Adlige, ja, auf Feudalwelten. Nicht auf demokratischen Welten, von denen wir hier reden.
In einer Demokratie gibt es verschiedene Ventile für den Unmut des Volks, die es in anderen Regierungsformen nicht gibt und das Volk ironischerweise leichter regierbar machen.
1) Da gibt es einerseits die Wahlen. Ein Politiker tut, was er für richtig hält. Wie dieses "Was er für richtig hält" zustande kommt, ist nicht geklärt, es ist bei jedem anders. Eine Angela Merkel könnte in derselben Situation nicht anders reagieren als ein Schröder, wenn wir mal davon ausgehen, dass beide keinen Fehler machen. Eine Wahl hat wenig mit der Politik zu tun, die hinterher gemacht wird. Erst kurz vor der Wahl kommt wieder das eine oder andere Geschenk ans Wahlvolk.
2) Man muss die wichtigsten Medien hinter sich haben und nicht gegen sich, wie die aktuelle Regierung. Dann finden das auch die Meisten gut. (Jaja, die Meisten lesen zur Zeit die "Bild". Warum, frage ich mich immer.) Das ist in einer Diktatur anders: Da werden die Medien nicht als frei angesehen und sind gleich deutlich unglaubwürdiger, die Meinungsbildung läuft nicht mehr über die Medien, stattdessen über Dinge, die im Bekanntenkreis weitergegeben werden.
3) Es gibt Demonstrationen in Demokratien. Hier treffen sich Leute, die unzufrieden mit der Situation sind und protestieren öffentlich. Also nicht nur die Mütter gegen die Syphilis, sondern auch ausgerechnet alle Radikalen und Ketzer. Ebendiese haben hinterher das Gefühl, richtig was getan zu haben. Die Luft ist - für ein paar Monate - abgelassen. Damit ist das Volk schonmal so ruhig, wie es in einer Diktatur niemals geht.
4) Aber es geht noch weiter: Man lässt sie gewähren (Freie Meinungsbildung) und macht Film- und Fotoaufnahmen. Wenn einzelne Gesichter mehrere Male nacheinander auftauchen, ist es an der Zeit für sie, zu verschwinden. Sie werden, wenn sie wichtig genug sind, umgenietet und von einer Callidus ersetzt, die herum erzählt dass sie aufhören will und dass sie Zweifel an der entsprechenden Organisation bekommen hat und dann auf einen anderen Kontinent umzieht (Und nie wieder auf Anfragen antwortet). Das ist ein Auftrag von ~30 Tagen. Und die Organisationen bleiben ruhig, weil sie nichts merken und geschwächt sind, weil Führungspersönlichkeiten Zweifel zeigen und "gehen" und Kämpfe über die Nachfolge ausbrechen. Besonders, dass die Führungskräfte zweifel zeigen (an die die Mitglieder solcher Organisationen regelrecht glauben) kann unglaublich lähmend und zerstörend wirken. (Unglaublich für jemanden, der das noch nicht beobachtet hat*) Insofern bleibt für den Inquisitor nur noch, die Aufträge für die Callidus zu schreiben, nachdem die Foto-Datenbanken einen neuen Namen ausgespuckt haben.
Wenn natürlich eine Organisation zu heftig und gefährlich wird, wie z.B. Osama Bin Laden oder die Aum-Sekte, dann kann ja immer noch der Inqui ankommen und ein wenig Feuer spucken. Und sogar Sympathieen dabei sammeln, wenn er aufgrund der Geheimdienstberichte (die er schon lange, lange hat) nach einem Anschlag (von dem er schon lange, lange vorher wusste und ihn trotzdem hat geschehen lassen) die richtige Sekte auslöscht (was schon lange, lange geplant war). Bonuspunkte für den Imperator. Ja, gut, man hätte einige Tote verhindern können, aber was ist schon ein Leben, wenn dafür eine Sympathiewelle auf das Imperium zu rollt?
Der Gouverneur behauptet hinterher mit völlig reinem Gewissen, dass er von nichts gewusst hat. Er hatte auch wirklich keine Ahnung, glaubt an die Demokratie und daran, dass er gewählt worden ist. Dass seine Geheimdienste nicht wirklich für ihn arbeiten, muss er ja nicht erfahren.
So funktioniert eine Demokratie unter wohlwollender, väterlicher imperialer Aufsicht. Denke ich mir.
*Ich habe bei meinem Praktikum in einer Zulieferfirma von der Autoindustrie gearbeitet und gesehen, was passiert, wenn eine echte Führungspersönlichkeit mal kurz zur Gegenseite wechselt. Für mich war es spaßig - ich war ja nur Praktikant - die anderen haben zum Teil monatelang ziemlich heftig reagiert und standen sehr heftig unter Stress. Die Frage war immer: Soll ich hinterhergehen oder nicht? Das Ergebnis war: Etwa 60 (!)% haben hinter dem Chef hinterhergewechselt. Ich muss allerdings zugeben, dass dieser Chef es dreimal Wert war.