Öffentlich Rechtliches als staatliche Propaganda Plattform?

Cywor

Tabletop-Fanatiker
06. Mai 2011
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Weil es in letzter Zeit immer häufiger zu Entgleisungen kam, möchte ich dem Thema nun einen eigenen Thread widmen.

Die Rede ist von politischem Einfluss in den Medien, insbesondere dem Öffentlich Rechtlichen. In Karlsruhe wird bereits seit einigen Wochen gegen die Besetzung der öffentlich Rechtlichen Aufsichtsräte mit Politikern prozessiert. (wie man hört besteht dieser zu 90% aus Parteipolitikern...) Die bekanntesten Beispiele für politische Einflussnahme sind selbstverständlich unvergessen. Man denke an Herrn Wulffs Anruf bei der Bild, oder Herrn Söders Versuch Druck auf das ZDF auszuüben.
Wie es scheint ist dies nur die Spitze des Eisbergs. Politmagazine sind oftmals einseitig mit Parteimitgliedern besetzt, wie letzten Herbst etwa bei Günther Jauch, als ganze 4 CDU Mitglieder untereinander ihre Führung debattieren durften.
Ebenso unvergessen Kurt Becks energischer Einsatz, gemeinsam mit der Union, den früheren (als absolut unparteiisch geltenden) Lars Brender abzusägen.

Der neueste Knaller wurde uns gestern im Bayrischen Fernsehen präsdentiert. Im sog. Politmagazin "Kontrovers" sollten Studiengebühren kritisch beäugt werden. Am Ende verkam die Sendung zu regelrechter Meinungsmache. Das kontra fehlte gänzlich. Was man von den Boulevards inzwischen gewohnt ist, hat beim Öffentlich Rechtlichen jedoch mehr als ein, wie man bei uns sagen würde... Geschmäckle.

Immerhin rechtfertigen die ÖR zuletzt massiv ihre Vormachtstellung in den Medien, etwa den neuen Rundfunkbeitrag, eine Zwangsabgabe für das Fernsehen.

Es ist natürlich eine Sache, eine Grundversorgung poltischen Wissens anbieten zu wollen. Auf einem ganz anderen Blatt steht es hingegen, Pro und Kontro immer seltener aneinander abzuwägen, und ganz klar eine Meinung vorzudiktieren.

Hat das ÖR seine Funktion (und seine Legitimation) damit endgültig verfehlt?


Quellen zum Thema:

http://www.sueddeutsche.de/bayern/b...die-sendung-war-einseitig-ohne-ende-1.1575884

http://www.faz.net/aktuell/feuillet...fall-brender-angriff-auf-das-zdf-1919746.html

http://www.ksta.de/medien/oeffentli...egen-zdf-staatsvertrag,15189656,18491538.html
 
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Na da hast du ja schön wesentliche Aspekte zu der Sache zusammengetragen.

Derzeit schreiben ja viele Printmedien gegen die "Zwangsabgabe" an. Dabei werden dann die ausufernden staatlichen Sendeanstlten ins Feld geführt und dass man auch zahlen müsse, wenn man bestimmte Medien garnicht nutzt. Und dies weil z.B. das Fernsehen nur noch einseitig informiert also seiner Aufgabe nicht nachkommt, multiperspektivisch und ausgewogen zu informieren. Es ist in der Tat grausam, wenn man sich teilweise die Zusammensetzung diverser Talkshows anschaut. Oder wie Lobbyisten nicht als solche eingeführt werden, sondern als unabhängige Experten. Damit wird der öffentlich rechtliche Rundfunk als solcher infrage gestellt. Aber eignet lich sind das zwei Fragen. Die Eine ist wie kann man einen Rundfunk, der ausgewogen und unabhängig von Eigeninteressen berichtet finanzieren? Die Andere: Wie stellt man sicher, dass er das auch tut?

Wenn man einen werbefreien und damit unabhängigen Rundfunk haben will, ist meines Erachtens eine Abgabe unerlässlich. Wenn man einen Rundfunk haben will, der mehr als nur Hofberichterstattung liefert, muss man den Einfluss der Parteien zurückdrängen, die über das Budget entscheiden. Die Rundfunkabgabe als solche halte ich nicht für problematisch. Das sind Kosten, die die Allgemeinheit hat, weil sie auch Nutznießer ist. Denn der werbefinanzierte Rundfunk liefert keine politischen Hintergrundinformation. Und wenn unabhängige Berichterstattung bezahlbar bleiben soll, muss sichergestellt werden, dass möglichst viele sich daran beteiligen. Die Alternative wäre Bezahlrundfunk , wo nur noch diejenigen davon profitieren, die es sich leisten können. Aber damit auch ein unabhängiger Rundf unk gewährleistet werden kann, müssen sich die Strukturen verändern. Der Fall Brender ist da wirklich ein mahnendes Beispiel.

Und trotz aller Kritik am öffentlich rechtlichen Rundfunk, muss man immerhin festhalten, dass es zumindest noch kritische Berichterstattung gibt, wenn auch nicht zur Prime Time. Ich sehe auch in der Quotenfixierung ein Problem. Denn die führt dazu, dass der öffentlich rechtliche Rundfunk sich boulevardisiert
 
Der versuch politischer Einflussnahmen gibt es sowohl bei Privaten als auch bei öffentlich rechtlichen. Entsprechend gibt es bei den Privaten Zeitungen die eher links sind als auch welche die eher konservativ sind. Auch bei den ÖR gibt es Sendungen die eher Links als auch welche die Eher Konservativ sind. Oder auch Sendungen die ein Thema sehr einseitig behandeln (Killerspiel-Diskusion und frontal 21).
Es gibt aber auch, ÖR Sendungen, und da war ich letzten selbst erstaunt, die sich Kritisch mit den ÖR Rundfunk und auch mit den Gebühren un deren Verwendung auseinandersetzen.

Also kann man nur sagen das der ÖR das ganze Spektrum der Gesellschaft widerspiegelt ... 🙂
 
Ich bin eigentlich ein Fan des Öffentlich Rechtlichen Fernsehens und finde die Gebühren finanzierte Variante auch besser, als wenn es Werbe finanziert wäre oder als PAy TV individuell erworben werden müsste.

Was mich nervt ist die teilweise Geldverschwendung und die damit verbundene mangelnde Transparenz. Natürlich macht das Argument Sinn, dass man die Ausgaben nicht offen legen kann, weil man dann in eine schlechtere Position gerät, wenn man das nächste Mal über Kosten verhandelt. Gestern war das Thema bei der Illner im ZDF. Auch dieses unsäglichen vermeiden von Schleichwerbung, finde ich aktuell zu heftig. Nach den Skandalen mit Schleichwerbung werden nun Automarken abgeklebt und Phantasiemarken erfunden, man will bloß kein reales Etikett zeigen. Das finde ich einfach nur noch albern. Schleichwerbung soll verhindert werden, aber das normale Leben in Deutschland, inklusive realer Produkte, darf ruhig in Dokumentationen, Serien und Spielfilmen gezeigt werden.

Euren anderen Punkten, wie der politischen Einflussnahme, kann ich euch eigentlich nur zustimmen, Knight-Pilgrims Aussagen sind ziemlich treffend.
 
Ich bin eigentlich ein Fan des Öffentlich Rechtlichen Fernsehens und finde die Gebühren finanzierte Variante auch besser,

Mich würde das Ganze weniger stören, wenn ein paar Dinge anders wären: erstens braucht man für die geforderte Grundversorgung mit Fernsehen und Radio nicht unbedingt die knapp 100 Sender, die es mittlerweile gibt. Zweitens haben die deutschen ÖRs mit 7.5 Milliarden Euro über das doppelte Budget der BBC...und man vergleiche mal, was dabei rauskommt. Da stellt sich halt die Frage, warum so viele Sender und warum ist das so verflucht teuer? Für mich haben sich jetzt die Gebühren verdreifacht, obwohl ich seit 12 Jahren keinen Fernseher mehr besitze, weil mich das ganze schlechte Programm so angekotzt hat, dass ich auf Radio und Internet umgestiegen bin (schlau übrigens, sich ins andere Medium zu drängen und dann die volle Gebühr haben zu wollen, obwohl die Mediatheken ganz schön nutzlos sind durch die kurzen Speicherzeiten). Die einzigen ÖR-Sender, die ich höre, sind einslive und DLF. 18 Mücken sind dafür ziemlich viel Geld 😉.

Ich finde den österreichischen Ansatz besser. Du zahlst Gebühren, du kriegst eine Box mit Karte. Zahlste keine, siehste nix. Fertig.


Den CDU-Haussender könnte man eigentlich auch mal zumachen (ebenso die 3.)...wenn ich meine Eltern besuche, denke ich nach 2 Tagen Fernsehen eigentlich nur noch "Himmel hilf, dafür greifen die mir alle 3 Monate in die Tasche?")


Wenn man einen Rundfunk haben will, der mehr als nur Hofberichterstattung liefert, muss man den Einfluss der Parteien zurückdrängen, die über das Budget entscheiden

Wer ist denn so blöde und sägt denn selber an seinem Ast? Die Räte machen das doch selber, außerdem gibt's da so schöne Posten für später.

Die Alternative wäre Bezahlrundfunk

Die Alternative wäre, per ordre de mufti die Höhe der Gebühren mal massiv zu senken (aber s.o.), damit sich die Leute nicht so drüber ärgern, und generell mal das Budget auf ein normales Maß zu fahren. Die haben mehr Geld als manche Staaten Bruttosozialprodukt. Die 6 Euro hab ich noch ohne Murren bezahlt, die 18 pissen mich gewaltig an, wenn ich das mal so sagen darf.
 
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Also ich mag das Programm der ÖR, sowohl Eigenproduktionen als auch eingekaufte Sachen. Ob man so viele Sender braucht, ich würde sagen ja, sonst würde man die Sendungen nie wieder sehen, weil immer Tagesaktuelle neue Sachen nachgeschoben werden müssten, so dass ältere Programminhalte nach einmaliger Sendung in den Archiven verschwinden würden.

Es ist aber wirklich eine Altersfrage. Viele Leute in meinem Alter, in meinem Umfeld, schauen nur wenig ÖR-Fernsehen. Die älteren Leute eigentlich ausschließlich ÖR, von denen schaut kaum einer die privaten Sender. Auf der anderen Seite könnte ich mir die Inhalte des ÖR nicht leisten, wenn der Sender zu Pay-TV werden würde (wenn die Preise in dem Bereich liegen, in dem Pay-TV bei uns in D-Land heute liegt, zum Beispiel bei Sky), auf Werbung habe ich aber auch keine Lust.
 
Ich kann deutsche Filme nicht leiden. Ich weiß nicht, was die an den Schauspielschulen machen, aber gerade in Fernsehfilmen wirken die immer so fürchterlich hölzern und unnatürlich. So redet und bewegt sich doch niemand ^^. Wahrscheinlich zu viel Theaterausbildung statt Film.

Die Schwedenkrimis sonntags nachts sind aber gut.
 
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Ich kann deutsche Filme nicht leiden. Ich weiß nicht, was die an den Schauspielschulen machen, aber gerade in Fernsehfilmen die wirken immer so fürchterlich hölzern. So redet und bewegt sich doch niemand ^^.

Die Schwedenkrimis sonntags nachts sind aber gut.
Ich muss zugeben, ich bin großer Tatortfan 😎. Das ist irgendwie Kult, man hört von vielen dass sie es schauen und es gibt sogar Kneipen in denen sich feste Runden zum Tatortschauen treffen, das ist irgendwie schon ein Kulturgut geworden. Vieles davon ist zwar auch nur Durchschnittskost, aber die behandeln auch mal heikle Themen und machen Experimente. Ob man 1000 SOKO-Teams und Tatortteams braucht, stelle ich aber auch gerne in Frage, da kann ruhig was verändert werden (und damit Geld gespart werden). Aber am meisten/liebsten schaue ich auch die Schweden- und Englandkrimis und Dokus, davon aber so viele, dass ich es mir nicht leisten könnte dies auf DVD anzuschaffen oder aber eben die Pay-TV Kosten aufzubringen.

Was mir gerade auch auffiel, im Bezug aufs Geldverschwenden. Phoenix hat eben über die Niedersachsenwahl berichtet, ich als Hannoveraner konnte sehen, dass das Pult des Journalisten im Hotel Courtyard am Maschsee aufgestellt war. Warum? Die wollen garantiert eine Gegenleistung, in Hannvoer gibt es aber auch den NDR, wieso hat man die Phoenix Leute nicht in ein NDR Studio gestellt? So etwas müsste mal öffentlich dargelegt und gerechtfertigt werden.

Edit: Jetzt (zur Sekunde) gibt es die Wiederholung der Maybritt Illner Sendung von gestern, da geht es um die neuen Gebühren der GEZ! Gesendet wird auf Phoenix.
 
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Entschlackung wäre vielleicht nicht verkehrt. Weniger Schauspiel (vor allem keine Soaps), weniger Unterhaltung. (gefühlte 100 Kochsendungen pro Woche) Im Prinzip würden für eine Grundversorgung doch Phönix, Tagesschau24 und der Kultursender völlig ausreichen. Informationen, kurz und bündig. Fertig.

Tatsächlich sprießen aber immer mehr dieser Sender aus dem Boden. Dort laufen dann uralte Serien. Die könnte man auch auf DVD veröffentlichen... was man ja sogar trotzdem tut. Gerade die Serien der ÖR kosten oft mit am meisten. 2 Folgen Krimi pro DVD für 10€. Von amerikanischen Serien bekommt man oft ne 25 Folgen Staffel für unwesentlich mehr. Dafür das die Deutschen Serien ohnehin von unserem Geld produziert werden, absolut nicht nachvollziehbar. Was haben Reportagen aus Tierparks, von Polizisten bei ihren täglichen Verkehrskontrollen und Unfallbilder (etwa bei Brissant) schon mit Versorgung zu tun? Der ÖR jammert dass das budget vorne und hinten nicht reicht. Wie denn auch, wenn man es für jeden Quatsch ausgibt...
 
DAs mit den vielen Sendern ist nicht so sehr das Problem, denn es sind ja keine Vollprogramme. Die produzieren größtenteil nur den Reigionteil selbst. Ansosnsten werden Produkte weiterverwendet, die schon von anderen Anstalten produziert werden. Wen es nach mir ginge, ich würde eher solche Flachzangen, wie etwa Illner, Jauch und Co. absetzen. Auf Youtube finden sich noch die alten Sendungen " Zur Person" von Günther Gaus. Das war noch gehaltvoll. Im Übrigen darf man natürlich fragen, warum der öffentlich Rechtliche Rundfunk Sendungen, die zur besten Sendezeit laufen, wie etwa der Quatsch mit den " Polittalks überhaupt so finanziert. Da fließen Millionenbeträge. Für diese Gelder könnte man wirklich hochwertige Reportagen machen. Staatdessen bekommt man einen Jauch, der es schafft, Merkel im Interview nicht eine einzige kritische Frage zu stellen aber dafür eine Steilvorlage nach der anderen liefert.

Und noch etwas zu Schleichwerbung. Es gibt solch harmlose Fälle, wie dasss ein Autobauer Autos eigenr Produktion als Sachpreis für Spielshows zur Verfügung stellt. Aber es gibt auch solche Fälle, wie etwa das Institut Neue Soziale Marktwirtschaft, wo dann mal eben ein Dialog bei Marienhof gekauft wird, in dem dann die Protagonistin schwärmt, endlich einen Job bei eienr Zeitarbeitsfirma zu erhalten und was das doch für eine tole Perspektive sei. Der Skandal bei Wetten Dass war doch übrigens weniger, dass dort Firmen Produkte plaziert haben, sondern dass Gottschalk und Bruder, die eine gemeinsame Produktionsfirma haben, zum Einen Gelder aus den Rundfunkgebühren erhalten haben um die Sendung zu drehen und andererseits noch Gelder von den Firmen denen sie erlaubt haben dort ihre Produkte zu plazieren. Diese Gelder hääten an die Rundfunkanstalten gehen müssen.

Aber das sind keine Argumente gegen die öffentlich rechtlichen ansich, sondern daran, wie das Programm gestaltet wird und durch wen.
 
Dass die Medien unser aller Leben stark beeinflussen, ist unbestreitbar. Um Emotionen und Meinungen in die gewünschte Richtung zu lenken, genügt die allgemeine "Volksverdummung" mit solchen niveauvollen Machwerken wie allen Arten sogenannter Daily Soaps, Real Life Dokus und blödsinnigen Spielesendungen für geistige Schwachmaten. Ich nenne weder Titel noch Sender, aber ich gehe mal davon aus, dass ihr solche Sendungen schon mal (wenigstens beim "Durchzappen") mitbekommen habt. Ist das Gehirn durch diese Erfindungen geisteskranker Tiefflieger erst mal auf den IQ einer aufgeweichten Semmel reduziert, kann man die Ansichten und Gedanken des durchschnittlichen Fernsehkonsumenten so formen, wie gewünscht. Da lassen sich dann schmerzliche Einschnitte in den Geldbeutel gleich viel besser "verkaufen". Hauptsache, man benutzt schlagkräftige Wörter wie "alternativlos", "zur Überwindung der Krise dringend notwendig" oder "zur langfristigen Sicherung des Wohlstandes erforderliche kurzfristige Mehrbelastungen". Dies sind keine direkten Zitate, aber es sorgt dafür, dass wir sofort an das glauben, was uns die "Experten" sagen. Und wenn es über ne "seriöse" Plattform wie der Tagesschau verkündet wird, klingt es gleich noch viel richtiger. Leider wurde dies auch dazu benutzt, uns die Einführung des Euro als von allen Deutschen um jeden Preis gewolltes Ereignis unterzujubeln. In anderen Ländern stimmt man darüber ab, hier wird man es einfach so lange mit bunten Luftballons dem Zuschauer vor der Glotze präsentieren, bis dieser glaubt, er selbst wäre schon immer dafür gewesen. Das sollte vielleicht überall auf der Welt Schule machen. Vielleicht ist das auch der Grund, warum dem auf Staatskosten finanzierten HartzIV-Empfänger immerhin der Fernseher gelassen wird. Wer sich an das Leben vorm Fernseher gewöhnt, dem kann man fast alles andere wegnehmen. Hauptsache, er hat seine Ruhe, seine Fernbedienung und täglich sein Fresschen. Mehr braucht er nicht.

Ich wäre dafür, dass das ÖR nur noch über Receiver, am besten nen eigenes nur für ÖR Fernsehen geeignetes Modell, zu empfangen ist und man nur dafür zahlt, wenn man es wirklich schauen will. Aber dann würden ihnen die Einnahmen wegbrechen, weil die jüngeren Zuschauer meistens gar kein ÖR Fernsehen wollen. Dass sie beim altbewährten System bzw. dem neuen System, das ihnen noch mehr Geld in die Kasse spült, bleiben werden, ist so "alternativlos" wie die Machtlosigkeit des Staates gegenüber der ständig steigenden Spritpreise (Wer kriegt noch mal den größten Anteil beim Tanken und kassiert gleich doppelt ab?)
 
@ Rene von Carstein, und genau damit gießt du das Kind mit dem Bade aus. Wenn du Bildungsfernsehen für alle willst, dann muss es auch von allen finanziert werden. Dass die ÖR erst mal diesem Anspruch gerecht werden steht auf einem anderen Blatt. Der größte Fehler war meines Erachtens, die privaten Sender überhaupt zuzulassen. Denn damit ist keineswegs die Meinungsvielfalt im Fernsehen angewachsen. Vielmehr war dies das Einfallstor dafür, einen ökonomischen Maßstab an Kultur anzulegen. Seitdem verflacht das Programm der ÖR, die sich auf einmal marktwirtschaftlichen Zwängen ausgesetzt sahen und prompt versuchten, mit den Boulevardsendern zu konkurrieren. aber um mal auf dein Argument mit Bezahlfernsehen zurückzukommen, es gibt mehrere gute Gründe, genau dies nicht zu tun. Der erste ist, dass damit sich eben nur noch Leute mit einem bestimmten Einkommen seriös recherchierte Informationen leisten könnten, der Zweite ist im Umkehrschluss, dass sonstige Programme auf eine noch schlechtere Finanzierungsgrundlage gestellt würden, mit Folgen für deren Qualität. Und der wesentliche Aspekt daran ist, dass das Argument nur für Dienstleistungen zahlen zu wollen, die man auch nutzt, fundamental das Solidarprinzip angreift. Denn in dem selben Schema könnte man auch argumentieren, dass man fortan nur noch Schulen auf Schulgeldbasis haben will und wer sie nicht nutzen will, braucht auch nicht dafür zu zahlen. Oder wir schaffen die die staatliche Förderung von Theatern und Orchestern ab, da nicht jeder, der sie mit finanziert, sie auch nutzt, oder wir schaffen vielleicht auch die Polizei ab, da nicht jeder, der sie mitfinanziert, auch mal Hilfe von benötigt. Kurz und gut, mit dieser Logik kann man beinahe jede staatliche Ausgabe in frage stellen. Die Frage ist nur, wem kommt denn das zugute? Richtig, eignetlich nur denjenigen, die nicht auf den Staat angewiesen sind um ihr Dasein in irgendeiner Form abzusichern, denen, die genügend Mittel zur Verfügung haben, dies aus eigener Kraft zu tun. Das sind nur leider sehr sehr wenige. Alle Welt beschwert sich über den Niedrgang der Presse. Ist eigntlich schon mal die Frage gestellt worden, warum? Es sind in erster Linie ökonomische Zwänge.
 
ie sich auf einmal marktwirtschaftlichen Zwängen ausgesetzt sahen

Warum eigentlich? Die Kohle kam doch auch so rein. Es gab überhaupt keinen Grund, sich auf das Niveau der Privatsender herabzulassen (wobei ich das RTL der 80er durchaus auf Augenhöhe mit den ÖR sehe, die wurden erst nachher so schlecht).

Oder wir schaffen die die staatliche Förderung von Theatern und Orchestern ab,

Da wäre eine gewisse Einschränkung mal ganz nett. Einfach, damit nicht der Steuerzahler Sitzplätze in der Berliner Oper mit 200 Euro pro Karte subventioniert, das ist Irrsinn, offenbar gibt es das Publikum für so viele Theater/Opern/Orchester überhaupt nicht, sonst müssten die nicht auch noch die Hälfte der Karten verschenken, damit es voll aussieht. Und ich übertreibe da keineswegs. Wer sich da begaffen lassen will, soll das halt bezahlen.

der Zweite ist im Umkehrschluss, dass sonstige Programme auf eine noch schlechtere Finanzierungsgrundlage gestellt würden, mit Folgen für deren Qualität

Aber die Qualität ist eben nicht vorhanden, und das mit einem Budget, das dem vierfachen BIP von Liberia entspricht (oder wenn man es nach Europa bringen will, dem BIP von Montenegro).
 
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Warum eigentlich? Die Kohle kam doch auch so rein.

In dem Sinne, dass auf einmal vorrangig ökonomische Kriterien zur Bewertung herangezogen wurden und die ÖR im Wettbewerb mit den Privaten Sendern standen. Das Hauptkriterium war und ist die Quote. Die privaten Sender argumentieren ja immer, dass sie nur das senden würden, was gesehen werden will. Aber bei Lichte betrachtet senden sie genau das was nicht politisch kontrovers ist, weil sie ihr Produkt ( Werbeminuten) ja an den Mann bringen wollen. Wenn die öffentlich rechtlichen nun hierin mit den privaten Sendern konkurrieren wollen, dann kann das nur zur Verflachung führen.

Da wäre eine gewisse Einschränkung mal ganz nett. Einfach, damit nicht der Steuerzahler Sitzplätze in der Berliner Oper mit 200 Euro pro Karte subventioniert, das ist Irrsinn, offenbar gibt es das Publikum für so viele Theater/Opern/Orchester überhaupt nicht, sonst müssten die nicht auch noch die Hälfte der Karten verschenken, damit es voll aussieht. Und ich übertreibe da keineswegs. Wer sich da begaffen lassen will, soll das halt bezahlen.

Du hast glaub ich nicht verstanden worauf ich hinaus will. Natürlich muss man es nicht toll finden, dass Hochkulturangebote sobventioniert werden. Aber das ist kein Argument dagegen. Denn andere wiederum können vielleicht Sport nichts abgewinnen und sind deswegen gegen die Subventionierung von Turnhallen oder Sportvereinen. Wo will man da aufhören.

Aber die Qualität ist eben nicht vorhanden, und das mit einem Budget, das dem vierfachen BIP von Liberia entspricht.

Und auch dies stimmt nicht so. Freilich könnte das Programm noch gehaltvoller sein. Aber es ist trotzdem immer noch informativer und kontroverser als die Alternative Privatsender. Denn auch heute werden noch kritische Dokumentationen produziert und gesendet. Außerdem ist ein öffentlich- rechtlicher Sender notwendigerweise thematisch breit aufgestellt. Man muss kein Schlagerfan sein, aber es gibt eine Existenzberechtigung für Schlager/Volksmusiksendungen, wenn du darauf hinaus willst. Es wird also in einem öffentlich rechtlichen Fernsehen, zwangsläufig immer etwas kommen, was einem nicht gefällt.


Aber wie schon gesagt, das soll keine Apologetik der herrschenden Zustände in den Sendergremien sein. Denn da läuft tatsächlich einiges schief. Vieles ist ja schon genannt worden, vor allem die unsäglichen Einflussnahmeversuche auf Sendeinhalte seitens der Politik. Nur sollte man nicht gleich die ÖR ganz abschaffen sondern lieber darüber diskutieren, wie man diesen ÖR besser gestalten kann
 
Wenn die öffentlich rechtlichen nun hierin mit den privaten Sendern konkurrieren wollen, dann kann das nur zur Verflachung führen.

Aber das ist doch genau der Punkt, womit wird da eigentlich konkurriert? Das macht überhaupt keinen Sinn, weil die ÖR überhaupt nicht vom Werbegeld abhängig sind.

Natürlich muss man es nicht toll finden, dass Hochkulturangebote sobventioniert werden. Aber das ist kein Argument dagegen.

Es geht nicht um das Prinzip, es geht um die irrsinnigen Summen, mit denen da hantiert wird. Wenn so 'ne Opernkarte mit dem Doppelten ihres Preises subventioniert werden muss, sollte man vielleicht darüber nachdenken, dass nicht jedes Kaff eine Oper und ein Sinfonieorchester braucht, wenn man nur jedes Dritte alle Jubeljahre mal vollkriegt. Dann sollen die Leute halt mal hinfahren - nur als ganz blödes Beispiel steht so was in Wiesbaden und in Mainz. Da muss man nur mal kurz über eine Brücke fahren, das geht mit dem Bus in 5 Minuten für Zweifuffzich. Analog eben beim ÖR die gut 100 Sender, die es mittlerweile für Radio und Fernsehen gibt. Das ist verrückt, vor allem, weil die meisten davon auch noch die Programme der anderen wiederkäuen. Das ist meiner Meinung nach ABM vom Schlimmsten.

Man muss kein Schlagerfan sein, aber es gibt eine Existenzberechtigung für Schlager/Volksmusiksendungen, wenn du darauf hinaus willst. E

Will ich gar nicht. Es ist eher der Mangel an nicht-Scheintoten-Sendungen im Unterhaltungsprogramm (das an sich zu viel Raum einnimmt), der mich stört, als die Tatsache, dass auch mal was für Oma läuft. Das Missverhältnis ist es. Ein Konzertmitschnitt aus dem Rockpalast zum Sankt Nimmerleinstag nachts um 4 auf einem 3. Programm kanns halt nicht sein, wenn dafür jede Woche irgendein Volksmusikabend gesendet wird. In den 70ern und 80ern ging das komischerweise, dass für jede Altersklasse was gesendet wurde, und da gab's nachts noch das Testbild und nur 3 Sender 😉.
 
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Aber das ist doch genau der Punkt, womit wird da eigentlich konkurriert? Das macht überhaupt keinen Sinn, weil die ÖR überhaupt nicht vom Werbegeld abhängig sind.

Eben, die ÖR glauben, um Einschaltquoten mit den Privaten konkurrieren zu müssen und adaptieren deren Formate, anstatt sich einen Scheiß um drartiges zu kümmern und zu überlegen, was relevant ist. Das ist ja der Witz. Und das ist absolut kritikwürdig. Und das ist auch der Grund für die Dominanz der vielen Volksmusiksendungen. Denn man kann die Uhr danach stellen, wenn Hansi Hinterseer anfängt, zu trällern, greifen knoorige Hände aus der Gruft nach der Fernbedienung um dem unheiligen Ruf ihres verderbten Meisters zu folgen. Das Argument? Die Quote sagt, dass dies eingeschaltet wird. Schaurig aber wahr. Mir geht es garnicht darum, das zu verteidigen, sondern darum, nicht wegen solcher Mißstände die ÖR per se zu verdammen.

Das Gleiche gilt auch für Sinfonieorchester. Wenn man nur noch so viele erhält, wie sich wirtschaftlich rentiert, dann verkommt Hochkultur entgültig zum Instrument des Distinktionsgewinns derer, die es sich halt leisten können. Und Konzertkarten sind teuer, denn ein hochkarätiges Sinfonieorchester zu unterhalten, ist ebenfalls teuer. Allerdings ist es hier in Leipzig z.B. guter Brauch, Schülerkonzerte zum Eintirttspreis von 5 Euro zu veranstalten, ein Spaß, der an normalen Konzertabenden ab 35 Euro aufwärts zu haben ist. Das geht nur durch die von dir gescholtene Subventierung. Gleichwohl heißt das nicht, dass jeder kleine Ort ein Sinfonieorchester haben muss. Da geb ich dir recht. Doch auch hier gilt, dass man das nicht in toto verdammen kann.

Und noch etwas zu den Regionalsendern. Das sind keine Vollprogramme, daher kosten sie auch nicht soviel wie etwa die ARD oder das ZDF. Sie produzieren also nur das selbst, was Regionalbezug hat. Und das wird in dem Maße wichtiger, wie es z.B.

einen Schwund an Regionalzeitungen gibt, bzw diese in größeren Verlagen aufgehen und in zunehmenden Maße ihren Regionalanteil zurückfahren und stattdessen mit Überregionalem füllen. Ob es nun gleich hundert Sender sein müssen, naja, aber einen Bedarf für Regionalsender ist schon da. Zumal es sogar wirtschaftlicher ist, einmal überregional produzierte Inhalte auch nochmals auszustrahlen anstatt sie gleich in die Archive zu veschieben.
 
@Knight Pilgrim

So gesehen hast du natürlich Recht. Aber waren es nicht Einkäufe hochdotierter "Fernsehstars" wie Günther Jauch (dem ich eine gewisse fachliche Kompetenz zubillige) oder Harald Schmidt (dessen Witzigkeit sich mir bis heute noch nicht erschlossen hat), die dafür sorgten, dass vor einiger Zeit die Beiträge erhöht werden mussten? Nicht, dass ich was dagegen habe, aber bei den Privaten kosten uns "Stars" wie Dieter Bohlen auch nicht mehr als ein durchschnittlicher Moderator einer Nachrichtensendung. Von daher könnten sie selbst Gott für ne Milliarde verpflichten, so lange es nicht das Geld des Zuschauers kostet. Aber na gut, die Sinnhaftigkeit der Abgabe an sich sehe ich schon ein. Aber ob das, was die ÖR bringen, sich vom Niveau her noch so sehr vom Programm der Privaten unterscheidet? Ich bin mir da nicht mehr so sicher. Zumindestens sind sie noch nicht so weit, dass sie 20 Stunden am Stück Proll-Fernsehen und Idioten-TV zeigen. Da sind einige Private ganz weit vorne, einige scheinen sogar als Mülltonne einer Mediengruppe von vornherein gemacht worden zu sein, damit man schon mal austesten kann, womit man die Semmel in den Köpfen der Zuschauer noch mehr aufweichen kann.
 
Ich bitte dich, Jauch mag ein toller Showmaster sein, ein guter Moderator einer politischen Talksendung ist er keinesfalls. Überhaupt sind die derzeitigen Talkformate etwa so sinnvoll und schön wie ein eitriger Abszess.
Die Welt ist eben im Wandel. Wenn die Leute sowas sehen wollen, dann ist das so. Was hat man davon, wenn man das Niveau hoch schraubt, dafür dann aber nur noch wenige Menschen zuschauen, gewissermaßen eine Bildungselite die es eh nicht nötig hat, sich dort zu informieren!? Ich finde du siehst das alles zu negativ. Ich bin ja auch bereit die ÖR zu kritisieren (zum Beispiel zu viele Polittalks mit zu häufig den gleichen Themen), obwohl ich ihr Programm viel und gerne schaue. Die Sendungen eines Prof. Dr. Lesch oder Ranga Yogeshwar sind zum Beispiel schön und toll, trotzdem nur für einen kleinen Teil von Menschen wirklich relevant. Heute braucht man die ÖR nicht mehr wirklich, selbst die ärmsten Menschen haben Zugang zum Internet und dort findet man ein vielfaches von dem, was die ÖR einem, oftmals mit tendenziöser Berichterstattung, auftischen. Wie gesagt, ich mag die ÖR, schaue sicher zu 90% deren Programm und nur noch zu 10% das der privaten. Es ist gewissermaßen schwierig für mich eine Meinung zu haben, ich mag sie, auf der anderen Seite finde ich auch etliche Kritikpunkte. Auf jeden Fall finde ich, dass man ihnen (den ÖR) zu viel Geld in den Rachen wirft und dass sie an vielen Stellen Geld verschwenden. Die Privaten Sender haben auch ihre Existenzberechtigung. Gäbe es sie nicht, würden die Leute heutzutage trotzdem nicht mehr ÖR Fernsehen schauen, sie würden sich ihre schlechten Sendungen dann im Netz anschauen. Ich stimme dir zu, dass es nicht besonders ideal ist, dass die ÖR mit den Einschaltquoten der privaten konkurrieren müssen, aber auf der anderen Seite scheint es nur allzu logisch. Was hat man von zwangsweiser Bildung, Fernsehen von hohem Niveau, wenn am Ende keiner einschaltet?
 
Das ist doch Quatsch, dass die Leute seichten Dummschwätztalk eher wollen als fundierte politische Berichterstattung. Wenn wir es mit unserer Demokratie ernst meinen, dann ist plitische Information unerlässlich. Und zwar untendenziöse. Nur bekommt man die eben eher, wenn man die Journalisten von Marktzwängen entkoppelt undgenau das kann ÖR leisten. Im Übrigen kann das Internet seriösen Journalismus nicht ersetzen. Im Internet kann nahezu jeder nahezu alles schreiben. Die Stichhaltigkeit ist noch viel schwerer nachzuvollziehen als es bei seriösen Journalismus der Fall wäre. Dieser lebt aber von Glaubwürdigkeit und die erwirbt man nicht über Nacht sondern muss erst erarbeitet werden. Wir sind uns glaube ich einig, dass beim ÖR einiges im Argen liegt. Aber die Antwort darauf solte sein, dass man den ÖR so umgestaltet, dass er jedem Staatsbürger einen Zugang zu grundlegenden Informationen des politischen Geschehens liefern kann und es auch tut. Ob die Bürger im Einzelne dies nun auch nutzen, ist unerheblich, denn Informiertheit soll die GRundlage der Wahlentscheidungen sein. WEnn die Möglichkeit zur Information eingeschränkt wird, dann hat Wahlentscheidung überhaupt kein Fundament. Die Privaten werden diesen grundlegenden Zugang nicht liefern, denn sie wollen ein Produkt verkaufen, die Werbezeit. Ein Sender, der kontrovers ist und potentielle Zielgruppen vergrault, erziehlt keine Einschaltquoten und verkauft desahlb auch keine WErbeminuten. Deswegen werden die Privaten sich hüten, sich in politische Kontroversen einzuklinken.

Und noch etwas zu der enormen Geldverschwendung. Vergleicht doch mal, was ihr an Rundfunkgebühr bezahlt mir dem, was Bezahlfernsehen kostet. Was mit Rundfunkgebühren finanziert wird uns was man bei Bezahlfernsehen geboten bekommt. Rein quantitativ ist das deutlich weniger.