Vielen Dank für die Rückmeldungen und das Lob. Der kleinen Lucilla ging es schon wieder gut. "Alles wieder heile", sagt sie ja. Die frische Haut war nur noch mit einem Schutzverband bedeckt. Wahrscheinlich hätte sie auch laufen können, fand es aber lustiger, auf den Schultern ihres Vaters getragen zu werden. Das mit den Plüschengel wird noch Folgen haben..... :lol:
Kapitel 7
Position:
Konföderation des Lichtes
Segmentum Pacificus
Sektor Jyoti
Kernsystem Yekoh
Kernwelt Cres
Commerciaplatz
Zeit: 2 232 495.M42
Person: Meister des Warps/Erzengel Michael/Thaddäus Felta/Sebastian Thor
"Ich sehe deinen Kannibalen ja gar nicht? Ist dein Schoßhündchen Gassi gegangen?", fragte Thaddäus in der Form eines Jungen seine Engelsschwester.
"Lucius verhaut Necrontyr", meinte sie dazu nur kindlich unbekümmert und zeigte ihm zwei Plüschengel. Der eine war sie, der andere er. Oder besser gesagt, das waren Gabi und Miki aus der Holovidserie, die auf allen Kernwelten und darüber hinaus gezeigt wurde. Er hatte die Folgen angesehen und nur jemand wie er konnte die vielen Anspielungen verstehen, die in der Serie vorkamen. Gabriel hatte es sich nicht nehmen lassen, das Skript für die Serie selbst zu schreiben. Vielleicht eine Art Rache dafür, dass er ihre Illusion zerstört hatte, tatsächlich ein Erzengel zu sein. Es war eine harte Arbeit gewesen, ihr klar zu machen, was sie wirklich war. Eine Konditionierung zu durchbrechen, die man selbst mit aller Macht aufrechterhalten wollte, war unglaublich mühsam. Gabriel hatte sich in diese Lüge geflüchtet, um sich der grausamen Wahrheit nicht stellen zu müssen, ihre eigenen Geschwister bei ihrem Erwachen getötet zu haben. Er an ihrer Stelle hätte vielleicht ähnlich gehandelt.
"Ich versteh nicht, wie du an dieser Kreatur immer noch festhalten kannst", erwiderte er und seinen Ekel konnte man deutlich heraus hören.
"Er hat immerhin Soakal getötet", beharrte sie auf der Nützlichkeit ihrer Bestie.
"Und du weißt, dass er von just von diesem Soakal erschaffen worden ist. Lucius war schon vor zehntausend Jahren dazu auserwählt, dich in der letzten Schlacht um Armageddon zu töten. Und hätte wäre er nicht von diesem jungen Broman kurz vor der Endschlacht um ein Autogramm gebeten worden, hätte er die Seiten gewechselt." Dieser eine Fan, geboren von einer Frau, die auf der Welt Fabrik im Verrätersternsystem hätte sterben sollen, so wie es der große Plan vorgesehen hatte, brachte durch seine unbedeutende Tat einen sorgfältig geschmiedeten Plan zum Einsturz, der Jahrzehntausende gedauert hatte. Jedenfalls war Thaddäus im Nachhinein zu dem Schluss gekommen, dass Gavri Pilgerstochter Handlung, eine Sklavin des Chaos zu verschonen, die Ereignisse ausgelöst hatte, welche die Pläne Soakals hatten scheitern lassen. Mit Armageddon war nicht die Welt gleichen Namens gemeint gewesen, sondern der Berg Geddon in der Levante, wo laut der Offenbarung die letzte Schlacht zwischen Gut und Böse stattfinden sollte. Soakal hatte ein Hang zum Drama gehabt und es war kein Zufall gewesen, dass das Astronomicon sich genau auf diesem Berg befand.
Gabriels Erscheinen und Prophezeiungen über das Erlöschen der Leuchtfackel der Menschheit hatte dazu geführt, dass Projekt Teekessel aktiviert wurde. Das Projekt war nichts anderes, als die unvorstellbare Anzahl von einer Milliarde Psioniker an einen Ort zu versammeln, um angeblich das Leuchtfeuer für alle Ewigkeit brennen zu lassen. Mit der Energie von 999999999 geopferten Psionikern hatte der Zweitgeborene des Tzeentchs in Wahrheit vorgehabt, zum fünften Gott des Chaos aufzusteigen. Allerdings wollte er sich nicht als fünfter Gott in das bestehende Pantheon einfügen, sondern wollte die anderen vier Götter vernichten. Zuerst seinen Vater Tzeentch, dann die anderen Götter. Denn seine Todsünde war der Neid und Neid duldete keine anderen Götter neben sich.
Einst hatte Tzeentch seine Söhne in den Brunnen der Erkenntnis geworfen. Dort, wo die Realität geformt wurde. Wo die Ströme der Zeit und des Schicksals entsprangen. Soakal war als zweiter hineingeworfen worden, aber sein Erstgeborener Bruder war als erster wieder heraus gekrochen. Als sich Soakal mit dem Wissen der Zukunft zurück gearbeitet hatte, war sein Vater schon längst verschwunden gewesen. Voller Hass und Zorn über diese Zurücksetzung seiner Person schwor sich Soakal, seinen Vater zu vernichten.
Dazu wob er ein gewaltiges Netz aus Intrigen. Schon früh machte er den Imperator zur seiner Spielfigur, so wie er sie alle letztendlich zu seinen Spielfiguren machte. Tzeentch durchschaute bald das infame Spiel seines Sohnes, ließ ihn aber gewähren. Schließlich brachte dies Wandel und Intrigen von nie gekanntem Ausmaß in die Galaxis. Bluff und Gegenbluff wechselten sich ab, bis wohl niemand mehr wirklich verstand, was nun gerade zwischen Vater und Sohn gespielt wurde.
Selbst die Tyraniden spannte Soakal in seine Pläne mit ein. Er infizierte deren Schwarmbewusstsein mit seinen Plänen und zog sie nach Terra, um von dort aus in den Warp zu strömen, sobald er zum fünften Gott aufstieg. Das Erlöschen des Astronomicon und die Schockwellen seiner Geburt sollten die ganze Galaxis in den Warp reißen. Jahrtausendelang hatte diese Kreatur auf diese Pläne hingearbeitet. Sogar das Seraphimprogramm war letztendlich aufgrund einer seiner Pläne ins Leben gerufen worden. Sie verdankten dieser Kreatur ihre Existenzform. Auch Gavri Pilgerstochter war ein Produkt Soakals gewesen, seine neue Marionette, die er anstelle des Imperators hatte benutzen wollen. Jahrtausende hatte er sie gezüchtet, um das Beste aus beiden Welten in einer Person zu vereinen, um sie als Wirtskörper von Gabriel zu benutzen und anschließend als den seinen.
"Tja, wie Gavri schon sagte, es gibt eine Macht im Universum, die sich nach dem Guten sehnt. Und wir sind seine Inkarnation."
"Ja, Gavri Pilgerstochter wilde Theorie, dass wir zusammen Gott sind. Dass es eine ordnende Kraft im Warp gibt und wir dazu ausersehen sind, den Platz einer Gottheit der Ordnung einzunehmen. Du bist die weibliche, Leben schaffende Komponente, ich bin die männliche Komponente. Hübsch ausgedacht von einem kleinen Pilgermädchen. Mich wundert, dass sie nicht hier ist." Gavri Pilgerstochter hatte damit praktisch eine fixe Idee gegen eine andere ausgetauscht. Aber Gabriel brauchte das einfach, um geistig halbwegs stabil zu bleiben. Deswegen unterließ er es, ihr diesen Unsinn ernsthaft auszureden.
"Sie ist im Warp und hat begonnen, Victoria Dohnert zur ersten Wächterin auszubilden."
"Das Siegel hat also endlich seinen Wächter", murmelte Thaddäus und wünschte, das Auswahlverfahren wäre nicht so dramatisch gewesen.
"Ich wünschte, es hätte nicht ein so junges Mädchen sein müssen. Aber das Siegel hat gewählt. Und keinen Augenblick zu früh."
"Hat ja nicht lange gedauert, bis der Erzfeind das Verankerungssiegel gefunden hat", wechselte Thaddäus das Thema, was sein wirklicher Taufname war.
"Neun Jahre und damit ist klar, wer der Drahtzieher ist", meinte Gabriel und stand auf. Sie befanden sich am Verankerungspunkt des Großsiegels, das mehrere Systeme umfasste. Ihr erstes komplettes Siegel, das sie fertig gestellt hatten. Das hatte nur vierhundert Jahre gedauert. Das hörte sich zwar nach einer langen Zeitspanne an, war aber im Verhältnis zum Aufwand gesehen recht wenig. Zwölf Planeten waren komplett umgewandelt, mit riesigen ineinander greifenden Strukturen versehen worden. Das meiste erschien nur als ganz profane Bauten, exzentrisch geformte Wohnhäuser, in geometrischen Formen verlegte Röhren von Vakuumbahnen. Dazu noch eine glückliche und zufriedene Bevölkerung, welche das Siegel mit positiver Energie erfüllte. Anfangs hatte er geschätzt, dass sie mindestens ein Jahrtausend brauchen würden, aber sie hatten es in weniger als der Hälfte dieser Zeit geschafft.
"Uns war von vorne herein klar, dass die Erzdämonen unserem Treiben nicht tatenlos zusehen werden. Trotzdem überrascht es mich, dass dieses Siegel sofort an seiner Schlüsselstelle angegriffen wird", erwiderte Thaddäus.
"Magie ist die Domäne Tzeentchs und wenn jemand erkennt, wie ein Bannsiegel aufgebaut ist, dann ja wohl er."
"Ich hatte eben die Hoffnung, dass wir mehr Zeit hätten, das zuerst die falschen Schlüsselsiegel angegriffen werden."
"Der erste Angriff ist abgewehrt", stellte Gabriel fest.
"Das Blut unschuldiger Kinder und eine Körperbombe reichen nicht aus, um ein Siegel zu zerstören."
"Die Anschläge sollten es nur schwächen. Zuerst der Anschlag auf der genau gegenüberliegenden Seite des Siegels in der Bahn. Und nun der versuchte Mord an neunundvierzig unschuldigen Kindern. Selbst wenn das Siegel nicht eine Wächterin in letzter Sekunde bestimmt hätte, der Anschlag hätte dem Siegel nichts getan", dozierte Gabriel und verwandelte sich der Situation angemessen in einen Erzengel. Thaddäus nahm daraufhin die Gestalt von Michael an. Er trug nun eine rot goldene Rüstung, welche mit alten christlichen, jüdischen und islamischen Symbolen verziert war. Ein Kompromiss, um alle alten Weltreligionen unter einen Hut zu bringen und eine allgemeine Akzeptanz zu erlangen. Gabriel trug einen etwas femininen Pedant zu seiner Rüstung in ihren traditionellen Farben Blau und Silber.
"Diente das ganze vielleicht nur dazu, uns hierher zu locken?", fragte er und fühlte mit seinen Sinnen die Umgebung ab. Milliarden von Leben konnte er spüren. Im Warp befanden sich mehrere himmlische Legionen, über fünfzig Throne, darunter einige der mächtigsten wie Gavri Pilgerstochter oder eine der seinen, die berühmtberüchtigte Trixi. Aber keine erkennbare Bedrohung.
"Die Ströme der Zeit sind zwar in ständiger Bewegung, aber ich kann nichts erkennen und das beunruhigt mich. Am Rande meiner Wahrnehmung bewegt sich etwas, fokussiere ich mich darauf, ist es weg. Wer immer diese Anschläge angeleiert hat, ist sehr mächtig. Mächtiger als ein normaler Wandler der Wege sein dürfte." Thaddäus konnte die innere Unruhe von Gabriela gut wahrnehmen, auch wenn sie versuchte, ihre Aura nach außen hin ruhig wirken zu lassen. Auch er war nun äußerst beunruhigt. Es gab wenige Wesen im Warp, die mächtiger als ein Großer Dämon waren.
"Hat dein Allsehendes Auge schon herausgefunden, wer die beiden Attentäter waren? Es überrascht mich, dass jemand die Sicherheit einer Kernwelt einfach so überwinden konnte. Jeder Bürger ist verchipt, jeder ist jederzeit ortbar und trotzdem sind zwei Attentäter zum Ziel gelangt."
"Das ist wirklich erstaunlich und vielleicht das wirklich beunruhigende daran. Wer immer das war, der kennt sich mit der Hochtechnologie, Verwaltung und Computer wirklich gut aus. Die Attentäter hatten Identitäten von Toten, die nicht aus dem System gelöscht waren und die dann noch nachträglich angepasst worden sind. Die Manipulationen sind äußerst subtil in Szene gesetzt. Die Ströme der Zeit zeigen an den entsprechenden Stellen eine starke Trübung auf. Wer immer das gemacht hat, ist ein Meister der Tarnung. Die Attentäter wurden in Todeslagern auf einer Welt der Theokraten rekrutiert. Und das ist das letzte, was beide wissen. Der Rest entzieht sich ihren Erinnerungen und sie haben keine Fäden, denen ich folgen könnte."
"Du hast mit ihnen schon geredet?"
"Habe ich, sehr unergiebig. Jemand hat da sehr mächtige Magie gewoben, um es mal profan auszudrücken."
"Chaosanhänger dürften sich diesem Siegel gar nicht nähern können", warf Michael ein.
"Die Attentäter waren auch nicht wirklich korrumpiert. Und die Zauber waren sehr vielschichtig aufgebaut, um der Bannmagie des Großsiegels gerade so lange standzuhalten, wie nötig. Wie eine Zwiebel. Wurde eine Schicht gebannt, wirkte die nächste Ebene."
"Wie sind die Bomben gezündet worden?"
"Über einen psionisch verankerten Trigger."
"Und wie sind sie nach Cres gekommen?"
"Ich weiß es nicht und das bereitet mir Kopfzerbrechen."
"Mit einem Raumschiff würde ich mal vermuten. Welche Schiffe liegen gerade in Parkposition?" Thaddäus lud sich die Daten einfach von einem Zentralrechner herunter. Momentan lagen recht wenige Schiffe vor Anker. Er stolperte sofort über die "Chemy XXXIV", ein uraltes Raffinerieschiff, welches Cres schon seit Jahrtausenden anlief und wichtige Chemikalien für die hiesige Schwerindustrie anlieferte. Die Ladeliste las sich relativ harmlos.
"Ach du Scheiße!", fluchte Gabriel und Michael blickte irritiert seine Schwester an. Normalerweise fluchte sie in ihrer Erzengelgestalt nicht.
"Was?"
"Die "Chemy XXXIV", hast du dir mal ihre Ladung angesehen?"
"Ja, Hauptsächlich hochwertiges Schmier und Motorenöl?"
"Das ist eine Raffinerie!" Gabriel ratterte ein paar chemische Formeln herunter, die man aus diesen Rohstoffen extrahieren konnte. Die Grundkomponenten waren harmlos, aber mit der entsprechenden Ausrüstung, wie eine Raffinerie, konnte man daraus die Substanz herstellen, aus denen Plasmatorpedos befüllt worden.
"Heilige Schieße!", fluchte nun auch Michael laut, als ihm klar wurde, dass die "Chemy XXXIV" nichts weiter war als ein gigantisches Plasmatorpedo mit einer Sprengkraft, nicht nur das Siegel zu pulverisieren, sondern die gesamte nördliche Hemisphäre von Cres. Mit Plasmatorpedos hatte das Imperium früher Welten unbewohnbar gemacht, wenn keine Virusbomben für einen Exterminatus vorhanden waren. Das würde Milliarden von Menschen töten und das Siegel zerstören.
"Und das Schlimmste ist, dieses Schiff hat gerade seine Parkposition ohne Meldung verlassen!" Gabriel lauschte eingehenden Berichte. "Das Schiff ist zwar optisch zu sehen, aber momentan elektronisch nicht zu erfassen! Jemand sehr mächtiges sabotiert jede Gegenmaßnahme! Da läuft gerade etwas schrecklich schief!"
Sie sahen sich kurz an und teleportierten auf das Dach der Commercia. Von hier aus hatte man einen schönen Aussichtspunkt, aber sie waren nicht hier, die Landschaft aus Glas und Plastbeton zu bewundern.
Mit bloßem Auge konnte Thaddäus erkennen, wie das gigantische Raumschiff jetzt in die Atmosphäre von Cres eintrat. Allerdings konnte er es nicht mit seinen psionischen Sinnen erfassen. Zum Abschießen war es schon viel zu Nah.
"Es ist nicht in den Strömen der Zeit sichtbar. Als hätte jemand alle Fäden gekappt und es mit einer reflektierenden Oberfläche versiegelt. Das ist eigentlich unmöglich!" Gabrielas Stimme hatte einen hysterischen Unterton und auch er war am Rande der Panik.
Es lief alles so schnell, dass er vollkommen überrumpelt war. Zum ersten Mal seit einer unendlichen langen Zeit hatte er einfach keine Ahnung, was er tun sollte. Sein Versuch, das Schiff mit einem psionischen Stoß einfach zurück in den Orbit zu befördern lief ins Leere, als wäre das Schiff gar nicht da.
Die Menschen auf dem Platz unter ihnen sahen auch das Raumschiff als glühenden Feuerball in die Atmosphäre eintreten. Es war gar nicht mehr nötig, die Bombe zu zünden, die Reibungsenergie reichte aus. Dann detonierte das Schiff in einem gigantischen Feuerball.
Gabriela reagierte als erste und baute um die Explosion herum eine gigantische Barriere mit einer Öffnung in Richtung freier Raum, um die gigantische Energie einfach verpuffen zu lassen. Für einen kurzen Moment schien es, als würde diese gewaltige Psionische Konstrukt halten, aber dann wurde es einfach hinweggefegt.
Thaddäus war klar, dass auch er nicht in der Lage war, diese gigantische Energie aufzuhalten. Selbst wenn sie ihre Kräfte bündeln würden, war da nichts zu machen. Auch ihre schier unendliche Macht hatte Grenzen. Aber es gab noch eine andere Möglichkeit. Alles war Energie. Etwas aufzuhalten war das eine, aber es gab immer noch die Möglichkeit Energie einfach umzuwandeln.
Was immer das Schiff außerhalb ihrer psionischen Sinne gehalten hatte, war mit der Explosion erloschen. Die viele tausend Grad heiße Energiewelle konnte er nun durchaus spüren. Und er wandelte sie in etwas um, was weich und flauschig war. Das erste was ihm in den Sinn kam, war der Plüschengel, den sich das freche Mädchen gewünscht hatte. Mit durch ihn kanalisierte Warpenergie formte er das Plasma einfach um und im nächsten Moment regnete es Milliarden kleiner Plüschengel vom Himmel.
Gabriela blickte ihn kurz mit offenem Mund an und half ihm dann, den Sturz der Plüschengel auf die nördliche Hemisphäre abzubremsen. Unter ihnen war erstauntes Geraune zu hören, schließlich wurde man ja nicht täglich Zeuge eines solchen Wunders.
"Ach du Lieber Gott! Ich wollte "einen" Sonderedition Miki! Und nicht eine Trillion! Hör nächstes Mal besser zu!", konnte er die Stimme der kleinen Lucilla Orville aus dem Chor von verblüfften Stimmen heraushören.
"Das hat schon was!", meinte Gabriela schmunzelnd. "Milliarden kleiner Mikis und ich dachte immer, du hasst die Serie."
"Tu ich auch! Aber das war das erste, was mir an einem weichen Ding in den Sinn gekommen ist", erklärte Thaddäus froh, dass nicht mehr passiert war, als hunderte von Quadratkilometern mit Plüschengel zu bedecken.
"Da kommt was!", rief noch Gabriel und hatte auf einmal ein flammendes Schwert in der Hand. Sofort wurde Michael ernst und beschwor seinen flammenden Speer in seine Hände. Und in der Tat riss der Schleier vor ihnen auf und ein Portal manifestierte sich vor ihnen. Und hindurch trat der Verursacher dieser Attentate, der gefallene Erzengel Sariel.
"Lange nicht gesehen, Sariel!", begrüßte Michael seine ehemalige Schwester, eine der sieben mächtigsten Psioniker ihres Zeitalters, welche durch das Projekt Seraphim zu Engeln wurden.
"Azrael! Mein Name lautet nun Azrael!", korrigierte die schmalgesichtige Frau. Sie trug ein zerschlissenes Gewand, das irgendwann mal weiß gewesen sein mochte, jetzt hatte es die Farbe von vergammelten Dreck. Als hätte sie damit in einer Kloake gebadet. Ihre Flügel waren Schwarz und verdreht. Als wäre sie ein großer Vogel. Ihr fettiges schwarzes Haar fiel ihr ungekämmt weit hinab. Ihre Haut war bleich, regelrecht kränklich. Ihre Augen waren vollkommen schwarz. Sie war barfuß und ihren dürren Händen trug sie eine Sense, dessen Klinge mit sich windenden blutroten Runen verunstaltet war. Nicht gerade eine wirkliche taugliche Waffe, aber die Sense war eher ein Werkzeug der Magie. Eine Mischung aus Fokus und Energiespeicher. Offensichtlich eine Waffe des Nurgles, wahrscheinlich von ihr erbeutet und modifiziert. Diente wohl als unsubtiler Hinweis, dass sie ihre mystische Rolle als Azrael, den Engel des Todes äußerst ernst nahm.
"Was willst du?", fragte Gabriel, ihr flammendes Schwert schlag bereit erhoben. Um sich herum wob Gabriel eine verspiegelte psionische Barriere, sodass niemand von außen mitbekam, was sie hier zu bereden hatten.
"Begrüßt man so eine alte Freundin?", tadelte Azrael scheinbar beleidigt.
"Wir waren niemals Freundinnen!"
"Dann eben Kameradinnen! Oder willst du leugnen, dass wir gemeinsam in diesem Maschinenkrieg gekämpft haben?", ihr Ton hatte etwas Lauerndes.
"Nein, jedenfalls bis zu dem Zeitpunkt, wo du die Seiten gewechselt hast!"
"Das Chaos bietet so viele Möglichkeiten und verlangt so wenige moralische Einschränkungen, wer kann da schon widerstehen?"
"Eigentlich die meisten!", erwiderte Michael und sonderte sich etwas von Gabriel ab, um sich in Position für einen Zangenangriff zu begeben.
"Tja, nicht jeder ist so ein Langweiler wie du, Thaddäus Felta, Sebastian Thor, Michael oder wie auch immer du fauler Sack auch heißen magst. So viele Namen, so wenig Spaß!"
"Und nicht jeder ist so ein Psychopath!", fuhr Gabriel den Todesengel an.
"Ich hab meine Geschwister nicht umgebracht!", giftete Azrael und fuhr sich danach spöttisch mit der linken Hand vor dem Mund, als würde sie sich schämen, was sie gerade gesagt hatte.
"Und nicht jeder hat sein Erwachen mit einem Blutbad gefeiert. Wie viele Menschen hast du dabei nochmal getötet?", fragte Gabriela ruhig. Sie hatte inzwischen akzeptiert, was sie getan hatte.
"9254! Einige habe ich verbrannt, ihr eigenes Köperfett so erhitzt, dass sie zu tanzenden Fackeln wurden. Ihre Schreie waren so süß! Andere habe ich liebevoll gehäutet. Schicht für Schicht habe ich ihre Haut abgezogen, mich an ihren Schreien ergötzt. Andere habe ich gezwungen, sich selbst zu essen. Ja, das war so herrlich!" Azrael fuhr sich mit ihrer gespaltenen Zunge, die eher einer Schlange glich, über die Lippen und lachte.
"Hurenkind haben sich mich geschimpft, nur weil meine Mutter vergewaltigt worden war! Mit Steinen haben die Kinder nach mir geworfen. Die Lehrer waren immer grausam zu mir, aber ich habe ihre Knochen verflüssigt und sie zu den Würmern gemacht, die sie schon immer gewesen waren. Leider sterben Menschen so schnell, wenn sie kein stützendes Skelett haben. Was für ein Jammer! Einem anderen habe ich die Haut abgezogen und er durfte dann mit seinem Blut eine Entschuldigung darauf schreiben. Das war so lieblich anzusehen."
"Ich unterbreche deinen Monolog über deine kranken Taten ja nur zu gerne. Komm zum Punkt, was willst du?", blaffte Michael, dem der Sinn nicht danach stand, dieser kranken Person eine Bühne zur Selbstdarstellung zu geben.
"Wie unhöflich, eine Dame zu unterbrechen!"
"Komm zum Punkt!", wiederholte Michael und hatte nun eine gute Ausgangsposition für einen Angriff eingenommen. Azrael war schon früher sehr fähig in der Hohen Kunst der Psionik gewesen, die ein sehr großes Spektrum an Kräften äußerst präzise einsetzen konnte. Sie hatte nicht nur ein gigantisches Potential, sondern auch die Fähigkeit, ihre Kräfte sehr fein zu dosieren. Das war wohl der Grund gewesen, sie nicht sofort hinzurichten und sie in das Seraphimprogramm einzugliedern.
Die Konditionierung der Erzengel hatte immerhin bei den meisten den ganzen Maschinenkrieg lang gehalten. Durch den Anstieg ihrer Macht hatten sie irgendwann ihre Fesseln abstreifen können. Ihre Körper konnten schließlich ihrer schier unbegrenzten Macht nicht mehr standhalten und sie vergeistigten sich. Sie waren zu Meistern des Warps geworden. Sie hatten ihre Sterblichkeit mit ihren Körpern abgestreift und waren nun duale Wesen, die in beiden Welten ohne Probleme existieren konnten. Durch ihre Konditionierung waren sie lange genug geistig stabil geblieben, um diesen Zustand bei klarem Verstand zu erreichen. Wenn sie denn je einen besessen hatten. Drei von ihnen waren vorher schon geistig instabil gewesen und mit dem Verlust ihrer Konditionierung waren sie fast augenblicklich den Versuchungen des Chaos erlegen. Raphaela, Uriel und er hatten sich dem "Guten" zugewandt, waren "Engel" geblieben und hatten schließlich das Paradies als Zuflucht für die Seelen erschaffen. Nur Gabriel, gefangen in ihrem Wahn, hatte sich am Ende in ein Seelengefäß geflüchtet und nach und nach fast ein Dutzend Wirtskörper verschlissen.
"Nun ja, ich wollte einfach mal Hallo sagen!", sie kicherte und winkte mit ihrer linken Hand.
"Hallo! Und jetzt verschwinde!", herrschte Gabriel sie an.
"Du bist immer so rüde! Man merkt, dass du keine gute Kinderstube hattest."
"Meine Mutter hat wenigstens ihr Geld nicht auf den Knien oder Rücken verdient!" Das hatte gesessen und Azrael zuckte getroffen zusammen. Die Runen auf der Sense bewegten sich schneller.
"Nun gut, ich bin hier um Euch kleinen Fotzen klar zu machen, dass dieser Scheiß mit diesem Siegel nie klappen wird! Der Realraum und der Warp werden verschmelzen, egal was für Kacke ihr hier auch macht!", erwiderte der Engel des Todes äußerst rüde.
"Du willst Soakals kleines Projekt also fortführen?", fragte Gabriel wenig überrascht.
"Ihr habt mich von meinem Meister befreit! Für ihn war ich auch nur Mittel zum Zweck. Aber nachdem dein Schosshündchen Lucylein diese Kakerlake zertreten hat, bin ich nun frei! Und ich werde die fünfte Göttin des Chaos werden! Neid ist meine Domäne und ich werde alles und jeden vernichten!" Mit diesen Worten öffnete sie ein Portal und verschwand einfach. Es war gut, dass Sariel sich nicht zum Kampf gestellt hatte, hier waren einfach zu viele Zivilisten, die unweigerlich in Mitleidenschaft gezogen wären. Kämpfe auf ihrem hohen psionischen Niveau konnten mit einer einzigen Attacke ganze Landstriche verheeren. Sie beide waren dagegen gut geschützt, aber das galt nicht für die Menschen um sie herum.
"Wer so eine Ansage braucht, kann nichts drauf haben", meinte Michael trocken und Gabriel lächelte.
"Tja, jetzt wissen wir, wer dahinter gesteckt hat. Ambitioniert ist sie ja, unsere kleine Sariel. Fünfter Gott des Chaos! Also ob die anderen vier Götzen da einfach zusehen würden."
"Soakal hat sein Spielchen auch Jahrzehntausende lang getrieben. Und wie wir festgestellt haben, sie ist gut darin, sich zu tarnen."
"Wird es jemals enden?", fragte Gabriel rhetorisch.
"Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei, pflegte meine Mutter auf diese Frage immer zu antworten", meinte Michael und sie beide gönnten sich ein kurzes lächeln, bevor sie wieder ernst wurden. Sie beide wussten, es würde niemals Enden. Denn zwischen den Sternen gab es nur den ewigen Krieg und sie waren ein Teil davon.
Ende des siebten Bandes und der Saga "Das Schwinden"
Gedanke des Tages
Und so endet es. Fünf Jahre, sieben Bände, gefühlte tausend Seiten, unzählige Stunden Arbeit, Recherche und das Notwendige drum herum. Und das Vogelmädchen aus dem vierten Band hatte auch noch ihren Auftritt, auch wenn ihr Sprüchlein damals auf Soakal gemünzt war. Der Kreis hat sich geschlossen.
Hätte nicht gedacht, dass es zu einem so umfangreichen Werk werden würde, damals als ich im Sommer 2009 die Idee hatte, ein kleines Pilgermädchen zur Protagonistin zu machen. Ich habe sehr viel über das Warhammer 40K Setting gelernt, auch viel über Religion, Geschichte, reale militärische Taktiken und Gesellschaft. Es gab Höhen und Tiefen. Es gab auch mal ein Zeitpunkt im dritten Band, wo ich kurz davor war, einfach abzubrechen. Gerechtfertigte Kritik kann zu Verbesserungen führen, aber der Ton macht eben die Musik. Letztendlich habe ich das Ganze hier aus Spaß an der Freud geschrieben. Meinen Spaß hatte ich durchaus dabei. Und ich hoffe auch, die Leser hatten ihren Spaß und sind am Ende über die Auflösung nicht zu sehr enttäuscht.
Hier an dieser Stelle an herzliches Dankeschön an alle, die mich auf dieser Reise begleitet haben. Sei es nun einfach als stiller Leser, als Korrekturleser oder fleißiger Reviewschreiber. Ein großes Dankeschön an SHOKer, der fast die ganze Reihe lektoriert hat. Ohne ihn wäre einiges anderes gewesen.
Ausblick
Ich habe zwar noch einiges an Rohfassungen, unter anderem noch eine Geschichte mit Louhi, aber ich bin nicht sicher, ob ich da noch was bringen werde.
Momentan habe ich genug von 40K. So interessant und vielschichtig das Setting auch sein mag, mich treibt es zu anderen Ufern. Um meine Schreibblockade zu durchbrechen, habe ich einen Band über den Überlebenskampf einer Gruppe im Walking Dead Universum geschrieben. Etwa dreimal so groß wie der hier. Davon wird es noch ein Prequel geben. Dann arbeite ich an eine Geschichte im Star Wars Universum, welche wahrscheinlich auch mehrere Bände umfassen wird. Ich habe noch viele andere Ideen, die ich noch gerne umsetzen würde. Vielleicht werde ich eines Tages mich wieder mit einer weiteren Geschichte im 40K Universum zurückmelden. Aber ich will und kann nichts versprechen.
Wer sich für meine Geschichten in anderen Genres vielleicht interessiert, kann mal hier hinein schauen:
http://www.fanfiktion.de/u/Nakago