WHFB Wege des Lichts

Hi Freude des guten Geschmacks.

😀

Hier meine Story um die Waldelfen aus Asabion, das Volk der Delnoí, und ihre Helden.
Wird kontinuierlich fortgesetzt werden, sobald ich Gelegenheit zum Schreiben finde 😉

Viel Spaß beim Lesen,
und laßt Euch vom feedback posten nicht abhalten B)

Gruß
Virius




EDIT:
Mist, mann kann 1.) keine Leerzeichen an den Zeilenanfang setzen und 2.) nicht mehr als ein Leerzeichen hintereinander machen... <_< Naja, die From stimmt daher nicht ganz, aber der Inhalt ist derselbe 😉
 
WEGE


Und der Klingenwind wird entfesselt werden vom Zwiegeborenen
Welcher den unzerreißbaren Schleier über das Auge der Delnoí legt
Und das Feuer entfacht in der Zeit der Verlorenen.

Unüberwindlich werden sie scheinen, die Jünger des Teufels
Und alle Hoffnung stirbt in der Zeit des Wahnsinns
Doch zuletzt verbleibt sie im Herzen des Herolds des Zweifels

Am Ende aller Tage stehen allein die Sieben gegen die Flut
Und große Taten vieler bleiben unbesungen
Wenn die letzte Hoffnung erkauft wird mit derer blauem Blut.



(aus den Prophezeiungen von Talarnis)
 
P R O L O G


Der Aufprall auf den Boden war so hart, dass es ihm die Luft aus den Lungen presste. Gierig schnappte er nach Luft, woraufhin ein Schmerz in seiner Flanke aufflammte, der ihn zusammenfahren ließ und den Gedanken ans Atmen vorerst verdrängte. Als er schließlich doch der Gier nach Sauerstoff nachgab, drang der Staub vom dreckigen Tavernenboden ihm in Nase und Mund und brachte ihn zum Husten. Sein Mund füllte sich mit Blut – seinem Blut. Verflucht, dachte er, das ist nicht gut. Er spie aus, um den metallischen Geschmack loszuwerden und stemmte sich auf Unterarme und Knie hoch.
In diesem Moment traf ihn ein harter Tritt in der Seite und er stöhnte gequält auf, wobei er sich reflexartig zum Schutz zusammenkrümmte und dem Tritt zur Seite hin nachgab. Er war Schläge und Schmerzen gewöhnt und so gelang es ihm, die Zähne aufeinander zu pressen und nicht aufzuschreien, denn das hätte sie bloß weiter ermutigt.
Mehrere Paare starker Hände packten ihn und hoben ihn in die Luft. Er fühlte sich wie ein kleines Kind, obwohl er doch ein großer Mann war. Wie hatten ihn diese Männer überwältigen können? Er schob es auf das Bier. Irgendeins der Biere muß zuviel gewesen sein.
„Wir wollen dich hier nicht, hast du verstanden! Du hättest nicht herkommen dürfen und das weißt du auch, du Schwein. Das war dein letzter Fehler.“
Mein einziger Fehler war das viele Bier, du Penner, dachte er grimmig. Und den werde ich nicht noch mal machen – nie wieder rühre ich ein Bier an, schwor er sich.
Sie begannen damit, ihn hin und herzuschwenken. Benommen und mit zusammengebissenen Zähnen fragte er sich durch den Schleier aus Schmerz hindurch, was eigentlich geschah. Er sah, wie sie ihn zum Fenster hinüber trugen und ihm dämmerte es langsam. Das ist ganz und gar nicht gut! dachte er. Dann sah er das Fenster auf sich zukommen und benötigte all seine Aufmerksamkeit, um die Arme vor dem Kopf zusammenzuschlagen und nicht zu schreien. Er prallte gegen das geschlossene Fenster, welches in tausend Splitter zerbarst, und fiel hinunter auf den schlammigen Boden vor der Taverne. Zum Glück ist der Schankraum von diesem Drecksladen wenigstens nicht höher als der erste Stock! dachte er sarkastisch, während er seine Knochen zählte. Welches gottverlassene Wirtshaus hat den Schankraum schon im ersten Stock?! Er zuckte vor Schmerzen zusammen als er sich zu hastig bewegte. Er war angeschlagen, aber unter den Umständen hatte er noch Glück gehabt. Außer einer Rippe schien nichts gebrochen zu sein. Er hustete Blut. Vielleicht hatte ich doch nicht ganz soviel Glück, dachte er.
Im Stockwerk über sich hörte er aufgeregte Stimmen. Mühsam und mit schmerzverzerrtem Gesicht versuchte er sich aufzurappeln. Er musste weg hier, soviel war ihm klar.
„Wir sind noch nicht fertig mit dir, Hundesohn! - Jungs, holt ihn wieder her! – Großer Krieger, hä?! Ein armseliger Aufschneider bist du! Warte nur, wir machen dich fertig!“
Mit verzweifelter Anstrengung zog er sich an der Hauswand hoch und gelangte schwankend auf die Beine. Vielleicht hätte er tatsächlich nicht herkommen sollen. Seine Waffen waren in seinem Zimmer im zweiten Stock. Ausgeschlossen, sie jetzt zu holen. Er würde sie später wiederkommen müssen, jetzt gab es keine Möglichkeit dafür. Aber gänzlich unbewaffnet war er nie. Grinsend und spuckend zog er einen seiner versteckten Dolche. Dann machte er sich so schnell er konnte auf, zwischen die Häuser in die schützenden Schatten. Am Ende der Gasse warf er noch mal einen Blick zurück: Im Fenster des ersten Stocks sah er das Gesicht des Mädchens, vom Schein der Öllampen erleuchtet. Sie hatte immer noch Tränen in den Augen und ein von zerlaufener Schminke verschmiertes Gesicht. Er sah, wie sie mit den Lippen leise das Wort „Danke!“ formte. Dann verschwand ihr Gesicht.


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E R S T E S K A P I T E L


Markes saß am Waldrand auf einer Baumwurzel und ließ seinen Blick über die grasbedeckten Hügel im Südwesten schweifen. Doch weder das saftige Grün der Wiesen noch das strahlende Blau des klaren Frühlingshimmels erreichten sein Bewusstsein, denn seine Gedanken waren auf etwas anderes gerichtet als auf das, was seine Augen sahen. Zum ersten Mal in seinem langen Leben war er von einem Gefühl erfüllt, das er so nie gekannt hatte. Er hatte es sich bis heute nicht eingestehen wollen, aber das, was er fühlte, war … Furcht.
Oh, er fürchtete nicht um sich selbst, es war nicht diese Art von Furcht. Es war mehr eine Art sehr großer Sorge, eine Hoffnungslosigkeit im Angesicht einer düsteren Zukunft. Angst um die, die ihm lieb waren. Markes schämte sich für seine Angst. Er sollte seinem Volk ein Vorbild sein und ihnen Mut für den heraufziehenden Sturm einflößen – doch er konnte es nicht. Wie sollte er ihnen Mut machen, wenn er selbst keine Hoffnung sah? Er wusste, dass die Zukunft noch nicht geschrieben war, schließlich war ihm dies von klein auf von den Magiern so gelehrt worden. Doch angesichts des nahenden Krieges kamen Markes Zweifel an diesem Wissen, und er fragte sich, ob ihr aller Schicksal nicht doch schon längst feststand.
Der alte Schwertmeister war so in seine trüben Gedanken vertieft, dass er die sich ihm nähernde Gestalt erst spät bemerkte. Anhand der leichten Schritte hinter sich konnte er die Gestalt sofort identifizieren. Das Geräusch der leisen Tritte beschwor unwillkürlich das Bild der kleinen Kaira hervor, wie sie sich zwischen den Bäumen hindurch an ihn heranschlich und dabei angestrengt versuchte, nicht so auszusehen, als ob sie schlich – für den Fall, dass er sie doch bemerkte.
Früher war ich wachsamer, schalt er sich bevor er ohne sich umzudrehen laut sagte: „Du solltest nicht hier sein, Kaira.“
Falls Kaira durch seine Worte überrascht wurde, ließ sie es sich jedenfalls nicht anmerken.
„Du aber auch nicht, Vater.“ Sie grinste und stellte sich vor ihn. „Du solltest bei den Truppen sein. Ich habe Dich gesucht.“
Er blickte sie an. Schlagartig wurde das Bild des kleinen Mädchens verdrängt und ihm wurde wieder bewusst, dass aus ihr längst eine junge Frau geworden war: eine Bogenschützin, stark und lebendig, selbstbewusst und so voller Hoffnung…
„Hmm,“ brummte er, „Lord Phales schickt Dich?“
Sie lachte. „Ja. Wieso weißt Du immer alles?“
Er antwortete nicht auf ihre Frage, sondern blickte wieder an ihr vorbei auf den Horizont hinter den Hügeln. „Warum sollte ich bei den Männern sein? Sie ziehen heute abend los und ich werde nicht mit ihnen gehen. Ich habe sie jahrelang ausgebildet und für weiteres Training fehlt jetzt die Zeit. Sie werden mit dem, was sie können, zurecht kommen müssen.“ Bitterkeit schwang in seiner Stimme mit.
„Aber Du solltest dort sein! Alle machen sich bereit, packen ihre Taschen, verabschieden sich von ihren Liebsten! Du musst dort sein, Du bist schließlich Markes! Markes, der Bezwinger von Kourdros! Der Held von Asabion! Du bist die Geistklinge! Dein Anblick wird ihre Herzen stärken!“
Markes schüttelte den Kopf und erhob sich. „Ich kenne diese Ehrennamen. Aber diesmal ist es anders. Ich war von Anfang an dagegen, in diesen Krieg zu ziehen und damit unseren traditionellen Weg zu verlassen. Ich habe Lord Phales angefleht auf mich zu hören, aber er war zu starrsinnig! Dieser Krieg wird unser Untergang sein…“ Er wandte sich ab und ging in Richtung der Wiesen. Aus der Ferne erklang das Geklirr von aufeinander prallenden Schwertern und leise Rufe. Kaira folgte ihm.
„Ich weiß, dass Du es so siehst. Aber trotzdem, Du hast alle unsere Krieger im Schwertkampf ausgebildet und Du bist ihr größtes Vorbild. Wenn Du nicht an sie glaubst, wer dann? Du solltest mehr Vertrauen in ihre Fähigkeiten haben. Ohne Hoffnung werden sie nicht bestehen können.“
„Dann soll Phales ihnen diese Hoffnung geben! Unsere Wälder zu verlassen und sich dem CHAOS entgegen zu stürzen ist Wahnsinn! Die letzten Jahrhunderte konnten wir nur bestehen, indem wir unserem Weg treu blieben! Wir brauchen die Wälder genauso, wie sie uns brauchen. Ohne ihren Schutz werden wir vom CHAOS hinweggespült werden….“
Erschrocken schwieg Kaira. Vielleicht hat sie den Ernst der Lage nun endlich begriffen, dachte Markes grimmig. Es tat ihm weh, seiner Tochter den Mut zu nehmen, aber er konnte nicht anders. Für ihn war der Kriegszug Selbstmord. Die einzige kleine Chance für sein Volk den Sturm des CHAOS zu überstehen, die er sehen konnte, war hier in ihren Wäldern, wie sie es seit alters her in Kriegszeiten getan hatten.
Schweigend gingen sie eine Weile nebeneinander her, beide in ihre eigenen Gedanken vertieft. Die Kampfgeräusche wurden lauter, und als sie beide auf einem Hügel standen und in eine Senke hinunter blickten, sahen sie die Kriegstänzer bei ihren Schwertübungen. Die jungen Elfen lachten und scherzten und verspotteten sich gegenseitig, während sie spielerisch mit den scharfen Klingen umher wirbelten. Geschmeidig tanzten sie in den aus Stöcken gelegten Schwertkreisen, so schnell, dass selbst Markes Mühe hatte, ihren Bewegungen mit den Augen zu folgen. Sie alle trugen stolz rituelle Tätowierungen zur Schau und ihre mit bunten Bändern zu Zöpfen geflochtenen Haare klebten an den schweißnassen Körpern. Markes konnte ihre Prahlereien bis auf den Hügel hinauf hören und schüttelte missbilligend den Kopf.
„Da ist Jared!“ Kaira war mit einem Schlag wieder die alte. Sie gab ihrem Vater einen Kuss auf die Wange. „Weißt Du, vielleicht erfordert es der große Sturm, die alten Wege zu verlassen um zu überleben. Wer weiß?“ Sie zwinkerte ihm zu und lief den Hügel hinunter zu den Kampftänzern. Markes lächelte. Wie hatte er glauben können ihr den Lebensmut geraubt zu haben? Er hatte ihn allenfalls für eine Weile gedämpft.
Als die jungen Männer Kaira auf sich zu kommen sahen, hielten sie in ihrem Waffenspiel für einen Moment inne. Markes musste gegen seinen Willen schmunzeln. Kaira war eine wunderschöne und sehr temperamentvolle junge Elfe und bot einen reizenden Anblick wie sie dort die Wiese hinunterlief. Fast jeder junge Krieger träumte von ihr, aber ihr Herz gehörte allein Jared. Unten angekommen fiel sie ihm um den Hals und winkte dann zu Markes hinauf.
Der junge Prinz Jared war der jüngere von Lord Phales beiden Söhnen und ein echter Heißsporn. Er war der Anführer der Kampftänzer und Markes’ bester Schüler. Aber er war auch leichtsinnig und ging im Kampf oft unnötige Risiken ein, da er sich selbst für unverwundbar hielt. Seine Überheblichkeit war sein einziger Fehler, und er war sehr beliebt bei seinen Männern.
Prinz Rhoegaen löste sich von der Gruppe und hielt den Hügel hinauf auf Markes zu. Rhoegaen war der ältere von Phales Söhnen und somit Erbe der Königswürde. Er war ein erfahrener General und Krieger und würde die Streitmacht anführen.
„Friede sei mit Dir, Markes Geistklinge.“ grüßte er den Schwertmeister.
„Und Friede sei auch mit Dir, Prinz Rhoegaen.“ antwortete Markes, obwohl er es besser wusste.
„Du bist also sicher, dass Du uns nicht begleiten willst?“ fragte Rhoegan. Markes konnte die versteckte Hoffnung aus Rhoegans Worten heraushören, obwohl dieser sich Mühe gab, ein unbewegtes Gesicht zu machen. Es wäre dem General sicher wohler, wenn ihm die Geistklinge in den Krieg folgen würde, dachte er bei sich.
„Ich habe meine Entscheidung bereits getroffen.“
„Ich habe befürchtet, dass es dabei bleibt, aber Du verstehst sicher, dass ich trotzdem fragen musste. Nun gut, dann werden wir uns eben ohne Dich behaupten müssen.“
Markes nickte. Dann legte er Rhoegaen den Arm auf die Schulter und nahm ihn ein Stück mit sich, den Weg zurück zum Wald. „Ich mache mir Sorgen um Euren Bruder, Prinz.“
Nur ein Hauch seiner Überraschung blitzte in seinen Augen auf, ansonsten blieb Rhoegaens Miene unbewegt. „Wieso? Er ist ein guter Schwertkämpfer, der beste Kriegstänzer den wir haben.“
„Ja, das weiß ich. Ich habe ihn schließlich ausgebildet. Aber ihm fehlt jede Furcht vor dem Feind. Jegliche Art von Respekt vor dem Tod oder auch nur vor der Möglichkeit, verletzt zu werden ist ihm fremd! Er ist einfach zu waghalsig, und das darf ein Anführer nicht sein, und ein Prinz schon gar nicht. Wenn er fallen sollte, dann fällt nicht nur er, sondern der Kampfgeist Deiner ganzen Armee!“
Rhoegaen sah ihm ernst in die grünen Augen. „Rede nicht von dieser Möglichkeit. Seine Stärke kommt aus seinem offensiven Kampfstil. Er ist gut, und Du weißt das. Wenn er tatsächlich fallen sollte, sind wir ohnehin dem Untergang geweiht. Aber ich glaube nicht, dass es irgendjemanden in den Reihen des CHAOS gibt, der es mit ihm aufnehmen kann.“
Markes lachte laut auf. „Ha! Gerade von Dir hätte ich andere Worte erwartet! Du kennst die Kreaturen des CHAOS, wir haben Seite an Seite gegen sie gekämpft! Und diesmal wird es schlimmer sein als je zuvor. Bist Du denn tatsächlich so verblendet von seinen Fähigkeiten? Vielleicht gibt es niemanden, der es mit ihm aufnehmen kann, aber etwas gibt es ganz sicher! Jared mag tödlich sein im Kampf Mann gegen Mann, aber im Krieg gibt es keine Regeln, keinen Schwertkreis, keine Fairness, besonders nicht gegen das CHAOS! Und ihm fehlt die Erfahrung mit echten Schlachten. Bislang hat er gegen nichts wilderes als einen Ork und nichts größeres als einen Troll gekämpft! Er ist auf die Armeen des CHAOS nicht vorbereitet.“
Rhoegaen antwortete mit ruhiger Stimme. „Warst Du denn darauf vorbereitet, als Du zum ersten Mal gegen einen Dämon gekämpft hast? Gegen einen Drachen? Darauf kann man einen Mann nicht vorbereiten, Markes. Man kann ihm nur alles beibringen, was man weiß und hoffen, dass aus ihm ein wahrer Krieger wird.
Es ist ohnehin entschieden. Bleibe Du mit Deinen Kriegern hier und beschütze die Königin. Wir werden in den Krieg ziehen, wir werden das Feuer zum CHAOS tragen. Dir mag das nicht gefallen, aber mein Vater hat so entschieden. Und ich bin seiner Meinung. Du hast es selbst gesagt: dieser Sturm wird schlimmer werden als je ein Krieg zuvor. Daher müssen wir das CHAOS aufhalten, bevor es den Wald erreichen kann. Selbst wenn wir den Sturm hier überstünden, so wäre es doch das Ende vom Wald wie wir ihn jetzt kennen, er wäre verwüstet und öd. Nein, das CHAOS darf niemals bis hierher gelangen und deshalb müssen wir gehen!“
Immer noch zweifelnd umarmte der Schwertmeister seinen einstigen Schüler. „Ich wünsche Dir den Segen des Waldes, mein Prinz. Möge das Kriegsglück auf Deiner Seite weilen.“ Sie drückten sich fest und ließen dann voneinander ab. „Und passe mir gut auf Kaira auf.“
Hätte Rhoegaen den alten Schwertmeister nicht besser gekannt, er hätte in der letzten Bemerkung eine versteckte Drohung gehört. „Ich werde nicht ohne sie zurückkehren.“ versprach er. Ein letztes Mal blickten sie sich in die Augen, nickten sich gegenseitig zu und drehten sich dann um.
Ohne ein weiteres Wort trennten sich die beiden Krieger. Einer ging zurück in Richtung des Waldes, während der andere hinaus auf das hügelige Grasland lief.
Die Zukunft war noch offen und das Kriegsglück würde entscheiden, welcher Weg der richtige war.


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Z W E I T E S K A P I T E L


Jared lachte, als ihm Kaira um den Hals fiel. Sie küsste ihn stürmisch und er erwiderte ihren Kuß, bevor er sich mit sanfter Gewalt wieder von ihr löste. Sie wollte ihn noch weiter küssen, aber seine Männer standen um sie herum und feixten bereits.
„Genug davon!“ fuhr er sie an. Augenblicklich waren die Krieger still. „Wir haben lange genug gespielt. Wir müssen nun endlich zu den Truppen stoßen. Sie werden bereits auf uns warten. Schließlich sind wir ihre Elite!“ Gelächter und zustimmende Schreie erhoben sich unter den Kriegstänzern und sie setzten sich sogleich in Bewegung, die Hügel hinauf. Kaira warf ihm unter einer hochgezogenen Braue einen Blick zu. Er musste grinsen. „Deswegen bist Du doch gekommen, oder?“
„Bin ich eigentlich wirklich so leicht zu durchschauen?“ schmollte sie. Er fand, sie sah entzückend aus.
„Nur für mich, mein Engel.“ Er küsste sie noch einmal sanft. „Aber ich freue mich, dass Du gekommen bist. Vater hätte ja auch jemand anderen schicken können.“ Er zwinkerte ihr zu und gab ihr einen Klaps auf den Hintern, während er ihr mit einer Geste bedeutete, den Kriegstänzern zu folgen.
Die Kriegstänzer der Delnoí waren die gefürchtetsten Schwertkämpfer der Welt. Jeder einzelne von ihnen hatte sich bereits als junger Elf für den Weg des Schwertes entschieden und selbst der unerfahrenste Kriegstänzer übte bereits seit zweihundert Jahren unter der strengen Ausbildung von Markes Geistklinge persönlich. Ein Kriegstänzer war nicht einfach nur ein gewöhnlicher Krieger: sie benutzten Magie, um ihre ohnehin schon unglaublichen Fähigkeiten mit dem Schwert noch zu verstärken. Da sie auf Schnelligkeit und Beweglichkeit setzten, trugen sie keine Rüstungen, sondern waren im Gegenteil fast nackt, bis auf ein paar Riemen, in die sie ihre Schwerter und Messer stecken konnten. Bunte Bänder schmückten Haare und Glieder, und rituelle, magische Tätowierungen zierten den ganzen Körper. Selbst ihre Gesichter wurden von den feinen Linien durchzogen. Wie alle Krieger der Waldelfen konnten sie sich lautlos und ungesehen durch die Wälder bewegen, um plötzlich und erbarmungslos zuzuschlagen.
Jared war nicht der älteste von ihnen, aber er war ihr anerkannter Anführer. Der Anführer der Kriegstänzer war immer ihr bester Schwerttänzer, der beste Schüler des Meisters. Diese Position inne zu haben war eine Ehre und der erste Tänzer, wie der Anführer der Kriegstänzer genannt wurde, führte seine Männer immer persönlich an vorderster Front in die Schlacht. Der Meister selbst, der Sh’uundaí, zog nicht mehr in den Kampf, seine Aufgaben bestanden vielmehr darin, sein Können an die jüngeren Kriegstänzer weiterzugeben sowie die Zunft der Kriegstänzer zu führen und vor dem Rat zu vertreten. Sobald der erste Tänzer ihn im Duell besiegte, wurde er der neue Sh’uundaí und bestimmte seinen Nachfolger. Aber daran dachte Jared noch lange nicht. Zwar hielt er sich für unbesiegbar, doch hatte er zuviel Respekt vor Markes Geistklinge. Außerdem wollte er noch gar nicht Schwertmeister sein – er wollte in der Schlacht seinen Platz einnehmen, dort, wo die Kämpfe am härtesten tobten.
Beim Gehen warf er einen verstohlenen Blick auf die neben ihm gehende Kaira. Sie bemerkte es und ergriff lächelnd seine Hand. Jared war nicht wohl bei dem Gedanken, dass Kaira mit in den Krieg zog. Er würde sie nicht beschützen können, denn für gewöhnlich kämpften die Kriegstänzer weitab von der Hauptschlachtlinie. Kaira war eine Bogenschützin und würde daher nicht in seiner Nähe sein. Obwohl Jared sehr wohl wusste, dass Kaira gut auf sich aufpassen konnte, wäre es ihm lieber gewesen, sie sicher zuhause im Wald zu wissen, beschützt von Markes und der königlichen Garde.
Nach einigen hundert Schritten wurden sie von Rhoegan eingeholt, der hinter ihnen her gelaufen kam.
Rhoegan, sein Bruder. Sein Vorbild in jungen Jahren, doch hatten sie beide längst ihre eigenen Wege eingeschlagen.
„Du hast also mit dem Sh’uundai gesprochen“, meinte Jared. Es war mehr eine Feststellung als eine Frage.
„Ja. Er wird nicht mit uns kommen.“
Jared nickte, das war nichts Neues. Sein Bruder war als Königssohn ebenfalls von dem Sh’uundaí trainiert worden, obwohl er kein Kriegstänzer war. Er war der Kronprinz und Thronerbe der Delnoí und musste viele Dinge lernen. Jared beneidete ihn nicht. Ihnen beiden war von früher Kindheit an beigebracht worden, dass Macht eine Bürde und kein Privileg war. So hatte Rhoegan also, während Jared zum Kriegstänzer ausgebildet wurde, Lektionen in Schwertkampf und Politik, Bogenschiessen, Poesie, Spurenlesen, Magiekunde, Geschichte und militärischer Taktik erhalten. Er war charismatisch und diplomatisch, der geborene Anführer. Rhoegan würde die Armee der Delnoí in die Schlacht führen. Er war das strahlende Sinnbild von Größe und Hoffnung für ihr Volk.
Aber Jared konnte ihm jederzeit eine verpassen! Grinsend sprang er plötzlich hoch, umging die Deckung seines Bruders und verpasste ihm einen Klaps auf den Rücken. „Sei nicht so ernst, Bruder! Wir brauchen den Sh’uundaí nicht! Du hast doch mich!“ Er zwinkerte. „Ich werde schon auf Dich aufpassen.“ Kaira neben ihnen schmunzelte.
Ein wenig gequält lächelte Rhoegan. „Du bist zu leichtfertig, Jared“, seufzte er. Dann musste auch er grinsen. „Aber ich bin froh, den besten Kriegstänzer aller Zeiten an meiner Seite zu wissen.“
„Na also, Bruder! Sogar Du kannst auch mal den Ernst vergessen! Das Leben muß man genießen, hat Dir das denn niemand beigebracht?!“
„Doch, aber in Zeiten wie diesen fällt mir das schwer.“ Er warf einen Blick auf Kaira. Jared bemerkte es und musste schlucken. Rhoegan hatte vor zwei Jahren seine Frau Jisaniél durch einen Übergriff der Tiermenschen verloren. Es war der erste Angriff seit vielen Jahren gewesen und hatte den erneuten Sturm des CHAOS eingeläutet. Seit er ihren Leichnam in seinen Armen gehalten hatte, war Rhoegan nicht mehr derselbe. Äußerlich hatte er den Verlust zwar anscheinend gut verarbeitet, aber Jared wusste, wie sehr er immer noch darunter litt. Der Kronprinz war ernster und stiller geworden und hatte sich mehr und mehr auf seine Aufgaben konzentriert. Es schien, als habe er überhaupt kein eigenes Leben mehr, sondern sei ausschließlich noch für sein Volk da. Jared vermutete, dass Rhoegan innerlich zwischen der Trauer um seine geliebte Frau und dem sengenden Wunsch nach Rache zerrissen wurde. Vielleicht will er deshalb das Feuer zum CHAOS tragen, überlegte er.
Er schlug seinem älteren Bruder noch mal aufmunternd auf die Schulter. „Umso schwerer etwas fällt, desto höher ist der Lohn! Komm, machen wir einen Wettlauf bis zu den Tänzern! Ich gebe Dir auch einen Vorsprung!“ und damit lief er bereits los.
Rhoegan blickte zu Kaira und sagte: „ Na los, Mädchen, zeigen wir dem Aufschneider, wie langsam er ist!“ bevor er hinter seinem Bruder herstürzte. Kaira lachte und rannte hinter den beiden her.

Die drei erreichten zusammen mit der Gruppe aus dreißig Kriegstänzern die sich sammelnde Armee. Tausende Elfen hatten sich am südlichen Waldrand eingefunden, fast das gesamte Volk der Delnoí war heute hier. Die einen, gewappnet und gerüstet, bereit, die Heimat zu verlassen und in eine ungewisse und düstere Zukunft zu ziehen. Die anderen, um ihren Familienmitgliedern und Freunden Lebewohl zu sagen und ihnen Glücksbringer und kleine Andenken mit zu geben. Alle wussten, dass viele von ihnen nicht zurückkehren würden.
Jareds Vater, Lord Phales, der König von Asabion, war ebenso anwesend wie seine Frau Irisha. Jared sah auch seine Tante Maevoliél, die zusammen mit ihren Akolythen für den magischen Schutz der Armee sorgen würde. Maevoliél war eine mächtige Zauberin, genau wie seine Mutter, und war die erste Magierin bei den Delnoí. Anders als die Königin würde sie jedoch in den Krieg ziehen. Diese ungewöhnliche Tatsache machte Jared einmal mehr deutlich, in welch großer Gefahr sie sich befanden, zumindest der Meinung seines Vaters nach. Außer seiner Mutter würden nur drei der vierzehn Zauberer im Wald bleiben, der Rest würde unter Tante Maes Führung mit der Armee marschieren. Noch nie zuvor war der Wald ohne den magischen Schutz von mindestens einem Dutzend Akolythen gewesen.
Vergleichbar war auch das Aufgebot an weltlichen Streitkräften. Der Königshof besaß eine ansehnliche Streitmacht zur Verteidigung des Waldes vor den Übergriffen von Menschen, Orks und Tiermenschen. Aberhunderte teilweise berittene Bogenschützen, Waldwächter und Kundschafter wurden bei besonders großen Angriffen von den Kriegstänzern, Baummenschen und Kriegsadlern unterstützt. Nun waren sie alle hier, nur wenige würden zurückbleiben, um die Königin und den Baumpalast zu verteidigen. Noch nie war die Armee der Delnoí so vollständig an einem Ort versammelt gewesen. Jared sah sogar ein paar Drachen und ein Kontingent Falkenreiter. Tante Maevoliél ritt auf einem großen und stolzen Einhorn.
Seine Eltern standen auf einer kleinen Anhöhe und betrachteten die sich sammelnde Armee. Um sie herum standen ihre prunkvollen Leibwachen in glänzenden Rüstungen, die mit entschlossener Miene und langen Speeren wachten, als erwarteten sie jeden Augenblick einen aus dem Wald heranstürmenden Centigor aufspießen zu müssen. Jared schnaubte verächtlich. Seiner Meinung nach sollte die Kriegstänzer für den Schutz des Königspaares verantwortlich sein, und nicht diese Gecken. Er wäre dreimal um eine der Wachen herumgelaufen, bis diese sich in ihrem Panzer auch nur bewegt hätte.
Lord Phales und Lady Ishara blickten huldvoll auf die Menge herab. Rhoegaen nickte seinem Bruder zum Abschied knapp zu und gesellte sich zu ihnen. Kaira ergriff die Gelegenheit, Jared noch einen langen Kuss zu geben.
„Ich würde gerne bei dir bleiben, Liebster, aber ich fürchte, meine Gruppe wartet schon auf mich.“ Sie blickte ihn traurig aus großen grünen Augen an, ein Blick, der ihm fast das Herz zerriss. Er verdrängte die Angst, sie in diesem Augenblick vielleicht das letzte Mal zu sehen.
„Ich weiß, meine geliebte Kaira. Ich weiß. Du musst gehen, die Armee wird bald losmarschieren. Ich liebe Dich! Pass’ auf Dich auf, ja? Wenn wir zurückkehren, werden wir heiraten!“ Er gab ihr noch einen schnellen Kuss, der dann doch etwas länger und inniger wurde.
„Ich liebe Dich! Auf bald, mein Liebster!“
„Auf bald, mein Sonnenlicht.“
Jared blickte ihr hinterher, bis sie in der Menge verschwunden war. Dann seufzte er auf und ging seinem Bruder hinterher, den Hügel hinauf.
Rhoegaen sprach gerade leise mit seinem Vater. Als Jared zu ihnen trat, sahen sie auf und der König nickte ihm zu. „Jared, mein Sohn. Es ist eine Weile her.“
„Vater.“ Jared neigte leicht sein Haupt.
„Du hättest deiner Mutter und mir deine Gunst erweisen können und uns öfter besuchen, gerade in den letzten Tagen vor der Abreise.“
„Ich bitte um Verzeihung, Vater, aber ich hatte viel zu tun. Meine Männer brauchten mich und wir haben unser Training verdoppelt.“
„Sicher. Nur überlasse ich es das nächste Mal dir, das deiner Mutter zu erklären“, sagte Phales freundlich und mit einem Zwinkern im Auge. „Nun, es ist alles bereit. Alle Worte sind gesagt, alle Dinge getan. Das Unvermeidliche lässt sich nicht noch länger aufschieben.“ Er legte seine Arme um seine beiden Söhne und ging mit ihnen langsam ein paar Schritte nach vorne. „Ihr wisst, dass mein Segen und der Eurer Mutter Euch begleiten werden. Jared“, wandte er sich an den jüngeren seiner Söhne, „Du musst auf deinen Bruder hören. Er ist dein General, der Anführer der Armee. Er ist weise und stark, lass’ dich von ihm führen, so wie die Hand die Klinge führt. Sei bescheiden und strebe nicht nach Ruhm. Du bist stark und wirst unserem Volk und mir Ehre bereiten.“ Er drückte Jared und wandte sich dann an Rhoegaen. „Auch dir mein Sohn spreche ich meinen Segen aus. Möge dir das Licht in deinem Inneren im Angesicht des CHAOS den Weg erleuchten. Achte auf die, die dir anvertraut wurden, doch scheue nicht unumgängliche Entscheidungen. Sei weise. Ich liebe Dich und bin stolz auf dich, was auch geschehen mag.“
Jared wurde zappelig, noch während sein Vater sprach. Er liebte ihn, und er liebte auch Rhoegaen, aber sein Vater wiederholte seine Worte zu oft, so als glaubte er, sie würden dadurch bedeutungsvoller. Angespannt und voller Tatendrang ließ er auch die Verabschiedung seiner Mutter geduldig über sich ergehen, während er sich insgeheim nach dem Aufbruch sehnte. Er wusste, dass seine Eltern nur das Beste wollten, aber manchmal ertrug er ihre Nähe nicht. Wie auf glühenden Kohlen verfolgte er seines Vaters geschwollene Rede zur Armee, hörte nur mit einem Ohr hin. Seine Gedanken waren bei seinen Schwertbrüdern, den Aufgaben, die vor ihnen lagen und bei Kaira. Er wurde aus seinen Gedanken gerissen, als sich in der Menge unter ihm ein erstauntes Gemurmel erhob.

Markes betrachtete die versammelte Menge während er sich ihr gemessenen Schrittes näherte. In den vergangenen zwei Stunden hatte er nachgedacht und war zu dem Schluss gekommen, dass es nicht schaden würde, sich beim Aufbruch der Armee zu zeigen. Obwohl es ihm nicht behagte, in diesem Punkt hatte Rhoegaen Recht, er war die Geistklinge und seine bloße Anwesenheit würde den Männern Mut geben. Auch wenn er nicht hinter der Entscheidung des Königs stand, es wäre egoistisch gewesen, dies öffentlich zu zeigen und so das Volk zu spalten. In diesen schweren Zeiten mussten die Delnoí einig sein.
Als ihn die Ersten erblickten, ging ein Raunen durch die Menge und Finger zeigten auf ihn, alle Köpfe wandten sich ihm zu. Er schritt würdevoll nach vorne neben den König und ließ sich feiern, Jubelrufe brachen aus. Eigentlich hatte er warten wollen, bis Phales mit seiner Rede fertig war, aber dafür war es jetzt zu spät. Der König verstummte und blickte ihn lächelnd an, in seinen Augen war kein Groll, sondern aufrichtige Freude und Erleichterung. Die beiden waren seit den Tagen ihrer Kindheit enge Freunde. Markes nickte ihm zu und hob eine Hand. Augenblicklich wurde es still. Markes ließ die Hand langsam wieder sinken und den Blick über die Menge schweifen. Kein Laut war zu hören, als er endlich seine Stimm erhob.
„Volk von Asabion.“ Seine tiefe, wohlklingende Stimme hallte weit hinaus über die Ebene. „Männer der Delnoí, Krieger des Lichts.“ Er machte eine kurze Pause. „Wieder einmal wird uns von unseren Feinden ein Krieg aufgezwungen, den wir nicht kämpfen wollen. Wieder einmal versammeln wir uns, um unsere Pflicht zu tun. Wieder einmal stehe ich bei Euch, um in dieser dunklen Stunde zu Euch zu sprechen. Aber zum ersten Mal werde ich nicht mit Euch in die Schlacht ziehen, ihr wisst dies bereits.“ Enttäuschtes Gemurmel erhob sich, als die soeben neu aufgekeimte Hoffnung wieder erstickt wurde. „Dieser Krieg wird anders sein, als die unzähligen, die wir in der Vergangenheit geschlagen haben. Dieser Sturm wird stärker sein und länger dauern als alle zuvor in den letzten zehntausend Jahren. Viele von Euch mögen niemals zurückkehren. Wenn ihr es nicht schafft, den Sturm des CHAOS aufzuhalten, wird niemand übrig bleiben, der um Euch trauern kann.
Und doch! Mein Herz ist voller Hoffnung! Denn ich sehe Euch vor mir, strahlende Krieger in den Rüstungen der Delnoí, die pflichtbewusst ihre Fertigkeiten mit Bogen und Schwert perfektioniert haben. Ich schaue mich um und sehe Männer, die zu kämpfen bereit sind. Gerade weil ich weiß, dass keiner von Euch den Krieg liebt, kann ich sicher sein, dass ihr bis zum letzten Blutstropfen kämpfen werdet, um den Krieg vom Wald fernzuhalten. Hört auf den Mut in Euren Herzen! Denkt an das, was ihr liebt, wenn ihr Euch Eurer größten Angst und den größten Schrecken gegenüberseht. Hört auf Euren Mut und kämpft wie wahre Delnoí!“ Ein Jubel brandete auf. Markes zog Jared zu sich nach vorne und die Menge wurde wieder still.
In einer schnellen, dramatischen Geste zog Markes sein berühmtes Schwert Zarakkis aus der Scheide und hielt es in die Höhe. „Dieser junge Prinz hier nahm vor Jahren meinen Platz als erster Tänzer der Delnoí ein. Wie ihr wisst, wird er die Kriegstänzer auch in diese Schlacht führen. Ich prophezeie Euch, er wird in mehr als einer dunklen Stunde Euer Licht sein!
Prinz Jared,“ er neigte sein Haupt kurz vor seinem Meisterschüler, „ich gebe Euch dies, auf das es Euch beschützt und zum Sieg und Licht führen wird.“ Damit bot er dem sprachlosen Jared seine legendäre Klinge dar.




Copyright 2004 by the user registered as Virius
 
Oh man oh man... was soll man da noch sagen, ausser: WOW :wub:
Ich wuerd ja was kritisieren, wenn es was gaebe!!

Aber das ist einfach klasse!
Die Prophezeihung macht schon richtig neugierig... und dann geht das so super los... erstes Kapitel kannten wir ja schon 😀
Der Prolog is super! Macht noch viel mehr neugierig.
... dann das zweite Kapitel... einfach nur super super ... oh je, ich wiederhole mich 😉

Einfach genial!
*mehrwissenwill*

Und die Kapitel hoeren immer so auf, dass man unbedingt weiterlesen will!
Freu mich schon aufs dritte!

Bin total gespannt 😀

Du kannst ma echt supergeil schreiben! :wub:

Gruss
Mira
 
😀

Danke für das Lob!!!

Besonders danke Mira! Dein überschwengliches Lob gleicht das fehlende feedback hier wieder aus! 🙂

Und danke auch für Deine konstruktive Kritik (welche sie rücksichtsvollerweise direkt an mich geschickt hat). Ich habe Deine Vorschläge beachtet und einige kleine Änderungen vorgenommen.

Ich schätze mal, dass ich am Donnerstagabend einen kurzen weiteren Teil hinzufügen werde, früher geht leider nicht.

Gruß
Virius
 
<div class='quotetop'>ZITAT</div>
Falls es jemand liest [/b]
also ich hab´s gelesen 😀 und mir gefaellt´s... wie eigentlich alles, was du bisher geschrieben hast 🙂

<div class='quotetop'>ZITAT</div>
- bitte ein kleines (gerne auch großes) feedback.[/b]
You asked for it 😉 ...aber natuerlich net hier im Forum ^_^


Warum sagt denn eigentlich sonst niemand was? :huh:
Hat´s euch allen die Sprache verschlagen?


Schade, dass hier so wenig los is 🙁

Gruss
Mira
 
Originally posted by Raziel@8. Oct 2004, 2:18
Warum laesst du deine Fangemeinde (eigentlich nur Mira, aber ich bin jetzt auch glaeubig geworden) so lange warten?  😛
Du sagst es ja selber: ich habe nicht den Eindruck, dass Interesse besteht - wozu sollte ich mir also die Arbeit machen?
Ich habe außerdem wenig Zeit zum Schreiben und bin auch nicht immer dazu aufgelegt. Ich schreibe hauptsächlich für meine Freunde, die freuen sich nämlich 😉
"Wege des Lichts" wird definitv ein kompletter Roman werden, aber ich werde den hier nicht in voller Länge posten. Aber bald kommt wieder ein Teil dazu - gut Ding will eben Weile haben 😛

Gruß
Virius
 
Wow, 4 Leser! 😛
(@Raziel: ich zähl' Dich net doppelt 😉 Auch wenn Du Dich zu tarnen versuchst... 😀 )

@Awatron: Soll das ein Bestechungsversuch sein? 😀 Oder ne Drohung? :lol:
So oder so - es wirkt 😉 Denn Drohungen bewirken bei mir bloß das Gegenteil und für Bestechungsversuche bin ich sehr empfänglich ... 🙄 😀

Also, hier nun endlich der Anfang des dritten Kapitels. Morgen oder Freitag werde ich den nächsten Teil posten, von da an hoffentlich etwas häufiger als bisher. Have fun!



D R I T T E S K A P I T E L


So vorsichtig wie nur irgend möglich schob sich Esac Windbruder näher an das Lager heran. Seit Wochen war er unterwegs, um die feindliche Armee zu suchen, und seit drei Tagen beobachtete er sie bereits. Momentan waren die feindlichen Krieger aus seinem Sichtfeld verschwunden, aber das sorgte ihn nicht, denn ihr penetranter Gestank allein hätte ihm schon ihre genaue Position verraten, von den lauten Rufen, dem Lachen und Gegröhle einmal ganz abgesehen. Esac hielt sich nicht umsonst für den besten Kundschafter der Delnoí, trotzdem war er auf der Hut. Angst hatte er zwar keine, aber dies war zu wichtig und Leichtfertigkeit konnte nicht nur sein Ende, sondern auch das seines Volkes nach sich ziehen. Er war ein Waldläufer, und er gehörte zu den Besten, doch hier gab es weit und breit keinen einzigen Baum. Er fühlte sich nicht wohl in seiner Haut.
Nachdem er eine Weile zwischen Findlingen an den Hügel gepresst verharrt und gelauscht hatte, glitt Esac wieselflink den Hügel hinauf und legte sich oben flach auf den Felsen. Dort legte er seinen wertvollen dunkelroten Elfenbogen neben sich, lugte zwischen den Steinen hervor und betrachtete das Lager unter ihm. Der Anblick ließ ihm das Herz bis zur Kehle schlagen und sein Mund wurde trocken. So viele, dachte er.
So weit sein Auge reichte hatten die barbarischen Krieger ihre Zelte scheinbar völlig ungeordnet aufgestellt. Zwischen den Zelten liefen Krieger umher, waren Tiere in Verschläge gepfercht, brannten große Holzfeuer. Schreie gefolterter Gefangener zerrissen die Luft. Ein loser Ring aus Wachen war um das Lager verteilt. Die Wachen waren weder zahlreich noch schienen sie besonders aufmerksam zu sein, doch das war bedeutungslos. Ein Eindringen in das feindliche Lager war ohnehin unmöglich, und einen Angriff würden sie früh genug bemerken. Überdies glaubte Esac nicht, dass die Armee des CHAOS mit einem Angriff rechnete – es gab schlichtweg niemanden, der sich ihnen in den Weg stellen würde, nicht hier, nicht jetzt.
Schnell versuchte er, die Zelte zu zählen, doch bald gab er es auf. Es waren zu viele, und sie schienen sich auch noch außerhalb seines Sichtfeldes weiter und immer weiter zu erstrecken, wer wusste schon, wie weit? Inmitten der lagernden Armee konnte Esac angekettete Monstrositäten und Chaosdrachen aufragen sehen wie Inseln im Meer. Um sie herum wurde angstvoll Platz gelassen und die Ungeheuer stießen wütend Rauchschwaden in den Himmel. Ihre Bändiger stießen mit langen Haken nach ihnen und Esac konnte ihr dreckiges Gelächter beinahe hören.
Die Krieger zwischen den Zelten sahen fremdartig und brutal aus. Viele sahen Menschen ähnlich, große Kerle mit Fellen und Kettenhemden behangen. Sie trugen keine einheitlichen Rüstungen oder gar Uniformen, doch auf den Schilden sah er die Zeichen ihrer dunklen Götter aufgemalt. Doch er sah auch andere Wesen, größere als die einfachen Krieger. Der Übergang zwischen Mensch und Monster war fließend, Mutationen entstellten die Krieger und nahmen ihnen die Menschlichkeit. Er sah die auserkorenen Krieger des CHAOS, riesenhafte Gestalten in schweren Vollrüstungen, die aus der Menge der rasch Platz machenden Barbaren hervorstachen wie ein Erwachsener zwischen kleinen Kindern.
Und dann sah er den Dämon.
Esac stockte der Atem. Gar nicht weit entfernt, nicht weit genug jedenfalls, sah er eine riesige Gestalt durch die Menschenmenge schreiten. Es musste ein großer Dämon sein, überlegte er. Die Gestalt hatte ein Paar ledriger Schwingen auf dem Rücken und er spürte die Woge von Bosheit, die von ihr ausging. Er hatte genug gesehen.
Rasch schnappte Esac Windbruder seinen roten Bogen und zog sich von dem Felssims zurück. Lord Rhoegaen musste so schnell wie möglich in Kenntnis gesetzt werden.

Schweigend ritt Prinz Rhoegaen zwischen den Kriegern seiner Leibgarde und wälzte schwere Gedanken hin und her, während er auf die Rückkehr der Boten wartete. In früheren Zeiten, als das Volk der Elfen noch die Welt beherrschte, hätte er sich nicht auf reitende Boten verlassen müssen. Damals war die Magie der Delnoí noch stark gewesen und die Zauberer seines Volkes mächtig und zahlreich. Sie hätten über magische Wege miteinander kommunizieren können und keiner Boten bedurft. Doch diese Zeiten waren schon lange Jahrtausende vorbei, selbst sein Vater war damals noch sehr jung gewesen.
Doch noch etwas anderes beschäftigte ihn. Zarakkis. Das legendäre magische Schwert von Markes Geistklinge. Rhoegaen selbst hatte in zahllosen Schlachten erlebt, wie Markes damit unglaubliche Heldentaten vollbrachte. Wenn er es im Kampf zog, erstrahlte die Schneide in einem grünlichen Lichtschein und schien durch harte Stahlrüstungen ebenso leicht zu schneiden wie durch Nebelschwaden. Der Schwertmeister bewegte sich dann so schnell zwischen seinen Feinden hin und her, dass das Schwert nur noch als grüner Lichtschimmer um ihn herum sichtbar war, ein Lichtschimmer, der den Tod brachte. Daher hatten ihm die Krieger den Ehrennamen „Geistklinge“ verliehen.
Und nun besaß Jared diese Waffe.
Rhoegaen war über die Motive Markes’ nicht ganz im Klaren, seinen kostbarsten Besitz an den jungen Kriegstänzer weiterzureichen. Es war ein starkes Symbol seiner Unterstützung gewesen und hatte sicherlich die Moral der Truppen gestärkt, vermutlich war das seine Absicht gewesen. Gewissermaßen zog nun die neue Geistklinge mit ihnen in den Krieg, sie würden nun die Enttäuschung darüber, dass Markes nicht mit ihnen kam, vergessen.
Donnerndes Hufgetrappel lenkte seine Aufmerksamkeit auf sich schnell nähernde Pferde. Berittene Boten sprengten heran und bremsten ihre Reittiere dicht vor ihm ab, Erde spritze hoch. Eilig sprangen sie in einer fließenden Bewegung zu Boden und verbeugten sich kurz vor ihm.
Rhoegaen hatte schon vor Wochen Kundschafter ausgesandt, noch bevor sicher gewesen war, ob die Armee tatsächlich ausrücken würde. Er war ein Mann, der gerne vorbereitet war. Nicht zuletzt deshalb war er als General so erfolgreich und trotz seiner jungen Jahre von seinen Hauptleuten respektiert.
„Mein Lord,“ begann der erste, ein Waldläufer mit dunkler Kleidung und einem schönen roten Bogen über der Schulter noch leicht außer Atem vom anstrengenden Ritt, „die feindliche Armee wurde gesichtet. Der uns am nächsten zugewandte Teil liegt 30 Meilen voraus im Südwesten. Ihre Zahl lässt sich nicht schätzen, es waren jedoch sehr viele, uns im günstigsten Falle noch um das Zehnfache überlegen. Ich selbst habe vereinzelt große Dämonen zwischen den sterblichen Anhängern des CHAOS gesehen.“ Der Mann schwieg und ein anderer fügte hinzu: „Das Land, durch das sie gezogen sind, ist nur mehr eine Wüste aus Stein und mutierten Gewächsen.“
Rhoegaen erschrak. So dicht sind sie bereits?! Trotz aller Voraussicht, damit hatte er nicht gerechnet. Das CHAOS war bereits viel zu dicht am Wald, es musste in den letzten Tagen plötzlich zielstrebig und entschlossen marschiert sein, wo es vorher wie ein wildes Tier umhergestreift war. Doch noch hatte es den Wald nicht erreicht! Schnell gab er seine Befehle. Das CHAOS musste sofort attackiert werden. Die Reiter würden es umrunden und von hinten angreifen, um es vom Wald und der Hauptstreitmacht fortzulocken. Die Bogenschützen würden sich gleichzeitig in Bewegung setzen, um den Rückzug der Reiter aus den Flanken heraus zu decken. Dann würden die anderen Einheiten abwechselnd zuschlagen, eine nach der anderen, in überlappenden Attacken, um dem Feind keine Möglichkeit zur Erholung zu geben, keine Atempause, und ihn immer wieder abzulenken. Rhoegaen nickte grimmig entschlossen. Es würde keine Gnade geben.
Die Boten stieben auf ihren Pferden davon.

Kaira sprang aufgeregt zwischen den Männern umher, die ihre Gruppe bildeten. Sie war ausgesprochen guter Laune, jetzt, da sie endlich aufgebrochen waren. Abenteuerlust mischte sich mit Tatendrang und da ihr schon immer jegliche Angst und Vernunft gefehlt hatten, konnte sie einfach nicht ruhig bleiben. Außer ihr war ihre beste Freundin Lashasiél die einzige Frau in ihrer Gruppe. Aber Lash marschierte heute genauso schweigsam wie die achtzehn Männer. Unter der Führung von Taron Bärenkind bildeten die zwanzig Bogenschützen die Kampfgruppe „Grüner Pfeil“, welches Kaira für einen ziemlich einfallslosen und langweiligen Namen hielt. Immerhin waren sie Krieger der Delnoí! Wenn sie für die Namen der Kampfgruppe verantwortlich gewesen wäre, hätte sie etwas heroischer Klingendes ausgewählt, wie etwa „Tod aus den Schatten“, oder vielleicht „Leiser Tod“ oder wenigstens „Die Lautlosen Henker“. Aber Taron hatte ihr klargemacht, dass diese Namen zu umständlich und nicht zweckmäßig seien, schließlich dienten die Namen der Gruppen hauptsächlich dazu, dem General einen guten Überblick zu geben. Daher waren die meisten Einheiten einfach nach dem benannt, was sie taten und in Farben aufgeteilt. Langweilig, fand Kaira.
Nachdem Lash im Moment nicht für eine Unterhaltung gut zu sein schien, lief Kaira an den Männern vorbei an die Spitze des Zuges, zu Taron. Noch waren sie erst seit anderthalb Stunden unterwegs und marschierten relativ dicht beieinander, doch das würde sich bald ändern. Die Delnoí kämpften nicht wie gewöhnliche Armeen. Sie würden sich aufteilen und dem Feind immer wieder von allen Seiten tödliche Stiche versetzen, ihn ausbluten lassen. Eine offene Feldschlacht durften sie dabei nicht riskieren, dafür waren sie zu wenige. Sie durften sich nicht erwischen lassen, mussten immer in Bewegung bleiben und überraschend und erbarmungslos zuschlagen und sich dann wieder lautlos zurückziehen, unsichtbar und schnell wie ein Windhauch. In der Vergangenheit hatte sich diese Taktik bewährt, sie waren Meister darin. Allerdings hatten sie bislang auch immer in ihren Wäldern gekämpft, niemals außerhalb der vertrauten Bäume und Hügel. Jetzt befanden sie sich auf feindlichem Gebiet.
Kaira erreichte Taron und stieß ihn schelmisch grinsend an. „Na alter Mann, schon müde oder warum marschieren wir so langsam?“ Kaira und Taron beleidigten sich ständig auf freundschaftliche Art gegenseitig, was Kaira sehr kriegerhaft fand. Schließlich war Taron ein kriegserfahrener Veteran und wesentlich älter als sie, daher fühlte sie sich irgendwie wichtig, wenn sie beide kumpelhaft miteinander scherzten. Heute jedoch schien Taron nicht in der Stimmung zu sein und ignorierte sie nur. Schweigend ging er mit großen Schritten weiter, den Blick stur nach vorne gerichtet. Sind denn alle heute so schlecht gelaunt, fragte sie sich enttäuscht. Niemand schien ihre Abenteuerlust zu teilen.
Sie blickte Taron von der Seite an und überlegte. Taron war der größte und kräftigste Waldelf, den sie je gesehen hatte. Er war viel breiter gebaut als alle anderen Elfen. Kaira hatte miterlebt, wie Taron einem anderen Grupenführer die Nase gebrochen hatte, nachdem dieser scherzhaft behauptet hatte, Taron müsse wohl einen Mensch in seiner Ahnenreihe haben. Seitdem hatte niemand mehr einen ähnlichen Kommentar fallen lassen, erinnerte sich Kaira grinsend.
Kaira hatte noch nie einen Menschen gesehen. Trolle schon, und Orks und Tiermenschen natürlich auch. Sogar einen Druchi hatte sie bereits einmal gesehen, einen Gefangenen, aber von dem war sie eher enttäuscht gewesen, weil er den Delnoí so ähnlich sah. Andererseits machte ihn genau dies unheimlich, wenn sie sich vorstellte, was für eine grausame und kalte Seele hinter dem Elfengesicht verborgen war. Von den Menschen jedoch hieß es, dass sie sehr zahlreich im Osten lebten und eine arrogante Rasse waren. Sie waren plump, laut und ungehobelt und hatten keinerlei Respekt vor der Natur. Vater hatte einmal gesagt, die Menschen wären für den Wald eine genauso große Bedrohung wie das CHAOS. Kein Wunder, dass Taron ausgeflippt war, dachte sie.
„Es wird schon früh genug losgehen, keine Sorge.“ Kaira fuhr überrascht zusammen, als Taron plötzlich doch antwortete.
„Wie bitte?“
„Ich sagte, die Kämpfe werden früh genug losgehen, auch wenn wir ihnen nicht entgegen hetzen.“
„Achso, nun, das hoffe ich!“ antwortete sie. „Ich kann es kaum erwarten, endlich ein paar spitze Pfeile in diese hässlichen Dämonen zu schießen!“ Sie machte entsprechende Gesten, so als verschösse sie Pfeile. Abschätzend sah Taron sie an. „Du hast natürlich die Hosen voll, alter Mann, ist mir schon klar.“ fügte sie noch schnell hinzu.
„Das reicht, Kaira. Es ist ernst diesmal. Wie haben es nicht mit einer plündernden Bande Tiermenschen oder Orks zu tun wie sonst. Dies ist das CHAOS. Du musst aufhören, Dich wie ein Kind zu benehmen. Geh zurück an einen Platz und halte die Augen offen.“ Er zeigte mit dem Finger nach hinten. Sie wollte noch etwas erwidern, ließ es dann aber doch lieber sein. Das reicht, Kaira! Es ist ernst diesmal! äffte sie ihn in Gedanken nach und zog eine Grimasse hinter seinem Rücken.
Sie verwarf den Gedanken, Taron ein bisschen zu ärgern und damit eine Reaktion zu provozieren und ließ sich wieder zurück an ihren Platz fallen.

Taron sah ihr melancholisch nach. Früher hatte er ihre unbeschwerte Art genossen, aber jetzt konnte er das nicht mehr. Sie war die jüngste Bogenschützin der Armee, die jüngste Kriegerin überhaupt. Sie war zwar gut, aber er wollte nicht, dass sie unter seinem Kommando kämpfte. Sie war zu unberechenbar und falls ihr etwas zustieß, würde er den Groll von Markes Geistklinge auf sich ziehen.
Außerdem mochte er sie.
Seufzend verdrängte er die Gedanken als er von vorne einen Boten auf sie zukommen sah. Es gab also Neuigkeiten.
Erfreut hob er seine Hand zum Gruß, als er in dem nahenden Reiter Esac Windbruder erkannte. Der hochgewachsene Waldläufer mit den langen schwarzen Haaren und dem ernsten Gesicht war ein guter Freund von Taron und einer der besten Bogenschützen, die er kannte.
„Das Licht sei mit dir, Esac Windbruder!“ grüßte er ihn, während Esac vom Pferd sprang.
„Ich grüße dich, Taron Bärenkind.“ antwortete Esac und packte Tarons Unterarm im Kriegergruß. „Es tut gut, dich hier zu sehen. Ich komme von Lord Rhoegaen und bringe Kunde und einen Einsatzbefehl. Wir müssen sofort aufbrechen, alles weitere kann ich dir unterwegs erzählen.“ Der Blick unter seinen dunklen Brauen war ernst. „Ich übernehme die Führung, folgt mir.“ Taron nickte nur, er kannte Esac lange genug, um seine Worte nicht anzuzweifeln. Stattdessen schob er seine Fragen auf und bedeutete seinen Männern, ihnen zu folgen. Esac setzte sich mit ihm an die Spitze und schlug dabei ein schnelles Tempo an. Beim Gehen berichtete er Taron die Neuigkeiten um die feindliche Armee.
„Die Reiterei ist bereits unterwegs,“ schloß er seine Ausführungen. „Die Kampfgruppen Weißer und Gelber Pfeil ziehen nach Südosten, auf den Rand des Rashadi-Gebirges zu. Ihr werdet von der Gruppe Roter Pfeil unterstützt, die anderen Bogenschützen bleiben bei der Hauptarmee.“
„Nur zwei Gruppen?“ knurrte Taron. „Wie sollen 40 verdammte Bogenschützen den Vormarsch der CHAOS-Truppen aufhalten? Nun, immerhin sind es Salya und ihre Männer. Die Gruppe Roter Pfeil ist in den letzten Jahren mit den meisten Ehrungen ausgezeichnet worden.“
„Ich werde euch führen. Ich habe das Gelände persönlich ausgekundschaftet, wir werden den Hinterhalt zusammen legen. Der Rote Pfeil wird bald zu uns stoßen. Jetzt ist Eile geboten.“
„Also gut,“ brummte Taron und hob dann die Stimme, „los Männer, wir legen einen Zahn zu! Der Feind wurde gesichtet! Wir müssen in 5 Stunden zuschlagen, 35 Meilen von hier. Wir sind dafür verantwortlich, den Rückzug der Reiterei zu decken! Diese Männer zählen auf uns! Wir werden sie nicht enttäuschen. Umso eher wir dort sind, desto besser können wir uns vorbereiten. Also eilt Euch!“ Taron’s Stimme war eindringlich und gespannt.
Kaira lauschte erstaunt. Sie alle hatten gedacht, dass sie erst in ein paar Tagen auf das CHAOS treffen würden, nach langen Märschen. Die anderen setzten sich bereits in Trab, und Kaira folgte ihnen und warf dabei einen Blick hinüber zu Lash. Lash sah etwas blass aus, aber sie erwiderte ihren Blick grinsend. Hinter ihrem feuerroten Haarschopf ragten die grüngefiederten Pfeile auf. Wie die meisten Bogenschützen machte auch Lash ihre Pfeile selber, und sie mochte Grün. Sie behauptete, mit grünen Pfeilen schösse sie nie daneben. Als ob sie mit gelben oder blauen Pfeilen daneben schießen würde, dachte Kaira. Es tat gut, Lash neben sich zu wissen. Sie beide würden den Dämonen schon einheizen.



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eine sehr schöne geschichte.
Bislang war ich nur stummer mitleser, doch nun, da du ja drohst nicht weiterzuschreiben ( 😀 ) meld ich mich auch mal zu Wort.
Mir gefallen die äußerst tiefgehenden Charaktere besonders gut, sie lassen die Geschichte sehr lebendig und mitreißend wirken 🙂
Also auf jeden Fall weiterschreiben B)


Wird der Roman, wenn er fertig ist, in irgendeiner Weise veöffentlicht?