Es ist soweit! Blutvergieeeeßen! Mögen der Imperator und oder die Götter des Chaos weiterhin meine Hand führen wenn ich am Mittwoch ne verdammte Klausur schreiben muss.
PROLOG
Thyrianos drei Lungenflügel brannten, als sein Kopf endlich die Oberfläche des brackigen Abwasserkanals durchbrach und sogen ein von Ammoniak und Methan durchsetztes Miasma ein. Kein Sterblicher hätte diesen Atemzug, oder den Tauchgang an sich, ohne technische Hilfsmittel überstehen können. Selbst für ihn war zweitgenanntes ein knappes Unterfangen gewesen. Seine verbesserten Organe ermöglichten es ihm gute zwanzig Minuten unter Wasser zu bleiben und gegen Umweltgifte war er praktisch immun. Sein letzter Einsatz ohne die Unterstützung seiner Servorüstung lag allerdings Jahrzehnte zurück und barg nur wenige erbauliche Erinnerungen.
Während Thyrianos sich in der näheren Umgebung des Rückhaltebeckens umsah, tauchten hinter ihm die vertrauten Gesichter von Ajax und Hovis auf, die ebenfalls sofort die Kammer sondierten. Ungeziefer floh quiekend vor den massigen Gestalten in rostige Rohre und schimmelige Spalten hinein. Ganz ähnlich wie Thyrianos und seine zwei Schlachtenbrüder es seit Stunden taten. In leichte Scoutrüstungen gehüllt, quetschten sie sich durch die Eingeweide einer gebrochenen Makropole, um dem Erzfeind jedes Versteck und jeden Fluchtweg zu nehmen.
Der neu berufene Watchcaptain Adalwin hatte einen detaillierten Schlachtplan entwickelt und führte die komplette Streitmacht von Argenteus Irae in einen Vergeltungsangriff. Das Ziel waren jene Alphalegionäre, die Adalwins Vorgänger so furchtbar verwundet und sich an dem legendenumwobenen Vermächtnis gefallener Schlachtenbrüder vergriffen hatten. Somit hatten sie die Einblicke in die Kampfweise der XX. Verräterlegion teuer bezahlt. Deren evasive Eigenheiten, in Kombination mit in Plänen verborgenen Plänen, hatten Adalwin und die wenigen akzeptierten Berater vor eine gewaltige Herausforderung gestellt. Niemand sollte entkommen und das Diebesgut zurückgeholt werden. Was bedeutete, sich direkt mit den herausragendsten Fähigkeiten dieser speziellen Verräter zu messen.
Es würde keine offene Feldschlacht und keine klaren Fronten geben und wenn doch, nur wenn es den Alphalegionären nützte. Aus diesem Grund hatte Adalwin seine Streitmacht aufgeteilt und viele Exterminatorenteams, das sechzehnte eingeschlossen, auseinandergerissen. Vicesimus war alleine losgeschickt worden, Duron verblieb zusammen mit Saarlock bei der Hauptstreitmacht, während Caleb, Szandor und Skeergard ebenfalls einen gemeinsamen Auftrag erhalten hatten. Mehr Einzelheiten waren nicht geteilt worden, auch wenn Thyrianos glaubte, die geheime Gesamtstrategie dennoch erkennen zu können.
Devekel war einst eine wohlhabende Makropole gewesen, die in der Lage war den stetigen Verfall, der die meisten Makropolen Stück für Stück erodierte, zu unterbinden. Dann war eine Streitmacht der Orks über den Planeten und insbesondere Devekel hergefallen und hatte sie nach allen Regeln der Kunst gebrandschatzt. Auch wenn die Imperiale Garde mit Unterstützung der Navy in der Lage gewesen war, die Orks zu vernichten, reichte die Heftigkeit des Krieges aus, die Makropole in eine fast leblose Ruine zu verwandeln. Seiner Reichtümer und vor allem über neunzig Prozent seiner Bewohner beraubt, war es weder gelungen die Makropole wieder instand zu setzen, noch eine prosperierende Neubesiedlung durchzuführen.
Stattdessen wurde Devekel zu einem Hort für Flüchtlinge aus allen Teilen des Sektors, sowie rücksichtslose Glücksritter die nach Schätzen suchten, die die Orks übersehen hatten. Und wie es sich herausgestellt hatte, darüber hinaus auch eine Operationsbasis der Alphalegion.
Der letzte Gedanke lenkte Thyrianos Aufmerksamkeit wieder auf das hier und jetzt. Langsam stieg er aus dem Becken, während stinkendes Abwasser leise von seiner mattschwarzen Scoutrüstung und über seinen neuen linken Arm tröpfelte. Dabei ließ der beißende Ammoniakgestank ein wenig nach. Während Ajax hinter ihm her aus dem Becken stieg, untersuchte Thyrianos bereits einen der vergitterten Schächte und prüfte die Stabilität der verrosteten Eisenstangen.
Ajax durchtrennte schließlich die Gitterstäbe mit seinem Energieschwert, während Hovis und der Skriptor die anderen Zugänge sicherten. Der Geruch von geschmolzenem Eisen war eine wohltuende Abwechslung, im Vergleich zu dem Gestank der Kanalisation. Ajax bog das Gitter nach innen, nachdem er eine Seite durchtrennt hatte und schlüpfte hindurch. In der Mitte des Schachtes rann ein zähes Rinnsal aus Abwasser den leicht abschüssigen Kanal herab.
Die Luftlinie zu ihrer vorgesehenen taktischen Position betrug weniger als einen Kilometer und da sie beinahe eine Stunde vor dem Zeitplan lagen, nahmen sie sich die Zeit ausgiebig nach Spuren zu suchen und nach Geräuschen zu lauschen. Boden und Wände wurden immer feuchter und ein wildes Gespinst aus Pilzen und Flechten überzog alles wie eine dreidimensionale Reliefkarte. Glücklicherweise waren sie nicht auf Wegmarkierungen angewiesen, da Thyrianos sich im Voraus viel Zeit genommen haben musste, die uralten Pläne und Karten zu studieren. Ein involvierter Inquisitor hatte diese in irgendeinem vergessenen Archiv ausgegraben lassen. Tatsächlich hatte der Skriptor das Material lediglich in Augenschein nehmen müssen um sich jedes Detail einzuprägen.
Am Absatz fanden sie erneut einige Knochen, die anscheinend mit großer Kraft zerbrochen worden waren. Trotz der einschlägigen Geschichte der Makropole deutete die Art der Brüche nicht auf Orks hin. Die Gebeine selbst waren menschlich oder zumindest menschenähnlich wie Ajax verkündete. Mutanten und Degenerierte waren in den Tiefen von Makropolen ebenso verbreitet wie in den verlassenen Bereichen gewaltiger Schiffe und Raumstationen. Allerdings hausten in Makropolen gelegentlich auch abnorme Exemplare der vormals planetentypischen Tierwelt.
Anders als auf ihrem bisherigen Weg, begegnete ihnen hier kein Ungeziefer mehr und lediglich einige Schleifspuren an Boden und Wänden deuteten auf Leben hin. Thyrianos ging vor und hielt dabei Gottbrecher in der Hand. Das alte Psischwert war zwar schon immer, wie für Spacemarines typisch, eine Verlängerung seines Armes gewesen. Seit er damit den Dämon getötet und den Namen des Schwertes erfahren hatte, waren die eingebetteten Psicuriumkristalle darüber hinaus zu einer Erweiterung seines übernatürlichen Geistes geworden. Die Frage, ob diese Veränderung aus dem Opfern seines linken Armes resultierte, hatte ihn seitdem nicht losgelassen. Er hatte bereits im Turm der Engel Stunden und Tage damit zugebracht, mehr über dieses mysteriöse Material herauszufinden. Aber wie schon auf Argenteus Irae hatte er dort wenig Hilfreiches über die mysteriösen Kristalle herausgefunden. Anscheinend wurde Psicurium, ähnlich seltenen Erzen oder Edelsteinen, tief in Planetenkrusten gefunden, aber nur in geringer Menge abgebaut. Ob dies an der Seltenheit oder an dem vermeintlich geringen Bedarf lag, lag im Bereich von Vermutungen und Hörensagen. Es gab sogar Stimmen die behaupteten es stamme insgeheim von umtriebigen Xenos. Dies hielt Thyrianos allerdings aus einer Vielzahl von Gründen für sehr unwahrscheinlich.
Erneut rief er sich selbst zur Ordnung, löste sich aus seinen Gedanken und überprüfte beiläufig den korrekten Sitz seines Bolters.
Ein feuchtes Schnappen ließ ihn herumfahren. Er blickte an Hovis vorbei der sich mit seinem Bolter in den Händen ebenfalls umsah und sah, dass Ajax von oberarmdicken ledrigen Tentakeln gepackt worden war. In den Wänden waren nun Furchen zu sehen in denen die Arme gelauert hatten und ein Teil der Wand wölbte sich in den Gang hinein. Thyrianos spürte einen unscheinbaren Geist, der von starken Instinkten gelenkt wurde und schalt sich selbst für seine Nachlässigkeit. Er hatte sich nicht voll auf seine Aufgabe konzentriert und so das lauernde Raubtier übersehen, welches nun hungrig an Ajax zerrte. Der Imperial Fist biss kurzerhand in einen der Tentakel und trennte einen der starken Arme mit seinem Schwert ab. Dann durchbrach ein mächtiger gelblicher Schnabel das Geflecht an der Wand und spie ihnen seinen bestialisch stinkenden Atem entgegen. Hovis versuchte mit seinem Kampfmesser eine empfindliche Stelle zu treffen und büßte dabei beinahe eine seiner augmentischen Hände ein, als die Klinge am harten Chitin abglitt. Ein Schuss aus seinem Melter hätte die Bestie vermutlich sofort getötet, jedoch hatten sie eindeutige Befehle, was den vorzeitigen Einsatz von Schusswaffen anging.
>>Feuerwaffeneinsatz nur im absoluten Notfall und ausschließlich im Kampf gegen Verräter!<<
EINS / I
Duron und Saarlock standen zusammen auf einem Hangardeck an Bord des inzwischen vertrauten Angriffskreuzers Hassfeuer. Akribisch nahmen sie den Stormraven in Augenschein, mit dem sie in Kürze Devekel angreifen würden. Das Sturmshuttle war in gutem Zustand und besonders Saarlock genoss es, dessen schwere Bewaffnung zu überprüfen. Normalerweise waren spezialisierte Ordensdiener dafür zuständig, deren Mannstärke litt allerdings nach wie vor unter dem Überfall der Alphalegion. Duron war als Techmarine ohnehin für derartige Arbeiten ausgebildet und Saarlock besaß ebenfalls ein beachtliches Fachwissen, was für einen Iron Hand nicht verwunderlich war. Da die Spacemarines während der Landung jedoch vergleichsweise machtlos gegen äußere Einflüsse waren, wollten sie sicherstellen, dass die Kampfmaschine fehlerfrei arbeitete.
Der Umstand, dass sie mit Astartes aus anderen Exterminatorenteam in den Kampf ziehen würden erfüllte sie mit gemischten Gefühlen. Watchcaptain Adalwin hatte sie, direkt im Anschluss an die feurige Ansprache des ersten Ordenspriesters Karras, neu eingeteilt und jeglichen Kontakt zwischen den kleinen und großen Angriffsteams unterbunden. Das spezifische Missionsbriefing hatte der Skriptor eigenhändig in den einzelnen Trupps abgehalten und sie nur mit den wichtigsten Informationen versorgt. Die einzelnen Marines waren damit sehr unterschiedlich umgegangen. Einige bewerten dieses Vorgehen als schändlichen Vertrauensbruch, andere waren von dessen Notwenigkeit vollends überzeugt. Die meisten nahmen die Umstände wie sie waren hin und sparten sich ein Urteil darüber. Hierzu gehörten auch Duron und Saarlock.
Der sechsköpfige Trupp, zu dem sie gegenwärtig gehörten, bestand neben ihnen aus einem weiteren Iron Hand, einem Black Templar, einem Exorcist und wurde von einem Ultramarine-Sergeant geführt. Saarlock war erfreut darüber, mit einem Ordensbruder in die Schlacht ziehen zu können, auch wenn ihm dies in keiner Weise anzumerken war. Sein mit Adamantium rekonstruiertes Schädelgesicht raubte ihm jegliche Mimik und seine Stimme war schon seit langem eher ein blechernes Grollen gewesen. Der Black Templar blieb ebenso wie der Exorcist überwiegend für sich, wobei ersterer die meiste Zeit kniend vor einem Schrein verbrachte.
Neben dem Missionsbriefing von Adalwin war eine Gruppenübung, bei der sie von Sergeant Persis befehligt wurden, der einzige Anlass der die sechs zusammenführte. Da es ihre Mission war, langsam von einer taktischen Position zur nächsten vorzurücken und dabei immer weiter in eine Makropolruine einzudringen, bestand darin auch ihr Manöver. Die vermeintliche Einfachheit ihrer Aufgabe würde sie nicht unvorsichtig werden lassen.
Ihre Dreiecksformation sah vor, dass Saarlock, der Exorcist namens Balinor und der Black Templar die Vorhut bildeten. Dahinter befanden sich der zweite Iron Hand mit einem Multimelter und Sergeant Persis, der neben Bolter und Gladius noch einen Stalkerbolter mitführte. Die Nachhut bildete Duron der für diese Mission ein Auspex und einen Auspexstörer einsetzte.
Das Übungsdeck war so mit Betonplatten zugepflastert, dass man tatsächlich meinen konnte sich in einer Makropole zu befinden. Die Übungsziele hatten die Größe von Menschen und Astartes. Saarlock, der ohnehin überaus selbstbewusst und von seiner Stärke überzeugt war, wusste es dennoch zu schätzen den Rücken von einem fähigen Melterschützen gedeckt zu bekommen. Sollte er unerwartet von einem harten Ziel überrascht werden würde dieses seinerseits eine böse Überraschung erleben. Zusätzlich würde Persis mit seinem Stalkerbolter schwere Waffenteams auf große Entfernung ausschalten können. Keine ängstlichen Späher oder herumspringende Sturmmarines würden ihre Phalanx auseinanderreißen, sondern gemeinsam würden sie gemächlich aber unaufhaltsam über den Feind hinwegwalzen wie es die Art der Iron Hands war.
Als es endlich losging und die sechs Marines im Stromraven Platz nahmen, erfüllte ihre makellos gewartete Ausrüstung das Abteil mit dem Odem von Weihrauch und feinsten Ölen. Saarlock bemerkte, dass der Black Templar, der sich zwischenzeitlich als Ulfrecht vorgestellt hatte, sein goldverziertes Energieschwert mit einer starken Adamantiumkette am Handgelenk befestigt hatte.
„Habt ihr Angst zu schwach zu sein um euer Schwert zu halten Ulfrecht?“ fragte der Iron Hand geradeheraus und bemerkte sofort die anschwellende Wut in seinem gegenüber, während sein Ordensbruder nun ebenfalls interessiert den Black Templar betrachtete.
„Nein Saarlock. Die Kette verkörpert mein Versprechen die Feinde des Imperators ohne Rücksicht und ohne Aufschub auszumerzen und die Waffe erst wieder abzulegen wenn diese heilige Aufgabe erledigt ist.“ fauchte Ulfrecht, hielt sich jedoch ansonsten zurück, wofür Persis aufrichtig dankbar war. Iron Hands waren grundsätzlich sehr direkt und nahmen in keiner Weise Rücksicht auf die Empfindungen oder Wertevorstellungen von anderen. Da Persis schon häufiger mit Iron Hands zu tun gehabt hatte, waren ihm diese Gebaren nicht neu und über die Jahre hatte er es auch durchschaut. Iron Hands waren nun einmal direkt und schonungslos und gingen auch mit Respekt eher sparsam um. Jedoch waren sie nicht vorsätzlich beleidigend oder streitsüchtig. Sie sahen es schlicht und ergreifend als Schwäche an, auf Gefühle Rücksicht zu nehmen, oder gar Ansichten diplomatisch zu verpacken. Daher war es auch nicht verwunderlich, dass Saarlock sich unbeeindruckt mit Ulfrechts Antwort zufrieden gab.
Die gleichmäßigen Vibrationen des Antriebes verstärkten sich und auch deren Dröhnen wurde immer lauter, als sie in die Atmosphäre eindrangen. Ulfrechts Kette klapperte gegen seinen gepanzerten Arm als der Stormraven rasante Ausweichmanöver flog. Das Krachen der Flakgranaten erreichte sie nur gedämpft und Splitterschwärme prasselten wie Regen gegen die Panzerung, richteten aber keinen spürbaren Schaden an. Duron tat sich erneut als hervorragender Pilot hervor und Saarlock ertappte sich dabei, Stolz für die Leistung seines Waffenbruders zu empfinden. Über die Innenlautsprecher informierte Duron die Passagiere über die Zeit bis zur Landung. Als die kleine, bunte Anzeige unter eine Minute fiel hörten sie wie die Zwillingswaffen des Dachgeschützturms in unregelmäßigen Abständen brummend das Feuer eröffneten. Kurz darauf meldete Duron mehrere ausgeschaltete Flugabwehrstellungen.
Der Techmarine hatte während der Landung alle Tricks und Manöver die er kannte anwenden müssen, um dem gut organisierten Abwehrfeuer zu entgehen. Er konnte bereits deutlich die ausgefranste Superstruktur erkennen, die sich wie ein künstliches Bergmassiv aus einer Ebene erhob. Die abgebrochene Spitze der Megastadt lag wie der Zeiger einer Uhr auf dem Rand der runden Anlage und hatte eine tiefe Schlucht in die Stadt gerissen. Die felsige Ebene selbst war von fleckigen Braun- und Grüntönen durchzogen. Etwas das Duron schon auf unzähligen Welten gesehen hatte, die sich von einem brutalen Krieg erholten. Die Natur rang zugleich mit den giftigen Hinterlassenschaften eines erbarmungslosen Krieges und dem aus der Not geborenen Versuch die Welt als imperiale Bastion zu erhalten.
Der kleinere Stormraven war viel wendiger als ein schwerbewaffneter Thunderhawk, aber dennoch hätte Duron Thyrianos Kraftfeld sehr zu schätzen gewusst. Während des halsbrecherischen Sturzfluges hatte er sämtliche Flugkontrollen selbst übernommen und dem Servitorpiloten ausschließlich die Aufgabe zugewiesen eine Feuerlösung für die drei nächsten Flakstellungen zu berechnen. Der fest verbaute Hybrid aus Mensch und Cogitator hatte ganze Arbeit geleistet, was nicht zuletzt auf den kooperativen Maschinengeist des Sturmshuttles zurückzuführen war. Durons und Saarlocks Fürsorge hatten sich damit wie zu erwarten ausgezahlt. >>Die Rituale müssen eingehalten werden!<< proklamierte er im Geiste jenes Dogma, welches im Adeptus Mechanicus allgegenwärtig war.
Duron bestätigte die Feuerlösung des Servitors mit einem kurzen noosphärischen Gedankenimpuls. Die Mischung aus Leuchtspur-, Schrapnell-, Panzerbrecher- und regulären Boltgeschossen zerfetzte nicht nur die Besatzungen der Flakgeschütze, sondern zerstörten auch die Waffen an sich in einem spektakulären Feuerwerk aus hochgehender Flakmunition. Seine Langstreckensensoren hatten außerdem die Signaturen feindlicher Abfangjäger aufgefangen und berechneten bereits ihren Ankunftszeitpunkt. Duron sah sich nach einem geeigneten Landeplatz um, beziehungsweise einer Stelle, an der er und die übrigen Spacemarines aussteigen konnten. Sie mussten so schnell wie möglich ins Innere der Struktur gelangen, um nicht von den Waffen der Abfangjäger in Fetzen geschossen zu werden. Zwar war der Stormraven nur ein kleiner Teil der Angriffsstreitmacht, aber dennoch war er nicht geeignet sich, nur von einem Servitor gesteuert, ernsthaft mit Abfangjägern anzulegen. Darum würde er die Atmosphäre so schnell es ging wieder in Richtung Hassfeuer verlassen. Duron entdeckte eine Stelle, an der sich anscheinend ein Ork-Brocken Duzende Meter tief in die Makropole gebohrt hatte, lenkte den Stormraven hinein und übergab die Kontrollen dann vollständig an den Servitorpiloten. Durch eine enge Luke kletterte er ins Passagierabteil und stellte sich auf seine Position hinter seinen bereits kampfbereiten Schlachtenbrüdern.
Während der Stormraven über dem Boden schwebte und sich die Sturmluke knirschend öffnete wirbelten die Triebwerke Unmengen von Staub auf und erzeugten so einen wirkungsvollen Sichtschutz.
Saarlock nahm den Staub kaum wahr, da er kein Bedürfnis verspürte sich zu verbergen. Seine internen Augmentationen registrierten einen hohen Statiklevel was bedeutete, dass Duron wohl, wie alle anderen Angriffsteams auch, den Auspexstörer aktiviert hatte. Die Alphalegion sollte nicht wissen wo sich die Angreifer genau befanden und bis zur nächsten Phase auch über die Truppenstärke im Unklaren bleiben. Auch dies entsprach nur sehr begrenzt seiner bevorzugten Kampfdoktrin, jedoch sah er ein, dass die Alphalegion ein besonderer Gegner war.
Zügig ließen sie ihren Landeplatz hinter sich, während sich das Heulen des Stormraven ebenfalls entfernte. Das Innere der Makropole schien zwar überwiegend intakt zu sein, wenn man vom Fehlen sämtlicher Leuchtpaneele absah, war jedoch extrem heruntergekommen. Orkplünderer und menschliche Überlebende hatten alle verwertbare Technik herausgerissen um sie woanders zum Einsatz zu bringen. Vielerorts waren glitschige Pilzgärten und drahtige Rankenbüsche mit spitzen Dornen gewachsen, de zusammen mit dem übrigen Zivilisationsdreck den Großteil der alten Kampfspuren verdeckten. Zielstrebig marschierten sie in der zuvor festgelegten Formation in Richtung ihres ersten Wegpunktes. Unterwegs fanden sie zunächst vereinzelte, dann immer mehr menschliche Fußspuren, wobei die jüngsten alle einer Richtung folgten. Weg von den Spacemarines.
Anscheinend flohen die Bewohner vor ihnen, denn die frischen Abdrücke stammten nicht von Kampfstiefeln. Dies war zumindest die Behauptung von Ulfrecht, der beinahe beleidigt darüber schien, dass vermeintlich imperiale Bürger vor ihm flohen wie vor einem gemeinen Räuber. Saarlock war dies mal wieder egal. Für ihn war der Unterschied zwischen dem lokalen Lumpenpack und den erwarteten Unterstützungstruppen des Erzfeindes kaum nennenswert. Balinor, der Exorcist, ging ebenfalls nicht auf Ulfrechts Worte ein und marschierte zur Rechten Saarlocks weiter.
„Wenn wir Zivilisten begegnen, sollten wir sie zu jüngsten Aktivitäten der Banden und Milizen befragen. Ich denke nicht, dass die Unterstützungstruppen hier offen herumlaufen.“ befahl Sergeant Persis und entlockte den Iron Hands damit ein beinahe einstudiert wirkendes abfälliges Grunzen. Nach wenigen Minuten hörte Saarlock gedämpfte Schritte vor sich, als würde jemand vorsichtig über Geröll schleichen. Kurz darauf vernahm er das leise hohe Summen welches entstand wenn ein Lasergewehr entsichert und auf maximale Ladung gestellt wurde. Ruhig hob er seinen Sturmbolter und ziele weitermarschierend in die Richtung aus der das Geräusch kam.
Eine Frau mit schmutzigem Gesicht lugte um die Ecke. Auf ihrem Kopf saß ein verfilzter, dunkelblonder Haarknoten, wie ein grotesker Parasit. Saarlock hörte wie hinter ihm Persis stehen blieb und sich dann an die Frau wandte, die den Kopf nach einer auffordernden Geste wieder eingezogen hatte. „Zeigt euch Weib! Wir sind die Engel des Imperators und verlangen euren pflichtbewussten Gehorsam.“
Saarlock hätte geschmunzelt, wäre sein Gesicht noch dazu in der Lage. Dachte Persis er spräche mit einem der überbewerteten Bürger von Ultramar? Die drei vordersten Marines waren unbeeindruckt weitermarschiert und hatten sich bereits einige Meter vom Rest gelöst, als die verwahrloste Frau mit zusammengebissenen schiefen Zähnen hinter einer anderen Ecke auftauchte. Mit einem erhobenem Lasergewehr in den Händen.
Ehe sie den Abzug betätigen oder irgend etwas anderes tun konnte, explodierte ihr Oberkörper in einer blutigen Wolke, als Saarlocks Sturmbolter zwei Explosivgeschosse hineinjagte. Persis setzte zu einem scharfen Verweis an, als ihm dieser auch schon im Halse stecken blieb. Überall tauchten heruntergekommene Gestalten auf und begannen auf sie zu feuern. Die meisten der Laserschüsse und kleinkalibrigen Geschosse gingen fehl, der Rest prallte harmlos von Saarlocks und Balinors Rüstung, sowie von Ulfrechts prunkvollem Sturmschild ab. Das gute Timing und die geschickt gewählten Stellungen sprachen dafür, dass es sich hier keineswegs um fehlgeleitete imperiale Bürger handelte, sondern um die Unterstützungstruppen des Erzfeindes. Saarlock hörte hinter sich die Bolter seiner Schlachtenbrüder brüllen und sah wie zahlreiche Soldaten chancenlos in blutige Fetzen gerissen wurden. Saarlock und seine Flügelmänner erwiderten das Feuer nicht, sondern rückten zügig weiter vor. Ulfrecht hatte ohnehin keine Hand für eine Schusswaffe frei. Dafür schleuderte er den Angreifern Schmähungen entgegen und verurteilte sie und ihre Seelen wie man es von einem fanatischen Gotteskrieger erwarten würde. Tatsächlich sah Saarlock einige der Angreifer daraufhin zögern oder unsicher schlucken, was ihnen Saarlocks unversöhnlichen Hass einbrachte. Denn nichts hasste er mehr als die Schwäche, in welcher Form sie sich auch immer zeigte.
Als sie die zurückweichenden vorderen Reihen der Abtrünnigen erreichten, vergrößerten die drei Marines ihren Seitenabstand zueinander und droschen unbarmherzig auf die unterlegenen Menschen ein. Keiner konnte mehr als einen mittelmäßigen Treffer verkraften und sie wurden wie mit Blut gefüllte Fleischsäcke gegen Wände oder zu Boden geschleudert. Kurz dachte Saarlock so etwas wie echten Mut und Stärke in den tiefliegenden Augen eines Menschen zu entdecken. Dieser wich nicht zurück, sondern zielte sorgfältig auf Saarloks Kopf und hoffte wohl auf einen Glückstreffer durch die Helmlinsen. Wie sollte er auch ahnen, dass Saarlocks Schädel in keiner Weise empfindlicher als der Rest seines Körpers war. Dennoch senkte Saarlock den Kopf ein wenig, mehr zum Schutz der Augenlinsen als seines dahinterliegenden Gesichtes und marschierte geradewegs in eine Sprengfall. Also war es aus Schwäche geborene Hinterlist und kein Mut in den Augen des Menschen gewesen, der mit einem Aufschrei und einer hastig hochgerissenen Lanze in die Schuttwolke sprang um Saarlock den Rest zu geben.
Wäre Saarlock nicht in einer Wolke aus Staub verschwunden, hätte sich der Soldat das vielleicht nochmal überlegt. Dann hätte er gesehen, dass die Sprengfalle die aus drei herkömmlichen Anti-Personen-Minen bestand, den Iron Hand lediglich aus dem Tritt brachte. Die umherfliegenden Splitter waren schlicht und ergreifend nicht schnell und hart genug um eine Servorüstung zu durchdringen. Auch eine erneut verdoppelte Anzahl hätte daran nichts geändert. So fuhr die Lanze mit der Monofilamentspitze kraftvoll in den Boden zwischen Saarlocks Füßen. Wäre Saarlock gestürzt oder gar verletzt worden hätte er auch dort gelegen.
So kam es jedoch dazu, dass Saarlock in schockierte Augen sah, als sich der Staub wieder legte und den fassungslosen Angreifer unter seinen Stiefeln zermalmte ohne sich die Mühe eines Schlags zu machen. Zuerst trat er auf Fuß und Unterschenkel die mit einem hässlichen Krachen zerbrachen wie morsches Unterholz und das schreiende Opfer zu Boden schickte. Der nächste Schritt landete auf seinem Torso, wo zuerst sämtliche Eingeweide unter bestialischem Gekreische in den Brustkorb gepresst wurden und dann mit einem unmenschlichen Würgelaut aus Mund und Nase schossen, als der Iron Hand seinen Fuß über die Spitze abrollte. Das war der Moment indem seine Feinde für gewöhnlich die Flucht ergriffen. Diesmal wichen sie zwar zurück, feuerten aber dennoch diszipliniert weiter und erhielten, der Geräuschkulisse nach, Unterstützung von Raketen- und Granatwerfern. Er hörte wie rechts und links von ihm Balinor und Ulfrecht weitere Feinde töteten. Der schwere Beschuss ging jedoch auf die Nachhut nieder und noch etwas fiel Saarlock auf. Auch die beiden anderen hatten improvisierte Sprengfallen ausgelöst. Der Staub und der Rauch der von den Minen aufgewirbelt worden war, wurde nicht weniger und dem chemischen Geruch nach waren die Ursache hierfür Rauchgranaten. Man wollte sie von einander Trennen!
Innerlich verfluchte Saarlock den Ultramarine und dessen unangebrachte Zurückhaltung. Wäre er, so wie die erste Reihe es getan hatte, weitermarschiert wäre erstens die Trennung verhindert und zweitens der Raketen- und Granatbeschuss vermieden worden. Saarlock ließ sich von seinen akustischen Autosinnen zu einer Raketenwerferstellung leiten. Das metallische Geräusch, wenn dort nachgeladen wurde, war für ihn problemlos herauszufiltern und zu lokalisieren. Während er durch den Rauch stapfte und gelegentlich mehr oder weniger überraschte Soldaten erschlug, stand er auf einmal vor einem zähen Geflecht aus Drahtseilen und Stacheldraht. Dahinter stellten drei Soldaten ihre Waffen auf Automatikfeuer und leerten hastig ihre Magazine. So gut wie alles prallte einfach ab. Die wenigen Treffer zwischen den Panzerplatten konnten jedoch auch seinen augmentierten Körper nicht verletzen. Kratzer und Blutergüsse. Mehr brachten die schwächlichen Wichte nicht zustande. Da er seinen Sturmbolter, aufgrund der Erbärmlichkeit des Feindes am Oberschenkel arretiert hatte, war seine linke Hand frei. Er suchte sich eines der stärksten Drahtseile im Geflecht und riss mit aller Kraft daran. Nach dem ersten Ruck hatte sich der Stacheldraht bereits vielerorts gelöst und die Soldaten dahinter luden hektisch nach. Mit dem zweiten Ruck rissen einige der Verankerungen des dicken Seils aus der Wand und Saarlock schleuderte den Wust den Soldaten entgegen, die gerade wieder ihre Waffen hoben. Trotzig feuerten sie dennoch ihre Waffen ab, wurden dabei jedoch so stark behindert dass, sie einen der ihren durch Eigenbeschuss niederstreckten. Gemächlich marschierte Saarlock weiter und löschte ihre unwürdige Existenz aus. Im hinteren Teil des Raumes, welcher wohl mal eine Art Versammlungsort gewesen war, befand sich ein Loch in der Decke aus dem eine Strickleiter herabhing. Er riskierte einen Blick nach oben, sah kein Ziel aber vernahm das Rauschen eines abgefeuerten Raketenwerfers.
Er würde drei Etagen überwinden müssen, was für sich genommen kein Problem war. Die Strickleiter war dabei keine Hilfe. Allerdings würde er mit einem Sprung den Rand des Loches erreichen und sich dann hochziehen können. Dies bedeutete, dass er beide Hände freihaben musste und zusätzlich ein leichtes Ziel bieten würde. Das die Soldaten mit den Raketenwerfern ihn hören würden stand außer Frage und selbst ein Iron Hand machte sich nicht vor, eine Rakete die ihn kaum verfehlen konnte einfach abzuschütteln. Daher nahm er einfach eine Handvoll Splittergranaten aus seinem Rückenspender und schleuderte sie nach oben. Das auf die Explosionen folgende Geschrei stellte ihn zufrieden und er rückte weiter vor. Dann hörte er ein Geräusch, welches er ebenso klar identifizieren konnte wie er es herbeigesehnt hatte.
Das prasselnde Krachen von aufeinanderprallenden Energiefeldern.
Balinor eilte leicht geduckt wie ein wildes Tier über seinen Abschnitt des Schlachtfeldes. Hinter sich hörte er seine Schlachtenbrüder feuern, links neben sich hörte er wie ein Energiestreitkolben alles zermalmte was sich in dessen Reichweite begab. Der Iron Hand war ein brutaler Kämpfer, der mit jeder noch so kleinen Bewegung die Schwäche ihrer Feinde zu bestrafen trachtete. Der Exorcist dagegen versuchte sich halbwegs ruhig zu halten, was angesichts seiner übermäßigen Adrenalinausschüttungen nicht leicht war. Da der Kampf aber bisher eher ein einseitiges Abschlachten war, als ein forderndes Kräftemessen, wollte er die Verhältnismäßigkeit waren. Ulfrecht, der ein dauerhaftes Mitglied seines eigentlichen Exterminatorenteams war, betrachtete ihn ohnehin stets mit Argwohn. Wenn er von dem Wissensstand des Black Templars bezüglich des Ordens der Exorcists ausging, war dies jedoch mehr als paradox. Objektiv betrachtet war Ulfrecht schließlich sehr viel impulsiver und in seinem Fanatismus sehr viel unkontrollierter als Balinor. Und dennoch suchte dieser stets nach Gründen über Balinor zu Urteilen, ohne wirklich zu wissen warum. Zu Beginn ihrer Bekanntschaft hatte er noch angenommen es wäre purer Neid. Balinors Heimatorden hatte nämlich begonnen, den Black Templars den Ruf als effektivste Feinde des Chaos abzujagen. Nach mehreren Jahren des gemeinsamen Kampfes, bewertete Balinor, dieses Verhalten allerdings als indoktrinierte Automatismen, die dem unbändigen Hass auf alles fremde entsprangen.
Mit an den Unterarm montierter Boltpistole und hexagrammverzierter Klinge fuhr er durch die Reihen der Soldaten wie eine Naturgewalt. Die Flucht eines kleinen Soldatentrupps, der ein Maschinengewehr mit sich führte, provozierte ihn genug, um ihnen um eine Ecke zu folgen. Sie wollten ihm wohl auflauern, hatten aber sein Tempo unterschätzt und wurden überwältigt, ehe ihr Hinterhalt bereit war. Zügig wandte er sich wieder ab um seiner geplanten Route zu folgen als ihn etwas Schweres traf und sich sein HUD flackernd verdunkelte. Balinor rollte sich seitwärts ab und zuckte vor Schmerz zurück, als sich kalter Stahl direkt unterhalb seines Brustpanzers in sein Fleisch bohrte. Anscheinend war er so ungünstig gestürzt, dass er sich ein metallenes Trümmerstück in den Leib gerammt und sein Schwert aus der Hand gehebelt hatte. Die Autosinne seines Helmes überwanden die Störung und präsentierten ihm das körnige Bild eines Angreifers. Der Marine trug eine zusammengewürfelte Servorüstung in den Farben der Imperial Fists, was ihn vor Entsetzen beinahe lähmte. Insbesondere der schwefelfarbene Helm schien schon bessere Zeiten erlebt zu haben, denn neben offensichtlichen Reparaturstellen fehlte eine der grünen Augenlinsen.
Eine versehentliche Attacke war praktisch ausgeschlossen und als er sah, wie der Spacemarine das hässliche Heft einer Klinge fallen ließ, stellte er fest, dass das Gefühl der Lähmung weniger von dem Schrecken, als von einem hochwirksamen Gift herrührte. Sein Schwert lag außer Reichweite und für die Boltpistole stand sein Gegner denkbar ungünstig. Auch den meisterlich gefertigten Flammenwerfer würde er nicht schnell genug von seinem Rücken ziehen können. Er würde eine List versuchen, die auf das Eine abzielte, was die meisten Spacemarines in sich trugen. Stolz.
Träge hob er seine freie Hand und bewegte auch seine Beine übertrieben langsam, so als würde das Gift ihn sehr viel mehr beeinträchtigen. Balinor setzte darauf, dass der Angreifer nur sehr eingeschränktes Wissen über seinen geheimnisvollen Orden hatte und versuchte sich aufzurichten. Der Plan schien aufzugehen.
Der gelb Gerüstete hielt ihn zwar mit einer Energieklinge, deren Heraldik ganz und gar nicht zu den Imperial Fists passte, in Schach, aber hatte es wohl auf Balinors Helm abgesehen. „Lass es geschehen, Knecht. Wehrt euch nicht und ich gewähre euch einen schnellen Tod.“ brummte der Verräter ihn an, während der Exorcist versuchte sich schwächlich zu wehren. Der Helmverschluss wurde gelöst und der Schlachtenlärm schwoll an als sein Helm abgezogen wurde. Dann kam Balinors Moment.
In dem Sekundenbruchteil in dem der vermeintliche Sieger einen prüfenden Blick auf den erbeuteten Helm warf, spuckte der Exorcist ihm Säure ins ungeschützte Auge. Gleichzeitig umklammerte er, von Unmengen Adrenalin befeuert, mit beiden Händen die Schwerthand des Angreifers wie ein Schraubstock und riss sie herunter. Er kam auf die Beine, doch sein ungeschützter Schädel wurde von einem brutalen Kopfstoß zurückgeschleudert. Dann flog ihm sein eigener Helm von der Seite entgegen und er konnte dem Schlag, der seinen Kiefer gebrochen hätte, so gerade entgehen. Dennoch sah er Sterne während er mit einer Rolle zu seinem Schwert hechtete und ihm gerinnendes Blut über das Gesicht lief.
Die Klinge mit dem Schlangengriff raste auf seine Kehle zu, aber es gelang ihm um Haaresbreite zu parieren. Sein Gegner ließ Balinors Helm fallen und hielt seine Klinge ruhig mit beiden Händen über den Kopf. Balinors entfesselte Wut traf auf kalte Verachtung und vertiefte beide in einem rasenden Duell. Balinor gelang es einen abgefälschten Hieb auf das Visier des Gegners zu platzieren, woraufhin dieser den nutzlosen Helm abwarf. Das Gesicht welches zum Vorschein kam gehörte eindeutig keinem Imperial Fist. Auch wenn die Züge durch abstoßende Modifikationen und Tätowierungen verzerrt wurden, so fehlte ihnen vor allem die kantige Härte, die die Söhne Dorns auszeichneten.
Balinor gab einen Schuss mit der Boltpistole ab und drängte den ausweichenden Verräter damit zurück in den Raum, in dem die zuvor erschlagenen Soldaten lagen. Eine rosige Nickhaut schob sich über hasserfüllte Schlangenaugen und auf dem Brustpanzer der Servorüstung flammte eine blendende Miniexplosion auf. Diese Mal rollte sich Balinor nicht ab, sondern trat einfach neben die Tür und führte blind einen diagonalen Schwertstreich. Der Verräter parierte jedoch so geschickt, dass Balinor beinahe schon wieder sein Schwert verlor und wich seinerseits zurück. Unter der nächsten Pistolensalve tauchte der Verräter diese Mal vorwärts hinweg und wollte den Exorcist wohl niederreißen. Dabei hielt er sein Schlangenschwert so, dass kein wirkungsvoller Gegenschlag möglich war. Daher stieß Balinor wie mit einem Speer zu, trennte einen Daumen ab und ließ das Energiefeld funkensprühend erlöschen. Krachend gingen beide zu Boden und rangen grunzend miteinander. Der Verräter blockierte Balinors Schwertarm mit einer eisernen Beinschere und fingerte an der Rückseite der schwarzen Rüstung herum.
Ganz in der Nähe erschütterte eine Explosion den Boden, was jedoch keiner von beiden beachtete. Balinor versetzte seinem Gegner einen hefigen Kopfstoß, der mehrere der spitzgefeilten Zähne ausschlug, ehe schlagartig seine Rüstung versagte. Wie ein geprügelter Hund versuchte der Verräter sich abzusetzen, verfolgt von den heftigsten Flüchen die Balinor ersinnen konnte. Die Energie kehrte zwar schnell wieder zurück, aber der Feigling würde dennoch entkommen.
Unvermittelt stürzte der Verräter rittlings dem tobenden Balinor entgegen und landete wie ein nasser Sack auf seinem Gesäß. Erst sah es so aus als wäre er enthauptet worden, als er zu Boden sank sah Balinor jedoch, dass der gesamte Schädel zermalmt und senkrecht in den Brustkorb geschmettert worden war.
„Erbärmlicher Schwächling. Er war es nicht wert von euch in einem ehrenvollen Duell getötet zu werden!“ grollte eine tiefe Stimme aus dem Raum, durch den der Verräter hatte fliehen wollen. Dahinter stand ein von Staub bedeckter Iron Hand. Wortlos ergriff Saarlock Balinors Helm, warf ihn ihm zu und verschwand wieder in die Staubwolke. Irgendwo in Balinors Innerem begehrte sein Stolz auf. Jedoch erkannte er durchaus, dass Saarlock den Sieg in keiner Weise für sich beansprucht hatte, sondern ihm im Gegenteil, mit der kleinen Geste des wortlos zugeworfenen Helms, sogar Respekt gezollt hatte.