Nach langem überlegen werde ich nun doch diese Stück Text veröffentlichen.
Ich würde mich sehr freuen, wenn sich jemand aufrafft und mir seine Meinung mitteilt. Dabei reicht auch ein einfaches "Hat mir gefallen" oder "War total kacke", was anspruchsvolleres erwarte ich nicht
. Wer dennoch Lust hat sich hier auszulassen kann es natürlich dennoch tun. Mich würde vor allem interessieren, ob diverse Perspektivwechsel und ähnliches verständlich waren oder ob man einen Satz fünf mal lesen musste um überhaupt zu erkennen, um wen es nun geht.
Altdorf, 1152IC
I.
Gunwald stützte sich auf seine Hellebarde und blickte trübsinnig über den menschenleeren Marktplatz Altdorfs. „Was für ein trostloser Abend“ dachte er und trat gelangweilt nach einer vorbeihuschenden Ratte. Das Nagetier flog in hohem Bogen davon und klatschte unsanft auf der Straße auf. Gunwald grinste und beobachtete, wie die Ratte entsetzt in einem Abwasserohr verschwand.
Etwas besser gelaunt setzte er sich in Bewegung und überquerte den Marktplatz. Eine Gruppe von Bettlern und anderen Streunern stierte ihn misstrauisch von dem Unterstand aus an, unter dem sie sich zusammengekauert hatten. Um Ärger im Keim zu ersticken, blickte Gunwald entsprechend grimmig zurück und packte seine Hellebarde warnend mit beiden Händen. Das Gesindel schien beeindruckt. Einige Schitte weiter bog er in eine breite Straßen ein, welche vom Marktplatz wegführte. Hier lebte die wohlhabendere Bevölkerung der Stadt. Zum größten Teil Händler und Bankiers, aber auch die ein oder andere adlige Familie niederen Blutes.
Gunwald erreichte eine kleine Gruppe Söldner, welche die Straße im Auftrag eines reichen Kaufmannes bewachten und nicht wie er, im Dienste der Stadtwache standen. Er wechselte ein paar grüßende Worte mit ihnen und setzte seinen Weg fort.
Einige Abzweigungen weiter bog er in eine enge Gasse in Richtung des Imperator Palastes ab. Kaum war er vollends in der Straße angekommen, als ein Dachziegel sich löste und scheppernd neben ihm zu Boden fiel. Fluchend blickte er nach oben. Ein schwarzer Schemen, nur erkennbar durch den hellen Mond direkt über ihm, flog über die Gasse von einem Dach zum anderen. Kaum hatte Gunwald den Schatten entdeckt, war er auch verschwunden.
Er starrte verwirrt nach oben und stolperte über die Bordsteinkante. Die Götter verfluchend rieb er sich das Knie und sammelte seinen Helm und Waffe auf. Halb auf den Beinen blickte er mürrisch hinter sich, um den Grund seines Fallen festzustellen. Eine Leiche starrte ihn an.
„Bei Sigmar!“ keuchte er, und krabbelte voller entsetzen von dem Toten Mann fort. „Die Söldner!“ Dachte er und überlegte einen Herzschlag lang, ob er um Hilfe rufen sollte. Dann ging ihm auf, wie albern das wäre.
Mühsam rappelte er sich auf und versuchte seinen Atem zu beruhigen.
Langsam ging er auf den Toten zu. Ein Messer ragte aus der Kehle des Mannes und eine Blutlache breitete sich unter ihm aus. Plötzlich erinnerte sich Gunwald an den Schatten den er gesehen hatte, sprang zur Seite und schaute nach oben zu den Dächern. „Nichts zu sehen“ stellte er erleichtert fest. Er wandte den Blick von dem am Boden liegenden Menschen ab, rannte zum Ende der Gasse und rief den Söldnern mit überraschend fester Stimme zu:„Ich hab hier einen Toten! Habt ihr Narren nichts bemerkt? Kaum dreißig Schritt neben euch wurde jemand ermordet!“
II.
Von hier aus hatte er gute Sicht auf das Ziel. Die Silhouette des großen Gebäudes zeichnete sich vor dem grün leuchtendem Mond ab. Er grinste zufrieden und sah sich erneut sein Werk an. Der Mensch unten auf dem Boden verendete gerade gurgelnd. Wahrscheinlich hatte er ihn gar nicht bemerkt, wie er hier oben im Schatten saß, aber es hatte ihm in den Fingern gekitzelt, zu schön war der Moment, zu perfekt die Chance. Es wäre eine Schande gewesen, sie ungenutzt verstreichen zu lassen. „Aus dem Schatten töten...“ Das Opfer weiß gar nicht das es tot ist, bis es tot ist. Voller Gier leckte er sich über die Lippen.
„Schritte!“ Jemand kam die Nebengasse herauf. „Er könnte auch.... Nein!“. Er musste sich seine Waffen aufsparen für das eigentlich Ziel. Er hatte genug Spaß gehabt mit dem letzten.
Geschickt erhob er sich und sprang auf das gegenüber liegende Dach. Ein Ziegel löste sich unter ihm und fiel lautstark zu Boden. Missbilligend entblößte er die Zähne und zuckte nervös.
Ein weiterer Blick nach unten. Der Neuankömmling ging die Straße entlang. Stumpfsinnig glotze er nach oben und bemerkte nicht einmal, dass er gleich auf einem seiner Freunde herum trampeln würde.
Belustigt huschte er weiter über das Dach. Seine Augen mussten sich erst noch an den hellen Mond gewöhnen. „Kein weiterer Fehler!“ Dachte er und achtete auf jeden seiner Schritte. Der Weg war noch weit..
Die Gestalt rannte und kletterte über die Dächer Altdorfs mit einer unmenschlichen Geschicklichkeit und Schnelligkeit. Nach wenigen Minuten hatte er den Rand des Palastviertels erreicht und verharrte auf dem Dach einer gotischen Zitadelle. Links und Recht neben ihm standen Statuen von verschiedenen Helden des Imperiums. Er selbst hockte regungslos auf dem Dachsims und beobachtete von seinem Aussichtspunkt den Palast. Eine beeindruckend Hohe Mauer mitsamt Burgraben umsäumte das Palastgelände. Zentral in ihr war ein gewaltiges Tor eingelassen, die Zugbrücke war geschlossen. Hinter dem Bollwerk erstreckte sich eine Parkanlage, links in ihr ein Friedhof, ein Garten des Morr und im rechten Flügel ein Sigmar Tempel. Einhundert Schritte nach der Mauer erhob sich der Palast. Dort drinnen wartete das Ziel...
Er legte den Kopf schief und blickte angestrengt die Männer auf dem Wehrgang an. „Unwahrscheinlich, dort unbemerkt hinüber zu gelangen“ entschied er. Nervös fokussierte die Gestalt den Burggraben und den unteren Mauerabschnitt. Abwasserrohre.
Er leckte sich die Lippen und kletterte die glatte Außenwand der Zitadelle herab. Den Burgraben umspannte eine breite Allee, gesäumt mit Ulmen. Im Schatten der Bäume huschte der Mann in Richtung des Grabens. Eine Windböe kräuselte das Wasser und der Schein des Mondes tanzte auf der Oberfläche umher. Sanfte Wellen schlugen gegen das Ufer. Die Gestalt glitt lautlos hinein und paddelte zur Mauer.
Das Abwasserohr ragte in etwa Eineinhalb Metern aus dem Bollwerk heraus. Mit leisem plätschern erreichte die Gestalt, nach einigen Versuchen, die Kante des Rohres und zog sich daran hoch. Einen letzten prüfenden Blick zu dem Wehrgang werfend verschwand er in der Dunkelheit. Seine Augen gewöhnten sich schnell an die neuen Verhältnisse. Vertraute Gerüche schlugen auf ihn ein, einige Ratten rannte vor ihm her oder verschwanden in Löchern rund um ihm.
Je weiter er eilte, desto höher und breiter wurde der Gang, bis er schließlich ein vor langer Zeit verrostetes Gitter passierte und in ein Gewölbe trat. Der Kanal teilte sich hier und führte in vier verschiedene Richtungen.
Er blieb stehen und blickte nach oben. Etwa zwanzig Meter über ihm war ein kreisrundes Gitter von fünf Schritt Durchmesser an der Decke angebracht.
Die zwei Monde schienen durch die Streben und tauchten den Schacht in silbriges Licht. Moos und verschiedene Kräuter rankten sich zwischen den Steinen nach oben.
Das Gitter schien zu schwer zu sein, um es anzuheben. Enttäuscht wandte die Gestalt sich nach rechts und setzte seinen Weg fort. Einhundert Schritte weiter war am Rande des Ganges eine Eisenbeschlagene Tür eingelassen. Die Gestalt hielte inne, kramte in einer Tasche an seinem Gürtel und holte ein silbrig glänzendes Metallstück hervor. Er beugte sich nach vorn und machte sich am Schloss zu schaffen. Nach ein paar Augenblicken, gefüllt mit Stochern und leisem Fluchen in einer fremden Sprache sprang das Schloss mit einem zufrieden stellenden Knacken auf. Er öffnete das Tor und ging die steile Steintreppe hinauf, die sich dahinter nach oben wand. Eine weitere Tür befand sich am Ende der Wendeltreppe. Auch diese öffnete er rasch mit dem Dietrich und ging durch sie hindurch.
Helles Mondlicht strömte auf ihn ein, er kniff die Augen zusammen und für einen kurzen Augenblick erfüllte ihn Angst. Halb in den Ausgang geduckt blickte er nervös um sich. Er befand sich in der Parkanlage, rings um ihn standen alte Linden. Die Tür durch die er gekommen war gehörte zu einem Außengebäude des Tempels. Um nicht mehr ganz so exponiert zu sein, schloss er leise die Tür hinter sich und schlich sich zu einem der Bäume. Dreißig Schritt neben ihm standen im Schein von Fackeln eine Gruppe Männer in Roben. Sie blickten zum Himmel und redeten leise miteinander. Wären sie aufmerksamer gewesen, hätten sie vielleicht das Funkeln weißer Spitzer Zähne in der Dunkelheit bemerkt.
Der Schatten rannte vorwärts. Er fühlte das Gras unter seinen Füßen und hörte den Wind in den Bäumen rauschen. Geschützt vor dem verräterischen, grellen Licht des Mondes eilte er zwischen den Bäumen hindurch, den riesigen Palast im Auge. Eine Patrouille von Soldaten, gerüstet in dunklem Metall und roten Umhängen schlenderte über den Rasen. Die Gestalt verharrte unter den tiefhängenden Ästen einer Eiche. Die Männer scherzten miteinander und bemerkten nicht den kleinen gebückten Mann, der hinter ihnen rasch den Weg überquerte. Er sprang über eine Hecke, rannte blitzschnell über einen weiteren Rasenabschnitt und hatte schließlich die Wand des Palastes erreicht.
Er schaute sich erneut um. Niemand schien ihn bemerkt zu haben stellte er nüchtern fest. Etwas anderes hatte er nicht erwartet. Einen analysierenden Blick nach oben sagte ihm, dass er an der richtigen Stelle war. Er streifte sich haken-besetzte Handschuhe über und begann den Aufstieg. Für die erste Zeit wurde er getarnt vom Efeu, welcher sich an der Mauer nach oben rankte. Am Ende der Pflanze war aber noch jede Menge Mauer übrig stellte er fest. Nun hatte er keine Deckung mehr.
Mit leisem klacken und kratzen hangelte er sich zwischen Fenstern und vorspringenden Absätzen und Statuen hinauf. Er passierte einige leere Balkone und erreichte schließlich das Dach. Geschickt schwang er sich über den Vorsprung auf die Ziegel und fokussierte sein Ziel. Am Ende des Daches, ein weiterer Turm. Dort musste er hin. Schnell überwand er die Distanz und machte sich wieder an den Aufstieg.
Ungeduld machte sich in seiner Magengegend breit und er zuckte nervös während er hastig heraufkletterte. Er leckte sich einige Male über die Lippen und starrte die offenen Fensterläden über ihm an. Nun musste er leise sein. Die letzten paar Meter kletterte er langsamer und bedachter. Mit den Handschuhen krallte er sich in den zerfurchten Stein des Fenstersimses und schwang sich hinauf. Dort ließ er sich nieder und starrte ihn an. Der Mensch schlief in seinem Bett. Seine Augen sprangen unter den geschlossen Liedern umher. „Er träumt schlecht“ stellte der Schatten fest und entblößte grinsend seine Zähne. Mit einem Satz durchquerte er lautlos den Raum.
III.
Plötzlich öffnete der Mann seine Augen und richtete sich langsam auf. Er blinzelte ein paar mal und wandte sich schlaftrunken einem Krug neben dem Bett zu. Einige Schlucke trinkend blickte er aus dem offenen Fenster. Morrsleib stand in voller Größe hoch am Himmel. Der Mann versteifte sich abrupt und betrachtete voller entsetzen den Mond. Er registrierte eine Bewegung am Rande seines Blickfeldes und bemerkte, dass er nicht alleine im Zimmer war. Seine fürchterliche Ahnung wurde bestätigt. Langsam drehte er den Kopf Richtung Bettende und blickte in die obszöne Fratze eines Rattenmenschen.
„Dreckiges Menschding“ zischte der Skaven leise und sprang leichtfüßig auf das Bett. Unsäglicher Schmerz durchfuhr den Körper des Mannes, als der Assassine eine Klinge blitzschnell in dessen Bauch rammte.
„Feige Bastarde!“ gurgelte er und griff nach der Klinge. Der Skaven bemühte sich, das Schwert tiefer in den Leib zu treiben, während der Mann versuchte es aus sich heraus zu ziehen. Er schlug nach dem Gesicht der Ratte und spürte, wie einige Zähne unter der Wucht seines Hiebes brachen. Der Skaven quiekte entsetzt auf und kullerte rücklings vom Bett.
Der Mann erhob sich von seinem Bett und ragte unsicher über dem am Boden liegendem Bündel Ratte auf.
Die Tür erbebte. „Mein Herr? Ist alles in Ordnung?“. Rufe drangen gedämpft durch die schwere Eichentür. „Meine Männer rufen nach mir“ ging ihm auf und er schaute zum rettenden Ausgang seines Gemachs.
Sein Blick trübte sich und der Schmerz, der ihn kurz zuvor erfüllt hatte, war verschwunden. Das Blut rauschte in seinen Ohren und sein Herz fing an zu rasen. Plötzlich wurde er sich seiner Lage wieder bewusst und blickte hasserfüllt hinunter auf den Rattenmensch. „Gift... Zu mehr seid ihr nicht imstande ihr widerlichen Missgeburten“ stieß er kurzatmig hervor und zog sich die Klinge stöhnend aus dem Leib. Das klopfen an der Tür wurde intensiver und seine Wachen riefen ihn nun lauter, ernste Besorgnis, vielleicht sogar Panik schwang in ihren Worten mit.
Langsam hob er den Arm und setzte, mit neuer Kraft erfüllt, zum tödlichen Schlag an.
Der zusammen gekrümmte Assassine schnellte nach oben und sprang rückwärts davon. Im Flug drehte er sich einige Male und kam auf dem Fenstersims zur Ruhe. „ So leicht-leicht geht es nicht Mandred-Mensch“ kicherte der Skaven und hockte sich hin.
Mandred blickte an sich herab. Drei schwarze Messer ragten aus seiner Brust. Das blutbefleckte Schwert glitt ihm aus der Hand. Er fiel auf ein Knie und sank nach hinten gegen sein Bett, unfähig sich länger auf den Beinen zu halten. Der Skaven legte den Kopf schief, verweilte noch einen Moment und betrachtete den sterbenden Menschen. „Gut genug getan“ entschied er. Die Menschen vor der Tür rüttelten nun heftig daran und riefen Dinge. Zufrieden erhob er sich und sprang in die Dunkelheit.
Die Tür flog auf. Männer kamen herein gestürmt. Jemand kniete sich vor ihm hin und hielt seinen Kopf. “Areo..“ ging ihm auf. Sein Hauptmann schrie ihn an, die Worte ergaben keinen Sinn. Dann erst bemerkte der Soldat die schrecklichen Wunden. „Sie haben ihn umgebracht!“ Areos Augen waren voller entsetzen weit aufgerissen. „Bei Sigmar sie haben... man hat ihn umgebracht. Der Imperator ist tot!“
Morrsleib starrte in das Zimmer herein. „Der Mond lacht mich aus“ war der letzte Gedanke, den Mandred Skaventöter fassen konnte. Er schloss die Augen und die Nacht umfing ihn.
Ich würde mich sehr freuen, wenn sich jemand aufrafft und mir seine Meinung mitteilt. Dabei reicht auch ein einfaches "Hat mir gefallen" oder "War total kacke", was anspruchsvolleres erwarte ich nicht
Altdorf, 1152IC
I.
Gunwald stützte sich auf seine Hellebarde und blickte trübsinnig über den menschenleeren Marktplatz Altdorfs. „Was für ein trostloser Abend“ dachte er und trat gelangweilt nach einer vorbeihuschenden Ratte. Das Nagetier flog in hohem Bogen davon und klatschte unsanft auf der Straße auf. Gunwald grinste und beobachtete, wie die Ratte entsetzt in einem Abwasserohr verschwand.
Etwas besser gelaunt setzte er sich in Bewegung und überquerte den Marktplatz. Eine Gruppe von Bettlern und anderen Streunern stierte ihn misstrauisch von dem Unterstand aus an, unter dem sie sich zusammengekauert hatten. Um Ärger im Keim zu ersticken, blickte Gunwald entsprechend grimmig zurück und packte seine Hellebarde warnend mit beiden Händen. Das Gesindel schien beeindruckt. Einige Schitte weiter bog er in eine breite Straßen ein, welche vom Marktplatz wegführte. Hier lebte die wohlhabendere Bevölkerung der Stadt. Zum größten Teil Händler und Bankiers, aber auch die ein oder andere adlige Familie niederen Blutes.
Gunwald erreichte eine kleine Gruppe Söldner, welche die Straße im Auftrag eines reichen Kaufmannes bewachten und nicht wie er, im Dienste der Stadtwache standen. Er wechselte ein paar grüßende Worte mit ihnen und setzte seinen Weg fort.
Einige Abzweigungen weiter bog er in eine enge Gasse in Richtung des Imperator Palastes ab. Kaum war er vollends in der Straße angekommen, als ein Dachziegel sich löste und scheppernd neben ihm zu Boden fiel. Fluchend blickte er nach oben. Ein schwarzer Schemen, nur erkennbar durch den hellen Mond direkt über ihm, flog über die Gasse von einem Dach zum anderen. Kaum hatte Gunwald den Schatten entdeckt, war er auch verschwunden.
Er starrte verwirrt nach oben und stolperte über die Bordsteinkante. Die Götter verfluchend rieb er sich das Knie und sammelte seinen Helm und Waffe auf. Halb auf den Beinen blickte er mürrisch hinter sich, um den Grund seines Fallen festzustellen. Eine Leiche starrte ihn an.
„Bei Sigmar!“ keuchte er, und krabbelte voller entsetzen von dem Toten Mann fort. „Die Söldner!“ Dachte er und überlegte einen Herzschlag lang, ob er um Hilfe rufen sollte. Dann ging ihm auf, wie albern das wäre.
Mühsam rappelte er sich auf und versuchte seinen Atem zu beruhigen.
Langsam ging er auf den Toten zu. Ein Messer ragte aus der Kehle des Mannes und eine Blutlache breitete sich unter ihm aus. Plötzlich erinnerte sich Gunwald an den Schatten den er gesehen hatte, sprang zur Seite und schaute nach oben zu den Dächern. „Nichts zu sehen“ stellte er erleichtert fest. Er wandte den Blick von dem am Boden liegenden Menschen ab, rannte zum Ende der Gasse und rief den Söldnern mit überraschend fester Stimme zu:„Ich hab hier einen Toten! Habt ihr Narren nichts bemerkt? Kaum dreißig Schritt neben euch wurde jemand ermordet!“
II.
Von hier aus hatte er gute Sicht auf das Ziel. Die Silhouette des großen Gebäudes zeichnete sich vor dem grün leuchtendem Mond ab. Er grinste zufrieden und sah sich erneut sein Werk an. Der Mensch unten auf dem Boden verendete gerade gurgelnd. Wahrscheinlich hatte er ihn gar nicht bemerkt, wie er hier oben im Schatten saß, aber es hatte ihm in den Fingern gekitzelt, zu schön war der Moment, zu perfekt die Chance. Es wäre eine Schande gewesen, sie ungenutzt verstreichen zu lassen. „Aus dem Schatten töten...“ Das Opfer weiß gar nicht das es tot ist, bis es tot ist. Voller Gier leckte er sich über die Lippen.
„Schritte!“ Jemand kam die Nebengasse herauf. „Er könnte auch.... Nein!“. Er musste sich seine Waffen aufsparen für das eigentlich Ziel. Er hatte genug Spaß gehabt mit dem letzten.
Geschickt erhob er sich und sprang auf das gegenüber liegende Dach. Ein Ziegel löste sich unter ihm und fiel lautstark zu Boden. Missbilligend entblößte er die Zähne und zuckte nervös.
Ein weiterer Blick nach unten. Der Neuankömmling ging die Straße entlang. Stumpfsinnig glotze er nach oben und bemerkte nicht einmal, dass er gleich auf einem seiner Freunde herum trampeln würde.
Belustigt huschte er weiter über das Dach. Seine Augen mussten sich erst noch an den hellen Mond gewöhnen. „Kein weiterer Fehler!“ Dachte er und achtete auf jeden seiner Schritte. Der Weg war noch weit..
Die Gestalt rannte und kletterte über die Dächer Altdorfs mit einer unmenschlichen Geschicklichkeit und Schnelligkeit. Nach wenigen Minuten hatte er den Rand des Palastviertels erreicht und verharrte auf dem Dach einer gotischen Zitadelle. Links und Recht neben ihm standen Statuen von verschiedenen Helden des Imperiums. Er selbst hockte regungslos auf dem Dachsims und beobachtete von seinem Aussichtspunkt den Palast. Eine beeindruckend Hohe Mauer mitsamt Burgraben umsäumte das Palastgelände. Zentral in ihr war ein gewaltiges Tor eingelassen, die Zugbrücke war geschlossen. Hinter dem Bollwerk erstreckte sich eine Parkanlage, links in ihr ein Friedhof, ein Garten des Morr und im rechten Flügel ein Sigmar Tempel. Einhundert Schritte nach der Mauer erhob sich der Palast. Dort drinnen wartete das Ziel...
Er legte den Kopf schief und blickte angestrengt die Männer auf dem Wehrgang an. „Unwahrscheinlich, dort unbemerkt hinüber zu gelangen“ entschied er. Nervös fokussierte die Gestalt den Burggraben und den unteren Mauerabschnitt. Abwasserrohre.
Er leckte sich die Lippen und kletterte die glatte Außenwand der Zitadelle herab. Den Burgraben umspannte eine breite Allee, gesäumt mit Ulmen. Im Schatten der Bäume huschte der Mann in Richtung des Grabens. Eine Windböe kräuselte das Wasser und der Schein des Mondes tanzte auf der Oberfläche umher. Sanfte Wellen schlugen gegen das Ufer. Die Gestalt glitt lautlos hinein und paddelte zur Mauer.
Das Abwasserohr ragte in etwa Eineinhalb Metern aus dem Bollwerk heraus. Mit leisem plätschern erreichte die Gestalt, nach einigen Versuchen, die Kante des Rohres und zog sich daran hoch. Einen letzten prüfenden Blick zu dem Wehrgang werfend verschwand er in der Dunkelheit. Seine Augen gewöhnten sich schnell an die neuen Verhältnisse. Vertraute Gerüche schlugen auf ihn ein, einige Ratten rannte vor ihm her oder verschwanden in Löchern rund um ihm.
Je weiter er eilte, desto höher und breiter wurde der Gang, bis er schließlich ein vor langer Zeit verrostetes Gitter passierte und in ein Gewölbe trat. Der Kanal teilte sich hier und führte in vier verschiedene Richtungen.
Er blieb stehen und blickte nach oben. Etwa zwanzig Meter über ihm war ein kreisrundes Gitter von fünf Schritt Durchmesser an der Decke angebracht.
Die zwei Monde schienen durch die Streben und tauchten den Schacht in silbriges Licht. Moos und verschiedene Kräuter rankten sich zwischen den Steinen nach oben.
Das Gitter schien zu schwer zu sein, um es anzuheben. Enttäuscht wandte die Gestalt sich nach rechts und setzte seinen Weg fort. Einhundert Schritte weiter war am Rande des Ganges eine Eisenbeschlagene Tür eingelassen. Die Gestalt hielte inne, kramte in einer Tasche an seinem Gürtel und holte ein silbrig glänzendes Metallstück hervor. Er beugte sich nach vorn und machte sich am Schloss zu schaffen. Nach ein paar Augenblicken, gefüllt mit Stochern und leisem Fluchen in einer fremden Sprache sprang das Schloss mit einem zufrieden stellenden Knacken auf. Er öffnete das Tor und ging die steile Steintreppe hinauf, die sich dahinter nach oben wand. Eine weitere Tür befand sich am Ende der Wendeltreppe. Auch diese öffnete er rasch mit dem Dietrich und ging durch sie hindurch.
Helles Mondlicht strömte auf ihn ein, er kniff die Augen zusammen und für einen kurzen Augenblick erfüllte ihn Angst. Halb in den Ausgang geduckt blickte er nervös um sich. Er befand sich in der Parkanlage, rings um ihn standen alte Linden. Die Tür durch die er gekommen war gehörte zu einem Außengebäude des Tempels. Um nicht mehr ganz so exponiert zu sein, schloss er leise die Tür hinter sich und schlich sich zu einem der Bäume. Dreißig Schritt neben ihm standen im Schein von Fackeln eine Gruppe Männer in Roben. Sie blickten zum Himmel und redeten leise miteinander. Wären sie aufmerksamer gewesen, hätten sie vielleicht das Funkeln weißer Spitzer Zähne in der Dunkelheit bemerkt.
Der Schatten rannte vorwärts. Er fühlte das Gras unter seinen Füßen und hörte den Wind in den Bäumen rauschen. Geschützt vor dem verräterischen, grellen Licht des Mondes eilte er zwischen den Bäumen hindurch, den riesigen Palast im Auge. Eine Patrouille von Soldaten, gerüstet in dunklem Metall und roten Umhängen schlenderte über den Rasen. Die Gestalt verharrte unter den tiefhängenden Ästen einer Eiche. Die Männer scherzten miteinander und bemerkten nicht den kleinen gebückten Mann, der hinter ihnen rasch den Weg überquerte. Er sprang über eine Hecke, rannte blitzschnell über einen weiteren Rasenabschnitt und hatte schließlich die Wand des Palastes erreicht.
Er schaute sich erneut um. Niemand schien ihn bemerkt zu haben stellte er nüchtern fest. Etwas anderes hatte er nicht erwartet. Einen analysierenden Blick nach oben sagte ihm, dass er an der richtigen Stelle war. Er streifte sich haken-besetzte Handschuhe über und begann den Aufstieg. Für die erste Zeit wurde er getarnt vom Efeu, welcher sich an der Mauer nach oben rankte. Am Ende der Pflanze war aber noch jede Menge Mauer übrig stellte er fest. Nun hatte er keine Deckung mehr.
Mit leisem klacken und kratzen hangelte er sich zwischen Fenstern und vorspringenden Absätzen und Statuen hinauf. Er passierte einige leere Balkone und erreichte schließlich das Dach. Geschickt schwang er sich über den Vorsprung auf die Ziegel und fokussierte sein Ziel. Am Ende des Daches, ein weiterer Turm. Dort musste er hin. Schnell überwand er die Distanz und machte sich wieder an den Aufstieg.
Ungeduld machte sich in seiner Magengegend breit und er zuckte nervös während er hastig heraufkletterte. Er leckte sich einige Male über die Lippen und starrte die offenen Fensterläden über ihm an. Nun musste er leise sein. Die letzten paar Meter kletterte er langsamer und bedachter. Mit den Handschuhen krallte er sich in den zerfurchten Stein des Fenstersimses und schwang sich hinauf. Dort ließ er sich nieder und starrte ihn an. Der Mensch schlief in seinem Bett. Seine Augen sprangen unter den geschlossen Liedern umher. „Er träumt schlecht“ stellte der Schatten fest und entblößte grinsend seine Zähne. Mit einem Satz durchquerte er lautlos den Raum.
III.
Plötzlich öffnete der Mann seine Augen und richtete sich langsam auf. Er blinzelte ein paar mal und wandte sich schlaftrunken einem Krug neben dem Bett zu. Einige Schlucke trinkend blickte er aus dem offenen Fenster. Morrsleib stand in voller Größe hoch am Himmel. Der Mann versteifte sich abrupt und betrachtete voller entsetzen den Mond. Er registrierte eine Bewegung am Rande seines Blickfeldes und bemerkte, dass er nicht alleine im Zimmer war. Seine fürchterliche Ahnung wurde bestätigt. Langsam drehte er den Kopf Richtung Bettende und blickte in die obszöne Fratze eines Rattenmenschen.
„Dreckiges Menschding“ zischte der Skaven leise und sprang leichtfüßig auf das Bett. Unsäglicher Schmerz durchfuhr den Körper des Mannes, als der Assassine eine Klinge blitzschnell in dessen Bauch rammte.
„Feige Bastarde!“ gurgelte er und griff nach der Klinge. Der Skaven bemühte sich, das Schwert tiefer in den Leib zu treiben, während der Mann versuchte es aus sich heraus zu ziehen. Er schlug nach dem Gesicht der Ratte und spürte, wie einige Zähne unter der Wucht seines Hiebes brachen. Der Skaven quiekte entsetzt auf und kullerte rücklings vom Bett.
Der Mann erhob sich von seinem Bett und ragte unsicher über dem am Boden liegendem Bündel Ratte auf.
Die Tür erbebte. „Mein Herr? Ist alles in Ordnung?“. Rufe drangen gedämpft durch die schwere Eichentür. „Meine Männer rufen nach mir“ ging ihm auf und er schaute zum rettenden Ausgang seines Gemachs.
Sein Blick trübte sich und der Schmerz, der ihn kurz zuvor erfüllt hatte, war verschwunden. Das Blut rauschte in seinen Ohren und sein Herz fing an zu rasen. Plötzlich wurde er sich seiner Lage wieder bewusst und blickte hasserfüllt hinunter auf den Rattenmensch. „Gift... Zu mehr seid ihr nicht imstande ihr widerlichen Missgeburten“ stieß er kurzatmig hervor und zog sich die Klinge stöhnend aus dem Leib. Das klopfen an der Tür wurde intensiver und seine Wachen riefen ihn nun lauter, ernste Besorgnis, vielleicht sogar Panik schwang in ihren Worten mit.
Langsam hob er den Arm und setzte, mit neuer Kraft erfüllt, zum tödlichen Schlag an.
Der zusammen gekrümmte Assassine schnellte nach oben und sprang rückwärts davon. Im Flug drehte er sich einige Male und kam auf dem Fenstersims zur Ruhe. „ So leicht-leicht geht es nicht Mandred-Mensch“ kicherte der Skaven und hockte sich hin.
Mandred blickte an sich herab. Drei schwarze Messer ragten aus seiner Brust. Das blutbefleckte Schwert glitt ihm aus der Hand. Er fiel auf ein Knie und sank nach hinten gegen sein Bett, unfähig sich länger auf den Beinen zu halten. Der Skaven legte den Kopf schief, verweilte noch einen Moment und betrachtete den sterbenden Menschen. „Gut genug getan“ entschied er. Die Menschen vor der Tür rüttelten nun heftig daran und riefen Dinge. Zufrieden erhob er sich und sprang in die Dunkelheit.
Die Tür flog auf. Männer kamen herein gestürmt. Jemand kniete sich vor ihm hin und hielt seinen Kopf. “Areo..“ ging ihm auf. Sein Hauptmann schrie ihn an, die Worte ergaben keinen Sinn. Dann erst bemerkte der Soldat die schrecklichen Wunden. „Sie haben ihn umgebracht!“ Areos Augen waren voller entsetzen weit aufgerissen. „Bei Sigmar sie haben... man hat ihn umgebracht. Der Imperator ist tot!“
Morrsleib starrte in das Zimmer herein. „Der Mond lacht mich aus“ war der letzte Gedanke, den Mandred Skaventöter fassen konnte. Er schloss die Augen und die Nacht umfing ihn.