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Rene von Carstein

Tabletop-Fanatiker
01. März 2002
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Mich wundert, dass es hierzu noch kein Thema gibt, aber vermutlich ist die Allgemeinheit schon viel zu abgestumpft, um sich noch über irgendetwas zu wundern. Es geht diesmal um die Spionageaffäre und ihre Konsequenzen. Unsere BFF in Washington und London lesen unsere E-Mails, unsere Regierung macht sich in ihrer gespielten "Entrüstung" ob dieses Vertrauensbruchs selbst zur Witzfigur und der kleine Bürger fühlt sich an eine Zeit erinnert, wo die eine Hälfte der Bevölkerung aufschrieb, was die andere Hälfte der Bevölkerung tut und umgekehrt. Wer sich dabei immer noch über die unmenschliche Staatssicherheit der Ex-DDR aufregen will, der muss sich eigentlich fragen, wie weit die USA und Großbritannien eigentlich noch davon entfernt sind. Dass man nicht so leichtgläubig sein Innerstes nach Außen (sprich "twittern" oder auf Facebook posten) sollte, weil man nicht weiß wer da mitlesen kann, dürfte sich ja schon mal rumgesprochen haben. Dass unsere "Freunde" aber selbst das mitlesen, was ganz bestimmt nicht für ihre Augen und Ohren bestimmt war (z.B. Gespräche zwischen Regierungen, Politikern, offiziellen Vertretern), das hat schon ne ganz neue Qualität des Misstrauens. Will man das ehrlich mit der Abwehr des internationalen Terrorismus begründen oder spielen vielmehr wichtige Informationen zur Erlangung wirtschaftlicher Vorteile eine Rolle? Ich meine, es geht hier nicht um ein paar Kopftuchträger in Afghanistan oder im Nahen Osten, die man belauscht hat. Es geht immer noch um (ich glaube nicht, dass ich das wirklich sage) demokratisch legitimierte Volksvertretungen. Und dass es die unter dem "Heiland" Obama stehende amerikanische Regierung offenbar nicht für nötig hält, da mal ein paar Köpfe rollen zu lassen, sagt schon einiges aus. Nicht, dass ich wirklich damit gerechnet hätte. Dafür lachen uns die Amis und die Engländer noch heftiger aus als es ein paar irische Banken-Geier jemals könnten. Ich rechne damit, dass es hier wie bei so vielen anderen Themen wieder verschiedene Meinungen dazu geben wird. Somit sei eine neue Diskussionsrunde eröffnet.
 
Das einfache Grund für diese Überwachungen ist ganz einfach: Es gibt niemanden mehr, vor dem uns das peinlich sein müsste!
Als es den Ost-Block noch gab, wollte sich der Westen als "besser, überlegener" zeigen, da wäre so etwas nicht möglich gewesen, sowas machte nur die Stasi und der KGB. Nun gibt es aber keinen Ost-Block mehr, der den Westen an der moralischen Leine halten konnte, also machen "wir" es nun genau so. Sei das Folter, Mord (durch die Drohnen, nicht mehr durch Agenten) und eben Überwachung.

Bei den Amis ist das zumindest durch den Patriot-Act abgedeckt. Wobei das Problem natürlich ist, dass der wohl nie wieder aufgehoben wird. Denn dann müsste man sich ja hisntellen und verkünden, dass der internationale Terror bekämpft und keine Gefahr mehr ist - wer macht das schon?

Und nun zur allgemeinen moralischen Seite: Klar ist das erstmal nicht gut. Aber ganz ehrlich, wenn die Leute so - mit Verlaub - dumm sind und alles auf Facebook oder eben im Internet posten, dann darf man sich nicht wundern, wenn das dann mal wer sammelt und benutzt (Facebook selber um Werbung zu verkaufen, die Geheimdienste um wen auch immer zu fangen). Und ob das nun in Ordnung ist oder nicht ist egal, wenn man das selber freiwillig ins Netz stellt, dann muss man eben damit rechnen. Kritisch wirds nur, wenn auch Emails mitgelesen werden, aber das ist ja in diesem Fall glaube ich nicht der Fall.

Zum Abschluss noch eins: Mitglieder des Kongresses haben ja nun gefordert, dass sie erfahren, welche und ob es überhaupt Anschlage oder Planungen gab, die dadurch verhindert wurde. Bin ja mal gespannt, ob das beantwortet wird...
 
Am meisten ärgert mich diese Doppelzüngigkeit unserer Politiker. Nein, die Leutheusser-Schnarrenberg muss ich sagen hats als einzige auf den Punkt gebracht,
aber die hat ja schlie0lich auch die Vorratsdatenspeicherung blockiert. Was mich dann wieder zu unseren beiden Großen Parteien bringt, die sich fröhlich über
USA und Engländer empören. Aber selber haben sie doch bis heute den Kampf um die Vorratsdaten nicht aufgegeben?

Haben die nicht auf das Swift Abkommen nehmigt? 😉

Warum wurden dann wohl bei der Demo gegen Rechts in Dresden vor 2-3 Jahren 250.000 Daten von Handynutzern gesammelt? 😉

Warum wird jeder Besuch auf der Webseite des Bundestags sofort zurück verfolgt? 😉

Also ich sage dazu nur "Wir lieben Datenschutz".


Interessant wäre noch die Vorgeschichte. Einen nicht unerheblichen Beitrag in Form von Geld floss von Deutschland in den letzten US Wahlkampf um Stimmung
gegen den Präsidenten zu machen. Da wundert sich noch ernsthaft jemand, dass dieser fast 2 Jahre brauchte um der Einladung nach Berlin zu folgen, oder dass
wir das bevorzugte Ziel des Lauschangriffs sind?

Nunja. Fazit? Für mich interessiert sich über dem Teich kein Mensch. Ein nerdiger Tabletopper geht der NSA doch am Gesäß vorbei.
Die einzigen, die sich berechtigt empören, sind vielleicht noch die Politiker. Die verstehen bei zu viel Transparenz nicht allzu viel Spaß, wenn es sie selbst betrifft. 😉
 
Zuletzt bearbeitet:
Lesen tun sie (und können sie) eh nicht alles. Lieber eine Überwachung oder eine Kamera mehr und dafür ein Verbrechen mehr aufgeklärt oder gar einen Terrorakt verhindert. Dafür können sie sich gerne durch meine Emails wühlen. Und wenns auf FB steht, ja äh, dann soll es ja eh jeder sehen. Von daher ...
 
Ich finde diese ganze Debatte sehr amüsant, aus mehreren Punkten:

1. Die NSA macht das, wofür sie bezahlt wird und existiert. Ergo machen die Leute dort ihren Job recht gut. Genauso wie auch ein Ausputzer bei der Mafia, der auch einen recht guten Job macht 😉 Es war seit Ewigkeiten ein offenes Geheimnis, was von diversen Verschwörungstheoretikern immer wieder angebracht wurde, aber da die zum einen nicht wirklich Beweise hatten und auch sonst sehr viel rumschwurbelten, wurden die nicht sonderlich ernst genommen. Dann sei auch mal auf einen etwas älteren c't Artikel verwiesen...

2. Die Verantwortlichen in der Politik (Bundestag wie EU) sind nur deswegen so aufgebracht, weil sie jetzt auch mal von einer Medizin betroffen sind, die sie sonst nur dem gemeinen Bürger aufzwingen wollen. Ansonsten würde das doch niemanden interessieren...

3. Gerade wir als Deutsche[tm] sollten auch etwas neidisch sein. Unser Fachpersonal, welches noch was ähnliches gekonnt hätte, wurde vor über 20 Jahren in den Ruhestand geschickt und die heutige Generation könnte sowas wie da drüben nichtmal ansatzweise aufbauen... Wenn ich da so an diverse 'erfolgreiche' Regierungsprojekte wie ePerso, Gesundheitskarte, Deutschland Mail (oder wie das hiesz) denke... :cat: Dahingehend finde ich auch den Rant von Danisch sehr schön zu lesen.

4. Wieso zum Geier macht die NSA daraus keinen Service? Ich bin mit ziemlich sicher, dass die auch noch irgendwo Kopien von 'verloren gegangen' mails rumliegen haben.

@Archon:
Die anfallenden Mengen werden sicherlich nicht per Hand gelesen. Diese Vorstellung halte ich für recht naiv. Vielmehr werden da mehr oder (hoffentlich) weniger ausgeklügelte Algorithmen auf die Sachen losgelassen und erst ab überschreiten einer gewissen Schwelle ein menschliches Wesen zur weiteren Bewertung hinzugezogen. Ich kann mir vorstellen, dass ein Mitarbeiter schon sehr gefrustet wäre, wenn er sich tagein tagaus durch Viagra-Spam mails quälen müsste ^^
 
Was das Abhöre von Telefongesprächen und die Aufhebung des Briefgeheimnisses angeht, so hatten die Westalliierten in Deutschland seit je her weitreichende Befugnisse. Und deutsche Dienste haben sie sie dabei auch unterstützt. Das ist übrigens auch das Scheinheilige in der Debatte um die Staatssicherheit. Die Überwachung der Bürger hat es hüben wie drüben gegeben. Ich denkne der Unterschied lag weniger in der Überwachung als in dem Maß an politischer Repression, welches auf Nichtsystemkonforme ausgeübt wurde. Denn selbst politische Repression war per se kein Alleinstellungsmerkmal der Ostblockstaaten.

Es geht also garnicht darum, ob politische Repression und Ausspähung der Bürger statthaft ist, sondern in welchem Umfang.
 
Lesen tun sie (und können sie) eh nicht alles. Lieber eine Überwachung oder eine Kamera mehr und dafür ein Verbrechen mehr aufgeklärt oder gar einen Terrorakt verhindert. Dafür können sie sich gerne durch meine Emails wühlen. Und wenns auf FB steht, ja äh, dann soll es ja eh jeder sehen. Von daher ...

Genau der Terrorismus, so nen böse Sache. Die Ausrede das dies alles nur wegen des Terrorismus gemacht wird ist einfach nicht mehr zu ertragen.
 
Mich wundert, dass es hierzu noch kein Thema gibt, aber vermutlich ist die Allgemeinheit schon viel zu abgestumpft, um sich noch über irgendetwas zu wundern.

"Abgestumpft" würde ich in diesem Fall nicht sagen, es wundert mich halt nur nicht. Es hat mich einfach nicht im mindesten überrascht. Letzten Endes wird doch gerade nur bestätigt, was einem ohnehin schon seit Jahren klar war.

Dass unsere "Freunde" aber selbst das mitlesen, was ganz bestimmt nicht für ihre Augen und Ohren bestimmt war (z.B. Gespräche zwischen Regierungen, Politikern, offiziellen Vertretern), das hat schon ne ganz neue Qualität des Misstrauens.

Ist ein Geheimdienst nicht für genau sowas gut? 😉
Natürlich empört sich ein Politiker öffentlich, wenn etwas über die Spitzeleien der anderen Regierungen raus kommt, aber es hat nunmal jedes Land seinen eigenen Geheimdienst und unterm Strich machen die alle nur ihren Job.

und der kleine Bürger fühlt sich an eine Zeit erinnert, wo die eine Hälfte der Bevölkerung aufschrieb, was die andere Hälfte der Bevölkerung tut und umgekehrt.

Der "kleine Bürger" twittert Fotos von seinem Mittagessen, schreibt auf Facebook wann er kacken geht und empört sich dann darüber, wenn dieses minutiöse Protokoll seines Privatlebens tatsächlich von irgend jemand ausgewertet wird. Irgendwie schon ziemlich blauäugig, nicht?

So lange es tatsächlich beim Mittagessen bleibt, oder Statusmitteilungen darüber, dass Uschi aus Hintertupfing gerade Kopfschmerzen hat ist das natürlich alles reichlich trivial. Aber letzten Endes sind es meistens gerade Leute, die jeden Scheiß posten, die mit Informationen über sich nur allzu freizügig sind und auch dort keine Grenze kennen, wo es anfängt Ernst zu werden. Ernst wird es, sobald es um politische oder religiöse Überzeugungen geht, sobald man gesundheitliche Details über sich veröffentlicht, sobald man seine Beiträge mit Standortdaten anreichert (Stichwort "Bewegungsprotokoll) oder aber auch einen zu tiefen Einblick in sein Privatleben gewährt. Das sollte man auf Facebook schlicht und ergreifend nicht tun. Facebook ist ein öffentlicher Raum - Punkt. Die Sichtbarkeit / nicht Sichtbarkeit von Beiträgen für bestimmte Personengruppen ist nur ein Häkchen in einer Datenbank und nichts, worauf man sich verlassen sollte.

Das war aber schon vor Bekanntwerden der intensiven NSA-Aktivitäten so und hat aus meiner Sicht einfach etwas mit gesundem Menschenverstand zu tun. Ich persönlich bin aber zum Beispiel halt auch mit Arbeitskollegen auf Facebook vernetzt und würde dort ohnehin nichts posten, was die nicht sehen sollen. Insofern bleibt die Kommunikation dort von meiner Seite aus ziemlich oberflächlich.

Davon mal ab sollte einem aber klar sein, dass auch der anonyme Nickname in diesem Forum hier nur sein sehr begrenzter Schutz ist. Der Realname der meisten Forennutzer hier dürfte sich relativ schnell rausfinden lassen, wenn man es darauf anlegt. Letzten Endes ist jede Art von elektronischer Kommunikation zuordenbar und auswertbar.
 
Das ist ganz meine Rede. Die Leute die wirklich jeden Furz ins Netz stellen, glauben heutzutage wohl wirklich auch noch, das irgendjemand ihren privaten Rotz gegen sie verwenden könnte. Ganz ehrlich. Mir tut eher der zuständige Mitarbeiter bei der NSA leid, der sich durch irgendwelche belanglosen Protokolle von irgendwelchen Prollos durchkämpfen muss, weil die paarmal das Wort Bombe oder Knaller spamen, während sie billige Pornos gucken. 😀
 
Diese "nutzlosen" Daten sind nicht unwichtig, zumindest nicht so unwichtig wie ihr denkt, als Geheimdienst ist es für mich sehr verständlich warum die gespeichert werden. Auch wenn ich von den ganzen Überwachungsmist nichts halte.

Auch geht keiner mehr irgendwelche langweiligen daten durch. Das läuft alles über einen Suchalgorithmus, oder glaubt ernsthaft jemand das die NSA für dieses Teil um die 4 Mrd. $ abgedrückt hat (das ist so teuer weil auch all die netten daten die ihr als Nutzlos anseht, da aus guten Grund mit einbezogen werden) um danach Leute hin zu setzen die das alles einzeln durch gehen?
 
Auch geht keiner mehr irgendwelche langweiligen daten durch. Das läuft alles über einen Suchalgorithmus, oder glaubt ernsthaft jemand das die NSA für dieses Teil um die 4 Mrd. $ abgedrückt hat um danach Leute hin zu setzen die das alles einzeln durch gehen?

Ich gehe davon aus, dass jemand dann anfängt, Sachen einzeln durchzugehen, wenn der Algorithmus was ausspuckt. Sprich: Der Algorithmus wird mit Parametern gefüttert, die "gefährliche Personen" herausfiltern sollen. Bleiben wir bei Facebook und sagen wir mal, er geht nach "Religion = Islam" und filtert dann weiter nach Seiten, die man geliked hat und Stichworten, die in der Kommunikation auf Facebook vorkommen. Spuckt der Algorithmus dann Muhammad aus Neukölln als potentiell gefährliche Person aus, wird wahrscheinlich ein echter Mensch einen genaueren Blick auf den Sachverhalt werfen.

Stellt sich halt vor allem die Frage, wie gut der Algorithmus funktioniert. Wenn der so präzise ist, wie das Targeting der Werbung auf Facebook, dürfte der Ausschuss ziemlich hoch sein. 😀
 
Man kann schon davon ausgehen das der etwas besser funktioniert als der aus der Werbung, ist ja auch nicht der erste Algorithmus, die NSA hatte ja schon vorher über 1 Mrd. $ investiert, war aber nicht zufrieden. Zumal ja alle großen Firmen teilweise ganze Abteilungen haben, die nur dafür da sind, Daten effektiver an die NSA weiter zu geben. Die bekommen die Daten also in bester Form und haben einen guten Suchalgorithmus.

Der Suchalgorithmus funktioniert ja auch nicht nur auf eine verdächtige Person, sondern gleich auch dessen komplettes Umfeld, daher muß der schon etwas leisten. Vor 10 Jahren gab es ja auch schon einen NSA aussteiger der einiges darüber berichtet hat, nur hatte der keine Beweissammlung mit dabei, wie Snowden, nur wurde der damals als Spinner abgetan. Vor 10 Jahren sind von dem auch genauere Infos gekommen, wie das alles funktioniert. Man müßte mal raus suchen was der damals genau gesagt hat. Nun hat sich das ganze ja nur bestätigt. Aber wie hier shcon gesagt wurde, eigentlich sollte das ja jedem klar gewesen sein, für alle die von anderen Positionen ausgehen, muß das Internet wirklich #Neuland sein.

EDIT: Ah beim Focus wurde das ganze kürlich nochmal aufbearbeitet, was dabei so raus gekommen ist hat ein User sehr schön in einem Beitrag zusammen gefasst.

Ein anderer NSA Aussteiger hat mal vor fast 10 Jahren ein bisschen was davon erzählt wie das ganze in etwa abläuft; das hat aber damals niemand so wirklich interessiert und da er nicht geflohen ist, hatte er auch schnell Ärger am Hals. Ihm konnte zwar vor Gericht nur ein minderschweres Vergehen nachgewiesen werden, er ist tatsächlich damals mit einer Bewährungsstrafe davon gekommen, steht aber seither unter Geheimdienstbeobachtung, d.h. der brauch nur einmal falsch husten, und schon stehen bewaffnete Agenten vor seiner Tür.

Auch wusste damals noch keiner, an wie viel Daten die NSA wirklich ran kommt. Das Ausmaß der ganzen Geschichte wurde aus seinen Schilderungen nicht deutlich. Der Focus hat diese Infos aus "aktuellem Anlass" vor einiger Zeit wieder ausgegraben. Erstaunlich, was man hätte wissen bzw. erahnen können, wenn man diesen Mann damals nur besser zugehört hätte. So wie ich das verstanden habe, funktioniert das System so, dass es Verknüpfungen herstellt aus thematischen Informationen, die willkürlich gesammelt wurden.

Beispiel: Du suchst nach einer Person. Das System findet die Person, mit aktueller Adresse, sowie alle Adressen, wo die Person vorher gewohnt hat. Es zeigt dir wer seine Nachbarn sind, wer seine Nachbarn waren. Wo die Person aktuell arbeitet, wo sie bisher gearbeitet hat, wo sie zur Schule gegangen ist. Das ist jetzt alles noch nichts so besonderes. Besonders wird es jetzt erst durch die Daten, die ansonsten nicht so einfach zu bekommen sind.

z.B. findet es alle Personen, den diese Person jemals Geld von einem seiner Konten überwiesen hat oder von denen sie Geld erhalten hat. Es findet alle Person, mit denen diese Person jemals telefoniert hat, falls mehr als einmal, auch mit der Anzahl der bekannten Anrufe. Es findet über Standortdaten (Handy, Nutzung von Kreditkarten, Rechnungen auf den Namen der Person, usw.) heraus, wo diese Person sich wann aufgehalten hat. Aufenthaltsdaten können dann wiederum mit denen anderer Personen abgeglichen werden, also welche andere Person, der er schon einmal Geld überwiesen hat oder mit der er schon telefoniert hat, hat sich in etwa zur gleichen Zeit am gleichen Ort aufgehalten? Denn das muss ja kein Zufall sein, vielleicht habt ihr euch ja dort getroffen. Gibt es mehrere Ereignisse wo das passt, dann war das doch bestimmt kein Zufall, dann habt ihr euch getroffen, sogar mehrfach. Wann und wo habt ihr euch getroffen? Hat diese Person mit der du dich dort getroffen hast wiederum jemals Telefonkontakt zu oder einen Geldtransfer mit einer anderen Person gehabt, die z.B. auf einer schwarzen Liste steht?

So in etwa in diese Richtung läuft das ganze. Durch die Verknüpfung verschiedener Daten kannst du ein "Bild" einer Person gewinnen, das du bisher nur dadurch gewinnen konntest, dass dich jemand 24 Stunden beobachtet hatte. Heute muss für so was aber keiner mehr das Büro verlassen, das geht alles am Computer. Von ganz allgemeinen Dingen, bis hin zu privaten Vorlieben, du wirst zunehmend ein offenes Buch, wobei du als Einzelperson gar nicht so interessant bist. Interessant ist das Sozialgeflecht um dich herum. So etwas zu entwickeln, das effizient mit wirklich gigantische großen Datenmengen umgehen kann, darum ging es beim 4-Mrd $ Auftrag.
 
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Von ganz allgemeinen Dingen, bis hin zu privaten Vorlieben, du wirst zunehmend ein offenes Buch, wobei du als Einzelperson gar nicht so interessant bist. Interessant ist das Sozialgeflecht um dich herum.

Hier zeigt sich imho auch das eigentliche Risiko für den Einzelnen bei dieser Art der Massenüberwachung. Das Problem ist doch nicht, dass jemand meinen Facebook-Feed lesen kann. Ganz ehrlich: Sollen sie doch. Da steht nix, aber auch wirklich nix, wofür ich mich schämen müsste. Dann sitzt da halt ein NSA-Agent und schaut sich meine Urlaubsbilder an. Ich wünsche viel Spaß dabei.

Dennoch können wir froh sein, dass unsere eigene Bundesregierung so etwas nicht stemmen kann und unsere Datenschutzgesetze (noch) auch viel zu strikt sind, um so etwas im großen Stil einzuführen. Denn das echte Risiko für den einzelnen liegt darin, dass man auch als vollkommen unbescholtener Bürger in das Visier von Ermittlungsbehörden geraten kann, wenn man über eine Analyse des Umfeldes in ein bestimmtes Raster passt. Unlustig wird es, wenn ein Freund von einem Freund bei den Hells Angels aktiv ist und man deswegen auf einer "Den-schauen-wir-uns-mal-etwas-genauer-an-Liste" landet. Denn dann wird jede simple Verkehrskontrolle zur Tortur und kann eine ganze Latte an Fragen beantworten, wenn man sich denn erdreistet, eine Grenze zu überqueren. Und hier kann sich dann tatsächlich auch jedes simple Detail, welches man zuvor von sich veröffentlicht hat, gegen einen wenden.

Dieses Szenario ist in Deutschland derzeit eine Dystopie und ich hoffe auch, dass es nie Realität wird. Aber man muss sich einfach mal vorstellen, welche Möglichkeiten das NS-Regime gehabt hätte, wenn es auf moderne Informations- und Datenbanktechnologie Zugriff gehabt hätte. 🤔
 
Natürlich darfs einem nicht einfach nur egal sein. Ich weiss schon warum ich bestimmte Wörter gar nicht mehr im Internet benutze, oder warum ich bis heute keinen FB Account habe, bzw über unterschiedliche Mailadressen zwischen geschäftlichen und privaten Tätigkeiten trenne, etc.

Ich denke, das wirklich Wichtige ist es, sich bewusst zu machen, dass man selbst Herr seiner Daten ist.

Auf Facebook, Smartphones, Amazon etc. möchte ich nicht mehr verzichten. Ich sehe es auch nicht ein, mich zu verstecken, oder über Gebühr einzuschränken.

Aber ich denke eine Sekunde nach, bevor ich auf den "Senden" Button drücke. Es geht niemanden etwas an, welche Parteien ich wähle, wann und warum ich zum Arzt gehe, oder wann ich mich wo aufhalte. Und auch ein Verständnis von technischen Zusammenhängen ist von Vorteil. Wer zum Beispiel permanent mit einem Google-Account eingeloggt ist (z.B. über gMail oder Youtube) schenkt Google natürlich auch einen bunten Blumenstrauß an Daten. Insbesondere die Verknüpfung aus Suchergebnissen, Google-Maps-Anfragen und E-Mail-Schriftverkehr gibt da schon ein ziemlich klares Bild. Macht man es dann wie die NSA und matcht das Ganze noch mit Daten aus anderen Quellen wie z.B. Facebook oder Payback-Karten lässt sich ein äußerst umfangreiches Profil eines Menschen erstellen.

Letzten Endes lassen sich diese Daten mit ausreichend Mühe über jeden von uns beschaffen, da braucht man sich keinen Illusionen hinzugeben. Aber auf dem Silbertablett muss man sie nicht servieren.
 
@Archon:
Die anfallenden Mengen werden sicherlich nicht per Hand gelesen. Diese Vorstellung halte ich für recht naiv. Vielmehr werden da mehr oder (hoffentlich) weniger ausgeklügelte Algorithmen auf die Sachen losgelassen und erst ab überschreiten einer gewissen Schwelle ein menschliches Wesen zur weiteren Bewertung hinzugezogen. Ich kann mir vorstellen, dass ein Mitarbeiter schon sehr gefrustet wäre, wenn er sich tagein tagaus durch Viagra-Spam mails quälen müsste ^^

Ne, aber was dann gefiltert wird. Also brav immer Bomben, Ismir, AiKaramba usw. mit einbauen, damit sich jmd. die Mühe machen muss, die auch zu lesen😉 Allein die Mails, die sich Infinity-Spieler zuschicken.
Also meine Haqqislam haben ja jetzt Virus-Granaten ....

Genau der Terrorismus, so nen böse Sache. Die Ausrede das dies alles nur wegen des Terrorismus gemacht wird ist einfach nicht mehr zu ertragen.

Also ich glaub, ich kanns ertragen.

Wer über die Konsistenz seines Stuhlgangs auf FB Auskunft gibt....na ja. Hat eher andere Probleme.

Meiner ist in letzter Zeit recht fest. Kein Witz!
 
Facebook wäre ohnehin DAS Schlagwort. Löscht erstmal eure gesamten Apps und FB Accounts. Danach könnt ihr euch zumindest halbwegs glaubhaft aufregen.

Weil ja etwas freiwillig von sich preisgeben auch das Selbe ist, wie unfreiwillig durchleuchtet werden. Ist genau wie beim Sex. Jemand der Sex hat, darf sich auch nicht mehr darüber aufregen, vergewaltigt zu werden.
 
Mal den unpassenden Vergleich links liegen gelassen - verkennst Du einfach; dass hier niemand unfreiwillig durchleutet wird. Die Daten werden freiwillig jedem zur Verfügung gestellt -jedem, der es wissen will - aber auch jedem, der es nicht wissen will.

Das ist wie Schokolade unters Volk schmeißen und sich dann aufregen, dass vor allem die dicken Kinder davon essen... :cat:


Mal davon abgesehen, dass man sich hier darüber aufregt, dass ein Geheimdienst seine Arbeit macht und offensichtlich gut darin ist - während der eigene wohl zwei oder drei Tabletten zuviel intus hat... :cat: :cat:
 
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