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[WH40k] Dantes Dosensammlung Vol.II (Update 09.08.: Bruder Deino)
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Beitrag
<blockquote data-quote="Dante77" data-source="post: 2222668" data-attributes="member: 14003"><p><img src="http://www.tabletopwelt.de/forum/gallery/files/2/5/8/1/8/logbuch.jpg" alt="" class="fr-fic fr-dii fr-draggable " style="" /></p><p></p><p>Lesewütige finden hier eine lose Sammlung von Kurzgeschichten, die den Hintergrund des Kreuzzugs mit Leben füllen sollen. </p><p></p><p><strong><span style="font-size: 12px">1. Eintrag</span></strong></p><p>[SPOILER]<p style="text-align: center"><span style="font-size: 12px"><strong>Torben</strong></span></p> <p style="text-align: center"></p> <p style="text-align: center"></p><p><strong>Sternzeit 063.996.M41, Schlachtkreuzer </strong><em>Dorns Schwert</em><strong><em>, </em>Ausbildungsdeck</strong> </p><p></p><p>Torbens Herz schlug ihm bis zum Hals, während er sich langsam durch den metallverkleideten Schiffskorridor auf die Tür vor ihm zubewegte, den Bolter im Anschlag. Sein Atem ging heftig und stoßweise, während er versuchte, einen klaren Kopf zu bekommen. Hinter ihm hörte er Irians gedämpfte Schritte. Torben konnte sich nicht vorstellen, dass das ausgeprägte Ego seines ungestümen und draufgängerischen Kameraden ähnliche Aufregung zuließ. Irian war ein Talent - von Anfang an hatte Torben den Eindruck gehabt, dass es Irian seit seiner Geburt bestimmt war, ein Astartes zu werden. </p><p>Aber er selbst war nervös - und das ärgerte ihn, denn in dieser Stimmung unterliefen ihm Fehler, das wusste er.</p><p></p><p>Er und Irian befanden sich im dritten Jahr ihrer nahezu zeitgleich begonnenen Ausbildung beim Orden, und für heute stand Nahkampftraining in Gebäuden und Räumen auf dem Programm. Torben wusste, dass hinter der Tür eine reale Gefahr auf sie lauerte. Irgendeine gefährliche, eigens für die Ausbildung gefangene Kreatur, die es zu töten galt. Aber nicht aus diesem Grund war er nervös. Was auch immer hinter der Tür auf sie wartete, Irian und er würden damit fertig werden. Nein, das, was ihn nervös machte, war die Gruppe von Paladinen, die sie von den Laufstegen über ihnen aus beobachteten. Darunter auch ihre beiden Mentoren, Dietmar und Ettel. Ihnen genügte es keineswegs, wenn die Neophyten die Gefahr einfach nur ausschalteten. Man erwartete, dass sie taktisch fehlerfrei vorgingen. Laufwege, Tempo, Zielsuche - alles war von Bedeutung. Das war die eigentliche Herausforderung.</p><p></p><p>Sie hatten die Tür erreicht und nahmen zu beiden Seiten des Zugangs Aufstellung. Torben ließ den Bolter sinken und zog seine Boltpistole und das Kampfmesser, dessen Größe eher den Abmessungen eines Kurzschwertes gleichkamen. "Reiß dich zusammen!" mahnte er sich in Gedanken und zwang sich zur Ruhe. Ein kurzer Blick genügte den beiden Neophyten als Verständigung, dann betätigte Irian den Öffnungsmechanismus. Mit einem metallischen Quietschen glitt die Tür zur Seite und gab den Blick auf den dahinter liegenden Raum frei. </p><p>Torben hielt auf der Schwelle einen Moment inne, nach Zielen suchend, dann ging er hinein. Irian folgte ihm, ging in Position und sicherte Torbens Rücken. Über sich aus Richtung der Laufstege hörte er leises Raunen. Torben wusste, dass einer von ihnen beiden gerade einen Fehler gemacht hatte, aber ihm blieb keine Zeit, weiter darüber nachzudenken.</p><p>"Sicher. Tür rechts!" hörte er Irian hinter sich. </p><p>"Sicher." Der Raum war leer, Torben wandte sich um und folgte Irian, welcher sich bereits an dem Durchgang postiert hatte. </p><p>Kaum dass Torben ihn erreicht hatte, raunte Irian ein leises "Vorrücken!" und glitt ohne Hast in den Raum dahinter. Torben folgte ihm, brachte sich mit dem Rücken zu seinem Bruder in Position, als er ein lautes, guturales Brüllen hinter sich hörte. Irians Boltpistole donnerte, gefolgt von metallischem Klirren. Torben widerstand dem Drang, sich direkt umzuwenden, um seinem Bruder beizustehen, sondern suchte seinen Bereich nach weiteren Bedrohungen ab - und war eine Sekunde später dankbar für seine Disziplin, als eine gedrungene, bucklige Gestalt auf ihn zusprang, ebenfalls laut brüllend und eine wuchtige Keule schwingend. Torben feuerte, dann ließ er sein Kampfmesser nach vorne schnellen, als die Gestalt ihn erreicht hatte. Noch ehe er begriffen hatte, wer oder was sein Gegner war, hatte er diesen - einen Grot - mit mehreren Hieben niedergestreckt. Blitzschnell fuhr er herum, um Irian beizustehen, aber das war offensichtlich nicht mehr nötig. Natürlich nicht. Auch dessen Gegner lag in einer Blutlache, die rasch größer wurde. </p><p>"Sicher," keuchte sein Bruder und ließ Pistole und Kampfmesser sinken.</p><p></p><p>"Wo war dein Sicherungsbereich im ersten Raum? Rechts oder links?"</p><p>Torben antwortete nicht, er nickte lediglich beschämt. Natürlich, das war es gewesen. Er hatte die falsche Hälfte des Raumes gesichert. Irian hatte demnach sofort reagiert und den Fehler seines Bruders aufgefangen, aber das machte es für Torben nicht besser. </p><p>Vor ihm stand Dietmar und sah ihn wieder mit diesem ganz speziellen Blick an. Dem <em>Du hast mich schwer enttäuscht</em>-Blick. </p><p>Er schimpfte nicht. Er schrie nicht. Das tat er nie - Dietmar musste nicht laut werden, um sich Gehör zu verschaffen. Er sah Torben einfach nur an, und das genügte. Kein Tadel, keine Strafe, keine Züchtigung konnte Torben härter treffen als dieser Blick. </p><p>Der Neophyt musste sich zusammenreißen, um dem Blick seines Mentors nicht auszuweichen. Am liebsten hätte er sich selbst geohrfeigt.</p><p>"Das sind Grundlagen, Torben. Beim Imperator, wir reden hier nicht von irgendwelchen Feinheiten sondern von Grundlagen. Fehler dabei sind inakzeptabel."</p><p>"Ich verstehe. Es wird nicht mehr vorkommen."</p><p>"Das wäre gut. Für dich und für Irian. Ihr werdet heute beide nicht beim Abendmahl teilnehmen sondern stattdessen in der Kapelle beten."</p><p>"Irian auch? Aber er hat..."</p><p>"... keinen Fehler gemacht, ich weiß. Nur spielt das keine Rolle. Im Kampf gefährden deine Fehler nicht nur dich sondern auch deine Brüder. Damit ihr diese Lektion verinnerlicht, werdet ihr also beide bestraft für deinen Fehler."</p><p>[/SPOILER]</p><p></p><p><strong><span style="font-size: 12px">2. Eintrag</span></strong></p><p>[SPOILER]<p style="text-align: center"><span style="font-size: 12px"><strong>Gerion</strong></span></p> <p style="text-align: center"></p> <p style="text-align: center"></p><p><strong>Sternzeit 118.999.M41, Luban II, südliche Ausläufer des Tolkmitgebirges</strong></p><p></p><p>"Dort oben muss es sein." Der Wald vor ihnen hatte sich gelichtet und gab den Blick auf eine Anhöhe in einer halbe Meile Entfernung frei. Bruder Gerion, Champion des Imperators, konnte durch die Nebelfetzen schemenhaft die Umrisse einer Statue, umgeben von Stümpfen umgestürzter Tempelsäulen erkennen. </p><p>Gerion nahm sich nur einen kurzen Moment, die Umrisse des verfallenen Schreins andächtig zu betrachten. Eine von vielen, heiligen Stätten auf Luban, doch für die Black Templars von erheblicher Bedeutung, wenn Meinhards Nachforschungen stimmten. Dort oben hatte einer der Helden des Vinculus-Kreuzzuges, Curthan, seine letzte Ruhestätte gefunden - möglicherweise jedenfalls.</p><p></p><p>Die malerische Kulisse der zerklüfteten Tolkmit-Berge und die morgendliche Stille waren trügerisch. Servoschädel-Drohnen hatten, bevor sie abgeschossen worden waren, Bilder sich nähernder Ork-Verbände übertragen. Gerions Einschätzung nach mussten die Grünhäute bereits hinter der Anhöhe in Stellung gegangen sein.</p><p>Dennoch, für den Moment schien alles friedlich. </p><p></p><p>Sein Blick glitt zur Seite über die Schar seiner Brüder. Es fiel ihm schwer, seine Gedanken zu ordnen. Visionen seines eigenen Todes beschlichen ihn regelmäßig, seit er das schwarze Schwert und die Rüstung des Glaubens trug. Er hatte niemals mit jemandem darüber gesprochen - wozu auch? Er war der Champion des Kreuzzugs - irgendwann würde er auf dem Schlachtfeld fallen, soviel war gewiss. Vermutlich waren solche Visionen normal, ein Blick in die Zukunft auf das, was unvermeidbar war. </p><p>Heute allerdings war etwas anders als sonst. Die Visionen wirkten.... greifbar. Gerion fand kein besseres Wort dafür. Er sah nochmals in Richtung der Anhöhe und runzelte die Stirn. <em></em></p><p><em>Ist es also soweit? Bin ich vorbereitet?</em> Konnte man vorbereitet auf so etwas sein? </p><p></p><p>Das einzige, was ihn stets mit Sorge erfüllt hatte, war die Frage, ob sein Tod ruhmreich sein würde. Wie viele Brüder in der Geschichte des Ordens waren umgekommen, weil ihre Landungskapsel im Flak-Feuer getroffen worden war? Wie viele waren ohne Chance auf Gegenwehr in einem explodierenden Transportpanzer zerrissen worden? <em></em></p><p><em>Nein, nicht so.... Nicht so. </em></p><p></p><p>276 Jahre im Dienst des Ordens und des Imperators. Eine lange Zeit. Nicht viele lebten so lange, und noch weniger lebten so lange, ohne auch innerlich zu altern. Es war eine dieser Wahrheiten, die selten ausgesprochen wurden, und die doch jeder kannte. Man wurde nicht nur ruhiger, bedächtiger. Man wurde auch müde. Gerion hatte unzählige seiner Brüder fallen sehen, er hatte Dutzende jener, die ihm nahe gestanden hatten, zu Grabe getragen. Vielleicht war selbst ein Astartes noch zu sehr Mensch, um den Tod nicht irgendwann dafür zu verfluchen, dass er immer nur die anderen erwählt hatte, ihn selbst bislang aber verschont hatte. </p><p>Und nun also würde er ihn doch endlich erhören? Und war es Frevel, so wenig Bedauern darüber zu empfinden, dass sein Dienst heute wohlmöglich enden würde? Vielleicht.</p><p></p><p>"Gerion," riss ihn eine Stimme aus seinen Gedanken. Marquard, der Anführer der Schwertbrüder, war neben ihn getreten, ohne dass er es bemerkt hatte. Gerion brummte. Er wurde wirklich alt, wenn er einen Astartes in taktischer Cybot-Rüstung nicht mehr wahrnahm. </p><p>"Alles in Ordnung, Bruder?" <em>Mehr als du ahnst, Marquard,</em> schoss es Gerion durch den Kopf, aber er neigte lediglich sein Haupt und atmete tief durch. "Gewiss. Alles in Ordnung. Was sagt das Auspex?" Marquard blickte auf seinen Scanner. "Mehrere Signale hinter dem Hügel... Infanterie... Das hier könnten die Kampfläufer sein... Schwer zu sagen, die Signale werden durch die Geländebedingungen verzerrt."</p><p>Gerion nickte zufrieden. Marquards Angaben passten zu den Drohnen-Bildern. Er wechselte auf die Führungs-Kom-Frequenz. "Gerion an Kalman." "Ich höre." "Wir sind bei Planquadrat 14 in Stellung gegangen. Starke Ork-Aktivitäten in drei Meilen Entfernung südwestlich, noch kein Sichtkontakt. Die Drohnenbilder habt Ihr empfangen?" "Korrekt. Wird kein Spaziergang werden, Bruder Paladin." Kalman klang ernst, aber Gerion lächelte grimmig hinter seiner Helmmaske. "Das würde ich auch sehr bedauern." "Ich auch. Ihr seid soweit?" "Das sind wir, bereit zum Vormarsch." "Sendet in regelmäßigen Abständen Sonden aus, während ihr vorrückt. Ich will keine Überraschung erleben, wenn wir die Anhöhe erreicht haben." "Verstanden." "Und sagt Marquard und seiner schießwütigen Bande, sie sollen nach Möglichkeit nicht alles in Schutt und Asche legen. Das da oben ist eine heilige Stätte. Es wäre mir lieb, wenn sie sich auf Ziele mit grüner Haut beschränkten." Das gedämpfte Gelächter neben ihm kündete davon, dass Marquard und sein Trupp auf der Frequenz mitgehört hatten. Gerion grinste. Ja, heute war ein guter Tag. Ob es ihn nun erwischte oder nicht, es würde ein ruhmvoller Kampf werden. </p><p>[/SPOILER]</p><p></p><p><strong><span style="font-size: 12px">3. Eintrag</span></strong></p><p>[SPOILER]<p style="text-align: center"><span style="font-size: 12px"><strong>Torben</strong></span></p> <p style="text-align: center"></p><p></p><p><strong>Sternzeit 121.999.M41, Schlachtkreuzer </strong><em>Dorns Schwert</em></p><p></p><p>Leise trat Torben in das von spärlichem Kerzenlicht erleuchtete Quartier. Hinter ihm schloss sich mit einem Zischen die Tür. Bruder Paladin Kuno erhob sich und trat ihm entgegnen. Strenge, dunkelbraune Augen blitzten dem Neophyten aus einem Gesicht entgegen, das wie in Stein gemeißelt war. Torben fühlte sich in der Gegenwart des alten Paladins meist etwas unwohl, und so verhielt es sich auch in diesem Moment. </p><p>"Ihr wolltet mich sprechen, Meister Kuno?"</p><p>"Richtig. Komm näher."</p><p>Gehorsam kam Torben der Aufforderung nach und sah sein Gegenüber erwartungsvoll an. </p><p>"Ich nehme an, dass du auf der Suche nach deinem Mentor bist." Torben zwang sich, dem durchdringenden, forschenden Blick von Bruder Kuno standzuhalten, und nickte. "Jawohl, Herr."</p><p>"Nun, lass dir gesagt sein, dass du nicht weiter suchen brauchst. Bruder Dietmar bat mich gestern nach der Versammlung darum, seine Nachfolge anzutreten."</p><p>Verständnislos sah Torben den anderen an. "Ich... bin nicht sicher, ob ich..."</p><p>Kuno unterbrach ihn. "Doch, du verstehst ganz recht. Deinem Mentor wurde die Ehre zuteil, im Geiste Sigismunds die bevorstehende Mission als Champion des Imperators zu begleiten. Wie du weißt, ist es einem Auserwählten nicht mehr möglich, die Ausbildung seines Neophyten fortzuführen. Diese Aufgabe fällt nun mir zu."</p><p>In Torben arbeitete es fieberhaft, aber er schwieg. Erst als er Kunos wachsende Ungeduld bemerkte, antwortete er hastig. "Verstehe, Herr. Es ist mir eine Ehre."</p><p>Bruder Kuno nickte. "Gut. Ich möchte, dass du den Rest des Tages bei der Waffenwartung hilfst, ich selbst habe heute keine Aufgaben mehr für dich. Morgen um 0-600 treffen wir uns nach der Morgenandacht im alten Übungsraum."</p><p>"Verstanden." </p><p>"Das wäre dann alles."</p><p>Torben neigte respektvoll sein Haupt und wandte sich der Tür zu, zögerte jedoch. "Herr, verzeiht, aber wo finde ich Bruder Dietmar jetzt?" </p><p>Ungewohnt nachsichtig erwiderte Kuno: "Er hat die gestrige Nacht betend in der Kapelle zugebracht und wird dort bis heute Abend bleiben, so wie es Sitte ist. Du wirst ihn dabei nicht stören, aber danach kannst du ihn meinetwegen aufsuchen, wenn du es für nötig hälst, seine Zeit zu beanspruchen."</p><p>"Danke, Meister Kuno."</p><p></p><p></p><p>Tatsächlich war es Dietmar, der ihm zuvorkam und ihn zu sich rufen ließ. Als Torben die kleine Schiffskapelle betrat, waren sie alleine. Der Paladin kniete mit gesenktem Haupt vor dem Altar mit der vergoldeten Statue des Imperators. Er trug die Ordenstracht - das knielange, weiße Wams mit den Ordensinsignien, dazu einfache, schwarze Lederhosen. Waffen hatte er keine bei sich - es war üblich, dass ein neu erwählter Champion des Imperators seine Waffen und Rüstung erst dann empfing, wenn er innerlich dazu bereit war. </p><p>"Ich nehme an, Kuno hat bereits mit dir gesprochen." sagte Dietmar und richtete sich auf.</p><p>"Ja, Meister." </p><p>Dietmar wandte sich um und bedachte Torben mit einem langen, forschenden Blick. Er hatte äußerlich und - wie Torben fand - auch vom Wesen her wenig gemein mit dem Mann, den er für Torbens weitere Ausbildung vorgesehen hatte: Für einen Paladin noch recht jung, wirkte er mit seinen langen, schulterlangen braunen Haaren und seiner ruhigen, gelassenen Ausstrahlung neben dem grimmigen, kahlköpfigen und selbst für einen Astartes hünenhaften Kuno beinahe unscheinbar. Sicherlich waren beide streng im Umgang mit dem jungen Ordensnachwuchs, so auch Dietmar, aber er hatte eine völlig andere Art, das zu zeigen. Er musste nicht laut werden, um andere dazu zu bringen, auf ihn zu hören, und wenn er Tadel übte, tat er das stets sachlich.</p><p>Und nun glaubte Torben, fast so etwas wie Güte im Blick seines Mentors - seines ehemaligen Mentors - zu erkennen.</p><p>"Ich vermisse jegliche Anzeichen von Freude oder Stolz, die jeder andere an deiner Stelle empfände."</p><p>"Doch, doch... dass mein Mentor zum Champion des Imperators berufen wurde, ist natürlich..."</p><p>"Davon rede ich nicht, Torben," unterbrach ihn Dietmar ruhig. "Ich meine meinen Nachfolger. Kuno ist ein sehr erfahrener und sehr angesehener Bruder. Du solltest dich freuen, dass er dich für würdig erachtet hat, in seine Dienste zu treten."</p><p>"Sicher, ich betrachte es als große Ehre." Das tat Torben durchaus, allerdings konnte und wollte er keine Freude heucheln. Dietmar schien das zu bemerken, denn er sah den Neophyten einen Moment lang an, bevor er sachte sein Haupt schüttelte.</p><p>"Dennoch haderst du mit dieser Entwicklung. Warum?"</p><p>Torben schwieg, aber der Paladin ließ nicht locker. "Sprich offen, Bruder." </p><p>Unangenehm berührt sah Torben zu Boden. Die Anrede "Bruder" war ein Zeichen von Vertraulichkeit, also durfte er dieses Angebot nicht ausschlagen, wollte er Dietmar nicht beleidigen. Aber das, was ihm auf der Seele lag, würde ihm Schande bereiten. Nicht einmal der nachsichtige Dietmar würde Verständnis zeigen. Doch was blieb ihm anderes übrig, und so entgegnete er schließlich: "Ihr tragt die Pflicht und Bürde, die gefährlichsten Feinde im Zweikampf zu stellen. Das macht euch zum bevorzugten Ziel und euren baldigen Tod in der Schlacht wahrscheinlicher."</p><p>"Du.... sorgst dich?" </p><p>"Nein. Ich wäre nur einfach lieber an eurer Seite, wenn es soweit ist."</p><p></p><p>[/SPOILER]</p><p></p><p><strong><span style="font-size: 12px">4. Eintrag</span></strong></p><p>[SPOILER]</p><p style="text-align: center"><span style="font-size: 12px"><strong>Torben</strong></span></p> <p style="text-align: center"></p> <p style="text-align: center"></p> <p style="text-align: center"></p><p><strong>Sternzeit 127.999.M41, Luban II, Nordgrenze der Provinz Nemhan</strong></p><p><strong></strong></p><p>"Es ist immerzu das gleiche," raunte Irian schlecht gelaunt und hantierte lustlos mit seiner Boltpistole. "Die Marschallsgarde kämpft an vorderster Front und wir... warten." "Sei still", zischte Torben und lugte vorsichtig in Richtung der Paladine. Diese schienen jedoch entweder nichts gehört zu haben oder aber dem störrischen Neophyten einfach keine Beachtung zu schenken. Stattdessen beobachteten sie aufmerksam das Geschehen auf dem Display, der flackernde, von Servoschädeln übertragene Bilder der Schlacht zeigte. </p><p>Torben schnaufte und schüttelte den Kopf. Sicher, sie alle konnten es nicht erwarten, sich in den Kampf zu stürzen, aber es war nun einmal üblich, dass besonders heftig umkämpfte Frontabschnitte oder strategisch bedeutsame Schlüsselpositionen durch die Marschallsgarde eingenommen wurden, damit nachrückende Einheiten sie halten konnten. </p><p>Und dieser Teil des Schlachtfelds war offensichtlich wichtig genug, dass Kastellan Kalman höchstpersönlich seine Garde ins Gefecht führte. </p><p>Es geziemte sich für einen Zögling des Ordens einfach nicht, Unmut zu äußern, erst recht nicht angesichts dieses Umstandes.</p><p></p><p>Auf dem Display wurde gerade die Übertragung der vordersten Stellung aufgeschaltet - dort, wo die Marschallsgarde eingesetzt war. Torben stockte angesichts dessen, was er sah, für einen Moment der Atem. Es war jedes Mal beeindruckend und beängstigend zugleich, die Garde in Aktion zu sehen. Die beiden Schwertbrüdertrupps rückten in dichter Formation auf den Feind zu, allesamt in taktischen Cybot-Rüstungen - vorne die Nahkämpfer mit Schwert, Schild und Hammer. Ihre Sturmschilde dienten dabei nicht nur ihnen selbst als Schutz sondern auch für die hinter ihnen marschierenden Brüder mit Fernkampfbewaffnung. Diese feuerten mit ihren Sturmkanonen und Sturmboltern unablässig auf den gegnerischen Panzerverband, während das gegnerische Abwehrfeuer nahezu wirkungslos auf die Energiefelder der Sturmschilde ihrer Kameraden einprasselte. Die wenigen Projektile, die ihren Weg an der schier undurchdringlichen Schildbarriere vorbei fanden, prallten an den schweren Rüstungen der Veteranen ab, ohne weiter Schaden anzurichten.</p><p>Einer der Transportpanzer der Abtrünnigen war bereits nur noch ein rauchendes Wrack, aus dem die Insassen ins Freie kletterten, wo sie durch den Boltgeschoss-Hagel der Schwertbrüder in Empfang genommen wurden. Daneben richteten zwei Vindicator-Belagerungspanzer der Abtrünnigen gerade ihre Geschütze auf die Terminatoren aus, würden aber, so vermutete Torben, zu spät das Feuer erwidern können, da die Gardisten nun fast auf Angriffsreichweite herangekommen waren.</p><p></p><p>Mitten unter den Brüdern sah Torben den Kastellan - und Dietmar, seinen einstigen Mentor und jetzigen Champion des Kreuzzugs, der, das Schwarze Schwert geschultert, hinter den klobigen, schwer gepanzerten Leibern der Gardisten ohne Hast auf den Gegner zuschritt, offensichtlich auf der Suche nach einem würdigen Feind, den er fordern konnte. </p><p></p><p>In diesem Moment ertönte Bruder Johanns Stimme über Funk. "Trupp Einsatzbereitschaft herstellen und aufsitzen." Neben ihm sprang Irian begeistert auf und eilte auf die Heckluke des Rhinos zu. Torben und Gunther folgten ihm und zwinkerten sich gegenseitig zu, dabei breit grinsend. Irian war einfach zu aufgeregt. Er würde später sicher wieder grässlicher Stimmung sein, denn es war äußerst unwahrscheinlich, dass er heute die Gelegenheit erhalten würde, sich auf den Feind zu stürzen. Marquards Leute würden wenig mehr als brennende Panzerwracks und verkohlte Leiber zurücklassen, und Trupp Johann würde somit nur eine gesäuberte Stellung einnehmen. Und halten. So war es bislang jedes Mal gewesen, wenn die Marschallsgarde in die Schlacht eingriff, und so würde es auch dieses Mal wieder sein. </p><p>Noch immer schmunzelnd erklomm Torben das Innere ihres Rhinos. Irian saß bereits, ungeduldig mit beiden Füßen wippend. Als er Torben bemerkte, verdüsterte sich die Miene des Blondschopfs. "Hör auf, so schwachsinnig zu grinsen!" "Wer, ich?" erwiderte Torben scheinheilig, ohne sich die Mühe zu machen, sein Grinsen zu verbergen. "Nein, du! Ich weiß genau, was du wieder denkst. Du wirst sehen, dass wir..." "Ruhe da hinten!" donnerte Kuno, und sofort schwiegen die beiden Neophyten schuldbewusst und starrten hochkonzentriert zu Boden. Neben ihnen gluckste Gunther leise vor sich hin.</p><p>"Es ist gleich so weit...," brummte Bruder Johann, der weiterhin auf die Übertragung blickte. </p><p>"Trupp Johann, nachrücken und die Anhöhe in Sektor vier einnehmen!" ertönte Kalmans Stimme über die Kommandofrequenz. "Sektor vier, verstanden."</p><p>Blinzelnd sah Torben auf. Sektor vier? Das war eine Stellung des Gegners auf ihrer linken Flanke. Diese war zwar starkem Artilleriefeuer ausgesetzt gewesen, aber niemand hatte den Bereich bislang eingenommen und gesäubert. Das bedeutete, dass sie möglicherweise doch noch auf Widerstand stoßen würden. </p><p>Neben sich hörte er ein zufriedenes Schnauben. </p><p>Johann klopfte einmal gegen die Innenwand des Rhinos, um dem Fahrer ein Signal zu geben. Rumpelnd setzte sich der Transportpanzer in Bewegung während Simon und Ettel die Dachluke öffneten und ihre Bolter in Anschlag brachten. Es dauerte nicht lange, bis beide zu feuern begannen. Und fast zeitgleich ertönte das metallische <em>Plonk-Plonk</em>, als Schüsse von der Panzerung des Rhinos abprallten und explodierten. Weitere Schüsse, die ihr Ziel verfehlten, zischten über die geöffnete Dachluke hinweg, dünne, weiße Kondensstreifen hinterlassend. Boltgeschosse. "Status?" Johann sah nach oben in Richtung der beiden Paladine. "Ziele in Servorüstung, etwa ein Dutzend, 1 Uhr," antwortete Simon, während er damit fortfuhr, einzelne, gezielte Schüsse abzugeben. "Noch 500 Fuß. Leichte Bewaffnung," ergänzte Ettel die Meldung, ebenfalls unablässig feuernd. Leichte Bewaffnung - also nichts, was ihrem Panzer gefährlich werden konnte. Immerhin.</p><p>"Noch 300 Fuß!" Ein lauter Knall ertönte, und Ettel sackte wie eine Marionette, der man die Fäden durchtrennt hatte, zu Boden. Irian beugte sich mit einem Schrei des Entsetzens über seinen Mentor, doch dieser rappelte sich bereits wieder fluchend auf. In seiner linken Schulterplatte gähnte ein dunkler Krater, aus dem es rötlich zu tropfen begann.</p><p>Johann sah nur kurz zur Seite zu seinem verletzten Bruder. "Wird's gehen?" "Natürlich, verdammt," ächzte Ettel schlecht gelaunt. Sein linker Arm baumelte nutzlos an seiner Seite, aber er würde kämpfen können. Johann nickte, dann sah er nach oben. "Luke schließen, wir sind gleich da." Simon gehorchte, zog den Kopf ein und schloss die Dachluke über sich. </p><p>"Noch 100 Fuß... 80...," meldete der Fahrer des Rhinos über Funk.</p><p>"Simon, Ettel, Irian, ihr sitzt links ab, der Rest mit mir über die Heckluke!" Johann musste mittlerweile schreien, um das Plonk-Plonk der einschlagenden Boltgeschosse zu übertönen.</p><p>"40..."</p><p>"Halt! Absitzen!" Mit einem harten Ruck, der Torben fast von der Sitzbank riss, kam der Panzer zum stehen. Die Heckluke öffnete sich und donnerte zu Boden. Johann war der erste, der absaß und mit dem Bolter im Anschlag an der Seite des Rhinos vorbei in Richtung des Gegners visierte. Eine Boltsalve zwang in zurück in die Deckung des Panzers. "Granate!" brüllte irgendwer über Funk - Torben glaubte, Simons Stimme zu erkennen. Unmittelbar darauf ertönte ein lauter Knall, der das anhaltende Donnern der gegnerischen Bolter für einen Moment zum verstummen brachte. "Jetzt!" rief Johann und glitt zügig aus der Deckung des Rhinos. Die anderen folgten ihm. Das anhaltende Sperrfeuer ihrer Bolter zwang den Feind für Sekunden, in Deckung zu bleiben - Zeit genug, die Stellung zu stürmen. Torben blieb in Kunos Rücken, so wie es sein Mentor ihn gelehrt hatte. Ein verirrtes Boltprojektil, und es wäre vorbei mit seinem Neophyten-Dasein.</p><p>Doch der Gegner kam nicht mehr dazu, zu feuern. Sie hatten die Stellung - einen gewaltigen Bombenkrater - binnen weniger Herzschläge erreicht und sprangen hinein.</p><p>Torben konnte vor sich die massiven Gestalten mehrerer Renegaten erkennen, die sich gerade aufrichteten und ihre Pistolen und Kampfmesser zogen. <em>Rote Rüstungen, silberne Verzierungen, Dämonenfratzen</em>.... Word Bearers. Die meisten von ihnen waren übel zugerichtet und schienen während des vorangegangenen, stundenlangen Gefechts bereits mehrfach verwundet worden zu sein, wie unzählige notdürftige Verbände und der Zustand ihrer Rüstungen verriet. Unter gewöhnlichen Umständen gefährliche Gegner, doch derart geschwächt nun klar unterlegen. </p><p>Neben Torben ertönte ein Fauchen, und drei der Abtrünnigen gingen in Flammen auf. Offensichtlich hatte Bruder Lothar seinen Bolter gegen einen Flammenwerfer eingetauscht. Das hielt die Getroffenen indes nicht davon ab, sich, wenngleich lichterloh brennend, auf die Black Templars zu stürzen.</p><p>Ein erbarmungsloses Hauen und Stechen entbrannte. Torben sprang an Gunthers Seite, der verbissen die Hiebe eines der Renegaten parierte. Er sah eine Lücke zwischen Helm und Brustpanzer und stieß zu - doch der Riese war viel zu schnell für ihn und riss Torben mit einem fürchterlichen Tritt von den Füßen, noch ehe er den Stoß mit seinem Kurzschwert ausführen konnte. Es war Irian, der sie rettete, als er den Word Bearer aus nächster Nähe mit einer Salve seiner Boltpistole zum taumeln brachte, ehe Gunther sein Kampfmesser in eine der Augenlinsen rammte. </p><p>"Gut gemacht!" </p><p>Torben blieb keine Zeit, sich über das Lob zu freuen, von wem auch immer es kam. Er rappelte sich auf und eilte an Kunos Seite. Sein Mentor focht gerade mit einer lebendigen Fackel - einer der Abtrünnigen, der durch Lothar getroffen worden war, schlug wie rasend auf den Black Templar ein. Schemenhaft sah Torben eine Gestalt in weißer Robe zu Füßen des brennenden Word Bearers. <em>Ettel? Beim Imperator...</em></p><p>Torben visierte und zog den Abzug seiner Boltpistole durch. Der Verräter ging, noch immer in Raserei, brüllend zu Boden. Offensichtlich bot das von brennendem Prometheum versengte Ceramit keinen Schutz mehr. Kuno spaltete den Schädel des Abtrünnigen mit einem Hieb seines Kettenschwerts und eilte an Johanns Seite, der mit Energieaxt und Schwert wild um sich schlug und gleich vier Gegner beschäftigte, aber schon aus zahlreichen Rissen in seiner Servorrüstung blutete. </p><p>"Der gehört mir." Einer der Renegaten, offensichtlich der Anführer, näherte sich dem schwer verwundeten Paladin und aktivierte mit einem knistern seine klauenbewehrte Energiefaust. Johanns Widersacher hielten inne und traten zurück, den Paladin jedoch nicht aus den Augen lassend.</p><p>"Ich schlage vor, ihr nehmt mit mir Vorlieb, Verräter." Torbens Herz machte einen Satz, als er Dietmars ruhige Stimme erkannte. Wie aus dem Nichts aufgetaucht, stand der neu gekürte Champion des Imperators am Rand des Kraters. Der Word Bearer wandte sich um. Fast schien es, als zögere er. Dann jedoch nickte er. Sein durch die Einflüsse des Chaos verunstaltetes Gesicht glich mehr der Fratze eines Dämonen als dem Antlitz eines Menschen. Für einen Moment kam das Gefecht zum erliegen und alle wandten sich den beiden Duellanten zu.</p><p>Erst jetzt fiel Torben auf, wie still es geworden war. Die Schlacht war offensichtlich bereits vorbei. Lediglich das Knistern der Flammen, die an den Leibern der in Brand gesetzten und mittlerweile getöteten Verräter leckten, war zu vernehmen. </p><p>Dietmar lief auf seinen Gegner zu. Als dieser seine Pistole hob, eine Plasmawaffe, glitt er blitzschnell zur Seite, und der Schuss ging ins Leere. Der Word Bearer hob seine Energiefaust zum Schlag, aber er war zu langsam. Die letzten Meter überbrückte Dietmar rennend, dann sprang er und stieß im selben Moment mit seinem Schwert zu. Der ungleiche Kampf war vorbei, bevor Dietmars gepanzerte Stiefel wieder den Boden berührten.</p><p>"Tötet sie!" </p><p></p><p></p><p></p><p>"Siehst du, ich hab's dir doch gleich gesagt." Irian machte sich gar nicht erst die Mühe, den Triumph in seiner Stimme zu unterdrücken, während er sein blutbesudeltes Kampfmesser säuberte. Er war regelrecht euphorisch. Nicht nur, dass er seinen Kampf bekommen hatte. Nein, zudem hatten sie nicht einen Gefallenen zu beklagen, während der Feind erhebliche Verluste erlitten und sich zurück gezogen hatte. Selbst Ettel und Johann, die beide mehr oder weniger schwer verwundet worden waren, würden durchkommen und in den kommenden Tagen wieder einsatzfähig sein. </p><p>Torben nickte und lächelte schwach. "Ja. Das hast du." Eigentlich hatte Irian das nicht sondern laut gejammert, aber Torben verspürte gerade wenig Lust, sich auf eine Diskussion mit seinem hitzköpfigen Bruder einzulassen. Dieser grinste, sichtlich zufrieden, und eilte in Richtung der anderen, die damit beschäftigt waren, einen Scheiterhaufen für die gefallenen Renegaten aufzurichten. </p><p>Torbens Blick fiel auf einen der Abtrünnigen, der etwas abseits außerhalb des Kraters lag. Einer Eingebung folgend trat er auf den Gefallenen zu. Dessen Brustpanzer war aufgeplatzt wie eine überreife Frucht, und der linke Arm war nicht mehr als ein Fetzen Fleisch. Doch der Mann schien trotz seiner scheußlichen Wunden noch zu leben. "Komm her, Junge." Torben blinzelte ungläubig.</p><p>"Nun mach schon... ich... kann dir nichts mehr tun." Zögernd trat Torben langsam an die Seite des Sterbenden und musterte den Verräter misstrauisch.</p><p>"Hilf... hilf mir, den Helm abzunehmen, Junge." </p><p>"Ich bin kein Junge," raunte Torben und ging in die Hocke. Beiläufig registrierte er, dass der Verräter eine recht moderne Rüstung vom Typ MK7 trug, wenn auch durch die Zeichen des Chaos entstellt.</p><p>Mit ein paar geübten, schnellen Griffen hatte er den Helm aus der Halterung gelockert und zog ihn ab. Scharf sog er die Luft ein und trat zurück. Das Gesicht des Mannes war... menschlich. Ihm fehlten jegliche Anzeichen dämonischen Befalls. Eingerahmt von schulterlangen, pechschwarzen Haaren war es beinahe schön, wenn man von der unnatürlichen Blässe absah, die davon kündete, dass die beiden Herzen des abtrünnigen Astartes nur noch schwach schlugen.</p><p>Der Mann schien seine Gedanken zu erraten und lachte spöttisch. "Was hast du denn erwartet?" Ächzend versuchte er, sich aufzurichten, sank dann aber wieder zurück. "Hörner, Fangzähne, Pestbeulen?" </p><p>"Ihr dient erst seit kurzem der Gegenseite."</p><p>"Ach, ist das so..." Der Mann röchelte und tastete über die Kraterlandschaft, die einmal sein Brustkorb gewesen war, als wolle er sich vergewissern, dass es wirklich so schlecht um ihn bestellt war.</p><p>"Länger jedenfalls als du dem Imperator folgst, Junge." Torben vermied es, dem Renegaten in die Augen zu blicken. Er war wie gelähmt.</p><p>"Gib mir etwas Wasser." </p><p>"Wa... warum sollte ich das tun..."</p><p>"Warum nicht. Selbst ein Black Templar kennt so etwas wie Anstand."</p><p>"Was wisst Ihr schon von Anstand", murmelte Torben und griff an seinen Gürtel. <em>Thron von Terra, was mache ich hier.</em>..</p><p>"Es gab eine Zeit, da ich recht viel darauf gegeben hab und der Meinung war, viel darüber zu wissen. Irgendwann allerdings... sieht man die Dinge etwas anders, wenn man erst einmal... festgestellt hat, was des Imperators Weg bedeutet."</p><p>Torben schwieg und öffnete seine Feldflasche. Vorsichtig träufelte er ein paar Tropfen auf die Lippen des Mannes. </p><p>"Ahh... ich habe fast vergessen, wie gut gewöhnliches Wasser schmeckt." Der Mann ließ den Kopf wieder sinken. "Danke." <em>Stirb endlich. </em></p><p>"Du bist anders als die meisten von uns. .... Von euch."</p><p>Nun erwiderte Torben doch den Blick des anderen. Er war nicht einmal sonderlich überrascht, als er so etwas wie Mitleid in den blassen Augen erkannte.</p><p>"Dir wird es wie mir gehen. Irgendwann werden auch dir Zweifel kommen."</p><p>"Niemals."</p><p>"Ach nein? Warum sehe ich dann gerade welche in deinen Augen?"</p><p>"Lasst ihn zufrieden." Torben fuhr erschrocken herum. Dietmar war neben ihn getreten, ohne dass er es bemerkt hatte. "Ihr verschwendet eure letzten Worte, Ketzer."</p><p>Der sterbende Renegat lächelte, ohne den Champion des Imperators anzusehen. "Wenn es so weit ist, denk an meine Worte, Kleiner. Und nun bring es zu Ende. So gerne ich unsere Unterhaltung fortführen würde, aber ich bin es leid, dabei vor mich hinzusiechen. Und ich schätze, die Chancen, dass sich einer eurer Apothecarii meiner annimmt, stehen eher schlecht. Also gewähre mir die Gnade deines Imperators."</p><p>Torben runzelte die Stirn. Es kam ihm wie Frevel vor, solch einer Aufforderung Folge zu leisten. Sein neuer Mentor Kuno würde sicherlich dafür plädieren, den Mann bei noch lebendigem Leib auf dem Scheiterhaufen neben seinen toten Kameraden zu verbrennen. Durch die Qual des Flammentodes, so eine im Imperium und auch in Torbens Orden weit verbreitete Ansicht, würde eine vom Chaos verdorbene Seele gereinigt werden.</p><p>"Tu es," meinte Dietmar neben ihm leise. "Auch einem Feind wie diesem darf man Gnade gewähren." </p><p>Der Renegat sah überrascht zur Seite und musterte Dietmar. Dieser entgegnete seinen Blick kühl, ohne jegliche Regung. </p><p>Torben ergriff sein Kampfmesser. "Seid ihr bereit?" fragte er, betont förmlich.</p><p>Der Renegat sah noch immer zu Dietmar. Es dauerte einen Moment, bis er seinen Blick wieder Torben zuwandte, tief durchatmete und nickte. Torben schlug hart zu.</p><p>[/SPOILER]</p></blockquote><p></p>
[QUOTE="Dante77, post: 2222668, member: 14003"] [IMG]http://www.tabletopwelt.de/forum/gallery/files/2/5/8/1/8/logbuch.jpg[/IMG] Lesewütige finden hier eine lose Sammlung von Kurzgeschichten, die den Hintergrund des Kreuzzugs mit Leben füllen sollen. [B][SIZE=3]1. Eintrag[/SIZE][/B] [SPOILER][CENTER][SIZE=3][B]Torben[/B][/SIZE] [/CENTER] [B]Sternzeit 063.996.M41, Schlachtkreuzer [/B][I]Dorns Schwert[/I][B][I], [/I]Ausbildungsdeck[/B] Torbens Herz schlug ihm bis zum Hals, während er sich langsam durch den metallverkleideten Schiffskorridor auf die Tür vor ihm zubewegte, den Bolter im Anschlag. Sein Atem ging heftig und stoßweise, während er versuchte, einen klaren Kopf zu bekommen. Hinter ihm hörte er Irians gedämpfte Schritte. Torben konnte sich nicht vorstellen, dass das ausgeprägte Ego seines ungestümen und draufgängerischen Kameraden ähnliche Aufregung zuließ. Irian war ein Talent - von Anfang an hatte Torben den Eindruck gehabt, dass es Irian seit seiner Geburt bestimmt war, ein Astartes zu werden. Aber er selbst war nervös - und das ärgerte ihn, denn in dieser Stimmung unterliefen ihm Fehler, das wusste er. Er und Irian befanden sich im dritten Jahr ihrer nahezu zeitgleich begonnenen Ausbildung beim Orden, und für heute stand Nahkampftraining in Gebäuden und Räumen auf dem Programm. Torben wusste, dass hinter der Tür eine reale Gefahr auf sie lauerte. Irgendeine gefährliche, eigens für die Ausbildung gefangene Kreatur, die es zu töten galt. Aber nicht aus diesem Grund war er nervös. Was auch immer hinter der Tür auf sie wartete, Irian und er würden damit fertig werden. Nein, das, was ihn nervös machte, war die Gruppe von Paladinen, die sie von den Laufstegen über ihnen aus beobachteten. Darunter auch ihre beiden Mentoren, Dietmar und Ettel. Ihnen genügte es keineswegs, wenn die Neophyten die Gefahr einfach nur ausschalteten. Man erwartete, dass sie taktisch fehlerfrei vorgingen. Laufwege, Tempo, Zielsuche - alles war von Bedeutung. Das war die eigentliche Herausforderung. Sie hatten die Tür erreicht und nahmen zu beiden Seiten des Zugangs Aufstellung. Torben ließ den Bolter sinken und zog seine Boltpistole und das Kampfmesser, dessen Größe eher den Abmessungen eines Kurzschwertes gleichkamen. "Reiß dich zusammen!" mahnte er sich in Gedanken und zwang sich zur Ruhe. Ein kurzer Blick genügte den beiden Neophyten als Verständigung, dann betätigte Irian den Öffnungsmechanismus. Mit einem metallischen Quietschen glitt die Tür zur Seite und gab den Blick auf den dahinter liegenden Raum frei. Torben hielt auf der Schwelle einen Moment inne, nach Zielen suchend, dann ging er hinein. Irian folgte ihm, ging in Position und sicherte Torbens Rücken. Über sich aus Richtung der Laufstege hörte er leises Raunen. Torben wusste, dass einer von ihnen beiden gerade einen Fehler gemacht hatte, aber ihm blieb keine Zeit, weiter darüber nachzudenken. "Sicher. Tür rechts!" hörte er Irian hinter sich. "Sicher." Der Raum war leer, Torben wandte sich um und folgte Irian, welcher sich bereits an dem Durchgang postiert hatte. Kaum dass Torben ihn erreicht hatte, raunte Irian ein leises "Vorrücken!" und glitt ohne Hast in den Raum dahinter. Torben folgte ihm, brachte sich mit dem Rücken zu seinem Bruder in Position, als er ein lautes, guturales Brüllen hinter sich hörte. Irians Boltpistole donnerte, gefolgt von metallischem Klirren. Torben widerstand dem Drang, sich direkt umzuwenden, um seinem Bruder beizustehen, sondern suchte seinen Bereich nach weiteren Bedrohungen ab - und war eine Sekunde später dankbar für seine Disziplin, als eine gedrungene, bucklige Gestalt auf ihn zusprang, ebenfalls laut brüllend und eine wuchtige Keule schwingend. Torben feuerte, dann ließ er sein Kampfmesser nach vorne schnellen, als die Gestalt ihn erreicht hatte. Noch ehe er begriffen hatte, wer oder was sein Gegner war, hatte er diesen - einen Grot - mit mehreren Hieben niedergestreckt. Blitzschnell fuhr er herum, um Irian beizustehen, aber das war offensichtlich nicht mehr nötig. Natürlich nicht. Auch dessen Gegner lag in einer Blutlache, die rasch größer wurde. "Sicher," keuchte sein Bruder und ließ Pistole und Kampfmesser sinken. "Wo war dein Sicherungsbereich im ersten Raum? Rechts oder links?" Torben antwortete nicht, er nickte lediglich beschämt. Natürlich, das war es gewesen. Er hatte die falsche Hälfte des Raumes gesichert. Irian hatte demnach sofort reagiert und den Fehler seines Bruders aufgefangen, aber das machte es für Torben nicht besser. Vor ihm stand Dietmar und sah ihn wieder mit diesem ganz speziellen Blick an. Dem [I]Du hast mich schwer enttäuscht[/I]-Blick. Er schimpfte nicht. Er schrie nicht. Das tat er nie - Dietmar musste nicht laut werden, um sich Gehör zu verschaffen. Er sah Torben einfach nur an, und das genügte. Kein Tadel, keine Strafe, keine Züchtigung konnte Torben härter treffen als dieser Blick. Der Neophyt musste sich zusammenreißen, um dem Blick seines Mentors nicht auszuweichen. Am liebsten hätte er sich selbst geohrfeigt. "Das sind Grundlagen, Torben. Beim Imperator, wir reden hier nicht von irgendwelchen Feinheiten sondern von Grundlagen. Fehler dabei sind inakzeptabel." "Ich verstehe. Es wird nicht mehr vorkommen." "Das wäre gut. Für dich und für Irian. Ihr werdet heute beide nicht beim Abendmahl teilnehmen sondern stattdessen in der Kapelle beten." "Irian auch? Aber er hat..." "... keinen Fehler gemacht, ich weiß. Nur spielt das keine Rolle. Im Kampf gefährden deine Fehler nicht nur dich sondern auch deine Brüder. Damit ihr diese Lektion verinnerlicht, werdet ihr also beide bestraft für deinen Fehler." [/SPOILER] [B][SIZE=3]2. Eintrag[/SIZE][/B] [SPOILER][CENTER][SIZE=3][B]Gerion[/B][/SIZE] [/CENTER] [B]Sternzeit 118.999.M41, Luban II, südliche Ausläufer des Tolkmitgebirges[/B] "Dort oben muss es sein." Der Wald vor ihnen hatte sich gelichtet und gab den Blick auf eine Anhöhe in einer halbe Meile Entfernung frei. Bruder Gerion, Champion des Imperators, konnte durch die Nebelfetzen schemenhaft die Umrisse einer Statue, umgeben von Stümpfen umgestürzter Tempelsäulen erkennen. Gerion nahm sich nur einen kurzen Moment, die Umrisse des verfallenen Schreins andächtig zu betrachten. Eine von vielen, heiligen Stätten auf Luban, doch für die Black Templars von erheblicher Bedeutung, wenn Meinhards Nachforschungen stimmten. Dort oben hatte einer der Helden des Vinculus-Kreuzzuges, Curthan, seine letzte Ruhestätte gefunden - möglicherweise jedenfalls. Die malerische Kulisse der zerklüfteten Tolkmit-Berge und die morgendliche Stille waren trügerisch. Servoschädel-Drohnen hatten, bevor sie abgeschossen worden waren, Bilder sich nähernder Ork-Verbände übertragen. Gerions Einschätzung nach mussten die Grünhäute bereits hinter der Anhöhe in Stellung gegangen sein. Dennoch, für den Moment schien alles friedlich. Sein Blick glitt zur Seite über die Schar seiner Brüder. Es fiel ihm schwer, seine Gedanken zu ordnen. Visionen seines eigenen Todes beschlichen ihn regelmäßig, seit er das schwarze Schwert und die Rüstung des Glaubens trug. Er hatte niemals mit jemandem darüber gesprochen - wozu auch? Er war der Champion des Kreuzzugs - irgendwann würde er auf dem Schlachtfeld fallen, soviel war gewiss. Vermutlich waren solche Visionen normal, ein Blick in die Zukunft auf das, was unvermeidbar war. Heute allerdings war etwas anders als sonst. Die Visionen wirkten.... greifbar. Gerion fand kein besseres Wort dafür. Er sah nochmals in Richtung der Anhöhe und runzelte die Stirn. [I] Ist es also soweit? Bin ich vorbereitet?[/I] Konnte man vorbereitet auf so etwas sein? Das einzige, was ihn stets mit Sorge erfüllt hatte, war die Frage, ob sein Tod ruhmreich sein würde. Wie viele Brüder in der Geschichte des Ordens waren umgekommen, weil ihre Landungskapsel im Flak-Feuer getroffen worden war? Wie viele waren ohne Chance auf Gegenwehr in einem explodierenden Transportpanzer zerrissen worden? [I] Nein, nicht so.... Nicht so. [/I] 276 Jahre im Dienst des Ordens und des Imperators. Eine lange Zeit. Nicht viele lebten so lange, und noch weniger lebten so lange, ohne auch innerlich zu altern. Es war eine dieser Wahrheiten, die selten ausgesprochen wurden, und die doch jeder kannte. Man wurde nicht nur ruhiger, bedächtiger. Man wurde auch müde. Gerion hatte unzählige seiner Brüder fallen sehen, er hatte Dutzende jener, die ihm nahe gestanden hatten, zu Grabe getragen. Vielleicht war selbst ein Astartes noch zu sehr Mensch, um den Tod nicht irgendwann dafür zu verfluchen, dass er immer nur die anderen erwählt hatte, ihn selbst bislang aber verschont hatte. Und nun also würde er ihn doch endlich erhören? Und war es Frevel, so wenig Bedauern darüber zu empfinden, dass sein Dienst heute wohlmöglich enden würde? Vielleicht. "Gerion," riss ihn eine Stimme aus seinen Gedanken. Marquard, der Anführer der Schwertbrüder, war neben ihn getreten, ohne dass er es bemerkt hatte. Gerion brummte. Er wurde wirklich alt, wenn er einen Astartes in taktischer Cybot-Rüstung nicht mehr wahrnahm. "Alles in Ordnung, Bruder?" [I]Mehr als du ahnst, Marquard,[/I] schoss es Gerion durch den Kopf, aber er neigte lediglich sein Haupt und atmete tief durch. "Gewiss. Alles in Ordnung. Was sagt das Auspex?" Marquard blickte auf seinen Scanner. "Mehrere Signale hinter dem Hügel... Infanterie... Das hier könnten die Kampfläufer sein... Schwer zu sagen, die Signale werden durch die Geländebedingungen verzerrt." Gerion nickte zufrieden. Marquards Angaben passten zu den Drohnen-Bildern. Er wechselte auf die Führungs-Kom-Frequenz. "Gerion an Kalman." "Ich höre." "Wir sind bei Planquadrat 14 in Stellung gegangen. Starke Ork-Aktivitäten in drei Meilen Entfernung südwestlich, noch kein Sichtkontakt. Die Drohnenbilder habt Ihr empfangen?" "Korrekt. Wird kein Spaziergang werden, Bruder Paladin." Kalman klang ernst, aber Gerion lächelte grimmig hinter seiner Helmmaske. "Das würde ich auch sehr bedauern." "Ich auch. Ihr seid soweit?" "Das sind wir, bereit zum Vormarsch." "Sendet in regelmäßigen Abständen Sonden aus, während ihr vorrückt. Ich will keine Überraschung erleben, wenn wir die Anhöhe erreicht haben." "Verstanden." "Und sagt Marquard und seiner schießwütigen Bande, sie sollen nach Möglichkeit nicht alles in Schutt und Asche legen. Das da oben ist eine heilige Stätte. Es wäre mir lieb, wenn sie sich auf Ziele mit grüner Haut beschränkten." Das gedämpfte Gelächter neben ihm kündete davon, dass Marquard und sein Trupp auf der Frequenz mitgehört hatten. Gerion grinste. Ja, heute war ein guter Tag. Ob es ihn nun erwischte oder nicht, es würde ein ruhmvoller Kampf werden. [/SPOILER] [B][SIZE=3]3. Eintrag[/SIZE][/B] [SPOILER][CENTER][SIZE=3][B]Torben[/B][/SIZE] [/CENTER] [B]Sternzeit 121.999.M41, Schlachtkreuzer [/B][I]Dorns Schwert[/I] Leise trat Torben in das von spärlichem Kerzenlicht erleuchtete Quartier. Hinter ihm schloss sich mit einem Zischen die Tür. Bruder Paladin Kuno erhob sich und trat ihm entgegnen. Strenge, dunkelbraune Augen blitzten dem Neophyten aus einem Gesicht entgegen, das wie in Stein gemeißelt war. Torben fühlte sich in der Gegenwart des alten Paladins meist etwas unwohl, und so verhielt es sich auch in diesem Moment. "Ihr wolltet mich sprechen, Meister Kuno?" "Richtig. Komm näher." Gehorsam kam Torben der Aufforderung nach und sah sein Gegenüber erwartungsvoll an. "Ich nehme an, dass du auf der Suche nach deinem Mentor bist." Torben zwang sich, dem durchdringenden, forschenden Blick von Bruder Kuno standzuhalten, und nickte. "Jawohl, Herr." "Nun, lass dir gesagt sein, dass du nicht weiter suchen brauchst. Bruder Dietmar bat mich gestern nach der Versammlung darum, seine Nachfolge anzutreten." Verständnislos sah Torben den anderen an. "Ich... bin nicht sicher, ob ich..." Kuno unterbrach ihn. "Doch, du verstehst ganz recht. Deinem Mentor wurde die Ehre zuteil, im Geiste Sigismunds die bevorstehende Mission als Champion des Imperators zu begleiten. Wie du weißt, ist es einem Auserwählten nicht mehr möglich, die Ausbildung seines Neophyten fortzuführen. Diese Aufgabe fällt nun mir zu." In Torben arbeitete es fieberhaft, aber er schwieg. Erst als er Kunos wachsende Ungeduld bemerkte, antwortete er hastig. "Verstehe, Herr. Es ist mir eine Ehre." Bruder Kuno nickte. "Gut. Ich möchte, dass du den Rest des Tages bei der Waffenwartung hilfst, ich selbst habe heute keine Aufgaben mehr für dich. Morgen um 0-600 treffen wir uns nach der Morgenandacht im alten Übungsraum." "Verstanden." "Das wäre dann alles." Torben neigte respektvoll sein Haupt und wandte sich der Tür zu, zögerte jedoch. "Herr, verzeiht, aber wo finde ich Bruder Dietmar jetzt?" Ungewohnt nachsichtig erwiderte Kuno: "Er hat die gestrige Nacht betend in der Kapelle zugebracht und wird dort bis heute Abend bleiben, so wie es Sitte ist. Du wirst ihn dabei nicht stören, aber danach kannst du ihn meinetwegen aufsuchen, wenn du es für nötig hälst, seine Zeit zu beanspruchen." "Danke, Meister Kuno." Tatsächlich war es Dietmar, der ihm zuvorkam und ihn zu sich rufen ließ. Als Torben die kleine Schiffskapelle betrat, waren sie alleine. Der Paladin kniete mit gesenktem Haupt vor dem Altar mit der vergoldeten Statue des Imperators. Er trug die Ordenstracht - das knielange, weiße Wams mit den Ordensinsignien, dazu einfache, schwarze Lederhosen. Waffen hatte er keine bei sich - es war üblich, dass ein neu erwählter Champion des Imperators seine Waffen und Rüstung erst dann empfing, wenn er innerlich dazu bereit war. "Ich nehme an, Kuno hat bereits mit dir gesprochen." sagte Dietmar und richtete sich auf. "Ja, Meister." Dietmar wandte sich um und bedachte Torben mit einem langen, forschenden Blick. Er hatte äußerlich und - wie Torben fand - auch vom Wesen her wenig gemein mit dem Mann, den er für Torbens weitere Ausbildung vorgesehen hatte: Für einen Paladin noch recht jung, wirkte er mit seinen langen, schulterlangen braunen Haaren und seiner ruhigen, gelassenen Ausstrahlung neben dem grimmigen, kahlköpfigen und selbst für einen Astartes hünenhaften Kuno beinahe unscheinbar. Sicherlich waren beide streng im Umgang mit dem jungen Ordensnachwuchs, so auch Dietmar, aber er hatte eine völlig andere Art, das zu zeigen. Er musste nicht laut werden, um andere dazu zu bringen, auf ihn zu hören, und wenn er Tadel übte, tat er das stets sachlich. Und nun glaubte Torben, fast so etwas wie Güte im Blick seines Mentors - seines ehemaligen Mentors - zu erkennen. "Ich vermisse jegliche Anzeichen von Freude oder Stolz, die jeder andere an deiner Stelle empfände." "Doch, doch... dass mein Mentor zum Champion des Imperators berufen wurde, ist natürlich..." "Davon rede ich nicht, Torben," unterbrach ihn Dietmar ruhig. "Ich meine meinen Nachfolger. Kuno ist ein sehr erfahrener und sehr angesehener Bruder. Du solltest dich freuen, dass er dich für würdig erachtet hat, in seine Dienste zu treten." "Sicher, ich betrachte es als große Ehre." Das tat Torben durchaus, allerdings konnte und wollte er keine Freude heucheln. Dietmar schien das zu bemerken, denn er sah den Neophyten einen Moment lang an, bevor er sachte sein Haupt schüttelte. "Dennoch haderst du mit dieser Entwicklung. Warum?" Torben schwieg, aber der Paladin ließ nicht locker. "Sprich offen, Bruder." Unangenehm berührt sah Torben zu Boden. Die Anrede "Bruder" war ein Zeichen von Vertraulichkeit, also durfte er dieses Angebot nicht ausschlagen, wollte er Dietmar nicht beleidigen. Aber das, was ihm auf der Seele lag, würde ihm Schande bereiten. Nicht einmal der nachsichtige Dietmar würde Verständnis zeigen. Doch was blieb ihm anderes übrig, und so entgegnete er schließlich: "Ihr tragt die Pflicht und Bürde, die gefährlichsten Feinde im Zweikampf zu stellen. Das macht euch zum bevorzugten Ziel und euren baldigen Tod in der Schlacht wahrscheinlicher." "Du.... sorgst dich?" "Nein. Ich wäre nur einfach lieber an eurer Seite, wenn es soweit ist." [/SPOILER] [B][SIZE=3]4. Eintrag[/SIZE][/B] [SPOILER] [CENTER][SIZE=3][B]Torben[/B][/SIZE] [/CENTER] [B]Sternzeit 127.999.M41, Luban II, Nordgrenze der Provinz Nemhan [/B] "Es ist immerzu das gleiche," raunte Irian schlecht gelaunt und hantierte lustlos mit seiner Boltpistole. "Die Marschallsgarde kämpft an vorderster Front und wir... warten." "Sei still", zischte Torben und lugte vorsichtig in Richtung der Paladine. Diese schienen jedoch entweder nichts gehört zu haben oder aber dem störrischen Neophyten einfach keine Beachtung zu schenken. Stattdessen beobachteten sie aufmerksam das Geschehen auf dem Display, der flackernde, von Servoschädeln übertragene Bilder der Schlacht zeigte. Torben schnaufte und schüttelte den Kopf. Sicher, sie alle konnten es nicht erwarten, sich in den Kampf zu stürzen, aber es war nun einmal üblich, dass besonders heftig umkämpfte Frontabschnitte oder strategisch bedeutsame Schlüsselpositionen durch die Marschallsgarde eingenommen wurden, damit nachrückende Einheiten sie halten konnten. Und dieser Teil des Schlachtfelds war offensichtlich wichtig genug, dass Kastellan Kalman höchstpersönlich seine Garde ins Gefecht führte. Es geziemte sich für einen Zögling des Ordens einfach nicht, Unmut zu äußern, erst recht nicht angesichts dieses Umstandes. Auf dem Display wurde gerade die Übertragung der vordersten Stellung aufgeschaltet - dort, wo die Marschallsgarde eingesetzt war. Torben stockte angesichts dessen, was er sah, für einen Moment der Atem. Es war jedes Mal beeindruckend und beängstigend zugleich, die Garde in Aktion zu sehen. Die beiden Schwertbrüdertrupps rückten in dichter Formation auf den Feind zu, allesamt in taktischen Cybot-Rüstungen - vorne die Nahkämpfer mit Schwert, Schild und Hammer. Ihre Sturmschilde dienten dabei nicht nur ihnen selbst als Schutz sondern auch für die hinter ihnen marschierenden Brüder mit Fernkampfbewaffnung. Diese feuerten mit ihren Sturmkanonen und Sturmboltern unablässig auf den gegnerischen Panzerverband, während das gegnerische Abwehrfeuer nahezu wirkungslos auf die Energiefelder der Sturmschilde ihrer Kameraden einprasselte. Die wenigen Projektile, die ihren Weg an der schier undurchdringlichen Schildbarriere vorbei fanden, prallten an den schweren Rüstungen der Veteranen ab, ohne weiter Schaden anzurichten. Einer der Transportpanzer der Abtrünnigen war bereits nur noch ein rauchendes Wrack, aus dem die Insassen ins Freie kletterten, wo sie durch den Boltgeschoss-Hagel der Schwertbrüder in Empfang genommen wurden. Daneben richteten zwei Vindicator-Belagerungspanzer der Abtrünnigen gerade ihre Geschütze auf die Terminatoren aus, würden aber, so vermutete Torben, zu spät das Feuer erwidern können, da die Gardisten nun fast auf Angriffsreichweite herangekommen waren. Mitten unter den Brüdern sah Torben den Kastellan - und Dietmar, seinen einstigen Mentor und jetzigen Champion des Kreuzzugs, der, das Schwarze Schwert geschultert, hinter den klobigen, schwer gepanzerten Leibern der Gardisten ohne Hast auf den Gegner zuschritt, offensichtlich auf der Suche nach einem würdigen Feind, den er fordern konnte. In diesem Moment ertönte Bruder Johanns Stimme über Funk. "Trupp Einsatzbereitschaft herstellen und aufsitzen." Neben ihm sprang Irian begeistert auf und eilte auf die Heckluke des Rhinos zu. Torben und Gunther folgten ihm und zwinkerten sich gegenseitig zu, dabei breit grinsend. Irian war einfach zu aufgeregt. Er würde später sicher wieder grässlicher Stimmung sein, denn es war äußerst unwahrscheinlich, dass er heute die Gelegenheit erhalten würde, sich auf den Feind zu stürzen. Marquards Leute würden wenig mehr als brennende Panzerwracks und verkohlte Leiber zurücklassen, und Trupp Johann würde somit nur eine gesäuberte Stellung einnehmen. Und halten. So war es bislang jedes Mal gewesen, wenn die Marschallsgarde in die Schlacht eingriff, und so würde es auch dieses Mal wieder sein. Noch immer schmunzelnd erklomm Torben das Innere ihres Rhinos. Irian saß bereits, ungeduldig mit beiden Füßen wippend. Als er Torben bemerkte, verdüsterte sich die Miene des Blondschopfs. "Hör auf, so schwachsinnig zu grinsen!" "Wer, ich?" erwiderte Torben scheinheilig, ohne sich die Mühe zu machen, sein Grinsen zu verbergen. "Nein, du! Ich weiß genau, was du wieder denkst. Du wirst sehen, dass wir..." "Ruhe da hinten!" donnerte Kuno, und sofort schwiegen die beiden Neophyten schuldbewusst und starrten hochkonzentriert zu Boden. Neben ihnen gluckste Gunther leise vor sich hin. "Es ist gleich so weit...," brummte Bruder Johann, der weiterhin auf die Übertragung blickte. "Trupp Johann, nachrücken und die Anhöhe in Sektor vier einnehmen!" ertönte Kalmans Stimme über die Kommandofrequenz. "Sektor vier, verstanden." Blinzelnd sah Torben auf. Sektor vier? Das war eine Stellung des Gegners auf ihrer linken Flanke. Diese war zwar starkem Artilleriefeuer ausgesetzt gewesen, aber niemand hatte den Bereich bislang eingenommen und gesäubert. Das bedeutete, dass sie möglicherweise doch noch auf Widerstand stoßen würden. Neben sich hörte er ein zufriedenes Schnauben. Johann klopfte einmal gegen die Innenwand des Rhinos, um dem Fahrer ein Signal zu geben. Rumpelnd setzte sich der Transportpanzer in Bewegung während Simon und Ettel die Dachluke öffneten und ihre Bolter in Anschlag brachten. Es dauerte nicht lange, bis beide zu feuern begannen. Und fast zeitgleich ertönte das metallische [I]Plonk-Plonk[/I], als Schüsse von der Panzerung des Rhinos abprallten und explodierten. Weitere Schüsse, die ihr Ziel verfehlten, zischten über die geöffnete Dachluke hinweg, dünne, weiße Kondensstreifen hinterlassend. Boltgeschosse. "Status?" Johann sah nach oben in Richtung der beiden Paladine. "Ziele in Servorüstung, etwa ein Dutzend, 1 Uhr," antwortete Simon, während er damit fortfuhr, einzelne, gezielte Schüsse abzugeben. "Noch 500 Fuß. Leichte Bewaffnung," ergänzte Ettel die Meldung, ebenfalls unablässig feuernd. Leichte Bewaffnung - also nichts, was ihrem Panzer gefährlich werden konnte. Immerhin. "Noch 300 Fuß!" Ein lauter Knall ertönte, und Ettel sackte wie eine Marionette, der man die Fäden durchtrennt hatte, zu Boden. Irian beugte sich mit einem Schrei des Entsetzens über seinen Mentor, doch dieser rappelte sich bereits wieder fluchend auf. In seiner linken Schulterplatte gähnte ein dunkler Krater, aus dem es rötlich zu tropfen begann. Johann sah nur kurz zur Seite zu seinem verletzten Bruder. "Wird's gehen?" "Natürlich, verdammt," ächzte Ettel schlecht gelaunt. Sein linker Arm baumelte nutzlos an seiner Seite, aber er würde kämpfen können. Johann nickte, dann sah er nach oben. "Luke schließen, wir sind gleich da." Simon gehorchte, zog den Kopf ein und schloss die Dachluke über sich. "Noch 100 Fuß... 80...," meldete der Fahrer des Rhinos über Funk. "Simon, Ettel, Irian, ihr sitzt links ab, der Rest mit mir über die Heckluke!" Johann musste mittlerweile schreien, um das Plonk-Plonk der einschlagenden Boltgeschosse zu übertönen. "40..." "Halt! Absitzen!" Mit einem harten Ruck, der Torben fast von der Sitzbank riss, kam der Panzer zum stehen. Die Heckluke öffnete sich und donnerte zu Boden. Johann war der erste, der absaß und mit dem Bolter im Anschlag an der Seite des Rhinos vorbei in Richtung des Gegners visierte. Eine Boltsalve zwang in zurück in die Deckung des Panzers. "Granate!" brüllte irgendwer über Funk - Torben glaubte, Simons Stimme zu erkennen. Unmittelbar darauf ertönte ein lauter Knall, der das anhaltende Donnern der gegnerischen Bolter für einen Moment zum verstummen brachte. "Jetzt!" rief Johann und glitt zügig aus der Deckung des Rhinos. Die anderen folgten ihm. Das anhaltende Sperrfeuer ihrer Bolter zwang den Feind für Sekunden, in Deckung zu bleiben - Zeit genug, die Stellung zu stürmen. Torben blieb in Kunos Rücken, so wie es sein Mentor ihn gelehrt hatte. Ein verirrtes Boltprojektil, und es wäre vorbei mit seinem Neophyten-Dasein. Doch der Gegner kam nicht mehr dazu, zu feuern. Sie hatten die Stellung - einen gewaltigen Bombenkrater - binnen weniger Herzschläge erreicht und sprangen hinein. Torben konnte vor sich die massiven Gestalten mehrerer Renegaten erkennen, die sich gerade aufrichteten und ihre Pistolen und Kampfmesser zogen. [I]Rote Rüstungen, silberne Verzierungen, Dämonenfratzen[/I].... Word Bearers. Die meisten von ihnen waren übel zugerichtet und schienen während des vorangegangenen, stundenlangen Gefechts bereits mehrfach verwundet worden zu sein, wie unzählige notdürftige Verbände und der Zustand ihrer Rüstungen verriet. Unter gewöhnlichen Umständen gefährliche Gegner, doch derart geschwächt nun klar unterlegen. Neben Torben ertönte ein Fauchen, und drei der Abtrünnigen gingen in Flammen auf. Offensichtlich hatte Bruder Lothar seinen Bolter gegen einen Flammenwerfer eingetauscht. Das hielt die Getroffenen indes nicht davon ab, sich, wenngleich lichterloh brennend, auf die Black Templars zu stürzen. Ein erbarmungsloses Hauen und Stechen entbrannte. Torben sprang an Gunthers Seite, der verbissen die Hiebe eines der Renegaten parierte. Er sah eine Lücke zwischen Helm und Brustpanzer und stieß zu - doch der Riese war viel zu schnell für ihn und riss Torben mit einem fürchterlichen Tritt von den Füßen, noch ehe er den Stoß mit seinem Kurzschwert ausführen konnte. Es war Irian, der sie rettete, als er den Word Bearer aus nächster Nähe mit einer Salve seiner Boltpistole zum taumeln brachte, ehe Gunther sein Kampfmesser in eine der Augenlinsen rammte. "Gut gemacht!" Torben blieb keine Zeit, sich über das Lob zu freuen, von wem auch immer es kam. Er rappelte sich auf und eilte an Kunos Seite. Sein Mentor focht gerade mit einer lebendigen Fackel - einer der Abtrünnigen, der durch Lothar getroffen worden war, schlug wie rasend auf den Black Templar ein. Schemenhaft sah Torben eine Gestalt in weißer Robe zu Füßen des brennenden Word Bearers. [I]Ettel? Beim Imperator...[/I] Torben visierte und zog den Abzug seiner Boltpistole durch. Der Verräter ging, noch immer in Raserei, brüllend zu Boden. Offensichtlich bot das von brennendem Prometheum versengte Ceramit keinen Schutz mehr. Kuno spaltete den Schädel des Abtrünnigen mit einem Hieb seines Kettenschwerts und eilte an Johanns Seite, der mit Energieaxt und Schwert wild um sich schlug und gleich vier Gegner beschäftigte, aber schon aus zahlreichen Rissen in seiner Servorrüstung blutete. "Der gehört mir." Einer der Renegaten, offensichtlich der Anführer, näherte sich dem schwer verwundeten Paladin und aktivierte mit einem knistern seine klauenbewehrte Energiefaust. Johanns Widersacher hielten inne und traten zurück, den Paladin jedoch nicht aus den Augen lassend. "Ich schlage vor, ihr nehmt mit mir Vorlieb, Verräter." Torbens Herz machte einen Satz, als er Dietmars ruhige Stimme erkannte. Wie aus dem Nichts aufgetaucht, stand der neu gekürte Champion des Imperators am Rand des Kraters. Der Word Bearer wandte sich um. Fast schien es, als zögere er. Dann jedoch nickte er. Sein durch die Einflüsse des Chaos verunstaltetes Gesicht glich mehr der Fratze eines Dämonen als dem Antlitz eines Menschen. Für einen Moment kam das Gefecht zum erliegen und alle wandten sich den beiden Duellanten zu. Erst jetzt fiel Torben auf, wie still es geworden war. Die Schlacht war offensichtlich bereits vorbei. Lediglich das Knistern der Flammen, die an den Leibern der in Brand gesetzten und mittlerweile getöteten Verräter leckten, war zu vernehmen. Dietmar lief auf seinen Gegner zu. Als dieser seine Pistole hob, eine Plasmawaffe, glitt er blitzschnell zur Seite, und der Schuss ging ins Leere. Der Word Bearer hob seine Energiefaust zum Schlag, aber er war zu langsam. Die letzten Meter überbrückte Dietmar rennend, dann sprang er und stieß im selben Moment mit seinem Schwert zu. Der ungleiche Kampf war vorbei, bevor Dietmars gepanzerte Stiefel wieder den Boden berührten. "Tötet sie!" "Siehst du, ich hab's dir doch gleich gesagt." Irian machte sich gar nicht erst die Mühe, den Triumph in seiner Stimme zu unterdrücken, während er sein blutbesudeltes Kampfmesser säuberte. Er war regelrecht euphorisch. Nicht nur, dass er seinen Kampf bekommen hatte. Nein, zudem hatten sie nicht einen Gefallenen zu beklagen, während der Feind erhebliche Verluste erlitten und sich zurück gezogen hatte. Selbst Ettel und Johann, die beide mehr oder weniger schwer verwundet worden waren, würden durchkommen und in den kommenden Tagen wieder einsatzfähig sein. Torben nickte und lächelte schwach. "Ja. Das hast du." Eigentlich hatte Irian das nicht sondern laut gejammert, aber Torben verspürte gerade wenig Lust, sich auf eine Diskussion mit seinem hitzköpfigen Bruder einzulassen. Dieser grinste, sichtlich zufrieden, und eilte in Richtung der anderen, die damit beschäftigt waren, einen Scheiterhaufen für die gefallenen Renegaten aufzurichten. Torbens Blick fiel auf einen der Abtrünnigen, der etwas abseits außerhalb des Kraters lag. Einer Eingebung folgend trat er auf den Gefallenen zu. Dessen Brustpanzer war aufgeplatzt wie eine überreife Frucht, und der linke Arm war nicht mehr als ein Fetzen Fleisch. Doch der Mann schien trotz seiner scheußlichen Wunden noch zu leben. "Komm her, Junge." Torben blinzelte ungläubig. "Nun mach schon... ich... kann dir nichts mehr tun." Zögernd trat Torben langsam an die Seite des Sterbenden und musterte den Verräter misstrauisch. "Hilf... hilf mir, den Helm abzunehmen, Junge." "Ich bin kein Junge," raunte Torben und ging in die Hocke. Beiläufig registrierte er, dass der Verräter eine recht moderne Rüstung vom Typ MK7 trug, wenn auch durch die Zeichen des Chaos entstellt. Mit ein paar geübten, schnellen Griffen hatte er den Helm aus der Halterung gelockert und zog ihn ab. Scharf sog er die Luft ein und trat zurück. Das Gesicht des Mannes war... menschlich. Ihm fehlten jegliche Anzeichen dämonischen Befalls. Eingerahmt von schulterlangen, pechschwarzen Haaren war es beinahe schön, wenn man von der unnatürlichen Blässe absah, die davon kündete, dass die beiden Herzen des abtrünnigen Astartes nur noch schwach schlugen. Der Mann schien seine Gedanken zu erraten und lachte spöttisch. "Was hast du denn erwartet?" Ächzend versuchte er, sich aufzurichten, sank dann aber wieder zurück. "Hörner, Fangzähne, Pestbeulen?" "Ihr dient erst seit kurzem der Gegenseite." "Ach, ist das so..." Der Mann röchelte und tastete über die Kraterlandschaft, die einmal sein Brustkorb gewesen war, als wolle er sich vergewissern, dass es wirklich so schlecht um ihn bestellt war. "Länger jedenfalls als du dem Imperator folgst, Junge." Torben vermied es, dem Renegaten in die Augen zu blicken. Er war wie gelähmt. "Gib mir etwas Wasser." "Wa... warum sollte ich das tun..." "Warum nicht. Selbst ein Black Templar kennt so etwas wie Anstand." "Was wisst Ihr schon von Anstand", murmelte Torben und griff an seinen Gürtel. [I]Thron von Terra, was mache ich hier.[/I].. "Es gab eine Zeit, da ich recht viel darauf gegeben hab und der Meinung war, viel darüber zu wissen. Irgendwann allerdings... sieht man die Dinge etwas anders, wenn man erst einmal... festgestellt hat, was des Imperators Weg bedeutet." Torben schwieg und öffnete seine Feldflasche. Vorsichtig träufelte er ein paar Tropfen auf die Lippen des Mannes. "Ahh... ich habe fast vergessen, wie gut gewöhnliches Wasser schmeckt." Der Mann ließ den Kopf wieder sinken. "Danke." [I]Stirb endlich. [/I] "Du bist anders als die meisten von uns. .... Von euch." Nun erwiderte Torben doch den Blick des anderen. Er war nicht einmal sonderlich überrascht, als er so etwas wie Mitleid in den blassen Augen erkannte. "Dir wird es wie mir gehen. Irgendwann werden auch dir Zweifel kommen." "Niemals." "Ach nein? Warum sehe ich dann gerade welche in deinen Augen?" "Lasst ihn zufrieden." Torben fuhr erschrocken herum. Dietmar war neben ihn getreten, ohne dass er es bemerkt hatte. "Ihr verschwendet eure letzten Worte, Ketzer." Der sterbende Renegat lächelte, ohne den Champion des Imperators anzusehen. "Wenn es so weit ist, denk an meine Worte, Kleiner. Und nun bring es zu Ende. So gerne ich unsere Unterhaltung fortführen würde, aber ich bin es leid, dabei vor mich hinzusiechen. Und ich schätze, die Chancen, dass sich einer eurer Apothecarii meiner annimmt, stehen eher schlecht. Also gewähre mir die Gnade deines Imperators." Torben runzelte die Stirn. Es kam ihm wie Frevel vor, solch einer Aufforderung Folge zu leisten. Sein neuer Mentor Kuno würde sicherlich dafür plädieren, den Mann bei noch lebendigem Leib auf dem Scheiterhaufen neben seinen toten Kameraden zu verbrennen. Durch die Qual des Flammentodes, so eine im Imperium und auch in Torbens Orden weit verbreitete Ansicht, würde eine vom Chaos verdorbene Seele gereinigt werden. "Tu es," meinte Dietmar neben ihm leise. "Auch einem Feind wie diesem darf man Gnade gewähren." Der Renegat sah überrascht zur Seite und musterte Dietmar. Dieser entgegnete seinen Blick kühl, ohne jegliche Regung. Torben ergriff sein Kampfmesser. "Seid ihr bereit?" fragte er, betont förmlich. Der Renegat sah noch immer zu Dietmar. Es dauerte einen Moment, bis er seinen Blick wieder Torben zuwandte, tief durchatmete und nickte. Torben schlug hart zu. [/SPOILER] [/QUOTE]
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