Aufbauend auf den Grundregeln für 40K gibt es von FORGE WORLD 30K als eigenes Spielsystem. Mit dem Erscheinen von BETRAYAL AT CALTH als Brettspiel mit 38 30K-Miniaturen wird es sicherlich für den ein oder anderen Interessant, diese nicht nur für 40K zu verwenden, sondern auch für den eigentlichen Zweck, die Horus Heresy als Tabletop.
Das kann schnell teuer werden, darum hier ein paar Tips.
Welche Fraktionen gibt es in 30K?
Natürlich Space Marines, allerdings die Legionen. Bisher sind 13 Legionen mit eigenen Regeln erschienen, Dark Angels, Blood Angels und White Scars sollen im voraussichtlich Anfang 2016 erscheinenden 6. Band Legionsregeln bekommen, Thousand Sons und Space Wolves kommen voraussichtlich erst mit dem mehrmals geschobenen Prospero-Band.
Weitere Fraktionern sind Imperiale Ritter, das Mechanicum mit 3 Listenvarianten, die Solar Auxilia als Quasi-Vorläufer des Militarum Tempestus und die Cults & Militia Liste, die ein Vorläufer des Astra Militarum ist. Die letzten 3 sind nicht mit ihren 40K-Equivalenten zu vergleichen und haben teilweise nur wenig gemeinsam.
Gibt es Xenos?
Nein. Allerdings können hier die 40K-Listen verwendet werden, was ggf. aber kleine Anpassungen braucht.
Gibt es das auf Deutsch?
Nein.
Was brauche ich, um 30K zu spielen?
Zunächst einmal die 40K-Regeln und ggf. Stronghold Assault. Die FORGE WORLD-Bücher braucht man nicht zwingend alle, obwohl sie allein vom Hintergrund her auf jeden Fall lohnen. Für Space Marines reicht aber der Band Horus Heresy Legiones Astartes Age of Darkness Army Lists. Ergänzend dazu gibt es im Band Horus Heresy Age of Darkness Legions alle Einheiten der in den ersten 5 Bänden beschriebenen Legionen.
Kulte, Miliz, Solar Auxilia und Ritter haben in Horus Heresy Crusade Imperial Armies eigene Listen. Kulte & Milizen sind ein Baukasten, aus dem man von Mutantenmassenlisten bis hin zu Beinahe-Space Marines einiges bauen kann, die 40K-Äquivalente sind am ehesten die Chaoskultliste aus Vraks und IA 13 und natürlich Astra Militarum. Solar Auxilia sind Elitetruppen, vergleichbar Tempestus Scions, aber umfangreicher. Ritter unterscheiden sich vor allem im Aufbau ihres AOP von ihren 40K-Nachfolgen.
Für das Mechanicum gibt es die Horus Heresy Mechanicum Taghmata Army List, die alle vorherigen Publikationen aus den ersten 5 Büchern ersetzt und teils deutlich abweichende Punktkosten hat. Hier enthalten ist auch die aktuellste Fassung der AGE OF DARKNESS-Regeln, die in Armeeaufbau- und Missionsregeln von 40K abweichen. Diese 4 "roten" Bücher enthalten keinen Hintergrund. Alle Einheiten aus Band 1-5 sind enthalten. Der Fluff steht aber nur in diesen Bänden.
Buch 1 - Betrayal beinhaltet die Istvaan III-Kampagne (die Regeln sind zum Großteil in Band 5 in einer neueren Version enthalten) und Zone Mortaalis (bei Forge World als Download erhältlich), ist aber nicht mehr wirklich notwendig, da die wesentlichen Regelinhalte inzwischen überarbeitet sind. Dazu jede Menge Hintergrund zu Istvaan III und den beteiligten Legionen der Sons of Horus, World Eaters, Death Guard und Emperors Children sowie eine veraltete kleine Mechanicumliste.
Buch 2 - Massacre dreht sich um das Landungszonenmassaker auf Istvaan V. Die Kampagne ist ebenfalls zum Großteil in Band 5 aktualisiert. Die neu behandelten Legionen sind die Iron Hands, Salamanders, Night Lords und Word Bearers (die in Band 5 eine ab Calth gültige überarbeitete Liste bekommen haben), außerdem eine zweite veraltete Mechanicumliste.
Buch 3 - Extermination hat mehrere Themen. zunächst geht es um die Flucht der überlebenden Raven Guard auf Istvaan V, dann ist die Raumschlacht von Phall enthalten sowie ein Angriff der Alpha Legion auf einen Außenposten des Mechanicums, das von loyalen Iron Warriors unterstützt wird. Neue Legionen sind die Iron Warriors, Imperial Fists, Raven Guard und Alpha Legion, außßerdem die bis dahin umfangreichste aber veraltete Mechanicumliste. Die Victory is Vengeance-Kampagne und die Zone Mortalis-Expansion für Weltraumgefechte sind noch aktuell.
Band 4 - Conquest enthält nur wenige neue Einheiten für die Legionen, ist aber nach dem Legions-Sammelbänden erschienen und daher noch aktuell. Der Schwerpunkt liegt aber auf der Solar Auxilia, die eine eigene Armeeliste mit exklusiven, teils nicht in 40K vorhandenen Einheiten erhält, und auf einer eigenen Ritterliste, die anders als die 40K-Liste mit individuellen Fähigkeiten der Ritter arbeitet, durch deren Zukauf ein Ritter in HQ/Standard/Sturm/Unterstützung einsoritert wird. Die im 2015er 40K-Codex neu eingeführten Ritter fehlen. Der Band enthält auch ein neues Kampagnensystem, Stadtkampfregeln, Strategic Raids und Relikte für alle Legionen sowie Mechanicum und Solar Auxilia.
Band 5 - Tempest dreht sich um Calth und führt die Ultramarines ein. Die Word Bearers erhalten eine leicht geänderte Liste, die ihrer Entwicklung seit Istvaan Rechnung trägt. Die Betrayal at Calth-Kampagne ist zum Großteil auch im Mechanicum-Band enthalten und bringt die Age of Darkness-Regeln auf den neuesten Stand. Neu ist die Armeeliste für Imperial Militia und Warp Cults, die so flexibel ist, daß mit ihr von hochtechnisierten Kolonien wie das Interrex bis zu primitiven Halbmenschen-Barbaren alles dargestellt werden kann. Das meiste kann mit Astra Militarum dargestellt werden, aber es sind nicht alle AM-Einheiten enthalten.
Band 6 enthält Regeln für die weiter oben genannten Legionen, außerdem Black Shields und Shattered Legions, versprengte Reste anderer Legionen mit teils zweifelhafter Loyalität. Außerdem gibt es neue Rites of War und ein paar Einheiten.
Für den Einstieg reichen also 1-4 oben genannte Sammelbände, jeweils zum Preis eines 40K-Codex
Kann ich meine 40K-Marines in der Heresy verwenden?
Jein. Grundsätzlich ist es natürlich möglich, 30K-Einheiten aus 40K-Modellen zusammenzustellen, wenn man die unterschiedlichen Waffenoptionen beachtet und die Truppmarkierungen ignoriert. Aber erstens sind 30K-Modelle natürlich viel cooler und zweitens sind Mk VII und Mk VIII-Rüstungen genaugenommen Anachronismen, auch wenn es da unterschiedliche Aussagen im Hintergrund gibt. Mk VI sollte in diesem frühen Stadium der Heresy (wir sind gerade erst bei Calth) nur die Raven Guard und in kleinen Mengen die Alpha Legion haben. Die Standard-Rüstungen sind Mk II, Mk III und Mk IV. Bei Termis ist das anders, neben den Cataphractii-Rüstungen aus der kommenden Box mit leicht abgewandelten Regeln (4+ Retter, dürfen nicht rennen) sind die bei FW erhältlichen Tartaros- und die 40K-Rüstungen absolut OK, wobei letztere ohne Crux sein sollten. Land Raider und Rhino-Chassis-Panzer, die in 30K erlaubt sind, können auch problemlos durch die 40K-Varianten dargestellt werden, Mk V-Dreadnoughts sind ebenfalls kein Problem.
Es gibt natürlich einige Sachen in 40K, die es in 30K nicht gibt, weil sie einfach noch nicht wiederentdeckt worden sind. Also keine Centurions, LR Redeemer / Crusader, Hunter/Stalker, und ein paar mehr. 40K-ähnliche Gravwaffen gibt es nur wenig, meist für das Mechanicum. Die 30K-Graviton-Waffen sehen anders aus und haben andere Regeln.
Bei Super Heavies gibt es eine einfache Regel - wenn es kein 30K-Equivalent gibt, sind die Regeln aus Escalation erlaubt. Man kann sogar Marine-Crews für einige Panzer kaufen, die in 40K nur dem AM zur Verfügung stehen.
Können 30K-Modelle in 40K verwendet werden?
Wenn es Regeln gibt, ist das kein Problem. Sollte ein FW-Fahrzeug nicht in IA 2.2 oder IA 13 enthalten sein, ist es vielleicht bei FW runterladbar. 40K-legale Modelle haben im Datasheet einen entsprechenden Vermerk. Fehlt dieser, sind sie nicht erlaubt.
Beispiele für 30K-exklusive Modelle sind der Sicaran Venator, der Glaive Super Heavy oder der Knight Styrix.
Wichtig ist in jedem Fall aber nicht nur das Fahrzeug selbst, sondern auch die Bewaffnung. Teilweise sind es unterschiedliche Optionen für in beiden Systemen vorhandene Waffen, oft gibt es aber die Waffe nur in einem der beiden Ssteme. In 40K gibt es z.B. nur eine einzige Volkite-Waffe (für den Cult Mechanicus), und genau diese fehlt in 30K.
Und dann ist da noch die Frage, für welche Seite ich die Sachen in 40K verwenden darf. Den Fire Raptor mit Reaper-Kanonen in den Kuppeln darf in 40K nur das Chaos verwenden, die Dreadclaw sowieso. Dafür haben in 30K Verräter plötzlich Zugriff auf ein paar Sachen, die sie in 40K verloren haben und um die sie ihre loyalen Brüder beneiden (obwohl sie es nicht zugeben würden).
Bei HH gibt es eine Auswahl an Alternativen zum CAD, die z.B. eine Angriffs- oder Verteidigungsstreitmacht darstellen können. Außerdem kann eine Legionsarmee, die einen Prätor (entspricht in etwa einem Ordensmeister) oder Primarchen enthält, auf Rites of War zugreifen. Neben den generischen RoW für alle Legionen hat jede Legion eigene, nur durch sie nutzbare. Die RoW gibt der Liste Sonderregeln, aber auch Beschränkungen. So gibt erst Orbital Assault Terminatoren Deep Strike, außerdem erhalten alle Einheiten mit Zugriff auf ein Rhino auch Zugriff auf Kapseln als Transportfahrzeug. Allerdings müssen alle Einheiten über Deep Strike ins Spiel kommen - und nur solche Einheiten sind erlaubt. Head of the Gorgon der Iron Hands gibt u.a. allen Panzern Flankenangriff - erlaubt aber nur eine Fast Attack-Auswahl und keine aliierte Legion.
Die Legionen haben außerdem spezifische Sonderregeln ähnlich der Ordenstaktiken und teilweise auch spezifische Ausrüstung. Z.B. haben nur Fists und Blood Angels Zugriff auf Sturmkanonen für Terminatoren (stylischerweise mit der alten Ladehemmung-Regel bei dreifacher Eins), weil diese das neue Gerät testen. World Eaters bekommen eine Gratis-Kettenaxt, Iron Warriors können bei variabler Spiellänge die 6. Runde erzwingen, Night Lords treffen besser in Nahkämpfen, in denen sie die Überzahl haben usw.
Dadurch unterscheiden sich die Legionen viel stärker, als es die Orden aus dem Vanilla-Codex tun. Man kann es eher mit den Unterschieden zwischen dem Vanilla-Codex und den BA/DA/SW-Codizes vergleichen. Und das Wichtigste - es steht nirgendwo, ob Eure Truppe zu Horus oder zum Imperator hält. Natürlich gibt es Legionen, die fast vollständig auf einer Seite gestanden haben, aber der Paramar-Konflikt in Band 3 zeigt eigentlich sehr gut, daß sowas nicht immer auf einer freien Wahl basierte. Die angreifende Alpha Legion trifft überraschend auf zufällig anwesende Iron Warriors, ohne zu Wissen, ob diese wissen, daß sie eigentlkich gegen den Imperator sein sollten. Also greift die Hydra an, und die IW müssen sich verteidigen. Dieses Konzept wurde mit den Black Shields/shattered Legions in Band 6 mit Regeln versehen. Ich bin mal gespannt, wie viele Fallen Dark Angels-Armeen demnächst auftauchen werden.
Ein weiterer Faktor, der zur Unterscheidung beiträgt, ist die unterschiedliche Organisation der Einheiten. Standard-Marines in 30K haben Bolter, aber weder Spezial- noch schwere Waffen. Dafür gibt es besondere Einheiten, die dann aber komplett mit einer Waffe ausgerüstet werden. 10 Plasmawerfer in einem Trupp gefällig? Bitte sehr!
Sowohl die Truppgröße als auch die Truppkosten unterscheiden sich von 40K, MSU wird über höhere Punktkosten bestraft. Grundsätzlich gilt die Faustregel, daß Standard-Trupps 10-20 Mann haben können, spezialisierte Trupps 5-10. Dabei kostet die Minimalauswahl eine fixe Punktzahl, die in 40K als teuer angesehen würde (zumal sie auch kein atsknf haben), jeder weitere Marine aber im Vergleich zu 40K eher wenig. In Zahlen: 10 taktische Marines kosten 150 Punkte, jeder weitere aber nur 10 mehr. Richtig interessant wird das bei Einheiten, bei denen bestimmte Optionen nur einmal pro Einheit bezahlt werden - z.B. kosten Meltabomben einer Spezialeinheit 25 Punkte, egal ob es 5 oder 10 Marines sind. Die meisten Optionen werden aber wie bei 40K pro Modell bezahlt. Das klingt gut - aber trotzdem ist so eine Einheit natürlich schnell richtig teuer. Einheitenkosten um die 400 Punkte sind nicht ungewöhnlich, und da wird auch klar, warum Terminatoren plötzlich interessant werden, denn 10 Klauentermis sind auch nicht viel teurer und nehmen so eine Einheit mit Servorüstungen ziemlich sicher auseinander.