Oberst Gordon

Codexleser
17 Januar 2008
201
0
6.351
Und wieder ein Stück .....;)

Edward Lionel war kein Offizier von Traurigkeit. Das wusste auch Gorm Harno. Er achtete und respektierte den Second Lieutenant, der wieder einmal von der Beförderung und von einem eigenem Kommando ausgelassen wurde.
„Wie ich sehe, Harno, hat der Colonel einen Narren an Ihnen gefressen“, sagte Lionel hämisch.
„Wir salutieren nicht dem Mann, sondern dem Rang, Lionel“, brummte Harno vorsichtig. Lionel spielte einen förmlichen Gruß, in dem er zwei Finger lässig an die Schläfe legte. Sein verbittertes und herablassendes Lächeln war geblieben.
Als Sohn eines einfachen Whiskyhändlers hatte es Lionel nicht leicht gehabt. Und eigentlich war ein fähiger Offizier, das wusste Harno. Doch seine rüde Art hatte ihm bereits viele Türen verschlossen. Mit 25 Jahren war Lionel der sowohl dienst- als auch älteste Cornet des Regiments, ein Umstand der sich durch Harnos Beförderung nur noch verschlimmerte.
Lionel lächelte nun diabolisch und ging langsam auf Harno zu. Sein Gesicht war hasserfüllt und doch mit einer Spur Schalk darin. Als er Gorm Nasenspitze an Nasenspitze gegenüberstand, sprach er leise, ein Flüstern welches kaum zu hören war.
„Hörzu, Generalssöhnschen, ich lasse mir weder von Dir noch den anderen Protzen meinen Platz in der Garde streitig machen“, begann er ruhig.
„Das ist meine Kompanie, und das weis jeder hier. Nur weil du nun drei Pipes trägst, brauchst Du nicht zu denken, dich einmischen zu müssen, merke Dir das das“, er ging einen schritt zurück, salutierte lässig mit zwei Fingern an seinem Helm und ging.
Harno schluckte. Er hatte geahnt das ihm das in der 3ten Kompanie passieren würde. Lionel war ein berühmt berüchtigter Offizier im Regiment und selbst Kommissare wie Nemrod, Kairi oder Drako schüchterten ihn nicht ein.
„Lionel, bitte, ich will keine Zwistigkeiten. Sie behalten ihren Zug und ich will nur eines, das sie und ihre Männer ihren Job erledigen, wenn Praetoria ruft“, begann er beschwichtigend.
Lionel schüttelt den Kopf und lachte auf.
„Wenn Praetoria ruft…..Praetoria hat mich vergessen, Harno. Und das wird Praetoria auch mit ihnen und dieser ganzen Bande hier tun“, Lionel wurde nachdenklicher.
„Der Posten meines Stellvertreters ist noch nicht besetzt, Lionel, haben sie interesse?“, Harno wunderte sich selbst.
„Sie würden einen Bravet Rang für den nächsten Einsatz erhalten und nur einviertel mehr Sold, als den gesamten Umsatz, aber danach sollte die Beförderung zum First Lieutenant nur noch obligatorisch sein“; führte er weiter aus.
Lionel stutzt und zwinkerte ungläubig. Gorm hatte vorgehabt, sich Larry Barns als Stellvertreter zu holen. Barns war Mordianer vom 7ten Mordian, das im Zuge der Invasion von Indira III mehr als dreiviertel der Sollstärke verloren hatte. Die motorisierten Einheiten des 17ten Mordian wurden dem 20ten Praetoria angegliedert und dienten nun als mobile Infanterieeinheiten. Larry Barins war Gorms Freund und er würde seine Entscheidung verstehen.
Doch all diese Gedanken interessierten Lionel nicht.
„Ich hasse dich, Gorm“, begann er.
„Ich weis, Edward, ich weis“, antwortete Gorm.
„Aber sie sind jetzt in meiner Kompanie und gehören zu meiner Kommandocrew. Ich erwarte von meinen Offizieren das sie loyal und pflichtbewusst ihren Dienst tun“, Gorms Gesicht war ausdruckslos aber in seiner Stimme lag etwas, etwas was Lionel bewegte.
„Sir, der 2. Zug steht, Sir“, nun salutierte Lionel mit geradem Rücken und erhobenem Haupt.
„Lieutenant Lionel, sie werden als Befehlshaber des 2. Zuges auch das Kommando über Jemadar Alim Ramdschad erhalten“, Gorm lächelte.
„Sir, es…“ begann Lionel.
„Wegtreten, Lieutenant“, sagte Gorm nur und drehte sich wieder zum Exerzierplatz herum. Er hörte Lionels Schritte und hoffte, dass er keinen Fehler begangen hatte.
Lionel war sichtlich beeindruckt, auch wenn Gorm ihm deswegen nicht minder nicht trauen würde. Ein Kettenzug der gepanzerten mordianischen Einheiten der praetorianischen Mobilen Infanterie formierte sich unterhalb der Veranda auf der Gorm stand in Parkposition. Mehrer Chirmärepanzer waren mit Anhängern versehen und die Sepoys der indiranischen Kompanien begannen mit der Verladung von Proviant und Gerät.
Ein bulliger, großer mordianischer Offizier trat aus der Kommandochimäre heraus. Seine Uniform glich, bis auf den Tropenhelm, der Uniform Gorms. Doch anstelle des Pits trug er einen Schirmmütze, wie es bei der Eisernen Garde üblich ist. Der Offizier blickte zur Verande und lächelte, so vermutete Gorm. Er salutierte und gab dann Befehle an seiner Männer weiter.
Larry Barns, eigentlich Ludwig Barns, war Offizier der Eisernen Garde von Mordian und bei der Mobilen Infanterie. Doch die 17te Mobile Infanterie war bei der Invasion von Indira III fast vollständig aufgerieben worden, so dass die verbliebenen Einheiten, insgesamt 12 Kettenzüge mit jeweils 10 Panzern der verschiedenen Baureihen der Chimäre, als 17./20. Mobile Praetorianische Infanterie dem 20ten Praetoria unterstellt wurden.
Teile dieses Verbandes würden die dritte Kompanie begleiten. Gorm schaute in den Himmel und sah seine Staffel Walküren, wie sie Kurs auf die Landetürme der großen Militärbasis nehmen. Drei Walküren waren in dem Flottengrau gehalten, drei andere hatten das khaki und beige des 20. Praetoria und der silberne Löwe prangte Stolz unter dem Aquila auf den Flügeln.
„Ruhm und Ehre“, murmelte Gorm leise, als die Walküren majestätisch landeten.
 

Oberst Gordon

Codexleser
17 Januar 2008
201
0
6.351
Nach über einem Jahr Pause melde ich mich zurück und hoffe zukünftig wieder mehr schreiben zu können...ich war...leider....abgelenkt. :huh:

Die Sonne brannte heiß und erhitzte die Außenpanzerung auf mehrere Grad Fahrenheit auf. Gorm konnte nur mit Handschuhen die Luke der Chimäre öffnen und sich abstützen um mit dem Fernglas den Horizont der Japh-Tal abzusuchen. Eine mächtige Staubwolke hinter und vor sich, konnte er nur wenig erkennen. Die gesamte Kompanie und ihre Hilfstruppen waren in Transportpanzern des Typs Chimäre untergebracht. Einige Leman Russ Kampfpanzer begleiteten sie, wie auch zwei Schwadrone der berittenen Einheiten des Kundschafter Corps des Regiments.

Das klagende Lied einer Mandoline war zu hören. Gorm lächelte grimmig. Eine besondere Melodie für sein erstes Kommando. Der Himmel und die Sonne machten ihm weniger zu schaffen, als die Tatsache, dass sie mit der Wolkensäule über mehrere Meilen zu erkennen und auszumachen waren. Ein gefundenes Fressen für Rebellen und alle die ihnen eine Falle stellen wollten. Der junge Hauptmann kehrte in den matt erleuchteten Innenraum seines Salamander Spähpanzers zurück. Ein grimmiger Kommissar erwartete ihn.

„Wir kommen nicht so gut voran, wie ich es erwartet habe“, begann Drako missmutig. Gorm hatte nun schon eine Woche seit ihrem Aufbruch in Kandrapur mit Drako Zeit verbringen müssen. Natürlich war er ein Kommissar, doch Drako war auch jung. Er und Gorm begannen sich zu arrangieren.

„Es geht nicht anders. Wir fahren nun schon weit bis in die Nacht hinein“, antwortete Gorm gelassen. Drako sagte nichts mehr.
„Sir, eine Meldung von Cornet Harris“, der Funker reichte Gorm einen Faxstreifen, den dieser las und sich zu Drako herum drehte um es ihm hinzuhalten.
„Wie es aussieht, haben wir unser Problem hinter uns gelassen. Wir erreichen Calandra in zwei Tagen. Amir Khan erwartet uns und wird morgen auf uns treffen“, er lächelte dünn. Drako hob nur die linke Augenbraue.
„Ich verstehe nicht, dass unsere Anfrage auf Luftunterstützung und Überwachung nicht nachgekommen wurde“, konstatierte Drako. Gorm lächelte müde. Drako war neu auf Indira IV. Er würde bald lernen, was es bedeutete hier Dienst zu tun.

Die imperiale Raumflotte hatte für den Bereich Deliha keine Staffeln eingesetzt, da man die Bedrohung als drittklassig eingestuft hatte. Lediglich einige wenige Walküren der prätorianischen Flotte waren abgestellt worden und dienten hauptsächlich dem Transport und Schutz zwischen Orbit und Bodenstationen. Selbst Gorms Kommando waren drei Walküren unterstellt worden, doch die lagen noch auf „Rede“ in Kandrapur und sollten erst in zwei Tagen per Direktflug nach Calandra verlegt werden.

Die Chimäre wurde jäh gestoppt und durchgeschüttelt. Die Lampen im Inneren wechselten direkt auf rot und die dafür vorgesehenen Soldaten besetzten die Schützenester. Gorm raffte sich auf und richtete seinen Helm. Drako suchte noch nach seiner Mütze.
„Bericht“, bellte Harno.
„Die Vorhut meldet ein Feuergefecht. Eine Explosion hat die Straße aufgerissen. Trupp G und E liegen unter Beschuss“, der Funker gab die Meldungen wieder, die nach und nach eintrafen. Drako gesellte sich zu Harno. Gorm überlegte. Dann hatte er seinen Entschluss gefasst.
„Trupp A soll sich bereit halten. Ich will den ersten Zug in Kampfstärke sehen. Sagen sie Lieutenant Lionel das ich selbst führen werde“, er drehte sich zu Drako herum.

„Ich gehe davon, sie wünschen mich zu begleiten“, fragte Harno sarkastisch. Er hatte sich diesen Ton in den letzten Tagen im Umgang mit dem Kommissar angewöhnt. Dieser nickte. Gorm nahm seinen Energiesäbel und löste die Laserpistole aus seinem Gürtelholster. Es knisterte während er den Säbel aktivierte und in das gleisende Sonnenlicht hinaustrat. Das Brüllen und Schreien der Befehle erfüllte die Luft. Der Standartenträger der Kompanie und die Soldaten seines Kommandotrupps sammelten sich um ihn und Drako. Sergeant Major Hawkins stapfte in seine Richtung und machte Meldung.

„Captain, Sir, erster Zug vollständig angetreten und mit aufgepflanztem Bajonett kampfbereit“, Hawkins nickte Gorm zu. Dieser lächelte. Die aufkommende Nervosität legte sich dank des Adrenalinschubs in seinem Blut.
„Lieutenant Lionel, sie nehmen sich Trupp B und G. Nutzen sie die Anhöhe“, befahl Harno. Lionel blickte mürrisch. Kein Wunder, dachte Gorm, sein Gespräch vor der Abreise war nicht sonderlich erfrischend, geschweige denn erbauend verlaufen. Doch er tat wie ihm befohlen, was Harno positiv bewertete. Granaten schlugen rings um sie ein, während mittlerweile die gesamte am Hang verlaufende Front der Kolonne unter Laser- und Bolterfeuer genommen wurde.
„Trupp A und C , vorwärts marsch!“

Sie zwängten sich an dem Kommandosalamander und noch vier weiteren Chimären vorbei, bis sie zum Ort des Anschlags kamen. Der Hang war bis auf einige Meter weggesprengt. Zwei Mann konnten die Straße noch gleichzeitig überqueren. Weiter unten erkannte Harno die zerstörte Chimäre. Eine Rauchfahne kennzeichnete ihren Ort. Die Insassen waren wohl alle tot, bzw. hatten es nach dem Ausstieg nicht weit geschafft. Weiter vorn war die Vorhut, nochmal 12 Panzer der verschiedenen Klassen. Lieutenant Barns hatte die mobilen Einheiten ausschwärmen lassen und belegte den Hang hinauf nun mit einem Kreuzfeuer, das jedoch noch nicht den gewünschten Effekt erzielte. Er nickte knapp als Harno mit den Männern die Spitze erreichte.

Sie saßen in der Falle. Sie konnten nicht so einfach vor oder zurück, zumindest nicht das Gros der Kolonne. Harno musste schnell entscheiden.
„Larry, du nimmst dir eine Halbschwadron und führst sie weiter, es kann nur eine kleine Gruppe sein, sonst würden sie uns schon längst im Nahkampf begegnen“, sagte Harn über den Lärm.
„Sie haben uns hier in der Falle, warum sollten sie einen Nahkampf riskieren?“, entgegnete Barns und schoss wieder den Hang hinauf. Auch das Argument war einleuchtend. Gorm wollte nicht weiter zögern. Er nickte Barns erneut zu. Dieser Verstand. Drako sagte nichts. Es mochte ein gutes Zeichen sein, dass der Kommissar neben den Soldaten am Straßenrand lag und den Hang hinauf feuerte.

„Sergeant, bilden sie eine Barrikade, hier“, brüllte Gorm den Befehl. Er wollte die Kolonne nach vorne sichern. Die Kettenzüge machten sich auf den Weg und nahmen unter Feuer die Fahrt auf. Schon erreichten sie ohne große Gegenwehr die Kurve und verschwanden hinter der nächsten Biegung. Gorm konnte nur noch die Motoren hören.
„Sir, eine Meldung der Kavallerie: Die Kundschafter haben eine Gruppe ausgemacht, die offenbar gegenüber des Taleingangs als Melder und Artilleriebeobachter agiert.“
„Befehl an Cornet Harris, ausschalten“, Harno biss sich auf die Lippe und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf das Feuergefecht.