5 Jahre Knast, dann Urlaub - Eure Meinung

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Rene von Carstein

Tabletop-Fanatiker
01. März 2002
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Wieder mal ist es Zeit für die "Diskussion zum Thema des Tages"...Schwerverbrecher sollen möglicherweise nach 5 Jahren das erste Mal "Urlaub" kriegen. Bisher ging das erst nach 10 Jahren und natürlich dürfte klar sein, dass es hier nicht um den Bengel geht, der ner Oma die Handtasche geklaut hat.
Abgesehen davon, dass ich hoffe, dies soll nicht automatisch alle Gruppen incl. Vergewaltiger und Kinderschänder einschließen, weiß ich nicht, ob ich Mörder und Schläger schon früher als unbedingt notwendig wieder in einer (wenn auch befristeten) Freiheit sehen möchte. Und dass sie vielleicht sogar "auf Vertrauensbasis" unbeaufsichtigt bleiben sollen in diesem Freigang, ging oft genug schon daneben.

Soziale Integration schön und gut, aber was soll dann eigentlich "die Strafe" sein? Und warum geht es wieder mal um die Rechte der Verbrecher und nicht um die Rechte der Opfer, die oft ihr Leben lang zu leiden haben (also wirklich "lebenslänglich" bestraft sind).

Ich bin mir sicher, dass es hier auch wieder mal geteilte Meinungen gibt, diese sollen aber trotzdem sachlich bleiben und nicht wieder unter die Gürtellinie zielen. Damit sei die Diskussion eröffnet.

P.S.: Ich bin weiterhin für die 10 Jahre...und nicht ohne Aufsicht...Vertrauen ist gut, potentielle Opfer schützen besser.
 
Ich würde sagen, das ganze "Thema" an sich ist eigentlich schon eine Frechheit...

Ich meine, es gab eine Zeit da bekamen Sträflinge eine Eisenkugel an den Knöchel gekettet und
haben den Tag über mit dem Hammer im Steinbruch zugebracht, oder als Erntehelfer...das ist heute ja aber nicht mehr so.
Mein Vater ist seit vierzig Jahren im Straßenbau tätig; wenn er sich Urlaub nimmt ist das mehr als verdient.
Die Jungs im Knast müßen nicht mehr Steine klopfen und haben auch keine Kette mehr am Fuß,
im Gegenteil, sie haben drei Mahlzeiten täglich, Kost und Logis frei, Fernseher, möbliertes Zimmer...

Was sind denn das für Schreibtischtäter, die so etwas anleiern...? Auf was für einer Grundlage...?
Womit "verdienen" sich diese Individuen denn das Recht, Urlaub haben/antreten zu dürfen...?

Weil diese unglaublich schwere körperliche Arbeit, der enorme emotionale Stress, die Jungs so fertig macht...?
Ein Bekannter von mir ist - aber wegen einer Bagatellsache - freiwillig in den Knast gegangen,
gerade wegen der oben beschriebenen Vorzüge. Ihre Opfer tragen die Unterbringungskosten noch mit,
und Urlaub gibts auch noch...?

Wenn sie ihre Strafe abgesesen haben, können sie Urlaub machen soviel wie sie wollen.
 
Ich bin mir sicher, dass es hier auch wieder mal geteilte Meinungen gibt, diese sollen aber trotzdem sachlich bleiben und nicht wieder unter die Gürtellinie zielen. Damit sei die Diskussion eröffnet.
Das hast Du im Eingangspost ja schon ganz wunderbar geschafft.

Ich meine, es gab eine Zeit da bekamen Sträflinge eine Eisenkugel an den Knöchel gekettet und
haben den Tag über mit dem Hammer im Steinbruch zugebracht, oder als Erntehelfer...das ist heute ja aber nicht mehr so.
Mein Vater ist seit vierzig Jahren im Straßenbau tätig; wenn er sich Urlaub nimmt ist das mehr als verdient.
Die Jungs im Knast müßen nicht mehr Steine klopfen und haben auch keine Kette mehr am Fuß,
im Gegenteil, sie haben drei Mahlzeiten täglich, Kost und Logis frei, Fernseher, möbliertes Zimmer...
Jo. Schwanz ab und dann an die Wand stellen!

Was sind denn das für Schreibtischtäter, die so etwas anleiern...? Auf was für einer Grundlage...?
Womit "verdienen" sich diese Individuen denn das Recht, Urlaub haben/antreten zu dürfen...?
Hm, keine Ahnung, weil es menschliche Wesen sind?
 
Jo. Schwanz ab und dann an die Wand stellen!

Ich bitte drum, dann merken diese dreckigen Kriminellen mal, wie es sich als Opfer anfühlt. Und komm mir bitte nicht mit "Die tun sowas weil sie aus sooo bösen Verhältnissen kommen", jeder hat sein eigenes Brot zu tragen.
Hm, keine Ahnung, weil es menschliche Wesen sind?

Und deren Opfer nicht ? Rücksichtslos seine eigenen Ziele zu verfolgen, indem man Raube / Morde / Schändungen begeht und dafür eine Belohnung kassieren ?
Folterbank, Streckbank, Hände ab, mir gleichgültig, solange sie ihr ganzes Leben daran erinnert werden, was sie nie wieder tun sollten.
 
Oje ein wirklich heikles Thema.
Urlaub vom Knast ist so eine Sache. Wirklich dafür bin ich nicht, allein weil damit so oder so immer Risiken verbunden sind.

Was die Bestrafung selber angeht, reicht einen Menschen einsperren vollkommen. Verbrechen gegen die Menschlichkeit sollte man nicht mit dem gleichen Feuer bekämpfen. Jemand der Genugtuung empfindet weil sein Peiniger selbst leidet, ist kaum besser. Damit gibt man sich auf fast dieselbe Stufe.
Vielen Opfern reicht es, dass die Täter im Höchstmaß verurteilt werden. Denen reicht die Tatsache selbst, dass andere uneingeschränkt die Schuld sehen. Diese "Befriedigung" finde ich legitim, aber nichts was darüber hinausgeht. Und einen Menschen für eine lange Zeit jegliche Möglichkeit der Selbstbestimmung zu nehmen ist verdammt hart und mehr als Strafe genug.
Diese Zeit kann einem niemand wiedergeben und so werden sie auch stets daran erinnert.
Dass man den Menschen soziale Integration wiedergeben möchte, kann ich pauschal weder gut noch schlecht finden. Da man sich hier in Verallgemeinerungen verläuft und es Verbrecher gibt, die so etwas verdient haben, wie auch abgrundtief böse/verkorkste Menschen die sich nie wieder frei fühlen dürfen.
Ich fände es also nicht gut, wenn JEDER nach 5 Jahren mal raus darf. Gut wäre es einzeln zu entscheiden, aber das dürfte der sowieso zeitlich überforderten Justiz zu viel sein..
 
Die ersten Beiträge, aber ganz besonders der von Asaku.phil, lassen mich eigentlich dafür stimmen, dass das hier gleich zugemacht wird...:huh:

Also, da eine Gefängnisstrafe neben dem Schutz der Gesellschaft nunmal auch die Resozialisierung des Sträflings vorsieht, bin ich einem Freigang nach 5 Jahren grundsätzlich nicht abgeneigt. Ich könnte mir aber auch sowas wie ein gestaffeltes System nach länge der Haftstrafe vorstellen. Wer 9,5 Jahre einsitzt und nach 10 Jahren Freigang bekommt, hat da nunmal wenig von.

Diese ersten Freigänge sollten aber doch vielleicht eher betreut werden und in Gruppen stattfinden. Vorzugsweise, um bestimmte Einrichtungen zu besuchen und Kontakte zu Resozialisierungshilfen aufzubauen. Das fände ich sehr sinnvoll.
 
Die ersten Beiträge, aber ganz besonders der von Asaku.phil, lassen mich eigentlich dafür stimmen, dass das hier gleich zugemacht wird...:huh:

Meine Meinung!

Diese ersten Freigänge sollten aber doch vielleicht eher betreut werden und in Gruppen stattfinden. Vorzugsweise, um bestimmte Einrichtungen zu besuchen und Kontakte zu Resozialisierungshilfen aufzubauen. Das fände ich sehr sinnvoll.

Sehe ich genau so. Es soll ja dennoch klar sein dass er eigentlich ein Gefangener ist. Außerdem muss natürlich die Sicherheit anderer Personen zu jeder Zeit gewährleistet sein.

Ich selbst bin auch nicht ganz abgeneigt. Es muss jedoch differnziert werden. In einigen, sehr schlimmen Fällen, sollte es weiterhin möglich sein den ersten "Urlaub" weiter in die Zukunft zu verlegen. Ansonsten gibt es dazu von meiner Seite aus nichts mehr zu sagen.
 
Es gab mal eine Zeit, da haben die Politik-Debatten in der GWFW wirklich Spaß gemacht, weil sie sehr differenziert geführt wurden - die sind offenbar vorbei. Warum in aller Welt wird hier schon wieder über Kinderschänder diskutiert? Als ob die Gefängnisse förmlich vor denen überquellen würden.

Ich finde den Ansatz per se nicht uninteressant. Leider habe ich jedoch spontan kaum aufschlussreiche Informationen dazu gefunden, da sich im Web offenbar mal wieder alle mit Empörung überschlagen. Interessant wäre, für welche Personengruppen das gelten soll, was genau man sich dabei gedacht hat, wie dieser Urlaub eigentlich aussehen soll und vielleicht auch mal ein, zwei aussagekräftige Statistiken. Ohne diese Informationen kommt hier nix weiter rum als stumpfe Polemik.
 
Soziale Integration schön und gut, aber was soll dann eigentlich "die Strafe" sein? Und warum geht es wieder mal um die Rechte der Verbrecher und nicht um die Rechte der Opfer, die oft ihr Leben lang zu leiden haben (also wirklich "lebenslänglich" bestraft sind).

Was glaubst du eigentlich worum es bei einer Gefängnisstrafe geht?
Täter und Gesellschaft vor einander schützen und wenn möglich den Täter sozialisieren, um ein "Leben danach" zu ermöglichen.
Allein schon die Frage nach der "Strafe" zu stellen, impliziert kindische Vendettafantasien.
Es schon mal mit einer Psychoanalyse versucht?

In ehrlicher Verachtung - Dardinos
 
Schwieriges Thema

Meiner Meinung nach muss da sehr differenziert hingesehen werden. Ich befürworte einen solchen Urlaub im allgemeinen Sinne nicht. Man hat schon oft genug erlebt das Psychoanalysen falsch wahren (s.h. z.B. auch den jüngsten Fall http://www.welt.de/newsticker/dpa_n...106157764/Hilferufe-verhallten-ungehoert.html auch wenn das sicher in diesem Fall nicht als einziger Grund gesehen werden kann). Und da liegt meiner Meinung nach ein viel wichtigerer Punkt der angegangen werden müsste, bessere Schulungen und Ausbildung von Polizeibeamten und genauere Untersuchungen der Verbrecher durch Psychologen.

Bevor man über Urlaub für Schwerverbrecher redet sollte man Lücken im System beheben. Und dann muss bei so einem Vorhaben eine sehr differenzierte einzelbeurteilung der Insassen stattfinden, die Zugriff auf diese Begünstigung haben sollen. Das ist der zweite Knackpunkt, da dies meiner Meinung nach einfach nicht gut genug umgesetzt werden wird, sollte es lieber gleich gelassen werden. Der Aufwand hinter einem solchen Untersuchungsausschuss für Einzelermittlung wird wohl kaum tragbar sein.

Und zum Punkt der Frage der Strafe.
Ich kenne genug Leute die nach härteren Strafen für viele Verbrechen schreien und ich kenne auch genug Leute die die Todesstrafe gutheißen (ich lehne diese ab!). Doch kommt mir halt auch manchmal die Frage nach der Angemessenheit von bestrafungen wenn ich mal beim durchzapen im TV die Gefängniszelle bei einer der Kabeleins"dokus" sehe und dort der Flat neben dem Lapi steht und gleich nebenan der Freizeitraum mit Kicker steht. klar sind das extremfälle aber das darf es meiner Meinung nach nicht geben. Ein Freizeitraum mit Fernsehgeräten und Computern wo die Häftlinge ihre Freizeit nutzen ok aber müssen die wirklich jeder sowas haben. Ich denke damit lenken sich halt viele in der Zelle ab und denken nur noch bedingt über ihre Tat nach.

zur verdeutlichung mal zwei Beispiele:
1:http://sonntags.zdf.de/ZDFde/s_img/115/0,6992,7009267-render-A6-,00.jpg
2:http://www.op-online.de/bilder/2009/05/29/325062/1836965710-gefaengnis-zelle-gefaengniszelle.9.jpg

Zelle eins mit Fernsehr und Häftling am Schreibtisch die Zwei völlig nackt.

So nun die Frage: Was befürwortet man? Meiner Meinung nach ist die 2 zu befürworten eine Zelle mit dem zum Leben nötigsten. Die in ihr zu verbringende Zeit kann der Insasse nur zum schlafen, essen und NACHDENKEN BER SEINE TAT nutzen. In der Zeit wo er Freigang auf dem Hof oder ähnlichem hat kann er soziale Interaktionen durchführen. Um dem trist dieser Zelle zu entkommen könnte man dann weiterhin Angebode wie Gruppentherapie, Antiagressionstraining usw. anbieten wo eine soziale Eingliederung in die Gesellschaft vorbereitet wird. So sollte meiner Meinung nach ein Gefängnis immer Funktionieren.

mehr fällt mir grad nicht ein

mfg Gobo939
 
Ich glaube manche haben allein schon ein falsches Bild der Haftbedingungen. Wenn ich das richtig verstehe, hat nicht jeder automatisch einen Fernseher und ähnliches auf der Zelle, die Privilegien hängen von der Art und Schwere der Straftat ab und können auch hinzu verdient werden (durch gute Führung oder Arbeit in den Werkstätten der JVA).
 
Die in ihr zu verbringende Zeit kann der Insasse nur zum schlafen, essen und NACHDENKEN BER SEINE TAT nutzen.

Es ist eine grundsätzliche Frage, was man eigentlich von einer Gefängnishaft erwartet. Wofür soll sie eigentlich gut sein? Dient sie einem Reueprozess? Der Resozialisierung? Der Sühne? Kann oder darf "Vergeltung" mit rein spielen? Ist eine Haft einfach nur da um den Täter von der Gesellschaft fern zu halten?

Denn, seien wir ehrlich - selbst wenn jemand nicht der schnellste im Kopf ist - zu welchen Erkenntnissen soll man denn gelangen, wenn man 5 Jahre lang die Wand anstarrt? Ich gehe nicht davon aus, dass eine einzelne der oben gestellten Fragen die richtige Antwort beinhaltet. Der Zweck einer Gefängnishaft liegt in einem Mix aus diesen Faktoren. Sollte sich in einem Modellversuch jedoch stichhaltig nachweisen lassen, dass ein wie auch immer gearteter Urlaub nach fünf Jahren der Resozialisierung des Täters dient und das Risiko für Folgestraftaten nach der Haftentlassung senkt, wäre es sicherlich zu befürworten. Schließlich sind auch 5 Jahre bereits eine lange Zeit. Denkt doch mal über euer eigenes Leben nach, daran, was in 5 Jahren alles passieren kann. 5 Jahre sind mehr als eine Berufsausbildung oder ein Bachelor-Studium. Innerhalb von 5 Jahren kann man sich verlieben, heiraten, Kinder kriegen und sich wieder scheiden lassen. Nur aus dem Grund, einen Verbrecher unbedingt wegsperren zu wollen, weil es eben ein Verbrecher ist, möchte ich nicht gegen so eine Maßnahme sein. Ich bin aber auch nicht pauschal dafür, da auch das Risiko besteht, dass Täter bereits in ihrem Urlaub rückfällig werden, oder der Resozialisierungsprozess zu früh unterbrochen wird.
 
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