HINTERGRUND
„Wasser, wo gab es Wasser?“
Langsam schwanden die Kräfte. Der trockene Hals kratzte und die Augen tränten. Aber das schlimmste war dieser Sand. Er war überall, im Mund, in den Ohren, zwischen den Zähnen und sogar an den Stellen die selbst Goblins nicht immer gerne zeigen.
Seit Tagen liefen sie nun durch die Steppe. Seit dem Tag an dem sie rebelliert hatten, an dem sie den Orks so richtig in den Hintern getreten hatten, liefen sie in immer in dieselbe Richtung. Irgendwann mussten sie doch auf Wasser treffen.
Alles begann vor 3 Monden, als die Horde mächtig eins auf die grüne Nase bekam. Die imperialen Kanonen hatten das gesamte Kriegsgerät zerlegt und viele Grünhäute dahingerafft. Diese Menschanz waren ganz schön gemein gewesen.
Ein Teil der Horde konnte fliehen, doch die meisten von Blitzaks Freunden waren auf dem Schlachtfeld geblieben. Nicht freiwillig versteht sich. Das passiert bei Goblins selten.
Mitten in seinen traurigen Erinnerungen krachte es, und Blitzak sauste durch die Luft. Ein großer grüner Orkfuß hatte ihn einige Meter weit, bis zum nächsten Baum, befördert. Und da platzte Blitzak der Kragen. Mit den restlichen Nachtgoblins erledigten sie ihre Peiniger. Und während das Blut ihrer Freunde noch nicht an den imperialen Schwertern getrocknet war, wurde das Banner der Rebellion gehisst. Unter diesem Banner, begleitet von lauten Goblingewinsel würden sie siegreich sein!
Laangsam krochen sie weiter und weiter. Der Sand knirschte und langsam sank die Moral dem Nullpunkt entgegen. Siegreich, welch schönes Wort. Bislang hatten sie nur eine kleine Gruppe Musketenschützen vermöbelt. Ehrlich gesagt waren es nur vier. Zumindest die Musketen hatten diese hinterlassen, das muss ausprobiert werden. An zweien haben wir schon rumgewerk-, ähhm wir haben sie verbessert. Mal sehen ob sie treffen, viel Krach machen sie auf jeden Fall.
Plötzlich war er wieder hell wach. Ein Donnern kam aus nördlicher Richtung. Nein, ein Trommeln war es. Und was war das für ein komisches Gewinsel?
Der Lärm kam näher und näher. Nun konnte man erkennen das es Goblingewinsel war, und ein ziemlich betrunkenes dazu. Hinter dem nächsten Hügel erschien ein Goblinkopf, dann der nächste und schließlich stand eine Gruppe völlig betrunkener Goblins vor den Läufen von vier, wenn auch etwas misshandelten Musketen und einer Menge Bögen.
Die Goblins stutzten und hielten an. Sie schienen etwas zu tragen. Dieses Etwas fing an sich zu bewegen und hob den Kopf. „Wwwwer ssssseid ihr?“ fragte das bläulich-grüne Etwas und klappte wieder in sich zusammen. Der nüchternste der Goblins, er konnte sich noch irgendwie auf den Beinen halten und lallend sprechen, klärte die Situation auf.
„Wir hatten zwei kleine Zusammenstöße mit Chaoten und Zwergen.“ Stolz hob er die erbeutete Waffe. „Und die Zwerge hatten Wasser“
Ein lautes *Hicks* und die über der gesamte Gruppe schwebende Bierfahne, ließen den Gedanken aufkommen, dass es möglicherweise kein Wasser war.
Nach dem Blitzak herausgefunden hatte, dass das Etwas der Anführer war und dass die Goblins sich auf eigene Faust durch die Geschichte prügelten, wurden sie kurzerhand der Armee angeschlossen und die gesamte Gruppe zog, laute Lieder gröllend weiter.
„Grün…...“ Der erste Gedanke des Morgens. „Aua!!!“ Da war ihm auch schon der zweite gefolgt. Langsam versuchte Blitzak seinen Kopf zu bewegen. Der dritte Gedanke schoss durch diesen: „Falsche Entscheidung!“ Der Schädel brummte. Dessen Hemisphären schienen sich in zwei verschiedene Richtungen zu bewegen. Eine Armee aus Tausenden von Snotlings versuchte in seinem räumlich begrenzten Denkstübchen eine wilde Party zu feiern. Ganz langsam legte Blitzak den Kopf nieder und versuchte sich an die gestrigen Geschehnisse zu erinnern. Bruchstückchenweise kamen die Erinnerungen wieder. „Hatten sie ES zu zweit oder zu dritt erledigt?“ „Aua! Bloß nicht zu viel denken.“ Der dröhnende Schädel war eindeutig gegen jegliches Gedankengut. Ganz langsam vervollständigte sich das Bild. „Wir haben es doch tatsächlich zu zweit leer gemacht. Das ganze Fass <Bugmans XXX>.“ „Und dann….“ „War da nicht was mit dem Tisch?“ Bugmans XXX hat eine gute Eigenschaft. Manche Dinge bleiben dank ihm für Immer im Verborgenen, in dem verwinkelten Labyrinth eines verrückten Goblingehirns.
Draußen war es auffällig still. Nur manchmal hörte man ein leises Stöhnen aus irgendeiner Ecke. Mit dem verzweifelten Versuch den Kopf zwischen seinen grünen Händen zusammenzupressen, und ihn damit vor dem Zerbersten zu bewahren, zwang sich Blitzak zum Aufstehen. Er war immer noch der Anführer dieser… Seinem Blick eröffnete sich ein grüner Alptraum. Alles was groß genug war einen Humpen <Bugmans XXX> zu heben, lag auf dem Boden, den Tischen, einfach überall. Einer schaffte es sogar auf einem Baum einzuschlafen, in einer neuen Variante stabiler Instabilität. Anscheinend schien Mork, oder doch Gork ihm wohl gesonnen, denn bislang hatte ein Sturz seinen Schlaf nicht unterbrochen.
Aufgrund all dieses Elends entschied Blitzak sich wieder in seiner Hütte zu verkriechen. Immer noch den Kopf fest umklammernd, langsam um nicht zu viele Snotlings in seinem Kopf zu erwecken, schlich er sich zurück zu seiner Ruhestätte. Deckte sich mit einem Fell zu, und erlaubte seinem Gehirn einen letzten Gedanken – „Morgen, ist auch noch ein Tag.“
„Dark Angels Green!“ Dem ersten Gedanken nach versprach der Tag düster und unangenehm zu werden. Die Schmerzen nach dem Gelage waren einem dumpfen, seit mittlerweile zwei Tagen anhaltenden Druck gewichen, der sich wie ein Nachgeschmack eines Streitwagenaufpralls anfühlte. Um den Frust und die miese Laune abzubauen versuchte sich Blitzak im Bierdosen-Weittreten. Sein einziges Problem lag darin, dass die Dosen noch nicht erfunden waren und Bier immer noch in Fässern transportiert wurde.
Den Schmerz im rechten, großen Zeh trotzig ignorierend humpelte Blitzak zum Ausgang seiner Hütte.
Es regnete. Dicke Wassertropfen sammelten sich irgendwo, in für einen Goblin unerreichbaren Höhen, um mit einer großen Geschwindigkeit auf die ungeschützten, grünen Köpfe zu prasseln. Die Stimmung im Lager war mies. Einen Riesenpilz als Regenschutz über den Kopf haltend, lief Blitzak zur Schamanenbleibe. Die an vielen Ecken und Enden notdürftig zusammengeflickte und angebrannte Hütte zeugte nicht gerade von den außerordentlichen, magischen Fähigkeiten seines Besitzers.
Blitzak trat ein. Ein schöpferisches Chaos umringte ihn sofort von allen Seiten. Mit Kerzen versehene Schädel, Amulette und Metallfiguren lagen hier kreuz und quer neben diffus im Raum verteilten Pilzen, Kräutern und Knochen. Eine Hasenpfote durchquerte den Raum und verfehlte Blitzaks Kopf nur knapp. Ein lautes Fluchen aus einer Ecke verriet dem Goblin den Aufenthaltsort ihres ehmaligen Besitzers, dem sie anscheinend kein Glück gebracht hatte.
Mit der Ecke aus der das Fluchen drang redend, erklärte Blitzak seinen Besuchsgrund. Der Stamm brauchte gutes Wetter. Zu lange hatte es geregnet. Seinen Kopf reibend kroch Miscastnik unter dem gerade zusammengebrochenen regalähnlichen Gebilde hervor und nickte.
Einige Minuten später war alles vorbereitet. Auf einem Baumstumpf wurden die Utensilien verteilt, die Horde ging in sicherer Entfernung in Deckung und Miscastnik begann seinen Tanz. Blitzaks Bauch rebellierte. Zu frisch war die Erinnerung an den letzten Zauberpatzer. Doch diesmal schien alles glatt zu laufen. Der Himmel lichtete sich. Langsam aber sicher zogen sich die Regenwolken zu einem immer kleiner werdenden Wölkchen zusammen. Die Sonne kam zum Vorschein.
Doch dann. Ein falscher Schritt. Ein Stolperer. Ein grüner Strahl.
Die vom Strahl getroffene kleine Wolke zuckte zusammen, wartete ein paar Sekunden, und entlud ihren gesamten gespeicherten Wasservorrat auf den gestürzten Schamanen. Miscastnik schüttelte sich. Deutlich genervt rappelte er sich auf und stampfte zum Dorf zurück.
Die Wolke folgte ihm auf Schritt und Tritt. Dabei vergaß sie nicht ihn zu begießen, wahrscheinlich die Hoffnung nicht aufgebend, dass alles Grüne mit Wasser und Liebe irgendwann wachsen würde. Der mittlerweile ziemlich nasse Unglückliche versuchte ein paar Finten, die ihm in der heutigen Zeit und mit einem Ball am Fuß sicherlich den Ruf eines Großen eingebracht hätten, doch die Wolke ließ sich nicht abschütteln. Endlich im Dorf angekommen täuschte Miscastnik links an und zog zielsicher nach rechts um dann in seiner Hütte zu verschwinden.
Die Wolke schien verdutzt. Sie machte einen Kreis um die Behausung. Dann noch einen. Am Ende des dritten entdeckte sie den Eingang und ging in einen Sturzflug über. Kurz über dem Boden schaffte die Wolke noch die Wende und schwebte elegant, wie ein lang erwarteter Ehrengast durch den Eingang herein.
Fluchend und vollkommen durchnässt stampfte Miskastnik wieder heraus. Es war eindeutig nicht sein Tag. Wild gestikulierend, Formeln brabbelnd und immer noch von der Wolke begleitet stampfte er in Richtung Wald.
Über der Heimstätte des Stammes ging die Sonne auf. Der Tag war gerettet.
