6. Edition Topic 2349

endlich weiter...

Drei Tage später erreichen die sephischen Truppen kurz nach dem Niedergang der Sonne das Dorf Elech E’helemm. Auf der letzten Sanddüne lässt Niha’e Inuris ihre Truppen halt machen und nimmt ihr Ziel in Anschein. Es liegt am Rande der sandigen Einöde südlich von Sephi, auf einem felsenen Hügel. Dahinter erstrecken sich ausgedehnte Pinienwälder. Der Südwind trägt den staubig-süsslichen Duft der Nadelbäume zu den Ankömmlingen. Doch die einzige die ihn riecht ist die junge Ihmi. Sie hat vor der Vampirin auf einem Skelettpferd gesessen und lässt sich nun, auf deren Zeichen, ab dem knochigen Pferderücken auf den Sandboden gleiten. Die Vampirin selbst bleibt regungslos und wartet ohne erkennbaren Grund einige Minuten. Dann gibt sie das Zeichen zum Vorstoss. Zusammen mit der leichten Kavallerie reitet sie die Düne hinab. Die zwei Speerträgerregimenter folgen nebeneinander dichtauf. Zurück bleibt Ihmi, die nervös ihrer Mentorin hinterher schaut, ein Prinz des Königs mit Gefolge - und Sekkret ho-Temun. Der Hohepriester schaut der Fremden auch hinterher. Doch er zeigt keinerlei Anzeichen von Unsicherheit. Die Unruhe die ihn häufig umgibt hat sich gelegt. Ihmi verwünscht ihn innerlich für diese Ruhe, wo ihre doch komplett verschwunden scheint.
Niha’e Inuris lenkt ihr Truppen direkt auf den Hügel zu. Sie hatte Stille befohlen. Trotz der stummen Hörner und trotz der fremden Anführerin ist in den toten Truppen keine Unruhe entstanden, sie folgen ihren Befehlen, dem unumstösslichen Gehorsam verpflichtet. Niha’e Inuris führt ihre Kavallerie nach links an die Flanke, die Fusssoldaten weiter auf das offene Tor der verfallenen Palisaden zu.
Unerwartet früh werden sie entdeckt. Drei schrille, kurz aufeinanderfolgende Pfiffe schrecken die Bewohner des Dorfes auf. Doch mitnichten eine kleine Menschenbande erscheint kurz danach auf den Palisaden und schliessen das Tor. Nein, duzende Skinkköpfe lugen mit grossen, zuckenden Augen über die Holzpfähle. Eine ganze Handvoll dieser huschenden Schuppenkreaturen schliessen die wackligen Holzpforten. Vor Jahren schon wurde die hiesige Räuberbande von den Echsen überrannt und niedergemetzelt. Ein khemrischer Späher hatte das auch so beobachtet und pflichtbewusst in der Bibliothek seiner Stadt niederschreiben lassen. Niha’e Inuris hat ihr Erstaunen über die neue Situation noch nicht abgeschüttelt, da fliegen ihr schon die ersten Pfeile entgegen.
 
Sekkret ho-Temun verzieht seine vertrockneten Lippen zu einem zufriedenen Grinsen. Sein Plan geht auf. Geschleuderte Steine und hölzerne Pfeile regnen auf die drei Truppen und die Vampirin hinab. Verzweifelt schart sie ihre wenigen knöchernen Fusssoldaten um sich, die schnellen Reiter schickt sie ausser Reichweite der Skinkschützen. Den Fusstruppen befiehlt sie sofort einen engen Schildwall zu errichten. Fast schon die Hälfte der Soldaten wird von den Geschossen getroffen und niedergestreckt bis eine kompakte Wand aus Schilden errichtet ist. Dann aber prallen die Geschosse harmlos daran ab, sehr zum Leidwesen vom Hohepriester. Er lässt sich aber nichts anmerken, denn der Prinz tritt neben ihn: „Die Fremde scheint sich gut zu verstehen auf die Führung einer erprobten Armee. Was meint Ihr, Hohepriester?“ - Der Angesprochene schweigt und schaut ungläubig zu, wie die Fremde, die Störung, inmitten des Schildwalls beginnt ein Ritual zu weben. Da bemerkt er, dass die Sache gar nicht nach seinem Gutdünken läuft und versucht die schändliche Magie der Vampirin zu stören. Vor dem Prinzen kann er aber nicht die notwendigen Gesten und Zeichen schlagen, ohne zu verraten, dass er gegen die Fremde arbeitet. So kann er nicht genug Macht auf seine Seite ziehen und muss tatenlos zusehen wie seine Gegenspielerin ein mächtiges Ritual wirkt.
Gewaltiger Donner hallt über die nächtliche Ebene, feine Blitze zucken durch den wolkenlosen Nachthimmel und eisig kalte Windböen peitschen den Wüstensand auf. Ein panischer Schrei geht durch die Echsenwesen, etwas scheint sich innerhalb des Dorfes zu ereignen, das sich den Blicken der Zuschauer entzieht: Innerhalb der Palisaden, inmitten des Dorfes graben sich die Skelette der ehemaligen Bewohner aus dem Boden und greifen die überraschten Skinks an. Nun herrscht in deren Reihen Verwirrung. Keiner schiesst mehr auf die Untoten ausserhalb - Niha’e Inuris befiehlt den Angriff. Die Reiter und die Soldaten stürmen den Hügel. Binnen wenigen Augenblicken ist das Tor aufgestossen und die Verteidigung gebrochen. Die Lahmia stürzt sich mit tödlicher Schnelligkeit unter die verängstigten Echsen.
Ihmi hatte ihre Mentorin erstaunt beobachtet, wie diese die Kräfte der Magie entfesselte. Sie hatte vor Ehrfurcht keinen Laut hervorgebracht, als die Blitze zuckten. Doch nun jauchzt sie vor Erleichterung und feuert die Kämpferin lautstark an.
Diese bringt Tod unter die Geschuppten wo auch immer sie hinschlägt. Gefangen in ihrer eigenen Palisade entkommt keiner der Skinks ihrem Stahl. Mit unglaublicher Geschwindigkeit setzt die Lahmia ihnen nach und fällt hier einen und halbiert dort jenen. Was übrig bleibt, wird von den disziplinierten Kämpfer Sephis aufgeräumt.
Als alle Geschuppten tot am Boden liegen, kniet Niha’e Inuris beim nächsten nieder und gräbt ihre Eckzähne tief in die geschuppte Haut. Nach dem ersten Schluck verzieht sie angewidert ihr Gesicht und flucht – Blut eines Kaltblüters. Doch vom unlöschbaren Durst getrieben trinkt sie sogar dieses stinkende Blut.
Dann verschwindet sie in der grössten Hütte des Dorfes. Gerade als Der Prinz, der Hohepriester und Ihmi das Dorf betreten, kommt sie wieder heraus und was sie gesucht und gefunden hatte, einen kleinen verschnörkelten Gegenstand, hat sie unbemerkt in ihre Tasche gleiten lassen.
 
Also gut, die Story gefällt mir so weit ganz gut, aber ich habe ein paar Kritikpunkte.
Obwohl den Schreibstil, für jemanden der eine Kurzgeschichte im Internet veröffentlicht, gut ist, hat er noch einige Fehler.
Vorallem die Wiederholungen sind sehr störend. Du solltest dir abgewöhnen diese sich wiederholenden Elipsen einzusetzen. Das wirkt am Anfang zwar furchtbar professionell, kann aber schnell langweilig werden, vor allem wenn du es an der falschen Stelle einsetzt. So ist es z.B. für die Gedankengänge des Hohepristers relativ unpassend, da man diesem eher "ausformulierende" Gehirnwindungen zuschreibt. Gut eingesetzt wäre dies vielleicht eher um z.B. eine hektische Situation zu beschreiben, wie einen Kampf einen Einbruch etc. wo der Protagonist Schritte einer Handlung exakt durchexerziert.
Auch verwendest du manchmal Grammatik und Wörter einfach falsch. Hierzu muss ich sagen, dass es keine Schande ist einen Ausdruck und wie er gebildet wird im Duden nachzuschlagen, wenn du ihn benutzt. Auf lange Sicht wirst du davon profitieren.
Gut gefällt mir die ordentliche Unterscheidung zwischen Erzählzeit und erzählter Zeit, etwas was nur sehr wenige Anfänger hinbekommen. In der Richtung solltest du deine Fähigkeiten weiter ausbauen.
 
jetzt

Wütend steigt Sekkret ho-Temun auf die wacklige Palisade. Nicht nur, dass die Fremde diese Schlacht überlebt hat ärgert ihn. Nein, sie hat den unglaublichen Frevel begangen nichtkhemrische Tote zu erwecken. Als ein wild zusammengewürfelter Haufen verwahrloster Räuberskelette umscharen sie nun die Nagashpaktiererin. Er braucht eine Weile, bis er sich auf sein Ritual konzentrieren kann. Doch dann lassen seine heiligen Lieder die Geister in die gefallenen Soldaten ausserhalb der Palisade zurückkehren. Der Totengott Osir ist wie stets gewillt; auf ein weiteres Mal werden sie für den König kämpfen.
Während dessen führt Niha’e Inuris Ihmi alleine in die Hütte. Sie drückt ihr den goldenen Doppelring in die Hände. Während sie sich die Kleider vom makellosen Körper streift, spricht sie schnell erklärende Worte: „Ihmi, dieser Ring war der Grund für unsere Reise hierher. Ich kann ihn nicht mitnehmen. Bring du den Ring sicher in die Stadt zurück, ich werde dort auf dich warten.“ Ihm kann nur noch ergeben nicken, da hat Inuris ihr schon ihre Kleider in die Arme gedrückt und sich lautlos in eine Fledermaus verwandelt, wie schon vor der Hinreise. Sie umfliegt einmal um Ihmis Kopf, dessen Augen ihr ehrfürchtig folgen, dann flattert sie in die dunkle Nacht hinaus.
Als die Lahmiavampirin einige Meilen hinter sich gelassen hat, fallen die beschworenen Räuberskelette auseinander. Sie ist schon zu weit entfernt um sie zu kontrollieren. Doch das beruhigt den Hohepriester Sephis keineswegs. Im Gegenteil: Er hat nun keine Ahnung mehr vom weiteren Vorgehen der Störung. Und er weiss, sie wird vor ihm in der Stadt sein. Doch er kann ihr nicht so schnell folgen wie er möchte, er muss bei den Soldaten, und vor allem beim Prinzen bleiben, damit sie durch ihn weiterhin die Gunst des Totengottes erhalten und ihr Unleben weiterführen können. So reitet er mit dem Prinzen, den übrigen Soldaten und einer nervtötend gutgelaunten Ihmi langsam zurück nach Sephi.
Dort kommt Ihmi aus dem Staunen nicht mehr heraus. In den sechs Tagen ihrer Abwesenheit hat sich die tote staubige Stadt in ein strahlendes Prunkstück der Wüste verwandelt. Die Stadtmauern sind geschmückt mit goldroten Bannern, die Strassen voll von arbeitenden Toten. Der Palast erstrahlt in neu poliertem Gold und sogar die Brunnen sprudeln, vom hineingewehten Sand befreit, wieder klares Wasser wie zu alten Zeiten. Jeder frühere Bewohner scheint auf den Beinen zu sein, um die Armee des Königs neu auszurüsten. Esswarenhändler und Schankwirte kennt die Stadt Sephi schon lange nicht mehr. Seine Bewohner brauchen weder Stärkung noch Schlaf, Lust noch Gesellschaft. Sie arbeiten ohne Ermüdung. Nur der Gewohnheit nach legen sie in der Nacht ihr Werken ab und legen sich schlaflos ins Nachtlager.
Auf Umwegen kommt Ihmi in den Palast, denn vieles da und dort will sie noch sehen. Auch im Palast lässt sie sich ausgiebig von den vielen neuerweckten Sklaven bedienen. Als einst arme Tochter eines Wüstenbauern kann sie den Prunk und Luxus kaum erfassen. Dennoch legt sie sich ins Bett bevor es dunkel wird, denn ihre Mentorin wird sie bestimmt wieder frühmorgens wecken.
 
Stumm entzünden die beiden Frauen die Kerzen in Ihmis Gemach um ein wenig Licht für die nächtlichen Lehrstunden zu haben. Niha’e Inuris bedeutet Ihmi Platz zu nehmen und Fragen zu stellen, während sie am Fenster steht und auf die schlafende Stadt hinunter schaut.
Ihmi überlegt nicht lange für ihre erste Frage:
„Meisterin, wie macht Ihr es, dass die Toten wieder lebendig werden?“
„Ihr Leben ist ein Schein, Ihmi. Es sind zurückgebliebene Lebensfunken in ihren toten Körpern denen ich Kraft gebe sich zu erheben. Doch weder leben sie – noch sind sie tot.“
„Meisterin, wie gebt Ihr ihnen diese Kraft?“
„Es wurde mir von meiner Mentorin gelehrt, Ihmi“
„Und...wer lehrte ihr dieses Wissen?“
„Vor langer Zeit wurden die ersten wenigen Vampire erschaffen, die Lehrerin meiner Lehrerin gehört zu ihnen.“
„Meisterin, wieso kann der Hohepriester Sekkret ho-Temun Tote erwecken?“
Niha’e Inuris dreht sich langsam um und schaut Ihmi direkt in die Augen.
„Dies weiss ich nicht, mein Kind. Es ist der Grund für meine Reise hierhin, dies herauszufinden...Aber du hast das richtige Wort gebraucht, meine kluge Ihmi. Er scheint sie wirklich aus ihrem Totenschlaf ‚aufzuwecken’. Die Trennung zwischen der Welt der Geister und der diesseitigen Welt scheint dünn hier, in der khemrischen Wüste. Seine Untoten gehen unter der Sonne, deren Helligkeit ihnen nichts anhaben kann, wo meine Beschworenen darunter zerfallen.“
Beide Frauen schweigen eine geraume Zeit gemeinsam. Dann bricht Ihmi zögernd das Schweigen:
„Meisterin, wofür braucht Ihr den Ring aus E’helemm?“
„Er stammt ursprünglich aus der fernen Stadt Lhamia, er hilft mir bei meinen Forschungen.“
„Ihr forscht nach dem Geheimnis der Priester“, stellt Ihmi fest, „Wieso, meine Meisterin?“
Niha’e Inuris antwortet ausweichend und ihr Ton wird strenger: „Man hat es mir so aufgetragen, Ihmi.“
Wieder schweigt Ihmi, wohl wissend, hier keine weiteren Antworten mehr zu bekommen, bevor sie ihre wichtigste Frage stellt: „Meine Meisterin, werdet Ihr mir Eure Künste lehren?“
„Du lernst bereits, mein Kind. Du lernst bereits.“