Es führt am konkreten Versagen mehrerer zuständiger Stellen vorbei, wenn hier nur Binsenweisheiten der Art "Lieber einmal richtig Geld in die Hand nehmen, anstatt mehrfach überrascht zu werden" in die Gemengelage geworfen werden. Es folgt eine auszugsweise Darstellung aus der Mängelliste:
- Nachdem der anvisierte Eröffnungstermin im Juni 2012 nicht mehr eingehalten werden konnte, ist die "Projektgruppe BBI" von ihrer Veranwortung als Generalplaner und Objektüberwacher entlassen worden. Bedauerlicherweise dachte niemand daran, dass besagte Projektgruppe sämtliche Unterlagen mitnehmen würde, was zu monatelangem Stillstand führte, da der aktuelle und zukünftige Stand wieder ausgearbeitet werden musste.
- Das Management versucht nicht einmal, die Terminpläne nach festen Zielvorgaben zu gestalten und hinterlässt ein insgesamt chaotisches Gesamtbild. Die SoKo des Bundesverkehrsministeriums, die Mitte Dezember eine Übersicht gewinnen sollte, spricht gar davon, dass sämtliche Terminpläne "gänzlich ungeeignet gewesen" seien.
- Die Technik, die eine Steuerung der Anlage gewährleisten soll, ist mangelhaft. Sowohl die Verkabelung als auch die Programmierung weisen gravierende Fehler auf, sodass zentrale Teilbereiche wie die Brandmeldung und -bekämpfung oder die Rauchentfernung entweder nicht oder nur unter starken Vorbehalten funktionsfähig sind.
- Überhaupt Verkabelung: hier herrscht keinerlei einsehbare Planung vor. Zu wenig Platz in den Kabeltrassen, zu wenig Platz in den Kabelschächten, zu viele Trassen in einem Schacht, verbotene Zusammenlegung der Kabel (Telefonleitungen neben Starkstromkabeln)...
- Die Planung des Brandschutzes krankt vom Konzept her an exaltierter Prioritätensetzung. Weil man aus optischen Gründen Schornsteine verweigerte, muss ggf. auftretender Rauch unter das Gebäude geleitet werden - eine Methode, die bislang in dem Maßstab unerprobt ist und entsprechend fehleranfällig ausfällt.
- Die Verzahnung mit dem im Keller des Flughafenterminals angeschlossenen Bahnhof ist gar nicht bedacht worden. Brandmeldeanlagen funktionieren nicht, die Dübel sind nicht brandsicher.
- Die Kühlung kann nicht gewährleistet werden, da die Kälteaggregate zu klein sind, außerdem sind die Kühlleitungen nicht hinreichend gedämmt, folglich werden wohl Decke und Mauerwerk eingerissen werden müssen, um das auszugleichen.
- Die Rolltreppen sind schlichtweg um einige Stufen zu kurz - wie es jovial heißt, ist dafür auch nicht der Lieferant verantwortlich, es handelt sich um einen Konstruktionsfehler.
- Der Regen kann bei ungünstiger Windrichtung direkt über die Lüftungssysteme des Terminals in dasselbige eindringen.
- Die Fußbodenfliesen müssen ersetzt werden, weil während der Bauphasen Abdeckungen nicht aufgelegt worden und Gabelstapler darübergefahren sind.
- 1.000 falsche Bäume sind an den falschen Plätzen auf dem Gebäude eingepflanzt worden und müssen umgepflanzt werden.
Meine Laienmeinung dazu: es ist schon konzertiertes und nachgerade gezieltes Versagen nötig, um so weitflächig Baustellen zu hinterlassen. Teils bedingt aus Prätention (fehlende Schornsteine), teils aus bestürzender Planungslosigkeit (Kabelverlegung, mangelnde Kühlung, fehlende Krankenstation), teils schlichtweg aus Blödheit (falsche Rolltreppen, Gabelstapler über ungeschützte Fliesen rollen lassen). Ich bin durchaus der Ansicht, dass die zuständigen Stellen (Management, Betreibergesellschaft, Controlling) dafür juristisch zur Rechenschaft gezogen werden sollten, genauso wie der offensichtlich blinde Aufsichtsrat. Ein solches Fehlverhalten wird in der Privatwirtschaft auch nicht geduldet, ganz gleich, ob die zuständige Quelle womöglich darüber in den Konkurs getrieben wird oder nicht.