Man darf bestimmte Dinge nicht in Witzen verwenden, man darf das "Nigger"-Wort nicht sagen, wenn man nicht selbst aus der Bronx kommt, man darf nicht über Türken Witze machen, es sei denn man hat selbst Wurzeln in der Kultur und egal wie auch immer sind Juden und Nazis schon total tabu, (natürlich es sei denn man ist Jude, Iraner² oder Nazi).
Zum einen: inwiefern "darfst" Du das nicht sagen? Als Privatperson kannst Du in einem sehr weitgefassten Rahmen sagen und tun, was Du willst, wenn Du nicht gerade Volksverhetzung betreibst oder anderen Menschen ihre Ehre absprichst - und selbst das kannst Du in Dir vertrauten Kreisen von Dir geben, es wird Dich wohl keiner verpfeifen. Dass Du in Deiner Funktion als Beamter/Angesteller/Repräsentant einer Organisation derartige Äußerungen nicht publik machst, sollte doch umgehend einleuchten, das hat in erster Linie nicht einmal politische, sondern vielmehr geschäftliche Gründe, Selbstdiskreditierung will keiner.
Zum zweiten: ist es eigentlich so furchtbar schlimm, darauf zu verzichten, andere als "Bimbo", "Judenschwein" und "Zigeunerpack" zu bezeichnen? Ist Dein Vokabular gar so enggestrickt, dass es Dich ernsthaft einschränkt? Wenn Du einen Türkenwitz reißt, wirst Du - je nachdem, mit wem Du gerade unterwegs bist - eine Reaktion bekommen, die von begeisterndem Lachen bis hin zur sich in Aggressivität ausdrückenden Ablehnung reicht, aber wer verbietet das denn? Worum geht es eigentlich? Lars von Trier war im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte und hat sich frank und frei dazu entschieden, eine halbstarke Provokation in die Welt zu setzen - woraufhin die Veranstalter ihr gutes Recht bewegt haben, ihn ihrer Kreise zu verweisen. Den Links zufolge wird er nicht medial zerrissen, der Internationale Strafgerichtshof hat auch keine förmliche Klage erhoben, ein wütender Mob, der ihn lynchen will, ist auch nicht in Sicht.
Wo ist denn jetzt sein oder Dein Recht auf freie Meinungsäußerung in Gefahr? Dass man für seinen Schwachsinn auch geradestehen muss, womöglich mit sozialen Sanktionen belegt wird, hat rein gar nichts mit politischer Korrektheit zu tun, sondern zeugt davon, dass man auch solche Aussagen ernst nimmt und dementsprechend bewertet. Bei Dir lese ich eher heraus, dass Du zwar alles sagen, aber für nichts zur Rechenschaft gezogen werden willst. Ein bisschen wie beim Sarrazin, der zwar ungehemmt von "dysgenischem Potential" spricht, das insbesondere muslimische Familien mit ihrer Fortpflanzung entfalten (und das ist ein Originalzitat, nicht dass mir einer damit kommt, es sei konstruiert), aber sich dagegen zur Wehr setzt, als Sozialdarwinist bezeichnet zu werden. Beides geht eben nicht - entweder das ganze Spektrum ausschöpfen und daran auch gemessen werden oder es mit einem gesitteteren Diskurs versuchen.
