Historisch [Lion Rampant] A Winter of Discontent

Schaffe, schaffe, Häusle bauen…

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Trotz der Hitze mühen sich die Jungs redlich. Also hab ich sie schnell angemalt.

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Die Vorlage hatte ich ja schon erwähnt. Meine Zutat ist deshalb höchstens die Farbwahl. Auffällig ist dabei vielleicht der Mann am rechten Rad: Er atmet ziemlich locker durch die Hose und trägt quasi nur Unterwäsche. Deshalb kann man sehen, dass sein Wams nur dort aus gefärbtem (=teurerem) Stoff besteht, wo man es unter der eigentlich immer zu tragenden Jacke sieht. Sowas ähnliches kennt man von Anzugwesten, deren nicht sichtbarer Rücken auch oft aus etwas billigerem Material besteht.

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Der Einsatz von Kanonen war im 15. Jahrhundert völlig üblich. Herzog Karl von Burgund war dazu ein besonderer Fan von Belagerungen und ließ deshalb seinen Artilleriepark mächtig ausbauen. Blöd nur, dass die burgundischen Stellungen in den Kämpfen mit den Eidgenossen regelmäßig überrannt wurden und der Bestand bald ordentlich geschrumpft war.

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Hier dargestellt sein soll, wie die Geschützmannschaft noch versucht, ihre Kanone auf den schnell näher rückenden Feind auszurichten. Ob's gelingt? Das müssen zukünftige Spiele zeigen.

Als Nächstes kommen dann aber wirklich die lang versprochenen Ritter auf den Tisch. Ne Mittelaltertruppe ohne Männer in Eisen, das geht ja nicht! Also, dran bleiben.
 
Pferd, meine alten Erzfeinde. Diesmal kann ich’s ihnen aber eigentlich nicht in die Schuhe schieben. Ich war einfach wieder mal a) viel zu busy oder b) viel zu faul, um Fotos zu machen. Sucht’s euch aus.

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Mittelalter ohne Ritter gibt’s nicht. Hier sind „echte“ und „falsche“ bunt gemischt. Also die adligen „hommes d’armes“ und die „coustilliers“ von vielleicht genauso adliger Abstammung, aber mit weniger Geld und Ehrgeiz gesegnet als ihre Chefs. Die Welt war schon immer ungerecht. In der Ausrüstung dürften die beiden Ränge kaum unterschieden haben. Bei mir tragen die einen etwas schwerere Rüstung als die anderen. Für leichter gerüstete Reiter waren Schilde, die sogenannten Tartschen, durchaus noch gebräuchlich.

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Um noch eins drauf zu setzen, lässt einer der edlen Herren sich von seinen Windspielen begleiten. Die waren ganz sicher viel zu kostspielig und kampfuntauglich, um sie ins Gefecht zu werfen. Aber es unterstreicht hier den Snobismus dieser Leute – den Vergleich „Gangsterrapper“ find ich da ganz passend.

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Damit doch ein bisschen Ernst reinkommt: Die Ausrüstung aller Teile der Ordonnanzkompanien war streng vorgeschrieben. Bei den Rittern sollte nicht nur der Mann, sondern auch das Ross einen kompletten Harnisch tragen. In der Realität hat man zumindest den Pferden das offenbar häufig erspart. Vorgeschrieben waren auch ein Kriegshammer (oder -axt) als Beiwaffe am Sattelbaum, Federbüsche und/oder Wimpel als Helmzier und ein Burgunderkreuz aus Stoff, das als Erkennungszeichen auf der Brust getragen werden sollte. Wie immer, dahingestellt, was davon wirklich umgesetzt wurde, zumal im Durcheinander unausgesetzter Kriege.

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Die Figuren sind aus diversen Perry-Sets zusammengepuzzelt. Die Hunde stammen von Steel Fist Miniatures, das Kompaniebanner vom „Flags, Banners and Pennons“-Blog, die ‚Rennfahne‘ von Pete’s Flags.

Ich hoffe, es pläsiert.
 
Vielen Dank fürs Kommentieren und Liken, Leute! Das freut mich ehrlich sehr!

Es steckt jede Menge Kram in der Pipeline, von losen Bits bis zu fotofertigen Minis. Hier aber erst mal ne Vorschau auf was Frisches.

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Die Ritters haben mir Lust gemacht, noch ein paar mehr zu färben. Also Eisen schmieden, heiß, ihr kennt das. Wie bei fast allem inzwischen hab ich noch etwas Modelliermasse drauf geschmiert. Kunst ist anders, klar. Die Farbe wird – hoffentlich – zeigen, was das alles darstellen soll.
 
Mal wieder ein kleiner Einschub, wie aus den andern Armeeaufbauten bekannt. Hier aber kein Hörbuch, sondern was zum Anschauen.

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L'or, le courage et le sang. Les guerres de Bourgogne, 1474–1477*
Samuel & Gerry A. Embleton
Bande Dessinée Historique, Bd. 3
Éditions Cabédita, Bière (CH) 2022
Hardcover, 48 Seiten, CHF 27,29 (aktuell EUR 22,00 bei Amazon)


Mehr zufällig bin ich auf diese Graphic Novel gestoßen. Hauptautor und -zeichner ist Samuel Embleton. (Geschichts-)Wargamern besser bekannt ist sein Vater Gerry, denn der hat nicht wenige Osprey-Hefte illustriert. Darunter auch je eins zu den mittelalterlichen Eidgenossen und Burgundern (weiter oben im Thread zu sehen). Nebenbei ist er Gründungsmitglied der "Company of Saynte George", wohl der Living-History-Gruppe fürs späte 15. Jahrhundert. Da wiederum mischen z. B. die Perry-Brüder mit bzw. Michaels Frau, Ninya Mikhaila, die die entsprechenden Klamotten schneidert.

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Ob ererbt oder anerzogen, die Liebe zu Ausstattungsdetails sieht man den Bildern von Embleton Junior an. Der Zeichenstil ist sicher Geschmackssache. Auch die Rahmenhandlung um Vater und Sohn auf Schweizer Seite ist nicht der Rede wert. Dafür ist das Schlachtgetümmel umso lebendiger in Szene gesetzt. So eindrücklich inszeniert habe ich das selten gesehen. Dazu kommen Anleihen an zeitgenössische Bilder (wie oben rechte Seite, zweite Reihe, linkes Panel nach dieser Darstellung), die zu entdecken den Nerd in mir triggert. Also Anlass genug für mich, das zu unterstützen.

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Wie die ganze Reihe richtet sich der Band mehr an ein jüngeres Publikum. Großer Vorteil dabei: Selbst mit rudimentären Französischkenntnissen kommt man problemlos mit. Und wer so sträflich ungebildet ist, dürfte auch ohne Text verstehen, worum es geht ?

Ebenfalls dem Fokus der Reihe geschuldet ist, dass nur die beiden Schlachten auf heutigem Schweizer Staatsgebiet, Grandson und Murten (beide 1476), behandelt werden. Dadurch wirkt die Geschichte etwas isoliert. Zumal es großteils beim Hauen und Stechen bleibt. Einordnungen zum Krieg und weniger martialische Kontexte sind dagegen in den Anhang gedrängt.

Didaktisch hätte ich da so meine Einwände. Ich bin aber doch froh, dass es solche Initiativen überhaupt gibt. Wer Spaß an Comics hat und sich oder andern Lust aufs 15. Jahrhundert machen will, macht mit dem Band definitiv nix falsch.

*Der Titel spielt an auf einen bekannten Spottvers: "Herzog Karl von Burgund verlor bei Grandson das Gut (l'or), bei Murten den Mut (le courage), bei Nancy das Blut (le sang)."
 
Sehr interessanter Einschub mein Lieber ?

Großer Vorteil dabei: Selbst mit rudimentären Französischkenntnissen kommt man problemlos mit. Und wer so sträflich ungebildet ist, dürfte auch ohne Text verstehen, worum es geht ?

Honk, honk, honk!

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Schulfranzösich = beste!

Didaktisch hätte ich da so meine Einwände. Ich bin aber doch froh, dass es solche Initiativen überhaupt gibt.

Eben drum! Man ist doch auch dankbar für Asterix ?
 
Zwischendurch mal Hobbypause gemacht, dann lieber gebastelt und gemalt als Kram zu posten. Aber es ist wieder mal was hier Passendes in Arbeit: ein elitemäßig kleiner Trupp von Leibgardisten, den Archers du corps.

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Die malt früher oder später praktisch jeder an, der Burgunder sammelt – allein weil ihre Livreen eine so schöne Abwechslung bieten. Getragen wurde nämlich das Wappen von Herzog Karls Halbbruder, Antoine, bekannt als "le Grand Bâtard" (was tatsächlich nicht despektierlich gemeint war). Es zeigt die umgekehrten burgundischen Farben und zentral in blau ein "mantlet", eine mobile Schutzwand für Schützen oder Kanoniere.
Wie sich's für Gardisten gehört, tragen alle die gleiche Rüstung, hohe Reitstiefel und Federstöße, wofür ich ein paar artfremde Gussrahmen plündern und ungelenk Modelliermasse verteilen musste.

Viel mehr wird's auch erstmal nicht. Parallel sind ein paar Schluchtis in Arbeit. Betonung liegt auf "ein paar". Möglicherweise dauert's damit nicht wieder Monate, aber nix versprochen!
 
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Großartig! ?
Der Bogenschütze, der nach den Pfeilen greift (2. v. l.), ist ein tolles Modell! ? Man könnte auch die Pfeile weglassen und einen hübschen Hund unter die Hand stellen? ... und dann sagt der Bogenschütze ganz sanft und verliebt zu ihm: "Du bist aber ein gaaaaanz Feiner!" ?