Hallo zusammen!
Hier mal der Anfang einer neuen episodenhaften Geschichtensammlung um das Todeskorps von Krieg, vergleichbar mit der im Thread "Grabenkrieg". Viel Spaß dabei.
Die Einkaufsstrasse war einst ein kleines Juwel im Stadtzentrum gewesen, mit kleinen Läden, poliertem Pflaster und bunten, gepflegten Blumenkästen. Jetzt war sie ein verwüstetes Schlachtfeld, das mit Trümmern, Glasscherben, den Überresten von Waren und den zerfetzten Überbleibseln von außerirdischen Körpern übersät war. Sergeant Hinrich und sein Trupp vom 41. Regiment des Todeskorps von Krieg arbeiteten sich langsam über den unsicheren Boden vor, die Laserkarabiner im Anschlag.
Die imperiale Artillerie hatte das Stadtzentrum vor gut einer Woche mit einem mehrtägigen Bombardement in Schutt und Asche gelegt, als sich erste Berichte über Tyranidenaktivitäten in den engen Gassen und in der Kanalisation bestätigt hatten. Die widerwärtigen Außerirdischen hatten sich an allem, was in der Stadt lebte, gütlich getan. Die Einäscherung des dicht bebauten Gebietes war die einzige Möglichkeit gewesen, ihren Vormarsch auf andere bewohnte Gebiete auch nur zu verlangsamen.
Doch selbst das schwere Bombardement hatte die Seuche der Tyraniden nicht auslöschen können. Hunderte, wenn nicht tausende von Kreaturen hatten sich in den Abwasserkanälen, den Kellern und Tiefgaragen verkrochen. Viele waren lebendig begraben worden, aber viele waren nach dem Artillerieschlag auch wieder aus ihren Löchern hervorgekommen und durchstreiften nun die Überreste der Stadt auf der Suche nach Beute.
Hinrich schob mit dem Stiefel einen Trümmerbrocken beiseite, unter dem etwas eingeklemmt lag. Es war eine Puppe, wie sie ein kleines Mädchen bei sich getragen haben mochte. Die Beine der Puppe waren abgerissen, weiße Füllung quoll aus den Stümpfen hervor. Hinrich schüttelte den Kopf und setzte seinen Weg fort.
„Sergeant?“, fragte der Gefreite Ullstein und trat neben Hinrich. Unter den Sohlen seiner Stiefel knackten Glasscherben.
„Ja, Ullstein?“
Ullstein deutete mit der linken Hand auf ein zerschmettertes Schaufenster im Erdgeschoss eines flachen Gebäudes. Es gehörte zu einem Laden, der von den Geschützeinschlägen mehr oder minder verschont geblieben war, die die Häuser rechts und links von ihm in schwelende Trümmer verwandelt hatten. „Dieser Laden, Sir... Wir sollten ihn uns ansehen, denke ich.“
„Haben sie etwas bestimmtes gesehen, Ullstein?“, fragte Hinrich.
„Nein... Nein, Sir.“ Ullsteins Blick war zögernd hinter den Sichtgläsern der Gasmaske. „Nur so ein Gefühl.“
„Ein Gefühl, aha.“, machte Hinrich. „Aber gut, wir sollten alles untersuchen, was den dreckigen Viechern Unterschlupf bieten könnte.“
Hinrich signalisierte Kampmann und Ullstein, ihm zu folgen. Während sie auf die geschwärzte Fassade des Gebäudes zugingen nahm Hinrich eine Fragmentgranate von seinem Gürtel und wog sie prüfend in der Hand. Sie war aus einer neuen Produktionsserie des Adeptus Mechanicus und zeigte angeblich bei Kämpfen auf engstem Raum besonders gute Wirkung, gerade gegen leichtgepanzerte Gegner. Auf Hinrichs Zeichen hin postierten sich Ullstein und Kampmann links und rechts vom Schaufenster. Er wartete, bis sie sich mit dem Rücken an die Wand gedrückt hatten, dann warf er die Granate durch das zerbrochene Schaufenster hinein.
Gerade als er ebenfalls seine Deckung erreicht hatte, explodierte die Fragmentgranate. Er hörte wie innen die scharfkantigen Metallsplitter gegen die Wände prasselten. „Los, los, los!“, rief er. Kampmann und Ullstein wirbelten herum und sicherten mit ihren Lasergewehren im Anschlag das Ladeninnere.
Hinrich packte sein Lasergewehr wieder und trat zu ihnen. „Wollen wir doch mal sehen, was drinnen los ist.“, murmelte er und trat über die gezackten Ränder der Scheibe hinweg ins Innere des Ladens. Ullstein und Kampmann folgten ihm.
Die Fragmentgranate hatte außerordentlich gute Wirkung gezeigt. Die Regale des Lebensmittelgeschäfts waren zu gesplitterten, zerschmetterten Stümpfen reduziert, die bunten Überreste der ausgestellten Waren im ganzen Raum verteilt. Ullstein stöhnte angewidert, als er auf eine matschige Orange am Boden trat, aber Hinrich brachte ihn sofort mit einem bösen Blick zum Schweigen. „Murren können sie, wenn sie auf einen toten Ganten getreten sind, Ullstein. Ein lebender wird ihnen keine Gelegenheit dazu lassen.“
Sie rückten weiter vor. Die kleine Theke, auf der eine zerbeulte Kasse stand, war mit den Einschlägen der scharfkantigen Metallsplitter übersät. Hinrich spähte mit vorgerecktem Lasergewehr darüber. Nichts.
„Der Laden ist sauber, Ullstein. Offensichtlich hat sie ihr Gefühl getäuscht.“
„Ja, Sir.“, gab der Gefreite zögerlich zu. „Es tut mir leid, Sir.“
„Na, nicht so schlimm, Gefreiter.“ Hinrich wandte sich zum Gehen. Plötzlich waren von draußen Schüsse zu hören. „Was zum...“, fluchte er.
Die drei Soldaten stürmten los und kamen gerade rechtzeitig nach draußen um zu sehen wie Junkers und Benninger eine Gruppe Hormaganten niedermähten, die sich aus einem Gullyschacht auf die Straße ergossen.
Weiter die Straße hinunter, in der Richtung, aus der sie gekommen waren, feuerten Karstein, Müller und Simoweit scheinbar ziellos in die Schaufenster anderer Läden, die sie auf ihrem Vormarsch bereits untersucht hatten. Von Gregorius und Lehmann, den beiden letzten Soldaten des Trupps, war keine Spur zu sehen.
„Was ist los, verdammt?!“, brüllte Hinrich zu dem ihm am nächsten stehenden Junkers herüber.
Junkers senkte die Waffe für einen Moment, warf seine verbrauchte Energiezelle aus und erwiderte: „Lehmann und Gregorius sind kurz zurückgegangen, um Zigaretten zu organisieren. Angeblich hat Simoweit welche im ausgebrannten Zeitschriftenladen da hinten gesehen. Die beiden sind nicht wieder aufgetaucht, dafür kamen diese Viecher plötzlich von überall!“ Junkers schob eine neue Zelle in die Waffe und fuhr damit fort, Lasersalven in die Hormaganten am Gully zu pumpen. Die Kreaturen kamen gegen den Feuerhagel der imperialen Soldaten nicht an, aber sie blieben standhaft. Zu standhaft für Hinrichs Geschmack.
Hinrich stimmte mit seinem Lasergewehr in Junkers und Benningers Bemühungen mit ein, Ullstein und Kampmann eilten davon, um den Rest des Trupps zu unterstützen.
„Das sind keine versprengten Viecher, Korporal!“, wandte sich Hinrich an Junkers. Er wusste nicht viel über Tyraniden, nicht mehr, als in den dünnen taktischen Handbüchern stand, aber so wie jetzt kämpften die kleineren Kreaturen nur unter dem Einfluss von etwas Größerem.
Junkers nickte, dabei unablässig weiterfeuernd. „Irgendwo muss eine Anführerkreatur sein, Sergeant... Ein Krieger vielleicht. Oder...“
„Oder?“, fragte Hinrich, obwohl er die Antwort schon kannte.
„Ein Schwarmtyrant, Sir.“ Junkers räusperte sich, was unter seiner Gasmaske recht merkwürdig klang. „Nicht dass ich das glauben möchte, Sir.“
Hinrich hob sein Gewehr ans Kinn, visierte einen vorstürmenden Hormaganten über Kimme und Korn an und feuerte. Sein Schuss durchschlug die Brust der Kreatur und warf sie zurück.
„Vielleicht sind Lehmann und Gregorius dem Vieh in die Arme gelaufen und es hat daraufhin seine Horde mobilisiert.“, spekulierte Benninger.
„Möglich.“, gestand Hinrich zu. „Aber im Moment haben wir andere Sorgen.“ Er senkte das Lasergewehr, nahm eine weitere Granate vom Gürtel und machte sie scharf. „Volle Deckung! Granate!“
Benninger und Junkers warfen sich auf den Boden, als Hinrich die Granate warf. Der Sprengkörper kam auf dem Pflaster wieder auf, hüpfte zweimal und fiel dann in den Kanalschacht, aus dem noch immer Hormaganten hervorgekrochen kamen.
Die Explosion schleuderte eine Fontäne aus Tyranidenfetzen in die Luft. Die wenigen Kreaturen, die ihr entronnen waren, wurden von Junkers und Benninger niedergeschossen. Der Strom an Hormaganten aus der Kanalisation war vorerst verebbt.
„Wir sehen uns jetzt nach Lehmann und Gregorius um!“, verkündete Hinrich. „Junkers, Benninger, mitkommen!“
Die drei Männer legten die kurze Strecke zum ausgebrannten Schreibwarengeschäft im Laufschritt zurück. Unterwegs passierten sie die restlichen Mitglieder des Trupps, die mittlerweile ebenfalls ihr Feuer eingestellt hatten und nur noch misstrauisch über die Läufe ihrer Waffen schielend die Schaufenster zu beiden Seiten beobachteten.
„Lehmann?! Gregorius?!“, rief Hinrich, als sie vor der Fassade des Geschäfts angelangt waren. Nichts rührte sich. Er gab das Handzeichen zum Vorrücken. Vorsichtig stiegen sie über einen umgekippten Zeitungsständer, an dem die verschiedenen Blätter wie durch ein Wunder beinahe unbeschadet geblieben waren. „Imperiale Truppen werfen außerirdische Invasoren zurück“, las sich eine der Schlagzeilen. „Truppen des heiligen Imperators siegreich“, verkündete eine andere.
Hinrich stieß mit dem Gewehrlauf voran in das Halbdunkel des Zeitschriftenladens vor. Das Innere des Geschäfts war bis auf einige wenige Ecken völlig ausgebrannt. Aber das war nicht alles: In der rückwärtigen, rußgeschwärzten Wand klaffte ein übermenschgroßer Durchbruch, der todsicher vor wenigen Minuten, als sie das Gebäude gesichert hatten, noch nicht da gewesen war. Am Boden zog sich eine Blutspur auf den Durchbruch zu.
„Verdammt...“, murmelte Junkers.
Hinrich tat einen Schritt vorwärts und spähte durch das Loch in der Wand. Dahinter lag offenes Gelände, bedeckt von den Trümmern eines Wohnhauses, das wohl einen Volltreffer abbekommen hatte. Die Blutspur zog sich weiter, über die staubigen und geschwärzten Trümmer hinweg.
„Mir nach!“, befahl Hinrich. Geschickt setzte er über das unwegsame Trümmerfeld hinweg, immer der Blutspur nach, das Lasergewehr im Anschlag. Seine beiden Kameraden und Untergebenen folgten ihm, wenn sie auch nicht ganz seine Geschwindigkeit halten konnten.
Die Blutspur endete plötzlich. Hinrich spähte von dem massigen Trümmerbrocken herunter, auf dem er stand, und starrte direkt in Lehmanns unter der Gasmaske schreckensweit aufgerissenen Augen. Der Soldat war tot, kein Zweifel. Was immer ihn erwischt hatte hatte ihm den Magen aufgeschlitzt und den rechten Arm samt dem Lasergewehr abgerissen.
„Wo... Wo ist es hin, Sergeant?!“, fragte Benninger, das Lasergwehr in alle Richtungen schwenkend.
In einer Staubfontäne brach der Boden neben ihnen auf. Gewaltige Klauen hackten Benninger in zwei Stücke, bevor er auch nur schreien konnte. Junkers fuhr herum und gab einen Schuss auf das riesige Etwas ab, das da aus dem Nichts erschienen war, aber die Kreatur zischte nur und durchbohrte auch ihn mit ihren gewaltigen Klauen.
Hinrichs Waffe entlud zischend einen Feuerstoß in die Brust des gewaltigen Tyranidenkriegers, doch auch diese gezielteren Laserimpulse zeigten keine Wirkung. Fanghaken schossen aus zwischen den Rippen des Monstrums gelagerten Höhlen hervor und bohrten sich in Hinrichs Brust. Er fühlte, wie sie an seine Rippen prallten, dann wurde er hochgerissen und vor das alptraumhafte Antlitz der Tyrandienkreatur gehoben.
Die Nüstern der Kreatur weiteten sich, als sie an Hinrich zu schnuppern begann. Gewaltige, spitze Zähne wurden vor seinen Augen gebleckt, und dahinter schob sich eine schlangenartige Zunge in Position. Listige rote Augen blitzten ihn hasserfüllt an. Aus dem Augenwinkel nahm er wahr, wie sich eine der Sensenklauen zum letzten Schlag hob.
Den Schmerz ignorierend, den die reißenden Fanghaken in seiner Brust verursachten, brachte Hinrich sein Lasergewehr hoch und schoss. Die Salve fuhr durchs Kinn der Kreatur in ihren Kopf, verdampfte Nase und Maul und ließ Hinrich gepeinigt aufschreien, als die Fanghaken der Kreatur sich im Todeskampf zusammenkrampften und zuckten.
Die Kreatur fiel, und Hinrich mit ihr. Eine scharfe Sensenklaue schnitt ihm den Oberschenkel auf, während die Fanghaken ihn immer noch an das gefällte Monstrum fesselten, dann war er plötzlich frei. Seine Brust blutete aus zwei tiefen Wunden und sein Oberschenkel war so schwer verletzt, dass er kaum noch aus eigener Kraft würde gehen können, aber er war frei.
Dem Imperator für seinen göttlichen Schutz dankend sank er auf die trümmerbedeckte Erde und begann, nach seinem Trupp zu rufen.
Hier mal der Anfang einer neuen episodenhaften Geschichtensammlung um das Todeskorps von Krieg, vergleichbar mit der im Thread "Grabenkrieg". Viel Spaß dabei.
Die Einkaufsstrasse war einst ein kleines Juwel im Stadtzentrum gewesen, mit kleinen Läden, poliertem Pflaster und bunten, gepflegten Blumenkästen. Jetzt war sie ein verwüstetes Schlachtfeld, das mit Trümmern, Glasscherben, den Überresten von Waren und den zerfetzten Überbleibseln von außerirdischen Körpern übersät war. Sergeant Hinrich und sein Trupp vom 41. Regiment des Todeskorps von Krieg arbeiteten sich langsam über den unsicheren Boden vor, die Laserkarabiner im Anschlag.
Die imperiale Artillerie hatte das Stadtzentrum vor gut einer Woche mit einem mehrtägigen Bombardement in Schutt und Asche gelegt, als sich erste Berichte über Tyranidenaktivitäten in den engen Gassen und in der Kanalisation bestätigt hatten. Die widerwärtigen Außerirdischen hatten sich an allem, was in der Stadt lebte, gütlich getan. Die Einäscherung des dicht bebauten Gebietes war die einzige Möglichkeit gewesen, ihren Vormarsch auf andere bewohnte Gebiete auch nur zu verlangsamen.
Doch selbst das schwere Bombardement hatte die Seuche der Tyraniden nicht auslöschen können. Hunderte, wenn nicht tausende von Kreaturen hatten sich in den Abwasserkanälen, den Kellern und Tiefgaragen verkrochen. Viele waren lebendig begraben worden, aber viele waren nach dem Artillerieschlag auch wieder aus ihren Löchern hervorgekommen und durchstreiften nun die Überreste der Stadt auf der Suche nach Beute.
Hinrich schob mit dem Stiefel einen Trümmerbrocken beiseite, unter dem etwas eingeklemmt lag. Es war eine Puppe, wie sie ein kleines Mädchen bei sich getragen haben mochte. Die Beine der Puppe waren abgerissen, weiße Füllung quoll aus den Stümpfen hervor. Hinrich schüttelte den Kopf und setzte seinen Weg fort.
„Sergeant?“, fragte der Gefreite Ullstein und trat neben Hinrich. Unter den Sohlen seiner Stiefel knackten Glasscherben.
„Ja, Ullstein?“
Ullstein deutete mit der linken Hand auf ein zerschmettertes Schaufenster im Erdgeschoss eines flachen Gebäudes. Es gehörte zu einem Laden, der von den Geschützeinschlägen mehr oder minder verschont geblieben war, die die Häuser rechts und links von ihm in schwelende Trümmer verwandelt hatten. „Dieser Laden, Sir... Wir sollten ihn uns ansehen, denke ich.“
„Haben sie etwas bestimmtes gesehen, Ullstein?“, fragte Hinrich.
„Nein... Nein, Sir.“ Ullsteins Blick war zögernd hinter den Sichtgläsern der Gasmaske. „Nur so ein Gefühl.“
„Ein Gefühl, aha.“, machte Hinrich. „Aber gut, wir sollten alles untersuchen, was den dreckigen Viechern Unterschlupf bieten könnte.“
Hinrich signalisierte Kampmann und Ullstein, ihm zu folgen. Während sie auf die geschwärzte Fassade des Gebäudes zugingen nahm Hinrich eine Fragmentgranate von seinem Gürtel und wog sie prüfend in der Hand. Sie war aus einer neuen Produktionsserie des Adeptus Mechanicus und zeigte angeblich bei Kämpfen auf engstem Raum besonders gute Wirkung, gerade gegen leichtgepanzerte Gegner. Auf Hinrichs Zeichen hin postierten sich Ullstein und Kampmann links und rechts vom Schaufenster. Er wartete, bis sie sich mit dem Rücken an die Wand gedrückt hatten, dann warf er die Granate durch das zerbrochene Schaufenster hinein.
Gerade als er ebenfalls seine Deckung erreicht hatte, explodierte die Fragmentgranate. Er hörte wie innen die scharfkantigen Metallsplitter gegen die Wände prasselten. „Los, los, los!“, rief er. Kampmann und Ullstein wirbelten herum und sicherten mit ihren Lasergewehren im Anschlag das Ladeninnere.
Hinrich packte sein Lasergewehr wieder und trat zu ihnen. „Wollen wir doch mal sehen, was drinnen los ist.“, murmelte er und trat über die gezackten Ränder der Scheibe hinweg ins Innere des Ladens. Ullstein und Kampmann folgten ihm.
Die Fragmentgranate hatte außerordentlich gute Wirkung gezeigt. Die Regale des Lebensmittelgeschäfts waren zu gesplitterten, zerschmetterten Stümpfen reduziert, die bunten Überreste der ausgestellten Waren im ganzen Raum verteilt. Ullstein stöhnte angewidert, als er auf eine matschige Orange am Boden trat, aber Hinrich brachte ihn sofort mit einem bösen Blick zum Schweigen. „Murren können sie, wenn sie auf einen toten Ganten getreten sind, Ullstein. Ein lebender wird ihnen keine Gelegenheit dazu lassen.“
Sie rückten weiter vor. Die kleine Theke, auf der eine zerbeulte Kasse stand, war mit den Einschlägen der scharfkantigen Metallsplitter übersät. Hinrich spähte mit vorgerecktem Lasergewehr darüber. Nichts.
„Der Laden ist sauber, Ullstein. Offensichtlich hat sie ihr Gefühl getäuscht.“
„Ja, Sir.“, gab der Gefreite zögerlich zu. „Es tut mir leid, Sir.“
„Na, nicht so schlimm, Gefreiter.“ Hinrich wandte sich zum Gehen. Plötzlich waren von draußen Schüsse zu hören. „Was zum...“, fluchte er.
Die drei Soldaten stürmten los und kamen gerade rechtzeitig nach draußen um zu sehen wie Junkers und Benninger eine Gruppe Hormaganten niedermähten, die sich aus einem Gullyschacht auf die Straße ergossen.
Weiter die Straße hinunter, in der Richtung, aus der sie gekommen waren, feuerten Karstein, Müller und Simoweit scheinbar ziellos in die Schaufenster anderer Läden, die sie auf ihrem Vormarsch bereits untersucht hatten. Von Gregorius und Lehmann, den beiden letzten Soldaten des Trupps, war keine Spur zu sehen.
„Was ist los, verdammt?!“, brüllte Hinrich zu dem ihm am nächsten stehenden Junkers herüber.
Junkers senkte die Waffe für einen Moment, warf seine verbrauchte Energiezelle aus und erwiderte: „Lehmann und Gregorius sind kurz zurückgegangen, um Zigaretten zu organisieren. Angeblich hat Simoweit welche im ausgebrannten Zeitschriftenladen da hinten gesehen. Die beiden sind nicht wieder aufgetaucht, dafür kamen diese Viecher plötzlich von überall!“ Junkers schob eine neue Zelle in die Waffe und fuhr damit fort, Lasersalven in die Hormaganten am Gully zu pumpen. Die Kreaturen kamen gegen den Feuerhagel der imperialen Soldaten nicht an, aber sie blieben standhaft. Zu standhaft für Hinrichs Geschmack.
Hinrich stimmte mit seinem Lasergewehr in Junkers und Benningers Bemühungen mit ein, Ullstein und Kampmann eilten davon, um den Rest des Trupps zu unterstützen.
„Das sind keine versprengten Viecher, Korporal!“, wandte sich Hinrich an Junkers. Er wusste nicht viel über Tyraniden, nicht mehr, als in den dünnen taktischen Handbüchern stand, aber so wie jetzt kämpften die kleineren Kreaturen nur unter dem Einfluss von etwas Größerem.
Junkers nickte, dabei unablässig weiterfeuernd. „Irgendwo muss eine Anführerkreatur sein, Sergeant... Ein Krieger vielleicht. Oder...“
„Oder?“, fragte Hinrich, obwohl er die Antwort schon kannte.
„Ein Schwarmtyrant, Sir.“ Junkers räusperte sich, was unter seiner Gasmaske recht merkwürdig klang. „Nicht dass ich das glauben möchte, Sir.“
Hinrich hob sein Gewehr ans Kinn, visierte einen vorstürmenden Hormaganten über Kimme und Korn an und feuerte. Sein Schuss durchschlug die Brust der Kreatur und warf sie zurück.
„Vielleicht sind Lehmann und Gregorius dem Vieh in die Arme gelaufen und es hat daraufhin seine Horde mobilisiert.“, spekulierte Benninger.
„Möglich.“, gestand Hinrich zu. „Aber im Moment haben wir andere Sorgen.“ Er senkte das Lasergewehr, nahm eine weitere Granate vom Gürtel und machte sie scharf. „Volle Deckung! Granate!“
Benninger und Junkers warfen sich auf den Boden, als Hinrich die Granate warf. Der Sprengkörper kam auf dem Pflaster wieder auf, hüpfte zweimal und fiel dann in den Kanalschacht, aus dem noch immer Hormaganten hervorgekrochen kamen.
Die Explosion schleuderte eine Fontäne aus Tyranidenfetzen in die Luft. Die wenigen Kreaturen, die ihr entronnen waren, wurden von Junkers und Benninger niedergeschossen. Der Strom an Hormaganten aus der Kanalisation war vorerst verebbt.
„Wir sehen uns jetzt nach Lehmann und Gregorius um!“, verkündete Hinrich. „Junkers, Benninger, mitkommen!“
Die drei Männer legten die kurze Strecke zum ausgebrannten Schreibwarengeschäft im Laufschritt zurück. Unterwegs passierten sie die restlichen Mitglieder des Trupps, die mittlerweile ebenfalls ihr Feuer eingestellt hatten und nur noch misstrauisch über die Läufe ihrer Waffen schielend die Schaufenster zu beiden Seiten beobachteten.
„Lehmann?! Gregorius?!“, rief Hinrich, als sie vor der Fassade des Geschäfts angelangt waren. Nichts rührte sich. Er gab das Handzeichen zum Vorrücken. Vorsichtig stiegen sie über einen umgekippten Zeitungsständer, an dem die verschiedenen Blätter wie durch ein Wunder beinahe unbeschadet geblieben waren. „Imperiale Truppen werfen außerirdische Invasoren zurück“, las sich eine der Schlagzeilen. „Truppen des heiligen Imperators siegreich“, verkündete eine andere.
Hinrich stieß mit dem Gewehrlauf voran in das Halbdunkel des Zeitschriftenladens vor. Das Innere des Geschäfts war bis auf einige wenige Ecken völlig ausgebrannt. Aber das war nicht alles: In der rückwärtigen, rußgeschwärzten Wand klaffte ein übermenschgroßer Durchbruch, der todsicher vor wenigen Minuten, als sie das Gebäude gesichert hatten, noch nicht da gewesen war. Am Boden zog sich eine Blutspur auf den Durchbruch zu.
„Verdammt...“, murmelte Junkers.
Hinrich tat einen Schritt vorwärts und spähte durch das Loch in der Wand. Dahinter lag offenes Gelände, bedeckt von den Trümmern eines Wohnhauses, das wohl einen Volltreffer abbekommen hatte. Die Blutspur zog sich weiter, über die staubigen und geschwärzten Trümmer hinweg.
„Mir nach!“, befahl Hinrich. Geschickt setzte er über das unwegsame Trümmerfeld hinweg, immer der Blutspur nach, das Lasergewehr im Anschlag. Seine beiden Kameraden und Untergebenen folgten ihm, wenn sie auch nicht ganz seine Geschwindigkeit halten konnten.
Die Blutspur endete plötzlich. Hinrich spähte von dem massigen Trümmerbrocken herunter, auf dem er stand, und starrte direkt in Lehmanns unter der Gasmaske schreckensweit aufgerissenen Augen. Der Soldat war tot, kein Zweifel. Was immer ihn erwischt hatte hatte ihm den Magen aufgeschlitzt und den rechten Arm samt dem Lasergewehr abgerissen.
„Wo... Wo ist es hin, Sergeant?!“, fragte Benninger, das Lasergwehr in alle Richtungen schwenkend.
In einer Staubfontäne brach der Boden neben ihnen auf. Gewaltige Klauen hackten Benninger in zwei Stücke, bevor er auch nur schreien konnte. Junkers fuhr herum und gab einen Schuss auf das riesige Etwas ab, das da aus dem Nichts erschienen war, aber die Kreatur zischte nur und durchbohrte auch ihn mit ihren gewaltigen Klauen.
Hinrichs Waffe entlud zischend einen Feuerstoß in die Brust des gewaltigen Tyranidenkriegers, doch auch diese gezielteren Laserimpulse zeigten keine Wirkung. Fanghaken schossen aus zwischen den Rippen des Monstrums gelagerten Höhlen hervor und bohrten sich in Hinrichs Brust. Er fühlte, wie sie an seine Rippen prallten, dann wurde er hochgerissen und vor das alptraumhafte Antlitz der Tyrandienkreatur gehoben.
Die Nüstern der Kreatur weiteten sich, als sie an Hinrich zu schnuppern begann. Gewaltige, spitze Zähne wurden vor seinen Augen gebleckt, und dahinter schob sich eine schlangenartige Zunge in Position. Listige rote Augen blitzten ihn hasserfüllt an. Aus dem Augenwinkel nahm er wahr, wie sich eine der Sensenklauen zum letzten Schlag hob.
Den Schmerz ignorierend, den die reißenden Fanghaken in seiner Brust verursachten, brachte Hinrich sein Lasergewehr hoch und schoss. Die Salve fuhr durchs Kinn der Kreatur in ihren Kopf, verdampfte Nase und Maul und ließ Hinrich gepeinigt aufschreien, als die Fanghaken der Kreatur sich im Todeskampf zusammenkrampften und zuckten.
Die Kreatur fiel, und Hinrich mit ihr. Eine scharfe Sensenklaue schnitt ihm den Oberschenkel auf, während die Fanghaken ihn immer noch an das gefällte Monstrum fesselten, dann war er plötzlich frei. Seine Brust blutete aus zwei tiefen Wunden und sein Oberschenkel war so schwer verletzt, dass er kaum noch aus eigener Kraft würde gehen können, aber er war frei.
Dem Imperator für seinen göttlichen Schutz dankend sank er auf die trümmerbedeckte Erde und begann, nach seinem Trupp zu rufen.