Diese Geschichte belegte einen der beiden 2. Plätze und wurde von Blackorc geschrieben.
The most merciful thing in the world, I think, is the inability of the human mind to correlate all its contents. We live on a placid island of ignorance in the midst of black seas of infinity, and it was not meant that we should voyage far. The sciences, each straining in its own direction, have hitherto harmed us little; but some day the piecing together of dissociated knowledge will open up such terrifying vistas of reality, and of our frightful position therein, that we shall either go mad from the revelation or flee from the deadly light into the peace and safety of a new dark age.
Finsternis – absolute Finsternis. Er lief, doch er wusste nicht wohin und er fühlte … nichts – absolut nichts. Ihm war, als würde er ertrinken und doch befand sich kein Wasser um ihn herum – und dann schrak er hoch, erwachte schweißgebadet mit einem Keuchen aus was auch immer für ein Alptraum das gewesen war. Schwer atmend saß Galen aufrecht auf seiner Pritsche und sah sich um. Er befand sich im Schlafsaal der Kaserne, wo auch sonst? Doch irgendetwas stimmte nicht. Das Erste, was ihm auffiel war das enervierende, bläuliche Flackern der Leuchtröhre an der Decke. Warum flackerte sie nur so? In dem Raum war es absolut finster, nur in den kurzen Momenten des Flackerns konnte er seine Umgebung wahrnehmen. Doch dies genügte, um festzustellen, dass niemand außer ihm hier war. Alle Betten in der geräumigen Soldatenunterkunft waren leer und vom Zischen des flackernden Leuchtkörpers abgesehen war es vollkommen still. Alarmiert von dieser ungewöhnlichen Situation sprang er aus dem Bett und stellte dabei zu seiner Verwunderung fest, dass er vollkommen nackt war, obwohl er für gewöhnlich in Unterwäsche schlief. Galen versuchte sich zu erinnern. Was war geschehen? Entsetzt stellte er fest, dass große Lücken in seinem Gedächtnis klafften. Er versuchte an den letzten Tag zurück zu denken – nichts. Der Tag davor – wieder nichts. Warum war er überhaupt hier? Panik flammte in dem Gardisten auf, als er sich von Sekunde zu Sekunde hilfloser und verwirrter zu fühlen begann. Bilder aus seiner Kindheit tauchten vor seinem geistigen Auge auf, wie er mit Vater und Mutter beim Essen sitzt, wie sein hässlicher Bruder Rob ihm eine Tracht Prügel verpasst, wie er mit seinen Freunden „Fang den Servoschädel“ spielt. Später – seine erste Freundin, wie sie sich nackt vor ihm räkelt. Wie hieß sie doch gleich? Auch ihr Name war ihm entfallen. Noch später – das Training in der Imperialen Armee. Zerlegen und Zusammenbauen eines Lasergewehrs, ein Kamerad, der sich beim Granatentraining selbst in die Luft sprengt. Fleischfetzen regnen auf ihn herab. Noch später – er patrouilliert durch die Gänge eines imperialen Kreuzers. Dann – er ist in einem Landungsschiff, das beim Eintritt in die Atmosphäre durchgeschüttelt wird. Jones schreit wie in Irrer, Ruben kotzt sich die Seele aus dem Leib. Noch etwas später – er steht am Rand einer riesigen Ausgrabungsstätte. Nach was hatten sie gleich wieder gesucht? Verdammt, auch daran konnte er sich nicht mehr erinnern.
Plötzlich nahm Galen ein rötliches Leuchten aus einem angrenzenden Raum wahr. War es eben nicht noch dunkel gewesen? Er fühlte, wie sich seine Nackenhärchen aufstellten, wie er Gänsehaut bekam. Irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht. Da er nicht wusste, was er sonst tun sollte, bewegte der Soldat sich langsam auf das matte Licht zu. Es kam aus dem Gang, der zu den Duschen führte. Vorsichtig setzte er einen Fuß vor den anderen, um, barfuß wie er war, nicht über ein Hindernis zu stolpern. Der Boden fühlte sich merkwürdig weich und feucht an, doch fürs Erste beschloss er, sich auf das rötliche Leuchten zu konzentrieren. Als er den Gang erreichte, kribbelte seine Haut am gesamten Körper. Der Gang wirkte viel länger, als er sein sollte und irgendetwas stimmte mit der Geometrie nicht. Sie war falsch. Es gab Winkel, wo keine sein sollten, alles wirkte verdreht, Entfernungen willkürlich und nicht einschätzbar. Ein beißender Ozongeruch lag in der Luft und ganz leise schienen gequälte Schreie von irgendwoher zu ertönen.
Dann bemerkte er die Kreatur. Das Wesen wirkte wie eine Art Hund oder Raubkatze und doch gänzlich unnatürlich mit seiner frei liegenden Muskulatur, zwischen der Knochensegmente hindurch ragten. Anstatt eines Kopfes hatte es einen blank liegenden Schädel und starrte Galen mit definitiv viel zu vielen Augen an. Zwischen den Vorderläufen bewegten sich zwei kleinere, knöcherne Fangarme und eine schreckliche, wurmartig segmentierte Zunge zuckte zwischen blutigen Fängen vor und zurück. Der Gardist versuchte, die Entfernung zu der Kreatur einzuschätzen, doch es war ihm gänzlich unmöglich. Sie könnte direkt vor ihm oder zwanzig Meter entfernt sitzen, er konnte es nicht sagen. Dieses Ding neigte seinen Kopf leicht zur Seite und schien Galen auf eine belustigte Art und Weise zu mustern und doch wirkte es trotz seiner gelassenen Haltung, als wolle es jeden Moment hervor preschen und ihn zerfetzen, was ihm vermutlich mühelos gelungen wäre. Dann stieß es ein Knurren aus, welches dem Menschen durch Mark und Bein ging, wendete sich von ihm ab und trottete davon, der Quelle des roten Leuchtens entgegen.
Der Überlebensinstinkt des Mannes schrie danach, fort zu rennen und die Stimme der Vernunft fiel in den inneren Chor mit ein. Seine innere Anspannung drohte, ihn förmlich zu zerreißen, sein Verstand zu kollabieren. Doch dann gewannen das Training des Soldaten und ein Funken Neugier die Oberhand und er zwang sich dazu, weiter auf die matte Lichtquelle vor sich zuzulaufen, wobei er mit jedem Schritt mehr das Gefühl dafür verlor, wo oben und unten war und er gegen einen immer stärker werdenden Brechreiz ankämpfen musste, während die Luft um ihn herum flimmerte.
Dann, plötzlich, schien die gesamte Realität einen Sprung zu machen. Es fühlte sich an, als würden sich sämtliche Organe in seinem Bauch neu anordnen und der Brechreiz wurde übermäßig. Mit einem Stöhnen kauerte er sich zusammen und übergab sich, spie eine dunkelrote, klebrige Masse aus. Unverwandt starrte er auf den Fleck vor ihm. Menschen sollten so etwas nicht ausspucken. Ein Windstoß riss ihn aus seinen Gedanken. Irritiert sah er auf und er traute seinen Augen nicht. Das rote Dämmerlicht war immer noch da, doch es bereitete lediglich die Untermalung für einen Anblick, den ein Mensch sich selbst in seinen wirrsten Albträumen nicht auszumalen wagte. Vor ihm lag eine Stadt – eine Stadt wie er sie noch nie gesehen hatte.
Die Türme der gewaltigen Metropole, die sich bis zum Horizont erstreckte, ragten in schwindelerregenden Höhen auf wie Klauen, die nach dem Himmel griffen. Die Architektur war Galen gänzlich unbekannt, doch sie wirkte auf ihn abgrundtief böse. Nur ein kranker Verstand konnte solch verdrehte Bauwerke erschaffen. Wie Spinnenfäden erstreckten sich überall zwischen den Gebäuden nadeldünne Stege, welche Ebene um Ebene miteinander verbanden, ohne eine Ordnung hinter dem System erkennen zu lassen. Selbst auf die Distanz war die Bewegung zahlreicher Flugfahrzeuge zu erkennen, die zwischen diesen Stegen wie Insekten hindurch wuselten. In rotes Zwielicht gehüllt wirkte diese Szenerie doppelt so bedrohlich, doch das Schlimmste waren die Schreie, die aus der Stadt kamen. Schreie des Entsetzens und Schreie der Freude schienen sich zu einer abartigen Symphonie des Grauens zu vermischen und ließen Galen das Mark in den Beinen gefrieren.
Eine Weile betrachtete der Gardist einfach nur mit einer Mischung aus Faszination und Entsetzen den Anblick, der sich ihm bot, dann nahm er seine nähere Umgebung in Augenschein. Offenbar stand er auf einer Aussichtsplattform auf dem Dach eines Gebäudes. Egal in welche Richtung er schaute, die Stadt erstreckte sich endlos in alle Richtungen. Die Plattform wurde eingerahmt von einem dünnen Geländer, welches bei näherem Hinsehen aus Knochen gefertigt zu sein schien. Dazwischen wehten einige Fetzen im Wind, zu denen Galen beschloss, sie lieber nicht näher in Augenschein zu nehmen. Doch dazu hätte er ohnehin keine Gelegenheit gehabt, da in diesem Augenblick die Schatten um ihn herum Gestalt annahmen und eine kalte Stimme ihn in einer unbekannten, grausamen Sprache ansprach. Galen blickte in zwei in grünem Feuer leuchtende Augen, dann wurde er ohnmächtig, als sein überstrapazierter Verstand endgültig zusammenbrach.
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Finsternis – absolute Finsternis. Er lief, doch er wusste nicht wohin und er fühlte … nichts – absolut nichts. Ihm war, als würde er ertrinken und doch befand sich kein Wasser um ihn herum – und dann schrak er hoch, erwachte schweißgebadet mit einem Keuchen aus was auch immer für ein Alptraum das gewesen war. Schwer atmend saß Galen aufrecht auf seiner Pritsche und sah sich um. Er befand sich im Schlafsaal der Kaserne, wo auch sonst? Doch irgendetwas stimmte nicht. Im matten Licht der Nachtbeleuchtung sah er sich um. Auf einen flüchtigen Blick hätte man meinen können, es wäre alles in Ordnung, doch die nach jahrelangem Training geschärften Sinne des Soldaten belehrten ihn in Sekundenbruchteilen eines Besseren. Die vollkommene Regungslosigkeit der Körper war das erste Indiz, die roten Pfützen unter den Pritschen hingegen eher offensichtlich. Jemand hatte Galens Kameraden im Schlaf die Kehle durchgeschnitten. Mit vor Entsetzen steifen Gliedern drehte sich Galen langsam und leise, möglichst darauf bedacht kein Geräusch zu verursachen, auf seiner Schlafstätte, setzte die Füße auf dem ekelhaft glitschigen Boden auf und stand langsam auf. Wie in Trance schritt er langsam durch den Schlafsaal in Richtung Waschraum, konnte nicht fassen, was er hier sah, konnte nicht fassen, was geschehen war. Auf halbem Weg nahm er ein Tropfen von der Decke war, blickte auf und seine Augen weiteten sich vor Entsetzen. Als Soldat hatte Galen schon so Einiges in seinem Leben gesehen, war mit dem Tod vertraut und hatte schon so manchen Freund zu Grabe getragen. Doch was dort an der Decke hing war ein Akt unvorstellbarer Grausamkeit. Der Körper dort war einmal Ruben gewesen. Man hatte ihn mit Händen und Füßen an die Decke genagelt und einen Pflock durch seinen Mund getrieben. Der Bauch war der Länge nach aufgeschnitten und Gedärme hingen wie schaurige Girlanden herab. Galen wollte schreien, doch lediglich ein heiseres Keuchen entfuhr seiner Kehle. Hastig stolperte er von dem grauenerregenden Anblick fort, rutschte auf einer Blutlache aus, konnte sich im letzten Moment fangen und wankte weiter in Richtung Waschraum. Als er den Gang zu den Duschen zur Hälfte durchquert hatte, kauerte er sich am Boden zusammen und übergab sich.
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Wie lange oder warum diese abscheuliche Kreatur ihn schon folterte konnte er nicht sagen, hatte er doch bereits längst jegliches Zeitgefühl verloren. Es gab in dieser Stadt des Schreckens weder Tag noch Nacht, nur ewiges, rotes Zwielicht. Keine einzige Frage hatte man ihm bisher gestellt, vielmehr schien sein Peiniger ihn aus purem Vergnügen zu quälen. Sämtliche Knochen hatte man ihm bereits gebrochen und wieder zusammen heilen lassen, hatte ihm seine eigenen Innereien gezeigt und ihn anschließend wieder zusammen genäht, hatte Modifikationen an seinem Körper vollzogen. Der Foltermeister trug Gewänder, die aus Fleisch gefertigt zu sein schienen, einen Gürtel, an dem zahlreiche abscheuliche Gerätschaften befestigt waren und die groteske Maske einer Gesichtshaut, die über seinen eigenen, kahlen Schädel gespannt war. Doch trotz all seiner Abartigkeit bewegte er sich mit einer unnatürlichen Eleganz, die ihn beinahe wieder schön wirken ließ. Heute jedoch wirkte er nervös, als er Galen in der Mitte seiner Folterkammer an einem eisernen Kreuz festband und auf etwas zu warten schien.
Mit einem Seufzen öffnete sich die Tür zur Folterkammer und eine Frau von unirdischer Schönheit betrat den Raum. Menschlich war sie gewiss nicht, doch von einer derart aufreizenden Schönheit, dass Galen bemerkte, wie sich trotz all seiner Qualen seine Männlichkeit bei ihrem Anblick zu regen begann. Gekleidet war die Dame in einen Hauch von Nichts, eine Vielzahl von Schichten aus transparenten, seidenartigen Stoffen die mehr offenbarten als verdeckten und sie bewegte sich mit der Anmutigkeit einer Raubkatze. Zweifelsohne handelte es sich um eine Eldar, wie Galen an ihrem schlanken Körperbau, ihren pechschwarzen Mandelaugen und ihren spitzen Ohren erkannte. In der bösartigen Sprache ihres Volkes, jedoch mit einer Stimme so süß wie Honig raunte sie dem Foltermeister einige Worte zu und dieser verließ in einer unterwürfig gebückten Haltung den Raum. Dann wandte sie sich ihrem Gefangenen zu, strich mit einer sanften Bewegung ihrer grazilen Hand über seine Wange, über seinen nackten Körper und erfreute sich an dem offensichtlichen Widerspruch verschiedenster Emotionen, die den Menschen dabei überkamen. „Du bist also mein neues Spielzeug“, hauchte sie in perfektem Gotisch. „Wir beide werden viel Spaß miteinander haben, oh ja, das werden wir.“
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Alarm – er musste den Alarm auslösen. Die Ausbildung zum Soldaten gewann wieder die Oberhand, Galen rappelte sich auf und rannte den Gang entlang in Richtung des an der Wand angebrachten Alarmschalters. Mit einem Ruck drehte er den Hebel nach unten und wich fluchend zurück, als ihm ein Stromschlag, begleitet von einem Funkenregen durch Mark und Bein fuhr. Stille – wie es aussah, konnte er das Alarmsystem vergessen.
Der Weg durch den Waschraum offenbarte weitere Schrecken. Aus irgendeinem Grund liefen die Duschen im Dauerbetrieb, wie Springbrunnen. Doch es war kein Wasser, das sie ausspien, es war Blut. Zwischen den Wänden waren dünne Fäden in einem ihm unbekannten Material gespannt, welche kleine, schimmernde Kugeln befestigten. Galen war kein spiritueller Mensch, hatte sich niemals mit höheren Mächten befasst und den imperialen Glauben stets nur halbherzig verfolgt. Dennoch war ihm instinktiv augenblicklich klar, was diese Kugeln waren. Es waren Gefäße für darin eingesperrte Seelen, welche unsterbliche Qualen zu erleiden schienen. Für einen Moment war dem Soldaten, als würde er leise Schreie vernehmen. Der Anblick und der Geruch des Blutes ließen erneut die Übelkeit in Galen aufsteigen, beinahe hätte er sich erneut übergeben. Hastig rannte er weiter, durchquerte den Raum, gelangte in den nächsten und steuerte auf seinen Spind zu, öffnete ihn und begann sich anzukleiden, legte in Eile seine Armaplastrüstung an und schnappte sich sein Lasergewehr. Immer noch wirkte die gesamte Szenerie unwirklich. Alle Spinde waren verschlossen, als wäre hier nie etwas geschehen. Dennoch fühlte er sich nun, mit seiner Waffe in der Hand, etwas sicherer als zuvor. Das Lasergewehr im Anschlag rannte er aus dem Kasernengebäude nach draußen.
Zwei Stunden später hatte er das gesamte Kasernengelände abgesucht und keinen einzigen Überlebenden gefunden, dafür jedoch Unmengen von Leichen. Für sie alle schien der Tod überraschend und aus nächster Nähe gekommen zu sein. Es gab keine Spuren von Feuergefechten, die Toten schienen mit Schwertern und Dolchen getötet worden zu sein. In der kleinen Basilica des Geländes hatte ihn eine besonders schaurige Überraschung erwartet. Jemand hatte sie in ein bizarres Kunstwerk des Grauens verwandelt. Die Sitzbänke waren prall gefüllt mit scheinbar Betenden. Es handelte sich ausnahmslos um frühere Kameraden Galens, die nackt und mit durchschnittener Kehle auf die Bänke drapiert worden waren und einen Schrein anbeteten, der so grotesk entstellt worden war, dass menschliche Worte nicht ausreichten, sein Aussehen zu beschreiben.
Galen war schreiend hinaus gerannt, nicht nur aus der Basilica, sondern auch aus der Kaserne. Er wollte einfach nur noch weg, weg von diesem Ort des Schreckens. Einige Kilometer vor ihm reckte sich die nahegelegene Makropole Lux Secundus dem Nachthimmel entgegen. Langsam und mit zerbrochenem Verstand stolperte der Soldat über eine staubige Ebene auf die Stadt zu, als er plötzlich einen seltsam vertraut wirkenden Ozongeruch wahrnahm. Als er sich umdrehte, saß dort eine groteske Kreatur, ähnlich einer Raubkatze, doch ohne Haut mit blank liegenden Muskeln und Knochen und starrte ihn an. Er hatte dieses Wesen schon einmal gesehen, doch wann war das? Er konnte sich nicht erinnern. Hinter dem Wesen ragte eine Art Barriere aus flimmernder Luft auf, die den Blick auf eine ferne, in rotes Dämmerlicht getauchte Stadt frei gab. Von dort kamen soeben unzählige Antigravfahrzeuge heran, durchbrachen die Barriere und rasten mit einem Heulen über Galen hinweg auf die Makropole zu. Starr vor Entsetzen stand der Mensch einfach da, unfähig etwas zu tun. Ein helles Lachen in einer Stimme, süß wie Honig erklang, als eine Frau, gekleidet in eine elegante, schwarze Lederrüstung durch die flimmernde Luft schritt, sich neben die schreckliche, hautlose Kreatur stellte, ihr sanft über den kahlen Schädel streichelte und Galen mit pechschwarzen Augen fixierte. „Ah, da bist du ja, mein kleines Spielzeug.“, hauchte die Dark Eldar. „Und? Hat es dir Freude bereitet, deine Kameraden abzuschlachten? Ach, ich vergaß, du kannst dich nicht erinnern, nicht wahr? Ja, wir haben noch einmal kurz dein Bewusstsein zurückkehren lassen, um uns an deinem Grauen zu ergötzen. Doch nun fürchte ich, bist du nutzlos für uns, obwohl all die kleinen Veränderungen an deinem Körper dich sehr stark gemacht haben.“ Galen sank auf die Knie, sank in den Staub und starrte dieses entsetzliche Weib an. Sollte wirklich er all seine Kameraden getötet haben? Er ganz alleine? Wie war so etwas möglich? Es stellten sich so viele Fragen, doch als er die Frau mit vor Wahnsinn flackernden Augen anstarrte, brachte er nur ein Wort heraus: „Warum?“, krächzte er mit heiserer Stimme. Die Dark Eldar lachte mit ihrer wunderschönen Stimme. „Warum nicht?“, antwortete sie lächelnd. Dann zog sie eine grünlich leuchtende Klinge von ihrem Rücken und enthauptete den Menschen mit einer eleganten Pirouette.
The most merciful thing in the world, I think, is the inability of the human mind to correlate all its contents. We live on a placid island of ignorance in the midst of black seas of infinity, and it was not meant that we should voyage far. The sciences, each straining in its own direction, have hitherto harmed us little; but some day the piecing together of dissociated knowledge will open up such terrifying vistas of reality, and of our frightful position therein, that we shall either go mad from the revelation or flee from the deadly light into the peace and safety of a new dark age.
H.P. Lovecraft
Finsternis – absolute Finsternis. Er lief, doch er wusste nicht wohin und er fühlte … nichts – absolut nichts. Ihm war, als würde er ertrinken und doch befand sich kein Wasser um ihn herum – und dann schrak er hoch, erwachte schweißgebadet mit einem Keuchen aus was auch immer für ein Alptraum das gewesen war. Schwer atmend saß Galen aufrecht auf seiner Pritsche und sah sich um. Er befand sich im Schlafsaal der Kaserne, wo auch sonst? Doch irgendetwas stimmte nicht. Das Erste, was ihm auffiel war das enervierende, bläuliche Flackern der Leuchtröhre an der Decke. Warum flackerte sie nur so? In dem Raum war es absolut finster, nur in den kurzen Momenten des Flackerns konnte er seine Umgebung wahrnehmen. Doch dies genügte, um festzustellen, dass niemand außer ihm hier war. Alle Betten in der geräumigen Soldatenunterkunft waren leer und vom Zischen des flackernden Leuchtkörpers abgesehen war es vollkommen still. Alarmiert von dieser ungewöhnlichen Situation sprang er aus dem Bett und stellte dabei zu seiner Verwunderung fest, dass er vollkommen nackt war, obwohl er für gewöhnlich in Unterwäsche schlief. Galen versuchte sich zu erinnern. Was war geschehen? Entsetzt stellte er fest, dass große Lücken in seinem Gedächtnis klafften. Er versuchte an den letzten Tag zurück zu denken – nichts. Der Tag davor – wieder nichts. Warum war er überhaupt hier? Panik flammte in dem Gardisten auf, als er sich von Sekunde zu Sekunde hilfloser und verwirrter zu fühlen begann. Bilder aus seiner Kindheit tauchten vor seinem geistigen Auge auf, wie er mit Vater und Mutter beim Essen sitzt, wie sein hässlicher Bruder Rob ihm eine Tracht Prügel verpasst, wie er mit seinen Freunden „Fang den Servoschädel“ spielt. Später – seine erste Freundin, wie sie sich nackt vor ihm räkelt. Wie hieß sie doch gleich? Auch ihr Name war ihm entfallen. Noch später – das Training in der Imperialen Armee. Zerlegen und Zusammenbauen eines Lasergewehrs, ein Kamerad, der sich beim Granatentraining selbst in die Luft sprengt. Fleischfetzen regnen auf ihn herab. Noch später – er patrouilliert durch die Gänge eines imperialen Kreuzers. Dann – er ist in einem Landungsschiff, das beim Eintritt in die Atmosphäre durchgeschüttelt wird. Jones schreit wie in Irrer, Ruben kotzt sich die Seele aus dem Leib. Noch etwas später – er steht am Rand einer riesigen Ausgrabungsstätte. Nach was hatten sie gleich wieder gesucht? Verdammt, auch daran konnte er sich nicht mehr erinnern.
Plötzlich nahm Galen ein rötliches Leuchten aus einem angrenzenden Raum wahr. War es eben nicht noch dunkel gewesen? Er fühlte, wie sich seine Nackenhärchen aufstellten, wie er Gänsehaut bekam. Irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht. Da er nicht wusste, was er sonst tun sollte, bewegte der Soldat sich langsam auf das matte Licht zu. Es kam aus dem Gang, der zu den Duschen führte. Vorsichtig setzte er einen Fuß vor den anderen, um, barfuß wie er war, nicht über ein Hindernis zu stolpern. Der Boden fühlte sich merkwürdig weich und feucht an, doch fürs Erste beschloss er, sich auf das rötliche Leuchten zu konzentrieren. Als er den Gang erreichte, kribbelte seine Haut am gesamten Körper. Der Gang wirkte viel länger, als er sein sollte und irgendetwas stimmte mit der Geometrie nicht. Sie war falsch. Es gab Winkel, wo keine sein sollten, alles wirkte verdreht, Entfernungen willkürlich und nicht einschätzbar. Ein beißender Ozongeruch lag in der Luft und ganz leise schienen gequälte Schreie von irgendwoher zu ertönen.
Dann bemerkte er die Kreatur. Das Wesen wirkte wie eine Art Hund oder Raubkatze und doch gänzlich unnatürlich mit seiner frei liegenden Muskulatur, zwischen der Knochensegmente hindurch ragten. Anstatt eines Kopfes hatte es einen blank liegenden Schädel und starrte Galen mit definitiv viel zu vielen Augen an. Zwischen den Vorderläufen bewegten sich zwei kleinere, knöcherne Fangarme und eine schreckliche, wurmartig segmentierte Zunge zuckte zwischen blutigen Fängen vor und zurück. Der Gardist versuchte, die Entfernung zu der Kreatur einzuschätzen, doch es war ihm gänzlich unmöglich. Sie könnte direkt vor ihm oder zwanzig Meter entfernt sitzen, er konnte es nicht sagen. Dieses Ding neigte seinen Kopf leicht zur Seite und schien Galen auf eine belustigte Art und Weise zu mustern und doch wirkte es trotz seiner gelassenen Haltung, als wolle es jeden Moment hervor preschen und ihn zerfetzen, was ihm vermutlich mühelos gelungen wäre. Dann stieß es ein Knurren aus, welches dem Menschen durch Mark und Bein ging, wendete sich von ihm ab und trottete davon, der Quelle des roten Leuchtens entgegen.
Der Überlebensinstinkt des Mannes schrie danach, fort zu rennen und die Stimme der Vernunft fiel in den inneren Chor mit ein. Seine innere Anspannung drohte, ihn förmlich zu zerreißen, sein Verstand zu kollabieren. Doch dann gewannen das Training des Soldaten und ein Funken Neugier die Oberhand und er zwang sich dazu, weiter auf die matte Lichtquelle vor sich zuzulaufen, wobei er mit jedem Schritt mehr das Gefühl dafür verlor, wo oben und unten war und er gegen einen immer stärker werdenden Brechreiz ankämpfen musste, während die Luft um ihn herum flimmerte.
Dann, plötzlich, schien die gesamte Realität einen Sprung zu machen. Es fühlte sich an, als würden sich sämtliche Organe in seinem Bauch neu anordnen und der Brechreiz wurde übermäßig. Mit einem Stöhnen kauerte er sich zusammen und übergab sich, spie eine dunkelrote, klebrige Masse aus. Unverwandt starrte er auf den Fleck vor ihm. Menschen sollten so etwas nicht ausspucken. Ein Windstoß riss ihn aus seinen Gedanken. Irritiert sah er auf und er traute seinen Augen nicht. Das rote Dämmerlicht war immer noch da, doch es bereitete lediglich die Untermalung für einen Anblick, den ein Mensch sich selbst in seinen wirrsten Albträumen nicht auszumalen wagte. Vor ihm lag eine Stadt – eine Stadt wie er sie noch nie gesehen hatte.
Die Türme der gewaltigen Metropole, die sich bis zum Horizont erstreckte, ragten in schwindelerregenden Höhen auf wie Klauen, die nach dem Himmel griffen. Die Architektur war Galen gänzlich unbekannt, doch sie wirkte auf ihn abgrundtief böse. Nur ein kranker Verstand konnte solch verdrehte Bauwerke erschaffen. Wie Spinnenfäden erstreckten sich überall zwischen den Gebäuden nadeldünne Stege, welche Ebene um Ebene miteinander verbanden, ohne eine Ordnung hinter dem System erkennen zu lassen. Selbst auf die Distanz war die Bewegung zahlreicher Flugfahrzeuge zu erkennen, die zwischen diesen Stegen wie Insekten hindurch wuselten. In rotes Zwielicht gehüllt wirkte diese Szenerie doppelt so bedrohlich, doch das Schlimmste waren die Schreie, die aus der Stadt kamen. Schreie des Entsetzens und Schreie der Freude schienen sich zu einer abartigen Symphonie des Grauens zu vermischen und ließen Galen das Mark in den Beinen gefrieren.
Eine Weile betrachtete der Gardist einfach nur mit einer Mischung aus Faszination und Entsetzen den Anblick, der sich ihm bot, dann nahm er seine nähere Umgebung in Augenschein. Offenbar stand er auf einer Aussichtsplattform auf dem Dach eines Gebäudes. Egal in welche Richtung er schaute, die Stadt erstreckte sich endlos in alle Richtungen. Die Plattform wurde eingerahmt von einem dünnen Geländer, welches bei näherem Hinsehen aus Knochen gefertigt zu sein schien. Dazwischen wehten einige Fetzen im Wind, zu denen Galen beschloss, sie lieber nicht näher in Augenschein zu nehmen. Doch dazu hätte er ohnehin keine Gelegenheit gehabt, da in diesem Augenblick die Schatten um ihn herum Gestalt annahmen und eine kalte Stimme ihn in einer unbekannten, grausamen Sprache ansprach. Galen blickte in zwei in grünem Feuer leuchtende Augen, dann wurde er ohnmächtig, als sein überstrapazierter Verstand endgültig zusammenbrach.
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Finsternis – absolute Finsternis. Er lief, doch er wusste nicht wohin und er fühlte … nichts – absolut nichts. Ihm war, als würde er ertrinken und doch befand sich kein Wasser um ihn herum – und dann schrak er hoch, erwachte schweißgebadet mit einem Keuchen aus was auch immer für ein Alptraum das gewesen war. Schwer atmend saß Galen aufrecht auf seiner Pritsche und sah sich um. Er befand sich im Schlafsaal der Kaserne, wo auch sonst? Doch irgendetwas stimmte nicht. Im matten Licht der Nachtbeleuchtung sah er sich um. Auf einen flüchtigen Blick hätte man meinen können, es wäre alles in Ordnung, doch die nach jahrelangem Training geschärften Sinne des Soldaten belehrten ihn in Sekundenbruchteilen eines Besseren. Die vollkommene Regungslosigkeit der Körper war das erste Indiz, die roten Pfützen unter den Pritschen hingegen eher offensichtlich. Jemand hatte Galens Kameraden im Schlaf die Kehle durchgeschnitten. Mit vor Entsetzen steifen Gliedern drehte sich Galen langsam und leise, möglichst darauf bedacht kein Geräusch zu verursachen, auf seiner Schlafstätte, setzte die Füße auf dem ekelhaft glitschigen Boden auf und stand langsam auf. Wie in Trance schritt er langsam durch den Schlafsaal in Richtung Waschraum, konnte nicht fassen, was er hier sah, konnte nicht fassen, was geschehen war. Auf halbem Weg nahm er ein Tropfen von der Decke war, blickte auf und seine Augen weiteten sich vor Entsetzen. Als Soldat hatte Galen schon so Einiges in seinem Leben gesehen, war mit dem Tod vertraut und hatte schon so manchen Freund zu Grabe getragen. Doch was dort an der Decke hing war ein Akt unvorstellbarer Grausamkeit. Der Körper dort war einmal Ruben gewesen. Man hatte ihn mit Händen und Füßen an die Decke genagelt und einen Pflock durch seinen Mund getrieben. Der Bauch war der Länge nach aufgeschnitten und Gedärme hingen wie schaurige Girlanden herab. Galen wollte schreien, doch lediglich ein heiseres Keuchen entfuhr seiner Kehle. Hastig stolperte er von dem grauenerregenden Anblick fort, rutschte auf einer Blutlache aus, konnte sich im letzten Moment fangen und wankte weiter in Richtung Waschraum. Als er den Gang zu den Duschen zur Hälfte durchquert hatte, kauerte er sich am Boden zusammen und übergab sich.
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Wie lange oder warum diese abscheuliche Kreatur ihn schon folterte konnte er nicht sagen, hatte er doch bereits längst jegliches Zeitgefühl verloren. Es gab in dieser Stadt des Schreckens weder Tag noch Nacht, nur ewiges, rotes Zwielicht. Keine einzige Frage hatte man ihm bisher gestellt, vielmehr schien sein Peiniger ihn aus purem Vergnügen zu quälen. Sämtliche Knochen hatte man ihm bereits gebrochen und wieder zusammen heilen lassen, hatte ihm seine eigenen Innereien gezeigt und ihn anschließend wieder zusammen genäht, hatte Modifikationen an seinem Körper vollzogen. Der Foltermeister trug Gewänder, die aus Fleisch gefertigt zu sein schienen, einen Gürtel, an dem zahlreiche abscheuliche Gerätschaften befestigt waren und die groteske Maske einer Gesichtshaut, die über seinen eigenen, kahlen Schädel gespannt war. Doch trotz all seiner Abartigkeit bewegte er sich mit einer unnatürlichen Eleganz, die ihn beinahe wieder schön wirken ließ. Heute jedoch wirkte er nervös, als er Galen in der Mitte seiner Folterkammer an einem eisernen Kreuz festband und auf etwas zu warten schien.
Mit einem Seufzen öffnete sich die Tür zur Folterkammer und eine Frau von unirdischer Schönheit betrat den Raum. Menschlich war sie gewiss nicht, doch von einer derart aufreizenden Schönheit, dass Galen bemerkte, wie sich trotz all seiner Qualen seine Männlichkeit bei ihrem Anblick zu regen begann. Gekleidet war die Dame in einen Hauch von Nichts, eine Vielzahl von Schichten aus transparenten, seidenartigen Stoffen die mehr offenbarten als verdeckten und sie bewegte sich mit der Anmutigkeit einer Raubkatze. Zweifelsohne handelte es sich um eine Eldar, wie Galen an ihrem schlanken Körperbau, ihren pechschwarzen Mandelaugen und ihren spitzen Ohren erkannte. In der bösartigen Sprache ihres Volkes, jedoch mit einer Stimme so süß wie Honig raunte sie dem Foltermeister einige Worte zu und dieser verließ in einer unterwürfig gebückten Haltung den Raum. Dann wandte sie sich ihrem Gefangenen zu, strich mit einer sanften Bewegung ihrer grazilen Hand über seine Wange, über seinen nackten Körper und erfreute sich an dem offensichtlichen Widerspruch verschiedenster Emotionen, die den Menschen dabei überkamen. „Du bist also mein neues Spielzeug“, hauchte sie in perfektem Gotisch. „Wir beide werden viel Spaß miteinander haben, oh ja, das werden wir.“
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Alarm – er musste den Alarm auslösen. Die Ausbildung zum Soldaten gewann wieder die Oberhand, Galen rappelte sich auf und rannte den Gang entlang in Richtung des an der Wand angebrachten Alarmschalters. Mit einem Ruck drehte er den Hebel nach unten und wich fluchend zurück, als ihm ein Stromschlag, begleitet von einem Funkenregen durch Mark und Bein fuhr. Stille – wie es aussah, konnte er das Alarmsystem vergessen.
Der Weg durch den Waschraum offenbarte weitere Schrecken. Aus irgendeinem Grund liefen die Duschen im Dauerbetrieb, wie Springbrunnen. Doch es war kein Wasser, das sie ausspien, es war Blut. Zwischen den Wänden waren dünne Fäden in einem ihm unbekannten Material gespannt, welche kleine, schimmernde Kugeln befestigten. Galen war kein spiritueller Mensch, hatte sich niemals mit höheren Mächten befasst und den imperialen Glauben stets nur halbherzig verfolgt. Dennoch war ihm instinktiv augenblicklich klar, was diese Kugeln waren. Es waren Gefäße für darin eingesperrte Seelen, welche unsterbliche Qualen zu erleiden schienen. Für einen Moment war dem Soldaten, als würde er leise Schreie vernehmen. Der Anblick und der Geruch des Blutes ließen erneut die Übelkeit in Galen aufsteigen, beinahe hätte er sich erneut übergeben. Hastig rannte er weiter, durchquerte den Raum, gelangte in den nächsten und steuerte auf seinen Spind zu, öffnete ihn und begann sich anzukleiden, legte in Eile seine Armaplastrüstung an und schnappte sich sein Lasergewehr. Immer noch wirkte die gesamte Szenerie unwirklich. Alle Spinde waren verschlossen, als wäre hier nie etwas geschehen. Dennoch fühlte er sich nun, mit seiner Waffe in der Hand, etwas sicherer als zuvor. Das Lasergewehr im Anschlag rannte er aus dem Kasernengebäude nach draußen.
Zwei Stunden später hatte er das gesamte Kasernengelände abgesucht und keinen einzigen Überlebenden gefunden, dafür jedoch Unmengen von Leichen. Für sie alle schien der Tod überraschend und aus nächster Nähe gekommen zu sein. Es gab keine Spuren von Feuergefechten, die Toten schienen mit Schwertern und Dolchen getötet worden zu sein. In der kleinen Basilica des Geländes hatte ihn eine besonders schaurige Überraschung erwartet. Jemand hatte sie in ein bizarres Kunstwerk des Grauens verwandelt. Die Sitzbänke waren prall gefüllt mit scheinbar Betenden. Es handelte sich ausnahmslos um frühere Kameraden Galens, die nackt und mit durchschnittener Kehle auf die Bänke drapiert worden waren und einen Schrein anbeteten, der so grotesk entstellt worden war, dass menschliche Worte nicht ausreichten, sein Aussehen zu beschreiben.
Galen war schreiend hinaus gerannt, nicht nur aus der Basilica, sondern auch aus der Kaserne. Er wollte einfach nur noch weg, weg von diesem Ort des Schreckens. Einige Kilometer vor ihm reckte sich die nahegelegene Makropole Lux Secundus dem Nachthimmel entgegen. Langsam und mit zerbrochenem Verstand stolperte der Soldat über eine staubige Ebene auf die Stadt zu, als er plötzlich einen seltsam vertraut wirkenden Ozongeruch wahrnahm. Als er sich umdrehte, saß dort eine groteske Kreatur, ähnlich einer Raubkatze, doch ohne Haut mit blank liegenden Muskeln und Knochen und starrte ihn an. Er hatte dieses Wesen schon einmal gesehen, doch wann war das? Er konnte sich nicht erinnern. Hinter dem Wesen ragte eine Art Barriere aus flimmernder Luft auf, die den Blick auf eine ferne, in rotes Dämmerlicht getauchte Stadt frei gab. Von dort kamen soeben unzählige Antigravfahrzeuge heran, durchbrachen die Barriere und rasten mit einem Heulen über Galen hinweg auf die Makropole zu. Starr vor Entsetzen stand der Mensch einfach da, unfähig etwas zu tun. Ein helles Lachen in einer Stimme, süß wie Honig erklang, als eine Frau, gekleidet in eine elegante, schwarze Lederrüstung durch die flimmernde Luft schritt, sich neben die schreckliche, hautlose Kreatur stellte, ihr sanft über den kahlen Schädel streichelte und Galen mit pechschwarzen Augen fixierte. „Ah, da bist du ja, mein kleines Spielzeug.“, hauchte die Dark Eldar. „Und? Hat es dir Freude bereitet, deine Kameraden abzuschlachten? Ach, ich vergaß, du kannst dich nicht erinnern, nicht wahr? Ja, wir haben noch einmal kurz dein Bewusstsein zurückkehren lassen, um uns an deinem Grauen zu ergötzen. Doch nun fürchte ich, bist du nutzlos für uns, obwohl all die kleinen Veränderungen an deinem Körper dich sehr stark gemacht haben.“ Galen sank auf die Knie, sank in den Staub und starrte dieses entsetzliche Weib an. Sollte wirklich er all seine Kameraden getötet haben? Er ganz alleine? Wie war so etwas möglich? Es stellten sich so viele Fragen, doch als er die Frau mit vor Wahnsinn flackernden Augen anstarrte, brachte er nur ein Wort heraus: „Warum?“, krächzte er mit heiserer Stimme. Die Dark Eldar lachte mit ihrer wunderschönen Stimme. „Warum nicht?“, antwortete sie lächelnd. Dann zog sie eine grünlich leuchtende Klinge von ihrem Rücken und enthauptete den Menschen mit einer eleganten Pirouette.
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