40k Abyss`thandor

Ui, danke.
Hätte gedacht, dass man etwas Kenntnisse braucht, um die Geschichten zu verstehen. Meine Freundin hat nur Bahnhof verstanden, aber die spielt auch keine Tabletopspiele :lol:
Ich habs zumindest nicht mit dem Gedanken im Hinterkopf geschrieben, dass man alles ohne Vorkenntnisse verstehen soll. Also wenn mal was vorkommt, was sich nicht direkt erschließt, gleich melden.

Das mit dem Herrn Sternenadler werd ich dann mal streichen. Ist ja an sich was gutes, wenn man die Andeutungen auch so verstehen kann. Bin mir da nur nicht immer sicher.
 
und weiter gehts, diesmal mit einer kleinen Rückblende. Die Geschichte gehört eigentlich weiter an den Anfang.

Der Prophet

Zu einer Zeit, in der Abyss'Thandor noch keinen Krieg führte:

Der Runenprophet saß inmitten eines Ovals aus kleinen Obelisken. Die Muster auf der
Oberfläche der schwarzen Steine glosten matt in wechselnden Farben. Er saß schon sehr lange in dieser Position, viele Jahrhunderte. Er war alt, selbst für die Maßstäbe seines Volkes und hier konnte er am besten Konzentration aufnehmen, deshalb verlies er diesen Platz nicht mehr. Sein beinahe kristalliner Körper brauchte schon längst keine Nahrung mehr. Der Kontakt zur Unendlichkeitsmatrix reichte ihm aus. Er wirkte auf die beiden anwesenden Seher wie eine weitere Statue, doch sein Geist war hellwach und studierte die verworrenen Pfade des Schicksals. Er versuchte die Zukunft des Weltenschiffs zu ergründen. Das Überleben seines Volkes stand auf dem Spiel. Und die Dinge, die er sah, würden ermöglichen, zu entscheiden, welcher Weg in den Untergang und welcher zu einem neuem Aufstieg führen würde.
Es war bei weitem nicht das erste Mal, dass er diese Pfade beschritt und seine Erfahrung sagte ihm, welche der unendlichen Möglichkeiten er gar nicht erst zu betrachten brauchte, da sie sich als Sackgassen herausstellen würden. Andere Zukunftsfäden zogen seine Aufmerksamkeit auf sich. Das Erwachen des Avatars hatte das Netz völlig verändert und bot viele neue Handlungsmöglichkeiten für die Eldar von Abyss`Thandor. Doch viele andere Wege, die schon immer dort gewesen waren, waren erloschen und diese Pfade würden für die Eldar für immer versperrt sein.
Einem der neu entstandenen Fäden wandte er sich zu. Er war voll Blut und doch bot er möglicherweise Hoffnung. Mittels eines Gedankens veränderte er die Stellung der Obelisken zu einem Dreieck und manipulierte die Muster auf ihnen, um seinen Überlegungen Ausdruck zu verleihen. Es war die Aufgabe seiner beiden Vertrauten, diese Gesten des Runenpropheten zu deuten und an den Rat der Seher des Weltenschiffs weiterzugeben. Um die Ergebnisse seiner Suche selber mit den anderen Eldar zu diskutieren fehlte ihm die Zeit. Dies taten schon seit jeher von ihm ausgewählte Runenleser und Seher, die im Laufe ihrer Ausbildung immer weiter in der Kunst des Runendeutens eingeführt wurden und letztendlich so gewand darin waren, den Willen ihres Mentors zu interpretieren, dass die nötigsten aller Gesten ausreichten um sich zu verständigen. Dadurch erhielt er wertvolle Zeit um auf den Pfaden des Schicksals zu wandeln.
Marielthan und Lethanan beobachteten ruhig, wie sich die Position der Steine veränderte.
„Er hat sich für einen Pfad entschieden. Siehe: Khailesh, das Zeichen für Blutvergießen.“ Sprach Marielthan, der etwas stürmischere der beiden. Er war einige Jahrhunderte jünger als Lethanan und dessen Unerfahrenheit verleitete ihn oft dazu, das Offensichtliche auszusprechen. Lethanan nickte erst nur kurz, aber schließlich erwiderte er dennoch etwas, um Marielthan nicht zu verärgern. „Recht hast Du. Wir müssen jedoch Geduld haben, bis er uns mehr mitteilt. Wir sollten die Zeit nutzen, seine Runen genauer zu studieren und mehr über die Art des Pfades zu erfahren, dem er sich zugewandt hat.“
Die beide betrachteten wieder die Runen und konzentrierten sich auf die subtilen Bedeutungen, die sich aus der Stellung und Farbe der Reliefs ergaben. Sie weilten schon einige Zeit auf dem Pfad des Sehers und es brauchte trotzdem immer noch seine Zeit, die Gedanken des Runenpropheten zu verstehen. Für den geringen Geist eines Chem-Pan-Sey wäre diese Aufgabe schlicht zu groß.
Die Blöcke bewegten sich ein weiteres Mal und Marielthans Augen weiteten sich vor Neugierde, während Lethanan ruhig abwartete, bis die Steine ihre endgültige Position erreichten. Die Zeichen deuteten auf Krieg hin, Krieg in riesigem Ausmaße. Lethanan las aber auch die Runen für Hilfe und Rettung heraus.
„Wenn wir diesem Pfad folgen, werden wir die Schlachtfelder unseres Volkes betreten. Soviel ist sicher, doch er sagt uns noch mehr. Wir werden den anderen Weltenschiffen Hilfe leisten und diese gar erretten. “ Marielthan nickte zustimmend. Bevor er ausführlich antworten konnte, wechselte die Farbe der Runen zu einem dunklen Blau. Nach einer Zeit der Überlegung, übernahm diesmal der jüngere Runenleser die Interpretation:
„Dieser Weg wird dem Schicksal der Eldar zuträglich sein. Wir werden aus dem Blutvergießen auferstehen und die Tränen Ishas werden neue Hoffnung schenken. Doch das Schicksal hält etwas verborgen, dass es uns noch nicht zeigt.“
Geräuschlos betrat Yel`Khainur, einer der verehrtesten Runenpropheten des Weltenschiffs, den Raum. Die beiden Seher nahmen seine Präsenz sofort war, so überragend war sie.
„Es ist Zeit zu gehen, meine Söhne. Der Rat hat entschieden. Wir werden die Waffen unserer Vorväter aufnehmen und dem Drachen in die Schlacht folgen. Wir werden unserem Volk in seiner Not beistehen. Der Mantel, der uns beschützte, wird fallen. Kommt nun, und erlebt diesen Augenblick mit unseren Brüdern und Schwestern.“
Marielthan und Lethanan waren erschüttert und überwältigt von der Ankündigung und folgten dem erwürdigen Runenpropheten aus der Kammer.
In diesem Moment wandelten sich die Obelisken zu einer letzten Rune: ein unterbrochener Halbkreis in Dunkelrot. Das Zeichen für Vernichtung.
 
Danke danke 😀 Und es geht gleich weiter:

Der Bruderlose

Splitter prasselten auf Lorion herab als sich das Waffenfeuer in die Häuserwände neben ihm fraß. Asterion, sein Bruder, stand neben ihm und beobachtete voller Sorge das rissige Bauwerk der Chem-pan-sey. Sie waren tief in die vorgelagerten Teile der Stadt vorgedrungen, aber der wahre Moloch stand ihnen noch bevor. Die Makropole, die von den Menschen Eskherban genannt wurde, erhob sich vor ihnen steil in den Himmel.
Ein Trupp Banshees rannte an ihnen vorbei, gekonnt von Trümmer zu Trümmer springend, bevor sie sich mit einem alles durchdringenden Schrei auf die Chem-pan-sey stürzten, die sich hinter Trümmern verbarrikadiert hatten, nun aber paralysiert dabei zusahen wie sie abgeschlachtet wurden. Das Gegenfeuer erlosch und die beiden Eldar kamen hinter der Schutzblende ihrer Warpkanonenplattform hervor. Der Straßenzug war rot vom Blut ihrer Gegner. Leichen, abgerissene Körperteile und Wrackteile mischten sich mit den Trümmern. Die Antigravplattform schwebte mühelos über all dem.
Lorion und Asterion erhielten neue Befehle über die Kommunikationskristalle an ihren Gardistenrüstungen. Die beiden waren eingespielt. Lorion richtete die mächtige Kanone aus, während Asterion die Zielvektoren justierte. Sie würden nie mit eigenen Augen sehen, auf was sie überhaupt feuerten, da sich ihr Ziel einige Straßenzüge weiter befand. Asterion aktivierte die Kanone, die einen Strahl durch den Warp, durch alle Hindernisse hindurch, projizierte und an der Zielstelle ein Loch in den Warp riss, das jedes Opfer für immer in die Energiedimension verdammen würde, wenn es nicht direkt von den freigesetzten Energien zerrissen wurde. Die Erfolgsmeldung kam sofort, gefolgt von neuen Vektoren. Wieder ertönte der schrille Schrei der Banshees, der nach der Mythologie den nahen Tod ankündigte. Lorion erschauerte wie jedes mal. An einige Sachen gewöhnte er sich einfach nicht und der Tod hielt für die Eldar noch weit größere Schrecken bereit als das Nichtsein.
Einige Illum Zar Antigravpanzer rauschten vorbei und bezogen in einigen brennenden Ruinen Stellung. Die Flammen konnten ihrer Panzerung nichts anhaben. Lorion hatte keine Zeit darauf zu achten, wieder feuerten die beiden Brüder auf ein unsichtbares Ziel. Dann kam der Befehl zum Vorrücken. Sie hatten sich scheinbar wieder ein Stück weiter in die Stadt des Feindes hineingekämpft. Vom eigentlichen Kampf bekamen sie nicht viel mit. Dieser fand vor ihnen statt und wurde von den Asuryans Jägern unterstützt von anderen Aspektkriegern ausgetragen. Dies hatte auch seinen Sinn. Er war zwar lange Zeit auf dem Pfad der Ausgestoßenen gewandelt und hatte so manches Scharmützel miterlebt, und hatte in seiner Jugend auch im Schrein des Asuryan den Pfad des Kriegers beschritten, doch dies war etwas anderes. Da das Weltenschiff jedem Konflikt ausgewichen war, stellte das Training im Schrein nichts anderes als eine Kombination aus Ertüchtigung des Leibes und Studium der Kriegerphilosophie dar. Er war immer froh, wenn der Befehl zum Rückzug kam und sie wieder zurück an Bord ihres Vampire Transporters gehen konnten um einige Stunden Ruhe zu genießen bevor sie an anderer Stelle erneut zuschlugen. Auf lange Gefechte ließ sich ihr Kommandant, der Runenprophet Yel`Khainur nicht ein. Aber für heute schien es noch nicht vorbei zu sein.
Die beiden Brüder erreichten eine Kreuzzung. Lorion schaute vorsichtig um die Ecke und tatsächlich. Dort befand ich ein feindlicher Trupp, der den voranstürmenden Aspektkriegern entgangen war. Doch ehe er etwas unternehmen konnte, wurde die Luft von Laserbündeln zerteilt, als die Prismenkanonen der Illum Zars ihr Feuer bündelten und gegen die himmelragenden Mauern der Makropole warfen. Er sah Stahl schmelzen, Waffenbatterien vergehen und ganze Segmente in sich zusammen stürzen. Als er seinen Blick wieder auf seine Gegner richtete, war von diesen nicht mehr übrig als einige zusammenhangslose Glieder und Torsi, sauber von den Beißenden Klingen eines Trupps Skorpionkrieger abgetrennt, der unbemerkt durch die Deckung nachgerückt sein musste. Auf ein Zeichen von Asterion hin verschloss er reaktionsschnell die akustischen Zugänge seines Helms. Sein Bruder deutete auf einen Makropolenabschnitt, der in sich zusammensackte und schließlich ganze Vororte unter sich begrub. Der Aufprall war so gewaltig, dass Lorion von den Beinen gerissen wurde. Direkt unter ihnen riss die Straße auf und ihre Plattform sackte in eine manntiefen Kluft, die sich quer durch einige Häuserblocks fortsetze und diese zusammenstürzen ließ. Eine Wolke aus Staub senkte sich auf sie herab und verschluckte alle Konturen. Er öffnete seinen Helm wieder für die Geräusche, doch es war still. Er konnte den Zustand der Warpkanone nicht einschätzen. Die Hülle war an mehreren Stellen aufgerissen und die Antigravmotoren waren deaktiviert, so dass die Plattform nun auflag. Asterion meldete die veränderte Situation weiter, doch es kam keine Antwort.
Nicht weit entfernt ertönte nun wieder Waffenfeuer als sich beide Seiten von der Gewalt der einstürzenden Stadt erholt hatten. Ein weiteres Mal lies der schreckliche Bansheeschrei Lorion erzittern. Die Kampfgeräusche wurden lauter, doch durch den Staub konnte er nichts erkennen.

Der Krieg erreichte die beiden Brüder in diesem Augenblick. Die übrigen Geräusche wurden von einem Stakkato aus Waffenfeuer beiseite gefegt, das wie ein tödlich-reinigender Donnerhagel durch die Satdt fuhr. Die erschlafften Körper zweier Banshees wurden aus dem Grau geschleudert und blieben verdreht liegen. Im Nebel zeichneten sich schwer gepanzerte Gestalten ab. Einige Asuryans Jäger zogen sich koordiniert zurück, direkt an Lorion und Asterion vorbei und gaben ihm Zeichen ihnen zu folgen. Ihre Shurikensalven erfüllten die Luft mit hellem Surren, doch nur einer der Feinde fiel. Das Gegenfeuer war grausamer. Ehe Lorion etwas tun konnte, schlug der Geschoßhagel mitten in den Eldar ein und lies ihre zerbrechlichen Körper durch die Luft fliegen wie Puppen. Das beständige Rasseln einer schweren Kanone ebnete die ganze Straße ein. Lorion warf sich in den Graben und entkam damit dem Inferno. Asterion versuchte die gegenüberliegende Ruine zu erreichen, aber er wurde von einem der Geschosse getroffen und explodierte von Innen heraus.
Lorion nahm den sich nähernden Stahlbehemoth nicht wahr. Auch nicht die gepanzerten Elitekrieger der Chem-pan-sey die systematisch alle Eldar, die sich noch bewegten, exekutierten und dann weiter vorrückten bis sie in einen wüsten Nahkampf mit Skorpionkriegern verwickelt wurden. Sein Bruder war tot. Er krümmte sich unter dem Schmerz, den er jetzt empfand. Der Graben füllte sich langsam mit Ekel erregendem Abwasser, aber Lorion kümmerte es nicht, dass in was er da kauerte. Sie hatten ihm so plötzlich seinen Seelengefährten genommen. In die unbändige Trauer mischte sich Angst. Bei jeder Waffensalve zuckte er zusammen, kauerte sich tiefer in die Nische. Auch sein Leben konnte mit einem Schlag ausgelöscht werden. So etwas konnte er nicht zulassen. Die Kräfte die hier entfesselt wurden, waren zu groß für ihn. Die einstürzende Stadt, der vernichtende Angriff der Banshees und das Massaker an der Kreuzung. Er war kein voll ausgebildeter Krieger, sondern nur ein Eldar, der sein Volk beschützen wollte.
Er lauschte auf die Geräusche des Kampfes. Waren das Eldarwaffen? Wer hatte die Oberhand? Er konnte es nicht ausmachen. Aber über den Rand zu schauen, wagte er nicht. Er verkroch sich noch weiter in sein Versteck.
Irgendwo da oben lag das, was von Asterion übrig war. Es ging so schnell. Ausgelöscht in einem Blitzschlag. Jahrtausende an Erfahrung einfach vernichtet. Wie konnten die Chem-pan-sey überhaupt wagen gegen sie zu kämpfen? Sie konnten nicht einmal ermessen, was es bedeutete, einen solchen Erfahrungsschatz zu besitzen. Für die Eldar waren die Menschen nichts weiter als Insekten, die so schnell kamen und gingen, dass es sich nicht lohnte, ihren Individuen Namen zu geben. Und doch hatte sein innig-geliebter Asterion hier seinen Tod von der Hand eines solchen Barbaren erfahren. Einst hatten die Eldar rechtmäßig über die Sterne geherrscht, nun hatten sich niedere Völker dieses Erbe erschlichen. Was für ein Hohn! Sie standen weit über diesen Chem-pan-sey und würden sie in den Schlamm zurück treten, aus dem sie einst gekrochen waren. Es war ein Affront gegen das Universum, dass diese Kreaturen überhaupt existierten.
Er ballte die Fäuste und schob sich aus dem Schlamm. Der Kampf war verebbt. Die kruden Stimmen der Chem-pan-sey waren zu hören, aber kein Waffenlärm mehr. Ein Läufer der Chem-pan-sey stand mitten auf der Straße. Ein Ring aus Eldarleichen umgab ihn. Daneben sechs der gepanzerten Infanteristen. Nur der Stahlriese konnte seinen Bruder getötet haben. Lorion spuckte innerlich auf ihn. Er glitt zurück in den Graben und entsicherte seine Shurikenpistole. Dann tastete er nach dem Runenfeld der Warpkanone. Er lies sich den Status anzeigen und hoffte, dass sich die Antigravmotoren dabei nicht zu früh aktivierten, aber sie blieben stumm und verrieten ihn nicht. Wie sich zeigte, waren sie beschädigt worden, als die Plattform in den Graben stürzte. Hatte er eben noch gehofft, dass sie stumm bleiben, bangte er jetzt, dass es überhaupt noch für einen Schub reichte. Er gab die Zielvektoren ein und lies die Waffe aufladen. Ein Zischen erfüllte die Luft als der Raum um die Mündung herum gekrümmt wurde. Lorion aktivierte die Antigravmotoren auf volle Kraft und half mit seiner Körperkraft nach als die Plattform sich nur schleppend mit knurrenden Motoren erhob. Er sprang aus dem Grab und drehte die Mündung in Richtung Läufer. Die Krieger reagierten schneller als er für möglich gehalten hatte. Er hechtete hinter die Plattform als das Feuer auf ihn eröffnet wurde. Eine Explosion riss ein großes Stück aus der Panzerung, das Lorion an der Schulter erwischte, durch seine Rüstung schnitt und seinen Arm betäubte. Er schrie vor Schmerz, aktivierte in seinem Hass aber noch die Abschussrune.
Der Beschuss zerlegte die Waffe Stück für Stück, aber es war bereits zu spät. Der Läufer war noch nicht ganz herumgeschwenkt als sich ein Warploch unter ihm auftat und seine Beine im Seelenmeer verschwanden. Der Rest des Körpers fiel einfach zu Boden. Etwas weiter öffnete sich der Warp ein weiteres Mal und die gepanzerten Beine wurden ausgespuckt. Die freigesetzte Kraft schleuderte sie davon und es war purer Zufall, dass sie genau in den Chem-pan-sey Kriegern einschlugen, sie von den Beinen rissen, Rüstungen und Körper zerquetschten und durch die Luft fliegen ließen. Lorions Rache war noch lange nicht beendet, doch jetzt nutzte er erst einmal die Verwirrung um sich zurückzuziehen.

Wenig später wurde das ganze Gebiet von Aspektkriegern gesichert und der Vormarsch begann von neuem. Die Bresche die sich durch den Einsturz aufgetan hatte, musste ausgenutzt werden. Die verbliebenen Krieger wurden schnell überwältigt und Lorion schaute auf ihre roten, zerschmetterten Rüstungen. Ihre schweren Panzerungen waren mit immer wieder dem gleichen Symbol bedeckt: einem Tropfen Blut. Lorion fand es sehr passend, dass sie jetzt in ihrem eigenen lagen. Sie waren alle tot, aber das würde die restlichen Chem-pan-sey auch nicht von seiner Rache bewahren. Sie hatte gerade erst begonnen. Asterions Leiche lag nicht weit entfernt, doch er dachte nicht mehr an seinen Bruder.
 
Und wieder ien Fortsetzung. (Yamalia und kurz Thrandiol kamen in der Geschichte "Der Pfad" schonmal vor.)

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Die Klaue des Adlers

Die Himmelsschwinge blieb erst in Formation mit den anderen Antigravpanzern, die über die Ebene auf die Stadt der Chem-pan-sey zurasten. Doch dann schob sich der schlanke Rumpf des Falcons immer weiter nach vorne bis er die nachtblaue Welle anführte. Die Eldarstreitmacht war blitzartig von einer Guerillataktik in den Vororten der Makropole, die die menschlichen Streitkräfte aus dem Gleichgewicht bringen sollte, zu einem massiven Angriff übergegangen. Der Wechsel, der so schnell und fließend geschah, dass die Verteidiger nicht reagieren konnten, war von Yel’Khainur, dem Runenpropheten, der die Armee anführte, aufs Genaueste geplant worden. In dem Moment als ein Teil der Makropole unter dem Beschuss der Prismenartillerie zusammenbrach und eine Bresche freigab, entfesselte er die ganze Macht der Eldararmee.

„….
Runen ranken durch die Dunkelheit,
lichter Hain - für immer träumend - bricht entzwei.
Opfer, das nicht vergessen wird,
so wie das Blut, das uns umgibt.“
Nimiels Stimme wirkte im Inneren des Falcons dumpf. Yamalia schenkte ihr ein Lächeln. Sie kannte das Gedicht. Es wurde von ihrem Volk in Ehren gehalten, erzählte es doch die Geschichte von Eldanesh, wie er dem Blutbefleckten Gott die Stirn bot und dafür sterben musste. Noch nie hatten sie diese Verse so angerührt wie jetzt. Nimiel hatte die Gabe, Situationen in die richtigen Worte kleiden zu können. Ihr helles Gemüt heiterte die sechs Eldar des Gardistentrupps für gewöhnlich auf, doch jetzt bewirkte das Gedicht eine tiefe Nachdenklichkeit. Selbst der Rumpf Himmelschwinges schien von dieser Melancholie erfasst worden zu sein.
Thrandiol brach als erstes das Schweigen. Die Gardistentrupps hatten für gewöhnlich keine Anführer, da jede Einheit als Gemeinschaft arbeitete. Doch meistens fand sich ein dominanter Krieger, der diese Rolle trotzdem annahm. Dies war in Yamalias Trupp Thrandiol. Kein Wunder, dachte sie, er war immerhin der Spross einer der ältesten Familien des Weltenschiffes. „Danke, Nimiel, für diese Erinnerung an die ruhmreiche Zeit der Legenden. Wir werden uns heute beweisen, damit unsere Ahnen stolz auf uns blicken. Ihr wisst, warum wir im Krieg sind. Die Runenpropheten haben die Pfade des Schicksals beschritten und uns gesagt haben, dass Krieg unser Weg zur Auferstehung aus der Asche ist. Doch ihr wisst vielleicht nicht, warum wir genau hier auf Tanhiliel kämpfen. Ich werde es Euch erzählen.“
„Der allwissende Thrandiol erklärt uns das Universum.“ Yamalia konnte sich nicht beherrschen. Sie glaubte zwar, dass dies Thrandiols Form der Führsorge war. Dass er sich um die Gemeinschaft kümmern wollte. Doch in diesem Moment hätte sie ihm ins Gesicht schlagen können. Er strahlte dabei eine Arroganz aus, die unerträglich war. „Ich möchte nur, dass ihr ebenso wie ich wisst, wofür heute Blut vergossen wird. Wir müssen zusammen stehen und uns aufeinander verlassen können.“ Man merkte Thrandiol keine Spur von Bitterkeit an. Er blieb so verdammt ruhig. In seinem Blick war keine Spur von Herausforderung. Diese Glattheit regte Yamalia nur noch mehr auf. Doch sie kam sich überrumpelt vor, bloßgestellt, deshalb lies sie ihn fortfahren. „Yel’Khainur war es, der die Schleier der Zukunft zerrissen hat und den Rat unseres Weltenschiffs von einer drängenden Gefahr berichtete: Der rote Weltenzerstörer, Diener des Schädelgottes, wird bald über die Welt der Chem-pan-sey kommen, die sie nach ihrem Rhana-Dandra benannt haben. Doch er wird scheitern. Für die Chem-pan-sey ist es ein Sieg, doch für uns ist es eine Niederlage. Der Rivale des Schädelgottes wird erstarken und die Hand nach unserer Heimat ausstrecken. Wir müssen sie ihm abschlagen, bevor er ausholen kann. Hier auf der Welt verstecken sich seine Häscher unter den Chem-pan-sey. Wir werden die einen wie die anderen auslöschen.“
Das alles hörte sich für Yamalia fremd an. Sie kannte weder die Rhana Dandra Welt noch konnte sie mit den Göttern viel anfangen. Sie kannte die Legenden nur von den Spektakeln der Harlequine. Sie musste zugeben, dass Thrandiol sich besser auskannte. Zweifellos weil seine Familie einen Platz im Rat hatte. Sie konnte nicht umhin sein fast makelloses Gesicht zu mustern. Nur sein Kinn war für ihr Empfinden etwas zu spitz zulaufend, was ihm einen aristokratischen Zug gab, aber die Perfektion milde unterbrach. Davon abgesehen hätte er jedoch einer der Statuen aus ihrem ehemaligen Schrein entsprungen sein können, die den jungen Asuryan oder Ney’liash abbildeten.
„Machen wir uns bereit.“ Alle sechs setzten ihre Gardistenhelme auf. Jov’han und Deisiriel, die Mannschaft ihrer Sternenkanone, bereiteten die Steuerungssystem an ihrer Rüstung vor. Nimiel saß unruhig wie immer da. Belathia lies sich noch einmal die Funktionsweise des Shurikenkatapults zeigen, ein Umstand, der Yamalia wieder mit Zorn erfüllte. Belathia war zwar die jüngste, kaum ein Jahrhundert alt, doch als Gardistin hatte sie schon zu oft geübt um diese einfachen Handgriffe nicht zu beherrschen. Yamalia argwöhnte, dass sie vielleicht nur Thrandiols Erklärungen lauschen wollte.

Die Himmelsschwinge hatte mittlerweile einen bedeutenden Vorsprung vor den übrigen Falcons, Serpents, Illum Zars, Jetbikes und Vypers. Obwohl sie leicht an Höhe hätten gewinnen können um über den Häusern zu schweben, blieben sie dicht am Boden. Fahrzeuge anderer Rassen, wenn sie überhaupt zu solchen Geschwindigkeiten fähig waren, wären wohl an einer Häuserwand zerschellt. Doch die grazilen Eldarfahrzeuge bahnten sich einen Weg durch das dichte Gelände ohne den Schwung des Angriffs zu vermindern.
Über ihnen tobte ein sehr einseitiger Luftkampf. Während Nightwing Schwadronen die letzten Abfangjäger beseitigten, stürzten sich Vampire Bomber auf die feindlichen Stellungen und schaltete sie mit präzisem Lanzenfeuer aus. Das Schauspiel sah wie ein gewaltiger Vogelschwarm aus, der sich um Beute balgte.
Auf dem Runenschirm von Turion, dem Piloten der Himmelsschwinge, erschienen die ersten feindlichen Einheiten. Kalenost, der Erbauer des Falcons, dessen Geist nun in einem Seelenstein ruhte und Teil des Fahrzeugs war, teilte ihm die aktuellen Zielvektoren mit und aktivierte dann die Kristallschirme im Inneren der Kabine, damit auch die Gardisten über die Visuorezeptoren an der Außenhülle die Ereignisse mitverfolgen konnten.
Thrandiol und die anderen fünf sahen nun die hoch aufragende, aber dennoch klobig-ungeschickt wirkende, Stadt, in der ein breiter Spalt klaffte. In einem weiteren Kristall die Berge an Trümmern und die ihnen folgende Eldarstreitmacht.
„Es geht los. Ihr wisst, was unsere Aufgabe ist. Während die Aspektkrieger sich einen Pfad durch die Bresche bahnen, beziehen wir Stellung in den Trümmern und verhindern, dass dreckige Chem-pan-sey dem Vormarsch in die Flanken fallen. Unser Angriff wird sie unvorbereitet treffen wie Anaris, Vauls Schwert, doch werden die Menschen bald herbeiströmen wie die borianischen Zeckenkäfer, die sie sind.“
„Unsere Pläne haben sich gerade geändert.“ war Turions melodische Antwort. Der Falcon wurde auf einmal zur Seite gerissen und schwenkte in einem Bogen auf einen neuen Kurs parallel zu den Mauern der Makropole ein, auf eine abseits gelegene Stellung der Verteidiger zu, die vom Bombardement verschont geblieben war. Die Ziele erschienen Auf Turions Runenschirm jetzt direkt vor ihm.
„Was wird das? Wir sollen vor der Bresche abgesetzt werden.“ Thrandiols Stimme durchzog eine leichte Spur des Unmuts, aber noch war er ruhig. „Der Adler geht auf die Jagd.“ war die lakonische Antwort. „Das geht nicht. Wir haben Befehle. Ihr als Aspektkrieger solltet wissen, dass nur die Disziplin zwischen uns und dem Abgrund steht. Ihr könnt nicht einfach die Befehle Yel’Khainurs missachten. Als Erbe der Familie Asdarnil gebiete ich Euch…“ Erst jetzt bemerkte Thrandiol, dass keine Sprachverbindung mehr zum Piloten bestand. Er setzte sich fauchend. Das sanfte Gefühl von Kalenosts Präsenz erfüllte sie, der ihnen den Hinweis gab, sich festzuhalten.

Himmelsschwinge verschwamm dank seinem Holofeld mit der Umgebung, aber jetzt war der Punkt erreicht, an dem die Verteidiger selbst den getarnten Panzer erkannten und das Feuer eröffneten. Die Maschinenkanonen einer Dreierbatterie Hydraflakpanzern ratterten los und ihre Geschosse zogen grelle Lichtfäden hinter sich her. Die Panzer waren dafür geschaffen Flieger abzuwehren, für Ziele so dicht am Boden, die immer wieder von Trümmern verdeckt wurden, war ihre Zielerfassung nicht ausgelegt. Turion lenkte den Falcon genau in ihr Feuer hinein. Einen Lidschlag wirkte es als ob der Falcon in Stücke gerissen würde, doch zum Entsetzen der Verteidiger tauchte er auf der anderen Seite des Feuerhagels unversehrt wieder auf und schwenkte in einem Halbkreis auf die Batterie zu. Der Eldarpanzer war nun zu nah und zu schnell als dass die Geschütze ihm hätten folgen können. Turion wählte das nächste Chem-pan-sey Fahrzeug aus, und überlies es Kalenost den Pulsar zu aktivieren. Er konzentrierte sich, den Ruinen auszuweichen um hinter die Panzer zu gelangen. Würde er seine Geschwindigkeit jetzt auch nur um wenige Marken senken, hätten ihn die Geschütze wieder im Visier. Der Turm des Falcons richtete sich auf den Leitpanzer aus und der Pulsar begann sein Vernichtungswerk. Die erste Dreiersalve verwandelte den Panzer direkt in ein brennendes Wrack. Dann war der Falcon auch schon hinter der Batterie und konnte gegen die verwundbare Heckpanzerung den kleineren Impulslaser in das Laserinferno mit einstimmen lassen. Das konzentrierte Feuer schnitt sich durch die Stahlplatten des zweiten Panzers, aber Turion konnte nicht erkennen, ob das Ziel vernichtet war. Der dritte Panzer jedoch wurde von der Wand aus Laserimpulsen so heftig getroffen, dass er erst buckelte und dann, als ihn von Innen eine Explosion zerriss, durch die Luft geschleudert wurde. Überall rannten Chem-pan-seys umher, die mit ihren primitiven Laserwaffen um sich schossen, aber das interessierte Turion nicht.
Er hatte die Verteidigung durchbrochen und konnte nun ohne allzu viel Vorsicht zu ihrem Zielort am Fuß der Makropole vordringen. Die restliche Armee der Eldar erreichte nun auch die Verteidigung der Menschen und überrannte sie mühelos in einem Schockangriff aus abgesetzten Aspektkrieger und dem vernichtenden Feuer der Panzer.
Turion aktivierte die Kommunikation mit seinen Insassen wieder: „Beeindruckt? Das war noch nicht alles. Kalenost wird Euch nun die neuen Befehle geben.“
 
Sehr schön wieder, ich entnehme der Geschichte das sie vor dem ersten Krieg um Armageddon spielt, richtig?

Falls ja, der Rote Zyklop, ist Magnus .... er folgt Tzeentch und nicht Khorn Oo, der Erste Krieg um Armageddon wurde von Angorn geführt, der verehert Kohrn, ich geh mal davon aus das es an der Uhrzeit gelegen hat zu der du gepostest hast. 😉

Irgendwie muss ich bei Thrandiol immer an Thranduil, den König des Düsterwaldes, denken, Inspirationsquelle? 😀
 
Dicker Schnitzer!!!!!! Dank Dir! Jetzt muss ich nur noch ne Umschreibung für Angron finden.
Die ganze Geschichte beginnt etwa 443M41, diese Kurzgeschichte spielt also auch in dem Zeitraum. Der ganze Handlungsbogen erstreckt sich aber bis ca. 998M41. Aber da werden dann noch dutzende Kurzgeschichten nötig sein um dort anzugelangen.

Ja, damals war noch nicht geplant, dass er etwas anderes als eine einmalige Erwähnung bekommt, deshalb hab ich mir nicht soviel Mühe gemacht etwas passendes zu finden, sondern einfach was bekanntes abgewandelt. Aber wenn man bei der Erwähnung des Namens an einen Elbenkönig denkt, dann liegt man mit der Assoziation gar nicht so falsch. Besser als wenn ich ihn Samwias'gam'sie genannt hätte :lol:
 
Von den Sorgen eines Prinzen

Prinz Malatiel, Oberhaupt der Asdarnil Familie, schritt unruhig in seinem Gemach auf und ab. Das ganze gefiel ihm nicht, aber er hatte keinen anderen Weg gesehen als die Initiative zu ergreifen. Und es brachte auch einige Vorteile mit sich.
Er musste sich aber erst einmal beruhigen. Er schritt sein Zimmer immer auf diese Art ab, wenn er nachdachte. Er konnte hier in die Weiten des Alls schauen und sich ganz seinen Plänen widmen. Aber nun beschritt er den Pfad des Tisimiaspiel Artisten und die erste Lektion als Artist war es, sich zu beherrschen. Es wäre nicht glaubhaft, würde er in der Öffentlichkeit äußere Unruhe zur Schau stellen. Aber Selbstbeherrschung fiel ihm schon seit jeher schwer. Und war er nicht Prinz Malatiel Asdarnil, dem dies Privileg zustand?
Welcher Narr hatte ihn geritten ausgerechnet das Tsinimaspiel, ein Spiel, bei dem es auf vollkommene körperliche wie geistige Kontrolle ankam, zu wählen um es zur Perfektion zu bringen? Nicht einmal Gegner außer sein eigenes Selbst gab es bei dem Spiel. Natürlich strebte er nicht wirklich danach, aber die strengen Regeln des Weltenschiffs befahlen, dass man sich immer einem Handwerk mit ganzer Kraft widmete. Und einen Pfad des Familienoberhaupts, Politikers und Intrigenspinners gab es nun einmal nicht. Als Erster unter Gleichen der Asdarnils hatte er viele Verpflichtungen und er war überzeugt, dass er die Willensstärke besaß, den Gefahren, von denen die Runenpropheten warnten, sollte man die Ordnung der Pfade verletzen, zu trotzen.
Vor den Propheten musste er sich indes trotzdem hüten. Sie konnten aus ihm lesen wie aus einem Buch, egal wo er sich befand, selbst jetzt in diesem Augenblick. Doch sie waren zu beschäftigt. Nun war Krieg und es gab wichtigeres für sie. Für Prinz Malatiel hingegen gab es nichts Wichtigeres als seine Familie. Vor dem Fall, an den er sich noch mit Schrecken erinnern konnte, herrschte Schmiedefürst Asdarnil über weite Teile Thandor’Vauls und seine Nachkommen mit ihm. Malatiel unterstand schon damals der gesamte Hof des Fürsten und er leitete ihn mit weiser Hand. Doch der Fall veränderte alles. Nun waren sie Flüchtlinge.
Und als ob das nicht genug gewesen wäre, verloren die Fürsten auch alle ihre Privilegien in der gesellschaftlichen Ordnung. Stattdessen herrschte nun ein Rat über die verbliebenen Eldar. Es war seine Aufgabe dafür zu sorgen, dass die Familie auch in diesen unangenehm eingeschränkten Zeiten ihren Einfluss behielt und wenn die Eldar ihr Reich wieder neu errichtet hätten, ihre Ansprüche wieder geltend machen konnte. Die Asdarnils wurden auch jetzt von ihren Brüdern und Schwestern geehrt, aber das gab ihnen keinerlei formale Macht. Die Geschicke des Weltenschiffs wurden unwiderruflich von dem Rat kontrolliert, in den fast ausschließlich Seher berufen wurden.
Sicher, Malatiel gehörte ihm ebenfalls an. Obwohl die alten Herrschaftsstrukturen offiziell abgeschafft wurden, wagte es niemand den einflussreichen Familien der ehemaligen Fürsten einen Platz zu verwehren. Die wahre Macht hatten jedoch die Seher. Allen voran Yel`khainur und der Welpe Lethanan. Yel’Khainur hatte nun seinen Willen bekommen, das Weltenschiff zog in den Krieg. Nach der Katastrophe war er der erste Runenprophet gewesen, der das Erwachen des Avatars nicht als schrecklichen Fluch auffasste, sondern als Zeichen eines neuen Zeitalters. So sehr sich Malatiel das auch wünschte, er blieb skeptisch. Seine Familie blieb wie alle der alten Fürstensippen eng mit Vaul verbunden und sie wussten um die schreckliche Rache, die Khaine an ihren Vorfahren geübt hatte. Yel`khainur schaffte es jedoch immer mehr Ratsmitglieder von seiner Interpretation der Runen zu überzeugen bis er letztendlich die Mehrheit hinter sich hatte. Die Fürstenfamilien hatten keine andere Wahl als das Haupt zu beugen und diese Entscheidung hinzunehmen. Prinz Jerad aus der Familie Avera`thail und Prinzessin Nal’rya aus der Familie Kalenost schäumten vor Wut.
Er selber hielt sich zurück und überlegte stattdessen welche Vorteile es seiner Familie bringen könnte und da bot sich einiges an. Er hatte Botschafter zu den Exoditen geschickt und seine Hilfe angeboten. Die Verwandten der Weltenschiffeldar, die zu isoliert waren, um vom Fall betroffen zu werden, lebten immer noch nach der alten Lebensweise. Wenn es ihm gelang das Weltenschiff eng an diese Verwandten zu binden, wäre das im Sinne der Fürstenfamilien, die genau zu dieser alten Zeit zurück wollten.
Und es bot sich noch eine neue Gelegenheit, gänzlich unerwartet. Am heutigen Morgen war der Seher Lethanan an ihn herangetreten. Jener Seher, der als einziges die Deutung Yel`khainurs anzweifelte und mehr Bedenkzeit erbat. Aus diesem Grund war er damals im Rat ein natürlicher Verbündeter für Malatiel gewesen und er hatte enge Kontakte zu ihm geknüpft. So geschickt Lethanan im Umgang mit den Runen war, so wenig Gespür hatte er für die Besonderheiten des Rates. Er war vielmehr ein Spielball, der es nicht einmal bemerkte. Es war für jeden bekannt, dass er schon lange auf dem Pfad des Sehers gefangen war und ihn nie wieder würde verlassen können. Man konnte diese Tatsache gar nicht übersehen, sein zunehmend erratisches Verhalten sprach Bände. Seine Macht wurde trotz seiner Jugend nur von wenigen Runenpropheten übertroffen und doch hatte man ihm immer noch nicht zum Runenpropheten ernannt. Der Grund hierfür lag wahrscheinlich in der Opposition zu Yel`Khainur.
Der Kontakt zu Malatiel hatte Lethanan auf jeden Fall dazu verleitet zu glauben, dass die Fürstenfamilie ihm in irgendeiner Weise verbunden wäre. Er hatte ein ungewöhnliches Hilfsgesuch an ihn herangetragen. Die Eldar des Weltenschiffs wussten, dass sie die Chem-pan-sey auf Tanhiliel auslöschen mussten, bevor sie von den Mächten des Chaos korrumpiert wurden und Unheil über die Eldar bringen konnte. Doch Lethanan war nach der Befragung der Runen zu einem anderen Ergebnis gekommen. Das doppelzüngige Gesicht des Feindes allen Lebens hatte sich schon längst erhoben. Ihr Feind war ein Meister der Verwirrung, hatte selbst die Runen der mächtigsten Propheten Abyss’thandors geblendet. Lethanan befürchtete, dass sie in die Irre geführt worden waren, einen fatalen Weg beschreiten würden. Die Runen zeigten ihm einen Ort nahe der Chem-pan-sey Stadt, doch er war nicht imstande Yel`khainur von der Richtigkeit seiner Deutung zu überzeugen. Auch verfügte er nicht über die Autorität selbst Truppen an diesen Ort zu befehlen. Deswegen hatte er sich an Malatiel gewandt. Er konnte diese Bitte nicht ablehnen, selbst wenn es seinen eigenen Zielen nicht genutzt hätte. Er mochte die Interessen seiner Familie wahren, doch er war kein Verräter an seinem Volk. Wenn es in seiner Macht stand zum Wiederaufstieg der Eldar in der Galaxis beizutragen, dann war es eine Ehre dies zu tun. Nicht zuletzt deswegen genoss seine Familie einen so ehrenhaften Ruf. Er versprach Lethanan den Einfluß der Asdarnil Familie geltend zu machen und einem Trupp die dringenden Befehle des Sehers zu überbringen und dafür zu sorgen, dass diese ausgeführt werden. Er kannte auch einen aufstrebenden jungen Krieger, der tollkühn genug war.
Darüber hinaus war dies eine willkommene Gelegenheit seine eigene Agenda voranzutreiben. Egal ob Lethanan mit seiner gewagten Deutung Recht behalten würde oder nicht, er könnte davon profitieren. Wenn die Mission ein Erfolg würde, so wäre dies ein herber Rückschlag für Yel’Khainur und die alten Familien könnten seine Dominanz im Rat vielleicht brechen.
Er musste das Ganze nur möglichst spektakulär inszenieren, damit es vor keiner Augen verborgen blieb.
Aber auch für den Fall, dass sich Lethanan irrte, würde er gewinnen. Wer auch immer an dieser Mission beteiligt war, wenn sie scheiterte, würde dieser als jemand der Befehle missachtete sein Ansehen verlieren. Oh, er wusste auch schon genau, wen er in dieser Position haben wollte, wer ihm seit jeher ein Dorn im Auge war. Ein unliebsamer Rivale aus seiner eigenen Familie.
Er machte sich trotzdem Sorgen. Das Spiel war riskant, aber wandelte er nun nicht auf dem Pfad des Spiels? Vielleicht würde er ja doch Gefallen an seinem neuen Aspekt finden. Der Gewinn rechtfertigte in jedem Fall den Einsatz.
Prinz Malatiel rieb sich die Hände.
 
Jetzt wirds spannend 🙂
und ein schoener widerspruechlicher Charakter, vlt. etwas zu schnell, zu widerspruechlich: einerseits sehr Ehrenhaft ,auf der anderen Seite absolut Intrigant, hier haette fuer meinen Geschmack, ein bisschen mehr Tiefe bei diesem Charakter sein koennen, aber dafuer scheint er die Storyline schoen Voranzubringen. Aber alles in allem kein wirklich erwaehnenswerter Kritikpunkt ^^ Eher ne persoenlcihe Geschmacksfrage 😉

Also Lob dafuer macht wircklich Spass, dass zu lesen 🙂

Gruesse SilverDrake
 
Ich denke, am Ende haben alle Charaktere genug Tiefe. Reicht wohl nicht um an die Brüder Karamasow ranzukommen :lol: aber den durchschnitts Gw Roman sollte es doch in den Schatten stellen. Soviel zumindest zum Plan. Malatiel kam nicht das letzte mal vor, ich werd mich dann mehr bemühen, den vermeintlichen Widerspruch aufzuklären bzw. näher zu beleuchten, aber diese Ambivalenz ist im Grunde so gewollt.

Der nächste Teil kommt morgen oder übermorgen. Bin grad wieder in Deutschland angekommen und jetzt hat meine Freundin wieder Vorrang 😀
Aber die Kritik, konstruktive negative sowie positive (kann in dem Fall auch nicht konstruktiv sein 😛 ), baut wirklich auf und verlockt zum weitermachen.
 
Thrandiols Zorn verblasste sichtbar als er mit den anderen Gardisten die neuen Befehle studierte. Bis jetzt hatten sie alle ihre Anweisungen per Gedankenbefehl von Yel’Khainur erhalten. Dieser Befehl hingegen bestand aus einem ganzen Bündel an Informationen. Vor allem stammte er von einem Seher namens Lethanan und nicht von einem Runenpropheten. Und sie würden alleine sein. Diesmal keine Aspektkrieger, die den Kampf zum Gegner trugen.
Nimiel sprach aus, was alle dachten: „Dann wird aus dem Spiel, das andere begonnen haben nun ein Kampf ums Überleben für uns. Sechs Eldar alleine gegen was immer die Chem-pan-sey gegen uns ins Feld führen.“ Turion schaltete sich ein: „Sieben Eldar, Du hast mich vergessen. Und so wie ich das sehe, wird es kein Kampfeinsatz, sondern wir klären nur auf. Der Rat wird sich schon etwas dabei gedacht haben.“ „Nur dass der Befehl nicht vom Rat kommt, sondern von einem einzelnen Sehers aus seinen Reihen, der sich für gewöhnlich wenig um Dinge kümmert, die leichter zu verstehen sind als die verschlungenen Pfade des Schicksals - um das Kriegshandwerk am Allerwenigsten.“ Thrandiol klang beunruhigt, doch er fuhr ermutigender fort. „Aber gerade deshalb mache ich mir keine Sorgen. Er ist bewandert auf den Runenpfaden und würde uns nicht auf eine hoffnungslose Mission schicken. Wir sollen nur erkunden, ob sich an der beschriebenen Position ein Tempel befindet. Wir sollen ihn nicht mit eigener Hand ausräuchern, sondern nur die Information weitergeben.“
Darauf erwiderte niemand etwas. Nimiels Sorgen schienen die Worte wenig zerstreut zu haben, bei den anderen legte sich die Unruhe jedoch zumindest zum Teil. Yamalia fiel zwar wieder die Fürsorge in Thrandiols Verhalten auf, aber sie fühlte sich von ihm für dumm verkauft. Sie brauchte seine Beschönigungen nicht, denn nichts anderes waren seine Worte. Einen Tempel, ja. Aber keinen in dem einfache Chem-pan-sey friedlich zu ihrem göttlichen Leichnam beteten, sondern einen, in dem wesentlich düsteren Göttern gehuldigt wurde. Zumindest für den Fall, dass er existierte. Das galt es herauszufinden.
„Ich bringe uns in einem Bogen an das Ziel heran und setze Euch zwei Blocks weiter ab. Werde mich dann entfernen um Eure Anwesenheit nicht zu verraten und Himmelsschwinge etwas Auslauf gönnen. Wir bleiben aber in Kontakt. Die Rezeptoren zeigen das Zielgebiet als verlassen an. Seid trotzdem vorsichtig.“
„Verstanden. Wir werden nicht lange weg bleiben.“ Yamalia war diesmal Thrandiol zuvor gekommen. Zu ihrer Überraschung nickte er ihr nur zustimmend zu, anstatt selber noch etwas zu erwidern.
„Die Lage hat sich anscheinend etwas verändert. Kalenost meldet mir, dass das Zielgebiet in Flammen steht. Die Temperaturen sind ungewöhnlich hoch. Zwei feindliche Gleiter auf Abfangkurs. Dass sie Himmelsschwinge orten können, bedeutet nichts Gutes. Absetzen in 5 … 4 …“ Kalenost setzte den Countdown in ihren Gedanken fort. Bei Eins öffnete sich die Heckluke und Thrandiol sprang als erstes ins Freie auf eine Plattform aus rostigen Metallgittern. Die anderen folgten auf dem Fuße. Jov’han und Deisiriel entkoppelten die Schwebeplattform mit der aufmontierten Sternenkanone vom Rumpf des Falcons. Belathia und Nimiel sicherten mit ihren Shurikenkatapulten in beide Richtungen. Yamalia suchte nach Deckung und drückte sich dann gegen die Wand eines Hauses was ihr als der beste Schutz vorkam.
Sie konnte die Wärme des Feuers spüren und sowohl der flackernde Schein als auch das Krachen von zusammenbrechenden Trägern wiesen die Richtung. Sie waren in einem urbanen Gebiet gelandet, das von einem Gewirr aus metallischen Stegen, Brücken und Übergängen dominiert wurde, die verschieden Fabrikanlagen miteinander verbanden. Rauch stieg aus gewaltigen Schloten empor, und die Geländer und Wände waren mit Ruß verkrustet. Selbst für die sowieso schon unerträglichen Zustände der ästhetiklosen Chem-pan-sey war dieser Ort dreckig. Am stärksten wirkte jedoch der Gestank nach verbrannten Leichen und Yamalia dankte für den Segen den ihr Helm darstellte.
Die Luke des Falcons schloss sich wieder und die Antigravmotoren hoben ihn wieder in die Luft. Turion ließ Himmelsschwinge mit aller Macht beschleunigen. Hinter dem Falcon und über die Köpfe von Yamalia und ihren Waffengefährten hinweg rasten zwei blutrote Antigravspeeder des Feindes.
 
Diesmal ein etwas längerer Abschnitt. Ich wär wirklich daran interessiert, ob man dem Verlauf folgen kann, oder ob ich noch mehr die Umgebung beschreiben muss. Ich mag mich nicht so gerne im Detail verlieren, aber hab etwas Angst, dass es dadurch nur schwer nachzuvollziehen ist.
Was haltet ihr von der Umsetzung mit den Punkten?
Und wiederhole ich einige Redewendungen und Wörter zu oft? Z.B. "Punkte","Heckluke","zog hoch","Haus","Flammen", usw?

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+Drei Lichtpunkte nahmen ihren tödlichen Reigen auf. Rot wie Blut zirkelten sie über die zerklüfteten Konturen des Fabrikkomplexes, wie Raubtiere auf der Suche nach Beute. Sie waren im Infrarotbereich gut getarnt vor Menschen- wie Eldaraugen.+
Thrandiol winkte dem Rest des Trupps. Sie rückten über eine langezogene Stahlbrücke auf ihr Zielgebäude zu, bis sie die eingebrochenen Mauern und hell aufragenden Flammen sehen konnten. Je näher sie kamen, desto mehr nahmen sie den abstoßenden Geruch von verkohltem Fleisch wahr, doch sie hielten nicht inne. Mit eleganten Sätzen hechteten sie von Deckung zu Deckung, verbargen sich hinter gewaltigen Röhren, Generatoren und Haufen aus Abfällen. Yamalia empfand die schlanken Gestalten ihrer Waffenbrüder in den eng anliegenden, sauberen blauen Rüstungen als ein Fremdkörper in dieser alles anderen als sterilen Umgebung.
Turions Stimme war durch den Kommunikationskristall an ihrer Rüstung zu vernehmen: “Das kann … hier etwas dauern.“ Seine Stimme klang angespannt und gepresst. Yamalia hielt einen Augenblick inne, hockte sich hinter eine wild leuchtende Konsole und suchte nach einem geeigneten Weg zum vermeintlichen Tempel. Das ganze Gebiet wurde von dem Brand in ein unstetes Licht gehüllt. Es loderte so hell, dass man den Blick kaum darauf richten konnte geschweige denn etwas Genaues erkennen konnte. „Es wird schwer, da noch irgendetwas zu finden. Wenn es einmal ein versteckter Tempel war, so ist er jetzt zerstört.“ „Und seine Bewohner mit ihm. Dieser Gestank ist kaum zu ertragen.“ Nimiels Worte erinnerten sie wieder an diese Tatsache, die sie zu verdrängen versuchte.
+Einer der Zielmarker trennte sich von seinen Brüdern und wanderte in eine andere Richtung. Aus einer vagen Ahnung heraus, dass dort die Jagd vielleicht erfolgreicher sein würde. Und er sollte Recht behalten. Er fand unerwartet Beute, mit der nicht zu rechnen gewesen wäre.+
Thrandiol hatte etwas entdeckt, das Yamalia übersehen hatte: „Seht, auf dem Platz vor dem Gebäude liegen Leichen. Eine ungünstige Position für uns im Offenen. Jov’han und Deisiriel, erklimmt das Gebäude zu unserer Rechten und richtet dort die Kanone so aus, dass sie die Gebäude auf der anderen Seite im Schussfeld hat. Belathia, folge dem Gelände um das Haus und berichte uns, ob das Gebiet dort frei ist. Der Rest folgt mir bis zum Rand der Deckung.“
Alle gaben ihre Bestätigungen durch. Yamalia zähneknirschend. Sie war der Meinung, dass sie anstelle von Belathia diese wichtige Aufgabe übernehmen sollte. Auf sie war wenigstens Verlass. Aber Thrandiol schien einen Narren an ihr gefressen zu haben. Wenigstens verhielt sie sich nicht ganz so naiv wie ihr sonstiges Verhalten vermuten lies. Es schien also doch nur Fassade zu sein.
+Der Punkt glitt sein Ziel hinauf bis er den Helm erreichte und dort verharrte. Das Ziel bewegte sich nicht, sondern kauerte sich in die vermeintliche Deckung. Es gab noch andere Opfer. Der Punkt rief nach seinen Brüdern.+
Jov’han und Deisiriel rannten geduckt eine Rampe empor aus Yamalias Sicht hinaus. Ihre Waffenplattform schwebte ihnen hinterher. Yamalia presste sich von der Wand ab und sprintete auf die andere Seite und warf sich dort wieder hinter eine Blende. Thrandiol war ihr nur wenig voraus, Nimiel hinter ihr. „Hier ist alles verlassen. Eine Geisterstadt. Euer Weg ist frei.“ meldete Belathia. Die drei warteten aber noch bis die beiden Schützen in Position waren.
+Währenddessen bekam der Lichtpunkt Gesellschaft von seinen herbeigeeilten Brüdern. Die Ziele waren nun in Bewegung, trennten sich, verließen den Sichtbereich kurz, tauchten dann wieder auf. Die drei entschieden sich.+
„Wir sind in Position. Können den Platz einsehen. Ich kann Krater und Leichen sehen. Sieht nach einem Kampf aus.“ Diese Bestätigung reichte Thrandiol. Er verließ seine Deckung und hastete einige Schritte auf die freie Fläche hinaus. Nimiel und Yamalia folgten. Die Hitze war unangenehm drückend. Yamalia hielt ihr Shurikenkatapult fester.
+Die Punkte beendeten ihren Reigen. Sie hatten ihre Ziele gefunden.+
Es sah wirklich wie ein Schlachtfeld aus. Gut ein Dutzend Leichen lagen verstümmelt umher. Patronen und Blut bedeckten den Boden. „Da hat uns jemand unsere Aufgabe abgenommen. Suchen wir schnell nach Anzeichen auf einen Makel an diesen Chem-pan-sey. Das wird Lethanan genügen müssen. Mehr ist hier nicht übrig.“ Thrandiol ließ seinen Worten Taten folgen und bückte sich zu einer der Leichen und wendete sie. Es war für ihn nicht abstoßender ein erlegtes Tier nach erfolgreicher Jagd. Das Schicksal der Chem-pan-sey kümmerte ihn wenig und ihr Tod war bedeutungslos für ihn. Yamalia starrte ins Feuer. Es war nichts zu erkennen, aber der Gestank verriet, dass dort noch weitere Leichen waren. Als sie sich wieder abwandte um Thrandiol und Nimiel zu helfen, konnte sie erstmal nichts erkennen. Nach dem grellen Licht des Flammenmeeres war die restliche Umgebung für sie nachtschwarz.
Belathia meldete sich mit einer überstürzten Warnung: “Gebt acht Freunde, wir sind nicht alleine. Im Haus mit dem Schädel.“ Yamalia konnte immer noch nichts sehen, aber sie wusste dass nur das große Gebäude auf der Stirnseite des Platzes gemeint sein konnte, das mit einem riesigen Metallschädel verziert war. „Zurück in die Gasse, sofort.“ Thrandiol konnte schnelle Entscheidungen treffen. Seine Stimme hatte einen befehlsgewohnten Ton, der keinen Widerspruch duldete und Yamalia instinktiv gehorchen lies. Nimiel zögerte: „Wartet, ich habe hier etwas.“
+Genau dort, wo die Punkte ihre Wanderung beendet hatten, brachen sich nun Laserimpulse einen Weg durch die Rüstung der Eldargardisten und öffneten einen Weg für die Toxinkapseln. Begierig auf mehr Blut schnellten die Punkte wieder davon.+
Die anderen Eldar konnten den Schmerz und dann die Leere durch ihre Kommunikationskristalle fühlen. Yamalia wusste, dass Jov’han und Deisiriel Tod waren, ohne dass ein Wort gesprochen werden musste. Die Verzweiflung und der Schock lies sie innehalten, aber Thrandiols Stimme lies sie direkt wieder zur Besinnung kommen. „Nimiel, zu mir. Sofort.“ Als sie nicht gehorchte sondern sich weiter über die Leiche beugte, machte er kehrt und rannte wieder ins Offene auf sie zu.
+Die Punkte mussten nicht lange suchen. In kreisförmigen Bewegungen richteten sie sich auf ihre neuen Opfer ein und zogen die Schlinge immer enger.+
Noch während Thrandiol Nimiel auf die Füße zerrte, gab er Belathia den Befehl, zurückzufallen. So sehr sich Yamalia auch anstrengte, die konnte nichts erkennen. Keine Gestalten, die sich in den Fenstern des Schädelhauses bewegten, keine Gewehrläufe: nichts. Sie traf eine Entscheidung und feuerte einen Shurikenhagel in die Richtung, ob sie nun etwas traf oder nicht. Die Salve zog kreischend durch die Luft und ließ eine Fontäne aus Steinsplittern aus der Wand spritzen. Lautes Waffenfeuer antwortete, doch nicht bei ihr, sondern eine Häuserschlucht weiter bei Belethia. “Zwei Chem-pan-sey Krieger bei mir. Helft! Sie kommen.“
+Die Punkte hatten ihre Bewegung wieder beendet, wacklig flackernd zwar, aber dennoch still. Das tödliche Spektakel konnte aufs Neue beginnen.+
Nimiel wurde aus den Armen von Thrandiol gerissen, er warf sich über sie und entging so den für ihn bestimmten Projektilen. Mit einem Satz war er wieder auf den Beinen und zog Nimiels reglosen Körper die letzten Schritte in die Deckung der Seitenstraße. „Yamalia, zur Sternenkanone. Belathia, zu mir, in Bewegung bleiben. Wir dürfen uns nicht festhalten lassen. Die Schnelligkeit ist unser Verbündeter. Habt Mut!“
+Die Punkte schwärmten wieder aus - unbefriedigt. Das waren keine sauberen Treffer gewesen.+
Turion meldete sich: “Haltete aus, ich komme. Gebt mir die Zielvektoren.“ Yamalia überließ dies Thrandiol, der Nimiel in den Armen hielt und sich mit einem Antitoxin um sie kümmerte. Sie sprang aus der Deckung heraus auf den Steg und nach zwei Sätzen in den Eingang einer der Fabriken auf eine enge Rampe. Die Zeit bis sie das Dach erreichte, wo die Plattform und die Leichen ihrer beiden Gefährten auf sie warteten, kam ihr endlos vor. Was draußen vor sich ging, konnte sie nur über die Gesprächsfetzen in ihrem Kristall mitverfolgen. „Belathia, nimm Nimiel“ – „Sie sind hinter der Ecke, zwei.“ „Vorwärts, nicht stehen bleiben, nicht ins Offene.“ –„Ich gebe Deckungsfeuer.“ - “Leg sie ab, rein da, ruhig!“
Sie hatte endlich die Spitze erreicht. Die Sternenkanone schwebte immer noch ruhig über dem Grund. Jov’han und Deisiriel lagen zusammengekrümmt daneben. Yamalia unterdrückte ihr Entsetzen, nahm die Steuerung aus den Händen von Jov’han und bereitete die Kanone vor. Dabei hielt sie ihren Kopf hinter der Balustrade. „Bereit! Wo seid ihr?“ „Im Haus neben den Flammen, zwei Feinde außerhalb.“ Sie schaute vorsichtig über die Brüstung hinab.
+Die Punkte hatten sich wieder aufgeteilt als ihre Suche erfolglos verlief, es war bedauerlich. Doch einer stieß wieder auf einen einzelnen Gegner. Der Punkt glitt die Steinfassade hinauf. Die Bewegung wurde langsamer, gleichmäßiger.+
Yamalia konnte Himmelsschwinge sehen. Der Falcon war klar zwischen den grau-braunen Gebäuden auszumachen. Das bedeutete aber auch, dass sein Holofeld ausgefallen sein musste. Einer der roten Chem-pan-sey Speeder verfolgte ihn noch. Ein Hitzestrahl ließ die Umgebung verschwimmen, verfehlte den Falcon aber knapp und schmolz stattdessen einen Stahlträger zu Schlacke. Himmelsschwinge tauchte direkt durch das Feuer des brennenden Hauses, schoss auf den offenen Platz und deckte das Haus mit dem Totenkopf mit einem Hagel aus Laserimpulsen quer zu seiner Bewegung ein. Der Stein wurde zerrissen, wo immer die Impulse trafen. Die ganze obere Etage brach in sich zusammen. Dann war Himmelsschwinge auch schon vorbei und verschwand mit seinem Verfolger wieder in den Schluchten der Stadt.
+Zwei Punkte erloschen und ließen ihren dritten Bruder alleine, der immer noch die Hauswand erklomm.+
Yamalia nutzte die Ablenkung um sich ganz aufzurichten. Sie konnte Nimiels Körper sehen, der zuckend neben einem Eingang am Boden lag. Zwei Krieger näherten sich ihr entlang der Hauswand. Sie trugen lange Mäntel, die ihre roten Rüstungen teilweise in einem Fächer aus Farben verdeckten. Bewaffnet waren sie mit klobigen Kettenschwertern und Pistolen. Fünf weitere Krieger näherten sich aus der anderen Richtung über den offenen Platz. Sie brachte die Kanone in Anschlag.
+Der Punkt glitt nun wieder über die Oberfläche eines Opfers. Keine leblose Stein mehr, sondern pulsierendes Fleisch unter einer Rüstung mit viel zu offensichtlichen Schwachstellen. Nur noch ein kleines Stück bis zum Hals. +
Yamalia wollte gerade die Meldung weitergeben, als die Chem-pan-sey auf Nimiel anlegten. Thrandiol und Belathia sprangen aus dem Tor und zerfetzten die beiden in einem Sturm aus Shuriken. Ohne Zeit mit Worten zu verschwenden feuerte Yamalia die Sternenkanone auf die verbliebenen Krieger. Die Salve aus Plasmageschossen deckte den Trupp Chem-pan-seys ein, verdampfte sowohl Rüstung als auch Fleisch und ließ die Reste der Körper brennend zu Boden sacken. Zwei der Krieger überlebten das Inferno jedoch und stürzten sich mit ihren Kettenschwerter wild brüllend auf Belathia und Thrandiol. Überlegene Kraft und Drill trafen aus natürliche Gewandtheit und äonenalte Kriegskunst. Doch die Wucht des Angriffs gab den Ausschlag und Belathia wurde von einem Hieb glatt enthauptet. Thrandiol konnte den ersten Angriff mit einer Rückwärtsdrehung ausweichen, sah sich jetzt aber einer Übermacht gegenüber. Yamalia wagte es nicht, die Kanone in das Getümmel zu richten.
+Der Punkt hatte endlich sein Ziel erreicht und hielt fast andächtig inne.+
Thrandiol sprang zurück aus der Reichweite der Schwerter, doch als zwei Pistolen auf ihn angelegt wurden gab es kein Entkommen mehr. Yamalia wendet einer Eingebung folgend ihren Blick auf die Ruinen, die der Angriff des Falcons hinterlassen hatte, der immer noch weit entfernt seinen Kampf mit dem Menschenspeeder austrug. Sie sah direkt in die Mündung eines Scharfschützengewehrs.
+Der Punkt bekam Gesellschaft. Vier fremde Punkte, ähnlich verstohlen, genauso todbringend. Keiner musste mehr sein Ziel suchen.+
Die Chem-pan-seys brachen zusammen. Yamalia wusste nicht warum und woher, doch ihre drei Gegner waren tot. Thrandiol schien ebenso überrascht, doch er überlegte nicht lang, hob Nimiel auf und zog sich in die Deckung des Hauses zurück. „Turion, wann kannst Du uns hier rausholen?“ „Diese Chem-pan-sey sind hartnäckig. Sie lassen mir keine Zeit Himmelsschwinges Arsenal auf sie auszurichten oder zu wenden. Sie sind geschickter als ich dachte.“ „Kannst Du oder nicht? Noch mehr Gegnern können wir nicht standhalten!“ „Ja, seid in 45 Intervallen am Absetzpunkt.“
Turion beschleunigte den Falcon auf Höchstgeschwindigkeit und zog dabei den Rumpf über die Ruinen. Der Abstand zu seinem Verfolger wurde größer, aber er bot nun auch ein einfaches Ziel. Er musste außerhalb der Reichweite bleiben. Die Melterwaffe der Chem-pan-sey war für den zerbrechlichen Rumpf des Falcons vernichtend. Für die Landung blieb nur ein sehr geringes Zeitfenster. Doch Turion benötigte die beruhigenden Worte Kalenosts nicht. Er war sich seiner Fähigkeiten gewiss. Kurz vor dem Zielpunkt, schaltete er die Vektorschubdüsen auf vollen Rückstoß und bremste den Antigravpanzer damit in einem Ruck ab, der im Kontrast zu den sonst geschmeidigen Bewegungen des Falcons stand. Während Kalenost die Heckluke öffnete, senkte er das Fahrzeug zu Boden, ließ dabei die Triebwerke aktiviert und glich den Schub mit den Gegentriebwerken aus. Das Risiko zahlte sich aus. Nachdem Thrandiol und Yamalia die Verwundeten und Gefallenen eingeladen hatten und selber an Bord gegangen waren, entfesselte Turion die volle, bis jetzt unterdrückte, Kraft der Sternentriebwerke und jagte grade so eben davon, bevor die Menschen das Feuer eröffnen konnten.
Sie waren entkommen.