Historisch [Lion Rampant] A Winter of Discontent

@NightGoblinFanatic Im Nachhinein war es natürlich völlig unnötig, denn das Zeug ist immer noch gut verfügbar. Bloß, was man hat, ne?
Vollkommen richtig, was man hat, hat man. 🙂 Wobei ich bei meinem lokalen Händler schon merke, dass seit dem Brexit das ein oder andere Paket im Zoll hängen bleibt. Da kann es schonmal sein, dass sich Nachschub aus England um 4-6 Wochen verzögert und das Regal beim Händler vorerst leer bleibt.
 
Best laid plans…

Ich hab die letzten Wochen, eher Monate fleißig gepinselt. Zum Updaten hier oder irgendwo anders haben Zeit und Lust aber nicht mehr gereicht. Ihr kennt das, Luft raus, Fokus verschoben, das ganze Programm.

Ob dieser Thread also noch mal zum "echten" Armeeaufbau reift, lasse ich offen. Ich zeige einfach ein paar Fotos und sehe, was noch draus wird. Wer da mit an Bord kommt und bleibt, ist mir herzlich willkommen!

Um untypisch zu bleiben, starte ich mit dem absoluten Beiwerk – den Zivilisten.

Burg_Civilians01a.jpg


Kleine Vorgeschichte dazu: Ich wollte bei einem kleinen Malwettbewerb mitmachen. Passenderweise ging es drum, ein Figur im 1470er-Dress in Szene zu setzen. Dafür brauchte ich Kulisse (die kommt hier später), und die sollte auch ein bisschen belebt wirken.

Burg_Civilians01b.jpg


Die üblichen Verdächtigen von den Perrys (die beiden links und rechts der Mitte) waren die offensichtlichste Wahl. Dazu kamen noch Figuren, die Paul Hicks seinerzeit für Pro Gloria (jetzt bei Warlord) als Beiwerk der Landsknechte geknetet hat (1. v. l. und 2. v. r.). Außerdem ein junger Held von Hasslefree (1. v. r.) und eine Hussitin von 1st Corps, deren martialischen Dreschflegel ich mit einem selbstgebastelten Besen ersetzt habe. Auch das ergibt demnächst mehr Sinn, hoffentlich.

Burg_Arnolfini.jpg


Mehr ein Gag für Leute, die die Vorlage (LINK) kennen, sollte das Arnolfini-Paar sein. Die beiden sind Teil der Bruegelburg-Reihe von Lead Adventure Miniatures. Dem Herrn musste ich sein allzu fantastisches Blingbling abschleifen und das Schwert ersetzen. Auch zeitlich passen die beiden nicht hundertprozentig ins Bild, lagen aber schon so lange auf Halde, dass ich sie einfach dabei haben wollte.

Der graue Fotohintergrund war ein Experiment. Ich find's misslungen. Nächstes Mal wieder was Klassisches. Wird aber ein paar Tage dauern.

Für alle, die's interessiert, habe ich die Hintergründe weiter oben etwas aufgepumpt. Auch das ist eher ein mitwucherndes Vorhaben, nichts von langer Hand Geplantes oder irgendwie Fertiges. Eventuell hat jemand aber Spaß dran.
 
Weiter geht's mit nicht-spielrelevantem Kram. Die Belebung der Szenerie war oben zu sehen. Hier folgt die Szenerie an sich.

Burg_Manor07.jpg


Ich geb 's besser gleich zu: Das Ding ist ein Vollplagiat. Die Kopiervorlage stammt, wieder mal und wie sicher noch öfter, von Simon Chick und sieht so aus. Bei mir ist nur alles ein bisschen windschiefer und dem Mangel an passenderem Ausgangsmaterial geschuldet.

Burg_Manor06.jpg


Das Hauptgebäude ist ein hübscher Plastikbausatz von Tabletop Workshop. Ebenfalls aus Plastik, wenn auch von Renedra, ist der Flechtzaun. Alles andere habe ich aus Hartschaum, Kaffeeumrührern, Milliput (für die Steinplatten) und Plastikstäbchen (für die Nagelköpfe) selbst geschnitzt. Ach nee, die Schindeln sind aus vorgestanztem Papier von Warbases.

Burg_Manor01.jpg


Außerdem hab ich mir für den Innenhof ein paar Abweichungen überlegt. Hinter dem Schuppen liegt das Brennholz (aus Gussrahmenresten) und auf der Bank sind Krug (Baueda) und Katze (Warlord) platziert. Größte Änderung ist der Hühnerstall. In die Zeit passen würde wohl eher ein korbartiges Gebilde wie hier zu sehen:

Burg_Chicken.jpg

Quelle

Wenigstens bei den Geflügelfarben hab ich mich an die Vorlage gehalten. Weil der Hof nicht zum Diorama ausarten, sondern halbwegs spielbar bleiben soll, ist das Getier mobil. Ebenso wie der Obstbaum. Der wurde, wie schon sein mediterraner Verwandter, einfach aus Draht geflochten und mit nem Blätternetz von Noch bedeckt.

Burg_Manor08.jpg


Man kann natürlich drüber streiten, wie "realistisch" so ein kleiner, aber doch recht stark befestigter Hof ist. Wo sind die Ställe fürs Großvieh? Wo die Scheune? Wo die damals wirklich allgegenwärtigen Genüsegärten? – Ich beruhig mich mit dem Gedanken: Das Ganze ist pure Repräsentation. Zum einen hab ich nicht den Platz, um auch nur ein einzelnes Gehöft im 1:1-Maßstab nachzubauen. Zum andern ist der Maßstab im Spiel meist eh verzerrt. Nach meinem Plan steht jede Einheitenbase für vielfach mehr Leute als mit Figuren dargestellt. Dasselbe muss also auch fürs Gelände gelten.

Zum Schluss noch für die Puristen:

Burg_Manor10.jpg


Nächstes Mal dann wieder Figuren. Und vielleicht sogar "endlich" was Martialisches 😆
 
Auf meinem Maltisch geht's weiter gut voran. Nur kann ich mich ums Verrecken nicht motivieren, auch mal ordentliche Bilder zu machen und hier zu posten. Gibt so Phasen.

Heute aber wenigstens ein Beweisfoto, dass wirklich und ehrlich was entsteht.

Burg_Death-Ground.jpg


Figuren sind allesamt, wie zu erwarten, von den Perrys. In der Einheit laufen ein paar Umbauten mit; auch die wollte ich eigentlich dokumentieren, bevor's unter der Farbe verschwindet. Nun …
Verlustmarker sind bei Multibases fast schon Pflicht. Es gibt dafür sicher hübschere, aber kaum so praktische Lösungen wie die Rädchen von Warbases. Weil ich Gore-Effekte meist ziemlich albern finde, gibt's die hier nicht. Vielleicht tobe ich mich da mal bei was Selbstgebasteltem aus. Hier wie dort wird aber sicher eh großteils Gras drüber wachsen.

So viel (?) für den Moment. Ich hatte ein kriegerisches Update versprochen, und da isses.
 
Auf meinem Maltisch geht's weiter gut voran. Nur kann ich mich ums Verrecken nicht motivieren, auch mal ordentliche Bilder zu machen und hier zu posten. Gibt so Phasen.
Das kenne ich, da ist schon fast eine ganze Armee fertig bemalt und man kommt nicht dazu, damit hier anzugeben. Fotografieren und Dokumentation benötigt halt Zeit, die vom eigentlichen Hobby abgeht.
 
  • Like
Reaktionen: Sire Godefroy
Finde die neuen Minis und auch das Gelände wieder mega gut! Bin einfach ein Fan von diesem "oldscool-comicstyle" artigen Bemalstil mit kräftigen Farben und Kontrasten?. Wenn das auch noch mit einigen realistischen Elementen verknüpft wird wie hier finde ich das Ergebnis einfach super ?
 
Hi,


Vielen Dank für die Angabe - dann versuche ich doch gleich mal mein Glück.

Gruß
Perry Zinn Figuren sind recht schwer zu bekommen, zumindest bei deutschen Shops. Deshalb gleich der Tipp bei Miniaturicum zu schauen, die führen die meines Wissens nach als einziger Shop in Deutschland. Für ein oder zwei Blister lohnt sich die Bestellung in England direkt ja nicht so sehr. Zu teuer mit den Versandkosten.
 
Das gefällt mir hier alles sehr, Thematik, Hintergrund, Gelände Teil sowie Verlustmarker und die ersten Recken, freue mich auf alles was da noch kommt.
Egal wann.

Und wo ich Dir eh gerade schreibe, danke nochmal für die Hörbuch Empfehlung von "Clash of Empires", habe nun beide Teile gehört und habe das sehr genossen.
Von den angesprochenen Makeln ab, war das schön verbrachte Zeit.
 
  • Liebe
Reaktionen: Sire Godefroy
Cheers, guys!
@Bulweih Danke besonders für das Feedback! Freut mich sehr, wenn das Beiwerk offene Ohren findet (pun intended).

Es bleibt hier leider dabei, dass ich zwar gut voran-, bloß mit den Fotos einfach nicht nachkomme. Liegt auch dran, dass meine Handyknipse mit den diversen Setups hart struggelt, aber Zeit und Böcke fehlen für das schwere Geschütz mit Stativ und Pipapo. Das Folgende ist dann auch mehr Wunsch als Wirklichkeit, was die Qualität angeht. Trotzdem sei's gezeigt.

Es gab hier ja schon mehrere Vorschauen. Zuallererst zu sehen waren die Langbogenschützen. Deshalb fange ich mit denen an.

Burg_ArchersA02.jpg


Wer nachlesen will, was die Jungs in einer burgundischen Armee zu suchen haben, kann das inzwischen weiter vorn tun. Hier nur ein paar Bemerkungen zum Basteln und Bemalen. Die Figuren sind ein Mix aus Plastik- und Zinnfiguren der Perrys. Das Banner ist ausgedruckt und leicht nachbearbeitet. In der Schweiz haben sich einige burgundische Fahnen als Beutestücke erhalten – das hier hat keine echte Vorlage. Das System, wer welche Art Banner führen durfte oder sollte, war sehr ausgeklügelt, nur hat sich wohl niemand länger dran gehalten.

Burg_ArchersA01.jpg


Vorschriftsmäßig sind dagegen die Leibchen in den Farben und mit dem (abstrahierten) Wappen des Herzogtums Burgund. Eine echte Uniform war das nicht, denn die Dinger wurden nicht zentral, sondern von jedem Ritter für sein Gefolge beschafft. Oder auch nicht. Weil die Schützen aber eine Prestigetruppe sind, habe ich ihnen – neben bemalten Helmen und bunten Hüten – diese Sonderausstattung mehrheitlich gegönnt. Mir gefällt auch einfach der Look. – Obwohl sie gerade per pedes anmarschieren, habe ich allen Schützen Reitstiefel verpasst (in den Ordonnanzkompanien waren sie sämtlich beritten). Außerdem werden sie von Nahkämpfern begleitet. Beides hat sein Vorbild in einer zeitgenössischen Darstellung, wohl beauftragt vom Burgunderherzog Karl himself:

MeisterWA_BurgOrdo06.png

Quelle

Die Aufstellung der Schützen hinter einer Reihe angespitzter Pfähle und mit Piken- bzw. Gleventrägern als Backup erinnert an englische Vorbilder, die Kombination von "bill and bow". Die Schützen eröffnen dabei das Gefecht und ziehen sich hinter die Reihen von Nahkämpfern zurück, sobald der Feind auf Schlagdistanz heran ist. Gut möglich, dass die Taktik schon früh zu den traditionell mit England verbündeten Burgundern rübergeschwappt ist.

Next up sind dann die schon gespoilerten Spießträger. Danach endlich ein paar Ritter. Hier ein Schnappschuss vom Beginn der Arbeiten mit meinen üblichen GS-Stümpereien.

Burg_GensdarmesA01.jpg


Ich kann schon verraten, dass Farbe geholfen hat ?

À la prochaine!
 
Zuletzt bearbeitet:
Hier ging's los, jetzt sind sie komplett: "Spießer" an die Front!

Piquenaires01a.jpg


Wieder mal alles aus diversen Sets der Perry-Brüder zusammengestückt. Umbauten beschränken sich dabei auf nen verkehrt herum aufgesetzten Hut für den Trompeter (der Robin-Hood-Look war damals wirklich sehr angesagt) und ein paar umgemodelte Arme der Bogenschützen aus Plastik, um etwas mehr Varianten reinzubekommen.

Piquenaires01b.jpg


Standardmäßig musste jede "Lanze" der burgundischen Kompanien einen "piquenaire" beisteuern. Die große Mehrheit wurde aber wohl von den Niederen Burgundischen Landen gestellt, wo das 'spießige' Fußvolk ne ganz eigene Tradition hatte. Deshalb läuft hier ein Herr im Vollharnisch und mit dem Wappen der Van-Glymes-Familie mit. Denen ging unter anderm 1475 ein Sohn bei der burgundischen Belagerung von Neuss verloren.

Jan_III_van_Glymes_en_Hendrik_van_Bergen_knieldend_voor_hun_patroonheiligen._Paneel_van_een_de...jpg

Quelle

Außerdem habe ich noch einen "Pavesener" beigemischt, der aus dem benachbarten deutschen Ausland stammen mag. Diese Jungs mit großem Schild tauchen oft als "Rottmeister" auf, eine Art Unteroffizier. Es gibt ein paar wenige Hinweise, dass die im Pikenhaufen die Front bildeten. Ob das auch bei den Burgundern vorkam, sei dahingestellt. Schließlich sollte eigentlich, also laut Vorschrift, jeder Spießträger einen Schild mitführen. Ähnlich wie bei der antiken Phalanx (von der man sich das wohl abschauen wollte) war der aber sicher eher klein.

Piquenaires01c.jpg


So weit das gewohnt irreguläre Update. Demnächst geht's hoch zu Ross weiter.
 
Vor den stinknormalen Rittern habe ich noch nen Häuptling eingeschoben: Philippe Loyet kommandierte die 15. Ordonnanzkompanie bei den Belagerungen von Neuss und Nancy im Jahr 1475.

Loyette01.jpg


In den Erbfolgekriegen nach dem vorzeitigen Tod von Herzog Karl (1477) setzte er sich für den Anspruch des (späteren Kaisers) Maximilian von Habsburg ein. Der ehrte ihn als le chevalier sans reproche ("Ritter ohne Tadel"). Und so ist er auch auf seinem Grabmal in der Kirche St. Anatoile in Salins-le-Bains verewigt, wo er 1511 starb.

Loyette02.jpg


Weil sich der Familienname von l'hostie ("Hostie") ableitet, zeigt das Wappen der Loyets das Lamm Gottes im blauen Feld. Also habe ich online nach passender Ikonographie aus dem 15. Jahrhundert gesucht, sie mit Photoshop bearbeitet, ausgedruckt und ausgemalt. Wie zu sehen, hab ich gleich ein paar Reserven ausgedruckt, falls was schief geht. Zum Glück war der Erstversuch schon brauchbar genug für mich.

Loyette06.jpg


Die Miniaturen stammen wie üblich von den Perrys; Loyet ist ein umgemodelter Edward IV., der ein neues Plastikross, einen Streitkolben und eine an seinem Helm befestigte "Bannerole" (aus Zinnfolie) bekommen hat. Sein Bannerträger wurde direkt aus der Ritter-Box gebaut, nur mit ein paar Federn, einem burgundischen Kreuz (im Original aus Stoff) und etwas Zaumzeug aufgehübscht.

Loyette04.jpg


Dies war ein spaßiges Nebenprojekt, sowohl in der Recherche als auch mit ein bisschen Bastelei. Obwohl ich mich bei den Kompaniefahnen schwer vertan habe, führt der junge Loyet hoffentlich auch meine Nicht-Fünfzehnte "sans reproche" ins Gefecht.
 
Pferde dauern noch (wie immer 🙄). Ich mach erst mal mit Bastelarbeiten weiter. Es ist ein rechtes Massaker.

Burg_Gun01.jpg


Auch hier klaue ich kackdreist vom großen Vorbild Painterman (LINK). In der Hoffnung, dass mein Versuch nur halb so genial aussehen wird.
Verwurstet werden: ein Arbeiter, dem ich die Schaufel abmontiert habe; zwei Spießträger, die eigentlich mit gesenkten Waffen vorrücken; zwei Plastikkrieger mit in Form gedrehten Händen und Armen und einer davon mit nem Spätrömerkopf (!) von Victrix. Es fehlen noch ein paar Kisten und Kästen, aber die Stellprobe passt, denke ich.