40k Polizeieinsatz

Landsknecht

Erwählter
01. Februar 2007
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Hi zusammen! Nach der Hausarbeit habe ich mal ein wenig Abwechslung gebraucht und herausgekommen ist das hier. Einen richtigen Titel gibt es noch nicht.



Tag 1



Ben Hunting, von Beruf eigentlich Schweißer, doch zur Zeit arbeitslos, bewegte sich langsam mit dem Zug seiner Leidensgenossen auf die Loki-Plaza. Dieser Platz im Herzen der Vannion-Makropole war weder besonders groß, noch auf eine andere Weise beeindruckend. Eigentlich war er nicht mehr als eine ausgedehnte, gepflasterte Fläche, in deren Zentrum sich ein großer Springbrunnen erhob. Selbst, wenn ihn die Sonne beschien, wie an diesem Vormittag, wirkte er einfach nur trostlos. Was ihn allerdings für Ben und die Bürger, die er begleitete, interessant machte, war die Tatsache, dass sich an seinem Nordrand das Arbeitsministerium, ein rechteckiger, an einen Bunker erinnernder Bau, befand.
Seit Monaten zahlte man den Arbeitslosen immer weniger Unterstützung, während die Unternehmen gleichzeitig immer mehr Stellen strichen. Die Makropole wand sich im Griff einer handfesten Wirtschaftskrise, was vor allem angehörige der Unter- und Mittelschicht betraf. Aufgrund der Neigung der imperialen Behörden, auf Kritik nicht besonders einfühlsam zu reagieren, kam es jedoch zu relativ wenig offenem Protest.
Auch jetzt, an dieser angemeldeten Demonstration, nahmen nur etwas über dreihundert Bürger teil. Zu groß war die Angst vor der möglichen Rektion der Sicherheitskräfte, die sich jedoch bisher darauf beschränkten, die Proteste zu überwachen und den kleinen Zug mit tragbaren Absperrungen auf seiner geplanten Route zu halten. Doch je länger dieser Zustand dauerte, desto mehr Menschen würden sich ihnen anschließen, da war Ben sich sicher. Es brodelte unter der Oberfläche und es konnte nur noch eine Frage der Zeit sein, bis der ganze Ärger und Frust sich Bahn brechen musste. Von diesem Gedanken angespornt, skandierte Hunting noch ein wenig lauter.
Die Demonstranten hatten mittlerweile beinahe die Mitte der Plaza erreicht, als der Arbeitlose plötzlich in seinem Rufen innehielt und stutzte. Vielleicht zwei Reihen vor sich sah er eine Gruppe von Protestlern, die sich so unauffällig wie möglich bemühten, Eisenstangen und leere Flaschen unter ihren Jacken hervor zu ziehen. Ben zögerte keine Sekunde, sondern begann sofort, sich zu den Männern vor zu arbeiten. Sie durften es auf keinen Fall zu Gewalttätigkeiten kommen lassen, ansonsten konnten sie weitere Demonstrationen getrost vergessen. Man würde ihnen keine einzige mehr genehmigen. Ganz davon abgesehen, was die Sicherheitskräfte mit ihnen anstellen würden. Er erreichte den ihm am nächsten stehenden Mann, griff ihn am Kragen seiner Jacke und zog ihn zu sich herum.
„Hört auf damit, ihr handelt uns nur Ärger ein.“, sagte er so beschwörend wie möglich. Dann sah er die Augen des Kerls. Seine Pupillen waren geweitet, so als hätte er zuviel getrunken oder Drogen genommen. Doch was Ben wirklich aus der Fassung brachte, waren die gelb verfärbten Augäpfel. Er holte Luft, um noch etwas zu sagen, doch bevor er auch nur eine Laut herausbringen konnte, brach um ihn die Hölle los. Plötzlich schienen sich um ihn herum nur noch mit allerlei Alltagsgegenständen Bewaffnete aufzuhalten, die brüllend nach außen drängten und auf die Sicherheitsleute losgingen, die neben den Demonstranten herliefen. Hunting wurde mehrmals angerempelt und stürzte zu Boden. Panisch versuchte er, sich wieder aufzurichten, wurde jedoch sofort wieder hingeworfen. So schnell er konnte, krabbelte er auf allen Vieren los, ohne ein bestimmtes Ziel zu haben. Er wollte einfach nur weg von hier, die Richtung spielte keine Rolle. Etwas Schweres fiel auf ihn und drückte ihn nach unten. Hektisch strampelt er sich frei, sah sich um und blickte in das völlig zerschlagene, blutüberströmte Gesicht eines Polizisten. Ben schrie auf und kroch weiter. Noch einmal versuchte er sich vergeblich aufzurichten. Dann krachte etwas wuchtig gegen seinen Hinterkopf und stieß ihn in den dunklen Abgrund der Bewusstlosigkeit.

Sergeant Philip Bittners Helmkom knackte lautstark, dann war die Stimme des Fahrers ihres gepanzerten Mannschaftswagens zu hören: „Noch etwa zwei Minuten, Sergeant. Sie können sich bereit machen.“
Bittner lockerte die Schultern unter seiner schweren, silbernen Oberkörperpanzerung und hob die Stimme, um das Dröhnen des Fahrzeugmotors zu übertönen: „In Ordnung, Leute, herhören!“ Neun von vager Nervosität gezeichnete Gesichter wandten sich ihm zu.
„Wie ihr wisst, soll unsere Hundertschaft eine gewalttätige Demonstration an der Loki-Plaza auflösen. Wir rechnen mit etwa zwei- bis dreihundert gewaltbereiten Bürgern. Es befinden sich jedoch auch Unbeteiligte in der Nähe, also werden wir keine Schusswaffen einsetzen, außer, es ist unumgänglich. Wir gehen genau nach Lehrbuch vor: geschlossene Reihe, Schilde nach vorn und Schlagstockeinsatz bei Schwierigkeiten. Aber niemand, ich wiederhole, niemand benutzt seine Pistole ohne meine Erlaubnis, verstanden?“
Allgemeines Nicken antwortete ihm.
„Gut. Cutter, laden Sie Ihren Werfer mit Tränengas. Und jetzt aufgepasst, sie fahren uns direkt rein.“
Wie aufs Stichwort hörten die Polizisten Wurfgeschosse von der Außenwand ihres Transporters abprallen. Unter das Knallen und die Motorengeräusche mischten sich noch andere Laute, die Philip nicht genau einordnen konnte. Plötzlich wurde ihm klar, dass es sich um schreiende Stimmen handelte. Doch sie schrieen nicht vor Schmerz oder Panik. Diese hier waren voller Wut.
Ruckend kam der Mannschaftswagen zum Stehen. Der Sergeant sprang wie von einer Feder getrieben hoch, baute sich vor der Heckklappe des Fahrzeuges auf und schrie über die Schulter: „Los, so schnell wie möglich raus und einen Schutzwall bilden!“
Dann stieß er die Tür auf. Der Lärm auf der Loki-Plaza traf ihn wie ein Hammerschlag, trotz des in seinen Helm integrierten Gehörschutzes. Brüllende Stimmen, aufschlagende Gegenstände, splitterndes Glas, das matte Krachen der Granatwerfer, die Tränengas verschossen, das Zischen der Wasserwerfer. All das vermischte sich zu einem einzigen, zähen Brei aus Lärm, der Bittner beinahe unter sich begrub. Nur seine jahrelange Erfahrung und seine Ausbildung sorgten dafür, dass er die Tür des Transporters nicht einfach wieder zu zog.
Stattdessen sprang er nach draußen, seinen Schlagstock in der rechten Hand, mit der linken seinen großen Schild vor sich haltend. Etwas Schweres, möglicherweise ein Pflasterstein, prallte beinahe sofort dagegen und ließ einen dumpfen Schlag durch seinen Arm fahren. Noch bevor er sich auch nur ansatzweise orientieren konnte, ging ein wahres Bombardement von Wurfgeschossen auf ihn und seine noch aussteigenden Leute nieder. Einer von ihnen wurde direkt an seinem Helm getroffen und kippte benommen in den Transporter zurück.
„Scheiße!“, schrie Bittner, ohne damit jemand bestimmten anzusprechen. „Kommt schon! Schildwall bilden! Schilde hoch!“ Langsam formierten sich die Männer zu einem stabilen, ans Heck des Mannschaftswagens gepressten Halbkreis. Das gab dem Sergeant einige Sekunden Gelegenheit, sich umzusehen. Reichlich Zeit für ein geübtes Auge wie seines. Die gesamte Loki-Plaza war in Aufruhr. Von den Sicherheitskräften, die die Demonstration ursprünglich abgesichert hatten, war nichts mehr zu sehen, obwohl die Einsatzzentrale sie noch als Kräfte vor Ort ausgewiesen hatte. Außerdem verriet der enorme Lärmpegel, dass hier deutlich mehr als dreihundert Menschen am Werk sein mussten. Da der gesamte Platz unter der Kontrolle der Demonstranten stand, hatten die zehn Transporter von Bittners Hundertschaft ihre menschliche Fracht dem ursprünglichen Plan zuwider an dessen Rand abgeladen. Hier bildeten die einzelnen Polizeitrupps nun isolierte Inseln, die sich einer unüberschaubaren Menge gewalttätiger Bürger gegenüber sahen. Ein katastrophaler Fehler der Organisation. Bei einer derart außer Kontrolle geratenen Lage hätte man sie nie so nahe heranfahren dürfen. Der Sergeant fluchte unanständig und blickte sich noch einmal um. Zu ihrer Rechten befand sich noch ein Transporter, dessen Mannschaft in ähnlichen Schwierigkeiten steckte wie sein eigener Trupp. Auf der linken Seite bemühte sich einer massiver, mit einem schweren Wasserwerfer ausgerüsteter Panzerwagen der Sicherheitsbehörde, den bedrängten Beamten ein wenig Luft zu verschaffen. Das Arbeitsministerium, das sie eigentlich sichern sollten, lag außer Reichweite auf der anderen Seite der Plaza. Rauch stieg davon auf.
Philip musste eine Entscheidung treffen. Hier konnten sie nicht bleiben. „Was ist mit Ghannen?“, erkundigte er sich nach seinem getroffenen Untergebenen.
„Sieht nach Gehirnerschütterung aus!“, schrie Corporal Smits, sein Stellvertreter, zurück. „Nicht mehr einsatzfähig!“
„Dann lassen Sie ihn im Wagen und sagen Sie dem Fahrer, er soll verschwinden! Hier nützt er uns nichts mehr. Sobald die Tür zu ist, behalten wir den Halbkreis bei und versuchen, uns nach rechts zu den anderen dort durchzuschlagen! Wir müssen die da raus holen!“
Bis jetzt wurden sie noch nicht direkt angegriffen. Scheinbar wollte sich die außer Kontrolle geratene Menge noch nicht auf eine Prügelei mit den schwer gepanzerten Polizisten einlassen und beschränkte sich darauf, sie mit allem zu bewerfen, was leicht genug dafür war. Aber das würde nicht lange so bleiben.
„Cutter, nebel die Bande ein! Die anderen, bereithalten!“
Der Granatwerfer hustete mehrfach, als sein Besitzer die Tränengasgeschosse auf die größten Konzentrationen wütender Bürger in Reichweite abfeuerte. Der Hagel an Wurfgeschossen ließ augenblicklich nach.
„In Ordnung, los, los!“, schrie Sergeant Bittner. Langsam und tief hinter ihre Schilde geduckt, arbeiteten er und seine Männer sich auf ihre Kollegen zu.

„Sagen Sie mir sofort, was bei allen Höllen hier vorgeht!“ Der Adressat dieser, nennen wir es Anfrage, ein Lieutenant der taktischen Abteilung, wäre vor Schreck und Überraschung ums Haar mit dem Kopf gegen seine eigene Arbeitsstation gestoßen. Er sah sich um und entdeckte in weniger als vierzig Zentimeter Entfernung ein glattrasiertes, aber zerfurchtes Gesicht fortgeschrittenen Alters, dessen braune Augen ihn förmlich zu durchbohren suchten.
„Ich weiß es nicht, Chief. Die Informationen sind bruchstückhaft und widersprüchlich.“, erwiderte der Lieutenant, redlich bemüht, nicht allzu schuldig dabei zu klingen.
„Vor etwa vierzig Minuten war Captain Dyran in meinem Büro und bat mich, eine Hundertschaft zur Unterdrückung eines Aufruhrs auf der Loki-Plaza entsenden zu dürfen, der sich anscheinend aus einer angemeldeten Demonstration entwickelt hat.“
„Äh...ja, Sir.“
Chief Vincent Ruger, Polizeichef der Vannion Makropole und damit Befehlshaber aller dort eingesetzten lokalen Sicherheitskräfte, richtete sich langsam zu seiner vollen Größe von zwei Metern und zehn auf. Aus der Perspektive seines sitzenden Untergebenen wirkte er wie eine grün uniformierte Wand.
„Und sehen Sie sich in der Lage mir zu vermitteln, warum ich vor etwa einer Minute zufällig erfahre, dass diese Hundertschaft sich mit einer Aggression konfrontiert sieht, der sie nicht mehr gewachsen ist?“
Diese Frage war nun ganz ruhig gestellt. Der Lieutenant schluckte, während sein Blick langsam nach oben wanderte, um wieder Blickkontakt zu Ruger herzustellen.
„Die....äh...Ereignisse haben uns förmlich überrollt. Vor einer Stunde meldeten die eingesetzten Sicherheitskräfte einzelne, sich ausweitende Ausschreitungen und baten um Verstärkung. Daraufhin wurde die Hundertschaft geschickt. Als die eintraf, waren die Kräfte vor Ort bereits überwältigt, ohne dass wir es registriert hatten. Als die Hundertschaft an der Loki-Plaza ankam, hatte sich die Situation schon dramatisch zugespitzt. Es lief einfach alles zu schnell ab.“
„Wie ist die Lage jetzt?“
„Die Hundertschaft sitzt auf der dem Arbeitsministerium gegenüberliegenden Seite der Plaza fest. Scheinbar sind inzwischen weit mehr Bürger an den Ausschreitungen beteiligt, als ursprünglich an der Demonstration selbst teilgenommen haben. Mehr wissen wir im Moment nicht, aber es sieht nicht gut aus.“
„Ich erinnere mich genau, dass diese Demonstration angemeldet war. Ein paar Arbeitslose, die gegen weitere Stellenstreichungen protestieren. Nichts gravierendes. Also wie konnte daraus ein solcher Ausbruch an Gewalt werden?“
„Das wissen wir nicht, Chief.“
„Holen Sie mir Deputy Chief Killian, und zwar sofort.“
„Er ist mit weiteren zwei Hundertschaften ausgerückt, um die Ordnung wieder herzustellen, Sir.“
Ruger atmete ein paar mal tief durch. „Dann holen Sie ihn mir ans Kom und stellen Sie ihn in mein Büro durch.“
„Ja, Sir. Sofort.“
„Danke, Lieutenant.“
Der Chief wandte sich um und stapfte zu seinem Büro zurück. Als aller erstes, noch vor der Ursache der Krawalle, musste er herausfinden, warum er von dieser Geschichte als letzter erfahren hatte. Gleich danach musste diese Situation bereinigt werden, bevor sie die Arbitratoren einsetzen mussten. Mit denen wollte er sich nicht auch noch auseinander setzen müssen.

Etwa eine Minute später begann das kleine Komgerät auf Chief Rugers massivem Holzschreibtisch eindringlich zu piepen. Ohne hinzusehen hieb der Polizeichef auf den Sendeknopf und knirschte umgehend: „Nett, mal von Ihnen zu hören, Deputy Chief Killian.“
„Wie immer hasse ich es, Sie zu enttäuschen, Chief.“, erwiderte eine Stimme, die definitiv nicht Killian gehörte. Ruger unterdrückte ein entnervtes Seufzen.
„Womit kann ich dienen, Marschall Arcette?“, erkundigte er sich liebenswürdig. Dem Kommandanten des Adeptus Arbites-Kontingents in der Vannion-Makropole war offensichtlich nicht nach derlei Höflichkeiten zumute.
„Was ist an der Loki-Plaza los, Chief?“
„Ein Aufruhr, Marschall, weiter nichts. Vor allem nichts, was ein Eingreifen Ihrerseits erforderlich machen würde.“
„Sie sagen das im Tonfall eines gut informierten Mannes, Chief.“, schnarrte Arcette im Tonfall eines besser informierten Mannes.
„Meine Leute versichern mir, dass wir die Lage in Kürze wieder unter Kontrolle haben werden.“
„Sind Sie sicher, dass Ihre Männer Ihnen alles erzählt haben?“
„Ich versuche zur Zeit noch, meinen Deputy Chief zu erreichen. Sollten Sie also zu meiner Erhellung beitragen können, wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie nicht allzu lange um den heißen Brei herumreden würden.“, schoss Ruger zurück, dessen Geduldsfaden sich rapide seinem Ende näherte.
„Ich werde Ihnen Zugriff auf die Bilder eines unserer Überwachungssatelliten gestatten. Sie werden feststellen, dass es an der Loki-Plaza zu gewalttätigen Ausschreitungen kommt, an denen zur Zeit etwa fünfhundert bis sechshundert Personen beteiligt sind und die sich in die umliegenden Straßen ausweiten.“
„Vielen Dank, Marschall. Aber ich denke, dass wir Problemen dieser Größenordnung durchaus alleine gewachsen sind.“
„Das glaube ich auch, Chief. Ich wollte Sie lediglich darüber informieren, dass wir die Situation beobachten und nötigenfalls unterstützend eingreifen werden.“
„Ich weiß das zu schätzen, Marschall. Allerdings möchte ich Sie darauf hinweisen, dass das hier meine Stadt ist und ich hier für Ruhe und Ordnung sorge.“
„Allerdings, Chief. Deshalb werden wir nur eingreifen, sollten Sie versagen. Ich werde Sie wieder kontaktieren.“
„Ich freue mich schon darauf, Marschall.“
 
Ja, Chaos!!!! Oder sind die nicht besessen? Wirklich sehr interessant, wie Battle schon sagte, ich habe deinen Stil wirklich vermisst, mach bloß schnell weiter. Mir sind auch keinerlei Fehler aufgefallen, falls es dich interessiert.

Ja, die Kurzgeschichten würde ich auch gerne mal weiterlesen.
 
Danke für die positiven Reaktionen! Mit den Landsknechten wird es auch irgendwann weitergehen, keine Angst. Im Moment brauche ich nur ein wenig Abwechslung, das steigert die Kreativität 😉


Sergeant Philip Bittner eignete sich nicht für eine Kommandoposition und das wusste er auch. Er hatte nun fünfzehn Dienstjahre auf dem Buckel, alle davon an vorderster Front, direkt auf der Straße, denn dort fühlte er sich am wohlsten. Doch in all dieser Zeit hatte er höchstens ein oder zwei mal etwas gesehen, das dem hier vergleichbar war. Die Loki-Plaza glich einem Schlachtfeld. Rauch und Tränengas hing in grauen Schwaden in der Luft, so dicht, dass die andere Seite des Platzes mittlerweile nicht einmal mehr sichtbar war. Die Suppe beeinträchtigte allerdings nicht mehr nur die Gewalttäter, sondern auch die Polizeibeamten, denen die Augen brannten und der Hals kratzte.
In den letzten Minuten war es Bittners Trupp gelungen, sich mit ihren Kollegen zu vereinigen und diese zu unterstützen. Sie hatten die Verletzten der anderen Einheit, zwei Beamte und den Sergeant, in den noch wartenden Mannschaftswagen laden können und hatten diesem genug Zeit erkauft, um sich abzusetzen. Unterdessen waren sie jedoch von den restlichen Sicherheitskräften abgedrängt worden und liefen Gefahr, von der wütenden Menge eingekreist zu werden.
„Hier Trupp Sieben! Wir sind beinahe abgeschnitten, am Südrand der Plaza! Ich habe einige Leute von Neun bei mir, haben wir eine Sammelstelle?“, schrie der Sergeant mit heiserer Stimme in sein Helmkom, während er sich hinter seinem Schild so klein wie möglich machte. Noch immer wurden sie mit Steinen und Flaschen beworfen. Bittner bemerkte, dass seine Männer langsam mit den Nerven fertig waren und einige nervös an den Halftern ihrer Laserpistolen nestelten.
„Sieben, hier ist Fünf.“, das war Lieutenant Gruber, sein direkter Vorgesetzter. Seine Stimme war über den Lärm kaum zu verstehen. „Arbeiten Sie sich am Rand der Plaza entlang nach Westen vor! Und beeilen Sie sich, wir sind ziemlich in Bedrängnis und müssen uns vielleicht zurückziehen!“
„Verstanden! Welche Mittel darf ich einsetzen?“
„Kein Schusswaffeneinsatz, ich wiederhole, machen Sie keinen Gebrauch von der Schusswaffe! Bitte bestätigen!“
„Bestätigt, Fünf!“ Bittner schlug Smits von hinten auf den Helm, um ihn auf sich aufmerksam zu machen. „Corporal, wir müssen los! Helfen Sie mir, die Männer zusammenzuhalten!“
„Ja, Sir!“
„In Ordnung, Jungs, herhören!“ Der Sergeant deutete mit seinem Schlagstock in Richtung Westen. „Wir müssen da rüber, zu den anderen Einheiten unserer Gruppe! Wie in der Ausbildung, enge Formation und nicht langsamer werden! Und dass mir keiner seine Pistole anfasst!“
Wie eine aus Menschen bestehende Schildkröte begannen die sechzehn Polizisten langsam, sich am Rand der Loki-Plaza entlang vor zu arbeiten. Bittner konnte über den Rand seines Schildes hinweg eine größere Gruppe Demonstranten erkennen, die sich mittlerweile zwischen ihnen und ihrem Ziel aufhielt. Sie waren gerade damit beschäftigt, einen verlassenen Lastwagen umzukippen, hörten damit jedoch sofort auf, als sie die Beamten erkannten, die direkt auf sie zuhielten. Philip war erstaunt, wie schnell sich die Krawallmacher in eine organisierte Truppe verwandelten, die plötzlich mit allem bewaffnet war, was sich in greifbarer Nähe befand. Er sah Pflastersteine, Eisenstangen aus zertrümmerten Absperrungen, Flaschen und ähnlichen Unrat. Ihm blieb gerade noch Zeit, seine Leute zu warnen, bevor der Mob schreiend auf sie losstürmte.

Chief Ruger war äußerst dankbar dafür, dass sein Komgerät keine Bildverbindung zu seinem Gesprächspartner gestattete. Jetzt in Deputy Chief Killians molliges Gesicht blicken zu müssen, hätte ihm den Rest gegeben. Ruger hatte sich immer gefragt, wie ein Mann zu gleichen Teilen derart rücksichtslos und feige sein konnte. Zweifellos war diese Kombination jedoch sehr zum Vorteil seines Stellvertreters gewesen. Rücksichtslosigkeit hatte ihm bei seinem kometenhaften Aufstieg geholfen, und seine Feigheit hatte dafür gesorgt, dass er von allen Schwierigkeiten fernblieb, die ihm schaden konnten.
„Und können Sie mir sagen, warum ich von dieser Situation nur erfahre, weil ich mir einen Kaffee hole und dabei zufällig in der Zentrale vorbei komme?“, schnauzte der Chief, obwohl er die Antwort längst kannte. Killian war auf den Posten des Polizeichefs aus, das war allgemein bekannt. Zweifellos hatte er hier eine Gelegenheit gesehen, sich über den Kopf seines Vorgesetzten hinweg zu profilieren.
„Es sah nicht so aus, als müssten Sie mit dieser Angelegenheit behelligt werden, Chief.“ Schon allein die weiche Stimme seines Untergebenen konnte Ruger zur Weißglut bringen.
„Da mögen Sie recht haben, was den Einsatz der ersten Hundertschaft betrifft. Aber wenn Sie sich ein Drittel der in der Hauptwache stationierten Sicherheitsbeamten nehmen und ausrücken, wüsste ich darüber doch ganz gern bescheid!“, schrie Ruger, wartete jedoch gar nicht erst auf eine Erwiderung. „Hören Sie, Killian. Ich werde Ihnen noch eine weitere Hundertschaft hinterher schicken. Marschall Arcette hat mir Zugriff auf einen seiner Satelliten gewährt und was ich da sehe, gefällt mir ganz und gar nicht. Unsere Leute auf der Plaza haben einen schweren Stand. An den Ausschreitungen beteiligen sich immer mehr Personen. Wir haben keine Ahnung, woher die kommen. Sie scheinen aus allen Löchern hervor zu kriechen.“
„Wir werden die Ordnung wieder herstellen, Chief.“
„Das wollte ich hören. Wie sieht ihr Plan aus?“
„Wir werden in einer Entfernung von einem Straßenzug rund um die Plaza Aufstellung nehmen und dann geschlossen vorrücken. Wir drängen die Aufrührer auf dem Platz zusammen, riegeln das Areal ab und nehmen sie alle in Gewahrsam.“
„Hört sich solide an, tun Sie das. Die nachrückende Hundertschaft kann dann an etwaigen Brennpunkten eingreifen. Holen Sie unsere Leute da raus! Und setzen Sie auf keinen Fall Schusswaffen ein, ich will keine weitere Eskalation riskieren.“
„Verstanden, Chief. Was ist mit den Arbitratoren, werden die uns unterstützen?“
Ruger grunzte. Er wusste, dass der Deputy Chief dem Marschall des Adeptus Arbites so weit in ein bestimmtes Körperteil kroch, dass er beinahe kaum noch zu sehen war. Zweifellos wäre Arcette mit einem Chief Killian weitaus zufriedener als mit der derzeitigen Besetzung des Postens.
„Die werde ich versuchen heraus zu halten. Wir müssen das selbst regeln, Killian. Wenn Marschall Arcette seine Arbitratoren von der Leine lässt, werden die keine halben Sachen machen. Das bedeutet tote Bürger, und das würde zu noch mehr Unruhe in der Bevölkerung führen. Soweit dürfen wir es nicht kommen lassen. Es muss hier und jetzt enden, Deputy Chief, haben Sie das verstanden?“
„Ja, Sir, voll und ganz.“
„Gut, dann erledigen Sie das. Und zwar so schnell wie möglich!“
„Ja, Chief.“

Philip Bittner wartete nicht, bis der erste Demonstrant, der ihn erreichte, mit seiner Eisenstange nach ihm schlagen konnte. Mit zusammengebissenen Zähnen spannte er seinen linken Arm und die Rückenmuskeln, hob seinen Schild und rammte ihn, sein gesamtes Gewicht in den Stoß hineinlegend, dem grölenden Mann entgegen. Der Andere, von der plötzlichen Gegenbewegung überrascht, prallte in vollem Lauf auf den Schild und stürzte grunzend zu Boden. Aus den Augenwinkeln konnte der Sergeant sehen, wie seine Kollegen sich aus Leibeskräften gegen den Ansturm der rasenden Bürger wehrten. Er selbst nutzte seinen Schild, um einen weit ausholenden Schlag mit einer Glasflasche zu parieren. Das Gefäß zersplitterte klirrend und einige der Bruchstücke spritzten Bittner ins Gesicht. Er schrie auf und kniff reflexartig die Augen zusammen. Jemand, den er aufgrund seiner kurzzeitigen Blindheit nicht hatte sehen können, stieß ihn zu Boden und versuchte durch die Lücke in die enge Formation der Sicherheitsbeamten einzudringen. Zwei weitere Polizisten stemmten sich gegen den Ansturm und nahmen die Position ihres Sergeants ein. Mühsam rappelte er sich hinter ihnen wieder hoch und versuchte, die Situation zu überblicken. Tränengas und Qualm bissen in seine Augen und ließen ihn blinzeln. Direkt vor ihm knüppelten seine Leute auf die anrennenden Demonstranten ein, ohne dass diese in ihrem Druck nachließen. Der Sammelpunkt, den sie erreichen mussten, war durch die rauchgeschwängerte Luft nicht einmal zu sehen. Es war nur eine Frage der Zeit, bis die ihnen gegenüberstehende aggressive Menge so weit angewachsen sein würde, dass sie einfach überrannt würden.
Der Sergeant klopfte seinen Männern von hinten auf den Rücken, als er begann, sie anzutreiben: „Vorwärts! Zugleich! Und eins! Und zwei! Und drei!“
Die Beamten nahmen seinen Rhythmus auf, als sie einen Schildwall bildend vorrückten. Ihren konzentrierten Bemühungen hatte der planlose Mob zunächst nichts entgegen zu setzen. Langsam aber sicher ging es vorwärts.
„Gut so, wir schaffen es! Nicht nachlassen!“, schrie Bittner mit heiserer Stimme. Plötzlich zuckte einer der Beamten zusammen, als habe er einen elektrischen Schlag bekommen. Wie in Zeitlupe konnte Philip ihn zunächst wanken und dann einfach zusammensinken sehen. Die Männer neben ihm schlossen die Lücke, ohne weiter auf den Gefallenen zu achten. Wahrscheinlich nahmen sie an, er sei von einem der zahlreichen Wurfgeschosse getroffen worden, die noch immer auf sie niedergingen. Der Sergeant wusste es besser. Er konnte das Loch im Schild des Beamten und den sich ausbreitenden roten Fleck auf seinem Oberköroper sehen. Das war es also. Irgendjemand hatte die dünne Linie überschritten, die entschlossene Aufruhrbekämpfung von totaler Vernichtung trennte. Bittners Ausbildung sorgte dafür, dass er schon reagierte, noch bevor sein Verstand wirklich über die Lage hatte nachdenken können. Er ließ den Schlagstock fallen und riss seine Dienstpistole aus ihrem Halfter. Obwohl sie nicht wirklich schwerer als der Gummiknüppel war, schien ein immenses Gewicht in seiner Hand zu liegen.
„Achtung, wir werden beschossen! Runter!“
De Sicherheitsleute versuchten, sich hinter ihre Schilde zu ducken, was ihnen jedoch in dem wilden Handgemenge nicht schnell genug gelang. Der oder die unsichtbaren Schützen eröffneten wieder das Feuer, heftig und ungezielt. Drei weitere Beamte und einige Demonstranten gingen zu Boden. Sergeant Bittner sah sich hektisch um. Wenige Meter von ihnen entfernt befand sich ein Eingang in das Archiv der Stadtverwaltung. Ein lautes Zischen ließ ihn herumfahren. Rechts von ihm hatte einer der Sicherheitsleute seine Laserpistole gezogen und begonnen, ziellos auf die Bürger vor ihm zu schießen. Philip konnte förmlich spüren, wie er die Kontrolle verlor, als noch zwei Beamte das Feuer eröffneten. Innerhalb von Sekundenbruchteilen wurde mehrere Demonstranten förmlich niedergemäht, die anderen schrieen panisch und versuchten, sich abzusetzen.
„Feuer einstellen!“, brüllte Bittner entsetzt. „Hört auf zu schießen, ihr Idioten!“
Er stürmte auf den ihm am nächsten stehenden Schützen zu und riss den Mann herum. Das junge Gesicht des Polizisten war zu einer Maske des Grauens erstarrt, die weit aufgerissenen Augen schienen einfach durch seinen Vorgesetzten hindurch zu starren. Der Sergeant stieß den Jungen in Richtung des Archivs. Reden konnte er in diesem Zustand mit ihm nicht.
„Da rüber, ins Gebäude! Smits, helfen Sie mir, die Männer ins Archiv zu schaffen! Nehmt die Verletzten mit!“
Irgendwie gelang es ihnen, sich ohne weitere Verluste durch die gläserne Doppeltür des Verwaltungsarchivs zurück zu ziehen. Zwar wurden sie noch immer beschossen, doch scheinbar waren die Schützen zu weit entfernt, um sauber zielen zu können. Andererseits waren sie selbst auch nicht auszumachen.
Der Sergeant deutete auf die beiden letzten Beamten, die mit ihm durch die Tür gingen.
„Sie beide, sorgen Sie für Rückendeckung. Wenn Sie den Schützen sehen, knallen Sie ihn ab. Ihr anderen, helft mir, den Eingang zu verbarrikadieren!“
Eilig schafften die Polizisten Sitzbänke, Stühle, Tische und andere Büromöbel heran, die sie vor der verglasten Tür und den angrenzenden, bis auf den Boden reichenden Fenstern zu einer improvisierten Barrikade aufschichteten. Fast die ganze Zeit über wurden sie weiter aus Projektilwaffen beschossen, die jedoch lediglich einige Scheiben zu Bruch gehen ließen, sonst aber keinen Schaden verursachten. Dennoch waren sie in einer brenzligen Lage, denn den Sammelpunkt würden sie aus eigener Kraft nicht mehr erreichen können. Bittner schickte eine handvoll seiner Leute los, um nach anderen Eingängen in das Archiv zu suchen und sie fest zu verschließen, dann versuchte er Lieutenant Gruber zu erreichen.
„Fünf, hier ist Sieben. Können sie mich hören? Fünf, kommen!“
Zunächst antwortete ihm nur ein helles Rauschen, dann war Grubers Stimme undeutlich über starken Hintergrundlärm zu verstehen.
„Hier ist Fünf. Wo zum Henker stecken Sie, Sieben? Wir könnten hier ein wenig Unterstützung gebrauchen!“
„Wir sitzen im Verwaltungsarchiv fest. Wir wurden mit Projektilwaffen beschossen. Anzahl und Standort der Schützen unbekannt. Wir haben unsere Position vorerst gesichert, aber ich glaube nicht, dass wir es bis zu Ihnen schaffen können.“
„Wir – Moment!“
Kurze Zeit kamen nur noch Schreie und krachende Geräusche durch die Leitung. Fluchend riss sich Philip den Ohrhörer heraus und drehte den Lautstärkeregler herunter.
„Sieben, sind Sie noch da?“, ließ sich Gruber dann wieder vernehmen.
„Ja, ich bin noch da, Lieutenant. Wüsste auch nicht, wo ich hingehen sollte.“
„Wir sind hier ziemlich unter Druck. Ich glaube nicht, dass wir uns noch allzu lange halten können, geschweige denn zu Ihnen kommen.“
„Was sollen wir tun?“
„Wie viele Männer sind noch bei Ihnen?“
Bittner zählte kurz durch. „Einschließlich mir sind wir zu zwölft, plus zwei Verletzte. Zwei Mann sind tot.“
„Bleiben Sie, wo Sie sind. Halten Sie das Stadtarchiv und lassen Sie sich nicht vertreiben. Deputy Chief Killian ist mit Verstärkungen unterwegs. Er glaubt, dass wir die Lage in der nächsten Stunde unter Kontrolle bringen können. Dann holen wir Sie raus.“
„Ja, Sir.“
„Sie schaffen das, Sergeant.“
„Natürlich, Sir. Sieben, aus.“
„Fünf, aus.“
 
Mmhh, mal was ganz anderes, auch wenn die Parallelen zur "Realität" vll. noch etwas zu deutlich sind, kann das noch was werden.
Allerdings würde ich die Parallelen wirklich noch versuchen etwas mehr zu verwischen und konturloser zu machen. Auch fehlt mir hier der Spannungsbogen, von der Machart ist es ja solide aber man kann zu sehr erahnen in welche Richtung es gehen könnte. Ich hoffe du hast dir eine überaschende Wende im Petto. Damit die Geschichte zum ende nicht zu konturlos wird wie bei deinem Landsknechten.

Das einzige was micht wirklich stört ist der Name Ben Hunting, wirkt eventuell etwas fantasielos, auch ist das etwas zu Anglik anstatt verlateinisiert.
Es sei denn du lässt die Parallelität zu einer bestimmten Angliken Kultur explizit rüberkommen.

Mach weiter so. ^^
 
Zuletzt bearbeitet:
@Weiß: Danke für die KritiK!
Die Prallelen zur Realität sind beabsichtigt. Ich wollte damit verdeutlichen, dass es sich bei den Jungs nicht um die Imperiale Armee, das Adeptus Arbites oder irgendeine andere besondere Organisation handelt, sondern dass sie einfach nur Polizisten sind (die ja, s. eben Amerika, auch ganz ordentlich hinlangen können). Zu den eglischen Namen muss ich sagen, dass mir die Gotisierung bzw. Lateinisierung, wie sie in 40k betrieben wird, persönlich nicht besonders liegt. Ist halt so eine persönliche Vorliebe.
 
@Sarash: Ich habe auch vor, es so zu halten. Ich verwende in dieser Geschichte halt englische Namen, weil ich auch englische Rangbezeichnungen benutze. Dann passt es wieder.

So, hier erstmal der Schluss des letzten Teils (der war noch nicht ganz vollständig.)


Der Sergeant atmete einmal tief ein und sah sich zum ersten Mal richtig in der Vorhalle des Verwaltungsarchivs um. Sie sah genau so aus, wie man das Foyer eines Gebäudes der imperialen Verwaltung erwarten würde. In der Mitte der hinteren Wand befand sich eine Art verglaster Kasten, der zwei Schreibtischen Platz bot. Dort saßen üblicherweise die Pförtner, jetzt jedoch waren die Arbeitsplätze verlassen. Bevor die Sicherheitsleute sie als Hindernisse zweckentfremdet hatten, waren in der Halle noch einige Sitzgruppen verteilt gewesen und in kleinen Wandregalen war eine Reihe von Formularen ausgelegt, die zum Stellen eines Nachforschungsantrages erforderlich waren. Über dem Pförtnerhäuschen blinkte ein rotes Warnlicht, wohl eine Art Alarm. Eine dazu passende Sirene war nicht zu hören. Überhaupt kam aus dem Gebäude selbst kein Laut, nur der Lärm von draußen sorgte für eine beständige Geräuschkulisse. Wahrscheinlich war die Belegschaft des Archivs längst über alle Berge.
Als Corporal Smits sich näherte, wandte Philip sich zu ihm um. Der verkniffene Gesichtsausdruck des Corporals, die Augen nicht mehr als Schlitze unter dem Rand seines Helms und die Lippen derart zusammen gepresst, dass sie unter seinem Schnauzbart kaum noch zu sehen waren, sagte bereits mehr als jeder Lagebericht.
„Wir haben noch zwei weitere Ausgänge zu den Seitenstraßen gefunden. Ich habe sie mit Büromöbeln verbarrikadieren lassen und je einen Mann abgestellt, um sie zu bewachen. Ein wenig den Gang da links runter ist das Hauptsekretariat. McMillan hat zwei der Schreibtische geräumt und versorgt dort jetzt unsere Verletzten. Fuller ist bewusstlos und Grenwich hat sich das rechte Bein zweimal gebrochen. Die Kugel in seinem Arm ist das kleinere Problem, er kann unmöglich laufen.“
„Da hat er ja richtig Glück gehabt, wir können hier nämlich ohnehin nicht weg.“, erwiderte Bittner ätzend. „Gruber will, dass wir hier bleiben, also machen wir das beste daraus. Gehen Sie mit zwei Mann nach oben und sehen Sie nach, ob sich hier noch Zivilisten aufhalten. Versuchen Sie sich einen Überblick zu verschaffen, wir müssen wissen, was da draußen vorgeht. Wählen Sie außerdem vier gute Schützen aus und lassen Sie sie im ersten Stock in Position gehen.“
„Ja, Sir. Wäre praktisch, wenn wir Gewehre hätten.“
„Allerdings, haben wir aber nicht. Deswegen sollen Sie gute Schützen auswählen, Corporal.“
„Ja...äh...Sir?“
Der Sergeant folgte mit seinem Blick dem ausgestreckten Arm seines Stellvertreters. Der deutete auf einen der Beamten an der Barrikade, der sich geradezu manisch am Arm kratzte. Bittner ging zu ihm hinüber und legte ihm vorsichtig die Hand auf die Schulter.
„Hey, alles in Ordnung mit Ihnen?“
Der Mann drehte sich um und grinste entschuldigend.
„Irgendetwas hat mir in der Prügelei vorhin den Ärmel aufgerissen und dann hat mich einer dieser Schweinehunde gebissen, können Sie sich das vorstellen? Das juckt wie der Teufel!“
„Zeigen Sie mal her.“
Der Polizist hielt seinem Truppführer den Arm hin. Der Abdruck eines menschlichen Gebisses war deutlich zu erkennen, aber da war noch mehr. Zwischen dem mittlerweile beinahe getrockneten Blut und den Druckstellen hatte sich eine großflächige Rötung gebildet. An den Rändern der Bisswunde konnte Philip außerdem eine durchsichtige, leicht grünlich schimmernde Flüssigkeit erkennen.
„Gehen Sie zu McMillan, sofort. Er soll sich das ansehen, die Wunde desinfizieren und sie verbinden, damit Sie nicht andauernd daran herumkratzen.“
„Ja, Sir.“, antwortete der Andere und verschwand in Richtung Sekretariat.
„Was beim Imperator war das, Sergeant?“, fragte Smits gepresst, als der Beamte außer Hörweite war. Bittner fasste ihn beim Arm und zog ihn von der Barrikade und seinen dort postierten Männern weg. Er hatte förmlich sehen können, wie sie ihre Ohren spitzten.
„Ich habe keine Ahnung, Corporal. Aber bis wir mehr wissen, ist einfach eine Bisswunde, die verunreinigt wurde. Wer weiß, was der Kerl vorher gegessen hatte.“
„Sir, ich habe schon eine Menge offene Wunden gesehen und keine davon sah nach nicht mehr als fünfundzwanzig Minuten so aus.“
„Deswegen liebe ich meinen Job, Corporal. Man kann jeden Tag etwas Neues erleben.“
Smits trat einen Schritt zurück und richtete sich zu seiner vollen, nicht sehr beeindruckenden Größe auf.
„Ja, Sir, wahrscheinlich haben Sie recht.“, meinte er ohne große Überzeugung.
„Freut mich, dass Sie das so sehen. Schnappen Sie sich jetzt ihre Leute und dann ab nach oben.“
„Ja, Sir.“
Sergeant Bittner sah seinem Stellvertreter einige Sekunden lang nachdenklich hinterher. Nein, auch er hatte noch keine Wunde gesehen, die sich nach nicht einmal einer halben Stunde in einem solchen Zustand präsentiert hatte. Aber er war kein Arzt und nahm nicht für sich in Anspruch, sämtliche Formen einer Blutvergiftung zu kennen. Vielleicht war der Beamte auch einfach nur auf etwas allergisch, dass sein Angreifer vorher gegessen oder getrunken hatte, wer konnte das schon sagen? Außerdem hatte er weit dringlichere und gefährlichere Probleme als einen Polizisten mit einer infizierten Wunde. Momentan schien der Mob auf der Loki-Plza sie in Ruhe zu lassen, auch der sporadische Beschuss hatte aufgehört. Sollten sich aber Gruber und der Rest seiner Männer von der Plaza zurückziehen, würde sich Volkes Zorn unweigerlich auf die verbliebenen Vertreter von Recht und Gesetz richten, selbst wenn die sich im Verwaltungsarchiv verschanzt hatten. Auf diesen Fall galt es sich vorzubereiten.
Den Kopf mit diesen Gedanken gefüllt, begann Bittner sich auf eine Runde zu machen, um die Bereitschaft seiner Leute und den Zustand ihrer Stellung zu inspizieren. Den Mann mit der Bisswunde hatte er schon beinahe vergessen.
 
„Was soll das heißen, sie sind in Schwierigkeiten?“, blaffte Deputy Chief Killian und stemmte die Arme in seine ausladenden Hüften. Seine schon etwas zu enge, grüne Uniformjacke spannte sich straff über den Bauch, wobei sich die gepolsterten Schultern hoben und es so wirken ließen, als habe der Polizeioffizier überhaupt keinen Hals.
Der Beamte an der Taktikkonsole im Heckbereich des umgebauten Rhino-Transporters klappte das Mikrofon seines Headsets nach unten und wandte sich seinem Vorgesetzten zu.
„Die Unruhen weiten sich immer mehr aus. Unsere geplanten Aufmarschzonen waren beim Eintreffen der Hundertschaften schon größtenteils von den Aufrührern überrannt.“
Killian warf frustriert die Arme in die Höhe.
„Wie kann das sein? Laut der Zentrale handelte sich um etwa fünfhundert Personen. Wie können die einen solchen Umkreis beherrschen?“
„Offensichtlich sind es inzwischen mehr geworden, Sir.“
Der Vize-Polizeichef stützte sich schwer an der Kabinenwand des Rhinos ab. Seine Finger trommelten nervös gegen das kühle Metall, während er nachdachte.
„Zeigen Sie mir die Bilder des Arbites-Satelliten.“, forderte er.
Auf dem Hauptbildschirm der Taktikkonsole erschien eine hochauflösende Darstellung des Krisengebietes rund um die Loki-Plaza. Der Beamte an den Bedienelementen vergrößerte verschiedene Ausschnitte, auf denen Killian seine Männer in teilweise wilden Straßenschlachten gegen Demonstranten kämpfen sehen konnte. Es schienen sich wirklich immer mehr Menschen den Ausschreitungen anzuschließen. Was als lokaler Aufruhr begann, weitete sich langsam zu einem regelrechten Flächenbrand aus. Gut, er hatte noch eine Hundertschaft in der Hinterhand, jene, die Chief Ruger ihm hinterher geschickt hatte. An Brennpunkten würde er sie einsetzen können, hatte der Polizeichef gesagt. Das hieß jetzt so gut wie überall, was den Wert dieser Einheit praktisch relativierte.
Der Deputy Chief schnaubte frustriert. Er fühlte sich betrogen. Betrogen um die gute Gelegenheit, saubere Arbeit abzuliefern. Er stand bei diesem Schlamassel ganz vorne. Es würde sein Name sein, der in dem Bericht über die sich anbahnende Katastrophe ebenfalls ganz vorne stehen würde. Doch ihm fiel keine Möglichkeit ein, sich hier heraus zu winden. Scheiße.
„Geben Sie mir Chief Ruger.“, schnauzte Killian.
„Ja, Sir, sofort.“

Die Tür zu Chief Rugers Büro flog auf, krachte an die Wand und enthüllte die Gestalt von Marschall Arcette. Der Kommandant des Arbites-Kontingents der Vannion-Makropole reichte von der Größe her nicht ganz an die des Polizeichefs heran, stand diesem an Masse jedoch in nichts nach. Ruger sah überrascht auf und zog eine Augenbraue in die Höhe, als er bemerkte, dass der Marschall seine mattschwarze, mit schweren Panzerplatten verstärkte Kampfrüstung angelegt hatte. In Verbindung mit seinem wallenden, rot gefütterten Umhang gab er ein überaus einschüchterndes Bild ab. Jedenfalls für die meisten Menschen.
„Sehr freundlich von Ihnen, dass Sie sich persönlich hierher bemühen.“, sagte Ruger, der seinem Gegenüber keinen so reißerischen Auftritt durchgehen lassen wollte, beiläufig. „Doch in Zukunft würde ich es begrüßen, wenn Sie sich anmelden, klopfen, eine Fanfare erklingen lassen oder sonst wie auf Ihre bevorstehende Ankunft hinweisen würden.“
„Lassen Sie diese verdammten Spielchen, Chief!“, polterte Arcette. „Ich bin so höflich, Ihnen persönlich zu sagen, dass Sie in dieser Sache bald nichts mehr zu sagen haben werden.“
Der Polizeichef lehnte sich in seinem Drehsessel zurück und musterte den obersten Arbitrator kurz.
„Ich sagte Ihnen bereits am Kom, dass das hier meine Stadt ist. Meine Leute werden die Lage in den Griff bekommen, ich habe alles Notwendige veranlasst.“
Arcette trat auf den massiven Schreibtisch des Chiefs zu, stützte sich mit den Fingerknöcheln darauf ab und lehnte sich zu Ruger herüber.
„Machen Sie die Augen auf, Chief.“, brummte er. „Die Situation entzieht sich völlig Ihrer Kontrolle. Sie bekämpfen diesen Aufruhr bereits seit etwa einer Stunde und fünfundvierzig Minuten. Wenn ich es so unverblümt ausdrücken darf, schicken Sie immer mehr Ihrer Leute dort hinein und das ohne den geringsten Erfolg. Im Gegenteil, die Ausschreitungen werden immer schlimmer. Sehen Sie sich die Bilder an.“
„Ich habe die Bilder gesehen. Aber wir sind beide schon lange genug in diesem Geschäft tätig, um zu wissen, dass es durchaus vorkommen kann, dass ein Ausbruch erst eskaliert, bevor man ihn eindämmen kann.“
„Zugegeben, Chief. Aber in solchen Fällen potenzieren sich die Schwierigkeiten nicht, wie wir es hier erleben. Das wächst sich langsam zu einem regelrechten Aufstand aus. Wenn wir nichts dagegen unternehmen, werden sich alle möglichen gewaltbereiten Subjekte daran beteiligen, das brauche ich Ihnen doch nicht zu sagen, oder?“
Nun erhob sich Chief Ruger ebenfalls, weswegen er jetzt auf den anderen hinuntersehen konnte.
„Solange ich die Chance habe, das selbst zu regeln, werde ich nicht zulassen, dass Ihre Arbitratoren ein Blutbad unter den Bürgern anrichten. Dort sind immer noch Unbeteiligte eingeschlossen.“
„Es gibt keine Unbeteiligten!“, schrie Arcette und hielt dem Polizeichef seinen ausgestreckten Zeigefinger unter die Nase. „Jeder, der eine solche Illoyalität in seiner Nähe duldet, ist selbst daran beteiligt!“
Ruger bewegte sein Gesicht bis auf wenige Zentimeter an das des Marschalls heran und knurrte: „Ich werde nicht anfangen, Zivilisten zu töten. Nicht, so lange es nicht unumgänglich ist.“
Sein Gegenüber wich keinen Millimeter zurück. „Hören Sie nicht die Berichte Ihrer Männer? Einige der Aufrührer setzen bereits Schusswaffen ein. Mehrere Ihrer Beamten sind tot. Es liegen Meldungen vor über merkwürdige körperliche Veränderungen der Bürger. Ausschläge, verfärbte Augen und so weiter. Wissen Sie, was das bedeutet?“
„Nein, aber Sie werden es mir sicher gleich sagen.“
„Die Zeichen sind eindeutig. Körperliche Symptome, massenhafte, sich ausweitende Rebellion. Das alles lässt nur einen Schluss zu, Chief, er drängt sich geradezu auf.“
„Und der wäre?“, hakte Ruger nach, obwohl ihm klar war, auf was Arcette hinaus wollte.
„Chaos, Chief. Irgendwo in dieser Makropole hat sich der Makel festgesetzt und sorgt nun dafür, dass treue Bürger ihre Loyalität über Bord werfen. Das können wir nicht zulassen. Ich werde diesen Aufruhr beenden, mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln. Ich werde den Ursprung des Makels finden und ihn ausradieren. Und sie werden mir dabei helfen.“
Der Chief setzte sich langsam wieder hin. Es hatte keinen Sinn, sich zu sträuben. Wenn Arcette handeln wollte, würde er es tun. Natürlich war es für ihn angenehmer, wenn der Polizeichef ihn dabei unterstützte, doch zur Not würde es auch ohne ihn gehen, dass war Ruger klar. Im besten Fall würde der Marschall ihn einfach ignorieren und über seinen Kopf hinweg entscheiden. Im schlimmsten würde Arcette ihn Kraft seines Amtes zum Verräter erklären und erledigen, um ihn los zu werden.
„In Ordnung. Geben Sie mir die Gelegenheit, die Krise einzudämmen und gestatten Sie mir einen Versuch, die Lage bis morgen Mittag unter Kontrolle zu bringen. Wir haben unsere Möglichkeiten noch lange nicht ausgeschöpft. Auch Sie wissen, dass es dem Frieden in der Bevölkerung zuträglicher ist, wenn solche Dinge von lokalen Sicherheitskräften geklärt werden.“
„Das ist nicht das, was ich mir vorgestellt hatte, als ich mich zu Ihnen aufmachte.“
„Ich weiß. Aber unsere Arsenale enthalten genügend Waffen, um einen kleinen Krieg damit zu führen. Und ihn zu gewinnen. Sollte tödliche Gewalt nötig sein, werde ich das nicht zuerst Ihnen überlassen.“
„Schön. Haben Sie mir auch etwas anzubieten?“
„Wenn ich bis morgen zehn Uhr Vormittag keine Fortschritte erzielt habe, werde ich Ihnen freie Bahn lassen. Ich werde Sie unterstützen, voll und ganz. Sie haben recht, wenn sie sagen, dass wir einen möglichen Makel in der Makropole keinesfalls dulden können. Aber Sie werden zugeben müssen, dass Sie mir diese Frist gewähren können, ohne die ganze Makropole zu gefährden. Sollte es wirklich ein Makel sein, wird er sich nicht so rasant verbreiten.“
„Na gut, Chief. Morgen früh um zehn Uhr werde ich Sie wieder aufsuchen. Sollten sie sich dann immer noch widersetzen, werde ich ohne Ihre Zustimmung tätig werden, haben Sie das verstanden?“
Ruger nickte bedächtig. „Völlig, Marschall.“
Der andere richtete sich auf, nickte dem Chief kurz zu und verließ ohne ein weiteres Wort mit wallendem Mantel den Raum. In der anschließenden Stille konnte der Polizeichef seine schweren Stiefeltritte langsam verklingen hören.

Keine zwei Minuten später summte Chief Rugers Sprechanlage. Entnervt drückte er den Annahmeknopf.
„Ja?“
„Deputy Chief Killian für Sie, Sir.“, meldete sich der Beamte aus dem Vorzimmer.
„Stellen Sie durch.“
Es knackte in der Leitung, dann war die Stimme des Vize-Polizeichefs zu hören.
„Chief, hier ist Killan.“
„Erzählen Sie mir zur Abwechslung was Erfreuliches, Deputy Chief.“, schnauzte Ruger.
„Ich fürchte, damit kann ich nicht dienen, Sir.“
„Welch Überraschung...“, murmelte der Chief.
„Wie bitte, Sir?“
„Nichts. Erstatten Sie Bericht.“
„Unser ursprünglicher Plan ist nicht mehr durchführbar. Wir haben es hier mit weit mehr Aufrührern zu tun, als wir erwartet hatten. Inzwischen könnten es um die eintausendfünfhundert bis zweitausend Personen sein. Es ist erschreckend, wie schnell sich der Ärger hier ausweitet. Unsere geplante Aufmarschzone ist überrannt und meine Leute sind mitten in die Krawalle hineingelaufen. Wir sind völlig überfordert, selbst die Wasserwerfer halten sie nicht auf. Und sie setzen Schusswaffen ein.“
„Was für Waffen?“
„Keine Ahnung, wir haben noch keine direkt zu Gesicht bekommen. Wahrscheinlich chemisch betriebene Pistolen und Gewehre. Ob auch automatische Waffen dabei sind, können wir nicht genau sagen.“
Ruger ließ sich tief in seinen Sessel sinken. Der Marschall hatte recht. Sie waren weit davon entfernt, die Situation zu beruhigen. So, wie sie es bisher versuchten, würde es nicht funktionieren.
„Gut, Deputy Chief.“, sagte er schließlich. „Sagen Sie Ihren Männern, dass sie, wenn möglich, vom Einsatz ihrer Schusswaffen absehen sollen. Wenn nötig, sind sie aber autorisiert, jede Art von Gewalt anzuwenden, um sich zu verteidigen. Und versuchen Sie nicht mehr, in Richtung der Loki-Plaza vorzurücken.“
„Sir?“
„Es bringt nichts, wenn wir mehr und mehr Beamte dort hineinpumpen. Im Moment sind wir immer einen Schritt hinter denen zurück. Wir schicken eine neue Hundertschaft, die auf hunderte Gewalttäter mehr trifft, als wir eigentlich angenommen haben. Nein, wir müssen uns neu organisieren und dann in einer konzentrierten Aktion die Lage unter Kontrolle bringen.“
„Was also tun wir?“
„Sperren Sie ein Gebiet im Umkreis von zwei Kilometern um die Loki-Plaza ab. Ich will Straßensperren, Barrikaden, Wasserwerfer, Tränengas, das volle Programm. Sie bekommen jeden Mann, den Sie dafür brauchen. Machen Sie auch die Kanalisation dicht. Ich will, dass aus dieser Zone nicht einmal eine Ratte heraus- oder hineingeht, ohne dass ich davon erfahre.“
„Ja, Chief.“
„Sobald die Absperrung steht, geben Sie unseren Leuten vor Ort die Anweisung, sich zurück zu ziehen. Über Nacht stellen wir die benötigten Einsatzkräfte zusammen und morgen früh sorgen wir für Ruhe.“
„Ja, Sir.“
„Arbeiten Sie gründlich, Deputy Chief. Wenn wir bis morgen zehn Uhr vormittags keine Erfolge vorweisen können, wird Marschall Arcette das für uns übernehmen. Er glaubt, das der Einfluss des Chaos unsere Bürger aufstachelt.“
„Da muss ich ihm zustimmen.“, versetzte Killian. Das war zu erwarten gewesen. Killian würde dem Marschall grundsätzlich und in allem zustimmen, völlig gleich, worum es ging.
„Und worauf fußt Ihre Annahme?“
„Alles deutet darauf hin. Die Aufrührer, die wir bisher in Gewahrsam genommen haben, zeigen körperliche Veränderungen. Ihre Augen sind gelb, sie haben nässende Hautausschläge, sie sind überaus aggressiv und werfen sich blindlings auf die Sicherheitsleute. Es passt wie angegossen.“
„Wie dem auch sei. Ich will, dass wir das erledigen, nicht das Adeptus Arbites. Machen Sie es möglich, Deputy Chief.“
„Jawohl, Sir.“
Mit einem weiteren Knacken im Äther klinkte Killian sich aus und ließ den Chief in der brütenden Stille seines Büros zurück.