40k Die Fahrten der Audacia (beendet 06.03.16)

Position:
Transfer nach Karmesin-Trost
"Audacia"
Zeit: 4 750 783.M41

Seit zwei Tagen sind wir nun im Warptransfer nach Karmesin-Trost. An Bord habe ich einige hundert vermögende Renegaten mit ihrem Gefolge und wirklich voluminösen Gepäck, welche meine Verlademeister beim verstauen in den Laderäumen an den Rand des Wahnsinns getrieben haben. Diese illustre Gesellschaft zu hüten, ist wie auf einen offenen Sack mit kleinen Katzen aufzupassen. Andauernd tapst neugierig eine heraus und kaum hat man diese wieder in den Sack getan, büchst auch schon die nächste auf Suche nach aufregenden Abenteuern aus. Ich habe ein kleines harmloses Zerstreuungsprogramm auf die Beine gestellt, um diese Leute etwas vom Unsinntreiben abzuhalten. Einer der Passagiere ist Alophus Leyfield I von Sephrem. Auf Sephrem hatte er eine kleine Auseinandersetzung mit seinem Bruder und hat den Planeten in einen wortwörtlichen Bruderkrieg gestürzt. Auf alle Fälle nahm die Sache für ihn kein gutes Ende und er musste vor den imperialen Behörden fliehen, die es nicht gut fanden, keinen Zehnt zu bekommen. Das alte Lied, wenn die Abgaben nicht stimmen, gibt es ziemlichen Ärger. Sonst kann man so ziemlich alles als Adliger erlauben. Nur die Steuern sollte man einfach nicht hinterziehen, da hat man dann die Arbites recht schnell am Hals.

Ich bin damit beschäftigt, die letzten Detailfragen für ein Kapitänsdinner für heute Abend abzustimmen, als mich Magister Ares auf einen bedenklichen Zwischenfall aufmerksam macht. Es hat wohl ein obskures Warpphänomen gegeben, bei dem ausgerechnet ein Diener von Alophus Leyfield zu Tode gekommen ist. Ausgerechnet von diesem aufgeblasenen Schnösel, als ob ein tödliches Warpphänomen nicht an sich schon schlimm genug wäre. Ich denke mit Schaudern an die Geschichten über die Reisen von Sebastian Winterscale, wo er auf jedem Transfer gewaltige Horden gar fürchterlicher Warpbestien abgewehrt hat. So langsam kommt mir der schreckliche Verdacht, dass dieser Teil der Geschichten gar nicht so übertrieben sind, wie es einst den Anschein hatte. Ich finde mich auf der Krankenstation ein, wo die Leiche des armen Tropfes aufgebahrt ist. Die Ärztin, die mich einst behandelt hat, erwartet mich schon.

"Ich sollte Euch warnen, Lordkapitän Conari, das ist ein schrecklicher Anblick", unkt die etwas verlebt aussehende Ärztin mit ihren kurzgeschnittenen blonden Haaren und zieht dann das Laken von dem Leichnam. Ich weiß nicht genau, was ich erwartet habe, aber das ist doch seltsam. Statt eines aufgeplatzten und schrecklich verstümmelten Körpers sehe ich einen total deformierten vor mir. Die Proportionen stimmen einfach nicht mehr. Das Gesicht sieht aus, als wäre es aus geschmolzenen Wachs, auf der Brust wachsen dicke Kopfhaare, ein Arm ist unglaublich lang, der andere dagegen kurz und scheint nur aus Gelenken zu bestehen. Aus seinem Rücken ragen Stacheln aus seltsamen Knochen.

"Thron! Sicher, dass dies ein Diener von Alophus ist und kein Mutant aus einem schwarzen Deck, der sich hier herum getrieben hat?", frage ich etwas verdattert.
"Es gibt Zeugen für dessen Verwandlung. Es ging wohl recht schnell und urplötzlich."
"Es gab Zeugen für dieses Warpphänomen?"
"Falls es überhaupt ein Warpphänomen ist."
"Beim Thron! Was beim Imperator sollte es sonst sein? Was in aller Welt kann sonst so etwas Entsetzliches bewirken?"
"Polymorphin!", meint Caine, mein Leibdiener und Berater.
"Polymorphin?" Davon habe ich nun wirklich noch nie etwas gehört.
"Polymorphin erlaubt einer trainierten Person eine andere Gestalt anzunehmen. Bei einem Untrainierten führt es zu sinnlosen Mutationen und schließlich zum Tod.", doziert Caine wie aus einem Lehrbuch.
"Aha? Und wer nimmt so was?", fragte ich neugierig.
"Es gibt im Offizium Assassinorum einen Tempel, dessen weibliche Assassinen dies benutzen, um sich in jemanden anderen verwandeln zu können. Manchmal wird diese Droge jemanden als Warnung und Botschaft verabreicht, dass sie dabei sind, den Zorn des Imperators auf sich zu ziehen."
"Das Offizium Assassinorum?", hauche ich etwas erschreckt und gehe die Liste meiner letzten Untaten durch. Ich bewege mich schon lange in Bereichen, die nicht wirklich legal sind und nur wenige der eine oder andere von mir produzierte Tote fiel unter Notwehr. Allerdings sind meine Vergehen eher harmlos, da ich doch immer pünktlich meine Abgaben bezahlt habe. Und das sie wegen dem Transport von ein paar Renegaten mir gleich eine Tempel Assassine auf den Hals hetzen, ist auch etwas arg weit hergeholt. Auch die Reaktionszeit wäre phänomenal kurz im Anbetracht der Arbeitsgeschwindigkeit imperialer Behörden. Aber hätten sie dann nicht eher jemand aus meinem Gefolge als Warnung gewählt? Ich atme tief durch und komme zu dem Schluss, dass nicht ich das Ziel der Botschaft sein kann, sondern eher Alophus Leyfield I, ein Despot der keinen Zehnt gezahlt hat. Aber warum sollten sie den warnen? Er hat die Verbrechen schon begangen, also warum jetzt noch lange fackeln?

"Ist das sicher?", hake ich nach. "Dass es sich wirklich um Polymorphin handelt und nicht um etwas anderes?"
"Es gibt einige komplizierte Tests, um es nachweisen zu können", meint die Ärztin, "Aber die brauchen ein paar Stunden."
"Dann macht diese Tests und informiert mich sofort, sobald Ihr ein brauchbares Ergebnis habt.", weise ich die Ärztin an und verlasse die Krankenstation nachdenklich. Ich teile Caine meine Gedanken mit.
"Durchaus möglich, dass Alophus das Ziel ist. Allerdings ist die Anwesenheit einer Assassine an Bord dieses Schiffes nicht gerade verkaufsfördernd.", meint Caine. Ich schnaufe auf, leicht verärgert, wie auch amüsiert. Noch auf dem Rückweg erreicht mich die nächste Nachricht, es gab einen schwerwiegenden Sicherheitsvorstoß in der Chorkammer der Astropathen. Thronverdammt! Hören den heute die Probleme gar nicht mehr auf?
 
Vielen Dank für das Lob! :wub:

Position:
Transfer nach Karmesin-Trost
"Audacia"
Zeit: 4 751 783.M41

Also eile ich in die Chorkammer des Schiffes und schaue mir das Malheur an. Eine Passagierin mit dem Namen Lady Silla Marati hat den Maschinengeist des Schlosses mit einem meinem Techpriester unbekannten Mittel ins Koma versetzt und ist in den abgesperrten Bereich der inneren Chorkammer eingedrungen. Dabei scheint sie sich nur umgesehen zu haben und hat etwas Smalltalk mit Bruder Obskurus gehalten, der dort gerade Dienst geschoben hat. Schließlich sollten Astropathen ab und zu auch Nachrichten verschicken oder empfangen. Dieses freche Fräulein hat ein paar verstörende Fragen über die Kammern gestellt. Was soll das jetzt schon wieder bedeuten? Caine hat nur die Information bereit, dass Lady Silla Marati zum weitläufigen Gefolge von Lord Alophus Leyfield I gehört. Es ist nicht genau bekannt, was nun ihr genauer Status ist. Aber wahrscheinlich ist sie eine Kurtisane mit festem Vertrag. Oder eine Abenteuererin mit einem interessanten Hobby und gefährlichen Wissensdurst. Und im schlimmsten Fall, eine Callidus Assassine, die gerade dreist mir gegenüber ihre Tarnung gelüftet hat. Ich kann nur spekulieren und das mag ich ganz und gar nicht. Aber schließlich kann ich mir auch harte Fakten verschaffen.

Aber bevor ich das freche Fräulein her zitieren kann, macht Lord Alophus mächtig Wind und verlangt mich umgehend zu sprechen. Natürlich geht es um seinen kürzlich auf so dramatische Art verstorbenen Diener. Ein wahrlich traumatisches Erlebnis. Also empfange ich den untersetzten Lord in meinem Arbeitszimmer. Der ehemalige Despot von Sephrem ist zwei Köpfe kleiner, hat sein Haar künstlich ersetzen lassen und seine vielen Verjüngungskuren haben deutliche Spuren hinterlassen. Seine Halbwertszeit ist schon lange überschritten. Er dürfte in etwa mein Gewicht haben, nur dass ich deutlich größer bin und meinem Körper man den täglichen Waffendrill ansieht. Er ist ein sehr gut zahlender Passagier und ich bekomme den Großteil davon am Ende des Transfers auf meine Konten überwiesen. Also lasse ich mir seinen fordernden Auftritt gefallen. Allerdings rede ich die Sache klein und vermute vehement ein obskures Psiphänomen, was auf diesem Schiff ja nicht so ungewöhnlich ist. Böse Zungen behaupten schon lange, dass die "Audacia" verflucht sein soll. In solchen Situationen kommt das natürlich einem zugute. Trotzdem ist der Kerl ziemlich aufgebracht, als er sich mit einer knappen Verbeugung verabschiedet.

"Unangenehmer Zeitgenosse.", murmle ich in Richtung Caine, der sich die ganze Sache mit angesehen hat.
"Ein typischer Vertreter der Herrscherkaste.", erwidert Caine unverbindlich und ich überlege, ob mein Lebenswart schon immer so sarkastisch war. Nun ist aber Zeit, um sich einem anderen Problem zuzuwenden und ich habe das Gefühl, dass das eine mit dem anderen zusammen hängt.

Meisterin Puppila und Lady Helmchen werden die Kabine von diesem Früchtchen durchsuchen, während ich ein ernstes Gespräch über die Bedeutung von Schildern mit der großen roten Aufschrift "Betreten Verboten" und "Dieser Bereich ist nur für Fachpersonal" zu führen gedenke. Mit Bruder Obskurus und Magister Ares an meiner Seite erwarte ich Lady Silla Marati. Das Fräulein trägt ein wallendes Kleid in der gerade aktuellen Mode von Aufbruch. Ihr sorgfältig frisiertes Haar fällt lockig über ihre Schultern. Ihre Haut ist weiß, macht aber einen gesunden und gepflegten Eindruck. Ihr überaus großzügiger Ausschnitt macht Lust auf mehr. Diese Frau ist schön und ich sehe ihr an, dass ihr dieser Umstand nur zu bewusst ist. Sie ist jemand, der weiß, was sie will und auch weiß, wie sie es bekommt. Da sie durchaus eine professionelle Attentäterin sein kann, halte ich meine Gefühle in Zaum, spiele aber den etwas naiven Trottel.

Sie versucht die ganze Sache abzuwiegeln, sie war nur neugierig auf die Astropathenkammern des Schiffes. Diese Technik, Psioniker einzufrieren und sie als Kraftverstärker zu verwenden, ist nicht wirklich weit verbreitet. Und wahrscheinlich nach imperialen Gesetzen auch nicht erlaubt. Während wir noch um den heißen Brei herumreden, meldet sich Meisterin Puppila. Zwei der Koffer aus dem Gepäck der Lady sind mit einem Fallensystem versehen, das Lady Helmchen verletzt hat. So wie es aussieht, hat die Falle einen Monofilamentdraht abgefeuert. Die Navigatorin hat viel Blut verloren und befindet sich auf dem Weg zur Krankenstation. Das passiert, wenn man Amateure schickt. Monofilament ist nichts, was man beim Trödelladen im Außenbezirk kaufen kann. So etwas ist hoch exotisch und riecht schon nach Archotech oder Xenos. Die junge Frau vor mir ist definitiv nicht so harmlos, wie sich gibt. Nun gut, ich weise Caine an, die Sache in die Hand zu nehmen.

Während ich Smalltalk mit der überaus charmanten wie auch undurchsichtigen Lady halte, schafft es Caine mit zwei Spezialisten aus den Reihen der Unab die Koffer zu öffnen. Allerdings ist kein verstecktes Vorgehen mehr möglich. Das hat sich schon in dem Moment erledigt, als die Navigatorin die Falle ausgelöst hat und das Zimmer mit ihrem Blut umdekoriert hat. Die gewaltsame Öffnung der beiden Koffer fördert eine große Menge an Polymorphin Kapseln zu Tage, ebenso eine Eldar Rüstung und zwei Energieschwerter aus der gleichen Herkunftsquelle. Caine teilt mir diesen Umstand unverzüglich mit. So eben muss ich meine bisherigen Vermutungen über den Haufen werfen. Keine imperiale Assassine würde so massiv auf Xenostechnologie zurückgreifen. Besonders da Eldarenergieschwerter nun wirklich nicht so viel besser sind als die aus menschlicher Produktion. Der einzige vernünftige Grund für diese Ausrüstung in Kombination von Vorhandensein von Polymorphin ist, dass ich eine Eldar Assassine oder Agentin vor mir habe.

"Lady Silla Marati, es gab ein weiteres Sicherheitsproblem und zwar in Eurer Kabine. Ich glaube, wir können aufhören so zu tun, als wäre dies alles nur ein Zufall und Ihr wolltet Euch nur mal kurz in einer gruseligen Astrophatenkammer umsehen. Warum habt Ihr den Diener von Alophus vergiftet?", frage ich sie nun konkret. Sie schaut mich prüfend an, genauso wie ich sie. Ich bin bereit, augenblicklich das Refraktorfeld zu aktivieren und meine Waffen zu ziehen. Sie sieht unbewaffnet aus, aber ich schätze sie als lebende Waffe ein, die mich auch mit bloßen Hände töten kann, wenn ich sie nah genug an mich heran lasse. Was ich aber nicht vorhabe.

"Touche! Der Diener war wohl zu neugierig und hat eine Falle an meinem Gepäck ausgelöst. Leider habe ich davon zu spät erfahren. Sonst hätte ich den kleinen Ausflug in Euer Eisgefängnis unterlassen. Tja, sieht so aus, als hättet Ihr mich erwischt.", erklärt sie vollständig ruhig. Die Frau hat Selbstvertrauen, muss ich ihr lassen.

"Was wollt Ihr hier auf der "Audacia"?"
"Nach Karmesin-Trost reisen."
"Ziemlich exotisches Gepäck für einen Trip auf einen Vergnügungsplaneten. Wer ist Eure Zielperson?"
"Alophus Leyfield I", antwortet sie offen frei heraus. Die Frau hat keine Angst vor mir und das gibt mir zu denken. Wahrscheinlich ist sie nicht allein. Die Eldar gelten als fähige Hexer und überaus gefährliche Xenos. Manchmal kämpfen sie an der Seite der Imperialen Armee, aber genau so oft gegen sie. Es gibt nur noch wenige von ihnen und die meisten befinden sich angeblich auf gigantischen Schiffen aus Kristall, die nicht warpfähig sind. Auch wenn viele Eldar Hexen sind, so scheinen sie ein Problem mit dem Warpraum an sich zu haben, denn ihre Schiffe sind gezwungen über ein alternatives Transportnetz zu reisen.
"Und warum?"
"Für das, was er meiner Welt angetan hat. Dafür muss er bezahlen-", erzählt sie mir in einem Tonfall, als würden wir uns über das anstehende Kapitänsdinner unterhalten.

"Ich wäre Euch äußerst verbunden, wenn ihr jedwegliche Mordversuche an bezahlenden Passagieren und Besatzungsmitgliedern während des Transfers unterlassen würdet. Ich nehme Euer spezielles Gepäck in Verwahrung und händige es Euch dann bei der Ankunft aus.", bestimme ich und sie scheint damit einverstanden zu sein. Ich hoffe nur, dass ich richtig gehandelt habe. Als guter Untertan des Gottimperators hätte ich sie eigentlich auf der Stelle töten müssen, aber ich fürchte die Vergeltung von einem Feind, der offenbar in der Lage ist, sich in normale harmlos aussehende Menschen zu verwandeln. Thronverdammt!

Gespielt am 23.06.2012
Spielleiter: Stefan
SC:
Flavion Conari Freihändler Rang 2
Althea Puppila Meisterin der Leere Rang 2
Bruder Obskurus Erleuchteter Astropath Rang 1
Yuri aka Lady Helmchen Navigator Rang 1
Ares Magister Militaris Rang 1
EP: 150
Besiegte Gegner:
Niemand
Beute:
Nix

Gedanke des Tages
Leider nur ein sehr kurzer Teil, weil unser SL aus familiären Gründen nicht länger da bleiben konnte.
 
He he, lustige Anspielung! :lol:

Persona Dramatis
Crew der "Audacia"

SC:
Kapitän Flavion Conari Freihändler Rang 2 - Lordkapitän der "Audacia"
Solun Ares Magister Militaris Rang 2 - Ehemaliger Soldat der Imperialen Armee und nun amtierender Waffenmeister der "Audacia"
Althea Puppila Meisterin der Leere Rang 1 - Junge dunkelhaarige Frau mit Pferdeschwanz, zweiter Steuermann.
Bruder Obskura Astropath Rang 1 - Laien Prediger und Erleuchteter Astropath
Yuri aka Lady Helmchen Navigator Rang 1 - junge Frau mit zu vielen Gelenken in den Gliedern

NSC
Obere Ränge und Abteilungsleiter

Oberst Kyrr - Neuer erster Offizier und XO
Seneschall Ilias von Braun - älterer Mann mit Stock
Maschinenseher Kyle Ademis - erster Techpriester der "Audacia", Thuleaner und stark modifiziert
Chorleister Lux Aquinus - Erster Astropath und Chorleiter der "Audacia"
Hauptmann Tessa Nimdock - Hauptmann einer Kompanie
Schiffsmeister Major Istran von Hellstett - Neuer Schiffsmeister
Materialmeister Leutnant Dominik von Hellstett - Neuer Materialmeister und Sohn von Istran
Scriptor Primus Horatius Codwell - Leiter der Librariumsgruft
Kapitän-Explorator Zathor Rak - Im Kryotank lagernder erster Kapitän der "Audacia"
Stabsarzt Hoffert, dem Obersten der Bordärzte
Doktor Melinda Adams - Ärztin an Bord der "Audacia"

Mittlere Ränge
Bootsmann Ottar Fellwind
Rika vom Licht der Erlösung - zirka 65 Jahre alter Missionar
Marketender Lloyd Carruthers - Fähiger Unterhändler, Angehöriger des Handelshauses Krynn
Marketender Koltan Terzius Bell, ein rüstiger Mann in den frühen sechziger, Ex-Separatist und ehemaliger Mitarbeiter der Kasballica Mission.
Hauptmann Greyfield - Überkorrekte Wachoffizierin
Leutnant Renard Exton - Zeremonienmeister der Brücke
Auditor Primus Nephlim - Oberster Funkoffizier und stark modifiziert

Das Gefolge von Flavion Conari

Bannerträger Braddock, trägt das persönliche Banner, Leibwächter, vierschrötiger Mann
Lexikanuseinheit OP3C
Gehilfin des Leibkoches Colette, schüchterne Rothaarige
Leibdiener Caine, weiser alter Mann und Vaterersatz für Flavion Conari
Konkubine Josephina, blonde Haare. Sie ist eine latente Psionikerin und sagt die Zukunft aus dem Tarot voraus.
Konkubine Carmina, schwarzhaariges Teufelchen.
Novus Conari - Flavions älterer Bruder, von Ravion veränderter Waffenservitor

Passagiere der "Audacia" im Transfer nach Karmesin-Trost

Lord Alophus Leyfield I von Sephrem - Untersetzer abgesetzter Diktator von Sephrem
Calvus Leyfield von Sephrem - verstorbener Lordprotektor von Sephrem und Alophus Bruder
Lady Silla Marati - Undurchsichtiges Fräulein aus dem Gefolge von Lord Alophus

Sebastian Winterscales Leute, die ein Stück seiner legendären Karte besaßen

1. Offizier Sedric Calva - ehemaliger XO von Winterscale, seine Karte haben wir schon
Magister Militaris Lorenzus von Ilberstein - dessen Nachfahren auf Lucins Odem residieren
Kapitän Ilidas Kim - in der Schlangenwiege verschwunden
Quartiermeisterin Ida Riverton - Ex Geliebte, Nachfahren leben auf Lilbarum
Navigatorin Greta Silvas - ihre Spur verliert sich auf der Gefängniswelt Maleziel

Schiffe
"Audacia" - Flaggschiff der Adelsfamilie Conari, Leichter Kreuzer der Monitorklasse im Drehbankschema.
Ignes et Amnestia - berüchtigtes ehemaliges Schwarzes Schiff der Inquisition, an den Erzfeind gefallen.

Orte
Koronus-Weite - Halosterne nördlich des Calixissektors und des Segmentum Obscurus
Scintilla - Hauptwelt der Golgenna Weiten und des Calixissektors
Tarsus - Makropole in Äquatornähe und Handelszentrum der Welt Scintilla
Karmesin-Trost - Vergnügungswelt

Fraktionen
Kasballica Mission - großes Syndikat, welches in der Weite und im Calixissektor agiert
Handelshaus Krynn - Bankiers mit großem Einfluss, Ravion hat viele Schulden bei ihnen angehäuft


Kapitel 8
Nur ein zahlender Passagier ist ein guter Passagier!

Position:
Transfer nach Karmesin-Trost
"Audacia"
Zeit: 4 753 783.M41

Das in dieser Situation äußerst nervige Kapitänsdinner steht an und ich lasse mich von meinen beiden Konkubinen in Schale werfen. Sie selbst haben schon ihre äußerst aufwendige Garderobe angelegt und sehen äußerst appetitanregend aus. Aber es würde zu lange dauern, sie aus dieser Kleidung zu schälen, um sie auf der Stelle zu vernaschen. Außerdem beschäftigen sich meine Gedanken mehr mit dieser mutmaßlichen Eldaragentin auf meinem Schiff als mit meinen niedlichen Konkubinen. Normalerweise sollte ich diese kleine hinterhältige Eldar einsperren oder besser gleich exekutieren. Das Xenos sollst du töten, denn das ist das Schicksal des Xenos. Aber Eldar haben sich als äußerst widerstandsfähige Rasse entpuppt, deren Vernichtung seit Jahrzehntausenden nicht wirklich vorangekommen ist. Die meisten Konflikte mit Eldar in den letzten Jahrtausenden waren für das Imperium meist langwierige und verlustreiche Kriege, deren Kosten in keinerlei Relation mit dem Nutzen standen. Außerdem ist nicht gesagt, dass sie die einzige Agentin an Bord des Schiffes ist. Es gibt eine ominöse Gruppe unter den Eldar, die sich Harlequine nennen. Meist reisen sie in Gruppen. Vielleicht gehört sie zu einer solchen Gruppe. Thronverdammt! Ich hasse den Gedanken, dass Xenos auf meiner geliebten "Audacia" sind.

Meine Konkubinen tun alles, um meine düstere Stimmung zu heben und ich muss gestehen, sie sind verdammt gut darin. So gelingt es mir, das Zeremoniell zu überstehen, welches dem Dinner vorausgeht. Natürlich erweist sich Lord Alophus Leyfield I von Sephrem als äußerst penetranter Gesprächspartner. Er hat ein paar sehr seltsame Ansichten über das Regieren und wie man mit Siedlern in der Weite zu verfahren hat. Sklaverei ist da noch die harmlosere Variante gegen das was diesem gescheiterten Despot vorschwebt. Eine Meinung, die sicherlich viele den Realitäten des normalen Lebens entrückte Adlige teilen mögen. Viele in meiner Familie denken ebenso. Für sie sind gewöhnliche Menschen nicht viel mehr wert als eine Ratte. Traurig, aber leider nur zu wahr. Dann kommen wir auf meinen leider verstorbenen Onkel und meine Familie zu sprechen. Auch dass es für mich schwer sein muss, so alleine in der Weite und fern der Heimat Scintilla, der Perle der Golgenna Weite.

"Nun, die "Audacia" ist nun meine Heimat und die Besatzung ist meine Familie. Ich habe nun Quasi sechzigtausend Brüder und Schwestern.", erkläre ich dem aufgeblasenen Popanz, der mit voller Bewaffnung zum Dinner erschienen ist. In dieser Lage sicherlich eine gute Idee, denn auch ich trage unter meinem prächtigen roten Mantel meine vertraute Rüstung und meine obligatorischen Waffen sind gut sichtbar im Wehrgehänge versorgt. Vorsicht ist besser als Nachsicht. Und bei diesen Passagieren erwarte ich nur noch das schlimmste.

Ich bin froh, als ich den Kerl endlich abwimmeln kann. Sein Gefolge ist ähnlich drauf. Die geheimnisvolle Lady Marati ist ebenfalls anwesend. Ich tu, als ob nichts gewesen wäre, als ich sie förmlich mit einem Handkuss begrüße, ohne dass meine Lippen wirklich ihre Haut berühren. Wer weiß, vielleicht ist diese mit einem Gift oder ähnlichem präpariert. Eldar gelten mit als die hinterhältigsten Xenos, die es zwischen den Sternen gibt. Besonders die Pirateneldar sind äußerst unangenehme Zeitgenossen. Da hört man manch gruselige Geschichte.

Endlich wird die Suppe serviert und das Dinner beginnt. Nach und nach werden Köstlichkeiten der Weite aufgetischt. Leider habe ich nur wenig davon, da ich nach dem dritten Gang die Nachricht übermittelt bekomme, dass mehrere Feuer an Bord ausgebrochen sind. Thronverdammt. Ich beordere Caine und den Magister Militaris Ares mit zu mir und verlasse umgehend das Dinner. Auf der Brücke ist einiges an Konfusion zu spüren. Kurz hintereinander sind mehrere Alarme gegeben worden. Schotten wurden versiegelt, Löschteams losgeschickt. Nach und nach kommt die Meldung, dass es sich um einen Fehlalarm handeln muss, da es keinerlei Feuer zu entdecken gibt. Einmal kann das ein missgelaunter Maschinengeist sein, der sich nach mehr Aufmerksamkeit sehnt. Aber drei Fehlalarme in drei weit auseinander liegenden Sektoren ist kein missgelaunter Geist, das ist Sabotage. Es fragt sich nur, was mit diesem Manöver bezweckt wird? Soll die Standardreaktion auf einen solchen Vorfall getestet werden?

Ich versuche Maschinenseher Kyle Ademis an das Interkom zu bekommen, was geschlagene zwanzig Minuten dauert, bis ich eine Rückmeldung von ihm bekomme. Ich frage mich, was ihn aufgehalten haben könnte, bohre aber nicht nach. Es gibt Wichtigeres zu bereden. Inzwischen gab es weitere Fehlalarme, deren Ursache weiter rätselhaft bleibt.
"Was könnte das sein?", frage ich den alten Maschinenseher.
"Wir sind uns noch nicht sicher", bleibt er äußerst vage.
"Könnte ein bösartiger Maschinengeist in das System der "Audacia" eingeschleust worden sein?"
"Der wäre an den hohen und dicken Brandmauern gescheitert, welche unsere Systeme vor ketzerischem Schreddercode und anderer verdorbener Techhäresie schützen. Unsere Routinen laufen einwandfrei, es wurde keine Abwehr oder gar ein Durchbruch registriert."
"Könnte hochentwickelte Xenostechnologie so etwas verursachen?"
"Möglich, aber wie sollte die an Bord gelangt sein? Mit unseren betuchten Gästen?"
"Nicht auszuschließen. Wäre so etwas möglich?"
"Xenostechnologie tut sich meist schwer, da unsere vitalen Maschinengeister ihnen normalerweise Paroli bieten können.", erklärt mir der Maschinenseher mit seiner künstlichen Stimme. Da ich nicht möchte, dass das Gerücht von einer mutmaßlichen Eldaragentin die Runde macht, kann ich nicht ins Detail gehen. Thronverdammt!

In dem Moment kommt Bruder Obskurus auf die Brücke gestürmt und berichtet mir von einen obskuren psionischen Phänomen, welches er gerade erlebt hat. Manche Leute scheinen diese Dinge einfach anzuziehen. Den Psioniker musst du töten! lautet eine der einhundertundacht bindenden Gebote der Ekklesiarchie. Allerdings ist das kein äußerst praktikables Gebot, da wir leider von Psionikern abhängig sind. Wie auch immer, der Psioniker hat ein paar oberflächliche Brandverletzungen davon getragen, als er Zeuge eines "Fehlalarms" wurde. Die ganze Sache scheint definitiv nicht durch infamen Schreddercode zustande zu kommen, sondern durch bösartige Hexerei. Er hat eine richtig brennende Straße gesehen, das Feuerlöschteam, was gleichzeitig anwesend war, hatte von alldem nichts mitbekommen. Also haben wir es wohl definitiv mit verwerflicher Xenoshexerei zu tun. Ich überprüfe, ob Lady Marati noch auf dem Dinner anwesend ist. Das ist sie und damit hat Lady Marathi ein unumstößliches Alibi. Was wiederrum bedeutet, dass es noch mindestens einen getarnten Eldar an Bord dieses Schiffes geben muss. Vielleicht sogar noch mehr. Oder was noch schlimmer wäre, eine Warpentenität hat sich an Bord geschlichen und das Ganze hat mit der Eldarschickse gar nichts zu tun. Beim goldenen Thron von Terra!
 
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Transfer nach Karmesin-Trost
"Audacia"
Zeit: 4 753 783.M41

Inzwischen gab es acht Fehlalarme und die Acht ist eine besondere Zahl in gewissen verbotenen Kultreligionen. Ich lasse mir die Positionen der Fehlalarme auf eine Karte projizieren und versuche die Punkte miteinander zu verbinden. Zum Glück kommt dabei kein Symbol oder Stern zu Tage, von dem mir schlecht wird. Ich habe wenig Ahnung vom Erzfeind, weiß aber, dass die Acht dort eine unheilige Zahl ist.

Auf alle Fälle versetze ich das Raumschiff in einen allgemeinen Alarmzustand und lasse die Wachen an den kritischen Systemen verdoppeln und lasse die Areale zusätzlich von Patrouillen absuchen. Das Gellerfeld lasse ich überprüfen, ob es zu einem Flackern gekommen ist, was zum Glück aber nicht der Fall ist. Auch wurde nichts an den Einstellungen verändert. Im Warp ist das Gellerfeld das einzige, was uns vor den Schrecken da draußen schützt, wenn auch nicht zu hundert Prozent. Es gibt immer minimale Schwankungen und 99,99% gilt als guter Wert, den wir auch halten. Schließlich gibt es einen weiteren Feueralarm und einige Leichtverletzte, die Brandverletzungen davon tragen. Ich suche sie in der Krankenstation auf und sie haben ähnliches gesehen, wie Bruder Obskurus, eine brennende Straße in einer ihnen unbekannten Stadt. Auf Sephrem wurde viel mit Brandbomben in Schutt und Asche gelegt. Sieht so aus, als wären diese Anschläge zielgerichtet, um uns mürbe zu machen. Im realen Raum waren bis auf die Brandverletzungen keine Auswirkungen zu spüren. Also haben wir es eindeutig mit einem obskuren psionischen Phänomen zu tun. Thronverdammt! Ich fange an, diese Phänomen zu hassen!

"Meine Damen und Herren, was können wir gegen diese Bedrohung unternehmen?", frage ich in die Runde.
"Wir müssen herausfinden, wer die getarnten Eldar sind!", meint Magister Militaris Ares und spricht nur aus, was getan werden muss, aber mir kommt es auf das wie an. Für diese simple Erkenntnis brauche ich keinen Beraterstab. Ich brauche sie, damit sie mir praktikable Lösungen anbieten. Aber da sieht es momentan nicht so gut aus.
"Wir müssen alle Überwachungskameras auswerten, die Besatzung befragen und so heraus finden, wer zu den Zeitpunkt an den Brandherden vor Ort war.", schlägt Bruder Obskurus vor.
"Die "Audacia" ist über vier Kilometer lang und etwa fünfhundert Meter breit und hoch. Wir haben etwa sechzigtausend Menschen an Bord. Und letztendlich kann ich bei keinem wirklich ausschließen, dass er nicht von einem Eldar ersetzt wurde." Auch in dieser Runde könnte mir ein getarnter Spion gegenüber sitzen und ich würde es nicht mal merken, führe ich den Gedanken still zu Ende. "Dies ist keine Suche einer Nadel im Heuhaufen, sondern von Minen im Treibsand ohne Detektor. Wir sind in zwei Tagen auf Karmesin-Trost. Damit wäre dann spätestens das Problem geklärt. Also würde ich eine praktikablere Lösung favorisieren."

Leider kommt keine wirkliche Lösung dabei heraus. Die Meldung, dass sich getarnte Xenos eingeschleust haben könnten, würde unter der Besatzung zur Panik führen. Jeder würde jeden verdächtigen und die cleveren würden die Gelegenheit nutzen, unliebsame Konkurrenten oder alte Feinde aus dem Weg zu räumen. Einfach indem man behauptet, derjenige hätte sich verdächtig verhalten, bevor man ihn über den Haufen geschossen hat. Überwachungskameras gibt es zwar, aber nur wenige. Mit etwas Ortskenntnis sind die zu umgehen. Und wer weiß, ob derjenige dann nach zwei Stunden überhaupt noch so aussieht, wie auf dem Bild. Nein, eine Suche mit Leuten über den engsten Kreis heraus ist nicht möglich. Nach einer halbstündigen Diskussion komme ich zu dem Schluss, dass wir nur wenig tun können. Auf alle Fälle werden wir früher in den Realraum zurückkehren und dann direkt hinter das System von Karmesin-Trost springen. Ich befürchte, dass wir an diesen Punkten eventuell aufgelauert werden könnten. Es macht vielleicht keinen Sinn, da ein Angriff von außen auch die Agenten an Bord gefährden könnte, aber da mindestens einer der Eldarhexer an Bord sich beliebig durch das Schiff bewegen kann in einer Geschwindigkeit, die physisch nicht so zu erreichen wäre, dürften die auch Mittel und Wege kennen, das Schiff zu verlassen, wann es ihnen beliebt. Thronverdammt!

Ich kehre zurück zum Dinner und schaffe es wenigstens noch den Nachtisch abzubekommen, der sogar ziemlich köstlich ist. Von allen Seiten werde ich mit neugierigen Fragen bestürmt, was den eigentlich Vorgefallen sei.

"Wir hatten einen weiteren temporären Warpeinbruch, welcher zu obskuren psionischen Phänomenen geführt hat.", lüge ich mit geschmeidiger Zunge. Mit Warpeinbrüchen kann man wirklich so ziemlich alles erklären und keiner kann wirklich bei diesem heiklen Thema einen der Lüge bezichtigen. Die Gesellschaft löst sich schließlich auf und ich kann auf die Brücke zurückkehren, um der schlimmen Dinge zu harren, die auf uns noch zu kommen werden. Kurz bevor wir den nächsten neuen Austrittspunkt erreichen, gibt es einen weiteren Feueralarm in dem Bereich, wo die Luxusquartiere für betuchte Passagiere liegen. Diesmal ist es kein Fehlalarm, denn die Suite, welche Lord Alophus Leyfield I von Sephrem bewohnt, ist ein realer Raub der Flammen geworden. Richtigen Flammen, keine eingebildete. Mal wirklich was neues. Zum Glück, oder Unglück, ist Lord Alophus nichts passiert und erfreut sich hysterischer Gesundheit. Er ist vollkommen durch den Wind und ein nervliches Wrack. Ich versuche ihn zu beruhigen und schiebe alles mal wieder auf ein obskures Warpphänomen.

Inzwischen sind einige haarsträubende Gerüchte im Umlauf. Der Geist des toten Bruders soll sich an Bord geschlichen haben und für all die Vorkommnisse verantwortlich sein, ist das am weitest häufigste Gerücht. Dies ist wahrscheinlich von Eldar an Bord gezielt im Umlauf gesetzt worden, würde ich jedenfalls wetten. Zum Glück kommt auch keines der vielen Gerüchte nur halbwegs der Wahrheit nahe. Gezwungenermaßen schicke ich Lord Alophus auf die Krankenstation, wo ihm ein paar starke Beruhigungsmittel verabreicht werden, um ihn ruhig zu stellen. Fast könnte einem der Kerl leidtun, wenn er denn nicht so ein verdammtes Arschloch wäre. Thronverdammt! Auf alle Fälle habe ich die Faxen dick und zitiere die Eldarschlampe in mein Büro. Sie trägt immer noch die Kleidung des Dinners, auch wenn es schon vor Stunden aufgelöst wurde und sieht wie aus dem Ei geperlt aus. Am liebsten würde ich sie wie ein freches Mädchen einfach über das Knie legen. Und sie dann anschließend aus der Luftschleuse werfen. Soll doch der Warp diese hinterhältige gemeine und doch so gut aussehende Xenos fressen.

"Was soll dieser Unsinn? Hatten wir nicht vereinbart, ihr lasst Alophus so lange in Ruhe, bis wir auf Karmesin-Trost sind?"
"Nun, betrachtet die "Audacia" einfach als Bühne für ein außergewöhnliches Schauspiel.", meint sie mit einem koketten Augenaufschlag.
"Beim Thron von Terra! Mein Schiff ist verdammt noch mal keine Bühne für dieses unwürdige Possenspiel." Wütend schlage ich mit der geballten Faust auf den Tisch. Das kracht ordentlich, schüchtert mein Gegenüber am nicht im Geringsten ein.
"Akzeptiert Eure Rolle in diesem Stück, mein lieber Lord-Kapitän", meint sie süffisant, als ob sie mir ein eindeutig zweideutiges Angebot machen würde. Die Xenos spielt mit mir und sie nicht mich ich keinster Weise wirklich ernst. Täuscht sie mich oder ist sie wirklich so gut? Eldar gelten trotz der imperialen Propaganda, die sie als schwächlich mit antiken Waffen darstellt, als sehr gute Kämpfer. Ihre Lebensspanne soll angeblich Jahrhunderte, wenn nicht gar Jahrtausende betragen. Es gibt einige berühmte Exemplare, die schon seit Jahrtausenden ihr Unwesen treiben. Es kann natürlich sein, dass es sich um Wahrheit um verschiedene Individuen handelt, die einfach denselben Namen tragen. Aber wie auch immer, wahrscheinlich ist sie auch unbewaffnet eine ernst zu nehmende Gegnerin. Vielleicht trägt sich auch getarnte Xenoswaffen bei sich. Die Frau ist eine gestaltgewordene Lüge und wer weiß, was sie alles kann.
"Niemand zwingt mich zu irgendetwas. Ich bin Lord-Kapitän Conari und die "Audacia" ist mein Schiff! Hört auf mit diesem Spiel oder es nimmt ein böses Ende.", knurre ich drohend.
"Das Ende steht schon fest, dass Schicksal ist schon geschrieben. Nichts was ihr tun könnt, kann daran etwas ändern."
"Der Regisseur kann immer etwas an einem Stück ändern!" So langsam muss ich sagen, macht sie mich mit ihrer Art richtig wütend.
"Das mag vielleicht sein, aber das seid weder Ihr noch ich."
- Das werden wir noch sehen, Miststück! - denke ich zerknirscht und frage, "Wie viele von Euch sind noch an Bord? Zwei, Sieben? Wie viele?"
"Genug!"
"Ihr solltet mich nicht reizen!"
"Ihr mich lieber auch nicht!", erwidert sie ungerührt. Ich wünschte, ich wüsste, mit wem ich es genau zu tun habe. Mit hoher Wahrscheinlichkeit mit Eldar, welche sich für die Zerstörung einer ihrer Welten rächen wollen und den Schuldigen mit Spielchen in den Wahnsinn treiben wollen. Vielleicht Harlequine, vielleicht ein Bund von Hexern oder irgend welche Weltenwanderer mit guter Ausrüstung. Hätten sie ihn töten wollen, wäre er schon längst tot. Oder sie wollen dieses Drama einfach in die Länge ziehen. Es ist nur die Frage, wie viele von meinen Leuten dabei den Tod finden werden. Thronverdammt!
 
Position:
Transfer nach Karmesin-Trost
"Audacia"
Brücke
Zeit: 4 755 783.M41

"Sprung ausgeführt, Lord-Kapitän Conari. Wir befinden uns nun wieder im Warp auf Kurs auf Karmesin Trost. Drei Zeitintervalle bis zum Austrittspunkt.", meldet mein XO Kyrr.
"Gut gemacht, volle Gefechtsbereitschaft aufheben.", erwidere ich und entspanne mich etwas auf meinem Thron. Die ganze Zeit während des astronomischen Positionsüberprüfung habe ich einen Überfall erwartet, aber alles bleib ruhig. Wir hatten zwar Kontakt mit einem Transporter, dem "Sendboten der Zivilisation", welcher aber wohl wirklich ein Transporter voller Pilger und doch kein getarntes Xenosschiff war. Ich will gerade aufstehen, als das Interkom anfängt laut zu knacken und zu prasseln. So hört sich Feuer an. Menschliche Todesschreie mischen sich darunter. Nach wenigen Sekunden kommen die ersten Meldungen herein, dass der Maschinengeist vom Interkom eine massive Störung hat. Die Spielchen gehen also weiter. Verdammt seien alle Xenos!

"Kann das mal bitte jemand abstellen?" Leider ist es sehr schwierig, diesen Befehl umzusetzen. Nach Minuten des Feuergeräusches und Todesschreie ertönt schließlich eine verständliche menschliche Stimme aus den Lautsprechern.
"Ich bin Calvus Leyfield, Lordprotektor von Sephrem! Mein Bruder hat meine Welt zerstört, meine Leute abgeschlachtet, meine Städte verbrannt, meine Familie ermordet. Seine Verbrechen sind so mannigfaltig, dass ganze Bibliotheken mit der Anklageschrift gefüllt werden könnten. Aber seine Flucht endet nun, denn ich bin zurück aus dem Reich der Toten und werde Gerechtigkeit üben!", donnert auf einmal eine männliche Stimme durch die Lautsprecher. Diese Ansprache war im ganzen Schiff zu hören gewesen. Für ein obskures Warpphänomen war das zu präzise und umfangreich. Ganz besonders, da die Stimme auch noch eine Art Todesliste verliest, die fast identisch mit unserer Passagierliste ist. Lady Marati gehört ebenfalls zu den verlesenen Namen, was natürlich ein infamer Trick ist.

"Magister Ares! Nehmt fünfzig Mann der Brückenwacht und geht zu Leyfield!", befehle ich, dass Schlimmste befürchtend. Endlich gelingt es den Techpriestern, das Interkom zum Verstummen zu bringen. Zwar herrscht jetzt Stille, dafür haben wir unsere interne Kommunikation verloren, da der Maschinengeist wegen der rüden Behandlung eingeschnappt ist und die Mitarbeit verweigert. Die Techpriester beginnen mit ihren Reinigungsritualen, die sich mehrere Stunden hinziehen werden, bis der Maschinengeist versöhnt ist. Ein Netz aus Boten wird die Kommunikation einstweilen ersetzten müssen. Kein haltbarer Zustand für ein so großes Schiff, wo man von einem Ende bis zum anderen locker eine Stunde zu Fuß braucht. Und wenn die Eldar unser Interkom okkupieren können, dann können die das wahrscheinlich mit jedem anderen System an Bord ebenfalls. Das Lebenserhaltungssystem ist dezentralisiert und damit schwer zu beschädigen. Aber der Warpantrieb, das Gellerfeld und die Plasmareaktoren sind weitere neuralgische Punkte, die mit wenig Aufwand zu sabotieren sind.

Bald kommt die Nachricht, dass es bei den Passagierkabinen zu Schlägereien zwischen einzelnen Gefolgsschaften gekommen ist. Nicht alle Passagiere stammen von Sephrem und sind nicht erbaut darüber, in diesen Bruderkrieg mit einbezogen zu werden. Magister Ares wie auch ich haben viel zu tun, hitzige Gemüter zu beruhigen. Sollte ich jemals wieder Passagiere an Bord nehmen, werde ich mir anschauen, was sie noch für offene Rechnungen haben. Renegaten sind zwar lukrativ, aber jetzt weiß ich, warum diese horrende Gebühren zu bezahlen bereit sind, weil sie einfach eine Menge Ärger anziehen. Der Rest des Tages, wie auch die darauf folgende Nacht komme ich nicht wirklich zur Ruhe. Zwischendurch gelingt es mir, die Kleidung zu wechseln, und meine Konkubinen bringen mich für wenigstens eine halbe Stunde auf andere Gedanken. Dann zurück auf die Brücke mit voller Bewaffnung und das Schlimmste erwartend.

Nach vier Stunden und intensiven Heilritualen wird das Interkom wieder hochgefahren. Aber schon nach wenigen Minuten wiederholt sich das Spiel von vorhin. Wieder prasselndes Feuer und Todesschreie. Wieder wird eine Ansprache mit Todesdrohungen gehalten, bis es den schier verzweifelten Techpriestern endlich gelingt, das System wieder herunterzufahren. Mit ein paar Ritualen ist das Problem wohl nicht aus der Welt zu schaffen. Ich überlege, die verdammte Eldar durch die Mangel zu drehen. Foltern soll entspannen wirkend, aber ich habe immer noch die Hoffnung, dass die Xenos es dabei belassen, sich an meinen Passagieren zu vergreifen und nicht an der Besatzung. Ich hoffe nur, dass sich das Problem dann auf Karmesin-Trost mit dem Ausschiffen der Passagiere selbst erledigt. Meine liebe Colette sorgt für stetigen Rekaf Nachschub und legt immer meine Lieblingskekse mit Schokoladenstreusel mit dazu. Das hilft mir, wach zu bleiben und den Überblick zu behalten.

Schließlich erreichen wir den Austrittspunkt für den Warpsprung. Mit voller Gefechtsbereitschaft fallen wir in den Realraum zurück. Wir sind auf der anderen Seite des Systems herausgekommen und unsere Sensoren laufen auf Höchstlast. Fünf Welten umkreisen den Pulsarstern. Nur Karmesin-Trost ist bewohnt. Die Bewohner wohnen in Biosphärensiedlungen auf der Oberfläche, die weit auseinander liegen. So bleibt jede Gruppe unter sich. Wir können keine weiteren Raumschiffe orten. Trotzdem halte ich volle Gefechtsbereitschaft aufrecht. Qualvoll vergehen die Stunden. Colette rollt ein weiteres Mal ihr kleines Servicewägelchen heran und gießt mir lächelnd eine Tasse Rekaf ein, als es den ersten Kontakt gibt.

"Kontakt! Unbekanntes Raumschiff vor uns in Schleichfahrt! Entfernung 0,8 Megaklicks voraus abfallend!"
"XO! Geben sie Alarm! Auditor Primus Nephlim, wir identifizieren uns und verlangen das Gleiche von ihnen.", befehle ich und nippe an meiner Rekaftasse, das Getränk ist warm und mit einem Schuss Amasec gewürzt. Meine kleine Colette weiß einfach, was ich brauche. Ich nicke ihr dankbar zu und sie huscht etwas verängstigt ob der Hektik auf der Brücke zurück in ihren Bereich.
"Unser Funk wird gestört! Wir bekommen keinen Kontakt.", meldet der Funkoffizier Auditor Primus Nephlim, ein stark mit technischen Komponenten modifizierter Mann.
"Weiterer Kontakt! Unbekanntes Raumschiff auf ein Uhr 0,7 Megaklicks leicht abfallend. Korrigiere! Zwei weitere Impulse sind auf dem Schirm, beide aufsteigend, Lord-Kapitän!" Tatsächlich tauchen nun vier Markierungen auf dem Taktischen Holodisplay vor mir auf. Sie haben einen Fächer gebildet, der größte Punkt ist direkt vor uns, einer links davon, zwei rechts. Die kleineren Punkte legen es darauf an, uns zu überflügeln. Der große Punkt ist inzwischen als eine Fregatte identifiziert worden.
"Achtung! Fregatte feuert!" Damit wären die Absichten wohl auf dem Tisch. Allerdings sind es keine Eldarschiffe, sondern menschliche. Makrokanonengeschosse fliegen auf uns zu, verfehlen aber die "Audacia" wie die darauf folgende Lanze.

"Feuer erwidern! Konzentriert Euch auf die Fregatte!" Die "Audacia" schwenkt nach links ab, um die Fregatte in den Bereich der Breitseite zu bekommen. Leider sind wir zu langsam und feuern erst mal mit der im schwenkbaren Turm gelagerten Lanze im Titanschmiedeschema, welche trifft, aber nur temporär ein Schild der Fregatte zum Erlöschen bringt. Mit den neuen Sonnenfeuerlaserbatterien geben wir eine Breitseite auf den rechts neben der Fregatte befindlichen Zerstörer ab, der in Reichweite und Richtung unserer Geschütze ist. Augenblicklich steigt die Temperatur an Bord des ganzen Schiffes durch die gewaltige Abwärme der Makrokanonen. Die Strahlen treffen gut und sorgen für einige Zerstörungen am Rumpf des Zerstörers. Ein Kompliment an die Feuerleitstelle unter dem Kommando von Magister Militaris Ares. Die anderen beiden Schiffe scheinen schwer bewaffnete Transporter zu sein, die nun ebenfalls wie der Zerstörer das Feuer auf uns eröffnen. Eine Salve des rechts außen stehenden Transporters schlägt in den Rumpf ein und sorgt für ein paar äußerst oberflächliche Beschädigungen. Zum Glück passiert nichts Schlimmeres. Weitere Geschosse prasseln auf die "Audacia" ein, hinterlassen aber nur oberflächliche Kratzer an der Außenhülle. Die "Audacia" ist eben gut gepanzert und hält diesen Kalibern noch gut stand.

Die Fregatte verringert stark ihre Geschwindigkeit und feuert mit allem was sie hat auf uns. Diesmal sind die Beschädigungen schlimmer. Es gibt mehrere starke Erschütterungen, Colette schreit quietschend auf, kann sich aber in ihrer Servicenische auf den Beinen halten. Mehrere Abwehrtürme werden zerstört, Es kommt zu einem Vakuumeinbruch im Steuerbordbereich. Dutzende von Warnrunen leuchten auf. Das sieht nicht gut aus, dass sieht ganz und gar nicht gut aus. Thronverdammt!
 
Position:
System Karmesin-Trost
"Audacia"
Brücke
Zeit: 4 758 783.M41

Ich lasse die "Audacia" weiter Fahrt aufnehmen und wir kreuzen an der Fregatte vorbei. Ein weiteres Summen durchströmt das Schiff und die Sonnenlaser heizen der Fregatte ordentlich ein. Leider gehen die Lanzen fehl. Trotzdem hinterlässt die Lasersalve massive Schäden auf der feindlichen Fregatte. Das hat gesessen. Nach und nach trudeln die ersten Verlustmeldungen über Boten ein. Es sieht nicht gut aus. Der linke Transporter erwidert unser Feuer, seine Salven treffen die "Audacia", dringen aber nicht durch die massive meterdicke Seitenpanzerung. Der andere Transporter und der Zerstörer manövrieren sich in bessere Schusspostionen. Aber wir sind erst mal ihrem Todesfächer entkommen. Sie mögen zwar zahlenmäßig überlegen sein, aber die Transporter sind zu schwach bewaffnet, um die Panzerung der "Audacia" wirklich durchdringen zu können. Die Fregatte ist schwer angeschlagen und blutet Sauerstoff. Deutlich ist zu sehen, dass mehrere Brandherde auf der Fregatte aufgeflackert sind. Allerdings hat auch die "Audacia" schon einiges abbekommen. Noch ist die Lage etwas unklar, aber die Schadenskontrolle arbeitet auf Hochtouren. Die letzten Trainingseinheiten zur Feuerbekämpfung machen sich bezahlt und die Teams arbeiten sich routiniert zu den Brandherden vor. Die feindliche Flottille dreht bei, um uns weiter unter Feuer nehmen zu können. Wir schwenken ebenfalls auf Feuerlinie ein und beharken weiter die Fregatte. Inzwischen ist die Temperatur auf dem ganzen Schiff um fünfzehn Grad gestiegen und auch die äußerst effektiven Sonnenlaserbatterien heizen nicht nur dem Feind weiter ein.

Die Fregatte erwidert das Feuer, aber ihre Feuerleitstelle scheint in Mitleidenschaft genommen worden zu sein und ihre Salven rauschen deutlich an uns vorbei. Die gesamte feindliche Flottille nimmt nun Fahrt auf und setzt sich vom Schlachtfeld ab. Die Hunde fliehen! Die Fregatte ist schwer beschädigt und wird es vermutlich nicht mehr lange machen. Auch die "Audacia" hat einiges abbekommen. Wahrscheinlich sind mehrere tausend Besatzungsmitglieder gefallen. Ich könnte sie einfach entkommen lassen, aber sie haben diesen Krieg angefangen, unprovoziert und aus dem Hinterhalt, diese Beleidigung und Hinterlist kann ich nicht dulden. Das schreit nach Vergeltung. Hier gilt es sich einen Ruf aufzubauen, sonst fällt jeder Pirat der Weite über mich her.

"Wendemanöver! Verfolgt die Hunde und schickt sie zur Hölle!", gebe ich den Befehl und stelle fest, dass ich einen Teil meines Rekafs verschüttet habe. Meisterin Puppila legt die "Audacia" in eine so enge Rechtskurve, dass die Struktur des Schiffes deutlich knirscht. Eine weitere Erschütterung durchläuft den leichten Kreuzer, als die Triebwerke auf Höchstlast hochfahren. Die Fregatte ist schwer beschädigt und trotz Schleichfahrt sind ihre Emissionen zu verräterisch. Schon bald haben wir sie geortet. Wir beginnen zu kreuzen und eröffnen das Feuer auf den Flüchtling. Ich würde ihn ja gerne zur Aufgabe auffordern, aber unsere Funksysteme sind immer noch geblockt und ich könnte wetten, dass es nicht diese Piraten sind, welche die Systeme lahm legen. Obwohl wir Menschen vor uns haben, bin ich sicher, dass es die verdorbenen Eldar waren, die sie aufgehetzt haben. Jetzt bin ich wirklich sauer. Diese verdammte kleine Eldarschlampe wird für dieses Schlamassel büßen! Da hat sich gerade jemand für einen kleinen Weltraumspaziergang ohne Raumanzug qualifiziert. Es ist das Schicksal des Xenos, dass es getötet wird.

Unsere Makrogeschütze liegen gut, leider geht die Lanze im Titanschema mal wieder vorbei. Mich würde es nicht wundern, wenn an der Zielkalibrierung etwas verändert wurde. Die Fregatte wird schwer getroffen. Sie legt sich zur Seite und wendet.

"Achtung! Ausweichmanöver! Auf Einschlag vorbereiten!", befehle ich, als ich die Absichten des Gegners deute. Mein schönes Schiff! Diese verdammten Bastarde! Die "Audacia" ist zu schwerfällig, um noch ausweichen zu können, auch wenn Meisterin Puppila das Schiff noch so drehen kann, dass die starkgepanzerte Frontseite nun aufragt. Das feindliche Schiff passiert unseren Schirm und kurz darauf kracht die Fregatte in die "Audacia". Es gibt einen gewaltigen Knall, Adamantium knirscht und ein Stoß durchläuft das Schiff. Dutzende von Warnrunen leuchten auf. Die Fregatte zerbricht an der über zwanzig Meter dicken Frontpanzerung der "Audacia" wie ein Ei, das aus zwei Meter Höhe auf den Boden fällt. Trümmer von der Größe von Habs wirbeln an uns vorbei. Darin leben bestimmt noch Besatzungsmitglieder. Und auch mag sich noch der eine oder andere brauchbare Gegenstand darin befinden. Ich wäge kurz ab, die restlichen Schiffe zu verfolgen oder die Position zu halten. Nach sieben Herzschlägen treffe ich meine Wahl.

"Stoppt die "Audacia"! Rettungsmission einleiten! Passt auf die restlichen Schiffe auf!" Ich habe viele gute Leute verloren, vielleicht kann ich ein paar ersetzen. Die "Audacia" dreht bei und Rettungsteams verlassen das Schiff. Auch hier gibt es viel zu tun. Ich koordiniere die Feuerbekämpfung, die schnell unter Kontrolle ist und sorge dafür, dass die Verwundeten gut versorgt werden. Die Schlimmsten noch rettbaren Fälle werden einfach eingefroren und dann später behandelt, wenn die notwendige Zeit vorhanden ist. Die feindliche Flottille ändert ihren Kurs auf den nächst möglichen Sprungpunkt und springt dann nach drei Stunden auch in den Warpraum. Von denen haben wir nichts mehr zu befürchten. Nach und nach kommen die aus den Trümmern der Fregatte geretteten Gefangenen an Bord, die erst mal eingesperrt werden. Zwischenzeitlich will ich mich um die verdammte Eldar kümmern, aber ihre Kabine ist leer, nur eine weiße Maske hat sie zurück gelassen. Miststück! Auch ihre Ausrüstung hat sie aus dem Sicherheitslager an sich genommen. Soweit zum Thema Sicherheit an Bord dieses Schiffes. Thronverdammt!

Ich habe genug andere Probleme und ignoriere erst mal dieses Problem. Ich lasse die Trümmer als mein Eigentum zur späteren Ausschlachtung markieren, dann nehmen wir wieder Fahrt auf. Nach drei weiteren Stunden erreichen wir den Orbit von Karmesin-Trost. Das Interkom geht inzwischen wieder einwandfrei und ich halte eine kurze Ansprache, wo ich die Tapferkeit der Besatzung lobe und unseren ersten Sieg über eine Piratenbande verkünde. Inzwischen hat sich herausgestellt, dass wir von menschlichen Piraten der Fregatte "Falkenklaue", die unter dem Kommando eines gewissen Lickward der Einäugige gestanden hatte, überfallen worden waren. Die Piraten haben wohl einen Tipp aus mysteriöser Quelle bekommen, hier auf fette Beute zu warten. Ich kann mir denken, dass dies wohl von hinterhältigen Eldar inszeniert worden war. Nicht mal ein totes Xenos war ein gutes Xenos! Oh, wie ich sie hasse!
 
Die Audacia ist zwar ein leichter Kreuzer, aber von Grund auf ein Exploratorschiff und damit kein primäres Kriegsschiff. Leichte Kreuzer sind so schon eher Langstreckenaufklärer, keine Linienkampfschiffe. Und da vieles in der Audacia eher dem Handel und einem weitgehen autarken Betrieb gilt, ist sie einem Verband in einer solchen Konstellation gerade so gewachsen.

Position:
System Karmesin-Trost
Orbit über Karmesin-Trost
"Audacia"
Brücke
Zeit: 4 759 783.M41

Leider ist unser Funk immer noch gestört, so dass wir keinen Kontakt mit dem Boden herstellen können. Wir fliegen die Kuppel an, welche Alophus Leyfield I gehört. Die Sensoren zeigen massive Zerstörungen an und auch visuell ist deutlich zu sehen, dass die Kuppel zerstört wurde. Die Gebäude sind abgebrannt und es befinden sich Ansammlungen gepanzerter Kettenfahrzeuge innerhalb der Trümmer. Da scheint jemand einen massiven Bodenangriff gestartet zu haben. Landungsschiffe oder dergleichen sind nicht auszumachen.

"Sieh, Bruder, sieh! Was du mir angetan hast, habe ich nun ebenfalls getan. Alles was du je geliebt hast, ist verbrannt und zu Asche geworden. Deine Frauen, deine Kinder! Alles Asche im Wind. So du mir, so ich dir!", brüllt die schon bekannte Stimme des verstorbenen Lordprotektor Calvus Leyfield von Sephrem aus dem Interkom. Es dauert nicht lange, bis ein äußerst hysterischer Alophus auftaucht und eine Bestätigung verlangt. Der Kerl ist nun wirklich mit den Nerven am Ende. Fast könnte er einem Leid tun.

"Wie ist das nur möglich!", schluchzt er, als er die Zerstörungen mit eigenen Augen sieht. "Niemand außer meinen Leuten weiß doch davon! Wie können sie meine Familie gefunden haben? Ich war so vorsichtig, hab meine Geschäfte immer außerhalb getätigt. Niemand kann diese Spur bis hierher zurück verfolgt haben!" Die Sache sieht von oben betrachtet wirklich nicht gut aus. Alles ist zerstört, das kann niemand bei diesen Umwelteinflüssen überlebt haben. Außer den Kuppeln sind die Lebensbedingungen absolut feindlich für Menschen und man stirbt innerhalb weniger Minuten. Aber es macht keinen Sinn, dass sich noch Panzer darin befinden.

"Vernichtet sie! Ich verlange, dass er ihr sofort Eure Makrokanonen auf die zerstörte Biosphärenkuppel richtet und alles was sich noch darin befindet, verdampft!", brüllt mich der untersetzte Mann mit Tränen in den Augen an. Eine nachvollziehbare Reaktion für einen Mann mit solcher Vergangenheit. Und absolut vorhersehbar.

"Beruhigt Euch! Traut Euren Augen nicht! Ich bin sicher, dass, wer auch immer hinter diesen Attacken steckt, genau das erreichen will. Wäre das nicht eines Dramas würdig, wenn ihr jetzt den Befehl gebt und am Ende Eure eigene Familie auslöscht?", frage ich, nachdem ich zwei und zwei zusammen gezählt habe. Diese kleine Schlampe hat zu sehr auf ihrer billigen Theaternummer herum geritten, um mich hinter das Licht führen zu können. Da hätte sie subtiler vorgehen müssen. Ich habe keine Ahnung, wie Xenos diese Illusion herbeiführen, ob nun durch finstere Hexerei oder widerwärtige Xenostechnologie. Aber ich bin zu Neunundneunzig Prozent überzeugt, dass dies was wir hier sehen, nicht real ist.

"Ihr meint, dass dieser Anblick nicht real ist?", fragt er mich zaghaft.
"Ich bin mir dessen absolut sicher. Das ist nur ein Trick, um genau diese Reaktion hervorzurufen." Jemand hält mich für verdammt blöd und das wurmt mich gewaltig. Ein weiterer Punkt auf einer Liste. Diese verdammten Eldar sind zu weit gegangen. Zuerst haben sie ein paar Piraten in den sicheren Tod geschickt, nun dieses. Diese verdammten Xenos bilden sich ein, mich zu einem Mordwerkzeug machen zu können. Ganz abgesehen davon, dass heute viele gute Männer ihr Leben haben lassen müssen. Dafür werden diese hinterlistigen Eldar bezahlen, irgendwann, denn ich habe ein verdammt gutes Gedächtnis. Leyfield beruhigt sich und wir steuern die Hauptkuppel des Planeten an. Funken können wir immer noch nicht. Aber wir haben gigantische Scheinwerfer an Bord und morsen einfach mit Lichtsignalen nach unten und schildern unser Problem. Da wir nicht beschossen werden, verstehen die dort unten wohl unsere Botschaft. Ich befehle, dass unverzüglich mit der Ausschiffung der Passagiere begonnen wird. Ich lasse die Shuttles mehrmals nach Sabotage überprüfen und wähle das für Leyfield nach reinem Zufallsprinzip aus. Von wegen Schicksal und Rolle. Dieses Schiff ist keine Bühne und ich kein Schauspieler. Ich bin der verdammte Regisseur und lasse mich von Xenosschicksen nicht einfach manipulieren. Thronverdammt!

Mir fällt ein Stein vom Herzen, als Alophus wohlbehalten unten ankommt. Das waren jetzt schwer verdiente Throne. Und nachdem die zweite Welle von Bord geht, wird auch unser Funk nicht mehr gestört. Wahrscheinlich haben die Eldar das Schiff nun verlassen. Viel Spaß dort unten, ihr kleinen Xenosschlampen! Und wie ich vermutet habe, ist die Kuppel von Alophus Familie vollständig intakt. Um mich herein zu legen, hätte vielleicht die Eldar nicht so viel von Schicksal und Schauspiel schwadronieren sollen. Die Vernichtung der Kuppel auf Befehl von Alophus wäre eines Dramas würdig gewesen.

Nachdem die Passagiere von Bord gegangen sind, beginnt das Entladen des Gepäcks, das auch sehr umfangreich ist. Ich schicke meine Marketender nach unten, um die ersten Kontakte zu knüpfen. Ich bin nun seit über zwei Tagen ununterbrochen wach und es wird Zeit fürs Bett. Also schreite ich in meine Kabine und lasse mir von meinen Schätzchen aus der Rüstung helfen. Ich habe meinen ersten Sieg im Raumkampf errungen, einen wichtigen Passagier trotz aller Widrigkeiten abgeliefert und mich nicht von hinterlistigen Xenos vereinnahmen lassen. Das hat in mir einige Hormone freigesetzt und nun sind meine Konkubinen mal nach längerer Zeit wirklich richtig gefordert, denn ich habe einiges an Dampf abzulassen.

Gespielt am 07.07.2012
Spielleiter: Stefan
SC:
Flavion Conari Freihändler Rang 2
Althea Puppila Meisterin der Leere Rang 2
Bruder Obskurus Erleuchteter Astropath Rang 1
Yuri aka Lady Helmchen Navigator Rang 1
Ares Magister Militaris Rang 1
EP: 300
Besiegte Gegner:
Piraten Fregatte "Falkenklaue"
Beute:
4000 Gefangene
1 zerstörte Fregatte "Falkenklaue"

Gedanke des Tages
Holla! Unser erstes Raumgefecht. Teilweise war es ganz schön knapp, was da alles an uns vorbei gezischt, was der "Audacia" durchaus den Gar aus hätte machen können. Es war eine äußerst spannende Sitzung, die großen Spaß gemacht hat.
 
Persona Dramatis
Persona Dramatis

Personen von Wanderershafen und der Weite

Sebastian Winterscale - berühmt berüchtigter legendärer Freihändler, Entdecker von Winterscales Reich und seit Jahrhunderten verschollen.
Calligos Winterscale - amtierender Herrscher über Winterscales Reich, hatte eine Fehde mit Ravion Conari. Und einen heißen Krieg auf Lucins Odem mit Aspyce Chorda.
Aspyce Chorda - grausame Freihändlerin, die ihre Geschwister in Kryotanks eingesperrt hat. Hat einen ruinösen Krieg mit Calligos Winterscale um die Nephiumfelder auf Lucins Odem am laufen.

Personen von Karmesin Trost

Xanador Ral´Adun - Der Meister der Spiele von Karmesin Prime. Hat vor siebzig Jahren die Führung übernommen.
Jonquin Saul - berühmter und sehr reicher Freihändler, verfügt über die größte Flotte in der Koronus Weite.
Lord Havyland - bekannter Kontaktmann zur Söldner Bruderschaft.
Lady Silla Marati - Mutmaßliche Eldar Agentin, welche Lord Alophus töten will.
Lord Alophus Leyfield I von Sephrem - Untersetzer abgesetzter Diktator von Sephrem

Sebastian Winterscales Leute, die ein Stück seiner legendären Karte besaßen

1. Offizier Sedric Calva - ehemaliger XO von Winterscale, seine Karte haben wir schon
Magister Militaris Lorenzus von Ilberstein - dessen Nachfahren auf Lucins Odem residieren
Kapitän Ilidas Kim - in der Schlangenwiege verschwunden
Quartiermeisterin Ida Riverton - Ex Geliebte, Nachfahren leben auf Lilbarum
Navigatorin Greta Silvas - ihre Spur verliert sich auf der Gefängniswelt Maleziel

Crew der "Audacia"

SC:
Kapitän Flavion Conari Freihändler Rang 2 - Lordkapitän der "Audacia"
Solun Ares Magister Militaris Rang 1 - Ehemaliger Soldat der Imperialen Armee und nun amtierender Waffenmeister der "Audacia"
Althea Puppila Meisterin der Leere Rang 2 - Junge dunkelhaarige Frau mit Pferdeschwanz, zweiter Steuermann.
Bruder Obskura Astropath Rang 1 - Laien Prediger und Erleuchteter Astropath
Yuri aka Lady Helmchen Navigator Rang 1 - junge Frau mit zu vielen Gelenken in den Gliedern

NSC
Obere Ränge und Abteilungsleiter

Oberst Kyrr - Neuer erster Offizier und XO
Seneschall Ilias von Braun - älterer Mann mit Stock
Maschinenseher Kyle Ademis - erster Techpriester der "Audacia", Thuleaner und stark modifiziert
Chorleister Lux Aquinus - Erster Astropath und Chorleiter der "Audacia"
Hauptmann Tessa Nimdock - Hauptmann einer Kompanie
Schiffsmeister Major Istran von Hellstett - Neuer Schiffsmeister
Materialmeister Leutnant Dominik von Hellstett - Neuer Materialmeister und Sohn von Istran
Scriptor Primus Horatius Codwell - Leiter der Librariumsgruft
Kapitän-Explorator Zathor Rak - Im Kryotank lagernder erster Kapitän der "Audacia"
Stabsarzt Hoffert, dem Obersten der Bordärzte
Doktor Melinda Adams - Ärztin an Bord der "Audacia"

Mittlere Ränge
Bootsmann Ottar Fellwind
Rika vom Licht der Erlösung - zirka 65 Jahre alter Missionar
Marketender Lloyd Carruthers - Fähiger Unterhändler, Angehöriger des Handelshauses Krynn
Marketender Koltan Terzius Bell, ein rüstiger Mann in den frühen sechziger, Ex-Separatist und ehemaliger Mitarbeiter der Kasballica Mission.
Hauptmann Greyfield - Überkorrekte Wachoffizierin
Leutnant Renard Exton - Zeremonienmeister der Brücke
Auditor Primus Nephlim - Oberster Funkoffizier und stark modifiziert

Das Gefolge von Flavion Conari

Bannerträger Braddock, trägt das persönliche Banner, Leibwächter, vierschrötiger Mann
Lexikanuseinheit OP3C
Gehilfin des Leibkoches Colette, schüchterne Rothaarige
Leibdiener Caine, weiser alter Mann und Vaterersatz für Flavion Conari
Konkubine Josephina, blonde Haare. Sie ist eine latente Psionikerin und sagt die Zukunft aus dem Tarot voraus.
Konkubine Carmina, schwarzhaariges Teufelchen.
Novus Conari - Flavions älterer Bruder, von Ravion veränderter Waffenservitor


Schiffe
"Audacia" - Flaggschiff der Adelsfamilie Conari, Leichter Kreuzer der Monitorklasse im Drehbankschema.
Ignes et Amnestia - berüchtigtes ehemaliges Schwarzes Schiff der Inquisition, an den Erzfeind gefallen.
Ruhige Gezeiten - Transporter, im Schlund nach Piratenangriff havariert und dann aufgegeben
Tochter der Leere - Raumschiff von Freihändler Renuka, Mitglied des Kasballica
Notwendige Ausgabe - Flaggschiff des Freihändler Joaquin Saul.

Orte
Der Schlund - Die einzig bekannte stabile Route durch die Warpstürme, welche den Calixissektor von der Koronusweite trennen.
Aufbruch - Station, welche die Sonne Furibundus umkreist, markiert den Ausgang des Schlundes, das Tor zur Koronusweite.
Koronus-Weite - Halosterne nördlich des Calixissektors und des Segmentum Obscurus
Scintilla - Hauptwelt der Golgenna Weiten und des Calixissektors
Tarsus - Makropole in Äquatornähe und Handelszentrum der Welt Scintilla
Damara - Bevölkerungsreichste Planet in der Weite. Großer Tempel des Drusus.
Karmesin-Trost - Vergnügungswelt
Maleziel - Gefängniswelt
Lucins Odem - bekannt für seine Nephiumminen

Fraktionen
Kasballica Mission - großes Syndikat, welches in der Weite und im Calixissektor agiert
Handelshaus Krynn - Bankiers mit großem Einfluss, Ravion hat viele Schulden bei ihnen angehäuft
Kult des Inneren Auges - Häreteks auf Aufbruch beheimatet

Kapitel 9
Wer wagt, gewinnt!

Position:
System Karmesin-Trost
"Audacia"
Brücke
Zeit: 4 760 783.M41

Die Passagiere sind nun endlich komplett mit Gepäck und ihrem Gefolge vom Schiff. Nichts darf zurückbleiben, könnte ja sonst was für eine hinterhältige Xenosteufelei sein. Es wurmt mich, dass die Eldaragentin entkommen konnte, da sie mir ziemlich viel Ärger bereitet hat. Die Verlustmeldungen werden stündlich aktualisiert, aber es sterben kaum noch Verwundete. Alle Totgeweihten haben ihren Kampf schon verloren und die, die bis jetzt durchgehalten haben, sind wohl über den Berg. Trotzdem schmerzt mich jeder Verlust eines Besatzungsmitgliedes. Wir haben gewonnen, aber der Preis war hoch. Zum Glück gibt es durchaus Möglichkeiten, auf Karmesin-Trost Personal zu rekrutieren. In Karmesin Prime gibt es eine ergiebige Sklavenproduktion, wie mir Caine berichtet. Aber Hauptsächlich ist Karmesin Prime für sein Spielcasino bekannt oder besser gesagt berüchtigt. Hier haben ganze Planeten den Besitzer gewechselt und Milliarden von Leben wurden verspielt. Auch gibt es besondere Spiele, die nur wenigen Auserwählten offen stehen.

Ich war nie wirklich eine Spielernatur, die sich auf Glück verlässt. Ich mag Spiele, wo es um Strategie oder Psychologie geht. Ich spiele gerne Königsmord, hauptsächlich gegen Caine, der ein wahrer Meister darin ist und mich nie gewinnen lassen würde, was ich sehr an ihn schätze. Auch meine Konkubinen sind gute Spielerinnen bei Königsmord, auch wenn ich bei ihnen nicht sicher bin, dass sie mich nicht ganz knapp gewinnen lassen, um mir eine Freude zu machen. Auch Kartenspiele, wo man bluffen kann und durch die Reaktion der Spieler einen Vorteil erringen kann, sind mein Ding. Mit etwas Mathematik, Strategie und Psychologie kann ich recht gut gewinnen. Was ich absolut hasse sind Spiele, die zu sehr von Glück bestimmt werden. Caine hat mir die Taktik mit kleinen Kampfeinheiten mit einem Spiel mit kleinen bemalten Figuren von einer Manufaktur mit den Namen Spielwerkstatt beigebracht, wo Würfel zu viel entscheiden. Ich habe immer sehr viel Pech mit den Würfeln gehabt. Wo ich niedrig Würfeln sollte, kamen hohe Ergebnisse, wo hohe Würfe wichtig waren, kamen dann die niedrigen. Statistisch war das der Ausgleich zur Unzeit. Deswegen war ich ein eher selten gesehener Gast in Spielcasinos auf Scintilla und dort gibt es einige davon. Aber hier ist ein unabdingbares Muss, dieses Casino aufzusuchen, da dort die wirklich wichtigen Geschäfte gemacht werden. Gefällt mir gar nicht, aber da muss ich wohl durch.

Also werfe ich mich in Schale, meine Konkubinen freuen sich wie kleine Mädchen, als sie mich wie eine Anziehpuppe behandeln dürfen. Manche Leute behaupten ja, Männer würden auf dem Niveau von Sechsjährigen verharren und nur Frauen würden wirklich erwachsen werden. Aber manchmal habe ich das Gefühl, dass meine beiden Gespielinnen auch nur sechs Jahre alt sind und mich als übergroße Anziehpuppe betrachten, die sich möglichst oft umziehen muss, damit sie mich neu ausstaffieren können. Nun ja, jedenfalls können meine Konkubinen mal wieder einen Teil ihrer überaus kostspieligen Garderobe präsentieren. Auch wenn ich mir wieder im Angesicht eines überquellenden Wandschrankes anhören muss, dass sie ja rein gar nichts Modisches zum Anziehen haben. Versteh mal einer diese Frauen! Thron!

Mit einem Guncutter fliegen wir zur Oberfläche des roten Planeten. Die Oberfläche ist von roten Wüsten bedeckt, die als toxisch gelten. Ob durch Umweltverschmutzung oder anderen Gründen ist nicht bekannt. Karmesin Prime besteht aus zwei Städten, die übereinander gebaut sind. Auf dem Erdboden befinden sich weitläufige primitive Komplexe, die durch keine Habkuppel abgeschirmt sind. Gewaltige Stelzen tragen die eigentliche Stadt, die so weit über der Planetenoberfläche schwebt. So ähnlich ist Tarsus aufgebaut, nur um ein vielfaches Größer. Diese Miniaturmakropole hat vielleicht zwei Millionen Einwohner und ist damit die größte Siedlung auf Karmesin-Trost. Der obere Bereich ist durch gleich zwei Habkuppeln abgeschirmt. Unter der großen Kuppel befindet sich eine Gartenlandschaft, auf der verschiedene kleine Anwesen und Gebäudekomplexe, die als Hotels und Casinos dienen, stehen. Unter der zweiten Kuppel befindet sich die Residenz des Besitzers dieser Stadt, das Haus des Meisters der Spiele.

Früher war dies ein Zentrum der fleischlichen Lust, wo jede Art von Vergnügen gefunden werden konnte. Aber vor siebzig Jahren gab es einen Wechsel in der Führung und der jetzige Herrscher fokussierte sich auf den Spielbetrieb. Zerstreuungen jeder Art gibt es immer noch, aber das Ambiente ist nun doch gänzlich ein anderes. Der Guncutter landet auf einer Landeplattform, die in einen Hangar gezogen wird. Eine Ehrenformation aus zwanzig livrierten Sklaven nimmt Aufstellung und demütigt sich, als ich als erster das Flugdeck betrete. Ein grauhaariger Livrierter, dessen Haare bis zum Gesäß reichen, begrüßt mich im Namen seines Herrn auf Karmesin Prime. Ich bekomme eine knappe Einführung in die Verhaltensregeln und Gepflogenheiten des Casinos. Geschäfte werden während des Spieles gemacht und Risikobereitschaft wird hier gern gesehen. Die Botschaft ist, man ist hier nur wer, wenn man es sich leisten kann, riesige Summen zu verspielen. Und das ist eher gegen meine Natur. Ich kalkuliere lieber nüchtern, als mich gänzlich auf mein Glück zu verlassen. Auch bin ich ein eher schlechter Verlierer. Zu verlieren bedeutet, versagt zu haben. Und Versager braucht niemand in meiner Familie.

Unter der weitläufigen Parklandschaft unter der Habkuppel befindet sich das Casino. Es ist ein wahres Labyrinth aus kleineren und größeren Hallen. Hier und da gibt es Restaurants und Bars fürs Entspannen zwischen den Partien. Auch gibt es verschiedene Bereiche, die zur Entspannung der ganz besonderen Art dienen. Und natürlich gibt es Einkaufsbereiche. Profane Waren werden kaum angeboten, dafür quellen die Vitrinen mit exotischen oder Waffen berühmter Manufakturen über, welche von Meistern ihres Faches hergestellt worden sind. Auch Xenosartefakte gibt es zuhauf. Leider kann man die nicht einfach kaufen, sondern muss diese sich erspielen. Nun, dann bleibt mir wohl nichts anderes übrig. Thronverdammt!
 
Zuletzt bearbeitet:
Schön schön..das du gw einhebaut hast hat mich dann doch zum schmuntzeln gebracht 🙂

So kleine Ostereier müssen einfach sein. 😎

Ich hoffe er verzockt nicht zuviel seines guthabens?

Er nicht, dafür andere. 😱

Du verfolgst nicht zufällig die Serie Battlestar Galactica oder? Erkenne da einige Paralelen 😉

Rein zufällig schon. :lol:

Position:
Karmesin-Trost
Karmesin Prime
Casino
Zeit: 4 760 783.M41

Mein Gefolge und ich setzen uns an einen Tisch, wo man uns gut sehen kann. Sehen und gesehen werden ist eines der grundlegenden Elemente für Geschäfte auf dieser Welt. Und die Leute wollen sehen, dass ein Freihändler bereit ist, irrwitzige Summen zu riskieren. Ich stelle aber schnell fest, dass diese Art von Kartenspiel mir überhaupt nicht liegt. Neun Karten werden in drei mal drei Reihen im Quadrat in die Mitte gelegt. Jeder Spieler bekommt nach seinem Mindesteinsatz zwei Karten. Nun muss jeder sehen, ob es die Möglichkeit gibt, sie sinnvoll anzulegen. Sinnvoll bedeutet, dass man mindestens ein Paar bilden kann oder eine Reihe die gleiche Farbe hat oder dass sie eine Straße bildet oder einen Drilling. Oder einen Drilling mit Paar. Vier von einer Sorte ist fast am besten, nur getoppt von einer Straße in der gleichen Farbe. Ich bin aufgrund meines Amtes gezwungen, viel höhere Einsätze zu tätigen als meine Untergebenen, die mit großem Vergnügen ihren Lohn nach und nach verspielen. Manchmal gewinnen sie auch, aber besonders Solun Ares und Bruder Obskurus sind sehr einsatzfreudig. Solun verspielt dabei nicht nur sein jetziges Gehalt, sondern auch sein zukünftiges. Dummerweise gelingt es nicht, dass die anderen mich so unterstützen, dass ich mal gewinne. Nur Meisterin Puppila ist genug auf Zack, um meine Anweisungen in dem Code zu verstehen, den ich mit meinen Untergebenen ausgemacht habe. Während ich mich innerlich sehr über das unnötig verlorene Geld ärgere, mache ich eine halbwegs gute Figur dabei. Am Ende der Partie werden wenigstens Ares und Obskurus für ein besonderes Spiel am Abend eingeladen, wo es um besonders wertvolle Dinge geht. Der Meister der Spiele, Xanador Ral´Adun wird diese höchstpersönlich leiten. Ich übertrage ihnen einen Wertbrief, um die heutigen Verluste zurückzugewinnen und vielleicht noch ein paar meisterhafte Waffen zu erspielen. Oder ein anderes Artefakt, was gerade angeboten wird. Meisterin Puppila hat während der Partie ein Refraktorfeld gewonnen. Immerhin ein Erfolg, wenn auch äußerst teuer erkauft.

Ein weiterer Lichtblick ist, dass ich eine Einladung des berühmten und angesehenen Freihändlers Jonquin Saul erhalte. Er erwartet mich heute Abend auf seinem Flaggschiff, der "Notwendigen Ausgabe". Also kehre ich an Bord der "Audacia" zurück und meine Konkubinen ziehen sich für diesen Anlass ein weiteres Mal um, während ich anfangs nur den Mantel wechseln will. Aber meine beiden Mätressen bestehen darauf, mich ein weiteres Mal schick zu machen und meine Garderobe der ihren anzugleichen. Auf diesen Punkt legen sie sehr viel Wert und verschwenden viel Energie darauf, alles harmonisch aufeinander abzustimmen. Da Jonquin Saul als sehr gläubiger Mann mit einem strengen moralischen Codex gilt, haben sich meine Mädels für ein äußerst züchtiges Ensemble ohne Ausschnitt entschieden. Als Schmuckstücke tragen sie mit Diamanten besetzte Aquilas als Diadem und Halsschmuck. Das tragen sie normerlweise, wenn wir einen Gottesdient in der Kathedrale des Lichtes besucht haben. Meine Kleidung ist dementsprechend auch eher schlicht und ich trage eine Brosche in der Form eines Aquilas, in dessen Zentrum ein einziger großer roter Edelstein eingearbeitet ist, welcher den Körper des doppelköpfigen Adlers bildet.

Da auch Seneschall von Braun bei einem Exklusivem Spiel mitmacht, begleiten mich andere Marketender, meine Konkubinen, Meisterin Puppila und Lady Helmchen auf die "Notwendige Ausgabe". Das Schiff entpuppt sich als ein kleiner Transporter der Exchequer-Klasse von gerade nicht einmal drei Kilometer Länge. Zwei baugleiche Schiffe mit zehn Megabruttoregistertonnen flankieren das Flaggschiff. Es ist etwas stärker bewaffnet, aber für kaum ein Schiff in der Koronus Weite eine wirkliche Bedrohung. Da Joaquin Saul einer der reichsten Freihändler mit der größten Flotte ist, erstaunt mich die Wahl dieses Schiffes als Flaggschiff doch etwas. Allerdings gilt er auch als sparsame Krämerseele, welcher weniger Entdecker, sondern eher ein solider Händler ist und über einige Handelsrouten zu den Heidensternen verfügt. Deswegen hat er auch keinen besonders guten Ruf unter den anderen Freihändlern der Weite, weil ehrlicher Handel etwas ist, mit dem sich ein Mitglied unseres Standes nur im Notfall abgibt.

Das Empfangskomitee besteht aus gerade mal sechs gerüsteten Marineinfanteristen und einem Offizier in schlichter Uniform. Ich werde herzlich empfangen, aber ich habe doch etwas mehr Pomp erwartet. Das Ambiente des Schiffes ist äußerst einfach, auch wenn alles blitzblank sauber ist. Die Gänge sind eng und öfters mal müssen sich Besatzungsmitglieder an die Wand quetschen, um uns im Gänsemarsch passieren zu lassen. Wir werden durch einen Bereich geschleust, der eher wie eine kleine Stadt wirkt. Der ehemalige Laderaum ist mit heimeligen Promenaden durchzogen, an denen sich kleine Geschäfte, Garküchen mit bunt gedeckten Tischen und Wohnhäuser entlang ziehen. Kinder spielen fangen und Zivilisten flanieren. Wir erregen einiges an Aufmerksamkeit und eine Schar lärmender Kinder verfolgt uns neugierig.

"Sind das zahlende Passagiere?", frage ich erstaunt über diese entspannte Atmosphäre in diesem Bereich.
"Nein, das sind Besatzungsmitglieder auf Freischicht, Geschäftsleute, freie Händler und deren Familien.", erklärt mir der Offizier. Hier herrscht eine richtig familiäre Atmosphäre, die richtig wohltut. Schließlich verlassen wir die kleine Stadt inmitten des Schiffes und erreichen die Offiziersquartiere. Hier ist wenigstens etwas Prunk zu sehen. Jonquin Saul erwartet mich im offiziellen Empfangsbereich in Begleitung von sechs zivilen und einem militärischen Schiffsoffizier. Handels-Admiral Saul ist ein Mann mit langen grauen Haaren, einem sorgfältig gestutzten Vollbart und einem dunkelblauen Mantel, an dessen unteren Ecken ein silberner Aquila eingestickt ist. Ein kurzes Schwert baumelt an seiner Seite. Der Mann ist recht unscheinbar, strahlt aber eine Aura der Selbstsicherheit aus. Er begrüßt mich herzlich und stellt mir seine Leute vor. Im Gegenzug mach ich ihn mit meinen Begleitern bekannt. Anschließend führt er mich in einen freundlich eingerichteten Speisesaal mit blauen Tapeten, in denen ebenfalls silberne Aquilas abgebildet sind. Bilder mit Szenen aus den heiligen Schriften runden das Ambiente ab. Hier warten seine Mätressen, mehrere züchtig gekleidete Damen verschiedenen Alters. Wir beide setzen uns an der Ende der Tafel, unser Gefolge setzt sich gegenüber hin. In angenehmer Atmosphäre speisen wir zusammen und halten etwas Smalltalk zwischen den Gängen, die aus eher einfachen Gerichten, die trotzdem sehr wohlschmeckend sind, bestehen.

Saul ist im Bilde über meine letzten Unternehmungen und den Veränderungen, die ich auf der "Audacia" vorgenommen habe. Da sich das Schiff seit gerade mal einem terranischen Tag im Orbit über Karmesin-Trost befindet, ist er sehr gut informiert. Etwas zu gut, für meinen Geschmack. Wahrscheinlich hat der eine oder andere Passagier eifrig Daten gesammelt und sie hier gewinnbringend an den Mann gebracht. Oder einer meiner Offiziere hat aus dem Nähkästchen geplaudert. Zum Glück scheint er über die eher peinlicheren Details meiner letzten Unternehmungen im Unklaren zu sein, was mir nur zu Recht ist. Auf alle Fälle signalisiert er mir deutlich, dass er meine Reformen auf der "Audacia" gutheißt. Er kannte meinen Onkel und weiß, wie sehr dieser die "Audacia" und seine Besatzung vernachlässigt hat, weil er Winterscales Schatz nachgejagt ist. Da er auch dieses Detail kennt, muss er wirklich eine gute Informationsquelle haben.

Schließlich löst er die Tafel auf. Die Damen gehen ins Damenzimmer, wo sie es sich bei einer Tasse Tee auf flauschigen Sofas bequem machen können. Saul und ich ziehen uns mit je einem Berater ins Herrenzimmer zurück. Zwei bequeme Ledersessel gruppieren sich um einen runden Tisch aus dunklem Holz mit einem Aquila aus Elfenbein als Einlegearbeit. An den Wänden sind einige Bilder von bekannten und weniger bekannten Heiligen zu sehen. Jonquin gilt als ein frommer Mann des wahren Glaubens, der auch mal Pilger umsonst in die Weite transportiert. So was macht einen beim Adeptus Ministorum beliebt, bringt aber direkt keinerlei Profit. Wir stecken uns Zigarren an und paffen gemeinsam. Zum Trinken gibt es Amasec der berühmten Marke "Red Star Prime" im roten Label mit den drei goldenen Sternen. Ein wirklich exquisites Getränk, was ich an Bord der "Notwendigen Ausgabe" nun nicht wirklich vermutet hätte. Für unsere Berater gibt es bequeme gepolsterte Stühle, wo sie Platz nehmen. Ich beginne das Gespräch mit ein paar Fragen bezüglich der Zivilisten an Bord seines Schiffes. Er berichtet mir, dass Männer, die ihre Familie bei sich haben, viel ausgeglichener sind und es deswegen sehr wenig Reibereien gibt. Natürlich ist das bei militärischen Unternehmungen eher hinderlich, aber Jonquin verrät mir, dass er Kämpfen entweder davon läuft oder die Angreifer besticht. Mit seinem Reichtum im Rücken ist dies sicherlich eine für ihn praktikable Taktik. Für mich ist das aber weniger eine Option, da ich auch ein größeres Schiff mit einer starken Bewaffnung habe. Zum Davonlaufen ist die "Audacia" einfach zu langsam und zum bestechen fehlt mir das Geld. Ich bin zum Kämpfen und Siegen verdammt.
 
Position:
Im Orbit über Karmesin-Trost
"Notwendie Ausgabe"
Herrenzimmer
Zeit: 4 760 783.M41

Trotzdem sehe ich die Vorteile einer solchen Ansiedlung auf einem Schiff. Ich wäre gezwungen, die Zivilisten einem militärischen Drill zu unterwerfen und Schutzbereiche für sie einzurichten, wo sie sich im Falle eines Gefechtes geordnet hinbewegen müssten. Männer die ihre Lieben beschützen, kämpfen härter und ziehen sich nur nach schwersten Verlusten zurück. Auf lange Sicht dürften die Vorteile überwiegen. Ich bin sicher, dass Männer und Frauen auch sorgfältiger arbeiten, wenn sie die "Audacia" nicht nur als Arbeitsplatz, sondern als ihre Heimat betrachten. Es gibt durchaus Familien auf der "Audacia", aber eben keine Infrastruktur aus Geschäften, Scholas und was sonst noch für eine funktionierende Gemeinde notwendig ist wie auf der "Notwendigen Ausgabe". Je länger ich mich mit Joaquin darüber unterhalte, desto eher bin ich geneigt, etwas Ähnliches auch auf der "Audacia" anzustreben. Allerdings nicht sofort, sondern als Projekt für später merke ich mir das mal vor.

Aber schließlich beginnt der Handels-Admiral, diesen offiziell nicht existierenden Rang hat er sich kurzerhand selbst verliehen, über geschäftliche Dinge zu reden. Er hätte drei detaillierte Berichte von Prospektoren über bisher noch unerschlossene Systeme zu verkaufen. Zwar alle ohne Lebensformen, aber doch reich an Rohstoffen. Wir beginnen eine zähe Verhandlung, tauschen Argumente aus und einigen uns schließlich auf den erstgenannten Preis. (Jeder hatte fünf Erfolgsränge)

Dann reden wir noch über verschiedene Themen, welche die Weite betreffen. Der Krieg zwischen Calligos Winterscale mit Aspyce Chorda auf Lucins Odem um die Nephiumvorkommen ist zum Patt verkommen, keine der beiden Seiten kommt zurzeit voran. Jemand mit dem Mut zur militärischen Intervention könnte etwas Bewegung in den Konflikt bringen. Ein verlockender Gedanke. Besonders da wir uns sowieso irgendwann mit Calligos Winterscale gut stellen müssen, um in seinem Reich unbehelligt nach den Schatzkarten fahnden zu können. Auf dem Rückweg wollten wir sowieso mal vorbei schauen. Würde sich also anbieten.

Auch sonst ist Jonquin sehr gut über die Weite und was darin vorgeht informiert. Ich bekomme sehr viele wichtige Informationen während des Geplauders so umsonst heraus. Das war ein wirklich ergiebiges Treffen mit einem Mann meiner Wellenlänge. Manch einer der anderen Freihändler mag auf ihn herabsehen, weil er eher ein Krämer als ein wagemutiger Abenteurer ist, aber er ist ein angenehmer Zeitgenosse, der seine Leute nicht unnötig schindet. Wir verabschieden uns in Freundschaft und mit gegenseitiger Sympathie. Das war mal ein Mann, mit dem ich gerne Geschäfte mache. Inzwischen sollte auch das besondere Spiel, an dem Magister Militaris Ares und Bruder Obskurus teilgenommen haben, vorbei sein. Ich hoffe, sie haben nicht alles verspielt.

Wir landen auf der oberen Fläche von Karmesin Prime und flanieren zu unseren Quartieren. Viele der adligen Passanten sehen uns etwas seltsam an und mir wird schnell klar, dass meine Leute wohl nicht gewonnen haben. Sie haben wahrscheinlich das Vermögen vollständig verspielt, was ich ihnen für den heutigen Abend überlassen habe. Ich treffe sie im großflächigen Wohnbereich unseres Quartiers in einem herrschaftlichen Anwesen an. Die Einrichtung ist exquisit und könnte durchaus auch in meiner Zimmerflucht im heimatlichen Familienanwesen in den untersten Ebenen von Tarsus stehen. So sehen wahrlich keine Sieger aus. Beide versuchen mir gleichzeitig zu erklären, was alles schief gelaufen ist. Letztendlich war es wohl Pech, dass sie alles verloren haben. Aber sie sind zum großen Wagnis eingeladen worden. Das große Wagnis ist ein geheimnisumwittertes Spiel mit großem Einsatz und größerem Gewinn. Die Teilnehmer, welche überlebt haben, schweigen sich leider aus, wie das Spiel genau abläuft. Der Einsatz ist wohl das eigene Leben und der Gewinn wäre einen Kaperbrief, den einst dem Haus Chorda gehört hat. Heute wird das Haus Chorda von der als äußerst grausam geltenden Aspyce Chorda geführt.

Aspyce ist mit elf Jahren der imperialen Flotte beigetreten und hat sich von einer Kadettin bis zur Kapitänin hochgearbeitet. Sie galt als brutal und korrupt. Wegen letzterem ermittelte das Flottenkommisariat gegen sie. Aber sie kam einer Verhandlung vor einem Flottengericht mit einem Abschied zuvor, denn ihr Vater verschwand mitsamt seinem designierten Erben in der Weite. Er wurde für tot erklärt und innerhalb der Familie brach ein brutaler Machtkampf um das Erbe des Hauses aus. Mit Hilfe von Söldnern beseitigte sie die zahlreichen Mätressen und Kinder ihres Vaters. Die legitimen Geschwister soll sie angeblich in Kryotanks gesteckt haben, so heißt jedenfalls in den harmloseren Versionen der Geschichte. In anderen Versionen bringt sie ihre Geschwister langsam und grausam um. Und in den abartigsten trägt sie deren Haut als Unterwäsche. Inzwischen ist ihr grausamer Ruf in der Weite allgegenwärtig. Die eine Hälfte hält sie für eine wahnsinnige Sadistin, die andere für eine sadistische Psychopathin. Und das ist nicht die Art von Gegner, die ich mir zum jetzigen Zeitpunkt wünsche. Über kurz oder lang kann es auch so durchaus zu einer Konfrontation kommen, wenn ich mich auf Calligos Seite schlage.

Mit diesem Kaperbrief kann ich ein zweites Schiff in meiner Flotte ganz legal aufnehmen und selbstständig agieren lassen. Aber da in der Weite die Imperialen Gesetze nicht wirklich gelten bzw. durchgesetzt werden, ist es nur ein Stück Papier, das etwas Rechtssicherheit gibt und Ärger mir Aspyce Chorda bedeutet. Kein Preis, für das ich das Leben meiner Leute wortwörtlich aufs Spiel setzen wollte. Etwas, was ich momentan gar nicht haben möchte.

Allerdings haben Magister Militaris Ares und Bruder Obskurus dieses Wagnis auf sich genommen und von diesem Spiel kann man nicht zurücktreten, wie mir Caine eifrig versichert. Ich habe ein verdammt mieses Gefühl dabei. Das kommt dabei raus, wenn man Leute unbeaufsichtigt etwas machen lässt. Nicht nur das Vermögen weg, sondern im Extremfall habe ich auch zwei wichtige Mitglieder meines Gefolges verloren. Und das für etwas, was mir eher Ärger als Gewinn einbringen wird. Ich bin nicht begeistert über diese Entwicklung und meine gute Laune verfliegt augenblicklich. Gedrückter Stimmung ziehe ich mich ins Schlafzimmer zurück und schaue grübelnd zu, wie sich meine Konkubinen ihrer umfangreichen Garderobe entledigen. So ein Kleid ist ein recht aufwendiges Kleidungsstück. Allerdings gelingt es den beiden mich schnell auf andere Gedanken zu bringen, denn das Glück liegt für einen Mann zwischen den Schenkeln einer geliebten Frau. Und wenn man zwei davon hat, hat man doppeltes Glück.