Allgemeines Topic für aktuelle Tagespolitik und alles ringsrum

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Sohn des Khaine

Regelkenner
03. April 2004
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So, da wir hier zuletzt schon das Wahltopic als solchen benutzt hatten, dachte ich mir ich mach mal einen auf.
Die Idee ist alle kleineren politischen Themen die so Tag für Tag in der Presse auftauchen, aber von denen man nicht denkt bzw. nicht sicher ist ob sie wirklich "ein Topic wert sind" kann man hier ansprechen. Wenn sich sich eine Diskussion entwickelt, kann man ja ausgliedern, wenn nicht bleibt es halt unkommentiert. Sozusagen politischer Smalltalk.



Um nen Anfang zu machen: http://globaleconomicanalysis.blogspot.co.at/2013/11/venezuelas-hyperinflation-anatomy-army.html

Venezuela ist am Ende. Chavez' Sozialismus hat das Land nachhaltig ruiniert. Jetzt, knapp ein halbes Jahr nach seinem Ableben bröckelt die letzte Fassade: 54% Inflation dieses Jahr, de facto Zusammenbruch der Währung. Jetzt rückt die Armee aus um gegen eine Elektronikhändlerkette(!) "zu Felde zu ziehen" die es wagt zu hohe Preise zu nehmen.
-> in 15 Jahren hat praktizierter Sozialismus ein extrem ölreiches Land zerblasen. Respekt, ganz ohne Krieg sowas zu schaffen, dazu gehört schon eine neue Kategorie Unfähigkeit....
 
Deutschland, einig Verbotsland: http://www.faz.net/aktuell/wirtscha...utschen-gerne-verbieten-wuerden-12673625.html

In der Vergangenheit kam ja des Öfteren die Fragestellung auf, ob die gouvernantenhafte Regierungspolitik irrlichternde Selbstinitiative zu nennen ist oder nicht vielmehr auf Zustimmung stößt; zumindest diese Umfrage legt Abgründe offen, die mich persönlich schwer wunder nehmen. 64% der Befragten wollen, dass der Staat ungesunde Lebensmittel (!) einem Verbot unterzieht, mit 49% ist fast jeder Zweite dafür, dass Gewalt in Filmen und Videospielen staatlich reglementiert wird. Auch politisch macht sich das bemerkbar: nicht weniger als 71% befürworten das pauschale Verbot rechtsradikaler Parteien, immerhin noch 42% das Verbot linksradikaler Parteien. Am lockersten wird noch die Sterbehilfe gesehen, von der sich nur 13% ein Verbot wünschen.
 
Nun jede Bevölkerung bekommt die Regierung, die sie verdient. In der koalitionsverhandlung soll ja schon darüber diskutiert worden sein, Kleinkriminalität mit Fahrverbot zu ahnden. Das passt ganz gut ins Schema. Anstatt allgemeingültige Regeln aufzustellen, Bevormundung des Einzelbürgers über alle Parteiogrenzen hinweg. Alkohol in der Öffentlichkeit? Pfui Teufel! Rauchen? Dito! Wer weiß, was da alles noch so kommt. Es it auch wirklich entscheidend, dass der Durchschnittsdeutsche regelmäßig Veganfutter konsumiert. Sonst droht der Untergang des Abendlandes. Und damit da auch eine gewisse Ordnung herrscht, wird das auch terminiert in Form des Veggiedays. Wo kämen wir denn da hin, wenn das jeder frei Schnauze macht? Sowas führt nur zu Chaos. Vegan sollen sie fressen und mit Lust!🙂

@ SdK gute Idee, das mit dem Thema hier.
 
Zuletzt bearbeitet:
http://www.sueddeutsche.de/kultur/hamed-abdel-samad-verschwunden-in-kairo-1.1827688

Ich weiß nicht was ich widerlicher finden soll. Die Tatsache das jemand für das simple aussprechen der Wahrheit "entführt" wird (sind wir realistisch: Hamed Abdel Samad wird sich höchstens stückchenweise wieder auffinden lassen) oder der Ton in dem die Süddeutsche drüber schreibt. Er hat die armen Muslimbrüder also provoziert.... ja dann verdient er ja auch die Fatwa die gegen ihn verhängt ist.

Na ja, progressive Moslems und ihr Schicksal... der Kulturkreis ist komplett einfach am Arsch, das wird zu unseren Lebzeiten nix mehr mit zivilisiert...
 
SdK ich glaube du bist deinem Lieblingsfeindbild neben dem Islam, nämlich der Süddeutschen verfallen. Ich fand den Artikel keineswegs relativierend oder diffamierend. Natürlich ist es eine Provokation, für die Muslimbrüder, wenn sie von Jemandem in derÖffentlichkeit kritisiert werden. Denn Provokation heißt nichts anderes, als dass die Süddeutsche einen Zusammenhang zwischen den Äußerungen Samads und seiner möglichen Entführung sieht. Daran ist nichts Relativierendes. Es sei denn, bei dir ist der Begriff Provokation negativ in dem Sinne konnotiert, dass der Provokateur selbst Schuld sei an den Folgen seiner Provokation.
 
Hallo? Ernsthaft?

So ein Satz:
Seiner Ansicht nach hätten die Muslimbrüder den Zeitgeist nicht verstanden. Provokationen wie diese könnten zur Entführung des deutsch-ägyptischen Schriftsteller Hamed Abdel-Samad geführt haben.
klingt schon ein bisschen nach "Sie hatte einen zu kurzen Rock an. Eine solche Provokation könnte zur Vergewaltigung geführt haben."

Allein schon auf die Idee zu kommen eine vollkommen harmlose, von jedem Recht auf Meinungsäußerung gedeckte Aussage als Provokation zu bezeichnen geht einfach gar nicht. Wenn er mit einem abgeschlagenen Schweinekopf durch die Moschee gehüpft wäre und sich mit dem Koran den Arsch abgewischt hätte, dann könnte man von Provokation sprechen. Das aber ist keine.
Aber aus so einem Satz spricht eine derartige geistige Dhimmitude, soviel vorauseilender Gehorsam, da braucht man keinen Kulturkampf mehr, die Islamisten haben gewonnen. Am besten morgen alle Frauen verschleiern, es könnte sich sonst ein Herrenmensch - Pardon Rechtgläubiger - provoziert fühlen.

EDIT: geht nicht nur mir so. Nachdem jetzt die Kommentare frei geschaltet sind, reagiert fast jeder Eintrag dort auf diese Art...
 
Zuletzt bearbeitet:
@ SdK Wenn sich dies auf Begebenheiten hierzulande beziehen würde, gäbe ich dir recht. Es bezieht sich aber auf Ägypten, wo die politische Situation derart angespannt ist, dass solche Äußerungen tatsächlich als Provokationen aufgefasst werden. Im Übrigen unterstellst du ja mit deiner Aussage, dass die Muslimbrüder unsere gängigen Auffassungen von freier Meinungsäußerung teilen, es deshalb also unverständlich ist, wie sie solche Bagatellen als Provokationen auffassen können. Was aber nicht der Fall ist, wie wir uns wohl einig sein werden. Deine Kritik trifft hier tatsächlich die Falschen. Nicht die SZ ist zu kritisieren, weil sie schreibt, dass die Muslimbrüder sich von solchen harmlosen Äußerungen provozieren lassen, sondern wenn dann wohl ausschließlich die Muslimbrüder. Die Einschränkung meinerseits aber auch nur, weil man sich die gespannte Lage in Ägypten vor Augen führen muss, wenn man radikale gewaltsame Übergriffe dort bewertet. Dort wird die Legitimationsfrage mit Waffen beantwortet, und dies nicht allein duirch die Muslimbrüder, sondern auch und gerade durch das Militär, aber auch säkular gesinnten Ägyptern.
 
Na ja, progressive Moslems und ihr Schicksal... der Kulturkreis ist komplett einfach am Arsch, das wird zu unseren Lebzeiten nix mehr mit zivilisiert...
Eine weitere aktuelle Meldung, die sich dort einfügt, ist wohl, dass Afghanistan wieder die Steinigung einführen möchte.

http://www.zeit.de/politik/ausland/2013-11/afghanistan-menschenrechte-steinigungen-wiedereinfuehrung

Deshalb liegt Knight-Pilgrim auch gar nicht so falsch, aus Sicht der Muslimbrüder waren Abdel-Samads Äußerungen natürlich eine Provokation. Die Frage ist, sollte die Sueddeutsche für ihren Artikel deren Sichtweise als Maßstab nehmen, oder doch lieber die allgemeinen Menschenrechte, bei letzterem ist die Formulierung der Sueddeutschen natürlich völlig daneben, denn dann ist es keine Provokation, sondern die Nutzung des Recht auf freie Meinungsäußerung.
 
Es war ein Bericht, kein Kommentar. Der Hinweis auf die Verwendung von Provokation geht ins Leere. Denn allein die Benutzung dieses Wortes stellt keine Wertung dar. Wer allerdings kulturkämpferisch emotionalöisiert ist, dem mag solch eine Petitesse vielleicht entgehen. Indem die SZ darauf hinweist, dass die Muslimbrüder die Äuerungen Samads als Provokation aufgefasst haben könnten, heißt das noch lange nicht, dass die SZ sich die Sichtweise der Muslimbrüder zueigen gemacht hat. eine Provokation ist doch kein per se negativ konnotierter Begriff. Er besagt nichts Anderes, als dass mit einer solchen Handlung ein Verhalten der Gegenseite ausgelöst werden soll. Faktisch ist jede öffentliche politische Aussage eine Provokation. Denn sie dient ja dazu, den politischen Gegner zur Aufnahme des Streites zu bewegen.
 
Es war ein Bericht, kein Kommentar. Der Hinweis auf die Verwendung von Provokation geht ins Leere. Denn allein die Benutzung dieses Wortes stellt keine Wertung dar.
Ich finde schon, dass die Benutzung des Wortes "provoziert" einen Unterschied macht. Wenn wir beide uns persönlich treffen und es wird hitzig diskutiert und am Ende heißt es, dass du mich provoziert hast, dann werden die meisten dich als Schuldigen sehen, weil Provokation eben doch negativ belegt ist (so ist zumindest mein Gefühl für dieses Wort, so habe ich es gelernt, "der Provokateur ist der böse"). Deshalb kann ich auch SdKs und die Reaktion der Leute auf den Artikel, die dort im Kommentarbereich stehen, verstehen. Dafür muss man meiner Meinung nach nicht kulturkämpferisch emotionalisiert sein, das ist die normale Auffassung, wenn jemandem eine Provokation nachgesagt wird, dann ist er der Schuldige, hätte mehr Feingefühl anwenden müssen und darf sich nicht über die Reaktion des Gegenüber wundern, da diese meistens auch schon als bekannt angenommen wird. Nach dem Motto: "Wer die gegnerischen Ultras im Fußballstadion provoziert, der braucht sich nicht wundern eine aufs Maul zu bekommen.". Hier analog: "Wer eine radikal religiöse Gruppierung kritisiert, darf sich nicht wundern, wenn er danach um sein Leben fürchten muss."; denn für solche Gruppierungen ist jedwede Kritik auch gleichzeitig eine Provokation. Es bleibt nur, dass man den Mund hält. Das bedeutet natürlich nicht, dass die SZ die Meinung der Muslimbrüder unterstützt, aber zumindest schwingt eben unterschwellig mit, dass er selbst Schuld ist, weil eben die Reaktion einer solchen Gruppierung vorher bekannt ist. Und das kann eigentlich nicht sein, unsere Medien sollten die Meinungsfreiheit hoch halten und nicht hier so unglücklich und unpassend formulieren. Es wäre so einfach gewesen anstatt Provokation von Kritik zu schreiben.
 
Und das kann eigentlich nicht sein, unsere Medien sollten die Meinungsfreiheit hoch halten
Das Gleiche wie zu SdK. Würde es sich u einen Vorfall hier in Deutschlnad handeln, gäbe ich dir recht. Es geht aber nicht um einen Vorfall hier in Deutschland, sondern vielmehr um einen Vorfall in einem fast Bürgerkriegsland, wo gerade das Militär eine Regierung abgesetzt hat. Wo der politische Diskurs also eher mit dem Knüpple oder gleich im Kaliber 7.62 ausgetragen wird. Dass dort die Schwelle zur Gewalt deutlich niedriger ist, dar eigentlich nicht verwundern. Dein Vorschlag, statt Provokation Kritik zu schreiben, ist auch nicht sehr hjilfreich. Wenn der Autor die Kausalität zwischen der Äußerung gegen die Muslimbrüder und der Entführung darstellen will.

Ich sehe hier nur einen Sturm mi Wasserglas, der sich ander Verwendung des Wörtchens Provokation entzündet. Selbst wenn die SZ tatsächlich hier eine apologetische Haltung gegnüber den Muslimbrüdern eingenommen hätte, was meiner Meinung nach nicht hat, so fällt dies eben auch unter Meinungsfreiheit. Meinungsfreiheit heißt nämlich nicht, dass man den selbsternannten Freunden der Meinungsfreiheit nach dem Mund schreiben muss, um sich auf sie berufen zu können.
 
Es war ein Bericht, kein Kommentar. Der Hinweis auf die Verwendung von Provokation geht ins Leere. Denn allein die Benutzung dieses Wortes stellt keine Wertung dar.
Doch tut es. Es tut mir leid, entweder willst du nicht sehen oder dein Sprachgefühl ist nicht so ausgeprägt.
Im "freundlichsten" Fall geht dem Autor dieses auch ab, wer ihm was unterstellen möchte (nämlich das er als Redakteur der Alpen-Prawda zur Linie des Schmierblattes steht) kann das sehr leicht. Kannst dir jetzt aussuchen was der fiesere Vorwurf an einen Journalisten ist: mangelndes Sprachgefühl oder Böswilligkeit. 😀 Es gibt diverse Formulierungen wie er zum Ausdruck hätte bringen können, das sich die Muslimbrüder zwar provoziert gefühlt haben (wobei die Tatsache trivial ist: natürlich ist/wird bei einer politischen Handlung die Gegenseite provoziert!), er diese Ansicht nicht teilt. Zum Beispiel eben durch die Formulierung "Durch dieses fühlten sie sich provoziert" oder ein simples "vermeintlich" vor Provokation. So wie es dort steht macht man sich mit den Tätern gemein und weist dem Opfer eine Schuld zu. Der Minirock eben: selber schuld wenn man so kurze Sachen trägt...

Stell dir die Formulierung doch mal in einem dir genehmen politischen Szenario vor:
Sie stellten sich einer angemeldeten Demonstration in den Weg und riefen beleidigende Parolen. Provokationen wie diese könnten vorgestern dafür gesorgt haben das Gegendemonstranten von Neonazis verprügelt wurden.
So, und jetzt sag mir aus dem Bauch heraus: welchen von beiden Gruppen steht jemand der so was schreibt näher? Das ist Apologismus in Reinkultur.

Dabei spielt es keine Rolle ob das ganze hier oder sonst wo geschieht, die Zeitung die darüber berichtet ist von hier (auch wenn sie bisweilen klingt wie das Parteiprogramm eines entfernten stalinistischen Reiches 😀) ist von hier und entsprechend sind hiesige Moralvorstellungen gültig.
Die Tat an sich, da widerspreche ich nicht, ist nicht mal besonders auffällig. Es ist tatsächlich mutig, aber extrem dumm, mit zwei Todesfatwas am Hals in ein islamisches Land zu reisen.

Ich sehe hier nur einen Sturm mi Wasserglas, der sich ander Verwendung des Wörtchens Provokation entzündet. Selbst wenn die SZ tatsächlich hier eine apologetische Haltung gegnüber den Muslimbrüdern eingenommen hätte, was meiner Meinung nach nicht hat, so fällt dies eben auch unter Meinungsfreiheit.
Du wechselst die Ebene, weil du argumentativ den Kürzeren ziehst: "die sind nicht apologetisch und wenn doch, ist es nicht verboten". Sorry, darum geht es nicht. Ich fordere kein Verbot, ich argumentiere nicht auf juristischer Ebene.
Ich empöre mich moralisch: was die da schreiben ist widerlich, selbst für die Verhältnisse der Süddeutschen.
Widerlich vor allem dadurch das sie vermutlich wissen wie abartig, unmoralisch und eben apologetisch ihre Haltung ist und sie deshalb hinter rhetorischen Figuren verstecken.
 
Problem des Artikels ist es, dass hier scheinbar etwas wiedergegeben wird, was der Bruder gesagt hat. Am Ende des Artikels heißt es ja: "Sein Bruder fürchtet, wegen solcher expliziten Provokationen der Mursi-Anhängerschaft könnten Extremisten Abdel-Samad entführt haben."

Hier könnte man eine Wiedergabe des Bruders vermuten, wobei das auch hätte deutlicher gemacht werden könnte.
Und vor allem würde ich das Wort Provokation aus dem einleitenden Text weglassen, da hat es nämlich wirklich den faden Beigeschmack, der kritisiert wird.
 
Das Gleiche wie zu SdK. Würde es sich u einen Vorfall hier in Deutschlnad handeln, gäbe ich dir recht.
Für einen deutschen Journalisten sollten aber deutsche Maßstäbe gelten. Er sollte nicht aus Sicht der Muslimbrüder schreiben (für die es eine Provokation ist), sondern aus der deutschen Sicht, aus der es eine Kritik am Islam ist, die auf dem Recht der freien Meinungsäußerung fußt. Klar fällt dies auch unter Meinungsfreiheit, so zu schreiben wie dieser Artikel geschrieben wurde, aber man darf sich dann nicht über den Gegenwind im Kommentarbereich wundern, da es bei vielen Menschen einen Nerv trifft und diese sich dann empören und die Formulierungen des Artikels als unpassend empfinden.
 
@ SdK ich wechsle keineswegs die Ebene. Ihr interpretiert in ein einziges Wort in einem ganzen Artikel ein ganzes Gedankengebäude um diesen Artikel in toto zu verreißen. Und dies im Namen der freien Meinungsäußerung. Ich bitte dich. Das ist lächerlich. Abgesehen von diesem strittigen Absatz ist in diesem artikel nichts wertendes, weder zu Samad noch zu den Muslimbrüdern zu finden. Er referiert lediglich einzelne Informationen. Erst in dem letzten von von dir kritisierten Absatz fällt lediglich einmal das Wort Provokationen in Bezug auf die Mursianhänger. Und dies lediglich um den vermuteten Zusammenhang mit der Entführung und den Motiven der Täter herzustellen. Nirgendwo steht explizit, dass eine solche Entführung von der SZ billigend in Kauf genommen oder gar gerechtfertigt würde. Das alles liest du aus einem einzigen Wort in einem ganzen Artikel heraus.

Sein Bruder fürchtet, wegen solcher expliziten Provokationen der Mursi-Anhängerschaft könnten Extremisten Abdel-Samad entführt haben. Die ägyptischen Behörden schließen eine Entführung ebenfalls nicht aus.
Es ist noch nicht einmal klar ob dies nun die Aussage der SZ oder die seines Bruders ist. Hier kann man in der Tat vielleicht mangelnde klarheit bemängeln. Aber daraus eine Exculpierung der Entführung daraus zu konstruieren ist mehr als gewagt.

Was aber wird bei dir daraus?

"armen Muslimbrüder also provoziert.... ja dann verdient er ja auch die Fatwa die gegen ihn verhängt ist".
Diese Verknüpfung stellst allein du her. Nicht aber der Autor des Artikels.
"das(sic) jemand für das simple aussprechen der Wahrheit "entführt" wird (sind wir realistisch: Hamed Abdel Samad wird sich höchstens stückchenweise wieder auffinden lassen)
Dass jemand in einem quasi Bürgerkriegsland auf die Idee kommen kann der Streit um die Wahrheit würde dort mit Worten ausgefochten, ist allenfalls naiv. Was erwartest du? Dass die Muslimbrüder, die gerade von der Macht weggeputscht worden sind unter dem drohendem Knüppel der militärs friedlich gestimmt bleiben und westliche Diskussionskultur pflegen?

Schießlich und endlich bestätigt sich bei mir der Eindruck, dass du hier zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen wolltest und das aus deiner Sicht linke Schundblatt SZ und deinen Lieblingsfeind Islam mal so richtig abzuwatschen.
 
Vorneweg, da wir schon bei mäeutischen Feinheiten im Sprachgebrauch sind:
Problem des Artikels ist es, dass hier scheinbar etwas wiedergegeben wird, was der Bruder gesagt hat.
Scheinbar ist NICHT synonym mit ähnlich lautenden Begriffen (anscheinend, augenscheinlich, offenkundig), sondern bedeutet das glatte Gegenteil. "Paul war scheinbar krank, erfreute sich allerdings bester Gesundheit" wäre ein Beispiel für den richtigen Gebrauch dieses Wortes: etwas ist ausschließlich dem Schein nach so, tatsächlich verhält es sich ganz anders.

Zum Artikel: ich finde schon die Überschrift denkwürdig: "Verschwunden in Kairo", das klingt erstaunlich flapsig dafür, dass es sich um einen informierenden Artikel und nicht um eine Glosse oder einen Feuilletonartikel handelt, das hat was von "Nachts im Museum", "Kevin allein zu Haus" oder "Verbotene Liebe", ganz so, als ob sich ein zu vernachlässigender Betriebsunfall ereignet hätte. Dementsprechend sehe ich eine vielleicht nicht zwingend apologetische, allerdings eine erstaunlich kaltschnäuzige Art und Weise, über den Vorfall zu berichten. Ich meine überdies, dass das "Noch wird er vermisst" in der Überleitung einen komischen Beigeschmack hinterlässt: was heißt denn hier "noch"? Weiß der Autor, dass dem bald nicht mehr so sein wird? Dass es sich um ein lediglich kurzfristiges Verschwinden handelt? Der Leser erfährt schon durch die Überschrift und den vorangehenden Satz, dass von Abdel-Samad jede Spur fehlt, wozu also diese Ergänzung? Ich möchte vermuten, dass sich hier ein Schreiberling beim Verfassen etwas langweilte und infolgedessen journalistische Sorgfalt missen ließ, kann allerdings nachvollziehen, dass auch Böswilligkeit unterstellt wird, es macht einen sehr merkwürdigen Eindruck.
 
Tja, mit dem Deutschen Journalismus ist es halt so ne Sache. Dort investiert man offensichtlich mehr Zeit einen Wortwitz auch bei ernsten Themen in Form einer Überschrift zu finden, als dann inhaltliche Sorgfalt walten zu lassen.

Auch die künstliche Spannungserzeugung in Sachen Koalitionsvertrag ging mir höllisch auf die Nüsse. Da ist der Vertrag bei einigen Zeitungen schon seit Tagen geleakt, und dennoch machen ÖR und paar Großzeitungen einen Zauber als wärs der offene Ausgang von einem Championsleague Finale.

Leider bildet die Überschrift des diskuttierten Artikels da keine Ausnahme, sondern den Regelfall. Was mich nur darin bestärkt. Werbeblocker ein und keinen Cent an die Verleger.
 
So mal was Neues. Es gab ja im Heutejournal ein Interview mit einer leicht bissigen Journalistin und Sigmar Gabriel zum Thema Mitgliedervotum in der SPD und heute bin ich auf die Kolumne einer meiner Lieblingsdünnbrettbohrerinnen im bürgerlichen Lager gestoßen, die da meinte, das Vorgehen des heutejournal sei ok gewesen Gabriel aber ein dünnhäutiger Choleriker. Mal abgesehen davon, dass ich die Darstellung des heutejournal schon tendenziös fand, diese Kolumne Fietz am Freitag setzt dem Ganzen die Krone auf. http://www.focus.de/politik/deutsch...-war-der-echte-sigmar-gabriel_id_3442590.html

Die beiden Damen haben überhaupt nicht verstanden, was die Führung der SPD da macht. Nämlich einem Koalitionsvertrag, den die SPD- Basis zurecht mit Bauchschmerzen betrachtet, per Mitgliedervotum eine Legitimation zu verschaffen und ein Ausbrechen des linken Flügels unmöglich zu machen. Für die diese beiden Damen werden aber die SPD- Mitglieder, denen die Pistole auf die Brust gesetzt wurde auch noch zu privilegierten Wählern.

Dabei, und das ist der eigentliche Punkt für eine Diskussion, ist dieses Argument, ein paar hunderttausend seien per Parteibuch dazu privilegiert, das Votum der vielen Millionen zu interpretieren, hanebüchener Unsinn. Es ist deshalb in meinen Augen diskussionswürdig, weil man hier einmal auf die Mähr eingehen kann, der Wähler würde durch die Abgabe einer Stimme eine Koalition wählen.

"Der Wähler " wählt eine Partei und/oder einen Kandidaten. Diesem Kandidaten oder dieser Partei obliegt es, die Interessen seiner Wähler im Parlament dadurch zu vertreten, dass er/ sie versucht, für diese Interessen Mehrheiten zu organisieren. Wie die gewählten Vertreter dies machen liegt allein bei ihnen. Aus den Wahlergebnissen lassen sich überhaupt keine Koalitionen ablesen. Und Umfragen zu Koalitionswünschen sind keine Wahlen. Man kann sie getrost beiseite lassen.

Um das mal explizit zu machen. Ich wähle seit Ewigkeiten die Linke und vorher PDS. Aus der Abgabe meienr Stimme, kann die PArtei aber beim besten Willen nicht ablesen, ob sie nun lieber strikte Oppositionspolitik machen soll oder sich um Regierungsbeteiligung bemühen soll. Genauso wenig kann sie erkennen, ob ich dafür bin, dass die Linke vielleicht doch eher eine Querfrontstrategie verfolgen solle und versuchen solle, an die CDU anschlussfähig zu werden.

Und dies gilt auch für alle anderen Parteien. Was die Parteien aber wissen können, ist was sie zur Wahl versprochen haben. Dafür sind sie auch gewählt worden. Und wenn die SPD- Führung jetzt die Mitglieder befragt, ob das Ergebnis die Basis überzeugt, dann deswegen, weil ihr und allen einigermaßen politisch Gebildeten im Lande klar ist, dass die Große Koalition eigentlich inhaltlich eher die schlechtere Alternative ist. Denn für viele Themen gäbe es eine parlamentarische Mehrheit links der CDU. Diese Mehrheit auch z aktivieren ist aber aus verschiedenen Gründen schwierig. Schwieriger als die GroKo. DEswegen hat die SPD Basis jetzt die Wahl zwischen Pest und Cholera. Eine Groko die von der CDU dominiert sein wird oder das Vabanquespiel doch noch rorrotgrün zu versuchen. Denn Neuwahlen sind in der derzeitigen Verfassung der SPD wohl eher der Todesstoß als ein Befreiungsschlag. Weil die Basis das aber weiß und vor der Wahl steht, ihren Parteivorstand ohne sichtbare Alternative zu stürzen oder aber sich zum Volstrecker einer unsozialen CDU zu machen, wird der Koalitionsvertrag wohl bewilligt werden. Damit hat dann Gabriel Merkel eine Legitimation verschafft, die Merkel ohne die SPD Führung nie hätte bekommen können. Nämlich das abgepresste Zugeständnis, dass die SPD trotz innerer Spannung in Nibelungentreue zu einer antisozialdemokratischen Groko steht.
 
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