Ich bin ja sonst ein sehr friedlicher Mensch und lass jedem seine Meinung, aber wen man so unfundiert falsche Behauptungen im Dutzend abgibt, dann wird mir echt übel.
Ich muss gestehen, ich bin ein bischen erschüttert.
Ich auch, vor allem von der Rechtschreibung. Jeder Browser hat inzwischen eine Autokorrektur oder zumindest eine Anzeige der Schreibfehler, sollte man von Zeit zu Zeit nutzen.
Ich kann wirklich nicht verstehen wie Menschen ernsthaft dieses Spiel spielen können. Es ist eine verklärung und banalisierung der Geschichte und meiner Meinung nach ein Schritt in die völlig falsche Richtung.
Womit du schon einmal belegst, dass du nicht ein einziges der Regelwerke gelesen hast. Dort wird nämlich deutlich darauf hingewiesen, dass der Krieg nicht wirklich ein Kinderspielplatzabenteuer war. Verklärt und banalisiert wird da nichts. In der Regel haben die Leute, die sich die Bücher durchlesen danach meist ein genaueres Verständnis von der Geschichte als jene die es nicht tun. Vor allem weil sie sich meist auch gleich mit der Sekundärliteratur beschäftigen.
Hey, natürlich wachsen wir hier in einem "aufgeklärten" und "geschichtsbewußten" Deutschland auf, ich meine jeder weiß das Nazis doof waren/sind, jeder weiß das Nazis ekelhaft waren/sind, jeder weiß das Nazis echt schlimme Sachen gemacht haben...
Ich denke es ist absoluter Konsens das Nazis was absolut abstoßendes und böses waren/sind.
Dummerweise haben alle Seiten im Krieg Sachen gemacht die nicht sonderlich ruhmreich waren. Das mindert nicht den Terror des Nazireiches, aber man sollte immer das ganze Bild ansehen und nicht nur den Teil, der einem genehm ist. Wenn sie übrigens von jedem verachtet werden, warum kann dann eine Ideologie, die der ihren verdammt ähnlich ist selbst heute noch Fuß fassen. Jep, sieh dir die Wurzeln des Neoliberalismus an und hör dir mal ein Gespräch zwischen Vertretern dieser "Glaubensrichtung" an. Es werden zwar keine Leute mehr vergast, aber das Ziel ist immer noch das Gleiche, nur die Mittel dazu werden intelligenter eingesetzt: Völlige Ausbeutung derer, die sich nicht wehren können und Bereicherung einiger weniger "Herrenmenschen". Und das mit den Herrenmenschen ist nicht auf meinem Mist gewachsen, lies dir einschlägige Literatur des Neoliberalismus durch und du wirst diesen Begriff anders verpackt immer wieder antreffen. Und wenn du mit einem sprichst, wirst du recht bald merken, dass sie sich wirklich als "überlegene" Menschen fühlen und damit zum Teil auch ihr unsoziales Verhalten rechtfertigen. Teilweise kommt diese Ansicht ja schon in Interviews im Fernsehen rüber, man muss also nicht mal einen ansprechen.
Was ist die logische Konsequenz daraus?
Natürlich!
Lass uns ein Spiel spielen in dem wir in die Rolle der Nazis schlüpfen können.
Denn das macht ja so nen heiden spaß...
Endlich mal die
Schlacht um Stalingrad gewinnen!
Hey, im echten Leben kamen in Stalingrad 700.000 (!) Menschen auf grausamste Weise ums Leben.
"Wir haben damit nun wirklich nix am Hut, wir töten niemanden, wir schieben nur Miniaturen hin und her.
Wir haben doch nur Spaß."
Es ist ein deutlicher Unterschied, wenn man sowas 1:1 nachspielt oder nur den taktischen Aspekt einer Schlacht nachspielt. Du wirst keinen Spieler finden, der Lust darauf hat Stalingrad oder ein anderes Schlachtfeld 1:1 nachzuspielen. Schließlich verdammt man ja auch keinen, wenn er Schach spielt und ein alter Mann gegen Ende durch Herzinfarkt umkippt (Schach). Und der Hintergrund zu Schach ist auch ein realer, wobei dieser auf einer Schlacht im Persisch-indischen Raum beruht. Nur hat sich das ganze inzwischen deutlich abstrahiert. Und bei FoW finde ich ebenfalls eine deutliche Abstrahierung.
Was könnten wir den noch tuen um dem ganzen noch die Spitze aufzusetzen?
Hmmm...
Genau! Wir suchen uns die gößten, skrupellostesten, Schlächter aus und bauen uns daraus ne Armee!
Wen nehmen wir da am besten? Klar! Die
SS!
Hey, ich mein die Jungs sahen schon cool aus für damalige Verhältnisse und haben echt ne Menge "Fluff" den man als strebsamer und ambitionierter Miniaturengestalter umsetzen kann...
Dann dürftest du aber auch keine Marines, Spetsnaz, etc spielen, denn auch bei denen gab es Einheiten, die mit nicht zu rechtfertigender Brutalität gegen Kriegsgefangene und Zivilisten vorgegangen sind. Oder hast du dich etwa nicht über die "concentration camps" (die hießen wirklich so, ist übrigens eine Erfindung der Briten, die sie im Burenkrieg als Erste einsetzten) der Amerikaner informiert, in denen sie amerikanische Bürger japanischer Herkunft unterbrachten (einige lagen in der Mojave-Wüste) und extrem unterversorgt dahinvegetieren ließen. Zwar wurden hier keine Menschen aktiv vernichtet, aber auch durch Nichtversorgung kann ich Menschen umbringen und viel zu viele starben wegen mangelnder Medikamente, Hitze und schlechter oder gar keiner Nahrung in diesen Lagern. Wie gesagt, so ziemlich keine Nation hat sich im WWII wirklich mit Ruhm bekleckert, die einen haben es nur exzessiver betrieben als die anderen.
Das ist doch Ideal! Wir haben Fluff! Wir haben hübsche Farbschemata! Wir haben
Namenhafte Einzelpersöhnlichkeiten! Und evtl. (das weis ich nicht) is die SS sogar im Spiel ganz gut!
Sie ist relativ gut, was auch nicht verwundert, da sie bevorzugt mit neuem Material versorgt wurde und auch speziell trainiert wurde. Ähnlich wie die Marines oder Roten Teufel auf Alliierter Seite.
Ich möchte übrigens noch auf die McCarthy-Ära hinweisen,eine Zeit, in der Leute zu Tausenden, die auch nur des "Denkens" in linken Bahnen verdächtigt wurden mit voller Unterstützung des amerikanischen Staates in Gefängnisse geworfen wurden. Und nicht wenige hielten den Druck nicht mehr aus und begingen Selbstmord. Und nicht wenige darunter waren übrigens Juden. Kommt einem irgendwie bekannt vor die Geschichte. Nicht ganz so extrem und etwas später, aber doch entsetzlich.
"Und hey! Was hab ich mit dem Scheiß von damals zu tuen? Genau! Garnichts!"
Nein, das hast du wirklich nicht. Aber DU machst aus dem Grauen von damals nun ein florierendes Spiel...
Hm, May Lay war schrecklich, also können wir auch kein Vietnam nachspielen. Die Massaker im hundertjährigen Krieg verbieten uns auch diesen nachzuspielen. Napoleon hat auch gewütet und die Römer haben ja Massala gehabt. Irgendwie findet man in jedem Krieg etwas, dass einem verbietet diesen nachzuspielen.
Simmt. Mit dem Unterschied das es Marines, Imps & Co nicht gibt/gab.
Erklär mal nem Zeitzeugen der zufällig in den Laden deines vertrauens kommt um seinem Enkel die FoW Minis zu kaufen die er sich gewünscht hat, warum DU, auch wenn ich weiß das Du das Spiel nicht spielst, die Typen SPIELST die Ihn gefoltert haben.
Erklär jemandem, der einem KZ entkommen ist, warum du ein Spiel spielst, indem vom planetenweiten Exterminatus (Genozid?) und lebensunwertem Xenoleben (Untermenschen?) die Rede ist. Es mag zwar nicht stattgefunden haben, aber das Imperium und seine Ansichten werden ihm sehr wohl sehr bekannt vorkommen. Vor allem die "Übermenschlichen" Krieger. Ich empfinde Spiele problematischer, wenn das eigentlich offensichtliche geleugnet wird und mit dem Schlagwort "ist ja nur fiktiv" abgetan wird. Hier findet im Gegensatz zu FoW fast nie eine Auseinandersetzung mit der Realität/Sekundärliteratur statt.
Nebenbei sind die SS nur auf ihren militärischen Aspekt reduziert, der Rest wurde mit voller Absicht nicht ins Spiel gebracht. Und ich kenne doch einige ehemalige KZ-Insassen oder deren Nachfahren, die auch FoW spielen, einige davon sogar mit SS. Aber nicht weil sie einem deiner Vorurteile entsprechen, sondern weil sie soweit abstrahieren können, dass sie es als dass ansehen, was es ist. Ein strategisches Spiel, dass bewusst den ideologischen Balast aller beteiligter Seiten ausblendet um eine vernünftige Beschäftigung mit dem taktisch-strategischen Aspekt zu erlauben.
In jedem Fall würde ich dem guten Herrn Von Salza mal den Besuch in nem Kz empfehlen, vielleicht wird ihm ja klarer warum es Problematisch seien könnte die SS zu spielen. Aber ehrlich gesagt glaub ich nicht das selbst so etwas noch helfen würde.
Wer ist hier der eigentliche Brandstifter? Derjenige, der sich differenziert und mit der gebotenen Distanz mit einem Thema beschäftigt und sich sehr wohl der Geschichte bewusst ist, oder derjenige, der über etwas urteilt, mit dem er sich nicht beschäftigt hat, aber die anderen in alle greifbaren Klischees die er grad zur Hand hat zu pressen versucht? Wer von beiden ist dem Geiste ders Dritten Reichs wohl näher?
Aber für mich wird es immer ein Rätsel sein was man daran toll findet in
Heinrich Himmlers Rolle zu schlüpfen.
Eine nicht unbedeutende Menge Ekel vor diesen Menschen läßt sich da meiner Meinung nach nicht unterdrücken.
Und wie ich finde zurecht.
Tja, dummerweise kann man den nicht im Spiel spielen, es gibt auch keine KZ oder Gulag. Wie gesagt, gefährlich sind in meinen Augen die, die urteilen ohne sich mit etwas genauer zu beschäftigen, denn genau die waren im Dritten Reich sehr empfänglich für die "Schmeicheleien" der Mächtigen, denen sie sich so bereitwillig als Klaviatur zur Verfügung stellten, auf der diese dann virtuos zu spielen wussten.