Macht Spaß zu lesen

Danke 🙂
Ich weiß, dass die Spannungskurve flach ist. Aber wer wird denn gleich mit der Tür ins Haus fallen wollen 🙂

- - - Aktualisiert - - -

Eine halbe Stunde später saßen sie wieder im Auto. Sie hatten sich entschieden zuerst nach München hinein zu fahren um noch ein paar Sachen aus ihrer Wohnung zu holen. Auch Seymon brauchte noch einige Dinge bevor man sich für die nächsten Tage - oder Wochen, gestand sich Anton ein - bei seiner Mutter einquartieren würde. Sie hatten im stillen Einverständnis beschlossen, dass es auf dem Land sicherer sein würde falls irgendetwas passieren würde,.
„Aber was hat er damit gemeint, dass sie auf alles vorbereitet sein wollen?“, Anna ließ nicht locker. „Ich meine, das sind Soldaten. Mit Maschinengewehren! Auf was wollen sie im kleinen Domborn denn schießen, bitte schön?“. Ihre Stimme gewann immer mehr Spitze, je mehr sie sich in die Situation hineinsteigerte.
„Siche' ist siche'!“, schaltete sich Seymon mit ernster Miene ein. „Du weis' nie, wann kommt de Angriff von Kuh mit Rinde'wahnsinn.“. Kurz blieb er todernst, dann strahlte er über das ganze Gesicht über den gelungenen Witz. Niemand lachte.
„Anna, du hast es doch selbst gesagt. Das sind Soldaten. Die denken anders! Die denken an Sachen, die uns vermutlich nicht einmal im Traum einfallen würden.“, er sah sie genervt an. „Lass die Männer mal machen. Solange sie uns nichts tun kann es uns doch egal sein. Und warum sollten sie?! Die sollen uns beschützen!“.
Anna schnaubte höhnisch und Anton wurde wütend. Er biss die Zähne zusammen und konzentrierte sich auf die Fahrt.
„Ich vertraue keinem Menschen der eine Waffe braucht, um sich stark zu fühlen!“, sagte sie selbstgefällig.
Anton knurrte tatsächlich ein wenig bei diesen Worten. Zum Glück waren das Radio und die Fahrtgeräusche zu laut als das es jemand gehört hätte.

Es dämmerte bereits, als sie an Seymons Wohnung ankamen. Sie selbst hatten nur wenige Minuten gebraucht um die nötigsten Sachen zusammen zu suchen. Das lag aber auch daran, dass er und Anna nicht wirklich damit rechneten mehr als ein paar Tage auf dem Dorf zu bleiben. Bei ihrer Fahrt durch das geschäftige München hatten sie nur wenig gesehen, das auf das Chaos der letzten Nacht - war das wirklich erst letzte Nacht gewesen?! - hingedeutet hatte. Der deutlichste Hinweis waren die schwarzen Silhouette zweiter niedriger, herunter gebrannter Gebäude gewesen und eine Seitenstraße war mit Absperrband trassiert gewesen, von Polizisten war hier aber aber keine Spur zu sehen. Immer wieder waren ihnen Fahrzeuge der Bundeswehr begegnet und einmal hatten sie an einer großen Kreuzung halten müssen, als Soldaten mit vorgehaltener Waffe einen Lkw durchsucht hatten. Anton las in den Gesichtern der Soldaten, dass sie selbst nicht so wirklich wussten, was sie eigentlich suchten.
Den gesamten Weg wurden sie von zuckendem Blaulicht begleitet, das in den Straßenzügen umher geisterte, aber nur selten sahen sie ein Polizeifahrzeug und die dazu gehörigen Beamten.
Ein Polizist wies gerade einige Soldaten ein, zeigte auf Straßen und Gebäude – aber niemand beachtete ihn.
Neben einem Einkaufszentrum standen gleich zwei Streifenfahrzeuge und eine handvoll Polizisten überwachten den Abtransport von weißen, und verdächtig menschengroßen Säcken. An der Fassade des Gebäudes prangte noch der rote Schriftzug „Lange Einkaufsnacht!“.Anton wurde übel und er blickte wieder stur geradeaus.
Zwei Straßen vor Seymons Wohnung stand ein ausgebranntes Auto. Das Fahrzeug war ein rußgeschwärztes Wrack aber man erkannte noch deutlich den geschmolzenen Aufbau des Blaulichts. Eine Horde Jugendlicher saß darauf, ihre Haltung drückte Überheblichkeit und Arroganz aus und sie tuschelten leise miteinander. Anton hatte die klamme Befürchtung, dass es eine Weile dauern würde, bis sich in diesem schäbigen, randseitigen Teil Münchens die nächste Polizeistreife verirren würde.
Kurz darauf stieg Seymon aus und ging ins Haus. Es war ein herunter gekommener Block, mit einem Verputz der grau war von den Abgasen und der nicht nur an einer Stelle großflächig abbröckelte. In den untersten Fenstern brannten schwache Lichter und beleuchteten von innen die nikotingelben Vorhänge.
Anton und Anna blieben im Auto sitzen, geschützt vor der liederlichen kalten Witterung.
Die Dunkelheit kam jetzt mit großen Schritten und hier in den Häuserschluchten war es doppelt dunkel. Anton sah eine Gruppe Männer auf der Straße gehen. Sie waren gerade um eine Straßenecke gebogen und ihr Gang stach ihm sofort ins Auge. Die Männer fühlten sich sicher, und unangreifbar.
Es waren vermutlich mehr als zehn, die breitschultrig und O-beinig die Straße herab kamen. Anton sah einen Baseballschläger, und eine Machete. Neben ihm stieß Anna ein leises Wimmern aus und versuchte, sich auf ihrem Sitz unsichtbar zu machen. Anton lief ein eisiger Schauer über den Rücken aber er bewegte sich keinen Milimeter.
Die Männer kamen näher. Gemächlich. Selbstsicher.
Eine einzige Nacht voller Chaos und Gewalt, dachte Anton, und die Ordnung ist schon so weit zusammen gebrochen? Das waren keine irren Amokläufer, wie sie sie gestern überall gesehen hatten. Die hier waren grobe Typen, Mitglieder irgendeiner Gang, ohne Zweifel. Gefährlich, ganz sicher sogar sehr gefährlich wenn man sich ihnen widersetzte. Aber es waren am Ende nur Kriminelle, die die neu gewonnene Freiheit ausnutzten, um ihr Revier zu vergrößern und dabei offen Waffen bei sich trugen. 'Nur Kriminelle'.
Sie hatten den Wagen gegenüber auf der anderen Straßenseite von Seymons Wohnhaus aus geparkt und so war es ihr Glück, dass sie weit genug weg und im Schatten standen, als die Gruppe an ihnen vorbei lief. Niemand bemerkte sie.
Doch Seymon hatte nicht so viel Glück. Der Knall, mit dem die Haustüre ins Schloss fiel, war noch auf der anderen Straßenseite, und durch die geschlossene Tür des Autos zu hören. Einige der Schläger zuckten leicht zusammen, einige griffen tief in ihre Taschen, aber alle drehten sich Seymon zu. Der stand jetzt vor dem Haus, wie erstarrt, und glotzte.
Anton konnte nicht hören, was gesprochen wurde. Aber einer der Männer, ein glatzköpfiger Hüne mit einer Tätowierung auf dem blanken Schädel, grölte etwas. Es klang, als mache er sich über den Schwarzen lustig und Anton meinte, auch Seymons Namen gehört zu haben.
Er sah, wie die Hand seines Freundes unwillkürlich zu der langen Messernarbe auf seinem Bauch wanderte.
Wieder grölte der Riese etwas. Etwas Böses. Aggressives.
Dann hämmerte er seinen Baseballschläger gegen eine Mülltonne, die neben ihm am Straßenrand stand. Anton konnte die Tonne drei Meter weit fliegen sehen, bevor sie hohl und dröhnend auf der Straße aufschlug.
Die Schläger johlten und Anton sah vereinzelt Messer aufblitzen. Die Menge rückte zusammen, näher auf Seymon zu, der sich jetzt anspannte, einen Ausdruck fatalistischer Entschlossenheit auf dem Gesicht und einen alten ledernen Koffer in der Faust.
Anton hatte gerade den Türgriff in der Hand als Scheinwerfer über die Szenerie gleißten. Ein Geländewagen kam um die Kurve gefahren, zusätzliche Scheinwerfer auf dem Dach strahlten die Straße aus als er gemächlich näher kam. Unsicher, ob der vielen Personen auf der Straße, wurde das Fahrzeug langsamer, fuhr eine unbeholfene leichte Schlangenlinie und kam dann zum Stillstand.
Die Schläger hatten die Arme gegen das Licht erhoben aber Anton konnte auch schon die ersten sehen, die sich herausfordernd vor dem Neuankömmling aufzubauen begannen.
Jetzt oder nie!
Er fiel geradezu aus seinem Auto als er die Tür aufriss. Taumelnd kam er wieder auf die Beine und sah aus den Augenwinkeln Köpfe in seine Richtung zucken. Doch offenbar waren die Brutalos noch mit der Situation überfordert, denn niemand unternahm etwas, als er auf das Licht zu stolperte und die Arme schwenkte.
Bitte, lass mich richtig geraten haben!, betete er inständig. Bitte! Bitte! Bitte!
„Hilfe!“, schrie er aus vollem Hals. „Helfen Sie uns!“. Er stand jetzt mitten im Lichtkegel und sah selbst kaum noch etwas. „Bitte! Hilfe!“, jammerte er. Ein Klacken ertönte. Eine Autotür! Dann traten Schatten vor den Jeep. Zwei, drei, vier, fünf Mann. Er sah Flecktarn.
Oh Gott! Danke! Bundeswehr.
„Was ist hier los?“, bellte eine befehlsgewohnte, dunkle Stimme. Einer der Schattenrisse bewegte auffordernd die Hand. „Wer hat um Hilfe gerufen?“.
„Das war ich.“. Anton war sich der bohrenden Blicke der Schläger im Rücken mehr als bewusst.
„Also was ist los, junger Mann! Sie sollten wissen, dass man nicht einfach zum Spaß um Hilfe ruft!“.
Bevor Anton antworten konnte kam ihm jemand zuvor. Es war der große Glatzkopf und er tat das, was er am Besten konnte. Und damit das Falscheste, das ihm in dieser Situation einfallen konnte: Er drohte.
Grimmig grollte seine Stimme über die Straße zu den Soldaten: „Verpisst euch! Ihr seid keine Bullen. Ihr habt hier nix zu melden, ihr Pisser!“, leises Gelächter aus den eigenen Reihen stärkte ihm den Rücken. „Holt doch die Bullen! Wenn noch genug davon übrig sind!“. Lauteres Gelächter diesmal. Die Schläger holten ihre Messer und Knüppel wieder hinter den Rücken hervor.
„Hören Sie mir jetzt mal sehr gut zu.“, der Soldat klang weder beeindruckt noch wütend. „Wir haben ein Mandat erhalten, für Ordnung zu sorgen. Wir sind jetzt hier die Polizei! Also verpisst euch selbst! Eine zweite Chance bekommt ihr nicht.“. Seine Stimme hatte einen leicht erheiterten Unterton, als gäbe es da einen Witz, den nur er verstand. Anton hielt die Luft an.
„Ein Mandant also, was? Wir haben ein Mandant erhalten!“, äffte der Glatzkopf ihn nach. „Was faselst du für einen Scheiss! Haut ab jetzt! Wir haben hier ...“, er drehte sich wieder Seymon zu, „... zu tun.“.
Ein Soldat sagte etwas Unverständliches zu dem Sprecher.
Anton fragte sich, was jetzt wohl passieren würde. Das Herz schlug ihm bis zum Hals und das Blut rauschte in seinen Ohren.
Das metallische Schnappen, als fünf Sturmgewehre gleichzeitig durchgeladen wurden, hallte wie Donnerschlag durch die Straße. Die Wirkung war ähnlich. Jede Bewegung erstarrte und Anton hörte, wie hinter ihm irgendwo ein Fenster zu geschlagen wurde. Der neugierige Nachbar flüchte gerade vermutlich hinter die Couch.
Die Stimme des Soldaten war kälter, als Anton es jemals gehört hatte.
„Mein Oberst,“, sagte der Mann gedehnt, „hat mir den Befehl gegeben die öffentliche Ordnung zu erhalten.“. Etwas rasselte, und Anton sah, wie einer der Schatten das Gewehr in Anschlag brachte. Die anderen Schatten verteilten sich und einer oder zwei legten ebenfalls an.
„Du Wurm, wirst nicht verstehen wovon ich spreche.“, seine Stimme triefte vor ätzender Abscheu, „Aber ich schwöre dir, dass ich dich und deine Freunde in eurem eigenen Blut hier zurück lassen werde wenn IHR EUCH NICHT SOFORT VERPISST!“.
Anton taumelte. Die letzten Worte waren so laut heraus gebrüllt worden, dass ihm die Knie weich wurden. Er sah, dass sogar einer der Soldaten leicht taumelte, bevor er wieder Haltung annahm.
„He, komm mal wieder runter..“, kam es unsicher von den Schlägern. Der peitschende Knall eines Schuss fetzte ihre letzte Courage hinweg und wenige Sekunden später war die Straße und der Platz vor dem Wohnblock leer. Rennende Schritte verloren sich in der Dunkelheit. Nur Seymon stand noch da, wie erstarrt.
Anton hockte auf dem Boden. Er fröstelte. Hinter sich konnte er Anna im Auto leise schluchzen hören.
Die Soldaten aber waren entspannt.
„Ich glaub ich hab nen Hörsturz.“, murmelte einer und leises Lachen aus der Runde antwortete ihm. Einer der Schatten löste sich aus der Gruppe und kam zu Anton hinüber. Der Mann kniete sich neben ihn und er erkannte an der Stimme, dass es der Truppführer dieses Haufens Soldaten war. Der Mann war die Ruhe selbst. Ein angegrauter Schnauzbart ließ sein Gesicht väterlich erscheinen.
„Ich habe ihnen hoffentlich keine Angst gemacht.“, sein Plauderton passte so gar nicht dazu, wie er gerade eben noch geklungen hatte.
„Wissen Sie: es tut mir Leid, wenn es so wäre. Aber manchmal gehört ein bisschen … Show … einfach dazu.“, er wartete, bekam aber keine Antwort. Er klopfte Anton leicht auf die Schulter und stand wieder auf. „Packen Sie besser ihre Sachen und machen sich vom Acker! Wer weiß, wann die Kerle ihren Mut wieder finden. Und ich möchte nicht wirklich jemanden erschießen müssen.“.
Anton zitterte, als er aufstand. Er nickte dem Soldaten stumm zu, dann ging er zum Auto zurück.
 
Weiterhin eine spannende Geschichte mit stimmigen Akteuren, allerdings hast du wohl noch nie ein G36 durchgeladen. Das klingt eher wie ein Spielzeug und handhabt sich auch so. Und falls du es in deiner Geschichte jemals im Nahkampf verwenden willst, kann man damit wenn überhaupt nur zustoßen, wenn du schlägst geht es kaputt 😛

Nur MP5 und G3 .. und die haben beide ne schöne, solide Mechanik. Aber allein für die Geschichte lasse ich es vermutlich so, denn wenn das Durchladen wie das "Rieseln einer Schneekugel" klingt würde wohl niemand fliehen wollen 🙂
Außerdem kann ich mich jederzeit rausreden, dass ich nirgends "G36" geschrieben hab.. auch wenn es tatsächlich eins sein müsste 😉
 
Klar kann man Gründe finden, das ist halt die Macht des Autors die auch ich sehr zu schätzen weiß. Aber bei 166000 intakten G36 bei 178000 Soldaten stehe die Chancen schlecht, dass noch wer das G3 mitbringt. Da schon sehr viel eher das MG3 das geil klingt und mörderisch reinhaut.
Die meisten G3 liegen mittlerweile in der Türkei und Syrien rum weil die die für den Kampf gegen den IS benutzt werden sollten.

Und der Nachfolger vom g36 wird noch auf sich warten lassen.
 
Kapitel 3 / Teil 3

Die Rückfahrt war still. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. Der Schreck saß ihnen noch in den Knochen doch was Anton am meisten erschreckt hatte war, dass es so schnell gegangen war. Keine 24 Stunden war es her, dass München das blanke Chaos erlebt hatte, keine 24 Stunden, dass dutzende Polizisten und hunderte Menschen mehr ihre Leben verloren hatten und schon griff Anarchie mit gierigen Fingern nach Straßenzügen und Stadtteilen.
Anton traute sich nicht sich auszumalen, wie es weiter gehen könnte. Er hoffte inständig, dass sich alles in ein paar Tagen wieder normalisiert haben würde.
München hatte jetzt, wo es dunkel war, einer Geisterstadt geglichen. Regelmäßig waren Posten der Bundeswehr zu sehen gewesen und sie hatten zwei mal langsam fahren müssen, waren aber nach einem Blick ins Fahrzeug weiter gewunken worden. Niemand schien so wirklich zu wissen, wie es weiter gehen sollte.
Die Dauersendungen im Radio hatten sie auch nicht schlauer gemacht.
In Frankfurt war es zu Plünderungen gekommen. Diese waren gewaltsam beendet worden und ein Mann war durch Bundeswehrsoldaten erschossen worden. Oppositionspolitiker forderten umgehend eine Aufhebung des Bundeswehrmandats und eine lückenlose Aufklärung.
In Berlin waren zwei Polizeiwachen von maskierten Männern gestürmt worden. Über den Verbleib und den Zustand der Polizisten war nichts bekannt. Bundeswehrkonvois waren mit Schusswaffen angegriffen worden und man hatte die betreffenden Stadtteile abgeriegelt und vorerst sich selbst überlassen. Namenlose Experten vermuteten eine osteuropäische Mafia als Drahtzieher, rätselten aber über die Motive. Ständig wurden durch die Nachrichtensprecher die selben Mantras wiederholt und Reden von Politikern eingespielt. Von großen Prüfungen war da die Rede, von unvorstellbaren Gräueln und davon, dass alle die Ruhe behalten sollen. Aber von einem Plan war nie die Rede. Kein Wort davon was überhaupt passiert war, wie so etwas sein konnte.
Es hatte alle deutschen Städte gleichermaßen getroffen und auch wenn sich plötzlich niemand mehr für die europäischen Nachbarn und internationalen Verbündeten interessierte, waren die wenigen Nachrichten, die von dort kamen, kein bisschen besser.
Eine einzige Nacht. Tausende Tote. Was kam als nächstes?

Shawi Khalid schwitzte stark unter dem Kontaminationsschutzanzug. Der war zwar in reinem Weiß gehalten und auch einer der leichteren Sorte, ohne Atemschutzgerät sondern bloß mit einer Maske, aber eben ansonsten komplett geschlossen. Und das in Nigeria. Tropisch. Heiß. Feucht. Einfach Ätzend.
Er liebte seine Arbeit für die Vereinten Nationen, aber manchmal musste er sich daran erinnern, warum.
So auch hier. Sie waren seit Wochen im Einsatz. Und nicht nur, dass das ganze Land einem kollektiven Wahnsinn anheim gefallen zu sein schien. Sie waren Sie von Moskitos zerstochen, und von Durchfall durch das schlechte Wasser schwer gezeichnet.
Die Expertenkommission war hierher geschickt worden, um über das Verschwinden unzähliger Menschen und eventueller Kriegsverbrechen zu berichten, die damit einhergingen.
Die UN trug sich mit dem Gedanken, sich militärisch im Kampf gegen Warlords und paramilitärische Banden zu beteiligen. Aber wie so oft reichten die Berichte von Menschenrechtsorganisationen und freien Journalisten, die tagtäglich in diesem Landstrich ihr Leben riskierten, und oft auch verloren, nicht aus. Man brauchte eigene Berichte. Von eigenen Experten. Von Shawi Khalid. Unter anderem.
Hinter und neben ihm schnauften und schwitzten die drei anderen 'Experten' seines Teams unter ihren Anzügen und sahen dabei so erbärmlich aus wie er sich selbst fühlte.
Bald geschafft, sagte er sich. Dann können wir nach Hause. Heute finden wir den entscheidenden Hinweis.
Begleitet wurden die vier Wissenschaftler von zwei nigerianischen Soldaten. Diese steckten ebenfalls komplett in Schutzanzügen, waren aber zudem bewaffnet. Beide trugen alte, aber gut gepflegte Sturmgewehre sowjetischer Herkunft bei sich. Das Land befand sich ja im Bürgerkrieg und sie suchten nicht gerade nach einem Allheilmittel für Krebs.
Wobei selbst das gefährlich gewesen wäre, gestand sich Shawi ein. Ein solches Mittel wäre zu wertvoll, als das jemand in diesem opportunistischen Land sie damit einfach ziehen lassen würde.
Er warf einen Seitenblick auf die beiden Soldaten, die zu ihrem Schutz dabei waren und ihm schauderte. Im Zweifelsfall wäre auch diesen beiden Männern dann wohl nicht mehr zu trauen. Ihr Schutz, aber auch eine Gefahr. Fluch und Segen.
Er hätte auf Blauhelme bestehen sollen. Shawi seufzte.
Langsam aber stetig stiegen sie in den Kraterkessel hinab. Das Ali Mountain Wildlife Sanctuary war ein Naturschutzgebiet. Wenige verirrten sich hierher. Ein paar Touristen, Wildhüter, Wilderer – und UN Experten.
Es hatte Hinweise darauf gegeben, dass etwas in dieser Region nicht stimmte. Die Bürgerkriege wüteten wild und nicht kontrollierbar, das war bekannt. Aber dann verschwanden Menschen in großer Zahl. Unzählige, wenn man es so sagen wollte. Sie verschwanden und niemand wusste wohin.
Normal hätte sich die UN nicht weiter dafür interessiert. Afrika geriet selten in den Blick der Öffentlichkeit und war dann so weit weg von den wohlhabenden Staaten, dass sich eine Intervention nicht wirklich lohnen würde. So funktionierte die Welt leider. Doch die UN hatte ihr Gewissen gefunden, munkelte man, und wollte Verantwortung übernehmen. Militärische Verantwortung. Shawi selbst war skeptisch.
Doch man sagte, dass Afrika in weiten Teilen seiner einzelnen Staaten so marode und kaputt war, dass auch eine militärische Intervention keine nennenswerte Verschlimmerung bringe könne. Und ein paar Warlords und fanatische Banden psychotischer Männer und ihrer Kindersoldaten weniger konnten ja kaum schlecht sein?
Mit einem lauten Knirschen verrutschte der Stein, auf den Shawi gerade getreten war. Sein Fuß knickte um und ein reißender Schmerz stach in sein Bein. Er fluchte!
Verdammte Scheiße! Das hast du vom Grübeln!
Er stand eine Weile da während seine Begleiter warteten. Die Kollegen zu erschöpft um ihn nach seinem Befinden zu fragen – die Soldaten zu desinteressiert.
Nach ein paar Sekunden war der Schmerz soweit abgeebbt, dass er den Fuß wieder belasten konnte. Schmerzhaft, aber es ging. Er wollte nicht hier und jetzt fußlahm werden. Allein bei dem Gedanken zog sich sein Magen zusammen.
Er ging weiter, langsam und vorsichtig, und suchte sich seinen Weg über das Geröllfeld. Die anderen taten es ihm gleich.
Der Krater erstreckte sich weit vor ihnen, war aber kaum einsehbar. Bäume und Büsche hatten seine Hänge unregelmäßig besiedelt und jahrzehntelang hatten Regenfälle und andere Umwelteinflüsse den Boden verformt, hatten Täler und Grate geschaffen.
Den Boden des Kraters sollte eine Kultstätte bedecken. Alt und geheimnisumwittert schrieb man ihren Ursprung einem alt-afrikanischen animistischen Kult zu. Was auch sonst.
Sie brauchten lange. Shawis Kehle war ausgedörrt und er bekam Kopfschmerzen.
Ich liebe meinen Job, dachte er gerade, als er den Fuß entdeckte.
Er kam stolpernd zum Stehen und sah genauer hin.
Dort! Unter dem Busch!
Ein Fuß ragte dort hervor!
Er kniff die Augen zusammen und sah genauer hin. Irgendetwas stimmte da nicht. War das wirklich ein Fuß oder nur ein Stück knorriges Holz? Seine Kollegen standen jetzt neben ihm und sahen genauso starr zu dem Gebüsch hinüber. Fillip Svenson, ein Politologe aus Norwegen, machte einen Schritt vor. Dann noch einen.
„Das ist ein Fuß!“, sagte er, leicht durch die Maske des Anzugs verzerrt.
„Kein Stück Holz?“, fragte Shawi nach, wusste aber bereits die Antwort.
„Ich denke nicht. Aber das sieht nicht gut aus. Er hat Beulen und eine komische Farbe. Gut, dass wir die Anzüge angezogen haben!“, Fillip klang nervös. Es war aber auch sein erster Einsatz dieser Art.
„Hm.“, machte Shawi. Ihm als Leiter oblag nun die Entscheidung über ihr Vorgehen. Alle Blicke wendeten sich ihm zu. „Also los. Schauen wir uns das an“.
Seine Leute gingen an die Arbeit. Sie waren zögerlich und unwillig, aber das war bei der ersten Leiche noch normal und würde sich bald legen. Shawi machte sich keine Illusionen.
Die einzige die mit großem Interesse und scheinbar ohne Berührungsängste vorging, war Lian Chi So, seine Forensikerin. Sie hatte mehrere Jahre auf einer Bodyfarm geforscht, und war ihm von einem alten Freund und Studienkollegen empfohlen worden. Eine kluge Frau, auch wenn Shawi manchmal mutmaßte, dass Lian eine tiefe Abscheu für lebende Menschen empfand denn sie war verschlossen und zynisch und schien nur an toter Materie wirklich Gefallen zu finden.
Als sie eine halbe Stunde später wieder auf dem Weg tiefer in den Krater waren, waren sie um eine Erkenntnis reicher, aber weiter ahnungslos.
Der Mann, den sie unter dem Gebüsch gefunden hatten war seit einiger Zeit tot gewesen und seine Haut hatte sich durch die Sonne und die Hitze dunkel verfärbt. Man hatte jedoch deutlich die Beulen und verschorfte Krätze erkannt. Der Mann war an einer Krankheit gestorben, die ein wenig an die Beulenpest erinnerte. Doch war Lian nicht überzeugt gewesen und bestand darauf, dass das Krankheitsbild zwar ähnlich, aber nicht identisch sei. Die äußerlichen Symptome würden nicht überein stimmen und wären zu vielfältig.
Dann halt mehrere Krankheiten an einem Menschen, hatte Shawi gedacht, es aber für sich behalten. Wo war das Problem?
Außerdem, so Lian, war die Pest so weit im Norden Afrikas nicht verbreitet. Sie waren also schlauer und unwissender zugleich.
Müde schleppten sie sich weiter das Geröllfeld hinab.
Sie gingen eine Weile schweigend hinter einander her, als Shawi mit einem sachten Lufthauch der Geruch auffiel. Er erkannte Verwesung. Mit einer Handbewegung und einem leisen Ruf lies er die Gruppe anhalten.
Der Wind frische auf und gleichzeitig wurde der Gestank schlimmer. Shawi's Nase zuckte. Er war schon immer empfindlich gegen Verwesungsgeruch gewesen und dieser war unheimlich penetrant.
Auf seine Anweisung suchten sie den näheren Umkreis nach der Quelle ab, konnten aber nichts finden. Die naheliegendste Erklärung war der Wind. Die Quelle des Gestanks, der Ort des Todes, musste entgegen der Windrichtung zu finden sein.
Mit einem Ruck zog er sich die Haube seines Schutzanzuges herunter und die Handschuhe aus. Während er mit einer Hand einen Minzbalsam unter seiner Nase verteilte blickte er belustigt auf die schockierten Gesichter um ihn herum.
„Tote übertragen keine Keime mehr, wenn sie so lange tot sind wie der da oben.“, sagte er lächelnd, „und ohnehin nicht über so große Distanzen.“.
Er nestelte an den Handschuhen und zog auch dann die Haube wieder über den Kopf. Sein Eigengeruch, stärker als erwartet, umfing ihn und sperrte zusammen mit dem Balsam den Verwesungsgeruch aus.
„Frau Chi So! Wenn Sie so freundlichen wären uns zu führen!“, grinste er zu seiner Kollegin hinüber. Die zuckte nur die Schultern und ging voran. Shawi sah einen der Soldaten den Kopf schütteln.
 
ich will nich sagen dass die story nicht gut is, dafür müsste ich sie komplett lesen.
Die Idee an sich find ich sogar mega geil eigentlich. (vergessener Kolonieplanet)

Leider hat mich nach 20min lesen immernoch nix gepackt und ich habe aufgehört.
Irgendwas hat mir gefehlt um das Interesse am anfang zu wecken. und iwie waren es mir persönlich zuviele Gedankenspiele von Anton oder ein paar Dialoge die man hätte weglassen können.

ich hoffe das grosse Blutvergiessen kommt iwann noch... I NEED IT, das kanalisiert meine Aggressionen auf sehr angenehme Weise 😀D
 
Leider hat mich nach 20min lesen immernoch nix gepackt und ich habe aufgehört.
Irgendwas hat mir gefehlt um das Interesse am anfang zu wecken. und iwie waren es mir persönlich zuviele Gedankenspiele von Anton oder ein paar Dialoge die man hätte weglassen können.
D

Du hast ein paar Schwierigkeiten, wenn du willst, dass deine Geschichte fesselt. Zum Beispiel interessiert es keinen einzigen deiner Leser wenn ein Charakter stirbt, von dem er nur den Namen kennt. Und auch die Tragweite deiner Geschichte entsteht erst dadurch, dass man die Umstände kennt 🙂
Aber ich nehm deine Kritik dankend zur Kenntnis. Habe auch den ein oder anderen Gedanken, wie man in Zukunft das Setting WH40K besser einbringen kann, ohne, dass die eigentliche Geschichte davon betroffen wird.

Und es liegt ja in der Natur der Sache, dass WH40K Geschichten irgendwann gewaltätiger werden 😉

Und das, homieray, meinte ich mit der flachen Spannungskurve 😀
 
Kapitel 4

Kapitel 4

Mit einem trockenen Rauschen glitt der Besen über den Gehweg. Auf was für Ideen man doch kam, wenn man nichts zu tun hatte, wunderte sich Anton. Und fegte weiter.
Hinter ihm schallte es klappernd aus der Küche und erinnerte ihn an das Mittagessen, das demnächst anstand. Die Frauen, Claudia, Franzi und Anna, bereiteten eine Lasagne vor. Seymon schnaufte im Vorgarten während er Liegestütze und Kniebeugen machte und ihm der Schweiß auf der Stirn stand. Anton fegte.
Die Frauen lachten über irgendeinen Witz und Seymon ließ sich nach seinem gefühlt zehnten Satz Kniebeugen müde auf den Hintern fallen.
Anton hörte auf zu fegen.
Sorgfältig verstaute er den Besen am Garagentor und ging dann zu Seymon hinüber, der ihn mit einem schiefen Blick ansah.
„Antoin, Mahn. Bring disch mal wiedär in Form, Junge!“, allein sein tadelnder Blick konnte Fett schmelzen. Hoffte Anton zumindest.
Anton schlug sich mit der Hand auf den Bauch, nicht dick, aber auch nicht durchtrainiert, und ließ sich neben seinen Freund fallen.
„Wenn ich Zeit finde, Simmy!“.
Sie blickten auf als ein Auto an ihnen vorbei fuhr. Ein Jeep in Flecktarn. Der Beifahrer winkte und Seymon und Anton winkten zurück. Es war Vasili, der Oberfeldwebel vom Supermarktparkplatz. In der Woche, die sie jetzt schon bei Antons Mutter unter gekommen waren, waren sie ihm noch öfter begegnet und wider Erwarten hatte sich der Soldat an Anton erinnert. Bei den Gesprächen, die sich aus der umfassenden Langeweile ergeben hatte, war eine lockere Freundschaft geworden. Zumindest war es genug, um sich zu grüßen, wenn man sich sah.
„Isch solltä auck wärden eine Solda'!“, grunzte Seymon. „Isch glaubä dem Lädies wäre hais auf diese Mah'nn in eine Uniform.“.
Er spannte spielerisch den Arm, groß wie eine Pampelmuse, an und lachte laut auf - Anton grinste.
Eine Woche. Eine Woche waren sie jetzt hier und vieles hatte sich beruhigt. Es war zu keinen nennenswerten Gräueln mehr gekommen.
Die Polizei hatte, in Kooperation mit der Bundespolizei und der Bundeswehr, langsam aber sicher wieder eine Art Ordnung hergestellt. Zwar rollten noch lange nicht alle Lastwagen und Züge, doch die befürchtete Lebensmittelknappheit war ausgeblieben, die Vorräte hatten gereicht, und langsam kamen die Speditionen wieder ins Rollen.
Die Sonne schien und Anton seufzte wohlig. Es schien schon wieder so weit weg zu liegen, das Alles.
Anton hatte versucht seinen Chef anzurufen, hatte aber nur eine Mailboxnachricht zu hören bekommen, die ihm erklärt hatte, dass aufgrund personeller Schwierigkeiten der Verlagsbetrieb vorerst eingestellt wäre. Er versuchte nicht darüber nach zu denken, was das bedeuten mochte.
Ein leiser Ruf: „Essen!“, holte ihn aus seinen Gedanken und er ließ sich von Seymon, der schon stand, aufhelfen. Gemeinsam gingen sie hinein.
Claudia wirbelte durch das Esszimmer und ließ klappernd und klingend Teller und Besteck über den Tisch rutschen. Mittlerweile merkte man ihn an, dass sie es genoß, mal wieder Leben im Haus zu haben. Sie lachte viel und die Zickigkeit des ersten Morgens war einer resoluten Fröhlichkeit gewichen. Das Dorf Domborn hatte wenig von den chaotischen Zuständen der Hauptstadt mit bekommen und war selbst von den Exzessen verschont geblieben. Claudia merkte zwar immer wieder an, dass 'Tierse's schon vor drei Tagen aus dem Urlaub kommen wollten', aber niemand dachte weiter darüber nach. Es war halt wie es war. Schlimme Dinge waren passiert.
Das Essen schmeckte hervorragend und war überreichlich. Es gibt keinen Platz wie zuhause, dachte Anton, als er eine Kartoffel zerquetschte.

Shawi Khalid wankte unsicher voran. Er setzte seine Schritte willkürlich und stolpernd, aber unbeirrt. Etwas ließ ihn weiter gehen während sein Körper zerfiel.
Seine nervöse Zunge, die mit dutzenden kleiner, heftig stechender Entzündungen übersät war, strich hektisch über seine Zähne und brach einen davon ab. Er spuckte ihn aus. Spuckte ihn in den Mundschutz, der ihn vor Keimen bewahren sollte, wo er klickend mit anderen halb verfaulten Überresten zusammen stieß.
Zitternd und taumelt drehte er seinen Kopf zu Svenson und Lian, die beide neben ihm hertaumelten. Gleich schnell waren sie. Ein gebrochener Gleichschritt. Wo die anderen waren konnte Shawi nicht sagen, ohnehin tränten seine Augen stark. Er wusste nur, dass einer der Soldaten sich vor ein paar Sekunden, Minuten oder Stunden selbst den Kopf weg geschossen hatte, nachdem ihm innerhalb weniger Minuten das Bein bis zur Hüfte abgefault war.
Shawi wusste, wie sich Krankheiten übertrugen. Vielleicht hatte der Soldat eine entzündete Blase am Fuß gehabt. Aber ein so rasanter Verlauf der Krankheit war unmöglich! Shawi selbst neigte zu Herpes und hatte ein schwaches Zahnfleisch, aber seine jetztigen Qualen waren unmöglich! Unrealistsch! So entwickelten sich keine Infektionen, keine Viren und was auch immer! Die Schmerzen raubten ihm die Sinne und er hatte sich schon vor vielen Kilometern einfach fallen lassen, doch sein Körper konnte nicht aufhören zu gehen. Und so ging er.
Svenson neben ihm stöhnte bei jedem Schritt auf – sein Schutzanzug bräunlich stinkend durchweicht von einer schlimmen Form von Wundbrand, oder ähnlichem, an seinem linken Arm.
Lian direkt neben ihm blutete gelblich roten Eier aus beiden Augen. Sehen konnte sie nicht mehr. Der Eiter lief ihr das Gesicht hinab und in den Mund. Sie schien es nicht zu merken – schluckte nur unregelmäßig. Beide Arme um den Körper geschlungen strauchelte sie zitternd voran. Auf unheimliche Weise weiter getrieben durch die selbe Stimme, die Khalid gerade wieder hören konnte.
Die Stimme war rau, gurgelnd und blubbernd.
Sie versprach ewiges Leben.
Sie versprach ein Ende aller Schmerzen.
Und sie gab Kraft.
Kraft für jeden neuen Schritt.
Ewigkeiten vergingen, in denen Shawi immer nur weiter ging. Ein rasselnder Husten setzte ein und blutiger Auswurf füllte seine Maske bis er sie wegriss und ohne sie weiter stolperte.
Svenson stürzte, als sein Knie mit einem saftigen Schmatzen auseinander brach. Seinen linken Arm nutzlos an der Seite zog er sich mit unmenschlicher Kraft mit dem Rechten voran. Seine entzündeten Augen fixierten den Horizont während sein Körper eine staubige Spur durch den Boden wühlte. Lian schlich mittlerweile voran. Ihr Körper hatte sich verkrümmt und ihre bucklige Silouette zeichnete sich undeutlich gegen den Sand und die Sträucher ab. Gleichzeitig strahlte sie eine unnatürliche Hitze aus und Shawi meinte verstört, dass sie noch nie eine solche Vitalität gezeigt hatte.
Die anderen waren einfach weg.
Er stolperte. Er schwankte. Er lief zwischen den letzten Büschen hindurch und kam auf eine ebene Fläche, die im felsigen Schlund einer Höhle endete.
Das Portal der Höhle war riesig. Dutzende Meter breit und ebenso hoch. Licht schien in den Eingang der Höhle und weit in diese hinein und enthüllte Shawi einen weiten schwarzen Teppich. Sein übrig gebliebener Verstand konnte die Bewegung und das Schillern des Teppichs nicht begreifen oder zuordnen. Er lief stumpf weiter, während Sand unter seinen Füßen knirschte. Plötzlich zuckte Lians Körper vor ihm zusammen. Ihre Gestalt, die in den letzten Stunde abgemagerte war ruckte hektisch, verkrampfte sich. Sie stürzte auf alle Viere, den Kopf hoch gereckt wie ein Tier. Etwas knackte in ihrer Wirbelsäule aber eine abartige Kraft hielt sie aufrecht als sie auf den Teppich krabbelte. In den Teppich krabbelte, der mit einem Brummen wie ein Brüllen zerstob, als Milliarden Fliegen auseinander stoben.
Lian versank bis zum Hals in den halbverflüssigten Überresten eines ganzen afrikanischen Volkes. Sie lachte blubbernd und ihre Augen glühten grün und als wäre dies der Tropfen gewesen, der das Faß zum Überlaufen brachte brach brodelnd und donnernd der See aus Leichen auseinander. Gelbes und grünes Licht mäanderte über der Wolke von Fliegen sie sich hob und senkte und zu Millionen tot zu Boden schwebte. Dann rutschten die Leichen zusammen, verdichteten sich um Lian Chi So zu einem stinkenden, triefende Kern und ein riesiger lebender Klumpen, wie ein untoter Parasit formte sich aus diesen Überresten und betrat mit einem feuchten Lachen die Erde. Sein fetter Körper glänzte blass und wächsern und bei seinem Lachen, dass wie das faulende Gluckern eine Jauchegrube klang, verfärbte sich der Himmel zu einem leichengrün und faules Wasser regnete auf die Erde herab.
Afrika war erkrankt.
Und alles Lebende würde sich der Fürsorge von Väterchen Nurgle anschließen, oder Teil eines verfaulenden, größeren Ganzen werden.
Shawi Khalid zögerte nicht. Sein zerstörter Verstand war ohnehin nicht mehr in der Lage etwas zu entscheiden.
Der große Verpester betrachtete liebevoll und amüsiert wie Shawi seine Arme in die Höhe reckte. Arme deren Fleisch sich verflüssigte und Knochen freilegte. Dann war der Schmerz verschwunden! Plötzlich! Shawi verharrte kurz. Er zögerte, wartete. Dann ballte er zur Probe seine Fäuste aus verfaultem Fleisch mit einer Kraft, dass Knochen knackten. Der Verpester öffnete seine Arme – grün schillerte seine Haut und Organe pulsierten aus Löchern in seinem Brustkorb – und Shawi ging in die Höhle um seinen Vater zu begrüßen.

„Servus!“, Anton winkte freundlich als er an der Sandsackbarrikade der Soldaten vorbei in den Supermarkt ging. Die Soldaten nickten ihm ebenso freundlich zu, bevor sie sich wieder ihrem Kartenspiel widmeten. Nachdem schon einige Tage vergangen waren, seitdem sich die Soldaten am Eingang „eingegraben“ hatten, war der Schrecken, den sie ausgelöst hatten ein wenig abgeebbt. Die meisten Einwohner ignorierten sie jetzt und ein paar wenige, solche wie Anton, hatten begonnen ein freundschaftliches Verhältnis zu ihnen zu entwickeln. In ein kleines Dorf wie Domborn gezwängt zu sein zeigte Anton wieder sehr deutlich, weshalb er so gerne in München war. Die vielen Leute und Gespräche. Er brauchte das. Er konnte gar nicht verstehen wie es Leute geben konnte, die nicht gerne mit Fremden redeten, oder sogar Angst davor hatten.
Sie kauften ein paar Dinge des täglichen Gebrauchs, er, Anna und Seymon. Zwar merkte man, dass die Zulieferer des Supermarkts noch nicht alle wieder voll auf der Höhe waren – einige der Regale waren nach und nach immer leerer geworden – aber das waren nur einzelne Marken und es gab trotzdem alles zu kaufen.
Er hievte einen Kasten Bier in den Einkaufswagen, sehr zur Verwunderung von Anna, und steuerte die Kasse an. Es war ein schöner Tag. Die Sonne schien warm und ein ebenso warmer Wind strich leicht durch die Bäume, Vögel sangen laut durch einander. Nachdem sie gezahlt hatten manövrierte Anton den Wagen zum Ausgang, hielt dann aber neben der Sandsackbarrikade an. Ein paar fragende Blicke die sich schnell in überraschte Freude verwandelten, als Anton den Kasten Bier auf die Sandsäcke stellte. Vasili kam mit hochgezogenen Brauen auf ihn zu.
Er wollte etwas sagen, doch Anton schnitt ihm das Wort ab.
„Keine Widerrede, Soldat!“, er war kurz selbst überrascht von seinem Schneid, „Ihr bekommt ja vermutlich bald euren Marschbefehl und da ist es nur angebracht, euch ein kleines Dankeschön für euren Einsatz zu geben.“, er grinste den Oberfeldwebel an, auch wenn er merkte, wie er selbst leicht rot wurde. Wie bescheuert sehe ich wohl aus, fragte er sich gerade. Vasili machte den Mund auf, wohl um zu widersprechen, doch Anton fiel ihm wieder ins Wort.
„Tut mir Leid, Herr Oberfeldwebel. Aber dieser Kasten Bier gehört mir nicht.“, er setzte ein verwundertes Gesicht auf und zuckte mit den Schultern, „Da müssen sie jemand anderen fragen!“.
Er sah wie der Soldat zu lächeln begann um dann gespielt resigniert den Kopf zu schütteln.
„Alles klar.“, sagte er und neigte leicht den Kopf, „Danke. Und ja, wir brechen morgen wieder ab und fahren in die Kaserne. Es gibt andere Befehle die wichtiger sind.“.
Er betonte das ‚wichtiger‘ auf eine sonderbare Art und Weise. Es klang ein wenig danach als sei er betrübt darüber, in Domborn fest gesessen zu haben, während seine Kameraden an anderer Stelle jede Hilfe gut hätten brauchen können.
Anton sah ihn fragend an und nach einem kurzen Moment des Zögerns seufzte Vasili.
„In den großen Städten sind schlimme Sachen passiert. Kameraden sind gestorben.“.
„...Und ihr musstet hier rumsitzen und Däumchen drehen? Scheiss Situation… aber vielleicht war das auch gar nicht so schlecht…“.
Der Soldat unterbrach ihn mitten im Satz.
„Ich weiß was Sie sagen wollen.“ Seine Stirn war tief gefurcht und die Männer in seinem Rücken hatten ihr Kartenspiel bei Seite gelegt. Auf ihren Gesichtern war dieselbe Entschlossenheit zu sehen, die Anton bei Vasili erkennen konnte.
„Wir hätten eigentlich vor wenigen Wochen in den Irak gehen sollen. Wir haben eine verdammt harte Ausbildung durch gemacht und meine Jungs und ich sind topfit! Es gibt keinen guten Grund dafür andere kämpfen und sterben zu lassen während es uns hier geht wie...“, er suchte kurz nach Worten, „...der Made im Speck! Unsere Kameraden hätten uns gebraucht…“, er blickte kurz zu Boden. Dann, als er wieder aufsah, war sein Blick wieder klar und freundlich.
„Danke, wegen dem Bier.“
Es machte Anton betroffen, den gestandenen Soldaten so betrübt zu sehen und ihm wurde klar, dass Vasili sich schämte, einen so leichten und sicheren Posten bewacht zu haben. Und den meisten aus seiner Truppe schien es genauso zu gehen, wenn er deren Blicke richtig deutete.
„Die Nachrichten haben überhaupt nichts mehr gebracht. Über die Lage hier bei uns, meine ich. Ich dachte es wäre alles ruhig geworden…“, Anton verstummte als er Vasilis Blick sah.
Einer der anderen Soldaten war jetzt aufgestanden, Hauptgefreiter Klein, Vasilis Stellvertreter.
„Herr Rieder. Ich darf ihnen nur so viel sagen: In Berlin wird immer noch gekämpft. Frankfurt ist so gut wie ausgestorben und auch in München sind noch nicht alle Bereiche frei gegeben. Schockierend, wie viele Waffen und Sprengstoffe im Besitz von Kriminellen sind. Und sonst:“, er warf Vasili einen kurzen Blick zu, der nickte, „...Von den USA erreichen uns seit Tagen kaum Meldungen mehr, Russland ist wohl das reinste Irrenhaus und Afrika und Asien sind still und tot. Wenn wir morgen hier weg gehen, dann gehen wir nicht zurück in die Kaserne. Wir fahren dorthin, wo wir einen Unterschied machen können.“.
Anton schluckte als er den ruhigen Stolz in den braunen Augen des Hauptgefreiten sah.
„Viel Glück auf ihrem Weg!“, mehr fiel ihm nicht ein.
Auf der Fahrt nach Hause hing jeder seinen Gedanken nach.
 
Zuletzt bearbeitet:
In Afrika wütet Nurgle, in Russland und Amerika vielleicht Khorne oder einer der Anderen. Asien ist doch hoffentlich nicht ebenfalls unter Nurgles Einfluss gefallen? Mann, wenn das Imperium nicht in den nächsten Tagen oder so auftaucht wird dem bald nichts mehr übrig bleiben als die Grey Knights reinzuschicken oder gleich einen Exterminatus zu vollstrecken.
 
Nicht erschrecken! Das ist noch Terra Nostra! Aber ich habe mir den Denkanstoß zu Herzen genommen und bringe euch: Die Lösung! Oder zumindest den Versuch! Mal sehen! 🙂

-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Inquisitor Immanuel Alvenkarst vom Ordo Malleus stand aufrecht wie eine Statue an Deck der „Reiner Glaube“, dem Schiff des Adeptus Sororitas, an dem er zu Gast gewesen war, bevor sie hierher aufgebrochen waren. Er starrte regungslos und finster auf einen schimmernden Bildschirm, über den ihm unzählige triviale Daten über den Planeten eingespielt wurden, der noch als kleiner, kaum wahrnehmbarer Punkt vor der unendlichen Weite des Raumes vor ihnen wahrzunehmen war, doch bald ihr Sichtfeld füllen würde. Dann wanderte sein Blick auf eine holografische Karte, eine aufgerollte Darstellung des Planeten mit seinen Kontinenten, seinen Meeren und seiner Ketzerei!
Im Hintergrund summte und klickerte Claudio, der Servoschädel, der Alvenkarst seit vielen Jahrzehnten begleitete, durch den Raum und sammelte Daten, fertigte Pictographien der anwesenden Besatzungsmitglieder und machte generell die Leute nervös.
Sein Transportservitor Clexquos wartete in den Gemächern, die man ihm, dem Inquisitor, zugewiesen hatte.
Er war ein zurückhaltender, einfacher Mann, oder sah sich zumindest selbst in diesem Licht. Daher nutzte er für seine Reisen Gelegenheiten, die sich ihm boten und bereiste so die Galaxis, ohne sich auf ein Gebiet festzulegen, denn er verspürte kein Interesse daran, sesshaft zu werden und das Amte eines Protectors anzustreben. Vor wenigen Wochen hatte er auf der „Reiner Glaube“ einen Transfer gefunden, als diese, nach Abschluss einer Eskorte, die Reise zurück zum Orden der Dornigen Rose geplant hatte. Dass er Principalis Magdha, die Herrin des Schiffes, flüchtig kannte, hatte ihm die Entscheidung, in welche Richtung ihn sein zielloser Kreuzzug führen sollte, erleichtert, und die Vorsehung des göttlichen Imperators hatte ihn gut geführt, denn nur so hatte er hier, im System Timonael, auf diese Verderbnis treffen können.
Unterwegs waren sie in Reichweite einer Patrouillenflotte der imperialen Armee gekommen, und Alvenkarst hatte seiner Intuition vertraut, und die Flotte für seine Dienste requiriert. Der befehlshabende Generalfeldmarschall war ein guter Diener des Imperators und hatte ohne Widerstreben auf den neuen Befehl reagiert.
Er sah hinab auf die Holo-Projektion Timonael III´s. Angewidert verzog er das Gesicht als er die farbigen Schemen über den Landmassen betrachtete, die man der Einfachheit und Übersichtlichkeit halber eingespielt hatte, um den Anwesenden die Tragweite der Korrumption zu verdeutlichen. Nicht, dass der Inquisitor eine solche Verdeutlichung gebraucht hätte! Und wenn es nur ein einzelner, verdammter, kleiner Psioniker gewesen wäre, der mit seinen widernatürlichen Fähigkeiten gespielt und dabei seine unsterbliche Seele verloren hätte - nur einer! - so hätte es Alvenkarst nicht davon abhalten können, den ganzen jämmerlichen Planeten auf den Kopf zu stellen!
Was er jetzt aber vor sich sah änderte nichts! Nichts! An seiner heiligen Pflicht, das Imperium der Menschheit von diesen Ausgeburten des Warp zu säubern und damit die Pflicht zu erfüllen, die ihn in seinem Herzen, und von tiefer Demut erfüllt, mit dem Gottimperator auf seinem ewigen Thron verband.
Es änderte nur etwas an den Methoden, die notwendig sein würden um den Dämon zu bannen. Oder, und fast hätte er resigniert geschnaubt – aber nur fast! -, die Dämonen, denn es schien als wolle sich jeder einzelne der großen Feinde an dieser Welt vergehen, wenn sie denn den Wechsel in den Realraum schon vollzogen hatten. Die große Unbekannte dieses Kreuzzuges.
Ein feiner roter Schimmer lag über einer weitläufigen Landmasse und einzelne größere Städte waren hervorgehoben: Kiev, Mockba, Minsk. Größere Städte, fürwahr, doch lächerlich, verglichen mit den Makropolen, die Alvenkarst schon gesehen hatte. Und auf diesen Landstrich hatte der blutrüstige Geist, der Herr der Schädel, seinen Blick geworfen, während sich weiter im Osten ein violetter Schimmer über Städte wie Chongqing, Kunming und Bangkok ausbreitete doch hier und dort schon vom Rot überdeckt wurde. Der Feind kämpfte um den Planeten. Im Süd-Westen auf einer großen Landmasse, die wie ein Keil geformt war, breitete sich grüner Dunst aus, der Verpester war dort unterwegs und streckte seine schleimigen Tentakel aus und ganz weit im Westen, hinter einem großen Ozean, bildeten die blauen Schlieren des Herrn des Wandels, ausgehend von einer Stadt mit Namen Washington eine vorsichtige Allianz mit anderen roten Gebieten in ihrem Süden bei Bogotá. Ob die Anhänger Khornes sich der Anwesenheit Tzeentchs bewusst waren? Alvenkarst bezweifelte es. Wie weit im Einzelnen die Korruption fortgeschritten war, konnte ihm diese Simulation jedoch nicht verraten, aber Alvenkarst spürte vage die Unruhe, die hier in der Nähe dieses Planeten im Warps herrschte.
Dass sich die großen Übel so an einer Welt des Imperiums versündigten ließ ihn glühen vor kaltem Zorn. Doch er beherrschte seine Wut als er aufblickte und die Augen von Principalis Maghda fand. Er ließ den Blick wandern, weiter, zu ihrer Linken hin, und sah dort Generalfeldmarschall von Slamen an den Tisch treten, der in einem stoischen Rhythmus seinen Kiefer mahlen ließ. Beide waren von Alvenkarst auf die Brücke der „Reiner Glaube“ gebeten worden, direkt nachdem sie das unruhige Immaterium verlassen und Kurs auf Timonael III genommen hatten.
Der Planet war der einzige bewohnbare in diesem System und befand sich fernab der Handelsrouten. Tatsächlich hatte Inquisitor Alvenkarst eine Weile in den Datenbanken suchen müssen, um einen Eintrag zu finden, der wahrscheinlich mit dieser Welt korrelierte:

„Timonael III, Agrarwelt, zurückgeblieben, Besiedlungsprojekte aufgrund fehlender Mittel eingestellt, Ressourcendichte hoch, Status: zurückgestellt.“

Das waren alle Informationen, die er auf die Schnelle hatte finden können und der entsprechende Eintrag war viele hundert Jahre alt gewesen, oder älter. Eine Datierung hatte nicht vorgelegen, doch war das Archiv, in dem der Inquisitor letztlich fündig geworden war, in einer geradezu historischen Formatierung verfasst worden, und Alvenkarst hatte unwillkürlich an staubige Archive, vergessene Relikte und alte Kulturen denken müssen, als er sie sah.
„Euer Ehren!“, die Principalis meldete sich zu Wort. Alvenkarst konnte sehen, dass sie bemüht war, nicht ungeduldig zu klingen, oder ihn zu bedrängen, und er hätte gelächelt, wenn das in seiner Art gelegen hätte. Er wusste nur zu gut, um den Schrecken, den die Heilige Inquisition in sich barg und er war ihm nur Recht. Dazu kam, dass gerade Magdha wusste, dass er dereinst unter dem Ordo Haereticus gelernt hatte, und gerade diese seine Kollegen einen starken Hang zu Reizbarkeit, Empfindsamkeit und Überreaktionen hatten. Er nicht. Aber er spielte gerne.
Er begegnete ihrem Blick, bohrte seine fast schwarzen Augen in die Ihren und konnte erheitert sehen, dass ihr Bick unsicher flackerte. Sie, eine Principalis des Ordens der Dornigen Rose, eine Veteranin und leuchtendes Vorbild einer Schar von dutzenden Schwestern der Bruderschaft, verunsichert. Fragend hob er eine Augenbraue und sie erwachte ruckartig aus ihrer Starre.
„Dieses System, und dieser Planet; was führt uns hierher?“, sie wirkte fast schüchtern, wie sie ihn gerade ansah, und Alvenkarst fragte sich, wieviel davon gespielt war. Betrachtete man ihren Werdegang und ihren Status: Alles. Aber sehr überzeugend. Eine demütige Gläubige, eine Ordensschwester der Ekklesiarchie, nur ein Blatt im Wind. Aber er wusste auch, dass Principalis Maghda in vielen Kreuzzügen an der Seite seines Mentors vom Ordo Haereticus, Inquisitor Darencz, gegen Ketzer und Ungläubige gekämpft und den flammenden Zorn des Imperators über diese Abominationen gebracht hatte; die Liste ihrer Ruhmestaten war lang, und blutbefleckt. Wenn ihn nicht alles täuschte, würde er ihre Fähigkeiten nur allzu bald brauchen.
Der Inquisitor sah an ihr vorbei auf den schweigsamen Generalfeldmarschall, der sich mit Von Slamen vorgestellt hatte. Der Mann war für Alvenkarst ein unbeschriebenes Blatt und auch nicht vorschnell bereit, etwas von sich preis zu geben. Sein wettergegerbtes und von Narben entstelltes Gesicht zeigte unübersehbare Spuren eines langen Lebens und die grauen Haare waren, wie es üblich war, militärisch kurz. Steif und regungslos stand er in prächtiger Uniform da, und wartete. Ein Held vieler Schlachten, den einige Minuten der Unklarheit mehr, oder weniger, nicht aus der Ruhe bringen würden.
Als von Seiten des Soldaten keine Reaktion kam, wies Alvenkarst auf die Projektion der Welt vor ihnen und die Augen wandten sich der Karte zu.
„Dieses hier ist Timonael III, unser Ziel. Der Schleier zum Warp ist hier ausgesprochen dünn geworden und ich rechne fast damit, dass der Ewige Feind schon seine Füße auf diesen Boden gesetzt hat. Boden, der dem Imperator gehört!“, er knirschte mit den Zähnen. „Die Farben zeigen mögliche Einflussgebiete des Feindes; möglich, weil es nicht ausgeschlossen werden kann, dass der Feind den Planeten noch nicht betreten hat. Aber die Turbulenzen hinter dem Schleier sind stark und mehr und mehr Aufmerksamkeit richtet sich hierher. Ich befürchte, dass, wenn wir die Quelle des Übels nicht finden, dann werden wir diese Welt verlieren, und jede verlorene Welt ist eine zu viel!“.
Er war immer leiser geworden, bis sich seine Stimme in ein Zischen verwandelt hatte. Thron! Wie er es hasste, wenn sich diese Dämonenbrut hervor wagte!
„Der ganze Planet könnte also befallen sein – von was auch immer. Was erwarten Sie von mir?“
Von Slamen hatte einen kratzigen Bariton und er klang so, wie Alvenkarst es von einem hochrangigen Soldaten erwartete: Routiniert, leidenschaftslos und pragmatisch. Aber eines klang er sicher nicht: Unterwürfig. Umso besser!
„Sie werden Begleitschiffe als Vorhut voraussenden. Diese führen Oberflächenscans des Planeten aus. Da er so lange vom Imperium unbeachtet war, liegen uns keine Karten der Infrastruktur von Timonael III vor und wir werden uns unsere Informationen selbst holen müssen. Ich erwarte ihren Bericht sobald es ihnen möglich ist, Generalfeldmarschall. Das weitere Vorgehen hängt von diesen Daten ab.“
„Und was sage ich meinen Offizieren, wogegen wir diesmal kämpfen?“, knurrte der General.
Immanuel Alvenkarst war sich bewusst, dass das Geheimnis der Gefahren, die im Warp lauerte, ein gut Gehütetes war, doch der General würde seine Männer auf den Planeten schicken müssen, und jeder Augenblick der Überraschung würde dem Feind nur in die Klauen spielen. Trotzdem war er nicht bereit, alles zu offenbaren. Zu viel hing davon ab, dass die Geheimnisse des Warp Geheimnisse blieben.
„Abtrünnige, Von Slamen! Auf dieser Welt haben sich Kulte wider den heiligen Lehren unseres göttlichen Imperators gebildet und unterwandern die Welt. Ob offen oder im Geheimen können wir noch nicht sagen. Aber es werden Fanatiker sein, General, Wahnsinnige, von Drogen gesteuerte Irre, die Mutierte Menschen und Tiere für ihre Zwecke benutzen! Und nun da wir hier sind, werden diese Ketzer mit dem reinigenden Feuer Bekanntschaft machen!“
Der General nickte, und wandte sich mit einem gebrummten „Inquisitor!“ zum Gehen. Kein Salut, keine Verabschiedung. Er stellte zum wiederholten Male fest, dass ihm Soldaten in ihrer Art sehr sympathisch waren. Aber ganz überzeugt hatte er den grauen Veteranen wohl nicht.
„Inquisitor.“, die Principalis meldete sich zu Wort. Alvenkarst konnte in ihren Augen etwas Neues entdecken, dass ihm vorher nicht aufgefallen war: war es Begeisterung? „Wie lauten meine Befehle?“.
„Sammeln Sie ihre Schwestern und bereiten Sie sich auf einen Landungsangriff vor. Wir werden einen Initiativschlag gegen das erste prominente Ziel führen, dass sich uns anbietet. Ich hoffe, dass der Erzfeind den Planeten noch nicht betreten hat, und vielleicht gelingt es uns, das, oder die Individuen zu treffen, das für diesen Ausbruch verantwortlich gemacht werden kann – dass wir heute Ordo Haereticus sein können, damit wir morgen nicht Ordo Malleus sein müssen!“.
Sie nickte ihm grimmig zu, und wollte gerade ihren Aufbruch erklären, als Alvenkarst sie noch einmal zurück rief:
„Planen sie ihre Logistik aufmerksam, Principalis. Es kann sein, dass wir mehrere Schläge führen müssen, ohne zum Schiff zurückkehren zu können.“
„Jawohl, Inquisitor!“
Als sie gegangen war konzentrierte er sich noch einmal auf die Karte vor ihm. Khorne und Nurgle waren sehr direkt agierende Entitäten und ohne Zurückhaltung in ihrem Vorgehen. Wenn er hoffen wollte, die funktionierende Struktur einer planetaren Organisation vorzufinden, dann sollte er statt dessen den Herrn des Wandels angreifen. Der große Verräter neigte dazu, die Eliten und Führungsriegen zu korrumpieren. Wären diese erst einmal gereinigt, könnte Alvenkarst einen Versuch unternehmen, die Regierung mit seinen Truppen zu ersetzen .
Er verbrachte noch lange Stunden mit den Berechnungen und Entwürfen seiner Angriffspläne. Es lag nicht in der Natur von Inquisitor Immanuel Alvenkarst, eine Welt vorschnell aufzugeben.

Anton fuhr auf die Auffahrt zur Garage und stellte den Motor ab. Das Radio verstummte mit dem Abziehen des Zündschlüssels und drei Türen wurden geöffnet als Anton, Anna und Seymon ausstiegen. Er blinzelte in die tief stehende Sonne und genoss noch einmal kurz die Wärme, dann holte er die Einkäufe aus dem Kofferraum.
„Krass.“, Annas Stimme klang zögernd und leise in der stillen Abendluft.
„Was ist loss, schönne Anna?“, Seymon schlenderte schon Richtung Garten, hinter dem Haus. Anton balancierte gerade ein Marmeladenglas auf einer Packung H-Milch aus.
„So still war es hier doch vorhin nicht, oder, Anton?“, sie drehte sich zu ihm um und fing mit einer Hand das Marmeladenglas auf, gerade in dem Moment, als es zu rutschen begann.
„Ja?“, fragte er abgelenkt. Er überprüfte kurz die Statik seines Einkäufeturms und drehte sich dann zu ihr um.
„Du hast Recht.“, er lauschte und konnte nicht eine einzige Vogelstimme hören. Eine fette Hummel brummte vorbei, sonst gab es aber nichts. Kein einziges Tier war zu hören.
„Beim Einkaufen waren die Vögel doch brutal laut. Aber hier nicht. Komisch, oder?“, Anna suchte mit ihrem Blick die umliegenden Bäume ab.
„Da!“, sie streckte den Finger aus. „Da sitzen welche. Still und stumm. Komische Tiere.“.
Anton sah sie auch. Kleine, dunkle Schatten in einer nahen Tanne. Eine andere Gruppe saß etwas weiter links in einer dünnen Birke. Spatzen, oder so. Und in diesem Moment flog ein kleiner Vogel eine schnelle Kehre und verschwand wieder in dem Gebüsch, das er gerade verlassen hatte.
Kein einziges Geräusch kam von den Tieren. Alles blieb still.
„Was soll's. Wunder der Natur!“, sie gingen zum Haus.
Auch hier war es still. Kein Radio, kein Fernseher. Nichts.
„Claudia?“, Anton lauschte aber es kam keine Antwort.
„Franzi?“. Wieder nichts.
„Wollten die beiden irgendwo hin? Haben sie was gesagt?“, er sah Anna fragend an, aber sie schüttelte stumm den Kopf. Er sah ihre Augen nervös umher zucken.
„Irgendwas stimmt nicht, Anton. Ich hab das schon auf der Fahrt hierher bemerkt. Irgendwas fühlt sich komisch an. So wie, naja, in München. Beim Sinners.“
Anton merkte deutlich wie schwer ihr diese Worte gefallen waren. Ihre Angst wurde immer deutlicher und doch spürte er selbst nichts. Er legte seine Hand auf ihre Schulter und ihr Blick wurde wieder klarer als sie zu ihm aufsah.
„Keine Panik, Kleine. Alles wird gut.“, murmelte er - und hoffte, dass er sich nicht zu sehr irren würde.

Sie hatten zusammen, Hand in Hand, das Haus durchsucht und niemanden angetroffen. Die Einkäufe standen noch im Flur, als sie zusammen durch das Wohnzimmer liefen und durch die Terrassentür in den Garten gingen, wo sie Seymon fanden. Der schwarze Hühne stand alleine und verwirrt inmitten des Gartens und starrte sie verständnislos an. Die Hände zu Fäusten geballt und einen gehetzten Blick in den Augen schwankte er vor und zurück. Langsam und vorsichtig gingen sie bis auf ein dutzend Meter an ihn heran, dann stolperte er plötzlich nach vorne. Er tappte auf sie zu, mit Beinen wie aus Blei, und brach nach wenigen Schritten in die Knie. Von Schluchzern geschüttelt flehte er Anton an, ihn nie mehr alleine zu lassen. Ratlos saß Anton zusammen mit seinen Schützlingen auf dem Rasen und fragten sich, was nur mit der Welt los war.

Genauso ratlos stand Vasili Seeger, Oberfeldwebel der Fallschirmjägertruppe der Deutschen Bundeswehr und verantwortlicher Gruppenführer von ehemals 12 Soldaten mit ein paar seiner Soldaten an einem der beiden Geländewagen. Er setzte einen Funkspruch ab, der ihm schwerer nicht fallen konnte: Der Obergefreite Thomer hatte sich vor wenigen Minuten mit einem aufgesetzten Schuss durch den Unterkiefer in den Schädel das Leben genommen. Sein Körper lag unter einer Plane dort, wo er gefallen war. Neben dem Geschützstand aus Sandsäcken. Kurz vorher waren die beiden Gefreiten Sieger und Teffes ohne erkennbaren Grund in heftigen Streit geraten. So heftig waren sie auf einander losgegangen, dass sie regelrecht auseinander geprügelt werden mussten. Beide lagen nun gefesselt auf dem Boden, einer im Unimog und einer im VW-Bus und sie hatten beiden die Waffen abgenommen. Wären sie nicht dazwischen gegangen, da war sich Vasili sicher, hätte es noch böser enden können.
Und Tomme war tot.
Es war jetzt schon eine Weile verdächtig ruhig am Funk und Vasili ging in Gedanken schon einmal die möglichen dienstlichen Konsequenzen für ihn durch. Enthebung des Kommandos über seine Gruppe. Versetzung in den Innendienst. Natürlich Rücknahme seiner Abberufung zum Auslandseinsatz. Vielleicht auch die vorläufige Suspendierung. Er schloss die Augen als das Funkgerät knackte und die vertraute Stimme seines Leutnants zu hören war:
„Verstanden, Oberfeldwebel Seeger! Bleiben Sie auf ihrem Posten. Erhöhte Aufmerksamkeit auf allen Positionen. Angriffe können nicht ausgeschlossen werden! Sie haben volle Verfügungsgewalt! Machen sie jede volle Stunde Meldung!“
Vasili runzelte die Stirn. Das war nicht was er erwartet hatte.
„Erhöhte Aufmerksamkeit, haben verstanden. Ende.“, funkte er. Dann sah er sich hilflos um und sah in ebenso hilflose Gesichter. Kein Wort zu dem Selbstmord eines Soldaten, kein Wort über zwei eigene Soldaten die zum Schutz aller in Gewahrsam genommen werden mussten.
Irgendwas war passiert, nicht nur hier. Irgendwas Schlimmes.
Einen Feind zu kennen und zu kämpfen ist das eine. Nicht zu wissen warum Menschen sterben etwas ganz anderes.
In der Ferne war ein kurzes, stotterndes Trommeln zu hören. Maschinengewehrfeuer.
„Simmy, Peters, Maik und Höfer in die Stellung. Waffen bereithalten! Klein, Hofmann, Üzzü, Kotsch und Senner in den Markt. Personen feststellen und sammeln, Gebäude sichern und Stellung beziehen!“, seine Stimme, laut und sicher schallte über den Parkplatz und seine Jungs – seine guten Jungs! – machten sich sofort an die Ausführung seiner Befehle. Er schüttelte den Kopf als er sein G36 schulterte und in den Supermarkt ging um die Sicherung des Gebäudes zu überwachen. Wie sollte das nur weiter gehen?

Es begann als ein Murmeln, dass den Frühlingsabend unterwanderte. Hunderte leiser Stimmen waren es wenige Minuten später. Nicht artikuliert oder auch nur ansatzweise zu verstehen, brabbelten sie durch einander und wurden langsam lauter. Das Klirren von Glas und hin und wieder Brüllen, Schreien, Kreischen einzelner Stimmen mischte sich dazu. Immer nur kurz. Nie lang.
Sie waren ins Haus gegangen und hatten sich in Antons Schlafzimmer hinter die Gardinen gestellt. Langsam wurde es dunkel und Leute kamen auf die Straße. Verwirrt standen sie in ihren Vorgärten. Verängstigt. Offenbar hatten auch sie sich den Tag über in ihren Häusern versteckt, aus Angst vor der unklaren Beklemmung die um sich gegriffen hatte.
Seymon sah den Mob als erstes und zeigte grunzend mit seiner großen Hand zur Linken die Straße hinauf.
Es waren hundert oder mehr der Bewohner Domborns, die in einem ungeordneten Haufen auf der Straße liefen. Ein Mann zeichnete sich vor der Gruppe ab. Kai Moorbach. Anton kannte den Mann, ein ehemaliger Schulkamerad der mit 16 die Schule abgebrochen hatte um stattdessen straffällig zu werden. Vielleicht war er das auch schon vorher gewesen - Anton hatte nichts mit ihm zu tun gehabt. Aber er wusste, dass Kai einige Jahre im Gefängnis gesessen hatte. Angeblich weil er seine Freundin ins Krankenhaus geprügelt hatte.
Und nun führte er diesen Mob durch die Straßen des kleinen Domborn. Er schwenkte wirr die Arme in der Luft und schien laut mit sich selbst zu reden.
Anton fühlte sich sehr unbehaglich und Anna schmiegte sich schutzsuchend an seine Seite.
„Da‘ sieht nischt gut aus, Antoin!“
Seymon umklammerte mit der Rechten das Fensterbrett so fest, dass es knackte. Die Anspannung war ihm deutlich anzusehen aber sie war konzentriert und ruhig. Anton sah wieder auf die Straße.
Immer wieder verließen kleine Gruppen den Mob, mäanderten durch die Vorgärten, ziellos aber suchend. Ein Mann trat vor und stellte sich einer der Gruppen in den Weg.
„Pass doch auf meine Beete auf, Mann!“, rief der Mann. Herr Gröbel, fiel Anton ein. Als Kind hatte er Angst vor ihm gehabt, weil er ihn und seine Freunde oft geschimpft hatte, wenn sie ihm zu laut gewesen waren, oder ihr Fußball mal wieder in seinen Blumen gelandet war.
„Halt dein Maul, Alter!“, ein kleiner, sommersprossiger Typ hatte sich aus der Gruppe geschlängelt und stand dem erbosten Herr Gröbel gegenüber.
„Die Blumen interessieren niemanden mehr! Es geht jetzt um mehr! Unser Herr ruft, hörst du es nicht?“
Anton konnte sogar auf die Distanz erkennen, dass Herr Gröbel das Gesicht zerfurchte als er versuchte zu verstehen, was hier gerade passierte.
„Schert euch weg, ihr Spinner!“, seine Stimme kippte fast vor Wut. „Runter von meinem Grundstück! Sofort!“
„So sei es.“, die Stimme von Sommersprosse war klar und irgendwie fröhlich.
„Blut für den Blutgott!“
Als hätte er einen Zauber gewirkt ruckten die Köpfe aller auf der Straße herum und fixierten den armen Herr Gröbel, dem keine Zeit mehr blieb zu reagieren.
„Schädel für den Schädelthron!“, die Menge begann zu skandieren.
„Schädel für den Schädelthron! Schädel!“
Die kleine Gruppe schwappte vor und verkrallte sich in die Kleidung des alten Mannes. Seine schwache Gegenwehr wurde einfach weggewischt als man ihn auf den Boden drückte und seine Arme und Beine festhielt.
Protestierend und vor Schmerz brüllend kämpfte er gegen die vielen Hände die ihn hielten.
„Nein! Nein! Nein!“, flüsterte Anna.
Seymon war schon auf dem Weg zur Tür als Antons schneidende Stimme ihn inne halten lies.
„Stopp! Simmi. Bleib bei mir!“
Sie sahen einander in die Augen und beide verstanden. Lange genug hatten sie zusammen die Tür im Paradiso gemacht. Beide wussten was zwei Männer tun konnten – und was nicht.
„Aber wir müssen etwas tun!“, Anna verstand nicht. Sah verständnislos von Anton zu Seymon und zurück. Dann kramte sie nach ihrem Handy.
„Ich rufe die Polizei!“
Während dessen stand Anton wieder am Fenster und kurz darauf spürte er die grimmige Präsenz von Seymon der sich an seine Seite gestellt hatte. Anton schwitzte in der kühlen Luft als er überlegte was sie tun konnten. Sein Kopf fühlte sich dumpf an, wie in Watte, und die Geräusche waren seltsam verzerrt.
Er sah wie eine der Personen um den alten Herr Gröbel, eine Frau, eine lose Latte aus dem Holzzaun brach. Sie drängte sich zurück in die Menge und tauchte kurz darauf neben dem wehrlosen Mann auf. Ein kurzer, fast feierlicher Moment des Zögerns, dann zuckte die angespitzte Latte nach unten und Anton hörte ein dumpfes Stöhnen. Dann noch ein Stoß. Und noch einer. Die Latte war nicht sehr spitz. Die Menge jubelte und ein Großteil setzte sich wieder in Bewegung, während andere durch die offen stehende Tür in das Haus des alten Mannes eindrangen. Anton hörte eine Frau schreien – hell und panisch. Herr Gröbel's Tochter! Sie musste in Antons Alter sein! Sie sahen eine schlanke Gestalt an einem der Fenster im Obergeschoss. Die großen Augen weit aufgerissen starrte sie auf das, was im Vorgarten passierte, als Hände sie von hinten packten. Sie verschwand außer Sicht.
Im Hintergrund hörte Anton, Anna schluchzen und das rhythmische Tuten eines Besetztzeichens aus ihrem Handy.
Während dessen hatte die Gestalt mit der Holzlatte ihr grausames Werk endlich zu einem Ende gebracht. Der zerstörte Leichnam des alten Mannes wurde einfach im Vorgarten liegen lassen, Anton traute sich nicht genau hin zu sehen, und die Schlächterin wanderte die Straße hinab und folgte der großen Gruppe. Als sie auf ihrer Höhe vorbei kam und er sie besser sehen konnte, wurde Anton schlecht. Ihm wurde schwarz vor Augen und er verkrallte er sich in das Fensterbrett und die Gardine, während ihm kalter Schweiß in die Augen lief.
Blut tropfte von der Holzlatte und färbte die Ärmel und den Saum des sommerlichen Kleides rot.
Die Frau war seine Mutter.
 
Zuletzt bearbeitet:
Moin Leute 🙂

Gebt mir, wenn ihr kurz Zeit habt, bitte ein kurzes Shoutout ob die Geschichte bislang so in sich stimmig ist und auch, ob dieses Einschubkapitel WH40K mit dem Inquisitor reinpasst und sich nicht irgendwo widerspricht oder Fragen aufwirft. Langsam wird die Geschichte komplexer und es kann gut sein, dass ich das ein oder andere überlese, gerade, wenn ich mir selbst Korrektur lese 🙂

Cheers! 🙂
 
Bis jetzt ganz gut. Was nur ein wenig schwammig ist: In Nordamerika ist unter Einfluss des Wandlers. Bedeutet zwar eine korrumpierte Oberschicht was den Einsatz gut definiert, aber auch das nicht abzuschätzen ist wer alles genau korrumpiert wurde. Afrika unter Einfluss des Väterchens, ganz klar. Russland unter dem Blutgott.

Ist Südamerika jetzt auch vom Wandler kontrolliert oder von Khorne?, da ist es etwas unsicher. Und Südsien ist unter Einfluss des Freudengottes, der Rest auch? Was auch nicht so ganz klar ist was jetzt mit Europa ist, unter Einfluss oder winden sich da grad erst diese Ranken rein? Wäre bei doch der erste Ort für eine Einsatz um zu retten was zu retten ist. Und was ich kritisieren wollte ist dieser Von Slamen. Ey, der steht einem Inquisitor gegenüber als wäre das ein Gleichgestellter und salutiert nicht einmal! Das passt wirklich nicht, ich mein... Inquisitor! Muss man mehr sagen?
Aber ansonsten ganz gut bisher.
 
Also ich mag deine Geschichte nach wie vor sehr. Auch wenn einem als Fluff-Kenner die meisten kleinen Hinweise wie eine Leuchtreklame scheinen, macht es Spaß die Entwicklung zu verfolgen. Den Inquisitor hast du wie ich finde gut eingebracht und ich sehe auch die laxe Szene mit dem Marschall nicht so kritisch. Ich fand es auch sehr originell einige alte Städte der Erde zu nennen.
Was mich da schon eher gestört hat war der Umstand, dass sich die Chaosbefall mehr oder weniger problemlos erscannen und von einer Karte ablesen ließ. Bei Nurgle könnt ich es mir ja noch vorstellen, aber insbesondere Tzeentch würde ich sagen, erkennt man erst sehr spät. Ich hätte der Analyse einen sehr viel spekulativeren Charakter gegeben und wäre auch sehr interessiert an der Quelle des Inquisitors. z.B. Hat Merkel den Inqui gerufen oder doch Seehofer? 😛
 
Nach wie vor sehr spannend, kann die Fortsetzung kaum abwarten. Bin mir allerdings noch nicht so ganz sicher, wie der Inquisitor um einen Exterminatus rumkommen könnte 😀 Das Maß der Korrumption scheint mir doch schon recht hoch und vor allem tiefgreifend zu sein, wenn überall größere Mobs auftauchen. Wollen wir hoffen das die Schwestern genug Promethium für ihre Flamer haben.

Den Einschub mit dem Inquisitor finde ich gut, viel länger hätte sich der auch nicht mehr Zeit nehmen dürfen bevor es komplett hoffnungslos gewesen wäre. Muss mich allerdings Thyrant anschließen, die Analyse scheint mir doch schon recht genau, dafür das noch nicht mal Überflüge durchgeführt wurden. Auch wenn es sich, so wie ich es verstanden habe, in erster Linie um Vermutungen handelt. Andererseits habe ich auch irgendwie das Gefühl, dass der Inquisitor ein Händchen für den Warp hat, was ihm natürlich gewisse Einblicke liefern könnte.