An anderer Stelle der Schlacht hieb Tarvis mit seinem Energieschwert nach einem der vorbeirauschenden Jetbikes, dessen Fahrer mit seiner Klinge einen Riss in dem Schulterpanzer des Marines hinterließ. Mit einem Wutschrei hieb Tarvis ins Leere. In seiner gesamten Laufbahn war es nie so gekommen, dass die Raven Guard, Meister der Hinterhalte, einem Überraschungsangriff ausgesetzt gewesen war. Bis jetzt. In einem weiten Bogen stürzte die Einheit der roten Jetbikes sich wieder auf Tarvis herab. Eines, besonders verziert, auf dem ein großer, schlanker Eldar mit blonden, langen Haaren saß, raste vor ihnen her. Ein gleißender Energiestrahl durchbohrte einen Marine, der gerade mit dem Bolter anlegte. Der Kommandant warf sein Kampfmesser, und als hätte der Imperator seinen Wurf geleitet, glitt es direkt in ein Triebwerk des Gefährts. In einem Feuerball explodierte das Bike und Tarvis vermutete, eine verkohlte Leiche vor seine Füße fallen zu sehen. Doch elegant rollte sich der Eldar, ab, warf seine Lanze in den Oberkörper eines Sergeanten und wandte sich dann Tarvis zu. Sein Gesicht war wutverzerrt, sein blondes Haar schwelte an den Spitzen. Er zog ein an seinen Rücken geschnalltes, elegantes Energieschwert. Die Klinge leuchtete plötzlich in einem gespenstischen Blau. Tarvis hob sein eigenes Schwert. Die beiden Kontrahenten umkreisten sich. Die Eldar hatten nun nicht mehr den Überraschungseffekt auf ihrer Seite. Die Kämpfe waren ausgeglichener, es gab Verluste auf beiden Seiten.
Der Eldar stürmte auf Tarvis zu, das Schwert mit beiden Händen umfasst, sprang ab. Tarvis parierte den wuchtigen Schlag und setzte nach. Sein Schwert durchschnitt die Luft neben dem Gesicht des Xenos, der sich zur Seite warf und zog eine Pistole. Rasiermesserscharfe Shuriken schlugen in Tarvis Rüstung ein, doch keine durchdrungen das Metall vollkommen. Krachend feuerte seine Boltpistole auf den Körper des Kriegers, der von der Wucht zurückgeschleudert wurde. Tarvis rannte hinterher, sein Schwert erhoben, bereit zum Zustoßen. Doch plötzlich ließ ihn ein unmenschliches Kreischen innehalten. Zuerst vermutete er die gefürchteten Banshees der Eldar, grazile, Energieschwerter schwingende Kriegerinnen, doch es war etwas anderes. Schwärzer als die Nacht erhoben sich Schatten über dem Schlachtgetümmel. Violette Energiestrahlen durchzogen die Nacht mit unheimlichem Leuchten, während wie Raubvögel schwarz gepanzerte Krieger aus den Fahrzeugen, von deren Triebwerken der markerschütternde Laut stammte. Mit wüsten Schreien stürzten sich die unmenschlichen Schlächter auf die regungslosen Marines und Eldar.
Plötzlich stand der Eldar neben ihm. Tarvis war erschrocken, eine Schwäche, die er niemals zugegeben hätte. Der Eldar betrachtete die geschundene Rüstung des Marines.
„Ich spreche deine Sprache, Krieger der Chem-Pan-Sey. Ich kenne deine Stärken und Schwächen. Und ich denke, auch du kennst viele meiner Gebräuche. Keiner ist dem anderen gleich, doch höre: Wir können hier nicht gewinnen. Wirst du deine Truppen gegen zwei Feinde ins Feld führen, oder dich mit dem Feind verbünden?“
Während Anarion so sprach, schmerzten ihn die Worte mehr als jede Wunde es hätte tun können. Er war stolz. Zu stolz, um sich anderen geschlagen zu geben. Oder schlimmer, sich mit ihnen gleich zu stellen.
Tarvis atmete laut ein. Sein schwarzer Helm, der mit einem Raben auf der vorderen Seite verziert war, wandte sich dem Gesicht des Autarchen zu:„Im Namen des Imperators, ich werde meine Brüder nicht sinnlos sterben lassen. Und du, Xenos, hast mehr Ehrenhaftigkeit an dir als ich dir zugestehen darf. In die Schlacht, Bruder!“
Der massige Marine hielt dem Eldar die Hand hin, der nach kurzem Zögern diese umfasste.
Kurz darauf erhielten die Space Marines wie die Eldar die Nachricht, sich nicht mehr zu bekämpfen. Fast schon unnötig war dies, denn in Anbetracht der Überzahl der Feinde hatten viele sich der Dark Eldar angenommen.
Tal’eri sah die Schatten kommen, und er ahnte was sie waren. Doch die wie Raubvögel vom Himmel stürzenden Krieger verstärkten seine Vermutungen. Sie waren hier. Die Seelenräuber, dunkle Brüder, die Unbelehrbaren.
„Ildir! Verniad! Canis! Hierher!“, befahl Tal’eri fast schon panisch. Die Dark Eldar waren noch weit von ihnen entfernt. Doch sie kamen näher.
Alle drei näherten sich schnell, doch noch ein Vierter folgte.
„Tal’eri! Einer lebt noch, Iliaq ist noch bei uns!“, brüllte Ildir, während um sie herum der Boden von bösartiger Technologie bebte, die auf sie hernieder regnete. Ildir hatte einen Schnitt im rechten Oberarm, der aufgrund der roten Rüstung schwer zu erkennen war.
Der Sturmgardist namens Iliaq nickte Tal’eri zu, seinen Fusionsstrahler im auf dem Rücken, ein Schwert in seiner Rechten.
Sie hatten kaum die Anlage beschossen, als sie bemerkt wurden. Die Space Marines hatten die Schotts von Innen aufbrechen müssen, doch als sie damit fertig waren, ging ein Hagel aus Boltgeschossen auf sie nieder. Obwohl sie sich in Deckung begaben, wurden drei weitere Eldar von den Bolts zerfetzt. Ihre Seelensteine lagen noch im Freien, Ildir, wie immer stürmisch, rannte zu jener Position. Ein Fehler. Space Marines mit Sprungmodulen hatten sich auf ihre Position herabgestürzt und weitere drei getötet. Und, wie es aussah, Iliaq beiseite geschleudert und dort liegen lassen. Doch auch Space Marines hatten schwächen, und diese hieß Energiewaffen. Und obwohl Ildir und Tal’eri beschämt waren, waren sie doch froh, als Ynzar und die Banshees sie retteten (Ildir hattesich tatsächlich bei ihr beschwert, sie habe ihm den Spaß verdorben, doch es ist zwecklos, gegen einen Aspektkrieger im Kampf anzureden!).