Ich denke (etwas überspitzt ausgedrückt), mindestens 50% der hier im Forum geposteten Listen wird von Leuten gepostet, die Online Codex neu entdeckt haben, von seinen Möglichkeiten begeistert sind und voll Stolz präsentieren wollen, was für geile Listen sie machen können. Sieht man auch daran, dass sie oft angefressen reagieren, wenn dann tatsächlich ein alter Hase sich die Mühe macht, ihnen Verbesserungsvorschläge zu unterbreiten. In Wirklichkeit wollen sie nämlich keine; sie wollen nur, dass möglichst viele Leute schreiben: "Hey, Du hast aber eine coole Liste gemacht, die rockt ja voll."
Auch weit verbreitet sind die Pre Heresy-Listen. Entdecke ich immer öfter.
- "Hey, was haltet Ihr von meinen Grey Knights count as Pe Heresy 1000 Sons? Draigo ist Magnus!"
- "Hallo, wie findet Ihr meine Space Wolves count as Pre Heresy World Eaters?"
- "Schaut mal, meine abgefahrene Blood Angels count as Pre Heresy Emperors Children Liste, geil, oder?"
Ich würde gerne mal die ganzen Pre Heresy Armeen dazu sehen (wahrscheinlich, wenn überhaupt existent, 90% Mark VII). Die Ersteller wollen hier auch nur Schulterklopfen, keine Tipps.
Fazit: 50% reines Mitteilungsbedürfnis ohne echte Beratungswünsche. Der Rest träumt zur Hälfte von Allmachtlisten, mit denen er trotz völliger strategischer und taktischer Inkompetenz seine Gegner vom Tisch fegen kann. Verbleibt eine kleine Gruppe von Leuten, denen es Spaß macht, über die jeweils ideale Armeeliste für ein Volk zu tüfteln, egal, ob sie sie brauchen oder nicht. Oder sie wollen einfach nur labern, was sie aber auch (genau wie ich) beispielsweise in diesem erfrischenden Thread hier tun könnten. 😉
/signed!
@Ignazius:
Es ist halt (ungefähr) so:
Es gibt Bastler und Maler, die wollen basteln und malen. Und wären Modelleisenbahnen cooler oder (viele) Weltkriegs-Modelle detaillierter, dann würden sie das sammeln statt 40k.
Es gibt Spieler und derer wieder 2 Disziplinen: Sogenannte Fluffspieler, die den Hintergrund mögen und das Feeling lieben mit den im Hintergrund beschriebenen Armeen gegeneinander anzutreten. Die schlechten von denen finden Blizzard mittlerweile zu kindisch, haben dafür viel Geld, die guten (jeweils im Sinne von guter/schlechter Spieler, nicht guter/schlechter Mensch!) lieben düstere Geschichten und taktischen Anspruch. Die zweite Gruppe sind die sogenannten Turnierspieler, von denen die schlechten krampfhaft versuchen,mittels Spam und Mitläufertum, Powergaming und Codexhopping Minderwertigkeitskomplexe zu kompensieren. Die guten Turnierspieler sind in der Regel nicht sonderlich kreativ, dafür haben sie aber ein Talent im...hm...wie nennt man das? Regelkomplexe erfassen und nutzen (wer ein bestimmtes Rollenspielsystem schon lange und gut kennt, oder erfolgreich Jura studiert, der weiß, was ich meine...genau das können gute Turnierspieler gut)...das ist so auf halbem Weg zwischen Tech-Talk und Taktischem Verständnis.
So. Zwangsläufig sind alle o.g. Spieler (bis auf die schlechtesten Turnierspieler) gleichzeitig in verschiedener Intensität auch Maler und Bastler.
Davon mal ab (und da komen wir jetzt zu Deiner eigentlichen Frage) hat von der 3. zur 5. Edition vor allem eines stattgefunden: Das Internet. Früher gab es keinen so großen Unterschied zwischen den Fluff- und den Turnierspielern. Damals gab es auch nicht so viele Wiederholungen in den Listen, weil es weniger Austausch gab (bzw dieser nicht so breite Massen erreicht hat).
Heute, in Zeiten der Foren und social networks passieren viele Dinge gleichzeitig:
-Das Theoretisieren nimmt stark zu, d.h. hunderte Leute auen tausende von online-codex-Listen, ohne die Armeen zu haben (oder überhaupt haben zu wollen), nur, um darüber streiten/sich beweihräuchern zu können, ob 3 oder doch lieber 4 Maschinenkanonen auf 1500 Punkte der Weisheit letzter Schluss sein MUSS...^^
-Blödsinn + lange erarbeitete Erfahrung von Vielspielern gehen eine Verbindung ein und werden dann exponentiell als fundiertes (Halb-)Wissen verbreitet. Durch die üblichen Mechanismen in Foren (Flamewar etc.) verfestigen sie sich zu Dogmen. Das ist der Grund, warum z.B. Grey Knights (flüsterton) unbesiegbar sind, obwohl der Codex eigentlich (laut und mit pädagogischem Lächeln) doch ziemlich gut gebalanced ist...
Ich habe damals in der 3. Edition recht erfolgreich Blood Angels gespielt. Die galten damals nicht als overpowered, und ich wollte keine langweilige Listenmaximierung, sondern halt spielen, was ich cool und hübsch anzusehen fand. Gleichzeitig habe ich mich (ich spiele schließlich ein Kriegsspiel mit kleinen Figuren) ausgiebig (soviel, wie man das in dem Alter halt konnte) mit Taktik und Strategie beschäftigt...schön mit Freunden ausgetauscht und beraten, Clausewitz gelesen und Notizen gemacht, Sunzi gelesen (wesentlich schlechter als Clausewitz,aber halt besser für Zitate) und immerhin kein einziges Spiel verloren (obwohl ich so ein Fluffspieler,oder heißt das mittlerweile Bier & Bretzel? war). Einzig ein netter Spieler, der sich heute FenneQ nennt, hat mir damals ein Unentschieden abgerungen.
Heute beten ihn alle an, weil er zu den erfolgreichsten Turnierspielern Deutschlands gehört... *shrugs* (btw. ein netter Kerl und wie ich mittlerweile an ein paar 40Kings-Spielberichten sehen konnte, wirklich mittlerweile weit besser als ich... naja, kommt davon, wenn man 10 Jahre oder so nicht spielt.).
Punktum: Alle Kommentare hier im Internet sind nur halb so sicher und alle Weisheiten nur halb so selbstverständlich, wie sie klingen.
Und ja, das Listen basteln und posten, bis man die vermeindlich beste Kombination zusammen hat, um die dann zu kaufen, leidlich zu bemalen und dann zu wundern, dass man doch noch (öfter als gehofft) verliert, ist zur Zeit der Standart und gleichzeitig ein Unding, da hast Du Recht.
Und zum Preis: Gemessen an den Modellen, dem Kundensupport und dem Material ist GW natürlich totaler Wucher und ein ganz schlimmer Dr***-Verein, aber im Vergleich mit anderen Hobbys, die man ähnlich engagiert ausführt ist doch alles im Rahmen:
Zocker brauchen halt auch einen 600+ € PC, und selbst wenn nicht, kosten Spiele neu 30-50 € und da kommen ca. 1-4 Gute pro Quartal raus, so what? Schutzkleidung + Waffen für meinen Kampfsport würden auch 300-400 kosten, wenn man wirklich ausgestattet sein will, von Autoschrauben fange ich mal garnicht an...
Nur meine Meinung. Alles, was zu sauer aufstößt, müsst ihr mit einem Zwinkern lesen, weil nach allem bleibt es doch nur ein Spiel und ich hab das Thema mal einfach zum Ausholen meiner Erfahrungen der letzten 5 Monate seit meinem Wiedereinstieg in 40k missbraucht
😉
P.s.: An den Tyraniden und "Vanilla"-Marines sieht man gut,was ich meine: angeblich unbrauchbar und können nichts, etc... totaler Unsinn... vielleicht, wenn 40 Leute, die alle unfähig sind auf ein Turnier fahren und feststellen,dass ihre Tyraniden merkwürdigerweise gegen die 5 guten Spieler, die auch da sind verlieren. Carnifex macht statistisch wenig Sinn, erst Recht verglichen mit den neuen großen Käfern der Tyraniden. Aber:
Ein Carnifex in der Armee kann dolle Dinge tun, wenn man ihn richtig einsetzt, und eine Armee, die auf 1-3 davon aufbaut und sinnvoll konzipiert ist, kann (fast) so gut gewinnen, wie jede andere.
Nur über das, was wirklich zur Kunst gehört, kann man sich schlecht austauschen, also macht man es an den normativen Werten fest, die man hat: Punktkosten, Profile, Listen...