Und weiter gehts!
🙂
Es gibt eine überarbeitete Version vom letzen Teil, allerdings muss ich die grad erstmal finden Oo
Bis dahin - viel Spass mit dem neuen Teil.
So, Doc- is nun auch da, direkt mit dem neuen und dem alten, überarbeiteten Teil!
🙂
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Shanys, oder Maria wie sie für die Dauer ihres Einsatzes hieß, fluchte innerlich.
Diese verdammte, unwürdige Arbeit.
Fast hätte sie den Schraubenschlüssel gegen die Schottwand geschmissen, um ihren Unmut Luft zu machen, aber das hätte wiederum einer dieser kleinen Ratten mitbekommen und sie bei ihrem Vorgesetzen, dem hageren Ayk, verpfiffen. Und auf eine Standpauke, wie man sein Arbeitsmaterial zu behandeln habe, darauf hatte sie absolut keine Lust. Vor allem nicht von einem Typen, den sie unter normalen Umständen ohne mit der Wimper zu zucken mit ihren bloßen Händen umbringen könnte.
So gab die Frau, um ihr Gesicht weiterhin zu wahren, einfach nur ein deutlich hörbares Murren von sich. Sie brauchte diese Tarnung, denn sie wusste nicht, wann genau der Feind zuschlagen würde, und so war es einfacher, in dieser Rolle zu bleiben, als sich die ganze Zeit auf dem Schiff zu verstecken oder immer wieder neue Identitäten anzunehmen. Ihr wurde zum ersten Mal bewusst, wie wenig erstrebenswert ein Leben als eines der kleinsten Zahnrädchen im Getriebe des riesigen Molochs der Kriegsmaschinerie des Imperiums war. Um nichts in der Welt würde sie tauschen wollen – Shanys war froh und stolz, ein ultimatives Werkzeug der Vernichtung zu sein.
„Guck nicht so, sondern mach lieber deinen eigenen Scheiss ansonsten komm ich rüber und ramm dir den Schraubenschlüssel quer in deinen Arsch!“ pflaumte sie den Arbeiter an, der ebenfalls mit ihr in diesem Abschnitt war.
„Is ja gut Maria, beruhig dich mal wieder ...“ brummelte der Angesprochene, hob entschuldigend die Arme und wandte sich dann wieder kopfschüttelnd seiner Arbeit zu.
Mit einem tiefen Seufzer lehnte sich die Assasine gegen die Schottwand hinter sich, schloss die Augen und strich sich mit ihren ölverschmierten Fingern eine der schweißnassen Strähnen hinter das Ohr. In solchen Momenten erinnerte sie sich immer wieder daran, wie sie von Inquisitor Hyjale damals diesen Auftrag bekommen hatte.
Damals, vor 3 Monaten ...
Geschmeidig wie ein andorianscher Yanglo schlich sie sich ohne auch nur ein einziges Geräusch zu verursachen durch die Lüftungsschächte des Schiffes. Der Plan des Kreuzers wurde ihr vor das linke Auge projiziert, so wusste sie genau, welchen Weg sie zu nehmen hatte; sie konnte sich nicht verirren. In seiner versteckten Botschaft hatte Hyjale sie darauf hingewiesen, das sie unbemerkt an Bord des Schiffes kommen sollte und sich ebenso unentdeckt Zugang zu seinem Quartier verschaffen sollte. Er würde sie erwarten. Nur deswegen kroch sie nun in dieser zwei Fuß mal zwei Fuß großen Sardinenbüchse rum.
Andererseits war die Infiltration eines imperialen Schiffes eine leichte Übung.
Aber – was wollte der Inquisitor von ihr? Unzählige Einsätze hatte sie immer zur vollsten Zufriedenheit ihrer Auftraggeber zu Ende gebracht und keins ihrer Opfer war ihr jemals entkommen. Ihre Statistik war einwandfrei und makellos. 100% purer Erfolg. Was wollte der alte Mann von ihr? Eine Rüge war kaum möglich, man konnte sie nicht kritisieren, es gab keinen Anlass dazu. Vor allem würde die Zurechtweisung nicht von einem Inquisitor kommen, sondern von einem ihrer Vorgesetzten innerhalb des Officio Assasinorums. Was wollte er also von ihr? Ihren Auftrag hatte sie bereits erhalten. Was wollte er? Diese Frage ging ihr immer wieder und wieder durch den Kopf.
Laut Lageplan war das Quartier direkt unter ihr. Geräuschlos entfernte sie das Lüftungsgitter und schlang ihrem filigranen Körper durch die geschaffene Öffnung. Mit katzenartigen Reflexen sprang sie in den sich bietenden Schatten und wurde eins mit ihm.
„Ihr habt nach mir verlangt, Sir?“ flüsterte sie leise, nachdem sie ihre Umgebung lange genug observiert hatte um sicher zu sein, dass die beiden alleine waren.
„Ah, Shanys. Es freut mich, dich zu sehen. Sie haben also wirklich die Beste geschickt. Das freut mich.“
Der alte Mann stand wie eine Statue mit verschränkten Armen vor dem Panoramafenster, das einen unglaublichen Blick hinaus ins Weltall ermöglichte. Man hatte fast das Gefühl, man würde zwischen den Sternen schweben. Das einzige Merkmal, welches auf sein Alter hinwies, war sein schütteres, weißes Haar, welches er seit jeher kurz geschnitten trug. Ebenso wie sein Kurzhaarschnitt war der makellos gepflegte Backenbart sein Markenzeichen. Die Assassine gesellte sich ohne ein Geräusch zu verursachen neben den Hünen, der sie um mindestens zwei Köpfe überragte und merkte erste jetzt, welch imposante Aura von diesem Mann ausging. Stärke, Kraft und Ehre. Aber auch Wahnsinn. Und genau das machte ihn so gefährlich .. und erfolgreich.
„Es freut mich auch euch zu sehen, Sir.“ Floskeln, gespielte Freundlichkeit – das konnten sie beide sehr gut. Denn eigentlich interessierte das Wohlbefinden des jeweils anderen wohl keinen von beiden. Aber das sprach man natürlich niemals offen aus.
Mit einem leisen, fast hinterhältigen Lachen klopfte der Mann mit dem gepanzerten Handschuh seiner rein weißen Rüstung mit den roten und goldenen Ornamenten auf ihre Schulter, ohne aber den Blick ihr zu zuwenden.
„Du fragst dich wohl, warum ich dich habe herkommen lassen, richtig Shanys?“
„Das stimmt Sir. Das Officio hat den Auftrag genehmigt und ich soll ihn ausführen.“ antworte die wortgewandte Frau selbstsicher.
In einer andächtigen Geste faltete der Alte seine Hände zusammen und legte sie an ihre Lippen. Dann – zum ersten Mal – wand er den Kopf zu ihr rüber und lugte auf die Frau nieder. Er schien sie förmlich zu durchbohren mit dem Blick seiner kalten, eisblauen Augen. In ihnen funkelte etwas Seltsames, etwas Gefährliches. Innerlich spannte sich Shanys an. Irgendetwas war faul.
„Mein Kind, du weißt, dass ich schon länger auf der Jagd nach einem ganz besonderen Individuum bin.“
Stumm nickte die Angesprochene. Natürlich wusste sie das. Jeder wusste es. Hyjale war für seine Besessenheit, den Dämonenprinz K’n-Yan zur Strecke zu bringen bekannt. Und das schon seit über 60 Jahren. Was genau vorgefallen und Auslöser für diese Begierde war wusste keiner; oder aber es sprach einfach mal wieder niemand darüber. Shanys jedenfalls konnte nicht sagen, was passiert war. Sie hätte aber zu gerne gewusst, was genau für seine Obsession verantwortlich war. Zudem Hyjale, wenn sie den Erzählungen Glauben schenken durfte, schon immer ein Extremist gewesen war er. Der alte Mann verengte die Augen zu kleinen Schlitzen, ehe er eine Oktave leiser weiter sprach.
„Wenn mir die letzen Jahre eins gezeigt haben, dann die Tatsache, das wir diese verschlagene Ausgeburt der Hölle nicht unterschätzen dürfen. Die Chance, dass ich ihn mit meinen eigenen Händen erlegen kann ist, und das muss ich schweren Herzens leider feststellen, verschwindend gering; jedenfalls wenn ich nicht die nächsten 50 Jahre auf einen Fehler seinerseits spekulieren will.“
Er löste die gefalteten Hände voneinander und legte eine wieder auf ihre Schulter, drückte sie danach sanft, fast väterlich.
„Das ist der Moment, in dem du ins Spiel kommst, mein Kind. Ich wollte dich haben, weil du die beste Kandidatin bist, die für so einen Auftrag in Frage kommt. Keiner dieser einfältigen Ketzer wird dir widerstehen können!“
Mein Kind? Mit hochgezogener Augenbraue blickte sie zu dem alten Mann hinauf, sprach aber kein Wort.
„Das Officio hat zwar deinen Einsatz autorisiert, aber die Missionsparamter haben sich geändert. Vergiss also alles, was dir bis jetzt diesbezüglich gesagt wurde. Einzig dein Ziel bleibt dasselbe – K’n-Yan und sein Tod. Es wissen nur du und ich etwas von der Besonderheit dieses Einsatzes und das soll auch so bleiben. Es darf nicht mal jemand etwas von diesem Treffen erfahren.“
Sie nickte abermals still..
„Meinen Informationen zu Folge wird es in nicht all zu ferner Zukunft einen Anschlag auf eines unserer Schiffe im Nelius-Sektor geben.“
„Habt ihr die Informationen weitergegeben, damit der Anschlag verhindert werden kann, Sir?“
„Nein“ gab er mit einem düsteren Lachen von sich und seine Antwort war genauso wahnsinnig und endgültig, wie der Ausdruck in seinen Augen als er sie anblickte.
Ihr stockte der Atem. Deswegen wollte er sie also persönlich sprechen. Er war also offensichtlich bereit, ein imperiales Schiff zu opfern und das Officio zu betrügen um seine Vendetta zum Abschluss zu bringen. Frontal ihr gegenüberstehend legte er beide Hände auf ihre Schultern und blickte sie eingehend an.
„Ich schicke dich auf das Schiff. Du wirst anwesend sein, wenn sich das Chaos seiner bemächtigen will. Du wirst es aber nicht verhindern, sondern den Gegner unterwandern. Infiltriere sie, und dann, wenn die Zeit gekommen ist, verschaffe dir Zugang zu K’n-Yans Gemächern und töte ihn. Reiß ihm sein dämonisches Herz aus der Brust!“
Wieder dieses Lachen und dieser Ausdruck in den Augen, den sie sonst nur von Besessenen kannte.
Mit den Händen fuhr sie über den Synskin auf ihren Oberschenkeln und suchte mit einer Hand Halt an dem Pistolenholster.
„Du hast zwei Jahre Zeit für deinen Auftrag. Wenn ich innerhalb dieser Zeit nichts von dir höre, muss ich annehmen, dass du gescheitert bist.
Ich gehe zwar nicht davon aus, dass du versagen wirst, aber für den Fall der Fälle werde ich Vorkehrungen treffen, damit das Schiff nicht länger als nötig in der Hand des Feindes verweilen wird.“
In einer nachdenklichen Geste strich sich der Alte über seinen weißen Bart und schwieg einen Moment lang. Genau wie Shanys, die neben ihm verharrte und das, was sie gerade vernommen hatte, verarbeitete,
„Du wirst unverzüglich aufbrechen und dich an Bord der „Göttlicher Sturm“ begeben. Deine Rolle wird die der Technikerin Maria Tranigo sein. Eine kleine, unbedeutende Position, aber so werden keine unliebsamen Fragen gestellt. Behalte diese Identität bei oder wechsele sie, wie es dir beliebt. Hauptsache niemand schöpft Verdacht. Du nimmst nur mit, was du auch wirklich brauchst. Wenn du deine Waffen ohne großes Aufsehen ebenfalls einschmuggeln kannst, dann tu es, ansonsten improvisiere.
Es bleibt dir überlassen, wie du vorgehst, um dein Ziel zu erreichen. Ebenso lege ich es in deine Hände, nachdem du dein Auftrag ausgeführt hast, Kontakt zu mir aufzunehmen und wohlbehalten zurückzukommen. Tu was immer nötig ist, um Erfolg zu haben.
Exitus acta probat ..“
Sie braucht nicht den Kopf zu drehen um zu wissen, das er sie wieder mit seinem wahnsinnigen Blick aufspieß.
„Hast du mich verstanden Shanys?“
„Exitus acta probat.“ Natürlich hatte sie verstanden, auch wenn ihr dieser Auftrag nicht wirklich gefiel. Sie hatte keinen Zweifel daran, dass sie auch diese Mission erfolgreich zum Abschluss bringen würde, aber das Officio hinters Licht zu führen behagte ihr gar nicht. Ebenso wie dem Feind eines ihrer Schiffe zu überlassen. Tausende von treuen, imperialen Soldaten würden unweigerlich den Tod. Sie konnte aber nicht anders als nur mit den Schultern zu zucken. Ihr kam ein Credo wieder in den Sinn, das ihr vom Officio während der Ausbildung eingebleut wurde:
„Von Zeit zu Zeit muss der Baum des Patriotismus mit dem Blut von Märtyren getränkt werden“ – nun, in diesem Fall war es eben ein wenig Blut mehr.Darüber hinaus würde dieser Auftrag wahrscheinlich ihr Husarenstück werden, unerreicht und einzigartig. Der Erfolg würde beiden Recht geben und das Schiff könne man nach Abschluss der Mission wieder den Klauen der Ketzer entreißen. Zumal es ihr Ende wäre, wenn sie Hyjale jetzt widerspräche; da war sie sich sicher. Der Wahnsinn dieses Mannes kannte keine Grenzen, dessen war sie sich nun sicher.
Nachdem von ihr also keine Widerrede kam – nicht dass er eine erwartet hätte – wand sich der Inquisitor von ihr ab und deutete gen Schreibtisch. Shanys spürte den schweren, blutroten Mantel kurz ihr Bein streifen, bevor er wieder anfing zu sprechen.
„Auf dem Tisch findest du eine Datendisk, auf der alle wichtigen Informationen enthalten sind. Präge sie dir gut ein, dann vernichte sie, bevor du aufbrichst.“
Abermals nickte die Frau stumm, seufzte lautlos und nahm dann die Disk vom Tisch und lies sie in einer der versteckten Taschen ihres Holsters verschwinden.
Ein letztes Mal drehte sie sich zu ihrem Auftraggeber um, der sie gerade auf eine weitere Himmelfahrtsmission geschickt hatte.
„Viel Glück Shanys, möge der Imperator dich beschützen“
„Danke Mylord….“