40k Das Wort des Propheten!

Avenger

Grundboxvertreter
20. Juli 2001
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Hallo und willkommen, liebe Leser!

Wie versprochen geht es ohne große Unterbrechungen wieter mit der Handlung um den furchtlosen Hauptmann, seinen tapferen Leutnant und all die anderen Figuren, die mir und hoffentlich auch euch im Verlauf des letzten Jahres ans Herz gewachsen sind.

Und da ein Wiedershen mit alten bekannten Freude macht, gibt es das auch gleich zu Anfang...

Aus dem Weltraum betrachtet war Kalopulos III eine grüne, mit wenigen blauen und grauen Sprenkeln übersäte Kugel inmitten des unendlichen Sternenmeeres. Die Oberfläche schien unberührt im Gegensatz zu den zahllosen Makropol- und Fabrikwelten des Imperiums, selbst im Gegensatz zu den erhabenen Kardinalswelten der Ekklesiarchie. Aus dem Weltraum betrachtet gab es nicht einmal Spuren dafür, dass dort unten Menschen lebten. Wären nicht die sich bewegenden Lichter der aufsteigenden Transportfähren gewesen, so hätte Prioris Antiochia nicht geglaubt, dass sie tatsächlich die richtige Welt erreicht hatten.
Sie stand am Panoramafenster ihrer Kabine auf dem imperialen Raumkreuzer „Hammer der Gerechtigkeit“, den Blick hinausgerichtet ins Weltall. In unbewusster Wahrnehmung von Kälte angesichts der unendlichen Schwärze draußen hatte sie die Arme um den nur mit einem leinenen Nachthemd bekleideten Körper geschlungen.
Im vakuumsicheren Panzerglas des Panoramafensters sah Antiochia auch ihr eigenes Spiegelbild vor dem dunklen Hintergrund der luxuriösen Kabine. Es war die hoch aufragende, schlanke Gestalt einer Frau, deren Leben seit fast dreißig Jahren dem Kampf gegen die Feinde der Menschheit im Namen des heiligen Imperators gewidmet war. Es war die Gestalt einer Schwester des Adeptus Sororitas, deren Körper durch Kampf und Training gestählt war, deren Haltung durch Selbstdisziplin und Glauben selbst in der dunkelsten Stunde der Nacht so straff war wie auf einer Siegesparade.
Es war das Spiegelbild einer Frau, deren Gesicht durch eine Fontäne hocherhitzten Wasserdampfs für immer entstellt worden war. Aus der Scheibe vor ihr starrte Antiochia unter einer Strähne sorgfältig zur Seite gekämmten, weißen Haars rotglühend das bionische Auge entgegen, mit dem die Techpriester ihr eigenes, Verbrühtes ersetzt hatten. Eine Reihe auf Hochglanz polierter Zähne in einem Kiefer aus Adamantium grinste unverschämt.
Ihr Spiegelbild war eine ständige Mahnung an Antiochia, niemals zu vergessen, was es bedeutete, dem Imperator zu dienen, genauso wie der Weltraum vor ihr eine Mahnung war, niemals zu vergessen, was ein Mensch in diesem Universum bedeutete. Jede Nacht auf diesem Raumschiff wurde Antiochia diese Tatsache bewusster. Sie schlief schon seit Wochen nicht mehr, verspürte auch nicht mehr das Bedürfnis nach Schlaf. Gebet, stille Wache und die heimliche Erwartung des nächsten Kampfes waren alles, was die Nächte der Prioris Antiochia noch ausfüllten.
Sie wandte sich ab. Die Digitalanzeige der Uhr neben ihrem unbenutzten Bett zeigte 03:23 Bordzeit. Es waren noch gut anderthalb Stunden, bis die Ruhephase endete und das Schiff planmäßig die Auffüllung seiner Vorräte abgeschlossen haben würde. Antiochia trat hinüber an den Ständer, der ihre Rüstung hielt, und begann, sich für den Tag anzukleiden.
Von der Tür her erklang das helle Summen des Signalgebers.
„Herein.“, sagte Antiochia, ihr rechtes Bein in den gepanzerten Stiefel führend. Sie wusste, dass es nur einen Menschen gab, der sie zu dieser Stunde stören würde.
Die Tür glitt beinahe geräuschlos auf. Aus dem hellen Licht des Flurs trat eine gepanzerte gestalt ein, von deren beim Gehen sachte hin und her schwingender Hüfte ein leise klimpernder Rosenkranz aus silbernen Perlen herabhing. Mit vom Teppichboden gedämpften Schritten der schweren Servostiefel trat die Gestalt weiter ins Quartier. Als die Kabinentür sich schließlich wieder von selbst schloss enthüllte das Sternenlicht die von Jugend und Schönheit geprägten Gesichtszüge Schwester Calponias.
Die junge Schwester blickte auf das straffe Laken des Betts. „Ihr habt wieder nicht geschlafen, Prioris.“, murmelte sie. Es war eine Feststellung, keine Frage.
„Nein.“, entgegnete Antiochia. „Du aber auch nicht, Schwester, sonst stündest du zu dieser Uhrzeit kaum hier in meiner Kabine.“
Calponia nickte. „Ich brauche euren Beistand, Prioris.“, sagte sie. Die gepanzerten Finger ihrer Rechten fuhren über den Rosenkranz an ihrer Hüfte.
„Wieder diese... Träume?“, fragte Antiochia, obwohl sie die Antwort schon kannte.
Calponia nickte erneut.
Antiochia hielt im Anlegen ihrer Rüstung inne. Bisher nur mit der Beinpanzerung bekleidet bot sie einen zweifelsohne fragwürdigen Anblick, aber dies hier war wichtiger. „Setz dich und erzähle, Schwester.“, befahl sie.
Während Calponia Platz nahm, holte sie von ihrem Nachttisch das jahrhundertealte Buch, das sie in den vergangenen Nächten schon so oft benötigt hatten.
 
haha, erster Leser ;-)
hmm... schnell weiter,Avenger! Das Wochenende ist lang und du hoffentlich voller Schaffensdrang 🤔
Bitte gib uns armen Lesern mehr von Hauptmann Krüger!!!

Ach ja, Hauptmann Krüger wächst einem ans Herz, genau wie alle anderen auch (ich find sogar den Lackaffen Strauß wichtig, der bietet so nen schönen Gegenpol zu den Idealen Krügers!)
 
@Calidus Ich glaube, du liest die falschen geschichten! 😀 (Lustmolch)

@Avenger

<div class='quotetop'>ZITAT</div>
von deren beim Gehen sachte hin und her schwingender Hüfte ein leise klimpernder Rosenkranz aus silbernen Perlen herabhing[/b]

Wow, wasn das für eine! So mit dem hintern wackel tun nur vertreterinnen eines ganz bestimmten gewerbes! Das haste wahrscheinlch extra für calidus geschrieben, gell? 😛 :lol:

<div class='quotetop'>ZITAT</div>
Schritten der schweren Servostiefel[/b]

Servostiefel? Wasn das? So ne art sebenmeilenstiefel, die das gehen erleichtern? Analog zu r übersetung des rüstungsnamen "Powerboots"? Ich weiß nicht, klingt irgendwie ... komisch! Schreib doch lieber Ceramitstiefel oder so, dann beschreibst du woraus sie gefertigt sind und nicht ihre funktion. Na ja, deine geschite, lass dir nix von mir einreden, aber es liest sich halt komisch.
 
@Awatron:

<div class='quotetop'>ZITAT</div>
Servostiefel? Wasn das? So ne art sebenmeilenstiefel, die das gehen erleichtern? Analog zu r übersetung des rüstungsnamen "Powerboots"? Ich weiß nicht, klingt irgendwie ... komisch! Schreib doch lieber Ceramitstiefel oder so, dann beschreibst du woraus sie gefertigt sind und nicht ihre funktion. [/b]

Hm, hast du wahrscheinlich recht. Ich wollte halt zum Ausdruck bringen, dass die Stiefel ja Teil der Servorüstung sind. Ceramitstiefel klingt aber auch ganz gut.

<div class='quotetop'>ZITAT</div>
Wow, wasn das für eine! So mit dem hintern wackel tun nur vertreterinnen eines ganz bestimmten gewerbes! [/b]

Naja, wer weiss, was die Dame gemacht hat, bevor sie zur Schwesternschaft kam... 😉 Nee, ernsthaft, ich denke mal, dass diese netten hochhackigen Stiefel der Soros schon zu einem 'weiblichen' Gang führen, bei dem ebn auch die Hüfte in Bewegung gerät. Sind ja keine laufenden Panzerschränke wie die Space Marines.

OK, weiter im Text. Ist ja nicht jeder so nett untergebracht...

Leutnant Haller nahm einen großen Schluck Amasec und zerdrückte das Pinnchen in seiner Rechten zu feinen Splittern. Als das scharf schmeckende Gebräu seine Kehle und Speiseröhre hinunter in den Magen geronnen war, öffnete er langsam die Augen und sah in die Gesichte der bei ihm in der engen Kabine sitzenden Männer.
Sergeant Gutjohn und Sergeant Burgsmüller hatten auf Hallers schmalem Bett Platz genommen. Gutjohn rauchte ohne Genuss und mit sichtlicher Geistesabwesenheit eine vom Adeptus Munitiorum ausgegebene Standardzigarette. Burgsmüller starrte konzentriert auf seine polierten Stiefelspitzen. Neben den beiden, auf der Platte von Hallers Schreibtisch, hatte Sergeant Kruppke sich einen Sitzplatz geschaffen, indem er zwei ohnehin schon zu hohe Aktenstapel auf einen dritten getürmt hatte. Der altgediente Soldat saß nun, mit angezogenen Armen und eingezogenem Bauch, inmitten der Dokumente und fühlte sich noch einmal sichtlich unwohler als sonst. Haller hatte es aus tiefstem Herzen bedauert, ihn zur Ernennung zum Sergeant vorzuschlagen und ihn damit seiner geliebten schweren Waffen zu berauben, aber der Personalbestand der Kompanie ließ keine anderen Schritte zu. Sie brauchten jeden Mann, der erfahren genug war, um einen Trupp zu führen.
Haller seufzte. „Also?“, fragte er. „Wie ist die Lage?“ Er hasste diese Treffen der Unteroffiziere seines Zuges, die er selbst eingeführt hatte und die doch unumgänglich waren, wollte er einen Überblick über die Situation der ihm anvertrauten Männer behalten. Seit Oberst Kaltenbrunn ihn vorübergehend zum Kommandanten der gesamten Kompanie und damit auch zum Befehlshaber und verantwortlichen für die beiden verbliebenen Züge ernannt hatte, fand er einfach in seinem Dienstalltag nicht mehr die Zeit, sich speziell mit seinem Zug zu beschäftigen. Und dabei waren sie noch nicht einmal am nächsten Einsatzort angekommen.
„Wie soll die Lage sein, Sir?“, fragte Gutjohn schließlich zurück. Aus seiner Stimme klang nur mühsam unterdrückte Wut. Er war seit Sergeant Andresens Tod stellvertretender Zugführer und nahm damit momentan auch die Aufgaben war, um die sich Haller früher selbst gekümmert hatte. „Es ist bescheiden. Die Männer sind verunsichert, und wir kommen nur schlecht mit den ‚speziellen Bedingungen’ dieses Transports zurecht.“
Haller nickte langsam. Die ‚speziellen Bedingungen’, die Gutjohn ansprach, waren in Wirklichkeit ein Skandal, den Haller in seiner bisherigen Laufbahn noch nicht erlebt hatte. Er war durch Jahre des Krieges viele Entbehrungen gewohnt, aber was die Raumflotte seinen Männern auf diesem Flug zumutete, war schlichtweg jenseits von allem, was akzeptabel war. Ihr Transporter, die „Herz aus Gold“, war ein umgebauter Erzfrachter, der schon zu viele Jahrhunderte gesehen hatte, bevor er für die raumflotte requiriert worden war. Offiziell lag die Kapazität des Schiffes bei zweitausend Männern, aber das Adeptus hatte in seiner unendlichen Weisheit neben dreitausend Mann des Todeskorps auch noch weitere zweitausend Mann eines frisch ausgehobenen Regiments von einer Makropolwelt, deren Namen Haller schon wieder vergessen hatte, auf das Schiff gequetscht. Aus dieser Überbelegung resultierte nicht nur ein unerträglicher Platzmangel, sondern vor allem Versorgungsengpässe in Bezug auf Wasser, Nahrung und Strom. Den größten Teil des Tages mussten die Soldaten aneinandergedrängt in dunklen Laderäumen zubringen, was Drill oder anders geartete Ausbildung fast unmöglich machte.
„Gestern gab es wieder eine Schlägerei zwischen drei von meinen Jungs und fünf von diesem Abschaum vom Deck über uns.“, murrte Kruppke. „Ich musste dazwischengehen, sonst hätte es Tote gegeben.“
„Haben sie es dem Decksarbitrator gemeldet?“, fragte Haller, auch wenn er die Antwort schon kannte.
Kruppke schnaubte verächtlich. „Der Goldjunge stand in seiner blitzenden Rüstung daneben und hat zugesehen. Er hielt es noch nicht mal für nötig einzugreifen, als eine von diesen Maden ein Messer zog. Als es dann vorbei war, hat er mich angeschnauzt, dass ich meine Leute nicht im Griff hätte.“
Haller winkte ab. „Bei ihnen noch erfreuliche Neuigkeiten, Sergeant?“, fragte er Burgsmüller.
Burgsmüller zuckte mit den Schultern. „Einer meiner Männer liegt mit Nervenfieber im Lazarett. Ziemke hat mich angewiesen, auf den Rest des Trupps zu achten, ob auch andere Männer Symptome zeigen. Bei den Bedingungen, unter denen wir hier untergebracht sind, dürfte das eigentlich nicht mehr lange dauern.“
„Noch jemand einen Schluck?“, fragte Haller und gab die Flasche mit Amasec herum. Kruppke nahm sie dankbar mit seinen massigen Pranken und hob sie in die stickige Luft der Offizierskabine.
„Auf Hauptmann Krüger, wo immer er gerade sein mag.“, verkündete der Sergeant.
„Auf Hauptmann Krüger.“, murmelten die anderen.
Wenn er doch nur hier bei uns wäre, dachte Haller.
 
@Calidus: Wie du bemerkt haben dürftest, befindet sich Antiochia an Bord eines Schiffes im Orbit um Kalopulos III. Neben Säcken mit Bohnen und Kartoffeln gibt es dort auch noch einen imperialen Hauptmann, den sie ganz besonders in ihr Herz geschlossen hat...

Mit den drei jeweils hundertzwanzig Grad zueinander abgespreizten Flügeln und dem ovalen Rumpf sah die Fähre fast wie ein gigantischer Fisch aus, fand Krüger. Es war ein kleineres Modell als die Landungsschiffe, die er gewöhnt war, aber sie wirkte nicht weniger flugtauglich. Es war ein angenehmes Gefühl, unter den Stiefeln plötzlich nicht mehr das Gras der kalopulosischen Hügellandschaften, sondern das solide Adamantium der Laderampe der Fähre zu spüren.
Der Aufstieg bereitete ihm einige Mühen. Die Muskulatur an seinen Beinen, die durch die Bisse der Squigs zerstört worden war, war noch immer nicht vollständig regeneriert, und auch seine Arme, die noch immer bandagiert waren, hatten noch nicht ihre alte Leistungsfähigkeit erreicht. Aber er lebte, war um eine Amputation der Gliedmaßen, die mit bionischem Ersatz verbunden gewesen wäre, herum gekommen, und würde diese Welt nun endlich verlassen können. Im Orbit wartete ein Schiff, das ihn mitnehmen würde zum nächsten Einsatzort seines Regiments. Er hatte lange genug darauf warten müssen, seinen Männern folgen zu können, sie hatten nun bereits mehr als einen Monat Vorsprung; einen Monat, in dem Krüger sein Schicksal verdammt und die Orks, Kalopulos III, den Regimentsarzt Ziemke, der ihn dienstunfähig geschrieben hatte, und die Schwestern des ordo Hospitalis, die ihn gepflegt hatten, allesamt in die Tiefen des Warps gewünscht hatte.
Ein Flottenoffizier in schneeweißer Uniform empfing ihn am Ende der Laderampe und salutierte. Krüger hatte seine beste Uniform angelegt, und auch wenn ihre Wirkung durch die Verbände geschmälert wurde, so musste er doch eine recht beeindruckende Erscheinung abgeben.
Der Offizier lächelte und gab Krüger die Hand. „Hauptmann Krüger, nehme ich an?“, fragte er unverbindlich. Krüger nickte.
„Ich bin Leutnant Varnsteg.“, fuhr der Offizier fort. „Wenn sie auf dem Flug hinauf etwas benötigen, wenden sie sich an mich oder den Fähnrich.“ Varnsteg wies auf einen zweiten Mann in weißer Uniform, der gerade mit Krügers Reisetaschen die Laderampe hinauf kam.
„Danke, Leutnant.“, sagte Krüger.
„Ich darf sie nun bitten, Platz zu nehmen, Sir.“, sagte der Leutnant und wies auf eine Gruppe gepolsterter Sessel. „Sie sind unser einziger Passagier auf diesem Flug. Suchen sie sich den Platz, der ihnen am besten gefällt. Ich wünsche einen angenehmen Flug.“
Krüger wählte kurzentschlossen den Sitz, der neben einem der in der Bordwand eingelassen Sichtfenster lag. Obwohl er bereits mehr als ein Dutzend Starts und Landungen in Transportfähren hinter sich hatte, hatte er doch noch nie gesehen, wie das Schiff in den Weltraum aufstieg oder von dort in den Orbit stürzte.
Hinter ihm schloss sich die Rampe mit dem Summen von Servomotoren. Die Antriebsaggregate der Fähre begannen erst heulend, dann tief und sonor brummend zu arbeiten.
Krüger lehnte sich zurück. Es versprach ein schöner Tag zu werden.

Der Ruck, mit dem die Fähre in der Landebucht andockte, war kaum spürbar. Ein akustisches Signal ertönte, um anzuzeigen, dass die Sicherheitsgurte abgelegt werden konnten, aber Krüger blieb noch kurz sitzen. Der Flug war eine beeindruckende Erfahrung gewesen. Er hatte sich nie träumen lassen, dass der Aufstieg ins Weltall von einer solchen Schönheit für das Auge war. Es war ihm vorgekommen, als würden sie zum Imperator selbst aufsteigen, als das Schiff erst der Sonne, dann den Sternen der unendlichen Weiten des Alls immer näher gekommen war. Und als er dann noch den schlanken, schwertförmigen Rumpf des Imperialen Kreuzers vor sich hatte auftauchen sehen, war es, als ob sein Glaube an die Überlegenheit der Menschheit, an den Sinn seines Dienstes eine neue, nie gekannte Bestätigung erfahren hätte.
Du wirst sentimental, schalt er sich selbst, als ihm bewusst wurde, was er da dachte. Mit einem melancholischen Lächeln schob er es auf die drei doppelten Amasec, die er während des Fluges aus der gutgefüllten Bordbar der Fähre genossen hatte. Früher hatte er nie verstanden, warum man immer spottend über den Luxus der Raumflotte sprach, hatte er doch die Raumflotte bisher immer als die Institution kennengelernt, die die Männer mit engen Quartieren und schlechten Rationen abspeiste. Aber scheinbar gab es noch eine andere, wesentlich komfortablere Seite, von der er bisher nichts geahnt hatte.
Die Laderampe öffnete sich erneut, und Krüger erhob sich. Vorbei an einem freundlich lächelnden Leutnant verließ er die Fähre, einen mit seinem Gepäck beladenen Fähnrich auf den Fersen.
Man erwartete ihn bereits. Am Fuß der Rampe standen drei Uniformierte, die unterschiedlicher nicht hätten sein können: Der Erste war klein und stämmig. Mit seinem Schnauzbart erinnerte er Krüger an den Hauptgefreiten Kruppke, auch wenn Kruppke mindestens einen Kopf größer war. Der Mann trug die weiße Uniform der Raumflotte, eine wahre Masse goldener Litzen wies ihn als hochstehenden Offizier aus. Der Zweite war ein hagerer Mann mit randloser Brille und unruhigen, sehnigen Händen, von denen er offensichtlich nicht wusste, wo er sie lassen sollte. Er trug auf der Brust der weißen Uniform ein rotes Doppelhelixzeichen, also gehörte er offenkundig zum medizinischen Personal. Der dritte Mann war von allen sicherlich der körperlich beeindruckendste. Er war in einen Tarnanzug gekleidet, wie er bei Gardisten der imperialen Armee in Gebrauch war, und trug ein schwarzes Barett mit silbernem, blitzend poliertem Imperialis. Seine Rangabzeichen waren die eines Obersts.
Krüger salutierte den drei Männern.
„Hauptmann Krüger.“, sagte der Flottenoffizier. „Ich freue mich, sie auf der ‚Hammer der Gerechtigkeit’ begrüßen zu können. Mein Name ist Lucien Dubois, ich bin dritter Offizier und Chefinspekteur des Passagierbereichs unseres stolzen Schiffs.“ Der stämmige Mann wies auf die beiden Uniformierten neben sich. „Dies sind Doktor Arnaud, einer unserer Bordärzte, und Oberst Gorekil vom 16. Imperialen Garderegiment. Er und seine Männer sind ebenfalls Passagiere.“
Krüger schüttelte nacheinander die Hände der Männer. Gorekil blickte ihm dabei verschwörerisch in die Augen und murmelte: „Wir kennen uns bereits, Hauptmann.“
Krüger war bemüht, sein verständnisloses Lächeln zumindest höflich wirken zu lassen. „Ich wüsste nicht woher, Sir.“
Gorekil lachte. „Nun, Hauptmann, sie waren nicht in bester Verfassung, als ich sie das letzte Mal sah. Ein Aufenthalt in einem Orklager bekommt anscheinend den wenigsten Menschen gut. Aber ich werde ihnen während unserer Reise die ganze Geschichte erzählen können, falls sie Interesse haben.“
„Sehr richtig.“, merkte Dubois an. „Wir wollen möglichst bald den Orbit des Planeten verlassen, deshalb ist Eile angebracht. Bitte folgen sie mir zu ihren Quartieren.“
 
Meine Güte, du legst ja richtig los! Jeden Tag einen Abschnitt. Ich finds gut, das könnte ich Wochenlang ertragen. 😀

Okay, Herr Krüger ist jetzt in der Höhle des Löwen (Der Löwinnen) gelandet. Antiocha mag ihn nicht, und wie hieß sie... Capones, kann das sein... sie träumt von ihm? Da ist ja genug Zündstoff für die Geschichte. Ouha, kaum kommt er aus dem Waffenfeuer, wird er der heimtückischen Zickigkeit von Frauen ausgesetzt, die auch noch das Recht haben, mit ihm zu machen was sie wollen. Wenn es stimmt, dass Frauen in einer WG ihre Regeln synchronisieren, dann viel Spaß auf einem Soro-Transportschiff. 😱

Ich würde den Aufenthalt an Bord von der Gefährlichkeit mal locker mit dem Aufenthalt im Orklager gleichsetzen.

Ich freue mich auf weitere Fortsetzungen!
 
An Bord des Gleichen Schiffs zu sein wie unsere allseits beliebte Prioris Antiochia is wohl für jeden außer Krüger 10mal so gefährlich wie nen Orklager.^^

Mehr Avenger, im vergleich mit manchen Profi schreiberlingen ziehen die Profis den Kürzeren.
Jetzt mal ehrlich, ich hab schon schlechtere Geschichten gelesen die ich Kaufen musste.
 
Eine kurze Einführung in die Lage...

Die Tische der schmuddeligen Zwischendeckskantine waren zur Seite geräumt worden, um ausreichend Platz für die Offiziere und Unteroffiziere zu schaffen, die Oberst Kaltenbrunns Ausführungen bezüglich des nächsten Einsatzziels zu hören bekommen sollten. Gut siebzig Männer hielten sich in dem Raum auf, hatten Stühle und Tische in Beschlag genommen und starrten aufmerksam auf die Karten und Diagramme, die Kaltenbrunns Adjutant Werner an der Wand des Speisesaals angebracht hatte.
Kaltenbrunn selbst stand, auf einen Zeigestock gestützt, vor den Karten und musterte die Männer. Ein leises Lächeln umspielte seine Lippen. Man sah ihm an, dass es ihn freute, das Regiment wieder in einen richtigen Krieg führen zu können.
„Orellion.“, begann der Oberst seinen Vortrag. „Eine dünn besiedelte, erdähnliche Welt ohne größere Bodenschätze oder landwirtschaftliche Nutzungsmöglichkeiten. Wir wissen nicht genau, was die Eldar dort wollen, aber in den letzten Monaten haben die Xenos durch mehrere ihrer blasphemischen Tore zum Warp Truppen auf den Planeten verlegt, die die menschliche Präsenz dort bedrohen. In Reaktion darauf wurden bereits mehrere Regimenter nach Orellion verlegt. Die am Krieg beteiligten Truppen übertreffen die ursprüngliche Bevölkerung des Planeten nun bereits bei weitem.“
Haller applaudierte innerlich. Es war ein Einsatz, der förmlich nach dem Todeskorps rief. Diese Welt drohte in jahrzehntelangem, sinnlosem Blutvergießen zu versinken. Es wurden Truppen benötigt, die unnachgiebig und entschlossen genug waren, den Kampf bis zum letzten auszufechten.
„In den letzten Wochen“, fuhr Kaltenbrunn fort, „haben die Angriffe der Eldar ein gewisses Schema gezeigt. Ihre Aktivitäten konzentrieren sich auf die Frontabschnitte, die nahe an einem Kloster namens ‚Imperators Friede’ liegen. Das Kloster ist eine stark frequentierte Pilgerstätte in diesem Raumsektor, und irgend etwas in seinen Mauern scheint die Aufmerksamkeit der Xenos auf sich gezogen zu haben. Es ist den Außerirdischen durch intensiven Einsatz ihrer Xenotechnologie und rücksichtslosen Gebrauch brutaler Guerillataktiken den Frontverlauf auf das Kloster hin zu verschieben.“ Kaltenbrunn fuhr auf einer der Karten einen Bogen mit seinem Zeigestock. „Unsere Truppen sind rund um die Erhebung konzentriert, auf der das Kloster liegt. Das Gelände ist stark bewaldet, bald einsetzende Schneefälle könnten die Xenos zusätzlich begünstigen. Unsere Aufgabe wird es sein, die imperiale Verteidigung in diesem gebiet zu stärken, die Frontlinie um jeden Preis zu halten und die Xenos zurückzuschlagen.“
Zustimmendes Gemurmel wurde laut. Kaltenbrunn blickte in die Runde der versammelten Dienstgrade. „Gibt es Fragen?“
Neben Haller hob Hauptmann Beckstein die Hand. „Herr Oberst, wo werden die Stalderaaner kämpfen?“
Stalderaan, dachte Haller. So hieß diese verdammte Makropolwelt, die den Abschaum auf dem Deck über ihnen hervorgebracht hatte.
„Das 23. Stalderaan wird ebenfalls an der Verteidigung des Klosters beteiligt sein. Den bisherigen Planungen zufolge werden sie im Frontverlauf die Nahtstelle zwischen dem 15. Cadia und uns schließen.“
Beckstein schnaubte verächtlich. „Wundervoll.“, murmelte er.
„Weitere Fragen?“, Kaltenbrunns Blick maß erneut die Runde. „Ich stelle fest: Keine.“, sagte der Oberst schließlich. „Die Besprechung ist beendet, sie können ihre Männer informieren.“
 
@Calidus:

Naja, seit ich beim Bund bin ist es mit dem Schreiben nicht mehr soweit her. Ich schaff einfach keine 5000 Anschläge mehr pro Minute, deshalb kann ich den 5-Minuten-Takt auch nciht mehr halten. Hab's ja schon versucht, indem ich mich Freitag am PC angekettet hab', aber das hat leider auch nicht geholfen... 😉
Wenn ich allerdings sehe, wie schnell einige hier lesen und antworten, dann hab ich das gefühl, dass ich nicht der einzige bin, der sich hier irgendwo ankettet. 😀

@Nomad:

Genau gerechnet ist das hier natürlich der dritte Teil, weil es erst seit "Stadtbummel" um den mutigen Hauptmann geht. Andere Figuren der geschichte finden sich aber bereits in "Grabenkrieg", der ersten Episodengeschichte ums Todeskorps. Wenn du also Haller noch als Gefreiten erleben willst und außerdem unbedingt wissen musst, warum Krügers alter Freund Kreutzner gefallen ist, dann empfehle ich noch die Lektüre dieser eher kurzen Geschichte.

@all:

Joah, da simma wieder mit unserem tapferen Hauptmann, dessen Welt aktuell noch recht friedlich ist und der momentan nur Gefahr läuft, an einer Leberzyrrhose zu versterben...

„Cheers, Hauptmann.“ Gorekil prostete Krüger zu. Nach einer Woche war es für sie schon fast zu einem kleinen Ritual geworden, sich um 19:00 Uhr Bordzeit in der Messe des Passagierbereichs zu treffen und an einem der kleinen Edelholztische abseits Bar ein Glas ryzanischen Amasecs zu nehmen. Gorekil, der ursprünglich von Ryza stammte, war einigermaßen stolz darauf, dass an Bord ein Jahrgang von seine Heimatplaneten ausgeschenkt wurde und verzichtete folgerichtig nie darauf, das Getränk Dritten gegenüber zu loben. Auch wenn Krüger dieses Verhalten eher belustigend fand, musste er dem Gardistenoberst doch beipflichten: Es war ein guter Jahrgang.
„Cheers, Sir.“, antwortete er. Gorekil hatte ihn mehrmals aufgefordert, auf die Respektsbezeugung zu verzichten, aber Krüger war zu sehr durch die Akademie und die formalen Abläufe seines bisherigen Soldatenlebens geprägt, als dass er diesem Wunsch ohne schlechtes Gewissen hätte nachkommen können.
Gorekil grinste für einen kurzen Moment, dann beugte er sich vor. „Ich nehme an, sie sind froh, bald wieder bei ihren Männern zu sein, Krüger?“, fragte er, nicht flüsternd, aber doch so leise, dass es nicht jeder in der gut besuchten Messe mitbekam.
„Ja, Sir.“, entgegnete Krüger. „Es ist nicht so, dass ich ihre Gesellschaft nicht zu schätzen wüsste, aber ich wünsche mir mein Kommando zurück. Meine Männer brauchen mich, und ich bin schließlich für sie verantwortlich.“ Krüger nahm einen kleinen Schluck aus seinem Glas. Er ließ den Alkohol eine Weile im Mund sein Aroma entfalten, bevor er ihn schließlich hinunterschluckte.
„Ich bin mir sicher, dass ihre Männer in guten Händen sind.“, sagte Gorekil. „Sie sind zu besorgt, Krüger. Wissen sie, wer momentan ihre Kompanie führt?“
Krüger nickte. „Leutnant Haller. Er ist...“
„Ein hervorragender Mann.“, vervollständigte Gorekil den Satz, bevor Krüger ihn beenden konnte. „Ich hatte das Vergnügen, ihn auf Kalopulos III bei ihrer Rettung kennenzulernen.“ Gorekil verzog die Augenbrauen zu einer fragenden Miene. „Sie teilen doch meine Einschätzung, oder, Hauptmann?“
„Haller ist in der Tat ein guter Offizier.“, antwortete Krüger. „Aber es fehlt ihm an Erfahrung. Ich habe Sorge, dass er überfordert sein könnte. Für einen jungen Mann wie ihn kann eine solche Aufgabe schnell zu groß werden.“
Gorekil winkte ab. Unter dem Tarnanzug, den er auch zu formelleren Anlässen wie dem Besuch der Messe trug, spannten sich die Muskeln seines athletischen Körpers, als er sich aufrichtete. „Ich war zwanzig, als ich das erste Mal einen Trupp allein hinter feindliche Linien führte, zwei Kompanien Verräter aufrieb und mit einer gestohlenen Chimäre den Rückweg bewältigen musste. Ich hatte eine Scheißangst, Hauptmann, und es war eine verdammt große Aufgabe. Wie sie sehen, lebe ich aber noch. Ihr Leutnant Haller scheint mir genau der Typ Mann zu sein, der ebenfalls aus allem lebend herauskommt.“
„Guten Abend, meine Herren.“, sagte eine sonore Stimme von rechts. Krüger und Gorekil drehten sich beide um.
Vor ihnen stand ein wahrer Hüne von einem Mann. Der schwarze Stoff seines Kampfanzugs spannte sich über dem stahlfassartigen Brustkorb. Über dem Herzen des Mannes breitete ein in Gold aufgestickter imperialer Adler seine Flügel aus. Das Gesicht des Hünen war eine wie aus Marmor gehauene Maske der Enschlossenheit, die breiten Lippen unter der von mehr als nur einem Boxschlag plattgedrückten Nase zu einem stählernen Lächeln verzogen. Graublaue Augen blitzten unter dichten Brauen und einer kantigen Stirn hervor. Der massige Schädel unter dem schwarzen Barett war glatt rasiert. Blitzförmige Narben verliefen über Kopfhaut und Stirn.
Von der Front des Baretts grinste ein silberner Totenschädel auf Krüger und Gorekil herab.
„Kommissar Kincade!“, begrüßte Gorekil den Mann lachend. „Sie kommen spät, wie immer.“
Kincade ließ ein Lachen hören, das so klang, als rumpele eine Dampflok durch einen Tunnel. „Sie wissen, Gorekil, dass für mich die Fitness an erster Stelle kommt. Ich bin ein Diener und Werkzeug des Imperators, also halte ich meinen Körper in Form, anstatt mich schon zu dieser Stunde mit Seinem gesegneten Amasec volllaufen zu lassen.“
„Aber ja.“, sagte Gorekil grinsend. „Ein wahrer Heiliger, nicht wahr?“
„Sünder.“, brummte Kincade und stellte sich zu Krüger und Gorekil an den Tisch. „Und ein Gierschlund noch dazu. Wo ist mein Glas, Oberst?“ Kincade fixierte Gorekil mit seinen stählernen Augen.
„Kommt sofort, Kommissar. Wir wollten den guten Tropfen nur nicht warm werden lassen, während wir auf sie gewartet haben.“ Gorekil schnippte in einer für einen Offizier furchtbar unangemessenen Weise mit den Fingern in Richtung der Bar. Als er schließlich die Aufmerksamkeit des jungen Fähnrichs hinter dem Tresen hatte, bellte er „Einen doppelten Amasec ohne Eis!“ durch die Messe. Als er bemerkte, dass ein gutes Dutzend Gäste ihn fassungslos anstarrte, grinste er wieder sein ihm eigenes, provozierendes Grinsen.
„Sie beschämen den Hauptmann ja, Gorekil.“, schnappte Kincade streng, verzog gleichzeitig aber die Lippen ebenfalls zu einem Grinsen. „Noch zwo Doppelte!“, brüllte er in bestem Kasernenhofton. Zufrieden nahm er zur Kenntnis, dass eine Gruppe in weite Roben gekleideter Geistlicher kopfschüttelnd die Messe verließ. „Mehr für uns.“, brummte er.
Krüger kam nicht umhin, sich über die Umgangsformen der Gardisten zu wundern. Gorekil war ein hoher Offizier, und Kincade als Kommissar sogar noch in einer weitaus mächtigeren Position, aber beide verhielten sich nicht nur wie alte Kameraden, wenn sie zusammen waren, sie legten auch in der Öffentlichkeit Umgangsformen an den Tag, die jede akademisch anerzogene Kultiviertheit vermissen ließen. Die Abende, die Krüger mit ihnen verbracht hatte, waren geprägt gewesen von lautstark erzählten Geschichten und Witzen, von Soldatenliedern und von unverhohlen zur Schau getragener Verachtung aller Unterschiede in Bezug auf Rang, Truppengattung und gesellschaftlichen Stand.
Der Hauptmann kam nicht umhin, eine gewisse Bewunderung für die Haltung der beiden Männer zu empfinden. Sie waren gute und tapfere Soldaten, ohne Zweifel, und sie hielten sich nicht an die Normen, die sonst in der imperialen Armee Gültigkeit hatten. Still wünschte sich Krüger, dass er manchmal den Mut gehabt hätte, es genauso zu halten.
 
@Calidus:

<div class='quotetop'>ZITAT</div>
Wow, was sind das denn für Typen! Endlich mal ein sympathischer Kommissar. Hast Du die beiden aus der Kaserne mitgenommen? [/b]

Nee, leider nicht. Ich wär ja froh, wenn wir bei uns in der Kaserne solche Leute hätten. Obwohl, ein Leutnant Haller oder Hauptmann Krüger wär mir auch schon recht... 😉

Haller drückte sich eng an den feuchten Waldboden, darum bemüht, mit der Oberkante des Helms hinter der Deckung des moosbewachsenen, umgestürzten Baumstamms zu bleiben. Kruppke schnaufte neben ihm leise und zornig in dem Bemühen, einen Fluch zu unterdrücken. Der Sergeant lag mitten in einem Dornenbusch.
Die Eldar hatten sie offensichtlich noch nicht bemerkt, sonst wäre die Luft schon längst vom schrillen Gesang ihrer Shurikenwaffen erfüllt gewesen. Haller musste anerkennen, dass die Kampfkraft seiner Männer nicht unter dem Transport gelitten hatte, sie waren leise und unauffällig in Stellung gegangen.
Es waren etwa ein halbes Dutzend Eldar Gardisten, die Haller hatte ausmachen können, bevor er selbst in Deckung gegangen war. Die Xenos schienen auf Patrouille zu sein. Für einen ernstgemeinten Angriff auf die imperialen Stellungen, die etwa zweihundert Meter hinter Haller lagen, waren es schlicht und einfach zu wenige.
Die meisten Kämpfe, die Haller in den letzten Wochen erlebt hatte, waren Scharmützel zwischen sich begegnenden Patrouillen gewesen. Der dichte Wuchs des Mischwalds um sie herum diktierte diese Art des Kampfes geradezu, machte große, koordinierte Aktionen fast unmöglich und verwirrte vor allem Haller und die anderen Offiziere hinsichtlich der genauen Lage. Die größte Sorge, die der junge Leutnant in den letzten Tagen gehabt hatte, war, dass die Eldar irgendwo links oder rechts von ihnen durch die imperialen Linien brachen, die Posten unbemerkt umgingen und irgendwann von hinten mitten im Lager der Kompanie auftauchten und unter den unvorbereiteten Soldaten ein Blutbad anrichteten. Dass dies nicht so unwahrscheinlich war, hatte Hauptmann Becksteins Kompanie vorgestern erleben müssen: Die vermaledeiten Stalderaaner hatten eine Gruppe der ‚Skorpionkrieger’ genannten Xenos ‚übersehen’, wie ihr kommandierender Offizier es ausgedrückt hatte, die dann Becksteins kompletten ersten Zug an seinem Lagerplatz abgeschlachtet hatten, ohne dass den Soldaten auch nur Gelegenheit zur Gegenwehr geblieben wäre. Die wenigen Überlebenden waren die Soldaten gewesen, die in den in eigentlicher Feindrichtung ausgerichteten Alarmstellungen Posten bezogen hatten.
Aus diesem Grund hatte Haller beschlossen, selbst die Initiative zu ergreifen. Es war besser, auf Patrouille einige Männer zu verlieren, als dem Feind einen unbemerkten Angriff auf die ganze Kompanie zu gestatten.
Man hörte die Eldar kaum, selbst wenn man wie jetzt Haller konzentriert auf das Geräusch ihrer Schritte lauschte. Die Xenos bewegten sich mit einer Gewandtheit, die gleichermaßen beeindruckend wie furchteinflößend war. Humanoide Wesen sollten sich nicht so leise bewegen können, dachte Haller. Die wenige Geräusche, die die Eldar verursachten, kamen langsam näher. Haller stellte den Regler seiner Laserpistole auf Dauerfeuer.
Ein Zweig knackte lautstark. „’Dammte Scheiße!“, brüllte eine ausgesprochen menschliche Stimme. Von Hallers Position aus kam sie von rechts hinter ihnen.
Die Eldar reagierten mit kaltblütiger Schnelligkeit. Ihre Shurikenkatapulte spieen heulend den Tod in Richtung des Geräuschs. Knackend trennten sie Zweige von Bäumen und rissen Blattwerk aus den Büschen des Unterholzes. Grausame Schmerzensschreie kündeten davon, dass zumindest einige der sternförmigen Geschosse etwas getroffen hatten.
Haller blieb so flach wie möglich und signalisierte seinen Männern rechts und links neben ihm, dasselbe zu tun. Sergeant Kruppke nickte ihm über den Lauf seines bereits in Anschlag gehaltenen Lasergewehrs zu. Es wäre Selbstmord, jetzt aus der Deckung zu kommen. Sie würden genau im Feuerbereich der Gardisten auftauchen.
Die von den Eldar beschossenen Menschen antworteten jetzt ihrerseits mit einer Salve. Großkalibrige Projektile rasten über die Köpfe der Soldaten des Todeskorps hinweg. Ein Maschinengewehr hämmerte.
Haller verfluchte still die Stalderaaner. Die verdammten Ganger bewegten sich im Wald wie der sprichwörtliche Grox im Porzellanladen, und ihre Offiziere machten nicht einmal Anstalten, ihnen das abzugewöhnen. Im Kampf verschwendeten sie mit minutenlangem Dauerfeuer die Munition ihrer Waffen. Sie waren schlichtweg grauenhafte Soldaten, und für die gut trainierten Truppen der Eldar ein gefundenes Fressen.
Weitere Stalderaaner fielen mit ihren Automatikgewehren in das Feuergefecht ein. „’Dammte Xenos! Fresst Blei!“, hörte Haller einen von ihnen über das Donnern der Waffen und das Schreien der Verwundeten hinweg brüllen.
Von den für Haller noch immer unsichtbaren Eldar kam kein Geräusch außer dem Sirren und Heulen ihrer Waffen. Wahrscheinlich würden sie versuchen, das zu tun, was nun am besten und sinnvollsten war: Den Kopf unten behalten und sich unter Deckungsfeuer zu den eigenen Leuten zurückziehen.
Aber Haller war nicht bereit, den Kampf so enden zu lassen. Die Xenos würden nicht nach hause kommen und sich rühmen können, ohne eigene Verluste ein halbes Dutzend Menschen niedergeschossen zu haben. „Unten bleiben!“, rief Haller seinen Männern zu und stemmte sich gleichzeitig mit der bionischen Prothese vom Boden hoch, die Laserpistole im Anschlag.
Gut zehn Meter vor ihm hockte einer der Eldar hinter einem Busch, sein Shurikenkatapult in Richtung des Feindfeuers im Anschlag. Er schwenkte die Waffe herum, als er Haller hinter dem Baumstamm auftauchen sah, doch es war bereits zu spät. Haller schoss eine Salve Laserimpulse ins Visier des knochenfarbenen Helms des Gardisten und sah befriedigt, wie der Eldar zusammenbrach. Weitere Schüsse brachten zwei Gardisten zu Fall, die Haller bereits den Rücken zugewandt geduckt durchs Unterholz liefen.
Haller ließ sich wieder in seine Deckung fallen. Aus seinem Helm fühlte er kalten Schweiß auf seine Stirn laufen.
Die Stalderaaner hatten inzwischen das Feuer eingestellt. Auch von den Eldar war nichts mehr zu hören, sie schienen sich wieder zurückgezogen zu haben. Haller bedauerte, das er nicht mehr erwischt hatte.
Die verwundeten Ganger schrieen noch immer. Haller versuchte, sich nicht vorzustellen, wie es hinter seiner Position aussah. Von allen Waffen, die er bisher erlebt hatte, waren die Shurikenwaffen der Eldar mit die schrecklichsten Werkzeuge der Vernichtung, die die Galaxis zu bieten hatte. Sie töteten und verstümmelten Männer im Dutzend. Gegen die Durchschlagskraft der eigentlich lächerlich kleinen Metallsterne waren Kugeln oder Laserimpulse Kinderspielzeug.
„Halt das ’dammte Maul!“, brüllte eine Stimme. „Hast noch’n andern Arm!“
Jemand näherte sich von hinten. Das Knirschen und Knacken, das die Schritte begleitete, verriet Haller sofort, dass es auf keinen Fall ein Xenos war. Er drehte sich langsam um.
Hochaufgerichtet inmitten des Unterholzes stand einer der Ganger, den Haller mit einiger Mühe anhand der schief auf den Ärmel des abgetragenen Tarnanzugs aufgenähten Streifen als Sergeant identifizierte. Der Stalderaaner hielt eine kastenförmige Maschinenpistole im Anschlag, zielte mit der Mündung auf eine Stelle irgendwo über Hallers Kopf. Sein bleicher Kopf mit der knallrot gefärbten, kammförmigen Haartracht nickte in irgendeinem, für Haller nicht hörbaren Takt hin und her.
„Was macht’n ihr Penner hier?!“, schnappte der Sergeant. „Ihr habt hier nix verlor’n, is’ unser Revier.“
Haller richtete sich ganz langsam auf und hob die Schultern dabei so, dass selbst ein begriffsstutziger Grox wie der Sergeant vor ihm seine Rangabzeichen sehen musste. Der Makropolganger schien nichtsdestotrotz nicht im Mindesten beeindruckt.
„Oberst Draco hat uns’n ganz klaren befehl gegeb’n, ihr Spastis.“, erklärte der Ganger und spuckte geräuschvoll aus. Der Zeigefinger seiner freien Hand deutete nach rechts. „Ihr seid da drüben und wir sichern eure ’dammte Flanke. Seid ihr doof oder so?!“ Die Mündung seiner MP zielte noch immer dahin, wo sie auch vorhin schon hingezielt hatte, nur befand sich an dieser Stelle jetzt Hallers Brustkorb. Der Ganger grinste und ließ dabei zwei von Lücken durchsetzte Zahnreihen sehen. „Mann, was könnt ihr froh sein, dass wir euch nich’ abgeknallt haben.“
Haller machte einen einzelnen Schritt, der ihn bis vor den Sergeant brachte. Seinen Rang für einen Augenblick vergessend schlug er mit der Rechten erst die MP zur Seite und packte dann die Kehle des völlig überraschten ehemaligen Makropolbewohners.
„Mann, was können die Eldar froh sein, dass ihr sie nicht abgeknallt habt!“, zischte er und stieß den Mann von sich, sodass der Sergeant keuchend in den Büschen hinter ihm landete. Haller spuckte aus und winkte seinen Männern. Es war an der Zeit zu gehen.
 
@Calidus:

Naja, eigentlich hat sich keine der Gruppen verlaufen. Haller hat den Patrouillenbereich seiner Kompanie etwas auf stalderaanisches Gebiet hinaus erweitert, um seine Männer vor Überraschungen zu schützen, falls die Ganger mal wieder was 'übersehen' sollten. Und für die Makropolbewohner kann man ja eigentlich nur von glück reden, dass haller und seine Männer da waren, sonst wäre das Feuergefecht vielleicht noch etwas schlimmer ausgegangen...



Mit Haller an der Spitze passierten sie in Schützenreihe den Alarmposten, mit der erhobenen Linken das vereinbarte Zeichen gebend. Hinter der gähnenden Mündung des schweren Bolters sah Haller den Gefreiten Hartmann in seiner Stellung bestätigend nicken.
Es war gut zu wissen, dass die Männer wachsam waren.
Es war nicht mehr weit bis zum Lagerplatz der Kompanie. Haller freute sich schon darauf, für einen Moment am Feuer zu sitzen, die müden Glieder auszustrecken und vielleicht einen Rationsriegel zu verzehren, während er mit den Männern um sich herum den Tag besprach. Als er aber Leutnant Strauß sah, der aus dem Lager heraus auf ihn zugelaufen kam, wurde ihm schnell klar, dass daraus so schnell nichts werden würde.
„Haller!“, jammerte der adlige Leutnant. „Verdammt, Haller, was haben sie diesmal wieder angerichtet?!“
Haller warf ihm nur einen fragenden Blick zu. „Wovon reden sie, Strauß?“
„Sagen sie es mir, Leutnant Haller!“, forderte Strauß, Hallers Rang provokant betonend. „Oberst Malloy ist hier und will sie sprechen. Er ist fuchsteufelswild, und das sicher zurecht!“
Haller lächelte das Lächeln eines Mannes, dessen Tag sowieso nicht mehr schlimmer werden konnte. Er wusste, warum Oberst Draco „Dragon“ Malloy vom 23. Stalderaan hier war.
Seinen Anzug richtend und zumindest den gröbsten Schmutz von der Front der Uniform streichend betrat er das Lager und legte im Laufschritt die letzten Meter zum Hauptfeuer zurück. Seine Männer befahl er mit einer Handbewegung an die Nebenfeuer, wo sich die restlichen Soldaten des Todeskorps wärmten und verpflegten.
Die Stalderaaner waren mit ihren grünbraun gefleckten Tarnanzügen unübersehbar inmitten der feldgrau uniformierten Soldaten von Krieg. Vier der Makropolganger standen aufrecht da, ihre Schrotflinten in der Hüfte abgestützt und misstrauisch das Lagerleben um sich herum beobachtend. Ein fünfter saß ganz allein am Hauptfeuer auf einem scheinbar extra für ihn herbeigeschafften Stuhl.
„Dragon“ Malloy war eine beeindruckende Erscheinung. Haller hätte ihn fett genannt, wenn seine Oberarme nicht den Durchmesser des Stamms einer jungen Eiche gehabt hätten. Der Befehlshaber des 23. Stalderaan war ein Mann von mindestens drei Zentnern, die sich hauptsächlich auf Nacken, Arme und Brustkorb verteilten. Aus seinem unrasierten Gesicht blitzten listige kleine Augen, die fast unter der ungekämmten Mähne schwarzen Haares verschwanden, deren fettige Strähnen immer wieder ins Gesicht des Obersts fielen.
Mit seinen Drachentätowierungen auf den nackten Armen, die ihm seinen Spitznamen eingerbacht hatten, wirkte „Dragon“ Malloy durch und durch wie der Stereotyp eines Gangbosses, wie er in schlechten Holovids zu finden war. Die traurige Wahrheit war nur, dass Malloy dem Stereotyp nicht nur ähnelte, sondern ihn durch und durch verkörperte.
„Leutnant Haller.“, krächzte der Oberst heiser. Ein Geschoss hatte vor Jahren den Kehlkopf des Stalderaaners verletzt, und seitdem sprach der Oberst wahlweise krächzend oder flüsternd. „Ich kann nicht glauben, was Bobby Red mir gerade erzählte. Aber der ’dammte Bastard schwört, dass es so wahr, und ich weiß, dass von meinen Jungs keiner lügen würde.“ Malloy stemmte sich unendlich langsam von seinem Stuhl hoch.
„Der Sergeant hat eine Waffe auf mich gerichtet, Sir.“, sagte Haller ruhig. Die umstehenden Stalderaaner musterten ihn mit betonter Lässigkeit. Er kam nicht umhin zu bemerken, dass ihre Finger an den Abzügen der Schrotflinten lagen.
Malloy schüttelte den Kopf. „Es ist immer dasselbe. Sie sind ’dammte Kinder, meine Jungs.“ Die kleinen Augen des Oberst fixierten Haller. „Aber das gibt ihnen nicht das Recht, Bobby Red vor seinen Männern zu Boden zu schlagen, Leutnant.“
„Der Sergeant hat eine Waffe auf mich gerichtet, Sir.“, wiederholte Haller. Desto mehr er in die Streitigkeiten zwischen den Regimentern verwickelt wurde, desto mehr wünschte er, Hauptmann Krüger wäre hier. Der erfahrne Offizier hätte das Problem nicht nur mit Argumenten, sondern auch mit dem Zitieren irgendeiner Vorschrift schnell und für immer aus dem Weg geschafft. Wieder einmal konnte Haller nur still seinen Aufstieg aus den Reihen der Mannschaften verfluchen.
Von hinten trat Leutnant Strauß hinzu. Haller wollte lieber nicht wissen, wie lang der Adlige dabeigestanden hatte, um zuzusehen, wie sein erklärter Intimfeind Haller sich vor „Dragon“ Malloy wand. Strauß schüttelte missbilligend den Kopf, als er Haller passierte, dann sagte er, scheinbar ohne jemand spezielles anzusprechen: „Offenbar hat sich der Sergeant Leutnant Hallers Autorität verweigert, Herr Oberst. Es war also Leutnant Hallers gutes Recht, den Mann zu disziplinieren.“
Malloy starrte Strauß einen Moment lang ungläubig an, während der Leutnant mit einer solchen Unschuldsmiene dastand, dass Haller unwillkürlich die Faust ballen musste. Hatte Strauß ihm gerade tatsächlich geholfen?
Malloy kratzte sich mit einem seiner gewaltigen Finger am Kopf. Man sah, wie es in seinem Kopf arbeitete. „Das geht auch anders...“, flüsterte er schließlich, wandte sich aber zum gehen. Ohne ein weiteres Wort stapfte er davon, seine vier Leibwächter im Schlepptau.
„Das ist gerade noch einmal gut gegangen.“, sagte Strauß, als die Stalderaaner außer Hörweite waren.
„Danke, Leutnant.“, murmelte Haller.
Strauß winkte ab. „Glauben sie nicht, dass das jetzt bei mir zur Gewohnheit wird, Haller. Ich kann nur diesen Makropolabschaum noch weniger leiden als sie.“
Haller musste unwillkürlich grinsen.