Ein neuer Weg I
Reglos stand die monströse Gestalt wie eine Statue vor der Scheibe des Beobachtungsraumes. Leise liefen Crewmitglieder und Sklaven in respektvollem Abstand um sie herum, immer scheu in ihre Richtung schauend. Niemand wollte den Unmut des Dämonenprinzen, geschweige denn seinen Zorn, herausfordern wenn er in dieser Stimmung war. Malokhai blickte mit nachdenklich gerunzelten Brauen gelegentlich in seine Richtung, als erwarte er Befehle oder die Aufforderung, sich dazu zu gesellen, wie früher. Er selbst spürte die Last der Äonen am eigenen Leib, jedes Jahr, jedes Jahrzehnt, die sich zu Jahrhunderten und diese zu Jahrtausenden aneinander reihten. Früher zog Haarkon ihn oft zu Rate. Er war zu sehr militärischer Führer, um sich nicht die Meinungen seiner Untergebenen anzuhören. Selbst als er die Entscheidung fällte, die Erhebung zum Dämonenprinz zuzulassen besprach er sich mit dem harten Kern, den er von Anfang an um sich scharte. Malokhai erinnerte sich an ihr erstes Aufeinandertreffen in irgendeinem Kreuzzug,der längst im Nebel seiner Erinnerungen verschwunden war. Er war der Käptn des Kreuzers und Haarkon ein frisch ernannter Leutnant auf seiner ersten Mission gewesen. Obwohl schon ein Veteran vieler Schlachten, fieberte er dieser, unter seinem Kommando besonders entgegen. Er war ehrgeizig, stets um Perfektion bemüht, bestrebt alles zu meistern und er akzeptierte kein Versagen. Malokhai überlegte, ob daraus die tiefe Verachtung, ja der Haß auf ihren toten Primarchen und ihre ehemaligen Brüder stammte.
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Nebelschwaden zogen durch das dichte Blätterdach, überzogen Stämme und Blätter mit einer glänzenden, schimmernden Schicht. Das gedämpfte Licht der zwei Sonnen traf funkelnd wie ein Regenbogen auf die Vegetation. Nichts störte die friedliche Kulisse, bis an einer Stelle des Waldes die Stämme zu schwanken begannen wie unter einer Windböe. Leise trat eine massige Gestalt unter den Bäumen hervor. Der Kopf auf dem kräftigen langen Hals drehte sich sichernd in Richtung des nahen Waldrand's. Tief wurde die Luft eingesogen, mit allen Sinnen die Umgebung geprüft, dabei ein leises Knurren ausstoßend. Mit vorsichtigen und, trotz seiner Größe, leisen Bewegungen verließ der Megasaurus die Deckung der hohen Bäume, weiterhin sichernd um sich schauend. Ein leises Summen störte die trügerische Ruhe und ließ ihn nervös schnauben.Blitze durchzuckten die Luft über der Lichtung und ließen einen metallischen Geruch zu ihm wehen.Panisch warf er sich herum und verschwand im Zwielicht des Dschungels.Ein Licht blitzte auf und der Knall verdrängter Luft ließ die Vegetation zittern.Im nachlassenden Licht des letzten Blitzes erschien eine Gruppe furchteinflößender Gestalten,teils in dunkle Roben,teils in schwere barock verzierte Rüstungen gekleidet.Einer der Gruppe,der durch seine dunkle Robe und die beeindruckenden Bronzeflügel aus der Gruppe hervorstach,rief ein paar guttural klingende Worte und beschrieb mit seiner gepanzerten Hand einen Kreis in der Luft.Dann senkten er und seine Begleiter die Köpfe, nachdem sie mehrere Schritte zurück getreten waren. Ein Kreis aus Dunkelheit erschien, wurde größer und es erschien eine riesige Gestalt aus Fleisch und Panzerplatten, die einen mächtigen Bronzespeer mit einer Knochenspitze trug.
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"Kamrov!",rief der Dämonenprinz,"Behalte die Scans im Auge,der Rest ausschwärmen! Sathonys,du erkundest die Gegend von oben!"
Kurz mit dem Kopf nickend,entfaltete der Zauberer die Bronzeflügel und hob ab.
"Das letzte was wir gebrauchen können,sind diese lästigen Xenos die sich hier sicherlich herumtreiben.Auf der letzten Welt haben sie uns den Erfolg gekostet.Das dulde ich nicht noch einmal",knurrte Dragunov. Langsam und für seine massive Gestalt leise bewegte er sich im Zentrum der Linie vorwärts. Ein paar Klicks entfernt befahl er zu halten und auf die Rückkehr des Hexers zu warten. Abwartend lehnte sich an einen uralten mächtigen Baum und verfiel wie so oft in letzter Zeit in Gedanken an die Vergangenheit.
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Wochen und Monate nach dem Desaster im Signus Cluster vergingen,in dem sich der Konvoi in kurzen Warpsprüngen in bekanntere,besiedelte Gebiete bewegte. Er als Commander war in dieser Zeit so gut wie gar nicht ansprechbar, solange es nicht um organisatorische Fragen ging. Sein Zorn war körperlich fast spürbar,so sehr brodelte es in ihm. Fast zwanzig Schiffe verschiedener Tonnage hatte er im All treibend aufgefunden. Nachdem ganze Schwärme von Techs,Technikern, Mechanikern Servitoren und Hilfskräften ausgeschwärmt waren und alles an brauchbaren Teilen und Materialien aus den hoffnungslos beschädigten Schiffen und Landungsfahrzeugen ausgebaut hatten,brachten sie wenigstens etwas mehr als ein Dutzend wieder soweit in Ordnung um mit Plasmaantrieb das System zu verlassen. Mit Verachtung und Wut dachte er an die, die ihn und Tausende von Marines und Besatzungen zurück gelassen hatten. Nachdem sie endlich eine Möglichkeit gefunden hatten ihre nötigsten Ressourcen an einem Versorgungsdock einer Minenkolonie aufzufüllen traf sie der nächste Tiefschlag,der Kriegsherr Horus und viele ihrer Bruderlegionen hatten dem Imperium den Rücken gekehrt, waren zu Verrätern geworden und führten jetzt einen Eroberungsfeldzug nach Terra.
Mit allem ihm zur Verfügung stehenden Truppen und Schiffen setzte der Commander die Reise Richtung Solsystem fort. Die Flotte und die Besatzungen wurden zu Höchstleistungen getrieben,die unsicheren Warpsprünge immer länger und riskanter. Alle wußten,daß sie das Unmögliche versuchten,aber keiner wagte Widerspruch.
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Es passierte auf einem dieser langen Sprünge. Plötzlich zerriß ein nie gekannter Schmerz das Bewusstsein der Blood Angel, einige standen oder lagen katatonisch da,andere wältzen sich spastisch zuckend am Boden.Ein Sergeant der 3th Kohorte rannte wiederholt mit dem Kopf gegen ein Adamantiumschott,nahm Anlauf und rannte dagegen. Nach gefühlten Ewigkeiten klang der Schmerz ab und die Psyker der Kompanie klärten ihre Brüder über die Ursache auf. Sathonys a Baal versetzte sich in meditative Trance und empfing sogar Bilder,von dem was den mentalen Schrei ausgelöst hatte. Zähneknirschend hörte sich Commander Dragunov seinen Bericht an,dann schickte er alle Anwesenden aus dem Takcom Raum. Niemand erfuhr je,was passierte,aber noch jetzt sind Dellen in den Stahlwänden und den Verkleidungen der Konsolen zu sehen. Aus dem Warp gefallen,trieb die Flotte monatelang orientieruns und führungslos im Orbit eines Halo Sternes, niemand der Kommandeure ließ sich sehen. Selbst Diener und Techniker wurden nicht in die Quartiere ihrer Meister gelassen. Dann, nach schier endlosem Warten,ließ der Commander die Besatzungen antreten. Über das Voxnetz sprach er zur ganzen Flotte." Wir stehen am Wendepunkt unseres Schicksals. Unsere Brüder haben uns verraten. Die einen sind uns in den Rücken gefallen und haben alles, wofür wir stehen aufgegeben und verraten. Die anderen haben uns zurück gelassen und vergessen. Jetzt müssen wir uns entscheiden, wie der Weg aussieht, den wir gehen. Wer ihn mitgehen will sei willkommen,wer nicht dem biete ich ein Schiff und Vorräte bis ins nächste System.Mögen sie das finden was sie suchen. Wir anderen tun das wofür wir geschaffen wurden, wir schützen das Imperium. Wir schützen das was das eigentliche Imperium ist, die Bewohner der imperialen Welten,wir kämpfen gegen den Verräter, gegen den Xenos, gegen jeden der das Imperium bedroht. Nicht für unsere ehemaligen Brüder, nicht für den schwachen Imperator der von seinem Kriegsherren besiegt wurde, nicht für unseren Primogenitor der von Horus erschlagen wurde, nicht für eine Regierung ,sondern für die Menschen und die Hoffnung ".Eine kurze Pause lassend,dann lauter " Geht ihr mit mir diesen Weg ? Folgt ihr mir auf diesem Kreuzzug? Für die Bewohner des Imperiums, für die Menschen"!
Sekunlanges Schweigen,dann kam die Antwort. Von den Decks des Flaggschiffs,aus den Vox Lautsprechern hörte man es. Die Marines schlugen sich mit der rechten Faust auf die Brust, die Besatzungen jubelten oder riefen "jawohl ,Hurra " oder pfiffen einfach zustimmend. Nur wenige nahmen das Angebot an,mit der Fregatte die kleine Flotte zu verlassen und selbst ihr ungewisses Schicksal zu bestimmen. Dies sollte aber nicht das Ende der Prüfungen und Schicksalsschläge sein. Bald fanden sie heraus,welchen Fluch ihnen ihr schwacher Primarch mit seinem Tod und dem im Warp nachhallendem Todesschrei hinterlassen hatte.
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Wieder wurde er von seinem hochkochendem Zorn aus den Erinnerungen gerissen.
Aufmerksam sah er sich um. Bisher war anscheinend nichts interessantes passiert. Bald darauf kündigte ein leises Pfeifen die Rückkehr des Hexers an. "Mein Lord ",sprach er ihn in der alten Formel an,was der Dämonenprinz mit einem ungehaltenen Knurren quittierte.
"Wir haben Glück,es sind drei ausgewachsene Exemplare und ein paar halbwüchsige, etwas mehr als siebenhundert Klicks entfernt".
Diese Information ließ Dragunov den Ungehorsam des Hexers vergessen drei ausgewachsene Drachytch,das würde den Fluch eine lange Zeit aufhalten können. Wenn die Jagd erfolgreich war und die Blutwächter möglichst alles Blut sicherstellen würden.
Ein Wink seiner Klaue ließ den Rest der Jäger näher kommen.Kurz informierte er sie dann wies er ihnen mit seinem Speer ihre Positionen zu.Die Jagd hatte begonnen. Leise vibrierte der Speer in seiner Klaue und wurde merklich wärmer. Die Runen in der Klinge begannen schwach zu glühen wie Kohlen unter Asche.