“Wo bleibt der Artillerieschlag? Was ist mit Bruder Holofernes und seinen Terminatoren?”
Kardinal Alexios betrachtete Bruder Gisco eine lange Zeit bevor er antwortete.
Der Ordenspriester erkannte, was sich hinter der zitternden Worten des Marines verbarg.
Furcht!
Sie hielt das Herz seiner Ordensbrüder fest umklammert. Mit ruhiger Stimme antwortete er:
“Bleibt Stark im Glauben, Brüder!
Wir sind Astartes,
die Elite der Menschheit,
wir kennen keine Furcht!
Vernichtet die Xenos!"
Unter lautem Geschrei eröffnete der Trupp das Feuer auf die vor Ihnen liegenden Fahrzeugwracks. Es waren die zerschmetterten Hüllen der Panzer, die sie in die Schlacht getragen und unerbittlich Feuer auf die Positionen der Necrons ausgeteilt hatten.
Wie ein Rammsporn hatte der Feuerhagel aus gleisenden Licht und kochendem Plasma der vorpreschenden Panzer Löcher in die Reihen der Xenos gerissen. Bis ES aus dem mechanisch wirkenden Necrongebilde emporgestiegen war. Mit einer mühelosen, beinahe beiläufigen Geste zermalmte das dunkle Geschöpf die Panzerplatten des ersten Panzer wie Papier.
Die Ordensbrüder, die sich aus dem qualmenden Wrack retten konnten, verendeten, als sie versuchten, sich in Deckung zu bringen. Dann hatte ES seinen vernichtenden Blick auf Kardinal Alexios’ Panzer gerichtet.
“Ehre dem Imperator!”
Mit heiligen Litaneien segnete der Kardinal die Salven welche die Überlebenden seines Trupps unter dem hellen Glanz seines Crozius Arcanum in die Dunkelheit sandten.
Doch dann stieg ES aus den verbogenen Ruinen der Transportpanzer empor. Kardinal Alexios hatte noch nie etwas Vergleichbares gesehen. Das Geschöpf, dass zwei Transportpanzer und das Leben zahlloser Marines ausgelöscht hatte wirkte wie ein gestaltgewordener Alptraum.
Gelähmt von einer schrecklichen Faszination sah Alexios die Gestalt auf sie zu schweben. ES bewegte sich mit der Geschmeidigkeit eines flüssigen Schattens, gleichzeitig schrecklich und von einer morbiden Schönheit.
Die hochexplosiven Geschosse des taktischen Trupps wurden wirkungslos von einer Schwärze verschluckt, die dunkler als die dunkelste Nacht zu war.
Die Dunkelheit schwebte auf das Waldstück zu in dem sie Deckung gesucht hatten.
“Wie bekämpft man einen Feind, der nicht sterben kann?”
Die Stimme von Bruder Gisco verriet Alexios, dass die Furcht in die Herzen seines Bruders zurückgekehrt war.
Bevor er antwortete, entriegelte er seine Totenkopfmaske, sodass seine Brüder den heiligen Hass sehen konnten, der in ihm brodelte.
“Der Hass ist unser Hammer mit ihm werden wir den Feind zerschmettern! Der Glaube ist unser Schild, uns wird nichts geschehen, wenn wir stark im Glauben sind! Nun folgt mir Brüder! Zum Angriff!”
Mit diesen Worten stürmte Kardinal Alexios aus der Deckung direkt auf das dunkle Geschöpf zu. Obwohl er sich nicht umsah, wusste er, dass seine Brüder ihm gefolgt waren. Von der Handvoll tapferer Marines, die aus dem Wald gestürmt waren, erreichten nur wenige den Todesboten.
Diejenigen die den mörderischen Angriff überlebt hatten stürzten sich todesmutig mit gezogenen Kettenschwertern und Messern in den Kampf. Ihre wilden Schläge und Hiebe durchstreiften die körperlose Gestalt jedoch wirkungslos.
In den wirbelnden Schatten erkannte Alexios zwei rot glimmende Punkte die ihn an eine Karikatur menschlicher Augen erinnerten. Das dunkle Geschöpft führte eine schreckliche, sensenartige Klinge, mit der es unter den Marines ein Blutbad anrichtete.
Es dauerte nicht lange, bis nur noch Kardinal Alexios und Bruder Gisco dem Todesboten gegenüberstanden, doch bevor er sein blutiges Werk vollendete hielt der Schrecken auf einmal inne.
Seine rotglühenden Augen fixierten Alexios.
Ihre Glut brannte sich gleißend in seine Retina. Mit einer Stimme, die direkt in sein Bewusstsein einzudringen schien krächzte das Wesen:
“Verlasst diesen Ort…”
Die Worte klangen wie das malmen zweier Felsen
“...für immer.”
“Bruder, wir müssen fort von hier!” Bruder Gisco ließ sein Kettenschwert in das Gras fallen und wandte sich zur Flucht.
Er hatte den Glauben verloren.
“Niemals! Dieser Planet gehört dem Astartes!”
Lautete die trotzige Antwort des Ordenspriesters.
“Dann werdet ihr sterben… ...alle sterben…”
Mit diesen Worten richtete der Todesbote seinen vernichtenden Blick auf den flüchtenden Gisco. Krampfend fiel dieser neben seinem Kettenschwert in das hohe Gras. Seine beiden Herzen hatten aufgehört zu schlagen.
Kardinal Alexios hatte versagt. Seine Division war ausgelöscht, die Ankunft der Verstärkungstruppen noch Stunden entfernt und er, der Ordenspriester seiner Division, hatte zugelassen, dass seine Brüder den Glauben verlieren. Die Leben seiner Ordensbrüder, sinnlos verschwendet. Alexios betrübter Geist wurde erneut von der Stimme des Todesboten überwältigt, dessen schattige Gestalt ihn überragte. “... alle sterben!” Auf die Worte folgte das grausame, irre Gelächter des Geschöpfs. Es erhob seine Sense und ließ sie zum finalen Schlag auf Alexios herabsinken.
“NEIN!”
Der Ordenspriester riss sein arkanes Crozius in die Höhe und parierte so den tödlichen Streich. “Ich fürchte dich nicht, Dämon!” Die Intarsien auf der Reliquienwaffe des Ordenspriesters glühten. “Ich verbanne Dich zurück in die Hölle aus der Du gestiegen bist!”
Alexios stürzte sich dem Feind entgegen, das Corzius zum Schlag bereit.
“Imperator, führe meine Hand!”. Die Motoren seiner Servorüstung heulten protestierend auf, als er sein Crozius in weitem Bogen in den Schatten schmetterte. Licht und Schatten verschmolzen vor seinen Augen, als Alexios einen Streich führte, der jeder sterblichen Bestie den Schädel gespalten hätte. Eine gewaltige Druckwelle wirbelte ihn durch die Luft. In seinen Ohren erschallte das Gelächter des Todesboten.
Plötzlich umfing ihn Dunkelheit.
+++“Kardinal Alexios, bitte kommen. Hier spricht Engir der Rote, Kommandant der Reißzahn...”+++
Verwirrt schaute Alexios sich um. Er wusste nicht, wie lange er bewusstlos im Gras gelegen hatte. Die Sonne schien warm auf sein vernarbtes Gesicht. Alles war friedlich geworden. Die Schlacht, der Tod seiner Brüder, an all dies erinnerte er sich verworren, als wäre er aus einem Alptraum erwacht.
+++“...Alexios, wir sind im Orbit angekommen. Haben Sie die Landezone gesichert?”+++
Die Stimme des Space Wolves Kommandanten klang metallisch aus dem Vox seines Helmes, der neben ihm im Gras lag. Jede Faser seines Körpers schmerzte, als er sich ausstreckte um den Helm zu ergreifen. “Hier Alexios, unsere Division ist vernichtet, sendet die Verstärkungen. Preiset den Imperator.” Mit diesen Worten sank er erschöpft zurück ins weiche Gras. Kurz darauf entdeckte sein in den Himmel gerichteter Blick die Landungskapseln. Hunderte Feuer der Haupttriebwerke funkelten heller als Sterne am blauen Himmel doch aus dem Nirgendwo hörte Alexios ein letztes Mal die leisen Worte des Todesboten
“...alle sterben…”