Es ist immer schwer, bei kurzen Absätzen den richtigen Moment zum aufhören zu finden. Aber manchmal höre ich in meinem Kopf ein dramatisches Badam! Am Ende eines Satzes, dann weiß ich, jawohl, hier kann ich enden. 😀
Ich schätze, ich darf mich in Zukunft nicht mehr selbst über Cliffhanger beschweren 😀 Aber keine Sorge, hier kommt schon der nächste Schwung:
Während das Taxi in Richtung Zuhause fuhr, las Anna sich rasch den Inhalt der Akte durch. Sie wollte sich möglichst alles einprägen und die Seiten dann vernichten.
Das Risiko hatte sich definitiv für sie gelohnt.
Markus Assari hatte stets behauptet, aus einem gut-bürgerlichen Familie zu stammen. Doch selbst das war gelogen. Er hatte den Großteil seiner Kindheit in einem Waisenhaus der Ekklesiarchie gelebt. Niemand wusste, wer seine Eltern waren, vermutlich nicht einmal er selbst. Eine Adoption kam niemals zu Stande, was aber nicht verwunderlich war. Kaum jemand scherte sich um die Verlorenen und Verlassenen. Im Alter von fünfzehn Jahren wurde er schließlich von einem Ehepaar aus den mittleren Ebenen aufgenommen. Sie waren Händler, mit einem bescheidenen kleinen Laden. Ein halbes Jahr, nachdem sie den jungen Markus aufgenommen hatten, starben die Händler unter merkwürdigen Umständen. Leider wurden diese Umstände in der Akte nicht näher ausgeführt, aber aber Leiter des Lagerhauses hatte mit einem roten Stift etwas an den Rand der Seite gekritzelt. “Kein Unfall… Er”
Danach übernahm der junge Markus das Geschäft seiner Adoptiveltern und war offenkundig sehr erfolgreich. Das Geschäft, das vorher nur mäßigen Gewinn abwarf, wuchs schnell, wurde um mehrere Filialen erweitert und bildete den Ursprung seines heutigen, gewaltigen Netzwerkes.
Fasziniert blätterte Anna weiter und fand Marthas frühere Vermutung bestätigt, dass Markus eine Affäre mit Richterin Ford hatte, die ein halbes Jahr lang hielt.
Interessant, dachte Anna. Markus wurde vermutlich in Armut geboren, vielleicht in ganz ähnlichen Verhältnissen wie sie selbst. Seine Kindheit musste ein einziger Albtraum gewesen sein. Die Waisenhäuser der Makropole waren überfüllt, Geld fehlte an allen Ecken und Enden und Adoptionen waren die Ausnahme. Markus’ Hass auf das Imperium könnte schon dort seinen Anfang genommen haben. Die Ekklesiarchie war berüchtigt für ihre strenge und erbarmungslose Doktrin. Zweifellos wurden Markus ihre Lehren mit dem Zollstock eingeprügelt. Er musste bereits früh gelernt haben, seine psionische Begabung zu verbergen, sonst hätten die Priester sie schnell erkannt und ihn auf eines der schwarzen Schiffe der Inquisition verfrachtet.
Sie wusste nun einiges über Markus, was er ihr nicht aus eigenem Antrieb verraten wollte. Das könnte eines Tages nützlich sein. Sie hatte gehofft, etwas über die Kräfte zu erfahren, die Markus besaß. Sie wusste, dass er ein Psioniker war, allerdings schwieg er beharrlich über die Art seiner Begabung. Als sie ihn einmal gefragt hatte, was er vermochte, hatte er nur gelächelt und geantwortet: “Meine Gabe ist nicht mit deiner zu Vergleichen. Ich fürchte, ich bin auch bei weitem nicht so talentiert, wie du.” Sie hatte danach noch mehrere Male versucht, ihm eine Antwort zu entlocken, aber er war jedes Mal ausgewichen.
Leider stand in der Akte nichts zu diesem Thema. Das war ein Glück für den Chef des Lagerhauses. Wüsste er, dass Markus ein Psioniker war, hätte Anna ihn an ihren Adoptivvater verraten müssen. Das Risiko für ihn - und damit auch für sie selbst -wäre viel zu hoch gewesen.
Auf der letzten Seite der Akte war ein Foto zu sehen. In der Düsternis des Taxis beugte Anna sich vor, um es besser erkennen zu können. Es war ein unscharfes, schwarz-weiß Foto auf dem zwei Männer zu sehen waren. Links im Bild stand Markus und unterhielt sich mit der rechten Person, ein altmodisches Klemmbrett in der Hand. Den anderen Mann kannte Anna nicht, und sie war inzwischen mit den meisten Kunden und Kontakte. Sein Gesicht war nicht zu erkennen, denn er verbarg es in den Tiefen einer Kapuze. Genau genommen war Anna nicht einmal sicher, ob es sich um einen Mann oder eine Frau handelte, denn der Körper wurde von einer weiten, bodenlangen Robe verhüllt, welche alle markanten Formen kaschierte. Zwischen den beiden Personen stand eine große, quadratische Kiste auf dem Boden. Offensichtlich eine Ware, die Markus kaufte, oder verkaufte. In der selben, krakeligen Handschrift stand neben dem Foto: “Wer ist das? Was ist in der Kiste?”
Am nächsten Morgen saß Anna mit Markus zusammen in der Küche und genoss ein ausgiebiges Frühstück. Markus fragte sie beiläufig:
“Du hast gestern Abend auf dem Heimweg einen Umweg gemacht und hast im Händlerviertel gehalten. Gab es Probleme in dem Lagerhaus?”
Anna erstarrte einen Moment lang vor Schreck.
“Du hast mich observieren lassen?”, fragte sie schließlich vorwurfsvoll.
Markus lächelte entwaffnend und hob entschuldigend die Hände.
“Du kennst mich dich inzwischen gut genug.”
Das stimmte. Hatte gedacht, vorsichtig genug gewesen zu sein, doch Markus war der Meister der Informationsbeschaffung. Sie hatte sich im Vorhinein überlegt, was sie tun sollte, wenn sie aufflog. Allerdings hatte wollte sie vermeiden, dass Markus wusste, dass sie seine Geheimnisse kannte. Doch es half nichts. Sie musste ihren Plan B umsetzen.
“Ich wollte dir das nachher erzählen.”, sagte sie mit einem Seitenblick auf Martha, die geschäftig in der Küche umher wuselte und fröhlich summte.
“Ich hatte den Verdacht, dass unser Geschäftspartner sich für Dinge interessierte, die ihn nichts angingen. Daher habe ich nachgesehen und in seinem Büro diese Akte gefunden.”
Sie zog die Akte aus ihrer Tasche, die sie später eigentlich hatte verbrennen wollen und reichte sie Markus.
Dieser runzelte die Stirn und überflog rasch den Inhalt. Seine Miene verdüsterte sich und er warf ihr einen seltsamen Blick zu.
“Hast du sie gelesen?”
“Ich habe einen Blick auf die erste Seite geworden.”, antwortete sie ungezwungen.
“Als ich erkannte, dass ich Recht hatte, habe ich sie mitgenommen um sie dir zu zeigen.”
Markus musterte sie eingehend. Ganze zehn Sekunden lang war es mucksmäuschenstill und Anna zwang sich, seinem Blick stand zu halten und unbesorgt zu wirken. Gerne hätte sie ihre übernatürlichen Sinne ausgesendet um zu erfahren, ob Markus ihr glaubte, doch sie wagte es nicht. Zum einen war Markus selbst nach all dieser Zeit nahezu unmöglich für sie zu lesen, zum anderen kannte er ihre Gabe und würde es sofort merken, wenn sie seinen Geist abtastete.
Schließlich legte er die Akte zurück auf den Tisch und seufzte leise.
“Danke, Anna. Ich bin froh, dass du so aufmerksam bist. Wir werden uns um diesen Schnüffler kümmern müssen.”
Anna fröstelte unwillkürlich. Sie hatte keine Zweifel daran, was es bedeutete, wenn Markus sich im eine Bedrohung kümmerte.
Geralt brachte Markus Ein Holo-Pad mit den neuesten Nachrichten, wie jeden Morgen.
Markus war einen Blick darauf und sofort war seine finstere Miene wieder da.
“Komm mit Anna, ich muss etwas mit dir besprechen.”, sagte er ernst und erhob sich. Nervös folgte sie ihm und ihre Besorgnis steigerte sich noch, als sie erkannte, dass Markus sie in seinen geheimen Kellerraum führte.
Nachdem er die gepanzerte Tür hinter sich geschlossen hatte, drehte er sich ihr um und sagte:
“Auf ebene zwanzig gab es erneut einen Ritualmord. Inzwischen sind es fünf und der Adeptus Arbites unternimmt große Anstrengungen, den Täter zu fassen.”
Anna erinnerte sich an die Meldungen über die Morde. Markus hatte diesen Fall von Anfang an aufmerksam und besorgt verfolgt.
“Man geht davon aus, dass der Täter ein Psioniker ist, richtig?”, fragte sie.
Markus nickte ernst.
“Ganz genau. Wenn er nicht bald gefasst wird, wird er die Inquisition auf den Plan rufen. Das ist nicht gut. Wir können es uns nicht leisten, dass die Inquisitoren die Stadt durchkämmen. Jedes Mal, wenn eine solche Hexenjagd beginnt, besteht das Risiko, entdeckt zu werden, egal wie vorsichtig wir sind.”
Anna stimmte ihm zu, verstand jedoch nicht, worauf Markus hinaus wollte.
“Sollen wir den Behörden also bei der Suche helfen? Wäre das nicht noch viel riskanter?”
Markus schüttelte den Kopf.
“Du verstehst mich falsch. Ich will, dass diese Ermittlungen aufhören. Sofort. Den Behörden können wir nicht helfen, ohne uns selbst zu Verdächtigen zu machen. Wir müssen den Psioniker beseitigen. Die Arbites werden die Leiche und die Beweise für seine Schuld finden und die Situation wird sich wieder beruhigen.
Anna war schockiert. Mit offenem Mund starrte sie ihn an. Als sie ihre Stimme wieder fand, sagte sie:
“Du willst ihn töten? Einen Psioniker, wie dich und mich? Nur um unsere eigene Haut zu retten?”
“Anna, dieser Mann ist nicht, wie wir. Er ist ein nicht sanktionierter Psioniker, ja aber er übt seine Kräfte ohne Zurückhaltung und ohne Rücksicht aus um andere Leiden zu lassen. Er opfert Menschen um noch mehr Macht aus dem Warp zu gewinnen! Er ist Abschaum!”
“Du weißt, wer es ist?”, begriff sie.
“Natürlich, es war nicht schwer ihn aus zu machen. Früher oder später wird auch die Inquisition ihn schnappen, aber wer weiß, wie viele Opfer er bis dahin noch quält und wie viele vermeintliche Hexer die Menschen in ihrer Paranoia auf den Straßen verbrennen werden.”
Anna brauchte einen Moment um all das zu verdauen.
“Wie sollen wir es anstellen?”, fragte sie schließlich.
“Ich weiß, in welcher Gegend er sich versteckt, aber wir können nicht einfach hingehen und die Tür eintreten.”, sagte Markus in geschäftsmäßigem Ton.
“Er unvorsichtig, aber wenn er auch nur einen Funken Verstand besitzt, wird er Sicherheitsvorkehrungen getroffen haben und fliehen, bevor wir ihn erwischen. Statt dessen werden wir ihm eine Falle stellen. Dafür brauchen wir einen Köder. Er sucht sich für seine Rituale ausschließlich junge, schöne Frauen aus, verführt sie und wenn sie unaufmerksam sind verschleppt er sie in seinen Unterschlupf…”
Anna verstand, worauf er hinaus wollte. Sie erschauerte und unterbrach ihn rasch:
“Auf keinen Fall! Ich werde mich nicht entführen und ausweiden lassen!”
“Du wirst nicht alleine sein. Ein ganzes Team gut ausgebildeter Kämpfer wird dich beobachten und sobald das Schwein sich zeigt, schlagen sie zu.”
“Das werde ich nicht machen, egal was du sagst.”
In der nächsten Nacht zog Anna alleine und in einem aufreizenden Kleid durch die Straßen der zwanzigsten Ebene und verfluchte Markus im Stillen.
Er war ein erfolgreicher Geschäftsmann und einer der mächtigsten Menschen der Makropole. Er hatte nicht gezögert all seine Redegewandtheit und Überzeugungskraft einzusetzen um Anna dazu zu überreden den Köder zu spielen. Sie musste das unbedarfte, betrunkene Mädchen spielen und es erforderte ihre ganze Willenskraft, sich nicht ständig umzuschauen. Wenigstens spürte sie das schwere Messer und den Schockstab, die sie unter ihrem Kleid verborgen trug. Zu wissen, dass sie nicht unbewaffnet war beruhigte sie etwas. Sie zog nun schon eine Weile durch die Gassen, hielt ab und zu an einer Bar um etwas zu trinken - wobei darauf achtete, das meiste zu verschütten - und wartete darauf, dass der Serienmörder sie fand. Wie zur Hölle war sie nur in diese absurde Situation geraten?
“Hast du dich etwa verlaufen, meine liebe?”
Erschrocken fuhr sie herum und sah einen Mann aus einer schäbigen Schänke treten. Der Fremde musste Mitte zwanzig sein. Er trug einfache, aber saubere Kleidung. Das braune Haar stand wirr in alle Richtungen ab und verlieh ihm etwas Verwegenes.Er sah gut aus.
Anna kicherte mädchenhaft und antwortete:
“Ich fürchte schon. Ich war noch nie in dieser Gegend. Kennst du dich hier aus?“
“Gut, dass ich dich gefunden habe und kein Fiesling mit… zweifelhaften Absichten. Ich kenne hier jeden Winkel und kann dich führen. Wo wohnst du?”
Anna sandte vorsichtig ihren Geist aus und wusste sofort, dass sie den Mörder vor sich hatte. Die Macht des Immateriums quoll aus ihm hervor, wie Wasser aus einem vollen Glas, das immer weiter gefüllt wurde. Sie verschloss sich rasch wieder vor seinen Gefühlen, denn die Abgründe, die sie dort fand zerrten an ihrer geistigen Gesundheit. Sie nannte ihm eine Adresse, die sie mit Markus zuvor verabredet hatte. Diese war ein Rückzugsort, falls etwas schief gehen sollte.
Der Mörder bot ihr galant seinen Arm an und sie zwang sich, sich bei ihm unter zu haken, ohne die Miene zu verziehen. “Ich heiße Farin.”, sagte er und lächelte sie unverwandt an.
“Elfriede.”, behauptete sie.
Er führte sie durch die Straßen und Anna, die die Karte dieser Gegend gut studiert hatte, wusste genau, dass er sie nicht zur genannten Adresse führte, sondern in Richtung seines Unterschlupfes. Während er mit ihr flirtete, hob sie die linke Hand und wickelte sich eine Strähne ihres Haares um den Finger. Das war das vereinbarte Zeichen für ihre Beschützer. Sie spannte die Muskeln an und rechnete jeden Moment damit, dass jemand sich zeigen und diesen Farin angreifen würde. Doch nichts passierte. Sie lächelte den Psioniker weiterhin kokett an und spielte mit ihrem Haar. Sie bogen in eine Nebenstraße ab. Kurz darauf wechselten sie in eine andere Gasse. Es passierte noch immer nichts die Nacht war absolut still, nichts regte sich in den Schatten. Panik erfasste Anna und sie beschloss, die ganze Sache abzubrechen. “Das hier ist nicht die richtige Richtung.”, sagte sie und versuchte, dem Mann ihren Arm zu entziehen. Doch der Mörder packte sie fester und ließ sie nicht los. “Doch, ich bin mir sicher, es geht hier lang. Vertrau mir.”, sagte er, sah sie dabei jedoch nicht an. Sein Gehabe veränderte sich subtil. Er war lächelte nicht mehr und eine kalte Entschlossenheit stahl sich in seine Stimme. Anna versuchte es auf andere Weise. “Oh stimmt, du hast recht, ich erkenne den Hab-Block dort. Von hier finde ich alleine nach Hause, wirklich.” “Nein, ich bringe dich bis an die Tür. Keine Widerrede.”, zischte Farin.
Kalter Schweiß trat auf Annas Stirn und sie ließ jeden Anschein fallen und wehrte sich gegen seinen Klammergriff. Da spürte sie sie kalte Spitze eines Messers an ihrer Seite. “Kein Laut, oder ich steche dich ab.”, fauchte Farin und zog sie entschlossen weiter.
Oh nein, oh nein, oh nein! Wo bleiben denn die anderen?
Sie überlegte verzweifelt, wie sie sich aus dem Griff befreien und an ihre Waffen gelangen konnte, ohne sein Messer zu spüren zu bekommen. Doch ihr Gehirn wurde von Panik überflutet und all die Stunden, die sie mit Sadir trainiert hatte schienen völlig umsonst gewesen zu sein.
Bleib ruhig! Genau für sowas hast du trainiert. Er will dich in einem komplizierten Ritual opfern. Das wird seine Konzentration erfordern. Wenn er abgelenkt ist kannst du entkommen.
Farin verschleppte sie in ein heruntergekommenes Habitat. Es stank nach Abfall, Schimmel und… nach altem Blut. Es gab hier kein Licht und Anna konnte nicht genau erkennen, wohin sie gebracht wurde, aber es musste sich um eine Art verborgenen Durchgang handeln, der in einen unterirdischen Raum führte. Hier unten stank es nach Tod und Schwefel. Überall standen Kerzen herum, ein acht zackiger Stern war mit roter Farbe auf den nackten Betonboden gemalt worden. Keine Farbe… Blut…, korrigierte Anna sich und erschauerte. In der Mitte des Sterns stand eine Art niedriger Altar. Über und über mit getrocknetem Blut bedeckt. Der Gestank war bestialisch.
Farin schubste sie grob in die hintere Ecke des Raumes und wandte sich dem Altar zu, vermutlich um letzte Vorbereitungen für das Ritual zu treffen.
“Spare dir deine Fluchtversuche.”, sagte er geistesabwesend, während er die Kerzen entzündete. “Du kannst dich nicht bewegen, außer ich erlaube es dir. Das ist eine der Belohnungen für meine Hingabe. Für eine Schönheit wie dich, werden mich die Götter mit Macht ausstatten, die mich eines Tages zum Herrscher über diese Welt erheben werden!”
Die letzten Worte sprach er mit einer fanatischen Inbrunst, wie Anna sie sonst nur von den Priestern des Imperators kannte.
Offenbar war eine seiner Gaben, die Kontrolle über den Körper seiner Opfer zu erlangen. Doch Anna hatte nichts dergleichen Gespürt. Darauf bedacht, so liegen zu bleiben, wie sie auf dem Boden gelandet war, bewegte sie probehalber den kleinen Finger ihrer linken Hand. Es klappte ohne Probleme. Ihre geistige Abschirmung bewahrte sie vor dem Einfluss des anderen Psionikers! Nachdem Farin alle Kerzen entzündet hatte, blätterte er in einem großen, schweren Buch mit schwarzem Einband und suchte offenbar eine bestimmte Passage. Keine Geräusche waren jenseits dieses Zimmers zu hören. Anna wusste nicht, was schief gelaufen war, aber es war offensichtlich, dass Niemand kommen würde, um sie zu retten. Sie musste sich selbst befreien.
Der Mörder vertraute so sehr auf seine Fähigkeiten, dass er sich nicht einmal die Mühe gemacht hatte, sie zu fesseln, geschweige denn, dass er sie nach Waffen durchsucht hätte. Während er sich über sein Buch beugte, schob sie behutsam eine Hand in die Falten ihres Kleides und ergriff ihren Schockstab. Dann sprang sie auf, riss die Waffe aus ihrem Holster und drückte auf die Aktivierungsrune. Knisternd sprangen blau leuchtende Blitze aus dem kurzen Schlagstock hervor und Anna holte zu einem Hieb gegen den Kopf ihres Feindes aus. Dieser reagierte jedoch erschreckend schnell. Er riss seinen Kopf zur Seite und lenkte ihren Arm mit seinem rechten Unterarm ab. Gleichzeitig hob er die linke Faust und drosch auf Annas Ohr ein.
Ein lauter Knall erfüllte ihren Kopf und ihre Sicht verschwamm. Der Schmerz kam erst eine Sekunde später und streckte sie beinahe nieder, so entsetzlich war er. Blind und taub stolperte Anna umher, der elektrische Schlagstock entglitt ihren kraftlosen Fingern.
Jemand packte sie grob an ihren Haaren und riss ihren Kopf in den Nacken.
Vermutlich schrie sie auf, doch sie hörte nichts, nur dieses schrille Kreischen auf ihrem rechten Ohr. Ihre Augen tränten, doch noch immer, doch zumindest wurde ihr Blick wieder scharf. Benommen, wie sie war, hob sie die Hände schlug auf das Gesicht über sich ein. Farin, die linke Hand in ihrem Haar vergraben, legte die Rechte um ihre Kehle und drückte zu. Annas Beine gaben unter ihr nach und sie sackte zu Boden, doch noch immer schnürte der Mörder ihr die Luft ab. Sie hatte sich schon mehrfach in einer ganz ähnlichen Haltung befunden. Sadir hatte ihr gezeigt, wie sie sich aus den unterschiedlichsten Situationen und Griffen befreien konnte! Als ihr von Panik erfülltes Gehirn die Verbindung herstellte, handelte ihr Körper ohne bewusstes Zutun. Die eine Hand fuhr zwischen Farins Beine und quetschte sein Gemächt mit aller Kraft, die sie in ihrer Angst aufbieten konnte. Sofort ließ der Griff um ihre Kehle nach und sie bekam wieder Luft. Sogleich schoss ihre andere Hand nach oben und ihr Handballen brach die Nase ihres Gegners. Sie kam rasch auf die Beine und trat dem Mann gegen den Kopf als dieser, sich vor Schmerzen krümmend, zurück taumelte. Das Kreischen in Annas Ohr ging so plötzlich, wie es gekommen war und als die Geräusche wieder auf sie eindrangen war es, als würde sie erneut geschlagen werden. Ihr war schwindlig und sie schmeckte Galle auf ihrer Zunge, doch sie scherte sich nicht um ihren Zustand. Sie musste diesen Kerl besiegen, wenn sie überleben wollte!
Sie nutzte die Atempause, die der Angriff ihr verschafft hatte, um ihr Messer zu ziehen. Kaum hatte die den schweren, blanken Stahl in der Hand, da stürzte Farin sich auch schon auf sie. Nun tränten seine Augen vor Schmerz und blind und wahnsinnig griff er sie ungestüm an. Anna hob ihren rechten Arm und mit einem dumpfen Schlag glitt ihre Klinge in den Körper des Mannes. Sie hatte in ihrer Hast schlecht gezielt und der Winkel war ungünstig. Das Messer drang nur oberflächlich ein und rutschte dann von von etwas hartem ab. Die Rippen.
Farin warf sich mit seinem vollen Gewicht auf sie und Anna fiel rücklings zu Boden, den schweren Körper auf ihr. Der Aufprall trieb ihr die Luft aus den Lungen und schon hagelten wuchtige Schläge auf sie nieder. Schmerz explodierte überall. Kopf, Brust, Bauch, Arme, ihr ganzer Oberkörper wurde mit Hieben traktiert. Reflexartig rammte sie das Messer erneut in die Seite des Mannes. Er schrie gellend auf und wand sich vor Schmerz und etwas warmes spritzte auf Annas Finger und auf ihr Gesicht. Der Griff des Messers entglitt ihren rutschigen Fingern und schon trafen sie weitere Schläge. Zunächst schlug sie mit der flachen Linken auf seinen Kopf, dann mit der rechten, doch Ihr Gegner befand sich in solcher Raserei, dass er ihre Schläge einfach ignorierte. Schließlich fing er ihren rechten Arm ein und presste ihn zu Boden. Schnell strecke sie den linken Arm lang zur Seite aus damit er nicht auch noch diesen fixieren konnte. Ihre Hand stieß dabei etwas um, das Hitze ausstrahlte.
Kerze!
Das blutverschmierte Gesicht des Mörders ragte über ihr auf; schreiend, Blut und Spucke flogen ihm aus dem Mund und ein verzehrendes Feuer tobte in seinen Augen.
Anna bekam die Kerze zu fassen und stieß sie in das entsetzliche Gesicht. Ein grausiges Heulen hallte von den nackten Kellerwänden wieder und Farin warf sich nach hinten, die Hände vor das Gesicht geschlagen. Anna rollte sich herum und kroch auf allen Vieren hinterher, ihre Beine wollten sie nicht tragen. Sie packte den Kopf des Mannes mit beiden Händen und rammte ihn mit der Kraft der Verzweiflung auf den harten Boden. In diesem Moment spürte sie kein Entsetzen, kein Mitleid, nicht einmal Schmerz. Ihr ganzes Wesen war auf ein einziges Ziel gerichtet: Vernichte diesen Gegner. Beseitige die Gefahr! Sie hob den sich windenden Körper an und rammte ihn noch einmal auf den Boden, ließ sich dabei mit ihrem ganzen Gewicht herabfallen. Die Arme und Beine unter ihr, die eben noch wild gezappelt hatten erschlafften plötzlich. Ganz auf ihre Aufgabe konzentriert schlug sie den Kopf noch einmal auf den Boden. Und nochmal. Und nochmal. Sie sah nichts, außer diesem Gesicht, das sie kaputt machen musste. Rumms! … Rumms!.. Ihr von Adrenalin überflutetes Gehirn erkannte etwas am Rande ihres Gesichtsfeldes und lenkte ihre Aufmerksamkeit darauf. Der Griff ihres Messers ragte aus dem reglosen Körper. Rasch zog sie es heraus und stieß es in die weiche Kehle. Heißes Blut spritzte ihr entgegen und sie stieß gleich noch einmal zu. Und nochmal. Als sie unter sich nur noch eine blutige Masse sah und nicht mehr erkennen konnte, wo sie zustechen musste, ließ sie von dem Körper ab. Ihr Atem kam keuchend und und ihr Blickfeld wurde wieder größer, als der Adrenalinrausch nachließ. Kraftlos sackte neben dem reglosen Körper zu Boden. Der Schmerz kam. Allumfassend, heftig und erbarmungslos. Sie begann unkontrolliert zu zittern und allmählich wurde ihr bewusst, wo sie war und was gerade eben passiert war. Ein seltsamer Laut entrang sich ihrer Kehle, wie von einem verwundeten Tier.
Da war eine Leiche, direkt vor ihr auf dem Boden! Schrecklich zugerichtet in einer Blutlache, die immer größer wurde. Hatte sie das etwa getan?
Schritte näherten sich polternd und krachend flog die Tür auf. Anna kreischte verängstigt auf und kroch hastig nach hinten, bis sie die kalte Wand in ihrem Rücken spürte. Laute Stimmen bellten Befehle und Jemand rief ihren Namen.
Ein neues Gesicht tauchte vor ihr auf. Sie wusste nicht, ob sie noch die Kraft hatte, auch dieses zu zerstören, doch sie konnte sich nicht einfach ergeben! Sie schrie auf und ihre Zitternden Hände schlugen kraftlos nach dem Gesicht und hinterließen rote Streifen darauf. “Es ist vorbei, Anna! Es ist vorbei, es wird alles gut!”, sagte das Gesicht eindringlich. Es sprach weitere beruhigende Worte und nach einigen Sekunden erkannte sie das Gesicht und konnte es zuordnen. Es war Stefan! Stefan war hier! Stefan war ein Freund! Stefan musste nicht kaputt gemacht werden!
“Es ist vorbei. Ich bringe dich hier raus.”
Als seine Worte endlich zu ihr durch drangen nickte sie und starke Arme umfassten sie. Sanft wurde sie davongetragen.
“Du kommst zu spät.”, murmelte sie. Sie konnte kaum noch etwas erkennen, da ihr Gesicht anschwoll und die Augen von den zahlreichen Prellungen bereits zugedrückt wurden.
“Es schien doch alles nach Plan zu laufen. Wir haben alle Anweisungen genau befolgt.”, sagte Stefan.
“So ein Quatsch. Ich habe euch auf der Straße das Signal gegeben. Warum seid ihr nicht gekommen.”
Stefan klang aufrichtig verwirrt, als er sagte:
“Markus hat gesagt, du wärst bewaffnet und würdest den Kerl ausschalten, sobald er dich in sein Versteck gebracht hätte. Wir waren nur als Rückendeckung gedacht.”
Ich schätze, ich darf mich in Zukunft nicht mehr selbst über Cliffhanger beschweren 😀 Aber keine Sorge, hier kommt schon der nächste Schwung:
Während das Taxi in Richtung Zuhause fuhr, las Anna sich rasch den Inhalt der Akte durch. Sie wollte sich möglichst alles einprägen und die Seiten dann vernichten.
Das Risiko hatte sich definitiv für sie gelohnt.
Markus Assari hatte stets behauptet, aus einem gut-bürgerlichen Familie zu stammen. Doch selbst das war gelogen. Er hatte den Großteil seiner Kindheit in einem Waisenhaus der Ekklesiarchie gelebt. Niemand wusste, wer seine Eltern waren, vermutlich nicht einmal er selbst. Eine Adoption kam niemals zu Stande, was aber nicht verwunderlich war. Kaum jemand scherte sich um die Verlorenen und Verlassenen. Im Alter von fünfzehn Jahren wurde er schließlich von einem Ehepaar aus den mittleren Ebenen aufgenommen. Sie waren Händler, mit einem bescheidenen kleinen Laden. Ein halbes Jahr, nachdem sie den jungen Markus aufgenommen hatten, starben die Händler unter merkwürdigen Umständen. Leider wurden diese Umstände in der Akte nicht näher ausgeführt, aber aber Leiter des Lagerhauses hatte mit einem roten Stift etwas an den Rand der Seite gekritzelt. “Kein Unfall… Er”
Danach übernahm der junge Markus das Geschäft seiner Adoptiveltern und war offenkundig sehr erfolgreich. Das Geschäft, das vorher nur mäßigen Gewinn abwarf, wuchs schnell, wurde um mehrere Filialen erweitert und bildete den Ursprung seines heutigen, gewaltigen Netzwerkes.
Fasziniert blätterte Anna weiter und fand Marthas frühere Vermutung bestätigt, dass Markus eine Affäre mit Richterin Ford hatte, die ein halbes Jahr lang hielt.
Interessant, dachte Anna. Markus wurde vermutlich in Armut geboren, vielleicht in ganz ähnlichen Verhältnissen wie sie selbst. Seine Kindheit musste ein einziger Albtraum gewesen sein. Die Waisenhäuser der Makropole waren überfüllt, Geld fehlte an allen Ecken und Enden und Adoptionen waren die Ausnahme. Markus’ Hass auf das Imperium könnte schon dort seinen Anfang genommen haben. Die Ekklesiarchie war berüchtigt für ihre strenge und erbarmungslose Doktrin. Zweifellos wurden Markus ihre Lehren mit dem Zollstock eingeprügelt. Er musste bereits früh gelernt haben, seine psionische Begabung zu verbergen, sonst hätten die Priester sie schnell erkannt und ihn auf eines der schwarzen Schiffe der Inquisition verfrachtet.
Sie wusste nun einiges über Markus, was er ihr nicht aus eigenem Antrieb verraten wollte. Das könnte eines Tages nützlich sein. Sie hatte gehofft, etwas über die Kräfte zu erfahren, die Markus besaß. Sie wusste, dass er ein Psioniker war, allerdings schwieg er beharrlich über die Art seiner Begabung. Als sie ihn einmal gefragt hatte, was er vermochte, hatte er nur gelächelt und geantwortet: “Meine Gabe ist nicht mit deiner zu Vergleichen. Ich fürchte, ich bin auch bei weitem nicht so talentiert, wie du.” Sie hatte danach noch mehrere Male versucht, ihm eine Antwort zu entlocken, aber er war jedes Mal ausgewichen.
Leider stand in der Akte nichts zu diesem Thema. Das war ein Glück für den Chef des Lagerhauses. Wüsste er, dass Markus ein Psioniker war, hätte Anna ihn an ihren Adoptivvater verraten müssen. Das Risiko für ihn - und damit auch für sie selbst -wäre viel zu hoch gewesen.
Auf der letzten Seite der Akte war ein Foto zu sehen. In der Düsternis des Taxis beugte Anna sich vor, um es besser erkennen zu können. Es war ein unscharfes, schwarz-weiß Foto auf dem zwei Männer zu sehen waren. Links im Bild stand Markus und unterhielt sich mit der rechten Person, ein altmodisches Klemmbrett in der Hand. Den anderen Mann kannte Anna nicht, und sie war inzwischen mit den meisten Kunden und Kontakte. Sein Gesicht war nicht zu erkennen, denn er verbarg es in den Tiefen einer Kapuze. Genau genommen war Anna nicht einmal sicher, ob es sich um einen Mann oder eine Frau handelte, denn der Körper wurde von einer weiten, bodenlangen Robe verhüllt, welche alle markanten Formen kaschierte. Zwischen den beiden Personen stand eine große, quadratische Kiste auf dem Boden. Offensichtlich eine Ware, die Markus kaufte, oder verkaufte. In der selben, krakeligen Handschrift stand neben dem Foto: “Wer ist das? Was ist in der Kiste?”
Am nächsten Morgen saß Anna mit Markus zusammen in der Küche und genoss ein ausgiebiges Frühstück. Markus fragte sie beiläufig:
“Du hast gestern Abend auf dem Heimweg einen Umweg gemacht und hast im Händlerviertel gehalten. Gab es Probleme in dem Lagerhaus?”
Anna erstarrte einen Moment lang vor Schreck.
“Du hast mich observieren lassen?”, fragte sie schließlich vorwurfsvoll.
Markus lächelte entwaffnend und hob entschuldigend die Hände.
“Du kennst mich dich inzwischen gut genug.”
Das stimmte. Hatte gedacht, vorsichtig genug gewesen zu sein, doch Markus war der Meister der Informationsbeschaffung. Sie hatte sich im Vorhinein überlegt, was sie tun sollte, wenn sie aufflog. Allerdings hatte wollte sie vermeiden, dass Markus wusste, dass sie seine Geheimnisse kannte. Doch es half nichts. Sie musste ihren Plan B umsetzen.
“Ich wollte dir das nachher erzählen.”, sagte sie mit einem Seitenblick auf Martha, die geschäftig in der Küche umher wuselte und fröhlich summte.
“Ich hatte den Verdacht, dass unser Geschäftspartner sich für Dinge interessierte, die ihn nichts angingen. Daher habe ich nachgesehen und in seinem Büro diese Akte gefunden.”
Sie zog die Akte aus ihrer Tasche, die sie später eigentlich hatte verbrennen wollen und reichte sie Markus.
Dieser runzelte die Stirn und überflog rasch den Inhalt. Seine Miene verdüsterte sich und er warf ihr einen seltsamen Blick zu.
“Hast du sie gelesen?”
“Ich habe einen Blick auf die erste Seite geworden.”, antwortete sie ungezwungen.
“Als ich erkannte, dass ich Recht hatte, habe ich sie mitgenommen um sie dir zu zeigen.”
Markus musterte sie eingehend. Ganze zehn Sekunden lang war es mucksmäuschenstill und Anna zwang sich, seinem Blick stand zu halten und unbesorgt zu wirken. Gerne hätte sie ihre übernatürlichen Sinne ausgesendet um zu erfahren, ob Markus ihr glaubte, doch sie wagte es nicht. Zum einen war Markus selbst nach all dieser Zeit nahezu unmöglich für sie zu lesen, zum anderen kannte er ihre Gabe und würde es sofort merken, wenn sie seinen Geist abtastete.
Schließlich legte er die Akte zurück auf den Tisch und seufzte leise.
“Danke, Anna. Ich bin froh, dass du so aufmerksam bist. Wir werden uns um diesen Schnüffler kümmern müssen.”
Anna fröstelte unwillkürlich. Sie hatte keine Zweifel daran, was es bedeutete, wenn Markus sich im eine Bedrohung kümmerte.
Geralt brachte Markus Ein Holo-Pad mit den neuesten Nachrichten, wie jeden Morgen.
Markus war einen Blick darauf und sofort war seine finstere Miene wieder da.
“Komm mit Anna, ich muss etwas mit dir besprechen.”, sagte er ernst und erhob sich. Nervös folgte sie ihm und ihre Besorgnis steigerte sich noch, als sie erkannte, dass Markus sie in seinen geheimen Kellerraum führte.
Nachdem er die gepanzerte Tür hinter sich geschlossen hatte, drehte er sich ihr um und sagte:
“Auf ebene zwanzig gab es erneut einen Ritualmord. Inzwischen sind es fünf und der Adeptus Arbites unternimmt große Anstrengungen, den Täter zu fassen.”
Anna erinnerte sich an die Meldungen über die Morde. Markus hatte diesen Fall von Anfang an aufmerksam und besorgt verfolgt.
“Man geht davon aus, dass der Täter ein Psioniker ist, richtig?”, fragte sie.
Markus nickte ernst.
“Ganz genau. Wenn er nicht bald gefasst wird, wird er die Inquisition auf den Plan rufen. Das ist nicht gut. Wir können es uns nicht leisten, dass die Inquisitoren die Stadt durchkämmen. Jedes Mal, wenn eine solche Hexenjagd beginnt, besteht das Risiko, entdeckt zu werden, egal wie vorsichtig wir sind.”
Anna stimmte ihm zu, verstand jedoch nicht, worauf Markus hinaus wollte.
“Sollen wir den Behörden also bei der Suche helfen? Wäre das nicht noch viel riskanter?”
Markus schüttelte den Kopf.
“Du verstehst mich falsch. Ich will, dass diese Ermittlungen aufhören. Sofort. Den Behörden können wir nicht helfen, ohne uns selbst zu Verdächtigen zu machen. Wir müssen den Psioniker beseitigen. Die Arbites werden die Leiche und die Beweise für seine Schuld finden und die Situation wird sich wieder beruhigen.
Anna war schockiert. Mit offenem Mund starrte sie ihn an. Als sie ihre Stimme wieder fand, sagte sie:
“Du willst ihn töten? Einen Psioniker, wie dich und mich? Nur um unsere eigene Haut zu retten?”
“Anna, dieser Mann ist nicht, wie wir. Er ist ein nicht sanktionierter Psioniker, ja aber er übt seine Kräfte ohne Zurückhaltung und ohne Rücksicht aus um andere Leiden zu lassen. Er opfert Menschen um noch mehr Macht aus dem Warp zu gewinnen! Er ist Abschaum!”
“Du weißt, wer es ist?”, begriff sie.
“Natürlich, es war nicht schwer ihn aus zu machen. Früher oder später wird auch die Inquisition ihn schnappen, aber wer weiß, wie viele Opfer er bis dahin noch quält und wie viele vermeintliche Hexer die Menschen in ihrer Paranoia auf den Straßen verbrennen werden.”
Anna brauchte einen Moment um all das zu verdauen.
“Wie sollen wir es anstellen?”, fragte sie schließlich.
“Ich weiß, in welcher Gegend er sich versteckt, aber wir können nicht einfach hingehen und die Tür eintreten.”, sagte Markus in geschäftsmäßigem Ton.
“Er unvorsichtig, aber wenn er auch nur einen Funken Verstand besitzt, wird er Sicherheitsvorkehrungen getroffen haben und fliehen, bevor wir ihn erwischen. Statt dessen werden wir ihm eine Falle stellen. Dafür brauchen wir einen Köder. Er sucht sich für seine Rituale ausschließlich junge, schöne Frauen aus, verführt sie und wenn sie unaufmerksam sind verschleppt er sie in seinen Unterschlupf…”
Anna verstand, worauf er hinaus wollte. Sie erschauerte und unterbrach ihn rasch:
“Auf keinen Fall! Ich werde mich nicht entführen und ausweiden lassen!”
“Du wirst nicht alleine sein. Ein ganzes Team gut ausgebildeter Kämpfer wird dich beobachten und sobald das Schwein sich zeigt, schlagen sie zu.”
“Das werde ich nicht machen, egal was du sagst.”
In der nächsten Nacht zog Anna alleine und in einem aufreizenden Kleid durch die Straßen der zwanzigsten Ebene und verfluchte Markus im Stillen.
Er war ein erfolgreicher Geschäftsmann und einer der mächtigsten Menschen der Makropole. Er hatte nicht gezögert all seine Redegewandtheit und Überzeugungskraft einzusetzen um Anna dazu zu überreden den Köder zu spielen. Sie musste das unbedarfte, betrunkene Mädchen spielen und es erforderte ihre ganze Willenskraft, sich nicht ständig umzuschauen. Wenigstens spürte sie das schwere Messer und den Schockstab, die sie unter ihrem Kleid verborgen trug. Zu wissen, dass sie nicht unbewaffnet war beruhigte sie etwas. Sie zog nun schon eine Weile durch die Gassen, hielt ab und zu an einer Bar um etwas zu trinken - wobei darauf achtete, das meiste zu verschütten - und wartete darauf, dass der Serienmörder sie fand. Wie zur Hölle war sie nur in diese absurde Situation geraten?
“Hast du dich etwa verlaufen, meine liebe?”
Erschrocken fuhr sie herum und sah einen Mann aus einer schäbigen Schänke treten. Der Fremde musste Mitte zwanzig sein. Er trug einfache, aber saubere Kleidung. Das braune Haar stand wirr in alle Richtungen ab und verlieh ihm etwas Verwegenes.Er sah gut aus.
Anna kicherte mädchenhaft und antwortete:
“Ich fürchte schon. Ich war noch nie in dieser Gegend. Kennst du dich hier aus?“
“Gut, dass ich dich gefunden habe und kein Fiesling mit… zweifelhaften Absichten. Ich kenne hier jeden Winkel und kann dich führen. Wo wohnst du?”
Anna sandte vorsichtig ihren Geist aus und wusste sofort, dass sie den Mörder vor sich hatte. Die Macht des Immateriums quoll aus ihm hervor, wie Wasser aus einem vollen Glas, das immer weiter gefüllt wurde. Sie verschloss sich rasch wieder vor seinen Gefühlen, denn die Abgründe, die sie dort fand zerrten an ihrer geistigen Gesundheit. Sie nannte ihm eine Adresse, die sie mit Markus zuvor verabredet hatte. Diese war ein Rückzugsort, falls etwas schief gehen sollte.
Der Mörder bot ihr galant seinen Arm an und sie zwang sich, sich bei ihm unter zu haken, ohne die Miene zu verziehen. “Ich heiße Farin.”, sagte er und lächelte sie unverwandt an.
“Elfriede.”, behauptete sie.
Er führte sie durch die Straßen und Anna, die die Karte dieser Gegend gut studiert hatte, wusste genau, dass er sie nicht zur genannten Adresse führte, sondern in Richtung seines Unterschlupfes. Während er mit ihr flirtete, hob sie die linke Hand und wickelte sich eine Strähne ihres Haares um den Finger. Das war das vereinbarte Zeichen für ihre Beschützer. Sie spannte die Muskeln an und rechnete jeden Moment damit, dass jemand sich zeigen und diesen Farin angreifen würde. Doch nichts passierte. Sie lächelte den Psioniker weiterhin kokett an und spielte mit ihrem Haar. Sie bogen in eine Nebenstraße ab. Kurz darauf wechselten sie in eine andere Gasse. Es passierte noch immer nichts die Nacht war absolut still, nichts regte sich in den Schatten. Panik erfasste Anna und sie beschloss, die ganze Sache abzubrechen. “Das hier ist nicht die richtige Richtung.”, sagte sie und versuchte, dem Mann ihren Arm zu entziehen. Doch der Mörder packte sie fester und ließ sie nicht los. “Doch, ich bin mir sicher, es geht hier lang. Vertrau mir.”, sagte er, sah sie dabei jedoch nicht an. Sein Gehabe veränderte sich subtil. Er war lächelte nicht mehr und eine kalte Entschlossenheit stahl sich in seine Stimme. Anna versuchte es auf andere Weise. “Oh stimmt, du hast recht, ich erkenne den Hab-Block dort. Von hier finde ich alleine nach Hause, wirklich.” “Nein, ich bringe dich bis an die Tür. Keine Widerrede.”, zischte Farin.
Kalter Schweiß trat auf Annas Stirn und sie ließ jeden Anschein fallen und wehrte sich gegen seinen Klammergriff. Da spürte sie sie kalte Spitze eines Messers an ihrer Seite. “Kein Laut, oder ich steche dich ab.”, fauchte Farin und zog sie entschlossen weiter.
Oh nein, oh nein, oh nein! Wo bleiben denn die anderen?
Sie überlegte verzweifelt, wie sie sich aus dem Griff befreien und an ihre Waffen gelangen konnte, ohne sein Messer zu spüren zu bekommen. Doch ihr Gehirn wurde von Panik überflutet und all die Stunden, die sie mit Sadir trainiert hatte schienen völlig umsonst gewesen zu sein.
Bleib ruhig! Genau für sowas hast du trainiert. Er will dich in einem komplizierten Ritual opfern. Das wird seine Konzentration erfordern. Wenn er abgelenkt ist kannst du entkommen.
Farin verschleppte sie in ein heruntergekommenes Habitat. Es stank nach Abfall, Schimmel und… nach altem Blut. Es gab hier kein Licht und Anna konnte nicht genau erkennen, wohin sie gebracht wurde, aber es musste sich um eine Art verborgenen Durchgang handeln, der in einen unterirdischen Raum führte. Hier unten stank es nach Tod und Schwefel. Überall standen Kerzen herum, ein acht zackiger Stern war mit roter Farbe auf den nackten Betonboden gemalt worden. Keine Farbe… Blut…, korrigierte Anna sich und erschauerte. In der Mitte des Sterns stand eine Art niedriger Altar. Über und über mit getrocknetem Blut bedeckt. Der Gestank war bestialisch.
Farin schubste sie grob in die hintere Ecke des Raumes und wandte sich dem Altar zu, vermutlich um letzte Vorbereitungen für das Ritual zu treffen.
“Spare dir deine Fluchtversuche.”, sagte er geistesabwesend, während er die Kerzen entzündete. “Du kannst dich nicht bewegen, außer ich erlaube es dir. Das ist eine der Belohnungen für meine Hingabe. Für eine Schönheit wie dich, werden mich die Götter mit Macht ausstatten, die mich eines Tages zum Herrscher über diese Welt erheben werden!”
Die letzten Worte sprach er mit einer fanatischen Inbrunst, wie Anna sie sonst nur von den Priestern des Imperators kannte.
Offenbar war eine seiner Gaben, die Kontrolle über den Körper seiner Opfer zu erlangen. Doch Anna hatte nichts dergleichen Gespürt. Darauf bedacht, so liegen zu bleiben, wie sie auf dem Boden gelandet war, bewegte sie probehalber den kleinen Finger ihrer linken Hand. Es klappte ohne Probleme. Ihre geistige Abschirmung bewahrte sie vor dem Einfluss des anderen Psionikers! Nachdem Farin alle Kerzen entzündet hatte, blätterte er in einem großen, schweren Buch mit schwarzem Einband und suchte offenbar eine bestimmte Passage. Keine Geräusche waren jenseits dieses Zimmers zu hören. Anna wusste nicht, was schief gelaufen war, aber es war offensichtlich, dass Niemand kommen würde, um sie zu retten. Sie musste sich selbst befreien.
Der Mörder vertraute so sehr auf seine Fähigkeiten, dass er sich nicht einmal die Mühe gemacht hatte, sie zu fesseln, geschweige denn, dass er sie nach Waffen durchsucht hätte. Während er sich über sein Buch beugte, schob sie behutsam eine Hand in die Falten ihres Kleides und ergriff ihren Schockstab. Dann sprang sie auf, riss die Waffe aus ihrem Holster und drückte auf die Aktivierungsrune. Knisternd sprangen blau leuchtende Blitze aus dem kurzen Schlagstock hervor und Anna holte zu einem Hieb gegen den Kopf ihres Feindes aus. Dieser reagierte jedoch erschreckend schnell. Er riss seinen Kopf zur Seite und lenkte ihren Arm mit seinem rechten Unterarm ab. Gleichzeitig hob er die linke Faust und drosch auf Annas Ohr ein.
Ein lauter Knall erfüllte ihren Kopf und ihre Sicht verschwamm. Der Schmerz kam erst eine Sekunde später und streckte sie beinahe nieder, so entsetzlich war er. Blind und taub stolperte Anna umher, der elektrische Schlagstock entglitt ihren kraftlosen Fingern.
Jemand packte sie grob an ihren Haaren und riss ihren Kopf in den Nacken.
Vermutlich schrie sie auf, doch sie hörte nichts, nur dieses schrille Kreischen auf ihrem rechten Ohr. Ihre Augen tränten, doch noch immer, doch zumindest wurde ihr Blick wieder scharf. Benommen, wie sie war, hob sie die Hände schlug auf das Gesicht über sich ein. Farin, die linke Hand in ihrem Haar vergraben, legte die Rechte um ihre Kehle und drückte zu. Annas Beine gaben unter ihr nach und sie sackte zu Boden, doch noch immer schnürte der Mörder ihr die Luft ab. Sie hatte sich schon mehrfach in einer ganz ähnlichen Haltung befunden. Sadir hatte ihr gezeigt, wie sie sich aus den unterschiedlichsten Situationen und Griffen befreien konnte! Als ihr von Panik erfülltes Gehirn die Verbindung herstellte, handelte ihr Körper ohne bewusstes Zutun. Die eine Hand fuhr zwischen Farins Beine und quetschte sein Gemächt mit aller Kraft, die sie in ihrer Angst aufbieten konnte. Sofort ließ der Griff um ihre Kehle nach und sie bekam wieder Luft. Sogleich schoss ihre andere Hand nach oben und ihr Handballen brach die Nase ihres Gegners. Sie kam rasch auf die Beine und trat dem Mann gegen den Kopf als dieser, sich vor Schmerzen krümmend, zurück taumelte. Das Kreischen in Annas Ohr ging so plötzlich, wie es gekommen war und als die Geräusche wieder auf sie eindrangen war es, als würde sie erneut geschlagen werden. Ihr war schwindlig und sie schmeckte Galle auf ihrer Zunge, doch sie scherte sich nicht um ihren Zustand. Sie musste diesen Kerl besiegen, wenn sie überleben wollte!
Sie nutzte die Atempause, die der Angriff ihr verschafft hatte, um ihr Messer zu ziehen. Kaum hatte die den schweren, blanken Stahl in der Hand, da stürzte Farin sich auch schon auf sie. Nun tränten seine Augen vor Schmerz und blind und wahnsinnig griff er sie ungestüm an. Anna hob ihren rechten Arm und mit einem dumpfen Schlag glitt ihre Klinge in den Körper des Mannes. Sie hatte in ihrer Hast schlecht gezielt und der Winkel war ungünstig. Das Messer drang nur oberflächlich ein und rutschte dann von von etwas hartem ab. Die Rippen.
Farin warf sich mit seinem vollen Gewicht auf sie und Anna fiel rücklings zu Boden, den schweren Körper auf ihr. Der Aufprall trieb ihr die Luft aus den Lungen und schon hagelten wuchtige Schläge auf sie nieder. Schmerz explodierte überall. Kopf, Brust, Bauch, Arme, ihr ganzer Oberkörper wurde mit Hieben traktiert. Reflexartig rammte sie das Messer erneut in die Seite des Mannes. Er schrie gellend auf und wand sich vor Schmerz und etwas warmes spritzte auf Annas Finger und auf ihr Gesicht. Der Griff des Messers entglitt ihren rutschigen Fingern und schon trafen sie weitere Schläge. Zunächst schlug sie mit der flachen Linken auf seinen Kopf, dann mit der rechten, doch Ihr Gegner befand sich in solcher Raserei, dass er ihre Schläge einfach ignorierte. Schließlich fing er ihren rechten Arm ein und presste ihn zu Boden. Schnell strecke sie den linken Arm lang zur Seite aus damit er nicht auch noch diesen fixieren konnte. Ihre Hand stieß dabei etwas um, das Hitze ausstrahlte.
Kerze!
Das blutverschmierte Gesicht des Mörders ragte über ihr auf; schreiend, Blut und Spucke flogen ihm aus dem Mund und ein verzehrendes Feuer tobte in seinen Augen.
Anna bekam die Kerze zu fassen und stieß sie in das entsetzliche Gesicht. Ein grausiges Heulen hallte von den nackten Kellerwänden wieder und Farin warf sich nach hinten, die Hände vor das Gesicht geschlagen. Anna rollte sich herum und kroch auf allen Vieren hinterher, ihre Beine wollten sie nicht tragen. Sie packte den Kopf des Mannes mit beiden Händen und rammte ihn mit der Kraft der Verzweiflung auf den harten Boden. In diesem Moment spürte sie kein Entsetzen, kein Mitleid, nicht einmal Schmerz. Ihr ganzes Wesen war auf ein einziges Ziel gerichtet: Vernichte diesen Gegner. Beseitige die Gefahr! Sie hob den sich windenden Körper an und rammte ihn noch einmal auf den Boden, ließ sich dabei mit ihrem ganzen Gewicht herabfallen. Die Arme und Beine unter ihr, die eben noch wild gezappelt hatten erschlafften plötzlich. Ganz auf ihre Aufgabe konzentriert schlug sie den Kopf noch einmal auf den Boden. Und nochmal. Und nochmal. Sie sah nichts, außer diesem Gesicht, das sie kaputt machen musste. Rumms! … Rumms!.. Ihr von Adrenalin überflutetes Gehirn erkannte etwas am Rande ihres Gesichtsfeldes und lenkte ihre Aufmerksamkeit darauf. Der Griff ihres Messers ragte aus dem reglosen Körper. Rasch zog sie es heraus und stieß es in die weiche Kehle. Heißes Blut spritzte ihr entgegen und sie stieß gleich noch einmal zu. Und nochmal. Als sie unter sich nur noch eine blutige Masse sah und nicht mehr erkennen konnte, wo sie zustechen musste, ließ sie von dem Körper ab. Ihr Atem kam keuchend und und ihr Blickfeld wurde wieder größer, als der Adrenalinrausch nachließ. Kraftlos sackte neben dem reglosen Körper zu Boden. Der Schmerz kam. Allumfassend, heftig und erbarmungslos. Sie begann unkontrolliert zu zittern und allmählich wurde ihr bewusst, wo sie war und was gerade eben passiert war. Ein seltsamer Laut entrang sich ihrer Kehle, wie von einem verwundeten Tier.
Da war eine Leiche, direkt vor ihr auf dem Boden! Schrecklich zugerichtet in einer Blutlache, die immer größer wurde. Hatte sie das etwa getan?
Schritte näherten sich polternd und krachend flog die Tür auf. Anna kreischte verängstigt auf und kroch hastig nach hinten, bis sie die kalte Wand in ihrem Rücken spürte. Laute Stimmen bellten Befehle und Jemand rief ihren Namen.
Ein neues Gesicht tauchte vor ihr auf. Sie wusste nicht, ob sie noch die Kraft hatte, auch dieses zu zerstören, doch sie konnte sich nicht einfach ergeben! Sie schrie auf und ihre Zitternden Hände schlugen kraftlos nach dem Gesicht und hinterließen rote Streifen darauf. “Es ist vorbei, Anna! Es ist vorbei, es wird alles gut!”, sagte das Gesicht eindringlich. Es sprach weitere beruhigende Worte und nach einigen Sekunden erkannte sie das Gesicht und konnte es zuordnen. Es war Stefan! Stefan war hier! Stefan war ein Freund! Stefan musste nicht kaputt gemacht werden!
“Es ist vorbei. Ich bringe dich hier raus.”
Als seine Worte endlich zu ihr durch drangen nickte sie und starke Arme umfassten sie. Sanft wurde sie davongetragen.
“Du kommst zu spät.”, murmelte sie. Sie konnte kaum noch etwas erkennen, da ihr Gesicht anschwoll und die Augen von den zahlreichen Prellungen bereits zugedrückt wurden.
“Es schien doch alles nach Plan zu laufen. Wir haben alle Anweisungen genau befolgt.”, sagte Stefan.
“So ein Quatsch. Ich habe euch auf der Straße das Signal gegeben. Warum seid ihr nicht gekommen.”
Stefan klang aufrichtig verwirrt, als er sagte:
“Markus hat gesagt, du wärst bewaffnet und würdest den Kerl ausschalten, sobald er dich in sein Versteck gebracht hätte. Wir waren nur als Rückendeckung gedacht.”