Ich hab den Codex jetzt mal etwas weitergelesen.
Die Hintergrundgeschichte der Tyraniden scheint mit ähnlich tiefsinnig zu sein wie die der Dämonen; nämlich nicht besonders.
Hier wiederholt sich nur das Bild, das ich schon von anderen Fraktionen bekommen habe (Chaosdämonen, Chaos Space Marines, Orks, Dark Eldar und Necrons), nämlich dass die gesamte Fraktion einfach nur durch und durch böse, grausam, brutal und absolut kriegerisch ist und im Grunde nur existiert, um anderes Leben zu vernichten.
Ich bin schon wirklich sehr erstaunt, wie man es schafft, mit solch... ja, plumpen und banalen Geschichten ein so großes und so beliebtes Universum zu erschaffen. Wenn ich das mit Mass Effect oder Star Trek vergleiche ist Warhammer 40k von der Substanz her wirklich sehr, sehr dünn.
Die Tyraniden sind ein Käfervolk, das nacheinander fremde Planeten angreift und diese vollständig vernichtet. Es gibt eine Art Schwarmbewusstsein, das die Kontrolle über sämtliche Käfer des Schwarms hat, dessen Existenz niemand beweisen kann, dem nie jemand begegnet ist, von dem niemand sagen kann, wie es aussieht, wer es ist und wo es sich aufhält. Die Käfer selbst sind daher willenlose Zombies, die von einer fremden Macht geführt werden, ähnlich, wie ein Finger vom Geist des ihn bedienenden Menschen geführt wird. Mit Motiven hält man sich bei GW nicht lange auf und schreibt einfach, dass, sollte es sie überhaupt geben, sie nicht bekannt seien. Hier war man vermutlich ganz besonders faul und hatte erst gar keine Lust, sich einen wirklichen Hintergrund zu überlegen, sondern hat einfach noch ein weiteres Volk erschaffen, das nur mordet um des Mordens Willen.
Dann liest sich der Erfahrungsbericht des Herrn Jandid Tuhstot auch so, als wäre ein Schwarm der Tyraniden eine unmöglich aufzuhaltende Macht, die alles unweigerlich verschlingt, was sich ihr in den Weg stellt. Demnach ist eine Welt, sobald man am Firmament die Schiffe der Schwarmflotte sieht, verloren und nicht mehr zu verteidigen. So ähnlich hat sich das auch bei den Dämonen gelesen, die, wenn man nach ihrer Beschreibung im Codex geht, technisch gesehen eigentlich völlig unbesiegbar sein sollten. Ich fand es immer ziemlich lächerlich, wenn ich mir vergegenwärtigt habe, wie meine Dämonen im Codex beschrieben werden und wie sie dann bei den Würfeln auf dem Spielbrett trotzdem regelmäßig gefallen sind wie die Fliegen. Würde man den "Fluff" der Tyraniden korrekt auf dem Schlachtfeld darstellen, müsste ich eigentlich für jeden Space Marine des Gegners 3.000 Termaganten aufstellen dürfen. Oder ich darf für jeden getöteten Carnifex bei einer 2+ 300 neue Carnifexe aufstellen. Bei einer 1 dann 299. So ähnlich lesen sich die Kräfteverhältnisse im Codex wenn beschrieben wird, was passiert, sobald die Tyraniden auf eine fremde Welt treffen. Was genau passiert eigentlich, wenn Tyraniden auf Dämonen treffen?
So sind die Tyraniden dann auch nur ein weiteres Volk, das möglichst übermächtig, möglichst brutal und grausam mit maximaler Aggressivität einfach alles angreift und vernichtet, was sich ihnen in den Weg stellt. Wenn ich mir die Beschreibung der Dämonen durchlese und dann die der Tyraniden und dann lese, dass GW die Orks als "das wohl kriegerischste Volk im Universum" beschreibt, dann frage ich mich wirklich, wie um Himmels Willen ein Volk denn bitte noch kriegerischer sein kann als die Tyraniden oder die Dämonen?
Wirklich überzeugend finde ich das nicht und sonderlich gut ausgearbeitet kommt mir das auch nicht vor. Dass dieses Käfervolk eigene Raumschiffe hat, die selbst auch lebende Käfer sind, und sogar lebende Schusswaffen benutzt, die auch noch aussehen wie echte Gewehre, finde ich irgendwie... naja. Ziemlich abgefahren, ziemlich weit hergeholt, nicht sonderlich durchdacht und eine besondere Tiefe sehe ich da auch nicht. Es sieht auch einfach "falsch" aus. Besonders lächerlich finde ich die Biovoren mit ihren Artilleriegeschützen auf ihrem Rückenpanzer. Eine Fraktion aus willenlosen Zombie-Käfern, die allem Anschein nach nur für Krieg, Tod und Vernichtung erschaffen wurde, finde ich persönlich sehr langweilig.
Noch ein paar Worte zum Codex selbst: Der erwähnte Erfahrungsbericht liest sich noch gut und flüssig aber beim "Intergalaktischen Raubtier" hat offensichtlich der Übersetzer gewechselt oder dem ersten ist die Zeit ausgegangen, denn es häufen sich im Anschluss Rechtschreib- und Grammatikfehler, sowie unglückliche Formulierungen.
"Es ist offensichtlich, dass sie Technologie der Tyraniden vollständig biologisch ist und allem weit voraus, [...]" -
Dass "sie" muss ein "die" sein und das "ist" sollte vors Komma nach "voraus" und nicht nach "biologisch".
"Sie schmettern die Verteidigungsplattformen und Kriegsschiffe beiseite, die versuchen, sie zurückzuhalten, treten in den Orbit über den den Beutewelten ein und speien unzählige Billionen an Kriegsorganismen aus, [...]"
Hier hätte man definitiv sorgfältiger korrekturlesen müssen.
Aber gut, der gesamte geschichtliche Hintergrund von Warhammer hat mich allgemein noch nie sonderlich überzeugt. Meinem besten Kumpel geht es hauptsächlich um das Spielen und mir um die Modelle und deren Bemalung. So haben wir beide trotzdem Spaß mit diesem Hobby.