Hallo Zusammen,
aus eigenem Interesse habe ich das Video von The Painting Phase grob zusammengefasst bei dem sie einen ex Games Workshop (GW) Mitarbeiter als Gast hatten. Dieser brachte einige interessante Punkte und Eindrücke mit wodurch ich vieles Verständlicher finde, wie GW bei seinen Entscheidungen vorgeht.
Vielleicht ergibt sich ja auch die eine oder andere Diskussion hierbei, wobei auch im Video immer wieder gesagt wird, dass es keine Entschuldigung für die Qualität mancher Produkte sei, sondern viel die GW Sicht der Dinge vorstellt.
Hier noch mal das Video an sich:
Ehemaliger (Senior) Designer für Hobby Produkte bei Games Workshop "Tom Hibberd"
Allgemein:
Contrast Paint
Fundamentales Problem:
Fokus auf Neukunden
Warum keine Wet Palette?
Warum keine Airbrush?
Was hat es mit der Air Gun auf sich?
Verpackung Miniaturen
Hobbyprodukte
Citadel Farben
Ich fand das Interview super spannend und vielleicht hat ja noch jemand anderes einen "Aha" Moment.
aus eigenem Interesse habe ich das Video von The Painting Phase grob zusammengefasst bei dem sie einen ex Games Workshop (GW) Mitarbeiter als Gast hatten. Dieser brachte einige interessante Punkte und Eindrücke mit wodurch ich vieles Verständlicher finde, wie GW bei seinen Entscheidungen vorgeht.
Vielleicht ergibt sich ja auch die eine oder andere Diskussion hierbei, wobei auch im Video immer wieder gesagt wird, dass es keine Entschuldigung für die Qualität mancher Produkte sei, sondern viel die GW Sicht der Dinge vorstellt.
Hier noch mal das Video an sich:
Ehemaliger (Senior) Designer für Hobby Produkte bei Games Workshop "Tom Hibberd"
- 20 Jahre im Betrieb.
- war unter anderem für Farben, Kleber und andere Hobby Produkte wie Maßbänder, Seitenschneider und Würfel zuständig.
- Als Senior Designer hat er auch viel Wissen über den unternehmerischen / finanziellen Background für die Produkte.
Allgemein:
- Games Workshop ist ein Aktienunternehmen mit ca. 3k Mitarbeitern und handhabt Dinge daher anders als vielleicht kleinere Firmen. Primär kommt es mit seiner Aussage rüber, wenn ein Produkt etc. nicht einen Umsatz von min. 100k (frei erfundene Zahl) generieren kann, ist es quasi uninteressant für Games Workshop. In der gleichen Zeit könnte man nämlich etwas entwickeln, dass diesen Umsatz erzielt.
- GW ist so ziemlich der einzige Tabletop Hersteller der wirklich neue Spieler ins Hobby bringt, gäbe es GW nicht, würden viele andere Firmen nicht existieren, weil sie auf deren Kundschaft angewiesen sind. Die anderen Hersteller sind auch im Vergleich so klein, dass GW diese nicht mal wirklich als Konkurrenz sieht.
- Solange GW mehr Figuren verkauft interessieren sie sich nicht besonders was andere Firmen machen, solange sie nicht direkt GW kopieren. (Hier würde ein Chad GW Meme passen)
Contrast Paint
- Intern als "Stain and Shade" bekannt.
- War ca. 5 Jahre in der Entwicklung. Die Komplexität sieht man bei der Konkurrenz, die lange für Nachahmungen braucht, die zudem überarbeitet werden müssen (Army Painter Speed Paint 2.0).
Fundamentales Problem:
- GW hatte finanzielle Probleme um 2015/2016, denn sie haben nicht genug Plastikmodelle verkauft und hatte sogar für ein paar Wochen Liquiditätsprobleme.
- Wie sich herausstellte, kamen keine bis kaum neue Leute ins Hobby. Der Einstieg ist teuer und viele Leute verloren die Lust, weil sie nicht schnell zufriedenstellende Ergebnisse erzielten. Ihr könnt euch auch bestimmt denken, dass das bei 13 bis 15-Jährigen noch stärker ausgeprägt ist, insbesondere in der heutigen Welt, in der viel auf "instant gratification" abzielt.
- Hibberd geht an der Stelle auf die "engagement curve" ein und wie wie das Interesse nach dem Kauf sehr hoch ist, aber durch das Grundieren, Bemalen der einzelnen Schichten, Washes, etc. das Interesse abflacht und dann versiegt.
- Frage: Wie komme ich mit möglichst wenigen Schritten (optimalerweise einem) an mein Ziel (ordentlich bemalte Modelle) und die Antwort war Contrast.
- "Contrast Paint saves GW from BANKRUPTCY?!" GW hätte auch so überlebt, aber es war ein Produkt, das zu genau richtigen Zeit kam und enorm bei dem Problem geholfen hat.
Fokus auf Neukunden
- GW Kunden sind primär 30 bis 40-Jährige Mütter, die für ihre Söhne die Sachen kaufen.
- Er spricht hierbei von der Hobby Trumpet, die mit der Zeit immer kleiner und fokussierter wird. Man startet also ganz allgemein im Hobby und sucht sich mit der Zeit seine Nische. An diesem Punkt nutzen diese Kunden wahrscheinlich Airbrushes, kaufen nur ein Teil der Produkte und nutzen andere Farben und sind damit nicht mehr die "eigentlichen" Kunden. Dafür gibt es an dieser Stelle Forgeworld und die vielen anderen kleinen Firmen, die diesen Teil des Hobbys abdecken.
Warum keine Wet Palette?
- Keine "100k Umsatz".
- Wurden intern nicht genutzt.
- Nutzen: Mischen. -> Anfänger wollen / können nicht mischen. Die Bemaltutorials etc. sind auch alle darauf aufgebaut, da es so einfacher zu reproduzieren ist.
- Nutzen: Farben halten länger. -> Braucht GW nicht, wollen ja mehr Farben verkaufen.
Warum keine Airbrush?
- Nicht für Anfänger geeignet.
- Kann nicht intern produziert werden, daher nur die Möglichkeit extern zu kaufen und teurer weiter zu verkaufen. Die Leute, die Airbrushes kaufen, würden wohl kaum 150%-200% des normalen Preises zahlen, nur weil ein paar Schädel und das GW Logo darauf ist.
Was hat es mit der Air Gun auf sich?
- Das war quasi die Lösungsidee für Grundierungen, als sie noch nicht die verschiedenen Farben in der Spraydose anbieten konnten.
Verpackung Miniaturen
- Viele Verpackungen haben eine ähnliche Größe, das kommt von den Regalen, die sie damals günstig gekauft hatten.
- Die Verpackungen haben sich geändert und wurden heller und haben seitlich Bilder bekommen, um in anderen Hobbyläden besser zu wirken. In GWs stehen ja alle Boxen mit der Vorderseite im Regal, während andere Händler diese aus Platzgründen aufgereiht hinstellen, wodurch man nur die Seite der Box sieht.
Hobbyprodukte
- Die alten Pinsel mit den blauen, roten und schwarzen Griffen sind die gleichen Pinsel.
- Die Artificer Layer Pinsel sind eigentlich Winsor & Newton Series 7 Pinsel.
- Wenn ihr mehr über die Seitenschneider hören wollt, ab 41:50 geht er genauer auf die älteren Modelle ein.
- Es gab die Idee für einen Föhn als Plasma Gun mit LEDs, um die Farbe zu trocknen, wurde aber nie umgesetzt.
- Der Gußgratentferner wurde für Finecast entwickelt und um ihn an Jugendliche verkaufen zu können. Skalpelle sind da etwas schwierig im Vergleich.
- Der Sekundenkleber braucht länger bis er klebt, damit sich die jungendlichen nicht zu schnell die Hände zusammen kleben.
Citadel Farben
- Farbnamen (ähnlich den Produktnamen) dienen dazu, die Produkte Markenrechtlich zu schützen. Die Namen der Farben hat sich (damals zumindest) Hibberds Boss ausgedacht.
- Sortimentwechsel, also wenn sich alle Namen/Farben ändern, wurden immer dann gemacht, wenn der Hersteller gewechselt wurde.
- Ändert sich eine Farbe ohne ein Sortimentwechsel, dann weil eine bessere Rezeptur gefunden wurde oder weil Bestandteile wie Pigmente nicht mehr lieferbar waren.
- Wie das Farbsortiment ursprünglich entstand: Für jede Armee wurden Base Layer, Wash, Highlight, etc. ermittelt, die man bräuchte, um die jeweilige Armee zu bemalen. Das wurde in einem kleinen Meeting Raum mit Sticky Notes geplant.
- Die Farben werden in Großbritannien (Manchester) produziert.
- Der Formfaktor dient der Abgrenzung zu anderen Herstellern. Zudem sind sie für Anfänger ausgelegt und da ist das "dippen" einfacher, weil sonst die erste Frage kommt: "und wo soll ich das jetzt draufmachen". Der gängige Farbtopf der anderen Firmen ist daher auch fürs Airbrushen ausgelegt, bei der man gut dosieren kann, das ist wie schon genannt kein Fokus von GW.
- Der Formfaktor der GW Farben soll aber auch ein designtechnisches Elend gewesen sein, bis alles richtig funktioniert hat.
- Corax White klumpt stark und separiert sich in weiße Klumpen und eine schwarze Brühe. Grund: Der Schwarzanteil ist für die Dreckkraft, da weiß an sich sehr kleine Moleküle hat und daher schlecht deckt, das Klumpen kommt davon, dass so viele Pigmente wegen für den Weißton nötig waren. Zudem war es ursprünglich für die Sprühdose gedacht, die das Schütteln ja erfordern. Andere Hersteller lösen das Problem mit den weißen Farben scheinbar mit viel Titanium, das auch in Zahnpasta ist.
Ich fand das Interview super spannend und vielleicht hat ja noch jemand anderes einen "Aha" Moment.
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