Geringe Wahlbeteiligung - Kausalitäten, Folgen und Meinungen

Nun gut, die Politik ist mittlerweile vielschichtiger als noch vor ein paar Jahrzehnten (beispielsweise durch die Ebene EU), aber komplex war das Gebilde Politik schon immer, da fehlt also der konkrete Grund, warum die Wahlbeteiligung so kontinuierlich sinkt.

Dieser konkrete Grund würde aber voraussetzen, dass der Wähler mal politisch gebildet war und diese Bildung (beim Durchschnittswähler) heute nicht mehr so stark ausgeprägt ist wie früher. ("Früher war alles besser, bitte erklär uns woher diese Verschlechterung in der heutigen Zeit kommt")

Auf der anderen Seite kann man davon ausgehen, dass die Masse (bzw. der Durchschnittswähler) heute genauso viel bzw. wenig weiß wie früher, aber der subjektive Anreiz früher höher war, da man aufgrund der schlechteren Informationslage (bzw. überschaubaren Menge an Informationen, die durch Medien verbreitet wurden) tendenziell leichter an einfachen Weltbilder festhalten konnte.
 
Was ich damit sagen will, ist, dass die jüngeren Altersgruppen potenziell weniger oft (wenn überhaupt) wählen gehen. So zumindest mein pers. Eindruck; ich sehe es ja selbst in meinem Umfeld und generell wenn es um politische Themen geht. Da ist teilweise Null Interesse, von den Leuten, die bei uns in der Klasse z.B. hätten wählen können, ist gerade mal einer von 4 losgezogen, bei zehn Schülern insgesamt. Und das ändert sich ja nicht, je älter die werden, meine Generation und die folgenden sind so desinteressiert an Politik, dass es teilw. echt wehtut, wenn dann z.B. nicht die fünf wichtigsten Parteien genannt werden können, von der politischen Ausrichtung ganz zu schweigen (wobei dei Parteien das inzwischen ja selber nicht so ganz zu wissen scheinen). Es ist lediglich ein subjektiver Eindruck, an dem aber vielleicht was wahres dran ist. Und im Moment ist es ja auch so, dass viele Menschen das Gefühl haben, sie könnten lediglich das kleinere Übel wählen, und lassen es dann lieber ganz sein.

dass der Wähler mal politisch gebildet war und diese Bildung (beim Durchschnittswähler) heute nicht mehr so stark ausgeprägt ist wie früher

Ist IMO der Fall und wird in der Zukunft noch viel stärker zum Tragen kommen, siehe oben.
 
Ist IMO der Fall und wird in der Zukunft noch viel stärker zum Tragen kommen, siehe oben
Ich denke, da gestehst du dem Durchschnittswähler zu viel zu.

Der Unterschied dürfte wohl eher sein, dass man früher als leidvoller Erfahrung noch froh war, überhaupt wählen zu können (oder man glaubte, dass man tatsächlich ne Wahl hätte, bei der irgendwas besser würde 😉) und man hat dann mehr oder weniger klassenbewusst gewählt (der Opa hat immer SPD gewählt, also wähle ich auch immer SPD, und die Frau hat sowieso schon mal das gewählt, was der Mann gewählt hat...; oder als Landwirt dann eben die CDU oder als Arzt die FDP).

Nur gibt es dieses Klassenbewusstsein innerhalb der Parteien eigentlich nicht mehr, sodass viele Leute einfach ohne was zu Wählen da stehen (Mal als Beispiel die SPD unter Schröder angebracht) und einfach von allem enttäuscht sind.
 
Nun gut, die Politik ist mittlerweile vielschichtiger als noch vor ein paar Jahrzehnten (beispielsweise durch die Ebene EU), aber komplex war das Gebilde Politik schon immer, da fehlt also der konkrete Grund, warum die Wahlbeteiligung so kontinuierlich sinkt.

Fehlende Zeit sich mit diesem Komplex auseinander zu setzen? Zwar geht die Arbeitszeit nicht nach oben, aber es muss auch eine gewisser Teil der eigenen freien Zeit darauf verwendet werden, dass man "uptodate" in seinem Beruf bleibt. Da muss dann die Auseinandersetzung mit Politik (oder auch mit den eigenen Hobbys) auf der Strecke bleiben. (These ist erst einmal rein spekulativ)
Hinzu könnte kommen, dass die leeren Wahlversprechen und vermeintliche Inkompetenz dazu führen, dass die Beteiligung am politischen Leben nicht mehr als attraktiv wahrgenommen werden alá: Ändert sich eh nichts.

Das Argument von Cpt. Nuss finde ich an sich auch richtig. Den Erfolg einer Demokratie rein an der Wahlbeteiligung fest zu machen, ist erst einmal zu kurz gedacht. Es ist aber vermeintlich wohl das einzige "Indiz" dafür, da die anderen Aspekte (Hierzu würde ich Motivation, Auseinandersetzung etc. zählen) sind nicht oder nur sehr schwer zugänglich und so offensichtlich zu machen.
 
Ich sag einfach mal die Leute gehen nicht wählen weil sie den Parteien nicht mehr Vertrauen.
Meiner Meinung nach fehlt den Herren und Damen in Berlin einfach Mut.
Ich glaube die meisten Deutschen hätten kein Problem mit der Wahrheit, siehe z.B. Afghanistan, warum haben die nicht die Eier in der Hose zu sagen "Ja das ist Krieg, auch wenn der Hauptgrund eine Friedensmission ist, und ja im Krieg Sterben Zivilisten".
Aber nein die legen sich die Wahrheit immer so zurecht wie es gerade am Besten passt damit in 4 Jahren ja viele wieder ihr X bei ihnen machen.
Dann z.B. die EU, der Bürger versteht einfach nicht wie es sein kann das die Milch in Hessen zum Großteil aus Italien kommt, die Milch aus Hessen aber nach Italien gekarrt wird.
Oder wie letztens in einer Doku gesehen, Dank EU werden Krabben aus der Nordsee per Flieger nach Marokko gebracht, dort Gepullt, gehen dann in die Türkei zum Verpacken und stehen 2 Tage Später bei uns im Laden.
 
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Ich sag einfach mal die Leute gehen nicht wählen weil sie den Parteien nicht mehr Vertrauen.
Meiner Meinung nach fehlt den Herren und Damen in Berlin einfach Mut.

Für Mut werden sie aber von Wähler bestraft.

Wer im politischen Alltag, oder gar im Wahlkampf, eine unangenehme Wahrheit ausspricht - vollkommen egal, ob er dafür eigentlich ursächlich verantwortlich ist, oder nicht - der verliert sofort Stimmen.

Die Forderung nach mehr Wahrheit ist einfach nur ne hohle Phrase. Jeder, ders gemacht hat, hats bitter bereuht, und machts kein zweites mal. Ob das nun dran liegt, dass die Deutschen im Schnitt zu doof sind, oder dran, dass die Berichterstattung generell zu negativ, das sei mal dahingestellt.
 
So dann will ich also auch mal meinen Senf zum Thema dazugeben, einiges ist ja schon angesprochen worden aber man sieht schon, das es sich hier definitiv um ein multikausales und nicht um ein monokausales Problem handelt.

Der Wichtigste Faktor ist aber meines Erachtens noch nicht wirklich angesprochen worden: Der Übergang zur Post-materialistischen Epoche in dem wir uns befinden und die damit Verbundene Fixierung auf "den Pluralismus". Früher war der Grund zur wahl zu gehen schlichtweg der, dass eben Wahltag war. Heute fragen sich die Leute: "Was bringt es mir zur Wahl zu gehen? Kann ich etwas bewirken oder kann ich gleich daheim bleiben?" Dieser Grundlegende Mentalitätswandel, ist ja nicht nur beim Wahlverhalten zu beobachten, sodern auch sonst fast gänzlich Usus. Das heißt, das die emotionale Komponente in Bezug auf die Fähigkeit der Wahlmobilisierung den heute primären Faktor darstellt, der sich direkt und unmittelbar auf die Wahlbeteiligung auswirkt. (Beispielsweise zu sehen bei der Obama-Wahl, die USA haben ja durchschnittlich noch eine wesentlich gerinigere Wahlbeteiligung, aber Obama gelang es, das Wählerpotential zu mobiliesieren, ihnen praktisch einen Grund zu geben, zur Wahl zu gehen). Es bleibt also festzuhalten, dass die Menschen nicht unpolitischer als früher sind, sondern lediglich pragmatischer. Und unser spezielles Problem in Deutschland ist meines Erachtens auch die Charakterlosigkeit des allgemeinen Politikbetriebes, da es sich bei wirklich Charismatischen (in der Politikwissenschaft bedeutet das: Mobilisierungsfähigen) Handlungsträgern um wirkliche Mangelware handelt.

just my 2 cents...
 
ich stimme dem megamoscha in dem sinne eigentlich zu. Mobilisierung entsteht nur noch durch Emotionalisierung der politischen Entscheidungen. Gleichsam sehe ich aber auch genau da drin ein Problem der Politik.

Politik wird mehr auf die emotionale Sichtweise herübertransferiert. Dadurch wird der Blick auf Problemlösungen aber gleichzeitig verschleiert. Die Frage, warum man wählt, wird nicht mehr in Bezug auf Probleme beantwortet, sondern in Bezug auf Gesichter. Aus:"Das muss sich verändern....!" wird ein "Der macht es besser....!". Der Bezug und auch das Verständnis von Problemen wird diffus vernebelt. Politische Parolen sind heutzutage wenig sachgebunden. Nur die Parteien welche als Splittergruppen und Radikale verschrien werden, werben mit Stammmtischparolen wie "Hartz 4 abschaffen", "Kriminelle Ausländer abschieben" oder "Betreuungsgeld für Hausfrauen". Die Volksparteien werben mit "Der neuen Mitte","Gemeinsam für Deutschland" oder was weiss ich. Profillosigkeit geht mit Emotionalisierung einher. Letztendlich will man sich in Sachfragen auch kaum festlegen (jedenfalls vor der Wahl), weil daran der eigene Erfolg messbar gemacht werden könnte.

Irgendjemand sagte auch schon richtig, dass die Parteien einen Dauerwahlkampf vermitteln. Zu der Profillosigkeit kommt ein ständiges krampfhaftes Abgrenzen zum politischen Gegner. Ich als Wähler komme mir durchaus einfach verarscht vor, wenn die homogene Masse von SPD und CDU sich in irgendwelchen Grabenkämpfen verstrikt und sich gegenseitig Inkompetenz und Machtgehabe vorwirft über eine Entscheidung welche in ihren Auswirkungen unverständlich ist. Gleichzeitig werden aber Randparteien einfach nivelliert, welches von Protestwählern als arrogant aufgefaßt wird.

Ausgehend von mir selbst ist die Politikverdrossenheit für mich durchaus verständlich.
Schaue ich nach unten, sehe ich eine soziale Schicht, von der die eine Hälfte die Verantwortung für das eigene Leben lieber abgibt, und vor den Problemen die Augen verschließt, und die andere Hälfte so im Kampf um das letzte bischen Würde ist, daß ein Aufruf zu politischem Engagement einem Schlag ins Gesicht gleichkommt.
Neben mir sehe ich diejenigen, welche Politik noch verfolgen, aber letztendlich die Hoffnung auf Wandel längst begraben haben. Diejenigen sind getrieben von dem Wunsch, das Beste für die eigene kleine Familie herauszuholen, die Regeln zu nutzen, wenn man sie schon nicht selbst verändern kann. Und das erfrodert schon genug Zeit, informiert zu sein über Steuerrecht, Pränataldiagnostik, Inhaltsstoffe von Kinderbekleidung, Schnäppchenangebote bei Discountern, eigenen Weiterbildung und Karrierechancen. Überall fühlt man sich in der Pflicht sich zu informieren,zu vergleichen, zu bewerten, zu entscheiden. Das gefühlte letzte bischen Freitzeit wird mit Entspannung: Hobbies und Reisen, oder auch Partys und Alkohol gefüllt.
Und über mir sehe ich entweder meine Generation in alt, oder diejenigen, welche Politik als Mittel ihrer Interessen verstehen. Diejenigen von denen man denkt, dass sie die Strippen der Politiker ziehen. Je nach Einstellung sind das dann die Bösen oder die Vorbild.

Diejenigen die hier solchen Enthusiasmus versprühen und die selbstgewählte Unmündigkeit als Mitläufertum anprangern, haben im Kern ihrer Aussage vielleicht recht. Zwischen den Zeilen lese ich manchmal einen gewissen Idealismus und die Zeit ihn auszuleben. Ich frage mich aber auch, ob so ein Idealismus den politischen Alltag überleben und nicht im Netz von Parteipolitik erwürgt werden würde.
Mnachmal fühle ich mich aber auch an Fussballfans erinnert, welche über die Entscheidungen von Trainer und Schiedsrichter beim Bier vorm Fernseher fachsimpeln und "natürlich" alles ganz klar besser machen würden.
 
Nur gibt es dieses Klassenbewusstsein innerhalb der Parteien eigentlich nicht mehr, sodass viele Leute einfach ohne was zu Wählen da stehen (Mal als Beispiel die SPD unter Schröder angebracht) und einfach von allem enttäuscht sind.

Das ist auch mal ein guter Punkt. Man kann hier mal das konkrete Beispiel Afghanistankrieg einwerfen. Alle Parteien mit Chance auf Regierungsbeteiligung sind dafür. Ja, sogar die Grünen. Wen soll man wählen, wenn man dagegen ist? Mit signifikanten Prozentzahlen bleiben da nur Linke und eventuell die NPD. Und mal ehrlich, dass ist jetzt keine so glasklare Sache, dass da jeder die gleiche Meinung haben müsste, oder? Warum ist die grüne, ehemalige Antikriegs- und Pazifisten-Partei noch gleich dafür? Hää? Was? Wie bitte?
Warum ist die FDP für massive Geldgeschenke an Banken und deren Verstaatlichung? War da nicht mal was mit "der Markt wirds schon regeln" und "Weniger Staat" und "Steuern runter"? *Kopfkratz* Ich checks nicht.
 
Wie sagte mal ein berühmter Mensch, dessen Name mir jetzt leider nicht einfällt:
"Die Demokratie ist das denkbar schlechteste Staatsgefüge, aber leider das beste, das wir haben."

Churchill, vermutlich...

"Democracy is the worst form of government, except for all those other forms that have been tried from time to time."

"Demokratie ist die schlechteste Art von Regierung, mit Ausnahme all der anderen Arten, die von Zeit zu Zeit ausprobiert wurden."

Bitte richtig übersetzen, sonst hat das ein tendenziöses Geschmäckle...
 
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Griechen die nicht in ihrer Heimat leben, meinen "Demokratie gehört neben Mathematik zu unseren mittelmäßigeren Erfindungen...". Herrscht in einem Land nur eine Gesellschafts-Klasse, wird das Volk langfristig gesehen, revoltieren. Gibt man ihm ein Stück von der Macht ab (in Form von Wahlen), bleibt es ruhig/desinteressiert.😀
 
@Kanedat:
Auf der anderen Seite kann man davon ausgehen, dass die Masse (bzw. der Durchschnittswähler) heute genauso viel bzw. wenig weiß wie früher, aber der subjektive Anreiz früher höher war, da man aufgrund der schlechteren Informationslage (bzw. überschaubaren Menge an Informationen, die durch Medien verbreitet wurden) tendenziell leichter an einfachen Weltbilder festhalten konnte.
Objektiv stimmt Deine Aussage natürlich. Ich kann mir aber eigentlich nicht recht vorstellen, dass diejenigen, die bereits früher ein simplistisches Weltbild mit sich trugen, dieses heute bereitwillig oder zumindest wegen der besseren Verfügbarkeit an Informationen ernsthaft aufgeben. Dass man diese Scheuklappen früher einfacher rechtfertigen konnte, stimmt selbstredend, es ist aber nur dann relevant, wenn man sich überhaupt dem Diskurs stellt. Folglich ist das auch nur eine Frage des "kulturellen" Kontextes: wenn mein ganzes Umfeld die soziale Schieflage seit Jahren auf die "Ausländerflut" schiebt und sich einzig durch die BILD-Zeitung und die persönlichen Erfahrungen bestätigt sieht, dann ist in diesem Ausschnitt politischer Realität die bessere Informationsinfrastruktur vergebens, weil ich niemals in die Notlage kommen werde, mein Wahlverhalten faktisch zu untermauern. Zumal mit dem größeren Markt an weitgehend objektiven Zeitungen auch ein gigantisches Anschwellen polemischer Blogs und Foren einhergegangen ist, man sich sein verqueres Weltbild also noch mit allerlei "Fakten" ausstaffieren kann. Insofern involuiert sich der positive Gesamteindruck auch schon wieder.
@Rawke:
Bloodknight hat es ja schon anklingen lassen: wirklich gut im Bilde sind auch die älteren Wähler nicht. Wenn man sich mal alte Wahlkampfplakate ansieht, sieht man bisweilen noch mehr ideologische Zuspitzung, als es heute schon der Fall ist ("Rote Socken", "Alle Wege des Marxismus führen nach Moskau" usw. usf.), da kann der durchschnittliche ältere Wähler (auch wegen der von Kanedat erwähnten schlechteren Informationslage) auch schwerlich viel gebildeter sein als der jüngere.
Aber der Klassenaspekt von Bloodknight als Rencontre der Realität erheischt durchaus Sinn.
@Preda:
Meiner Meinung nach fehlt den Herren und Damen in Berlin einfach Mut.
Capt.Nuss hat das ja schon entkräftet, darum nur ein markantes Beispiel: welche Partei, die ernsthaft (wieder-)gewählt werden möchte, kann denn heute gegen 20 Millionen Rentner, Tendenz steigend, Politik machen? Da wären gewisse Einschnitte bitter nötig, aber wie um alles in der Welt sollen die Parteien dagegen ankommen? So viel Ehrlichkeit will dann auch keiner haben...
@Da Mägamoscha:
Der Übergang zur Post-materialistischen Epoche in dem wir uns befinden und die damit Verbundene Fixierung auf "den Pluralismus".
Mit dem Postmaterialismus wäre ich vorsichtig. Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass sich grundlegend gewisse Anzeichen dafür bilden. Andererseits ist das auch ein Phänomen bei denjenigen, die eben nicht so sehr von materialistischen Erzeugnissen dependent sind. Oder grob ausgedrückt: wer am Ende des Monats auf seine Gehaltsabrechnung blickt und nicht weiß, wie er im nächsten Monat seine Familie über die Runde bringen soll, wird tendentiell sehr viel materialistischer eingestellt sein als eine Familie, die im Wohlstand lebt. Und ich wage zu behaupten, dass die auseinandergehende Schere zwischen Arm und Reich uns eher in eine materialistische denn in eine postmaterialistische Gesellschaft befördern wird. Ohne pekuniäre Eleutherie gibt es eben keinen Postmaterialismus.
@Moiterei_1984:
Wie sagte mal ein berühmter Mensch, dessen Name mir jetzt leider nicht einfällt:
"Die Demokratie ist das denkbar schlechteste Staatsgefüge, aber leider das beste, das wir haben."
Der alte Churchill muss eben in jeder Debatte herhalten. 😉
Zu lang getippt, Kaisi hat es schon genauer klarifiziert.
 
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Objektiv stimmt Deine Aussage natürlich. Ich kann mir aber eigentlich nicht recht vorstellen, dass diejenigen, die bereits früher ein simplistisches Weltbild mit sich trugen, dieses heute bereitwillig oder zumindest wegen der besseren Verfügbarkeit an Informationen ernsthaft aufgeben.[..]

Die von dir im weiteren Text erwähnten Möglichkeiten der Flucht gab es bereits lange vor BILD und Internet,man musste vor 50 Jahren "nur über den Nachbarszaun rufen um sich quasi alles mögliche bestätigen zu lassen". Man könnte auch sagen "solange Dinge subjektiv einfacher erscheinen und jeder denkt er weiß Bescheid beteiligt sich auch jeder".

Allgemein bewertet sich der Mensch auch aufgrund seiner eigenen Entwicklung, von daher reicht es für eine subjektive Weiterentwicklung erstmal aus Fehler zu vermeiden. Vor nicht mal 100 Jahren hat man sich im politischen Kontext aufgrund von Meinungsverschiedenheiten geprügelt, heute ist sowas die Prügelei unter Stammtisch-Assis, mit dem Ablegen dieser Verhaltensweisen hat man sich aber erstmal den Grundvoraussetzungen einer Demokratie angenähert als politisch weiterentwickelt. Es ist also fraglich inwiefern die Politik entwickelt ist oder ob man eigentlich noch in den Kinderschuhen steckt.
 
Capt.Nuss hat das ja schon entkräftet, darum nur ein markantes Beispiel: welche Partei, die ernsthaft (wieder-)gewählt werden möchte, kann denn heute gegen 20 Millionen Rentner, Tendenz steigend, Politik machen? Da wären gewisse Einschnitte bitter nötig, aber wie um alles in der Welt sollen die Parteien dagegen ankommen? So viel Ehrlichkeit will dann auch keiner haben.
Das Stichwort wäre wohl Netto-Staatsprofiteure (wenn es das Wort überhaupt geben sollte^^): die Anzahl derjenigen die vom dem System wie es jetzt ist effektiv profitieren ist einfach zu groß und ihre Macht an den Wahlzetteln einfach zu groß als das man dagegen Politik machen könnte. Rentner sind da nur eine Gruppe (und eigentlich noch die Einsichtigste...) Ob die Bilanz am Ende stimmt interessiert doch eigentlich keinen, Hauptsache die eigenen Pfründe werden nicht gekappt....
Im Grunde sind wir nicht anders als die Griechen, nur nicht ganz so rasant. Aber effektiv wird sich ohne Zusammenbruch hier auch nix ändern.
 
die Anzahl derjenigen die vom dem System wie es jetzt ist effektiv profitieren ist einfach zu groß und ihre Macht an den Wahlzetteln einfach zu groß als das man dagegen Politik machen könnte. Rentner sind da nur eine Gruppe (und eigentlich noch die Einsichtigste...) Ob die Bilanz am Ende stimmt interessiert doch eigentlich keinen, Hauptsache die eigenen Pfründe werden nicht gekappt....
Hmm, wurde doch ne Menge beschissener gemacht. Nullrunde um Nullrunde bei Rentnern, Studiengebühren, Harz IV, Erhöhung der Mehrwertsteuer, Praxisgebühr, usw.
Einzig die Oberschicht kommt immer ziemlich gut davon. Aber ich geh mal davon aus, dass die bei Wahlen nicht so wahnsinnig relevant ist.
Also wenn deine Theorie stimmen würde, dann hätten wir seit 10 Jahren eine Regierung aus grauen Panthern und Autofahrerpartei.

Achja, ich hab diese Theorie übrigens genauso mal in der "Eigentümlich Frei" gelesen (Fanatisch liberales Kampfblatt). Die Konsequenz die die daraus gezogen haben war, doch das Wahlrecht für Rentner und Arbeitslose abzuschaffen. Gute Idee, nicht wahr? 🙄
 
Achja, ich hab diese Theorie übrigens genauso mal in der "Eigentümlich Frei" gelesen (Fanatisch liberales Kampfblatt). Die Konsequenz die die daraus gezogen haben war, doch das Wahlrecht für Rentner und Arbeitslose abzuschaffen. Gute Idee, nicht wahr?
Das Ettikett als Radikalliberaler lasse ich mir gerne ankleben.
Totalen Wahlrechtsentzug fände ich zwar etwas hart, aber die grundsätzliche Richtung ist nicht vollkommen verkehrt: es geht nicht an das eine Minderheit das Geld ranschafft und eine abhängige Mehrheit darüber entscheidet. Es gibt die ganz einfache Grundregel "wers Geld ranbringt ist Chef" - löst übrigens auch die miesten emanzipatorischen Probleme. (das die Gleichberechtigung in der DDR weiter war lässt sich auf das einfache Faktum zurückführen das fast alle Frauen berufstätig waren (wenn auch mieser bezahlt) und damit unabhängiger).
Auf internationaler Ebene hat damit auch keiner ein Problem (Griechenland....), aber national solls auf einmal i.O sein?

Hmm, wurde doch ne Menge beschissener gemacht. Nullrunde um Nullrunde bei Rentnern, Studiengebühren, Harz IV, Erhöhung der Mehrwertsteuer, Praxisgebühr, usw.
Einzig die Oberschicht kommt immer ziemlich gut davon
Na ja, das mit der "Oberschicht" ist ne Legende: es wird bei solchen Diskussionen gerne vergessen, aber Deutschland IST elitenfinanziert: die oberen 50% beziehen 82% des Gesamteinkommens, tragen aber auch 94% der Steuerlast (bezgl. Einommenssteuer).
zumal eine hohe Belastung auch struktruell unklug ist: wer Geld hat kann eben weg, wenn er keinen Bock hat. Und brain drain ist eben schon jetzt ein Problem: allein in die Schweiz wandert jedes Jahr ne Kleinstadt (30000) von Facharbeitern und Akademikern ab.

Und die beschriebenen Einschnitte sind halt weitgehend wirkungslos: einfach gesagt ne nullrude für Renter brignt nix - wir müssen einfach weg vom Generationenvertrag. Das System ist im Grunde dysfunktional seit die Verrentungen stärker ansteigen als die Geburten.
Auch im Gesundheistsystem ist unser "Mittelweg" bullshit: entweder ein rein staatliches System (also eine Kasse die die Grundversorgung übernimmt, austritt nicht möglich, private Versicherungen decken nur zusatzleistungen ab) oder eben rein privat. Abs "so ein bisschen staatlich" wo alle Leistungsträger dank besserer Konditionen in die privaten wechseln, und in den staatlichen nur Empfänger bleiben, kann nicht funktionieren.
Und solche Maßnahmen sind halt nicht durchsetzbar, weshalb man an Symptomen rumdoktort....