Die Rückkehr des Patriarchen der Verdammnis – Teil 1
(White Dwarf 117 – September 2005)
Die Waldelfen treffen bei der Schlacht bei den Grabhügeln auf Heinrich Kemmler
Verstreut im wilden Heideland an den Ausläufern Athel Lorens liegen zahllose uralte Hügelgräber, Steinhaufen und andere Begräbnisstätten. Manche von ihnen wurden von den ersten Elfen errichtet, die am Rande des Waldes lebten, die meisten stammen aber von den frühen menschlichen Barbaren.
In diesen Gräbern wurden auch viele kostbare und mächtige Artefakte mitbestattet, die von den Waldelfen aus Respekt vor solchen Orten und ihren lange toten Bewohnern so liegen gelassen werden, wie sie schon Jahrhunderte gelegen haben, auf das der Wald sie überwuchere.
Doch da gibt es auch viele gierige Grabräuber, die es nach solchen Reichtümern verlangt, und so sehen sich die Waldelfen zum Kampf gegen die Eindringlinge gezwungen.
Manchmal allerdings werden die Gräber auch aus anderen Gründen als einfacher Gier heimgesucht.
Im Winter des Jahres 2495 versuchte ein dunkles und bösartiges Wesen, die Grabhügel unter seine Kontrolle zu bringen. Diese verhasste Kreatur, verachtet und verflucht von den Waldelfen, war der Patriarch der Verdammnis Heinrich Kemmler.
Dieser schreckliche Feind konnte oft dabei beobachtet werden, wie er durch den Wald wanderte, manchmal alleine, manchmal in Begleitung einer großen gepanzerten Gestalt, dem Fürst der Untoten, Krell. Viele Male hatten die Kundschafter der Waldelfen versucht ihn zu stellen, doch jedes mal verschwand er vor ihren Augen wie der Nebel im Wind. Die Körper anderer Wächter wurden aufgefunden, entweder durch die finsterste aller magischen Kräfte in Staub verwandelt oder von einer Axt in Stücke geschlagen.
Als der Wald immer tiefer im Winter versank, standen die Dinge schlecht um Athel Loren.
Gewaltige Todesgeier wurden von Heinrich Kemmler aus den südlichen Wüsten herbei gerufen und begannen damit, die Knochen der lang vergessenen Toten auszugraben. Da der Wald selbst im Winterschlaf lag, konnten die Waldelfen eine solche Inkursion nicht ignorieren. Ythil Falkenauge führte seine Sippe der Falkenreiter gegen die abscheulichen Kreaturen. Das Überraschungsmoment war auf ihrer Seite, und die Elfen konnten viele der Kreaturen vernichten, bevor sich die anderen scheinbar aus dem Wald zurückzogen.
Doch das Schicksal wollte, dass Kemmler ein weitaus schlimmerer Feind war, als die Waldelfen es ihm zugestehen wollten. Während die Asrai gegen seine Diener kämpften, gelang es ihm und Krell, in eines der größten der uralten Bauwerke einzudringen – in das Grab eines großen, seit langem toten König. In dem feuchtkalten Grab, vor den Augen der suchenden Elfen verborgen, zählte der Patriarch der Verdammnis sorgfältig die Umläufe der Zwillingsmonde am nächtlichen Himmel. Als keine weiteren Sichtungen über den Nekromanten die Asrai erreichten, brachen diese schweren Herzens die Jagd nach ihm ab. Der Mittwinter umarmte den Wald und Athel Loren wurde noch schwächer. Orion verging im Feuer seines Scheiterhaufens und Ariel begann ihren Schlaf im Innern der Ewigen Eiche. Genau in diesem Zeitpunkt schlug Kemmler zu.
Im Schutze eines Zaubers verließ Kemmler seinen geheimen Unterschlupf und begann ein finsteres Ritual mit dem Wissen, das er aus der Bücherei des verfluchten Schlosses Vermisace gestohlen hatte. Überall auf dem wilden Heideland stießen kalte, leblose Skeletthände ihre Gräber von Innen auf. In Bronze gerüstete uralte Krieger erhoben sich, um eine mächtige Armee zu bilden. Kreischende Aasgeier kreisten am Himmel, als die Armee der Toten durch den Schneesturm zog und in Athel Loren eindrang. Dunkle Winterdryaden, ausgezehrten alten Weibern ähnlich und von Hass erfüllt, stürzten sich immer wieder auf Kemmlers Armee. Waldläufer erhoben sich aus dem Schnee, ließen tödlich genaue Pfeile fliegen und verschwanden wieder. Doch ihre Zahl war zu gering, um die Untoten aufzuhalten.
Auf einer großen Lichtung weit innerhalb der Grenzen Athel Lorens kam es schließlich zur Schlacht. Die Ewige Wache, Tausende stark und von dem Kriegsältesten Sceolan geführt, rückte unbeirrt auf den Feind zu, während an ihren Flanken die Waldreiter galoppierten. Aus der Luft stießen Ythil Falkenauge und die seinen wieder und wieder durch die dichten Raben- und Krähenwolken herab, um die lange toten Krieger anzugreifen. Viele Elfen starben an diesem dunklen Tage, doch die Untoten wurden schließlich aufgehalten und Kemmler ergriff die Flucht.
Dieser Angriff war weiter nach Athel Loren hinein vorgedrungen als jemals ein anderer. So dürsten die Waldelfen ganz besonders nach Rache an dem verhassten Nekromanten und lauern auf seine Rückkehr.
- Ende – Teil 1 -