Okay, erstmal noch ein dickes "Sorry!" an alle wegen der zu erwartenden Pause. Hab die Story aber leider vor dem urlaub nicht mehr fertig gekriegt, und vielleicht werdet ihr danach ja noch durch 'ne Reihe von neu entstanden Texten entschädigt. Erstmal gibt's aber noch ein bisschen Nachschlag...
Die Schwestern warteten bereits, als Krügers Kompanie am Morgen vor dem Bankgebäude antrat. Die etwa zwei Dutzend Frauen zeigten keine Regung, standen bewegungslos in Habachtstellung, die Bolter im Anschlag. Es war kaum möglich, ein Zeichen von Individualität an ihnen auszumachen, der Einheitshaarschnitt und die uniformen Rüstungen machten sie alle gleich. Lediglich die Truppführerinnen und die Flammenwerferschützinnen stachen aus der Phalanx der Kriegerinnen des Imperators heraus, erstere durch ihre Mäntel und zusätzlichen Energieschwerter oder Streitkolben, letztere durch ihre großen, bedrohlichen Waffen. Hinter der Phalanx der Schwestern ragten die Umrisse dreier Transportpanzer auf: Zwei Rhinos und einer der berüchtigten Immolatoren. Krüger hatte bisher nur von dieser Flammpanzervariante des Rhinos gehört, aber er kannte die Höllenhunde seines Regiments und wusste um ihre Schlagkraft. Für eine Streitmacht von so geringer Größe wiesen die Sororitas eine beachtliche Schlagkraft auf.
Eine der Priorinnen trat auf Krüger zu. Es war Prioris Antiochia, Krüger erkannte den stechenden Blick ihrer Augen wieder, der selbst ihm, der schon eine Menge Grauen auf den Schlachtfeldern der Galaxis gesehen hatte, noch einen Schauer über den Rücken jagte. Er salutierte.
Die Prioris ignorierte seinen Gruß. „Sind ihre Männer bereit, Krüger?“, fragte sie.
„Bereit, wenn ihr es seid, Prioris.“, bestätigte Krüger so höflich, wie es ihm möglich war. Auf der Akademie daheim auf Krieg hatte er das Kämpfen und das Töten gelernt, wie man Männer zum Sieg führte und in den Tod schickte. Aber er hatte auch gelernt, wie sich ein Offizier der imperialen Armee gegenüber Höherrangigen und gegenüber Damen verhielt. In der Person der Prioris waren beide Fälle vereint. Nur machte sie es ihm nicht leicht, galant zu sein...
„Wenn es nach mir gegangen wäre, Hauptmann“, schnappte Prioris Antiochia, „so wären wir bereits aufgebrochen. Jede Sekunde, die der heilige Boden des Ekklesiarchieviertels von den verfluchten Außerirdischen entweiht wird, ist in meinen Augen eine Sekunde zuviel. Wenn die imperiale Armee bei der Säuberung des Stadtgebiets nicht so erbärmlich versagt hätte, wäre diese Operation völlig unnötig.“
„Mit allem gebotenen Respekt, Prioris.“, entgegnete Krüger. „Die imperiale Armee hast nicht versagt. Die Natur des Kampfgebiets und des Gegners bedingt zähe und fortdauernde Kämpfe. In den letzten Tagen hat unser Regiment bedeutende Geländegewinne auf die Kathedrale zu erzielt. Auf diesen Gewinnen aufbauend sollte es mit unterstützendem Sperrfeuer möglich sein, die Kathedrale heute zurückzunehmen.“
„Es wird kein Sperrfeuer geben, Krüger. Kardinal Ingerimm wünscht, dass die Überreste der Kathedrale so intakt wie möglich in unsere Hände zurückfallen. Ich habe seinen Wunsch heute morgen Oberst Kaltenbrunn mitgeteilt. Der Oberst zeigte sich ausgesprochen kooperativ.“
„Kein Sperrfeuer?“ Krüger konnte es nicht glauben. Ein Vorstoß dieser Größenordnung gegen die Tyraniden, und Antiochia verzichtete auf Sperrfeuer. Er begann, am verstand der Prioris zu zweifeln.
„Bolter und Flamme werden ausreichen, um den außerirdischen Abschaum aus seinen Löchern zu treiben und zu vernichten.“ Die Prioris hob bestätigend ihren Bolter. „Ich würde nun gern die Details unseres Angriffs besprechen.“, sagte sie.
Krüger nickte, einsehend, dass jede weitere Diskussion zwecklos war. Wenn sie ohne Sperrfeuer vorrücken mussten, dann würde es eben so sein. Er konnte wenig daran ändern; die Kommandostrukturen unterlagen augenscheinlich dem Willen der Ekklesiarchie.
„Ich möchte zu bedenken geben, Prioris, dass meine Kompanie für diese Operation nicht mit Transportpanzern ausgestattet worden ist. Wir sind also darauf beschränkt, ausschließlich infanteristisch zu operieren.“, sagte er.
Antiochia maß die hinter ihm angetretene Kompanie mit einem langen, abschätzigen Blick. „Wir hätten auch keine Verwendung für einen gepanzerten Vorstoß ihrer Leute gehabt, Hauptmann.“, erwiderte sie. „Er hätte mehr Schaden am heiligen Grund des Imperators angerichtet, als er Nutzen im Kampf gegen die Xenomonstren gebracht hätte. Ich und meine Schwestern werden die Speerspitze unseres Angriffs bilden.“ Sie wies auf die Transportpanzer hinter den wartenden Sororitas. „Nicht umsonst versorgt die heilige Ekklesiarchie mit der besten Ausstattung und bewaffnung des gesamten Imperiums der Menschheit.“ Sie blickte Krüger prüfend an, als erwarte sie eine Antwort auf ihre letzte Feststellung. „Das wäre alles, Krüger.“, sagte sie schließlich. „Haben sie noch fragen, oder können wir beginnen?“
„Wir beginnen.“, antwortete Krüger knapp. Die fortlaufende Demütigung durch die Prioris zehrte an seinen Nerven. Es kostete ihn einige Mühe, seine Wut vor ihr zu verbergen.
Antiochia wandte sich um und ging auf ihre Schwestern zu. Die Absätze ihrer gepanzerten Stiefel klackten auf dem Asphalt. Ein knappes Nicken genügte als Befehl, um ihre Schwestern zum Aufsitzen auf ihren Transportern zu bringen. Antiochia selbst bestieg mit einem fünfköpfigen Trupp den Immolator. Eine der Schwestern kam hinter dem schweren Panzerschild des Zwillingsflammenwerfers auf dem Dach des Transportpanzers wieder zum Vorschein.
Auch Krüger wandte sich zu seiner Kompanie um. „Kompanie, marsch!“, bellte er. Die Soldaten des Todeskorps setzten sich in Bewegung, nach Zügen und Trupps geordnet. Krüger selbst schloss an die Spitze der Kolonne auf, wo seine Stabsabteilung neben der Kommandoabteilung von Leutnant Haller marschierte. Haller war ein Veteran der Grabenkämpfe auf Myrmillio III. Sein Todesmut hatte ihm nach dem Feldzug dort die Beförderung zum Sergeant eingebracht. Mit Leutnant Hennings Tod hatte er es schließlich als einer der besten Soldaten des Regiments zum Leutnant gebracht. Krüger schätzte ihn; auch wenn seine Beförderung erst einige Tage her war, so hatte Haller sich doch schon recht gut mit der Rolle eines Zugkommandanten arrangiert.
„Halten sie sich von den Sororitas fern, Leutnant.“, sagte er zu Haller. „Und erwidern sie um des Imperators Willen nichts auf irgendeine Provokation.“
„Verstanden, Sir!“, bestätigte Haller und salutierte. Die bionische Prothese, die seine rechte Hand ersetzte, surrte dabei. Auf Myrmillio III hatte ihm ein Artillerieeinschlag bei einem Einsatz weit vor den eigenen Linien den Unterarm zerrissen und ihm weitere, schwere Verletzungen zugefügt. Dennoch hatte es Haller geschafft, sich zu den imperialen Linien zurückzukämpfen, aber nur, um sich notdürftig versorgen zu lassen und dann wieder in den Kampf gegen die Diener des Chaos zu ziehen.
„Denken sie an das, was ihnen in der Grundausbildung beigebracht wurde, Leutnant.“ Erklärte Krüger weiter. „Kein Kontakt zur einheimischen Bevölkerung, besonders nicht zur weiblichen Hälfte.“
Einige aus Hallers Kommandoabteilung und Krügers Stab grinsten.
„Das war kein Scherz.“, erklärte Krüger. Nein, für Scherze war die Lage jetzt viel zu ernst.