellen. Das fängt ja schon beim Namen Warhammer an. Ein Universum, in dem es nur Krieg gibt?! Wenn, dann würde ich das ganze neutral als Tabletop-AG benennen.

Die Preisfrage ist natürlich auch da. Ist es pädagogisch angebracht, die Kids mit einem teuren Hobby anzufixen? Was ist deren Eigenanteil? Kann jeder zu gleichen Teilen partizipieren? Erfahrungsgemäß ist das uns Lehrern oft schneller (eigentlich sogar reflexhaft) im Kopf als den Eltern, auch wenn es dort sicherlich auch immer Überlegungen gibt. Im Idealfall bietet man eine AG an, bei der die Schülerinnen und Schüler kein eigenes Investment benötigen. Auf Dauer mit diesem Alliance-Programm schwierig. Andererseits haben wir an meiner Schule auch eine Mountainbike-AG. Da bezahlen Eltern wesentlich mehr für die Kids. Allen ist das auch nicht möglich. Denke aber, dass eine vernünftige Schule eine Tabletop-AG gut finanzieren könnte, sollte der Wille da sein. Es gibt ja meist auch Förderkreis und Co. Gerade mit Corona gab es jetzt auch satte Finanzhilfen von Stadt bzw. Land, mit denen wir an der Schule viel für die Schülerschaft kaufen konnten. Das waren schon einige tausend Euro. Tausend Euro knapp für Spielgerät für den Pausenhof bzw. eine Pausenausleihe.

Long story short. Ich hätte am meisten Bedenken mit der thematischen Ausrichtung des Ganzen. Natürlich kann man jetzt sagen, dass die Kids in ihrer Freizeit (gerade medial) teilweise viel Schlimmeres sehen, aber ist das dann Sache der Eltern. Sobald man als Schule etwas anbietet, muss das gut durchdacht sein, weil Verantwortung. Von der Außenwirkung, aber auch vom pädagogischen Mehrwert. Ich würde zwar auch das Soziale miteinander und das Ausschärfen motorischer sowie kognitiver Fähigkeiten in den Vordergrund stellen, kann die andere Seite aber auch sehen. Am Ende des Tages wäre es mir lieber, wenn mein Kind mit anderen Kids analog „Krieg spielt“, als im Internet unkontrolliert mit anderen Typen, bei denen man auch nie weiß, was da so los ist. Natürlich gibt es zwischen den beiden Dingen auch noch viel anderes, das ist mir schon bewusst. Ich biete kommendes Jahr z. B. wahrscheinlich eine Schulgarten-AG an. Da befinden wir uns maximal im Krieg mit dem Unkraut.

Bei der Sache würde mich wirklich mal die Elternperspektive interessieren. Insbesondere, weil ich selbst keine Kinder habe. Von daher, haut mal in die Tasten!

Edit: Es ist auch immer problematisch einer Firma zu viel Einlass in Bildungseinrichtungen zu gewähren. Aber da sind wir Schulen uns auch nicht immer treu. Z. B. sind mit Corona viele Schulen mittlerweile iPad-Schulen geworden und Apple springt vor Freude im Kreis. Ich bin zwar ein Verfechter von iPads an der Schule, aber muss man das im Kopf behalten. Firmen wie Apple, aber auch GW, haben mit ihren Programmen eine klare Agenda. Nämlich das Anfixen von jungen Menschen mit ihren Produkten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hm naja. Kommt auf den Fall an sage ich da. Unserer kommt bald erstmal in den Kindergarten. Aber er zeigt jetzt schon Interesse an allem was meine Frau und ich so Hobby technisch machen. Er pinselt sogar schon auf Pappe etc.

Meine Meinung zu einer Welt in der es nur Krieg gibt... Sind wir erlich schaut die Nachrichten. Was auf unserer Kugel passiert ist auch nicht zu verachten. Krieg wegen Nichtigkeiten. Nur das wir uns im Vergleich zu 40k mit Steinen bewerfen.

ABER, meines Erachtens nach befindet sich 40k immer noch in der Sparte Fiktion und ich halte das Hobby generell für unbedenklich. Das Hobby hat mehr als genug Potential um einiges aus den kleinen raus zu holen.
Aber kann deine bedenken mit den Firmen und dessen infixen auch verstehen. Ich, 42 , hatte knapp 20 Jahre Abstinenz von 40k und hab mittlerweile wieder den Arm voller Nadeln. Mit dem Unterschied das ich mittlerweile gut verdiene und die eine oder andere Anschaffung relativ ist. Kenne daher die Schattenseite, Taschengeld, verdienst Zivildienst und es waren auch zwei Jahre Harz4 dabei. Da bin ich offen.

Wie oben geschrieben hätten wir jetzt zb kein Problem monatlich 50 Euro zu investieren solange der kleine daran Spaß hat.
Aber es gibt auch immer Familien in denen das Geld nicht wirklich locker sitzt und die es sich nicht direkt erlauben können so viel Geld in Plastik zu investieren. Ist auch verständlich.

Denen könnte man eventuell genau so ein Forum wie dieses hier anbieten mit Tauschbörse oder des gleichen. Second Hand Minis. Findet sich bestimmt der ein oder andere der Platz schaffen möchte und keine Horror Summen haben möchte.
 
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Danke TBRY87 für den umfangreichen Beitrag. Tja, die Elternperspektive sehe ich auch als den kniffligsten Punkt. Ich als Vater von 3 tabletopfähigen Jungs und selbst seit ich 8 bin in Kontakt mit Warhammer wäre der letzte, der so eine AG nicht begrüßen würde. Meine Frau ist sogar Kunstlehrerin an einem Gymnasium, findet die meisten Modelle aus ästhetischen Gründen furchtbar, schätzt aber auch sehr den kreativen und strategischen Anteil des Hobbys.

Aber wenn ich mir so die übrige Elternschaft anschaue, dann sehe ich schon Fackelzüge durch die WhatsApp-Gruppen ziehen. Da könnte man wohl genauso gut eine Counterstrike-AG aufmachen. Das wäre für viele die gleiche Schublade, wenn auch natürlich völliger Quatsch. Und gerade auch die Schulleitung legt (zumindest heutzutage) oft mehr Wert auf Harmonie bzgl. lauter Eltern als auf Förderung solch „exotischer“ Kriegsspiel-AGs.
 
Ja es ist leider nicht mehr so wie zu unseren Zeiten.

Wenn heute ein Stopfen das erste Mal auf dem Schulhof schreit, Blut für den Blutgott, wäre Schluss mit lustig ?. Denke aber das Genau so ein Hobby auch anstoß sein könnte, den verantwortungsvollen Umgang mit Geld zu lernen.

Ich habe damit früh angefangen Dank meinen Großeltern. Habe mir irgendwann immer vor einem Kauf selbst die Frage gestellt, brauchste das jetzt weil du es wirklich brauchst oder einfach nur, dass das du was neues hast und habe auf meinen Bauch gehört.

Was soll ich sagen, mein Bauch ist seit ich 16 bin mein bester Begleiter ?
Denke so aus Eltern-Sicht, man sollte sie einladen zu sowas damit sie auch selbst die Materie anfassen und testen können. Quasi ne Probefahrt machen lassen.
 
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Ich habe mich auch gegen dieses Programm entschieden, da ich keine kommerzielle Firma in der Schule bewerben möchte. Zu meiner eigenen Schulzeit wär das undenkbar gewesen. Insbesondere bei solch einem hochpreisigen Produkt hab ich da Probleme mit. Für die positiven Effekte muss es nicht GW sein, da sehe ich keinen Mehrwert. Eher würden sich historische Minis anbieten.

Das Spielen mit Waffen ist an Schulen auch so ein Thema. Ich persönlich sehe das locker, ist eh Teil der kindlichen Lebenswelt, aber einige Kollegen sind da immer noch ziemlich dogmatisch.

Ich habe dann lieber Dioramen/Displays für Spielzeugautos (eins war ein Panzer) mit den Kindern gebaut und da auch auf den Materialpreis geachtet. Die Frage, wer sich was leisten kann ist sowieso immer ein Spannungsfeld.

Eine finanzielle Beteiligung der Eltern/Einrichtungen finde ich auch nicht sooo geil, das ist aber Abhängig von der Schule. Meine ES- Schüler haben häufig prekäre familiäre Situationen, oder wohnen in Einrichtungen. Wenn deren Kinder dann einen 80€ Plastikpanzer haben wollen, steigen mir da einige auf's Dach. 😀
 
Sind ja doch interessante Impulse zusammengekommen. Sehr schön! ?

Hatte im anderen Thema ja auch schon gesagt, dass ich sowas prinzipiell interessant finde. Aus Lehrersicht, aber auch als Hobbyist. Im Idealfall bietet man als Lehrer ja sowieso eine AG an, auf die man selbst Lust hat. Sonst ist der Drops schon vor Start gelutscht. Andererseits muss man aber auch aufpassen, dass man sich sein Hobby durch sowas nicht verdirbt!

Da sind wir doch zu weit weg, um einschätzen zu können, ob das ein Automatismus ist. Jedenfalls hat keiner der verbeamteten/angestellten Lehrer eine handwerklich-technische Arbeitsgemeinschaft angeboten, so dass auf uns als Externer zurückgegriffen werden musste. Zudem gibt es kaum Nachwuchs an Werken-/Technik-Lehrern. Die beiden lokalen Gymnasien haben z. B. nicht mal mehr Werkstätten. Die Alliance-AG findet im Kunstraum statt.

Ich bin seit 2006 im Nachwuchsbereich Fußball und Modellbau unterwegs. Wer sich durch das Durchführen von Nachwuchsarbeit (und da gehört mehr dazu als eine AG durchzuführen) sein Hobby verderben lässt, sollte sich schon hinterfragen. Mit dem Vorbereiten der nächsten Generation und der Weitergabe des Staffelstabes zu gegebener Zeit tut man schlussendlich etwas für den Erhalt und die Sicherung des eigenen Hobbies.😉

Meine Sorge, und ich glaube auch die meines Schulleiters, wäre in erster Linie die Rezeption seitens der Eltern. Da muss man sich sehr gut überlegen, wie man das aufzieht. Ich hatte bis jetzt viel Kontakt mit Eltern verschiedenster Couleur. Unter diesen würden erfahrungsgemäß viele sein, die das Positive in den Vordergrund stellen, aber es würde auch einige geben, die da skeptisch bis ablehnend eingestellt wären. Und sowas mögen die meisten Schulleitungen in der Regel gar nicht, auch wenn es nur eine geringe Anzahl an negativen Stimmen wären. Diese Stimmen sind meist besonders laut. Wahrscheinlich ist die Akzeptanz auch abhängig von Schulform und Standort.

Problematisch wäre an meiner Schule in erster Linie der Umgang mit Gewalt und Krieg. Schach befindet sich halt auf einem völlig anderen Abstraktionslevel als ein Space Marine mit Knarre oder im Extremfall ein Chaos Warrior mit abgetrenntem Kopf in der Hand. Manche Armeen sind da unkomplizierter als andere. Um Stormcast Eternals oder andere High-Fantasy-Sachen würde ich mir z. B. gar keine Sorgen machen, auch nicht um Tau. Unser geliebtes Grim Dark lässt sich aber halt nicht ausklammern. Und man kann ja keine Sanktionslisten von verbotenen Miniaturen erstellen. Das fängt ja schon beim Namen Warhammer an. Ein Universum, in dem es nur Krieg gibt?! Wenn, dann würde ich das ganze neutral als Tabletop-AG benennen.

Das ist zweifelsohne ein Thema. Aber so transparent muss es von Anfang an angegangen und mit den Eltern kommuniziert werden. Es ist eine notwendig zu führende Auseinandersetzung. Auch nicht einfach - aber am Ende weiß jeder woran er ist und kann sein Kind teilnehmen lassen oder eben nicht.

Und die Diskussion ist nicht Tabletop-/Warhammer-immanent. Zuvor hatten wir seit 2014 eine Modellbau-Arbeitsgemeinschaft angeboten. Dort wurden im Wesentlichen 1/72er Militärmodellbausätze von Revell umgesetzt. Da war die Diskussion die gleiche.

Die Preisfrage ist natürlich auch da. Ist es pädagogisch angebracht, die Kids mit einem teuren Hobby anzufixen? Was ist deren Eigenanteil? Kann jeder zu gleichen Teilen partizipieren? Erfahrungsgemäß ist das uns Lehrern oft schneller (eigentlich sogar reflexhaft) im Kopf als den Eltern, auch wenn es dort sicherlich auch immer Überlegungen gibt. Im Idealfall bietet man eine AG an, bei der die Schülerinnen und Schüler kein eigenes Investment benötigen. Auf Dauer mit diesem Alliance-Programm schwierig. Andererseits haben wir an meiner Schule auch eine Mountainbike-AG. Da bezahlen Eltern wesentlich mehr für die Kids. Allen ist das auch nicht möglich. Denke aber, dass eine vernünftige Schule eine Tabletop-AG gut finanzieren könnte, sollte der Wille da sein. Es gibt ja meist auch Förderkreis und Co. Gerade mit Corona gab es jetzt auch satte Finanzhilfen von Stadt bzw. Land, mit denen wir an der Schule viel für die Schülerschaft kaufen konnten. Das waren schon einige tausend Euro. Tausend Euro knapp für Spielgerät für den Pausenhof bzw. eine Pausenausleihe.

Wenn für die Schwimmen-AG pro Sitzung 2,- € Eintrittsgeld für die Schwimmhalle privat zu zahlen sind und ohne die 3,- € Eigenanteil der Schüler*Innen keine Teilnahme am Trommel-/Bongoworkshop in der gleichen Schule möglich ist, sind die 2,50 € Teilzahlung der 40,-€-Start-Box die den Kids dann zum Halbjahresende komplett übereignet wird, nicht unangemessen.

Fördermittel können die Schulen für eigene Aktivitäten möglicherweise beziehen. Aber nicht externe Erfüllungsgehilfen wie wir. Die die Förderung begründenden Strukturen sind in der Schule ja gar nicht vorhanden, so dass sie ja gerade auf uns zurückkommen muss.

Long story short. Ich hätte am meisten Bedenken mit der thematischen Ausrichtung des Ganzen. Natürlich kann man jetzt sagen, dass die Kids in ihrer Freizeit (gerade medial) teilweise viel Schlimmeres sehen, aber ist das dann Sache der Eltern. Sobald man als Schule etwas anbietet, muss das gut durchdacht sein, weil Verantwortung. Von der Außenwirkung, aber auch vom pädagogischen Mehrwert. Ich würde zwar auch das Soziale miteinander und das Ausschärfen motorischer sowie kognitiver Fähigkeiten in den Vordergrund stellen, kann die andere Seite aber auch sehen. Am Ende des Tages wäre es mir lieber, wenn mein Kind mit anderen Kids analog „Krieg spielt“, als im Internet unkontrolliert mit anderen Typen, bei denen man auch nie weiß, was da so los ist. Natürlich gibt es zwischen den beiden Dingen auch noch viel anderes, das ist mir schon bewusst. Ich biete kommendes Jahr z. B. wahrscheinlich eine Schulgarten-AG an. Da befinden wir uns maximal im Krieg mit dem Unkraut.

Und wegen dieses anti-digitalen, grundlegende handwerkliche Fähigkeiten ausprägenden Moments haben sich die unsere AG unterstützenden Eltern auch dafür entschieden, ihre Kinder in unsere Verantwortung zu geben. Wenn statt dessen Fortnite oder andere, noch heftigere kriegslastige digitale Freizeitaktivitäten stattfinden - was macht das mit dem Kind?

Da du - im Gegensatz zu mir - offensichtlich ausgebildeter Pädagoge bist, kannst Du das fachlich sicher besser einschätzen: Nimm' Dir bitte einfach mal die Zeit und lies Dir im Downloadbereich den Pädagogenleitfaden und das Aktivitätenheft durch. Es lohnt sich.

Natürlich macht GW das nicht aus altruistischen Motiven. Aber das pädagogische Konzept mit ganzheitlicher Betrachtung/Entwicklung, Verhaltenscodex, Zusatzaufgaben etc. ist aktuell alleinstehend in der Nachwuchsarbeit Modellbau. Revell/Glow2B/Faller engagieren sich - wenn überhaupt - nur noch im Tag des Modellbaus. Da gibt es keine Schul- und AG-Fördersysteme mehr. Deshalb sind wir ja auf Alliance gestoßen.

Nach Corona wird das auch nicht mehr besser. Bei 6% Umsatzeinbruch und 7% Teuerungsrate in 2023 steht da zudem mehr als ein Fragezeichen zur Zukunft des Modellbaus als nachwuchszugänglicher Freizeitaktivität.

Und neben GW würde es auch jeder andere Bausatz-Hersteller so machen. Nur die haben eben kein Programm wie Alliance. Und Spielwarenläden, in denen mal kurz ein Revell-Bausatz zum "anfixen" mitgenommen werden kann, gibt es im platten Land auch nicht mehr wie vor 20 Jahren. Da wurde eine Entwicklung verschlafen. Und GW hat dem zeitig genug entgegengesteuert.

Bei der Sache würde mich wirklich mal die Elternperspektive interessieren. Insbesondere, weil ich selbst keine Kinder habe. Von daher, haut mal in die Tasten!

Ich zitiere mal aus einer e-Mail einer Mutter:

"...

mir reichen die Informationen per Mail völlig aus und ich stimme einer Eintragung in den Mailverteiler zu.

Ansonsten freut es mich, dass es so eine tolle Möglichkeit zur Beschäftigung gibt und xxx hat richtig Spaß daran. Wenn irgendwas benötigt wird einfach eine kurze Mail, dann kümmere ich mich darum.

xxx hat seinen Pinsel leider heute zu Hause vergessen. Wenn er ihn benötigt dann soll er sich bitte melden und ich bring ihn in die Schule.

Danke für das tolle Engagement für die Kinder.

Mit freundlichen Grüßen

..."

Es ist einfach - wie bei allem im Leben - eine Kommunikationsfrage. Einfach offen mit allen Belangen umgegangen. Man wird hier nicht alle 120 Schüler*Innen einer Klassenstufe erreichen. Aber das ist auch nicht der Anspruch, selbst beim Fußball nicht. Die die sich dafür interessieren, oder wo die Eltern meinen, das passt für das eigene Kind, die werden kommen. Zum Schnuppern. Und dann ist halt die Frage, wie lange sie durchhalten. Und das hängt am eigenen Willen, den anderen Kids in der AG und dem Anleiter.😉

Die Schulsozialarbeiterin ist an jedem Sitzungstag anwesend, die Direktorin und die Kunstlehrerinnen haben auch schon hospitiert - am Ende des Tages honorierten alle den handwerklichen und kreativen Aspekt der AG und dass die Kinder sonst nur schwer oder überhaupt nicht in diese Richtungen entwickelt würden, Stichwort Kitbashing.

Abschließend meine private, subjektive Elternperspektive: Das Thema Geld in Bezug auf die Ausbildung der eigenen Kinder ist eine Investition in die Zukunft. Auch und vor allem im Hobbybereich, ist das doch prägend für die sozialen Kompetenzen.

Wenn für einen fußballspielenden Sohn jährlich etwa ein Tausender (72,- € für Mitgliedbeitrag Verein; 200,- € für 2 x Fußballschuhe innen/außen; 250,- € für sonstige Textilien; etwa 500,- € für die Fahrtkosten zum Training/Spielen/Trainingslager etc.) zu berappen ist oder die gitarrespielende Tochter mit 1.200,- € (100,- € Monatbeitrag Musikschule) ins Kontor schlägt, sind 40,- € pro Halbjahr für eine Startbox/Multi-Part-Box ein regelrechtes "Schnäppchen".

Es sind Schüler*Innen in der AG, die mehr als 2 Geschwister haben. Dort wird in den Familien sicher auch das Geld nicht überlocker sitzen. Aber es gab noch nie Probleme. Die 2,50 € wurde regelmäßig bezahlt, wir sind noch nie auf den von uns vorverauslagten Kosten sitzengeblieben. Ob prekäre Haushalte z. B. über das Wohn- und Teilhabepaket die Kosten (wie z. B. bei Fußballverein) übernommen bekämen, kann ich nicht sagen. Dafür gibt es hier eben keine Erfahrungswerte. Aber das rund 10,-€ pro Monat (noch dazu es den Kids ja am Ende selbst gehört) nicht machbar wären halte ich für ein Gerücht, ehrlich. Die 1,20 € für die Chipstüte im REWE hinter der Haltestelle für den Schulbus gehen ja auch - das sehe ich jeden Tag, wenn ich zur AG gehe. Aber ich will hier keine abschweifende Diskussion über die entwicklungsgerechte Ernährung von Teenagern entfachen...?
 
Wurde denn schon einmal überlegt, dass Ganze unabhängig von großen Firmen zu gestalten?

Mit 3d Druckern und diversen Firmen die online persönlich erstellte Modelle anbieten ergibt sich doch auch eine prima Möglichkeit.
Diese so selbst designten Figuren können weniger kriegslastig sein.
Zudem kann man so mehr in die Rollenspiel Richtung gehen und damit Story Telling, Regeln entwerfen und eine stärkere persönliche Identifizierung mit der eigenen Figur/Figuren einbinden. Auch der konstruktive Umgang mit einem Computer und dessen gestalterischen Möglichkeiten (im Ansatz) wäre so mit drin.
Mit der Bedienung der 3d Drucker käme zudem noch fast eine Ingenieurs Ebene dazu, da wir in Zukunft bestimmt in noch mehr Bereichen damit in Berührung kommen werden.

Beim Kostenpunkt bin ich ein wenig raus, da ich nicht weiß wie teuer das Material ist. Aber potentiell wären die Drucker langfristige Anschaffungen der Schule, die ja auch in anderen Zusammenhängen möglicherweise Anwendung finden könnten. Und das benötigte Resin o.ä. wäre auch nicht so teuer.
Bei den Druckdateien käme es sicherlich auf den Anbieter an. Aber ich meine da gibt es auch Pakete die man ordern kann, womit der Gesamtpreis auch gedrückt werden könnte.
 
Eine Option sicher. ?

Aber...

1. Verfügt die Schule/der Club überhaupt über einen (Resin)3D-Drucker?
2. Wer bezahlt Schäden die im Rahmen der Arbeitsgemeinschaft durch dessen Nutzung entstehen?
3. Wie können die gesundheitlichen Risiken für die Kinder minimiert werden? Auch beim Nachbehandeln der Druckstücke (Sägen, Feilen von Resin)!
4. Kann der Anleiter selbst überhaupt mit Daten/Soft- und Hardware umgehen, kleine Fehler beheben oder müssen die Daten beschafft und Fachfirmen für die Hardware herangezogen werden?

Die z. B. bei der Berufsorientierung zum Einsatz kommenden Filamentdrucker, mit denen die Kids Schlüsselanhänger o. ä. Giveaways für sich selbst herstellen, wäre da sicher etwas einfacher - aber wir hatten schonmal versucht, mit Citadel-Farben die Druckstücke zu individualisieren. Das ist für Tabletop-Nutzung keine Grundlage, die Farbe hält überhaupt nicht.
 
Ich habe, als ich davon das erste Mal gehört habe dass GW AGs an Schulen unterstützt auch gedacht, hey, feine Sache.

Bei näherer Betrachtung sind mir aber auch wieder die Kosten in den Kopf gekommen, zwar weniger son paar Einstiegs-Boxsets, klar, wenn man das mit anderen Hobbies die in AGs einfließen direkt gegenrechnet ist das sicherlich machbar wenn es bei 2-5 Minis pro Kind bleibt.

Aber wenn das Kind dann tatsächlich angefixt wird ist das Geschreie in einigen Familien bestimmt groß wenn die Eltern sich gewahr werden wie benagelt teuer der GW Kram ist.
Für das Premiumkind sicher ok, aber es müssen ja nicht gleich prekäre Familienverhältnisse sein, auch bei "normalen" Geringverdienern werden sich die Eltern bedanken wenn der Spross auf einmal die Liebe zum Admech entdeckt ;-)
Was, grundsätzlich, natürlich zu begrüßen wäre, ist die geilste Armee, aber der Admech steht hier mal stellvertretend für alle Fraktionen die keine großen Rabatte abseits von CP Boxen bekommen.

Resindruck, für Schüler, glaub nicht dass DAS ne wirklich gute Idee ist für eine Schule.
Dafür hantiert man dann doch zu viel mit Chemikalien und generell Gift.
Laufende Kosten, Anschaffung, ich mein Elegoo hatte letztens n Angebot, da gabs den Mars 2 Pro für 89,99$, Resin ist auch fast zu vernachlässigen, glaub n Space Marine kannst für rund 10 cent drucken.
Mit dem einen Drucker kommst du je nach Gruppengröße aber nicht aus.
Wie lange läuft so ne AG am Nachmittag?
Doppelstunde von insgesamt 90 Minuten?
Da kann ein Kind einen Druck anschmeißen und in der nächsten Sitzung sich dann ans Säubern und Reinigen machen, und in der nächsten Sitzung dann kurz in den Härter schmeißen, ggf. zusammenbauen und grundieren, und dann in der nächsten Sitzung anfangen zu malen.
Kann man vielleicht noch um eine Sitzung kürzen, aber ich denke mein Punkt wird klar ^^
Und das setzt auch noch voraus dass der Schüler die Supports richtig setzt, sonst geht der Druck über die Wupper.

Und DANN entwickelt das Premiumkind noch irgend ne Allergie oder Asthma... ^^
 
Ich bin ganz konform mit @TBRY87 Es gibt da lediglich den Unterschied, dass ich einen Schritt weiter bin bzw. war. Ich habe das Alliance-Paket bei GW beantragt und auch zugeschickt bekommen.
Problematisch wäre an meiner Schule in erster Linie der Umgang mit Gewalt und Krieg.

Das ist und bleibt (zumindest bei mir an der Schule) der entscheidende Faktor, weswegen mein AG-Vorschlag seitens unserer Schul-Sozialarbeit abgelehnt wurde. Im Angesicht der neuen Schülerinnen und Schüler, die gerade aus der Ukraine zu uns gekommen sind, konnte ich diese Entscheidung sehr gut nachvollziehen.
Dabei spielt das hier (auch wenn es absolut richtig ist) eine untergeordnete Rolle:

Nimm' Dir bitte einfach mal die Zeit und lies Dir im Downloadbereich den Pädagogenleitfaden und das Aktivitätenheft durch. Es lohnt sich.

Dieses Startheft war wirklich klasse:

Leider konnten wir 2022 nicht nochmals (trotz über 90% neuer Teilnhemer) ein Alliance-Strat-Paket bekommen. Die Aktivitätenhefte aber auch die Palettenbögen sind super und nicht adäquat zu ersetzen. Auch verfügen die 2022er über 2 x 2 Minis, was Spiel im Spiel ermöglicht, was vorher nicht ging.

Ich habe meine Exemplare dann an Jugendliche rausgegeben, bei denen ich das Elternhaus kenne und das verantworten konnte. Danach habe ich nur noch eine Box mit mehreren Stormcasts und Primaris Marines (also immer das gleich Monopose-Modell) bekommen. Das konnte ich dahingehend leider nicht mehr so gut gebrauchen.
Das Experiment hat es also beim besten Willen nicht zu einer AG gebracht.

Kontext: Ich bin Studienrat im Fach Kunst in NRW.
 
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Weil hier nach der Perspektive von Eltern gefragt wurde.
Sehe die positiven Seiten von dem ganzen, aber habe doch letztlich ein Problem damit.
Und das ist einfach die Firma GW an sich, die doch schon sehr mit manipulativen Methoden Arbeitet und dazu auch oft keinen Respekt vor dem eigenen Universum hat, weil Ultimativ alles Marktwirtschaftlichen Entscheidungen unterliegt. (Halt ne AG)
Da Frage ich mich ob man da mit klassischen Modellbau nicht weiter kommt.
Zum einen können diese Modelle neben handwerklichen Fähigkeiten auch Technisches und Historisches wissen vermitteln.
Und letzteres können GW Modelle eben nicht.

So langweilig und Bieder Schulen auch wirken, bin ich dich froh das Sie so sind und nicht Trends hinter her eilen.
Aber etwas zu tun ist immer besser als nichts zu machen, von daher kann ich hier Veridyan nur Loben für seinen Einsatz.
Finde es richtig klasse, wer weiß, vielleicht würde ich meine Kinder einfach wegen nen klassen Typen wie Ihm auch zu nem 40k Kurs schicken.
 
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So langweilig und Bieder Schulen auch wirken, bin ich dich froh das Sie so sind und nicht Trends hinter her eilen.
Aber etwas zu tun ist immer besser als nichts zu machen, von daher kann ich hier Veridyan nur Loben für seinen Einsatz.
Finde es richtig klasse, wer weiß, vielleicht würde ich meine Kinder einfach wegen nen klassen Typen wie Ihm auch zu nem 40k Kurs schicken.

@Lord Protector Dankeschön!?

Aber wenn das positive Feedback der Eltern und der Kids nicht wäre, hätte ich das schon lange aufgegeben. Von daher, Respekt an @Goatmörser und alle anderen Lehrer unter den Usern - bei mir sind die Kids freiwillig, 90 Minute in der Wochen und das hochkonzentriert und diszipliniert. 26 Stunden in der Woche im normalen Unterricht (unabhängig von der Schulform) bei Schüler*Innen, bei deren Großteil die Freiwilligkeit und Aufnahmefähigkeit hinterfragt werden muss, ist da etwas anderes. Bei einem kürzlichen 2-Tages-Modellbauprojekt an einer Gesamtschule kam die Direktorin sogar wärend der Projektarbeit in den Raum, da sie aufgrund der Stille (in Richtung Flur) meinte, wir wären schon gegangen.

Die Projektarbeit Modellbau holt die Kids in einer Art ab, die kein Partner-, Gruppen- oder Frontalunterricht bzw. künstlerisch-bildende Projektarbeit (Laien-/Rollenspiel) vermag. Die Befriedigung am Ende des Tages, die den persönlichen Ressourcen entsprechende Mini gebaut zu haben, ist ein Erfolgserlebnis, das mit nicht vielen anderen Tätigkeiten erreicht werden kann.

Und wie ich schon schrieb, es hat schon etwas wie den "Staffelstab weiterzugeben". In der AG ist ein 12jähriges Mädchen, dass wäre vor 40 Jahren aufgrund der Typik unserer Region vom Fleck weg zur Prozellanmalerin ausgebildet worden. Heute muss man froh sein, dieses Talent überhaupt erkannt zu haben.

Weil hier nach der Perspektive von Eltern gefragt wurde.
Sehe die positiven Seiten von dem ganzen, aber habe doch letztlich ein Problem damit.
Und das ist einfach die Firma GW an sich, die doch schon sehr mit manipulativen Methoden Arbeitet und dazu auch oft keinen Respekt vor dem eigenen Universum hat, weil Ultimativ alles Marktwirtschaftlichen Entscheidungen unterliegt. (Halt ne AG)
Da Frage ich mich ob man da mit klassischen Modellbau nicht weiter kommt.
Zum einen können diese Modelle neben handwerklichen Fähigkeiten auch Technisches und Historisches wissen vermitteln.
Und letzteres können GW Modelle eben nicht.

Nochmal ganz deutlich: Wir waren bis 09/2021 eine "normale" Modellbau-Arbeitsgemeinschaft. Wir haben einen Limes für den Latein-Unterricht gebaut, aber im Wesentlichen Flugzeuge und Autos. Aber mit und nach Corona hat sich die Einstellung zur Öffentlichkeits- und Nachwuchsarbeit bei einigen Herstellern und Großhändlern geändert. Auch gibt es faktisch (bis auf die Spielwarenabteilungen bei Müller und Herkules) keine Modellbau-Fachgeschäfte mehr und der Warhammer-Store in der 35 km entfernten Landeshauptstadt ist die einzige Quelle außerhalb des Internets.

Alliance ist aktuell das einzige industrielle Nachwuchsprogramm - und wie gesagt, ich werte hier nicht die Motive von GW sondern möchte nur unsere Erfahrung mitteilen, dass mit der Box und v. a. mit deren Handreichungen einen richtig guten Einstieg hatten.

Und die AG ist auch nicht militant auf GW begrenzt. Ein Mädchen brachte nach den Sommerferien z. B. ein AIDA-Modell mit, dass sie gebaut und zum Anmalen die Citadel-Farben der Minis mit genommen hat. Alles gut!👍

Würde nie funktionieren. Für einen Otto-Normalverbraucher ist 100,-eur für Handvoll Plastik auszugeben eine Spinnerei.

Warum nicht? Das kann ich jetzt nicht ganz nachvollziehen. 🤔

Wenn z. B. eine 12jährige zum Cro-Konzert möchte, dafür 60,-€ für das eigene und 60,-€ für das der volljährigen Begleitperson also in Summe 120,- € aufwenden muss - wer hat dann mehr davon? Oder bei wem der beiden ist es Spinnerei?

Für ein Hobby ist kein Wertmaßstab nutzbar. Da kann man nicht nach Sinn & Zweck des Geldausgeben sprechen. Da erzielt jeder von uns andere Effekte. Andere rauchen, trinken oder machen sonstwas mit dem Geld. Am Ende des Monats ist es eh' meistens weg...?
 
@Lord Protector Dankeschön!?

Aber wenn das positive Feedback der Eltern und der Kids nicht wäre, hätte ich das schon lange aufgegeben. Von daher, Respekt an @Goatmörser und alle anderen Lehrer unter den Usern - bei mir sind die Kids freiwillig, 90 Minute in der Wochen und das hochkonzentriert und diszipliniert. 26 Stunden in der Woche im normalen Unterricht (unabhängig von der Schulform) bei Schüler*Innen, bei deren Großteil die Freiwilligkeit und Aufnahmefähigkeit hinterfragt werden muss, ist da etwas anderes. Bei einem kürzlichen 2-Tages-Modellbauprojekt an einer Gesamtschule kam die Direktorin sogar wärend der Projektarbeit in den Raum, da sie aufgrund der Stille (in Richtung Flur) meinte, wir wären schon gegangen.

Die Projektarbeit Modellbau holt die Kids in einer Art ab, die kein Partner-, Gruppen- oder Frontalunterricht bzw. künstlerisch-bildende Projektarbeit (Laien-/Rollenspiel) vermag. Die Befriedigung am Ende des Tages, die den persönlichen Ressourcen entsprechende Mini gebaut zu haben, ist ein Erfolgserlebnis, das mit nicht vielen anderen Tätigkeiten erreicht werden kann.

Und wie ich schon schrieb, es hat schon etwas wie den "Staffelstab weiterzugeben". In der AG ist ein 12jähriges Mädchen, dass wäre vor 40 Jahren aufgrund der Typik unserer Region vom Fleck weg zur Prozellanmalerin ausgebildet worden. Heute muss man froh sein, dieses Talent überhaupt erkannt zu haben.



Nochmal ganz deutlich: Wir waren bis 09/2021 eine "normale" Modellbau-Arbeitsgemeinschaft. Wir haben einen Limes für den Latein-Unterricht gebaut, aber im Wesentlichen Flugzeuge und Autos. Aber mit und nach Corona hat sich die Einstellung zur Öffentlichkeits- und Nachwuchsarbeit bei einigen Herstellern und Großhändlern geändert. Auch gibt es faktisch (bis auf die Spielwarenabteilungen bei Müller und Herkules) keine Modellbau-Fachgeschäfte mehr und der Warhammer-Store in der 35 km entfernten Landeshauptstadt ist die einzige Quelle außerhalb des Internets.

Alliance ist aktuell das einzige industrielle Nachwuchsprogramm - und wie gesagt, ich werte hier nicht die Motive von GW sondern möchte nur unsere Erfahrung mitteilen, dass mit der Box und v. a. mit deren Handreichungen einen richtig guten Einstieg hatten.

Und die AG ist auch nicht militant auf GW begrenzt. Ein Mädchen brachte nach den Sommerferien z. B. ein AIDA-Modell mit, dass sie gebaut und zum Anmalen die Citadel-Farben der Minis mit genommen hat. Alles gut!👍



Warum nicht? Das kann ich jetzt nicht ganz nachvollziehen. 🤔

Wenn z. B. eine 12jährige zum Cro-Konzert möchte, dafür 60,-€ für das eigene und 60,-€ für das der volljährigen Begleitperson also in Summe 120,- € aufwenden muss - wer hat dann mehr davon? Oder bei wem der beiden ist es Spinnerei?

Für ein Hobby ist kein Wertmaßstab nutzbar. Da kann man nicht nach Sinn & Zweck des Geldausgeben sprechen. Da erzielt jeder von uns andere Effekte. Andere rauchen, trinken oder machen sonstwas mit dem Geld. Am Ende des Monats ist es eh' meistens weg...?

Konzerttickets werden vom Otto-Normalverbraucher anders gewertet als Handvoll Plastik. 🙂

Beispiel aus Erfahrung:

Rechnung KfZ Werkstatt 1000,-Rechnung. Das ist OK ein Auto zu reparieren kostet Geld. Schließlich werden da Leute für Arbeit bezahlt


Rechnung Grafikdesign 1000,-eur. Was? Wofür verlangt er soviel? Für bischen malen 1000,-eur?? Das ist ja nicht mal eine richtige Arbeit. Ist nur malen!!

Weit aus nicht alle sind bereit zu rationalisieren 🙂
 
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Natürlich gibt es überall "Parallelwertungen aus der Laiensphäre". Das steht hier auch nicht in Frage. 😉 Modellbau - gleich welcher Sparte - hat dieses Ansichtsproblem von Nichtmodellbauern aber schon, so lange es ihn gibt.

Auch für einen durchschnittlichen 1/72 Modellbausatz werden aktuell zwischen 15,- und 30,- € je nach Hersteller/Anbieter aufgerufen. Da habe ich am Ende des Tages (Bausatzes) auch nur einen Panzer/ein Flugzeug - also ist eine Charakterfigur aus dem Tabletop-Bereich da nicht sooo weit weg.

Und Materialwert kann aus meiner Sicht per se nicht gelten. Nehmen wir z. B. eine mit 1,60 € bewertete Briefmarke. Die kostest von der Herstellung ca. 0,30 €. Auflage 4.000 Stück. Nach 5 Jahren ist Sie einem Sammler postfrisch 60,- € wert. Klebt sie aber gestempelt auf einem Umschlag, in dem das Prüfungsergebnis drin ist, ist sie für den Referendar, der eine PZU befürchtet hat unbezahlbar... Also auch andere Hobbies/Lebensbereiche kämpfen mit dem Bewertungsproblem. Bei gewissen Sportarten und im musischen Bereich ist das das Gleiche (z. B. Geige für 300,00 €).

Aus meiner Sicht, die durch Kontakte auf Ausstellungen, in Projekten und bei Vereinvorstellungen und Tagen der offenen Tür in den letzten 17 Jahren geprägt wurde, haben wir - als Modellbauer im Allgemeinen - eher ein Akzeptanzproblem, kein Wertproblem. Nichtmodellbauer verstehen nämlich nicht, wie man 10 und mehr Stunden seiner Lebenszeit aufwenden kann, um aus rohem Plaste, Kleber und Farbe ein zu nichts anderem als zum Hinstellen und Betrachten taugliches Objekt zu erstellen, das außer dem Erbauer selbst nur eine Handvoll Leute auf der Welt anspricht.

Aber das ist eine Frage der allgemeinen Wertentwicklung und des Zeitgeistes. Das war vor 30 Jahren noch anders. Als Großväter und Väter Ihrem Nachwuchs die Eisenbahnplatte als Teil des Familienvermächtnisses weitergereicht haben. Heute gibt's statt dessen eine CD-ROM/DVD-Sammlung oder ein NAS. Und keine der beiden Epochen hat die Gewähr, dass die Folgegeneration mit dem Nachlass überhaupt was anfangen kann/will.

Aber zurück zu Alliance.

Nach den Weihnachtsferien sind alle 11 (davon 2 Veteranen aus der Startauflage) Schüler*Innen wieder da. Und die Einstellung stimmte bei allen, hungrig und super drauf. 3 der Kids hatten Sachen mit, die es zu Weihnachten gab. U. a. ein T'au Hammerhead und Tyraniden Alpha's, was aus meiner Sicht weder Einsteiger- noch Billigmodelle sind, die man einem Kind zum "Ausprobieren" gibt. Und die waren schon zu Hause angefangen. D. h. es wird sich - unabhängig von der Unterstützung durch Eltern und andere Dritte - auch außerhalb der Arbeitsgemeinschaft mit Modellbau beschäftigt. Auch sind das alle keine Millionärskinder, so dass ich davon ausgehe, das die Eltern vernünftig mit Geld umgehen können/müssen. Und trotzdem haben die ihren Kindern diese Bausätze gekauft.

Otto-Normalverbraucher (egal wie ich ihn definiere) wird eh nie Zugang zu Modellbau haben oder suchen, schlicht weil es nicht interessiert. Zudem ja auch gar nicht medial gehyped wird, wie Trendsportarten etc. Oder hat jemand außer dem Imperium-Spot letztes Jahr jemand in der vergangenen Zeit Modellbau-Werbung in Funk und Fernsehen wahrgenommen?

Genauso wenig, wie Nichtangler nachvollziehen können, dass man 600,-€ für eine Shimano Hochseerolle ausgibt. Oder Nicht-MTB-Fahrer bei 2.000,-€ für einen Carbonrahmen die Fragezeichen in den Augen haben, ob man das Geld überhaupt wieder "reinfährt" - wie ich in #18 schon schrieb, für Hobby kann kein Wertmaßstab gelten. Da werden emotionale, keine rationalen Entscheidungen getroffen. Selbst wenn versucht wird, rationell zu bleiben, geht das nicht immer. Bestes Beispiel - Airbrusheinsatz. Hier diskutieren an anderer Stelle gestandene Forums-User, ob man sich eine "Fengda" mit NoName-Kompressor kaufen sollte. Da gibt es Sets um die 100,- €, wofür man nicht mal eine Evolution ohne Kompressor bekäme. Betriebswirtschaftlich natürlich das "Spar-Set" - aber dann? Wir haben uns für die Evo und einen Revell-Omega (ok, war beides gebraucht) entscheiden - und die Kids haben bisher nichts geschrottet. Es kommen eben noch Dinge wie Haptik, Reinigungsfähigkeit und auch möglichst geringes Frustpotential dazu, die die Entscheidung auslösen.

Wir sollten daher bei der Nachwuchsarbeit im Modellbau nicht primär auf das Geld schauen. Wichtiger ist, wer sich überhaupt für Modellbau ernsthaft interessiert. Dann wie lange er durchhält und welches Niveau er erreicht. Am Ende sollten dann Budget- und Schwerpunktfragen stehen, vorher brauche ich die noch gar nicht anzugehen.

Und sollte da wirklich mal jemand dabei sein, der sich dieses Hobby überhaupt nicht leisten kann, dann gibt es aus dem Imperiums-Abo, aus Kitbash-Resten oder von örtlichen Tabletop-Veteranen noch genug "Second-Hand-Minis", die den Kids als Arbeitsgrundlage dienen können.😉