So, es geht weiter, falls es noch jemanden interessiert.
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Lehrstunden eines Weltenwanderers
Mel’thanar setzte sich eine Spur langsamer als die anderen drei Ranger. Die Wunde verpasste ihm nur einen leichten Stich. Der Trank von Fiordiel hatte ihn nicht nur geheilt wie es sonst ausschließlich die Künste der Seher vermochten, sondern ihn auch in einen wechselhaften Zustand versetzt, der ihn von Kontemplation in Euphorie und dann wieder zurück stürzen ließ. Nun perlte der Effekt langsam von ihm ab und Erschöpfung trat an dessen Stelle.
„Ich danke Euch, Freunde, dass ihr einem alten Mann geholfen habt. Dieser Wunsch lag mir sehr am Herzen.“ Yriaella lächelte ihn leicht spöttisch an: „Das merkt man Dir auch ohne Deine Worte an. Deswegen sind wir Dir auch gefolgt. Wir haben bei unserer Abkehr vom Pfad der Eldar einen Pakt geschlossen uns gegenseitig zu stützen. Yel’Khainur wird sich wohl gedulden können.“
Mel’thanar fühlte sich an ihren Pakt erinnert. Nach den schrecklichen Umwälzungen auf dem Weltenschiff hatten Yriaella, Tir`delar`thal und er dem Leben auf dem Weltenschiff den Rücken gekehrt. Sie hatten vorher nichts miteinander zu tun gehabt, waren sich unter den Millionen Einwohnern des Weltenschiffs vielleicht nie begegnet. Mel’thanar war Wasserorganist gewesen, Yriella soviel er wusste Kriegerin im Schrein der Banshees und Tir`delar`thal Illusionsseher. Sie verband aber alle der Wille ihre Heimat hinter sich zu lassen. Über Fiordiel wussten sie noch weniger als über sich selber. Er war schon länger Weltenwanderer und stammte nicht von Abyss’Thandor. Er hatte sie auf ihr neues Leben vorbereitet, dabei aber recht wenig von sich oder seinen Absichten preisgegeben. Seine Hilfe war allerdings unschätzbar, nicht nur weil er Mel’thanar wahrscheinlich das Leben gerettet hatte.
Die vier hatten einen Pakt geschlossen, dass sie gemeinsam ins selbstgewählte Exil gehen würden. Dass sie Waffenbrüder und –schwestern werden und ihr Schicksal zusammen meistern würden.
„Erstmal sind wir es, die sich in Geduld üben müssen. Aber diese Prüfung werden wir mit der gleichen Gelassenheit wie Iliandur der Sternenfahrer meistern. Wir haben Yel’Khainur berichtet und er wird uns schon mitteilen, wie wir unseren Brüdern und Schwestern helfen können.“
Ja, Tir’delar’thal hatte diesmal Recht mit dem, was er sagte, auch wenn dies nach Mel’Thanars Meinung nicht immer zutraf. Und über die Rast freute er sich. Sie saßen auf einem der riesenhaften rubinroten Laubbäume in einem Wald abseits der Menschenstädte. Hier hatten sie ein Refugium gefunden, an dem sie ihre Chameolinmäntel ablegen konnten. Ihre Waffen und Ausrüstung hatten sie auf verschiedenen Ästen verteilt und festgezurrt. Tir’delar’thal und Yriaella waren nur mit einem seidenen Lendentuch bekleidet. Und auch Melthanar hatte nur noch ein weiteres Tuch um seine Brust geschlungen um die Narbe zu verdecken, die der Hieb des Mutanten hinterlassen hatte. Er wusste, dass die Krieger der wilderen Weltenschiffe wie Saim Hann oder Khel’adoss diese Male mit Stolz trugen. Doch er war kein Krieger und ihn erfüllte dieser Makel an seinem Körper mit Scham. Die Seelensteine, die an geschmeidigen Ketten um ihren Hals hingen fingen das rötliche Licht ein und gaben ihrer Haut einen fremden Glanz. Nur Fiordiel legte weder seinen Mantel noch seine Waffen beiseite. Nur den Helm hatte er abgenommen und offenbarte damit sein gebräuntes Gesicht. Sein violettes Haar war in vielen kunstvollen Knoten zu langen Strähnen geflochten.
Yriaella ließ ihre Beine baumeln und reinigte ihre Haut mit einem Felidensmaragd. Ihre Muskeln zeichneten sich klar ab, jede Proportion war klar definiert. Ihr blondes Haar war wild und ungebändigt und ringelte sich in Locken bis zu ihren festen Brüsten. Lockiges Haar war selten unter Eldarn und die damit Gesegneten wurden allgemein bewundert.
Tir’delar’thal verteilte die kleine Schatullen mit ihrer Tagesration: getrocknetes Obst aus den Gärten des Weltenschiffs, Jel’dlun Fladen und Opatha Schoten. Seine Bewegungen waren flüchtig und hektisch. Sein Körper war nicht so trainiert wie Yriaellas, fast schon schlaksig. Sein Schädel war bis auf einen silbrigen Haarkamm kahl rasiert.
Mel’thanar nahm seine Ration entgegen und erwärmte eine Handvoll Schoten mit seinem Willen. Jeder seines Volkes konnte die Kräfte des Warps bündeln und kleinere Manipulationen der Realität vornehmen. Doch nur die Eldar, die den Weg der Seher beschritten wurden Meister dieser Kunst und konnten Kraft ihres Geistes ganze Häuser einebnen, wenn sie die Kräfte in roher Gewalt artikulierten, was selten war. Es galt nicht nur als barbarisch und kunstlos, sondern es gab auch viel subtilere und mächtigere Arten die Realität zu verändern. Die Runenpropheten, die mächtigsten Seher unter den Eldar, konnten die Wege des Schicksals erkennen und den anderen Eldar den richtigen Weg weisen. Yel’Khainur hatte seine Psikräfte bis jetzt eingesetzt um mit ihren zu kommunizieren. Solch einfach Dinge rangen ihm kaum Konzentration ab und es war so alltäglich, das es niemand besonders zur Kenntnis nahm. Es gab natürlich noch andere Arten sich über weite Strecken zu verständigen. Jeder Eldarkrieger hatte einen Kommunikationsstein in seinem Helm oder an seiner Rüstung. Aber die Runenpropheten bevorzugten diese Art um sich zu verständigen.
Auch die anderen hingen ihren eigenen Gedanken nach, aber schließlich brach Tir’delar’thar das Schweigen: „Willst Du Dich nicht auch entspannen, Fiordiel, Freund? Wenigstens Deine Rüstung ablegen? Wir haben unsere Arbeit getan und können nun unsere Freiheit genießen. Wir sind Weltenwanderer und es bindet uns nichts.“ „Nein.“
Tir’delar’thar gab sich damit nicht zufrieden. Er hatte schon öfter versucht die Einsilbigkeit Fiordiels zu brechen – ohne Erfolg. “Denkst Du denn, uns würde Gefahr drohen?“ - „Nein, dann hätte ich nicht zugesehen wie ihr Euch entkleidet.“ –„Was ist es dann? Du wirst ja einen Grund dafür haben.“ Yriaella warf ein: „Wir folgen im Gegensatz zu Dir noch nicht lange dem Pfad des Weltenwanderers. Wir dürsten aber danach, diese Kunst vollständig zu erfassen und Du kannst uns noch soviel beibringen.“ Dies schien etwas zu bewirken. Fiordiel legte seine Pistolen beiseite, streckte seine Beine aus und erklärte: „Denkt nicht, ich würde Euch wichtige Lektionen vorenthalten. Das würde weder mir noch Euch dienen. Den Pfad des Ausgestoßenen alleine zu begehen ist gefährlich.
Es scheint mir, dass es Zeit für eine weitreichendere Unterweisung ist.“ Tir’delar’thar und Mel’thanar lauschten gebannt, fast regungslos, während Yriaella weiterhin ihre Beine in der Luft kreisen ließ. Auf ihre Art war sie unruhiger, ungezügelter als Tir’delar’thar, doch Melthanar erkannte trotzdem mehr Reife in ihrem Handeln.
„Ihr seid jung auf diesem Weg. In gewisser Weise ist der Pfad ein Abbild des Pfads der Eldar, der Lebensweise auf den Weltenschiffen. Es hört sich zwar widersprüchlich an, dass genau der Pfad genau dem ähnelt, wovon er sich abkehrt. Ihr werdet es verstehen.
Wenn man jung ist, will man frei sein, alle Winkel des Lebens erkunden und auskosten. Sich keinen Regeln beugen und keine Einschränkungen hinnehmen. Mit den Jahrhunderten wird man dann mit den Gefahren konfrontiert, die diese ungebändigte Lebensweise mit sich bringt, die Nemesis unserer Rasse. Man lernt den Sinn und die Weisheit im Pfad der Eldar zu verstehen. Schließlich erinnern einen die ungestümen Jungen an seine eigene Vergangenheit und man wird selber zum Mahner und tadelt sie für ihr Verhalten.“
Mel’thanar wusste was er meinte. Dies schien ein immer wiederkehrender Kreislauf im Leben der Eldar zu sein, den man überall, auf jedem Pfad wieder finden konnte. Er hatte schon unzählige Pfade beschritten und sein Leben neigte sich dem Ende entgegen. Auch er hatte in seinem Leben diese Entwicklung durchgemacht. Und auch auf seinem letzten Pfad hatte es sich im Kleinen so abgespielt. Nachdem er zum Meister wurde, erschienen ihm die Neulinge ungebildet und unreif, ungeduldig und sprunghaft. Yamalia war die Ausnahme gewesen, weswegen er sie so geschätzt hatte.
„Für Euch bedeutet der Pfad des Ausgestoßenen Freiheit, unbegrenzte Möglichkeiten jenseits der strengen Regeln der Weltenschiffe, neue Erfahrungen, die eure Neugierde befriedigen. Doch auch ihr werdet erkennen, dass ihr der Nemesis nicht entkommen könnt. Unser Pfad ist der gefahrvollste von allen. Nicht weil wir alleine ohne unsere Schwestern und Brüdern in einem feindlichen Universum stehen, sondern weil wir nichts haben, an das wir uns klammern können um die tödlich-verführerische Saat in unserem Inneren klein zu halten. Nur unser Wille steht zwischen uns und dem Abgrund. Und nicht wenige werden in die Tiefe gerissen.“
Mel’thanar musste mit Schaudern an seine Gefühle beim Tod des Chem-pan-seys denken. War er schon nach so kurzer Zeit in diesen Sog geraten?
„Mit der Zeit werdet ihr die Freiheit ausgekostet haben und erkennen, dass der Pfad des Weltenwanderers auch nur einer unter vielen ist, keineswegs lockerer als einer auf den Archen. Ihr werdet lernen, dass man auch diesen Pfad meistern kann, dass dazu die gleiche Disziplin und Aufgabe der meisten anderen Aspekte unseres Lebens notwendig ist, wie bei anderen Pfaden auch.
Ich bin schon jenseits dieser Erfahrungen. Mir bedeutet es nichts mehr die Farben, Formen, Gerüche und Geräusche dieser Welt zu erfahren. Ich kümmere mich nicht mehr darum, die Momente der Freiheit zu erleben, den Spielraum ohne Regeln und Restriktionen auszuschöpfen.“ Er sprach nicht weiter. Mel’thanar konnte nicht sagen, ob es nur eine Pause war oder der Schluss. Doch als Fiordil nach einiger Zeit immer noch nicht fort fuhr, fragte er nach: „Was bedeutet Dir denn etwas? Weshalb wandelst Du immer noch auf diesem Pfad? Warum verlässt Du ihn nicht, wenn er nichts mehr für Dich bereithält?“ „Ihr solltet eure Gedanken auf euren Weg lenken, nicht auf meinen.“ Mit diesen Worten nahm Fiordiel seine Waffen wieder auf. Die Lehrstunde war augenscheinlich beendet.
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Lehrstunden eines Weltenwanderers
Mel’thanar setzte sich eine Spur langsamer als die anderen drei Ranger. Die Wunde verpasste ihm nur einen leichten Stich. Der Trank von Fiordiel hatte ihn nicht nur geheilt wie es sonst ausschließlich die Künste der Seher vermochten, sondern ihn auch in einen wechselhaften Zustand versetzt, der ihn von Kontemplation in Euphorie und dann wieder zurück stürzen ließ. Nun perlte der Effekt langsam von ihm ab und Erschöpfung trat an dessen Stelle.
„Ich danke Euch, Freunde, dass ihr einem alten Mann geholfen habt. Dieser Wunsch lag mir sehr am Herzen.“ Yriaella lächelte ihn leicht spöttisch an: „Das merkt man Dir auch ohne Deine Worte an. Deswegen sind wir Dir auch gefolgt. Wir haben bei unserer Abkehr vom Pfad der Eldar einen Pakt geschlossen uns gegenseitig zu stützen. Yel’Khainur wird sich wohl gedulden können.“
Mel’thanar fühlte sich an ihren Pakt erinnert. Nach den schrecklichen Umwälzungen auf dem Weltenschiff hatten Yriaella, Tir`delar`thal und er dem Leben auf dem Weltenschiff den Rücken gekehrt. Sie hatten vorher nichts miteinander zu tun gehabt, waren sich unter den Millionen Einwohnern des Weltenschiffs vielleicht nie begegnet. Mel’thanar war Wasserorganist gewesen, Yriella soviel er wusste Kriegerin im Schrein der Banshees und Tir`delar`thal Illusionsseher. Sie verband aber alle der Wille ihre Heimat hinter sich zu lassen. Über Fiordiel wussten sie noch weniger als über sich selber. Er war schon länger Weltenwanderer und stammte nicht von Abyss’Thandor. Er hatte sie auf ihr neues Leben vorbereitet, dabei aber recht wenig von sich oder seinen Absichten preisgegeben. Seine Hilfe war allerdings unschätzbar, nicht nur weil er Mel’thanar wahrscheinlich das Leben gerettet hatte.
Die vier hatten einen Pakt geschlossen, dass sie gemeinsam ins selbstgewählte Exil gehen würden. Dass sie Waffenbrüder und –schwestern werden und ihr Schicksal zusammen meistern würden.
„Erstmal sind wir es, die sich in Geduld üben müssen. Aber diese Prüfung werden wir mit der gleichen Gelassenheit wie Iliandur der Sternenfahrer meistern. Wir haben Yel’Khainur berichtet und er wird uns schon mitteilen, wie wir unseren Brüdern und Schwestern helfen können.“
Ja, Tir’delar’thal hatte diesmal Recht mit dem, was er sagte, auch wenn dies nach Mel’Thanars Meinung nicht immer zutraf. Und über die Rast freute er sich. Sie saßen auf einem der riesenhaften rubinroten Laubbäume in einem Wald abseits der Menschenstädte. Hier hatten sie ein Refugium gefunden, an dem sie ihre Chameolinmäntel ablegen konnten. Ihre Waffen und Ausrüstung hatten sie auf verschiedenen Ästen verteilt und festgezurrt. Tir’delar’thal und Yriaella waren nur mit einem seidenen Lendentuch bekleidet. Und auch Melthanar hatte nur noch ein weiteres Tuch um seine Brust geschlungen um die Narbe zu verdecken, die der Hieb des Mutanten hinterlassen hatte. Er wusste, dass die Krieger der wilderen Weltenschiffe wie Saim Hann oder Khel’adoss diese Male mit Stolz trugen. Doch er war kein Krieger und ihn erfüllte dieser Makel an seinem Körper mit Scham. Die Seelensteine, die an geschmeidigen Ketten um ihren Hals hingen fingen das rötliche Licht ein und gaben ihrer Haut einen fremden Glanz. Nur Fiordiel legte weder seinen Mantel noch seine Waffen beiseite. Nur den Helm hatte er abgenommen und offenbarte damit sein gebräuntes Gesicht. Sein violettes Haar war in vielen kunstvollen Knoten zu langen Strähnen geflochten.
Yriaella ließ ihre Beine baumeln und reinigte ihre Haut mit einem Felidensmaragd. Ihre Muskeln zeichneten sich klar ab, jede Proportion war klar definiert. Ihr blondes Haar war wild und ungebändigt und ringelte sich in Locken bis zu ihren festen Brüsten. Lockiges Haar war selten unter Eldarn und die damit Gesegneten wurden allgemein bewundert.
Tir’delar’thal verteilte die kleine Schatullen mit ihrer Tagesration: getrocknetes Obst aus den Gärten des Weltenschiffs, Jel’dlun Fladen und Opatha Schoten. Seine Bewegungen waren flüchtig und hektisch. Sein Körper war nicht so trainiert wie Yriaellas, fast schon schlaksig. Sein Schädel war bis auf einen silbrigen Haarkamm kahl rasiert.
Mel’thanar nahm seine Ration entgegen und erwärmte eine Handvoll Schoten mit seinem Willen. Jeder seines Volkes konnte die Kräfte des Warps bündeln und kleinere Manipulationen der Realität vornehmen. Doch nur die Eldar, die den Weg der Seher beschritten wurden Meister dieser Kunst und konnten Kraft ihres Geistes ganze Häuser einebnen, wenn sie die Kräfte in roher Gewalt artikulierten, was selten war. Es galt nicht nur als barbarisch und kunstlos, sondern es gab auch viel subtilere und mächtigere Arten die Realität zu verändern. Die Runenpropheten, die mächtigsten Seher unter den Eldar, konnten die Wege des Schicksals erkennen und den anderen Eldar den richtigen Weg weisen. Yel’Khainur hatte seine Psikräfte bis jetzt eingesetzt um mit ihren zu kommunizieren. Solch einfach Dinge rangen ihm kaum Konzentration ab und es war so alltäglich, das es niemand besonders zur Kenntnis nahm. Es gab natürlich noch andere Arten sich über weite Strecken zu verständigen. Jeder Eldarkrieger hatte einen Kommunikationsstein in seinem Helm oder an seiner Rüstung. Aber die Runenpropheten bevorzugten diese Art um sich zu verständigen.
Auch die anderen hingen ihren eigenen Gedanken nach, aber schließlich brach Tir’delar’thar das Schweigen: „Willst Du Dich nicht auch entspannen, Fiordiel, Freund? Wenigstens Deine Rüstung ablegen? Wir haben unsere Arbeit getan und können nun unsere Freiheit genießen. Wir sind Weltenwanderer und es bindet uns nichts.“ „Nein.“
Tir’delar’thar gab sich damit nicht zufrieden. Er hatte schon öfter versucht die Einsilbigkeit Fiordiels zu brechen – ohne Erfolg. “Denkst Du denn, uns würde Gefahr drohen?“ - „Nein, dann hätte ich nicht zugesehen wie ihr Euch entkleidet.“ –„Was ist es dann? Du wirst ja einen Grund dafür haben.“ Yriaella warf ein: „Wir folgen im Gegensatz zu Dir noch nicht lange dem Pfad des Weltenwanderers. Wir dürsten aber danach, diese Kunst vollständig zu erfassen und Du kannst uns noch soviel beibringen.“ Dies schien etwas zu bewirken. Fiordiel legte seine Pistolen beiseite, streckte seine Beine aus und erklärte: „Denkt nicht, ich würde Euch wichtige Lektionen vorenthalten. Das würde weder mir noch Euch dienen. Den Pfad des Ausgestoßenen alleine zu begehen ist gefährlich.
Es scheint mir, dass es Zeit für eine weitreichendere Unterweisung ist.“ Tir’delar’thar und Mel’thanar lauschten gebannt, fast regungslos, während Yriaella weiterhin ihre Beine in der Luft kreisen ließ. Auf ihre Art war sie unruhiger, ungezügelter als Tir’delar’thar, doch Melthanar erkannte trotzdem mehr Reife in ihrem Handeln.
„Ihr seid jung auf diesem Weg. In gewisser Weise ist der Pfad ein Abbild des Pfads der Eldar, der Lebensweise auf den Weltenschiffen. Es hört sich zwar widersprüchlich an, dass genau der Pfad genau dem ähnelt, wovon er sich abkehrt. Ihr werdet es verstehen.
Wenn man jung ist, will man frei sein, alle Winkel des Lebens erkunden und auskosten. Sich keinen Regeln beugen und keine Einschränkungen hinnehmen. Mit den Jahrhunderten wird man dann mit den Gefahren konfrontiert, die diese ungebändigte Lebensweise mit sich bringt, die Nemesis unserer Rasse. Man lernt den Sinn und die Weisheit im Pfad der Eldar zu verstehen. Schließlich erinnern einen die ungestümen Jungen an seine eigene Vergangenheit und man wird selber zum Mahner und tadelt sie für ihr Verhalten.“
Mel’thanar wusste was er meinte. Dies schien ein immer wiederkehrender Kreislauf im Leben der Eldar zu sein, den man überall, auf jedem Pfad wieder finden konnte. Er hatte schon unzählige Pfade beschritten und sein Leben neigte sich dem Ende entgegen. Auch er hatte in seinem Leben diese Entwicklung durchgemacht. Und auch auf seinem letzten Pfad hatte es sich im Kleinen so abgespielt. Nachdem er zum Meister wurde, erschienen ihm die Neulinge ungebildet und unreif, ungeduldig und sprunghaft. Yamalia war die Ausnahme gewesen, weswegen er sie so geschätzt hatte.
„Für Euch bedeutet der Pfad des Ausgestoßenen Freiheit, unbegrenzte Möglichkeiten jenseits der strengen Regeln der Weltenschiffe, neue Erfahrungen, die eure Neugierde befriedigen. Doch auch ihr werdet erkennen, dass ihr der Nemesis nicht entkommen könnt. Unser Pfad ist der gefahrvollste von allen. Nicht weil wir alleine ohne unsere Schwestern und Brüdern in einem feindlichen Universum stehen, sondern weil wir nichts haben, an das wir uns klammern können um die tödlich-verführerische Saat in unserem Inneren klein zu halten. Nur unser Wille steht zwischen uns und dem Abgrund. Und nicht wenige werden in die Tiefe gerissen.“
Mel’thanar musste mit Schaudern an seine Gefühle beim Tod des Chem-pan-seys denken. War er schon nach so kurzer Zeit in diesen Sog geraten?
„Mit der Zeit werdet ihr die Freiheit ausgekostet haben und erkennen, dass der Pfad des Weltenwanderers auch nur einer unter vielen ist, keineswegs lockerer als einer auf den Archen. Ihr werdet lernen, dass man auch diesen Pfad meistern kann, dass dazu die gleiche Disziplin und Aufgabe der meisten anderen Aspekte unseres Lebens notwendig ist, wie bei anderen Pfaden auch.
Ich bin schon jenseits dieser Erfahrungen. Mir bedeutet es nichts mehr die Farben, Formen, Gerüche und Geräusche dieser Welt zu erfahren. Ich kümmere mich nicht mehr darum, die Momente der Freiheit zu erleben, den Spielraum ohne Regeln und Restriktionen auszuschöpfen.“ Er sprach nicht weiter. Mel’thanar konnte nicht sagen, ob es nur eine Pause war oder der Schluss. Doch als Fiordil nach einiger Zeit immer noch nicht fort fuhr, fragte er nach: „Was bedeutet Dir denn etwas? Weshalb wandelst Du immer noch auf diesem Pfad? Warum verlässt Du ihn nicht, wenn er nichts mehr für Dich bereithält?“ „Ihr solltet eure Gedanken auf euren Weg lenken, nicht auf meinen.“ Mit diesen Worten nahm Fiordiel seine Waffen wieder auf. Die Lehrstunde war augenscheinlich beendet.