+++ In den Schatten +++
+++ Beleradon, imperialer Bergwerksplanet +++
+++ 24.7.918.M41 +++
"Die Nacht war mondlos. Große, dunkle Gewitterwolken verdeckten den Himmel. Die Landefelder von De Haan's Light, dem großen und einzigen Raumhafen auf Beleradon, waren bis auf die in regelmäßigen Abständen aufleuchtenden Positionslichter in Finsternis gehüllt. Ein Flammenstrahl durchstieß die dunklen Wolken, als das große Transportschiff durch die Atmospähre stieß. Eine plötzliche Sturmböe erfasste es etwa zehn Kilometer vor dem Ziel und brachte es vom Kurs ab.
Von ihrem Platz im Flugkontrollraum der Landefelder schaute Tori Wrea auf ihre Radar- und Auspexmonitore. "Frachter `Gnädiger Wille´ korrigieren Sie Ihren Kurs um 1,7 Grad Steuerbord und reduzieren Sie Ihre Geschwindigkeit" sprach Tori in ein klobiges Sprechpult zu ihrer Linken. "Verstanden Flugkontrolle" ertönte die Antwort blechernd aus dem Pult. Eine kleine Flamme erhellte kurzzeitig die Flanke des riesigen Transportschiffes, als es wieder auf Kurs ging. "Landung in fünf ... vier ... drei ... zwo ... eins ..." Die Erde zitterte, als die Landefüße des Schiffes auf den Plastbeton aufsetzte. Regen setzte ein. Die Antriebe des Transporters glühten rot und Dampf stieg auf, als die Regentropfen durch die Hitze verdampften.
Die großen Flutstrahler an den Landefeldern erwachten flackernd zum Leben und hüllten das Schiff in ein grelles weiß-bläuchliches Licht ein.
Munitorumsleiter Konrad Jakid und seine Arbeitskolonne kamen aus Lagerhalle III mit einem Fuhrpark an mobilen Kränen, Verladesentinels und den großen orangefarbenen LKW´s angefahren. Es blitzte und donnerte in der Ferne und der Regen wurde langsam stärker. Als sich die Kolonne vor der großen Ladeluke versammelt hatte, öffnete sich diese zischend und die Besatzung des Transportschiffes signalisierte der Kolonne die Erlaubnis zur Weiterfahrt.
Jakid nahm seine Datentafel und stieg aus dem LKW. Er prüfte gewissenhaft die Ladungspapiere und teilte seiner Kolonne Aufgaben zu. Der Frachtraum war 300 x 800m lang und hunderte, wenn nicht tausende Container standen in dicht gedrängten Reihen beieinander. "Die müssen alle raus" befahl Jakid. Für die Arbeiten waren drei Tage vorgesehen und sollten in zwei Schichten erledigt werden. Nach etwa einer Stunde erloschen die Lichter in der Mitte des Lagerraums plötzlich. Jakid fragte die Besatzung des Transporters, ob das normal sei. "Vermutlich ein Blitzeinschlag und eine dadurch entstandene Überspannung in den Schaltkreisen" mutmaßte einer der Männer. "Dann gehen Sie das überprüfen" blaffte Jakid und nahm sein Voxgerät in die Hand; "Mard? Kannst du mich hören?" "Laut und deutlich" kam die Antwort zurück. "Gut, schnapp dir 3 Männer und ein paar der großen Stablampen und helft, die Lichter wieder in Gang zu bringen" sprach Jakid. "Wird gemacht, Boss".
Eine weitere Stunde verging. Die ersten Container waren inzwischen verladen und auf dem Weg zum Rust Needle. Nur das Licht ... es funktionierte immer noch nicht ... und Mard ließ sich über Vox nicht mehr erreichen. Jakid schnappte sich Borin und machte sich auf den Weg, um zu überprüfen, mit welchen Problemen die Männer zu kämpfen hatten. Sie erreichten nach ein paar Minuten die Finsternis und schalteten ihre Taschenlampen ein. Die Lichtkegel der Taschenlampen fuhren hin und her, als die beiden Männer durch die Gänge schritten. An einer Kreuzung blieb Borin plötzlich stehen. Als sich Jakid umdrehte und in den Gang schaute, vor dem Borin stehengeblieben war, fanden sie Mard und seine Männer. Sie lagen an einen Container angelehnt und schienen benommen oder in einer Art Trance zu sein. "Steh nicht nutzlos herum, sondern hol Hilfe" befahl Jakid blass und lief zu den Männern. Er erreichte und untersuchte sie. Alle waren zwar am Leben, hatten aber lediglich einen schwachen Puls und starrten ihn mit leeren Blicken an. Es waren keine Verletzungen zu erkennen, außer einer winzigen Wunde am Hals. Fast wie von einem Injektor dachte sich Jakid. Ein Lichtstrahl fuchtelte plötzlich auf sein Gesicht. "Ich habe dir doch gesagt hol Hilfe ... " blaffte Jakid in Richtung Borin. Als er zu ihm schaute erschrak er. Eine vielarmige Kreatur stand neben Borin. Borin selbst war in Trance und schwankte leicht hin und her, die Taschenlampe strahlte dadurch immer wieder Jakid an. Die Kreatur stupfste mit einem ihren Arme Borins Kopf an und er fiel wie eine Statue zu Boden. Jakid wollte sich umdrehen und rennen ... er wollte um Hilfe schreien ... doch sein Blick war auf die beiden gelb glühenden Augen der Kreatur fixiert. Ihm wurde schwummrig im Kopf und er konnte sich nicht rühren. Die Kreatur kam immer näher und der Blick durchdrang seinen Verstand. Dann spührte er einen kleinen Stich an seinem Hals ... wie von einem Injektor ... und verlor das Bewusstsein.
Der Sturm war jetzt genau über dem Transportschiff und es regnete heftig. Jarid, Borin, Mard und ein halbes Dutzend weiterer Männer fuhren zusammen in einem der großen LKW´s. Es war jetzt Stunde 4 nach der Landung. Sie näherten sich dem kleinen Kontrollposten des TMK am Ende der Landefelder, vor dem Verladebahnhof. Allen Männern ging es gut, auch wenn sie alle wohl eine Stunde lang von den Dämpfen einer ausgelaufenen Kühlflüssigkeit das Bewusstsein verloren hatten. Eigentlich durften sie ihren Posten noch nicht verlassen, aber alle hatten das Bedürfniss den Frachtcontainer A-21 persönlich und sicher an sein Ziel zu bringen. Der LKW hielt an dem kleinen Wachhaus des TMK. "Prioritätslieferung zur Needle" sagte Jakid dem Kommissar und reichte ihm eine Datentafel. Der Kommissar schien bei dem Starkregen nicht sonderlich erpicht alles genau zu überprüfen und winkte den LKW schnell durch um wieder ins trockene zu gelangen. Die Manufaktur Kommissare kannten Jakid und wussten das er ein ehrlicher Munitorumsarbeiter war.
"Bald bist du in deinem neuen Zuhause" murmelten alle zusammen, als der Container auf den Güterzug aufgeladen wurde ..."