Da liegst Du richtig. Lautverschiebungen finden statt, wenn die phonetischen Lautfolgen schwerer als alternative Varianten zu realisieren sind. Und das schlägt sich dann auch in der Schreibweise nieder. Abgesehen davon ist "anti" eine ältere lateinische Form von "ante", die niemals ganz ausgestorben ist.Weil wir uns nun tiefer in etymologische Belange hineinbewegt haben: weiß eigentlich irgendwer, warum das Präfix "ante" in manchen Fremdwörtern semantisch irreführend zum "anti" verkommen ist? "Antizipation" ist die Vorwegnahme von etwas und nicht etwa ein Widerstand oder eine abwehrende Haltung, die ein "anti" bedingte. Ähnlich verhält es sich mit dem "antichambrieren": es meint lose übersetzt, dass jemand katzbuckelt, scharwenzelt, oder - mit Donald Duck gesprochen - sich anwanzt; es kommt aus dem französischen Diplomatensprech, da solche Anbiederungen oftmals im Vorzimmer stattfanden, "anti" erheischt hier nicht einmal im Ansatz Sinn. Oder ganz bodenständig: "Antipasto" beschreibt eine Vorspeise und nicht etwa eine Gegenmahlzeit, um den Hunger noch anzuregen.
Ich vermutete einfach, dass es sich reine Bequemlichkeit handelte, es muss aber erstaunen, dass Begriffe wie "Antezedens", "Antependium" oder "anterior" das richtige Präfix tragen. Schon denkwürdig, dass die Herrschaften sich mit solchen ernsthaften Problemen nicht befassen, wohl aber Vernakular-Vulgarismen der Art "Orthografie" wie eine stolze Primigravida durchgehen lassen. Es ist eine Schande.
Ein ähnliches Beispiel ist z.B. das Präfix "im-" als Variante zu "in-". So wurde aus der "Inpotenz" der Sprecher, die Laute problemlos zu artikulieren, die Impotenz.