Ohne Fluff ist doch alles nichts.
😉 Ergo die nächsten Fluff Gedanken. Diesmal das volle Programm. Zuerst einmal zur Einordnung, bevor wir uns dann in die Tiefenanalyse anhand einer Buch Review stürzen.
Was mich jedes Mal aufs Neue fasziniert an dem allumfassenden Grauen der Tyraniden ist die beispielslose Eskalationsspirale in Kombination mit der so methodischen, wie eiskalten Ausführung. Wir gehen dabei durch Phasen der zuerst zutiefst perfiden Infiltration des Genestealer Cults, welcher unterminiert, destabilisiert noch lange bevor das große Fressen überhaupt beginnen kann. Dann die nächste Phase, Voraus Terror Trupps wie die Liktoren, welche schnell eskalierende Massaker tief in die Reihen der Verteidiger bringen. Dabei sowohl präzise chirurgische Schläge, wie auch einfach nur brutale Schlachtorgien um die Moral weiter zu destabilisieren.
Und dann erst kommt der eigentliche Schwarm, mit ihm noch vorauseilend der Schatten um Warp, welcher weiter das entkoppelte Gefühl der Hoffnungslosigkeit in die Herzen der Verteidiger treibt.
Bei der dann folgenden Invasion brechen alle Dämme und das Abschlachten steigt schnell exponentiell an. Ein unmenschlicher Kreislauf aus verschlingen und sich selbst verschlingen. Grenzenloser Hunger, im Zuge jeglicher Grenzüberschreitungen welche sich ein menschlicher Verstand ausmalen kann. Kannibalismus ist dabei keine Ausnahme, es ist vielmehr Systemisch, so tief verankert in der DNA des Schwarms, das ein Selbstverschlingen unterschiedlichster Grade fester Bestandteil einer jeden Invasion ist. Quasi der pervertierte Höhepunkt des Ganzen.
Um diese so unmenschlichen Aspekte besser einordnen zu können, eine weitere Buch Review als praktischer Weise herhaltende Metapher. Dabei verlassen wir diesmal die Gefilde des Kosmischen Horrors einer H.P. Lovecrafts, bleiben aber im Horror Genre verortet, nehmen aber einen Schwenk in berüchtigten Untiefen des Extreme Horrors.
Kurzreview
Titel: Full Brutal
Autor: Kristopher Triana
Format: Hörbuch
Sprecher: Dani George
Kim hat als hübsche, wie smarte Cheerleaderin eigentlich alles was man sich als Sechzehnjährige nur wünschen kann, doch eine innere Leere nagt an ihr. Um diese Leere zu füllen, ist Kim bereit immer nochmal einen Schritt weiter zu gehen. Nahezu emotional von ihren Mitmenschen entkoppelt, beschließt Kim deren Leben zu sabotieren und darüber hinaus auch Leben zu zerstören. Das perfide unterminieren von Ruf und Ansehen anderer ist dabei nur ein Vorgeschmack auf die folgende Eskalation, welche in einer bunten Mischung aus Erniedrigungen, Verstümmelungen, erste eigene Morde und Selbstmorde genüsslich orchestrieren beginnt bis dann alles immer weiter ausufert, wobei kaum ein noch so unmoralischer, wie verwerflicher Themenkomplex ausgespart bleibt, um es mal vorsichtig auszudrücken. Ab einem gewissen Zeitpunkt feuert „Full Brutal“ auf allen Zylindern.
Jede dabei stattfinden Grenzüberschreitung wird wahlweise für notwendig bis gut befunden. Mit der minutiösen Präzision einer Vollblut Psychopathin vermag Kim egal wie abscheulich, alles nahezu natürlich für sich selbst einzuordnen. Eins zieht halt das andere nach. Logisch, oder? Neben der anfänglichen eiskalten Kalkulation, gepaart mit lustvoller Freude an der Zerstörung (vom Leben anderer), hält allerdings ein immer schwerer zu stillender Hunger Einzug. Diesen Hunger zu stillen wird fortan zu einer treibenden Kraft, welche Kim vorantreibt, immer an der Grenze der totalen Eskalation. Endloser Hunger, mit den Mitteln, wie dem unerschütterlichen Willen der Zerstörung zur Hand.
Interessant sind dabei auch die Auswirkungen von Kims Taten, welche wie Schockwellen durch den ansonsten so heile Welt Wohnort gehen. Die anderen „normalen“ Menschen schwanken dabei zwischen völliger Fassungslosigkeit, bis hin zu blankem Entsetzen. Ein nur schwer zu fassendes Grauen hat Einzug in ihre kleine heile Welt gehalten. Erste Haarrisse treten auf, welche alsbald von Kim gezielt infiltriert werden, für maximale Zerstörung. Weit mehr Menschen als die direkt von Kim versehrten werden tiefe Narben davontragen. Kein Leben wird mehr so sein wie vorher. Eine Marmorierung dieses fremdartigen Grauens welches sich durch Fleisch und Verstand zieht.
Autor Kristopher Triana beweist wieder einmal ein sehr feines Händchen, wenn es darum geht so nahezu unmenschliche, wie unbegreifliche Charaktere und deren Schreckenstaten mit dem Charme eines Romantikers zu beschreiben. Das Paradox was dabei entsteht, ist das man rein vom moralischen Aspekt her die Protagonistin eigentlich zutiefst verabscheuen müsste. Aber in ihrer eigenen zurechtgerückten Logik, gepaart mit einer sagen wir toxischen Lebensfreude (welche als Brennstoff die Leben anderer verfeuert) ist man dann doch wieder irgendwie auf ihrer Seite. Das kann man nur schwer erklären, muss wohl jeder für sich selbst erleben. Vielleicht so ein Katastrophen Tourist Ding.
Der Leser bzw. Zuhörer wird dabei fortan aufs Glatteis geführt und kann letztendlich nur noch so staunend, schockiert, wie fasziniert beiwohnen, wie eine Massenkarambolage sich in Zeitlupe ewig auszudehnen scheint. Vor dem großen Knall, dann doch nochmal eine weitere bisher ungesehene Scheußlichkeit. Unmöglich den Blick noch abzuwenden. Der Unterhaltungswert ist dabei dermaßen groß, dass „Full Brutal“ völlig zurecht den begehrten „Splatterpunk Award“ (für den besten Beitrag in der Kategorie Splatterpunk und Extreme Horror in dem jeweiligen Jahr) im Jahr 2019 gewonnen hat.
Die ersten zwei Drittel der Geschichte sind pure Perfektion, lediglich im letzten Drittel kommt es geben Ende hin zu einem gewissen Überschlagen und gefühlten zu hastigen zum Abschluss kommen. Abzug in der B-Note.
Natürlich an dieser Stelle eine Trigger Warnung für Personen welche im Genre des Extreme Horrors noch keine Erfahrungen gesammelt haben sollten. Da sich dieses Genre durch konstante Grenzüberschreitungen auszeichnet, kann es bei bestimmten Personen aufgrund gewisser Themen zu Triggern kommen. Deshalb an dieser Stelle die entsprechende Trigger Warnung.
Auch wenn wie ich finde, sowohl bei Triana, wie anderen Autoren in dem Genre, der Fokus immer mehr auf dem Unterhaltungswert liegt und man besser beraten ist alles nicht ganz zu ernst zu nehmen.
9/10 Punkte
P.S.
An dieser Stelle möchte ich noch einmal besonders die Leistung der Sprecherin Dani George herausstellen. Sie zeichnet sich bei ihren Sprechrollen durch eine von ihr ganz bewusst herausgestellte Kinkyness aus, welche dem ganzen nochmal das gewisse Etwas gibt. Meine persönliche Lieblingssprecherin im englischen Bereich. Gerade für solche doch sehr speziellen Charaktere wie Kim in Full Brutal die Idealbesetzung als Sprecherin. Damit auch nochmal extra mein Rat hin zu der genialen Hörbuchfassung.