40k [WH40k] Deathwatch:Xenojäger II

Endlich wieder Montag, viel Spaß mit dem nächsten Teil.

Zwei / II

Szandor erreichte die angestrebte Etage ohne weitere Zwischenfälle und bewegte sich dabei überwiegend durch absolute Dunkelheit. Kurz nachdem er sich mit Skeergard abgestimmt hatte, war der Funkkontakt aufgrund der wachsenden Entfernung abgerissen, was ihn aber nicht besonders störte. Er hoffte, noch weiteren Raptoren zu begegnen. Sein Sieg über deren Anführer stimmte ihn zuversichtlich, auch den Rest dieses Elitekultes bezwingen zu können. Außerdem wollte er noch einmal versuchen, eines der Sprungmodule in seinen Besitz und zum funktionieren zu bringen. Während der Morificator Pläne schmiedete, achtete er sorgfältig auf seine Umgebung. Seine dröhnenden Schritte beschallten seine nächste Umgebung und verloren sich dann in der allgemeinen Geräuschkulisse von Devekel. Irgendwo brach immer gerade eine Mauer zusammen, stürzte ein verrostetes Treppenhaus zusammen, oder wurde gekämpft. Wobei es nur mit viel aufgebrachter Sorgfalt möglich war, Richtung und Entfernung zuverlässig zuzuordnen. Von der Differenzierung der Geräusche ganz zu schweigen.
Als er einen kleinen Hab-Bereich hinter sich ließ, traf er auf eine Gruppe Bewaffneter. Ihr Anführer war ein junger Mann, auf dessen Oberlippe ein flaumiger Bart wucherte. Möglicherweise um sich von den übrigen Soldaten abzuheben, die zwar nicht weniger verdreckt waren, sich aber nur wenige Tage zuvor rasiert hatten. Als sie Szandor bemerkten, sah sich der Sergeant hastig um, als erwartete er Befehle eines Vorgesetzten. Als ihm niemand zur Hilfe kam wandte er sich zögerlich an den Spacemarine. „Äh, Lord Alpharius…wie kann ich. Also ich meine wir, euch dienen? „ stammelte er während er sich mit der Linken über seine Oberlippenzier fuhr und den Rücken durchdrückte. Dabei konnte er den Blick nicht von Szandors Trophäen losreißen und langsam schlich sich Verstehen in seinen unsicheren Blick. Während der Sergeant noch schluckte, flüsterten die Soldaten des Trupps miteinander und nahmen wohl an, damit für den Koloss nicht hörbar zu sein.
„Verflucht, ich glaube nicht, dass der zu unseren gehört.“ hauchte eine junge Frau und packte ihr fleckiges Sturmgewehr fester. „Doch doch, Hysia. Ich habe zwar noch nie selbst einen von den Legionären gesehen, aber ich hab gehört, dass die dauernd ihre Rüstungsfarben ändern um Feinde zu verwirren.“ gab ein untersetzter Mann gepresst zurück, der ebenfalls versuchte seinen Blick von Szandors Trophäen zu lösen. Zweifellos hielt er sich in diesem Augenblick für ausgesprochen klug, die vermeintliche Tarnung zu durchschauen. „Die Knechte des Leichengottes marschieren doch wohl kaum alleine hier herum. Und die hätten uns auch schon längst attackiert.“ mischte sich nun eine weitere Frau ein, als einige den Kopf schüttelten. Szandor war unterdessen immer näher gekommen und sah deutlich wie sich bereits einige der Soldaten nach einem Fluchtweg umsahen.
Die Soldaten hatten neben ihren Sturmgewehren zwei Maschinengewehre, einen oft reparierten schweren Flammenwerfer und abgewetzte Kisten voller Granaten und Minen bei sich. Also mit Glück und Routine genug, um einen sorgfältig vorbereiteten Hinterhalt zum Erfolg zu führen. Keines von beidem war jedoch in diesem Moment in diesem frisch rekrutierten Haufen zu entdecken. Der Sergeant war sich unterdessen sicher, einem Feind gegenüber zu stehen und sah angesichts der gewaltigen Größe des Spacemarines seine Felle davonschwimmen. „Zeigt Gnade Lord Astartes. Ich ergebe mich.“
versuchte er zunächst seine eigene Haut zu retten, ehe ihm einfiel dass er nicht allein war. „Los Leute, legt eure Waffen nieder und er wird gnädig zu uns sein. Der Imperator beschützt…nicht wahr?“
Szandor marschierte unbeirrt weiter auf sie zu. Von dem erbärmlichen Zustand der Soldaten angewidert, erwog er sie tatsächlich am leben zu lassen, um den Feind von innen heraus mit ihrer Inkompetenz zu strafen.
„…Nicht wahr…?“ quiekte der Sergeant verzweifelt, als sich sein Kehle zuschnürte und etwas Warmes seine Beine herunterkroch. Dann schoss Szandor zwei Boltkugeln in den Promethiumtank des schweren Flammenwerfers, brachte ihn dadurch zur Explosion und tötete damit gleich das hintere Viertel der Soldaten auf einen Schlag. Die übrigen wanden sich vor Schmerzen, waren vor Angst erstarrt oder flehten schluchzend um Gnade. Einer versuchte in Panik durch die Feuersbrunst hindurch zu entkommen, starb jedoch schreiend als die gleißenden Flammen ihn in Brand setzten. Der Mortificator marschierte einfach weiter, richtete jene, die an ihm vorbei fliehen wollten oder sonst wie in seine Schlagweite gerieten. Am Ende beobachtete der traumatisierte Sergeant mit seinem verbliebenen Auge, wie der schwarz gerüstete Engel des Todes in den Flammen verschwand.
Szandor wählte diesen dramatischen Abgang in vollem Bewusstsein über dessen Wirkungsweise. Sein Orden hatte ausgiebig gegen die abtrünnigen Nightlords gekämpft und so einiges von ihnen gelernt. Auch wenn weder er noch seine Ordensbrüder dieses jemals so offen formulieren würden.
Als er wieder aus den Flammen trat und das Geschrei verstummt war, war vom Fleisch seiner Trophäen nicht mehr viel übrig. Die aufgeplatzten Augen weinten schäumende gelbliche Tränen, die die kantigen Schädelgesichter hinabliefen und ranzige Rinnsale auf Szandors Oberschenkelpanzerung hinterließen. Eine zerborstene Scheibe, die er passierte, präsentierte sein fürchterliches Erscheinungsbild in verschiedenen Größen und als er darin sah, dass sein geborgener Energietornister schwarz von Ruß war, grinste er zufrieden.
Er marschierte weiter und war wohl noch ungefähr dreißig Marschminuten von seinem Ziel entfernt, als er das verräterische Kribbeln einer Auspexabtastung bemerkte. Kampfbereit hielt er seinen Sturmbolter nach vorn und sandte per Funk ein paar unverfängliche Impulse aus. Möglich, dass Schlachtenbrüder das Gebiet durchkämmten und nach Zielen suchten. Er hatte ja keine Ahnung wie die spezifischen Befehle der anderen Teams lauteten, geschweige wo sich deren strategische Positionen befanden. Jedoch gab es keine Funkantwort und nach einem letzten, besonders starken Auspeximpuls schwieg auch dieses. Szandor wollte sich gerade aus seiner knienden Position erheben, als ein paar kleine Kreaturen um die Ecke vor ihm kamen. Zuerst sahen sie aus wie abnorm große Insekten, jedoch passten deren metallische Außenhaut und surrende Servos nicht zu hier ansässigen Vertretern der Fauna. Es schien sich um Servitoren oder Automaten zu handeln, die in einem Rudel und auf jeweils acht Beinen vorwärtstrippelten. Für Insekten wären sie groß gewesen, aber ihre dreißig Zentimeter Körperhöhe machte sie nicht gerade zu einer ehrfurchtgebietenden Erscheinung.
Was Szandor jedoch verblüffte, war die Koordination mit der sich die Gruppe bewegte. Dicht beieinander und mit der Geschwindigkeit eines sprintenden Sterblichen behinderten sie sich in keiner Weise gegenseitig und reagierten faszinierenderweise instinktiv auf Szandors Anwesenheit. Die schwach leuchtenden optischen Sensorenknollen versetzten sie sogar in die Lage, kollektiv den gegenwärtigen Boltervektor zu umgehen. Szandor war hin und hergerissen.
Die winzigen Maschinen waren kaum eine Boltkugel wert und vermutlich auch mit der Axt nur umständlich zu zerstören. Er würde eine Splittergranate zwischen sie werfen und die Überlebenden unter seinen Stiefeln zermalmen.
Szandor machte eine Granate scharf, die er routiniert dorthin warf, wo er sie haben wollte. Jedoch reagierten die Metallspinnen ganz und gar nicht so wie er es erwartet hatte.
Bereits beim Verlassen seiner gepanzerten Faust erkannten die Insekten die Granate als das was sie war, wichen jedoch nicht aus. Eine einzelne Spinne sprang das Objekt mit unglaublicher Präzision an und detonierte ihrerseits in einem blendenden Blitz. Laut Szandors Autosinnen betrug die Temperatur der Detonation für eine Sekunde annährend zweitausend Grad, was den Granatenkörper schmolz und vor allem den Sprengstoff vor dessen Detonation verbrannte. Da das Zertreten damit sehr viel unangenehmer werden würde, hob er hastig seinen Sturmbolter und erledigte damit vier der Mini-Maschinen, ehe ihn die Ersten ansprangen. Er erkannte nun auch, dass sich die Spinnen durchaus unterschieden und anscheinend verschiedene Aufgaben hatten. Einige blieben zurück und bestrahlten ihn mit einem grünen Infrarotraster, während die auf seinem Bein sich mit winzigen aber scharfen Mandibeln an der Panzerung festhielt und einen Schneidlaser aktivierte. Er ließ den Schaft seiner Axt durch seine Hand gleiten und schlug mit dem Stielende der Axt zu, zerschmetterte den aufgedunsenen Hinterleib. Der Laser erlosch, löste dadurch jedoch nicht die Mandibeln. Eine weitere Spinne sprang geschickt über seinen Fuß bis an die massive Kniekachel und detonierte dort in dem schon bekannten hellen Blitz. Keramit war sehr viel widerstandsfähiger gegen Hitze als Metall, weswegen er weder sein Bein verlor noch die Rüstung kritisch beschädigt wurde. Dennoch sollte er weitere Treffer an dieser Stelle vermeiden und hieb mit der Axt nach einer weiteren zum Sprung ansetzenden Spinne, die die schadhafte Stelle scheinbar sofort erkannt hatte. Der Schlag ließ sie mit zuckenden Gliedern gegen die Wand prallen und dort explodieren. Dafür sprangen ihn zwei weitere mit Laserschneidern an. Diese begannen jedoch nicht unmittelbar mit ihrer zerstörerischen Arbeit, sondern kletterten geschickt auf Szandors Rücken, wo sie gegenwärtig unerreichbar waren. Der Mortificator wurde ernsthaft wütend und schmetterte seinen Rücken gegen die Tunnelwand, was eine der Spinnen wie ein Spielzeug zermalmte. Ehe Szandor sich um die verbliebenen Spinnen kümmern konnte, rasselten zwei massiv augmentierte Sterbliche in zerschlissenen Roben um die Ecke und richteten HE-Laser auf ihn. Beide Soldaten feuerten gleichzeitig ihre Waffen ab.
Während Szandor, der hastig und ungezielt schoss, seine Ziele verfehlte, reichte den Techsoldaten dieselbe Zeit aus, um perfekt zu zielen und die von ihren Spähdrohnen markierten Angriffsvektoren auszunutzen. Zwei Laserstrahlen fauchten aus den fest verbauten Waffen und trafen Szandors Helm. Die Hitze weichte kurzzeitig Keramit auf, versengte die darunter liegende Haut und hinterließ weiße Flecken auf dem flackernden HUD. Grunzend senkte Szandor den Kopf und preschte in Ermanglung einer brauchbaren Deckung vor. Dabei zertrat er zwei Drohnen die ihn für die Schützen markiert hatten und fegte ihre Teile vor sich her. Das HUD hatte die Störung wieder kompensiert und ermöglichte es dem Mortificator einen Doppelschuss in den Körper eines Feindes zu jagen. Anders als herkömmliche Sterbliche blieb der Getroffene auf den Beinen und verlor nur sein Gewehr, da sein Waffenarm vollkommen zerfetzt wurde. Der zweite feuerte unterdessen eine Salve ab und versengt damit Szandors Brustpanzer, was er jedoch ebenso ausblendete, wie das plötzliche heiße Stechen in seinem unteren Rücken.
Die Laserdrohne hatte also einen Schwachunkt zwischen den Keramitplatten durchdrungen und arbeitete sich nun durch ultrahartes Muskelgewebe.
Der verkrüppelte Techgardist, der nur noch von Kampfstimulanzien und kruden Augmentationen aufrecht gehalten wurde, stürzte vorwärts um den Spacemarine zu bremsen. Jedoch traf ihn Szandors Brustpanzer wie eine Abrissbirne und ließ weitere Flüssigkeiten aus den ausgefransten Wunden schießen, ohne auch nur eine minimal bremsende Wirkung zu erzielen. Anders als von dem Überlebenden kalkuliert, stand er chancenlos Szandors knatternder Axt gegenüber, der er in der Enge des Tunnels, genau wie kalkuliert, nicht ausweichen konnte. Fleisch und Metall flogen umher als sich das Axtblatt röhrend durch den Körper fraß. Erst danach nahm der Spacemarine sich der kleinen Laserdrohne an. Er riss sie kraftvoll von seinem Rücken und schmetterte sie auf den Boden, wo sie rauchend und zuckend liegenblieb. Entrüstet stelle er im Anschluss fest, dass die verbliebenen Drohnen sich einige der Teile ihrer zerstörten Artgenossen geschnappt und damit in schmalen Kabelschächten verschwunden waren.
„Widerliches Ungeziefer.“ brummte er gereizt und setzte sich erneut in Bewegung.

Als er die Stelle der Explosion erreichte, war diese kaum wiederzuerkennen. Alles war voll von dem Geröll, zu dem es die umgebenden Wände und Decken zerbrochen hatte und ließ jeden Schritt knirschen. Er fand tatsächlich zwei Grabungsstellen und in einer davon entdeckte er zu seiner Verblüffung eines der sauber abmontierten Beine Skeergards.
Die andere Grabungsstelle würde grob zu Calebs letzter bekannter Position passen, wobei Szandor nicht erkennen konnte ob von innen oder außen gegraben worden war. Beiläufig nahm er Skeergards Bein auf und befestigte es kurzerhand mit weiteren Trophäenhaken, weil er die Hände frei haben wollte.
Mehrere Astartesspuren führten weg, waren aber nicht zu differenzieren. Lediglich eine Schleifspur fiel ins Auge und sprach dafür, dass Techsoldaten den Leichnam des von Skeergard getöteten Marines weggeschleift hatten. Das Blut war bereits geronnen und hatte seine Farbe von einem kräftigen Rot, zu einem fast schwarzen Braun verändert.
Grüblerisch wühlte er ein wenig an der Stelle an der Caleb gelegen hatte, oder noch lag, stieß aber auch dabei auf keinerlei brauchbare Anhaltspunkte, weshalb er sich auf den Weg machte, Skeergard zu folgen. Routiniert, aber ohne viel Hoffnung versuchte er eine Funkverbindung zum Spacewolf aufzubauen und war dann ein wenig überrascht, ihn klar und deutlich empfangen zu können.
„Ich habe hier etwas gefunden was dir gehören dürfte Skeergard.“ verkündete Szandor trocken, um den Spacewolf ein wenig zu ärgern.
„Gut, ich bin gleich da.“ presste er der nur hervor, wobei kein Funken Dankbarkeit mitschwang.
Natürlich war es ein außerordentlicher Glücksfall, dass sein augmentisches Bein nicht ebenso wie der Kadaver des Toten fortgeschafft worden war. Dennoch hätte er diese Passage gerne für sich behalten.
Wenigstens ging der Mortificator nicht weiter drauf ein, dennoch ärgerte es Skeergard zu sehen, dass sein Schlachtenbruder das Bein wie eine Trophäe bei sich trug. Schweigend stellte er die Elektroverbindungen wieder her und fixierte sein künstliches Bein, mit den hierfür vorgesehenen Titanbolzen, ehe er alles unter seinem schwarzen Panzerstiefel verbarg.
Auch der Spacewolf konnte keine Fährte von Caleb aufspüren, da Servorüstungen von außen alles andere als einen individuellen Geruch verströmten und ihr Sergeant, allem Anschein nach, keine Verletzung erlitten hatte, die seinen Köpergeruch freigesetzt hätte. Szandor grub noch eine Weile, während Skeergard nach Feinden Ausschau hielt. Als nach mehreren Minuten noch immer kein Spur zu finden war, entschieden sie sich wortlos die Missionsparameter weiterzuverfolgen. Verluste waren immer schmerzhaft. Mal mehr, mal weniger. Aber nichts desto trotz waren Spacemarines dafür gemacht, über solche Dinge hinwegzugehen und die jeweilige Mission um jeden Preis weiterzuverfolgen.

Aufmerksam marschierten Skeergard und Szandor immer tiefer in die Makropole, bis der Spacewolf auf einen ebenso starken wie unverkennbaren Geruch stieß. Er roch hochwertiges Waffenöl, sowie Cordit- und Promethiumdämpfe, was ihn die linke Faust heben ließ. Während Skeergards Obsidianklinge in der Dunkelheit schimmerte wie festgewordener Schatten, strengte sich der Mortificator an auszumachen, was den Spacewolf alarmiert hatte. Dennoch konnte er über Devekels permanente Geräuschkulisse hinweg nichts Auffälliges wahrnehmen. Aber er vertraute Skeergards Sinnen, zumal sein Schlachtenbruder mit abgenommenem Helm besser riechen konnte als er selbst. Mit taktischen Zeichen signalisierte der Spacewolf die Anwesenheit von mehreren Verrätermarines und deutete auf einen unscheinbaren Tunnel. Insgesamt sechs Tunnel dieser Art führten von dieser Seite in die große Halle, die wohl mal eine Art Manufaktur gewesen war und deswegen einen breiten zentralen Zugangsweg und zwei Lastenaufzüge besaß. Von der einstigen Inneneinrichtung war nicht viel mehr als vermoderte Abfallhaufen und Schrottberge übrig, auf denen vereinzelt dornige Flechten wuchsen. Hinter einem davon hockte sich Szandor ab, während Skeergard einen rostigen Träger emporkletterte. Dann konnte auch der Mortificator den Feind hören, der anscheinend in großer Zahl in ihre Richtung marschierte. Jedoch war er sich sicher, nur Sterbliche herauszuhören. Doch auch hier verließ er sich auf Skeergards Sinne, der vorsorglich seinen Gefechtshelm angelegt hatte.
Die ersten die in Sicht kamen, waren eindeutig nicht Teil der bisher in Erscheinung getretenen Lumpenmiliz. Allein die Bewegungsweise, der in schwere Rüstungen gehüllten Soldaten, kündete von deren hohem Ausbildungsstand. Aus zwei der Tunnels kamen jeweils drei Soldaten mit HE-Lasern, Sturmschilden und schweren Flammenwerfern. Ruckartig bewegten sie sich immer weiter in die Halle hinein, auf Szandors Position zu, während Duzende ihrer Kameraden nachrückten. Als einer der beiden Voraustrupps sich an dem Aufzugskontrollen zu schaffen machte und der andere kurz davor war Szandor zu entdecken, erschienen die Verrätermarines. Gleitend wie Geister, drangen gleich vier von ihnen in die Halle ein und machten dabei kaum andere Geräusche als ihrer Unterstützungstruppen.
Diese Verräter trugen unverhohlen die Farben und Zeichen der Alphalegion und waren mit unterschiedlichen Waffen ausgestattet, mit denen sie die Umgebung sicherten.
Skeergard sah, wie einer der Verräter einen Auspex vom Gürtel nahm. Damit hatte dieser unwissentlich das Angriffssignal für die beiden Loyalisten gegeben, denen klar war, dass der Scanner sie sofort entdecken würde.
Als Skeergard mit einem langgezogenen Heulen aus seinem Versteck stürzte, überkam selbst Szandor ein leichtes Frösteln und die Soldaten vor ihm erstarrten. Dann ließ der Spacewolf seine Energieaxt auf einen der Verräter niedersausen und schlug dessen hastig hochgerissenen Melter entzwei. Die freigesetzte Energie versengte beide Rüstungen in einem grellen Blitz, der die Soldaten, die Szandor zwischenzeitlich als Geno-Trooper identifiziert hatte, herumfahren ließ. Wie der sprichwörtlich geweckte Riese, erhob sich Szandor aus seinem Versteck und feuerte eine gut gezielte Sturmboltersalve in die Rücken und Flanken der abgewandten Soldaten. Leider gelang es ihm diese Mal nicht den gepanzerten Flammenwerfertank zur Explosion zu bringen, er tötete aber immerhin dessen Träger mitsamt seiner zwei Flügelmänner.
Skeergards Gegner ließ sich nicht beirren, zog Messer und Kettenschwert, womit er Skeergards zweiten Axthieb ablenkte. Der Spacewolf sah, wie ein weiterer Alphalegionär seinen Stalkerbolter in Szandors Richtung bewegte und ein zweiter mit knisterndem Energieschwert auf ihn selbst zu rannte.
Alles in allem eine wenig hoffungsvolle Situation. Selbst mit einem besser vorbereiteten Hinterhalt hätten sie nicht wesentlich mehr Erfolgsaussichten gehabt, denn drei weitere Alphalegionäre rückten begleitet von noch mehr Geno-Troopern aus den Tunneln vor.
Szandor feuerte eine weitere Boltersalve ab und traf den Alphalegionär mit dem Stalkerbolter. Ob dieser tot war, oder sich nur außer Sicht hatte fallen lassen, war nicht zu erkennen. Mit der Linken warf er noch eine Garbe Splittergranaten unter die Soldaten und zerriss damit mindestens ein Duzend von ihnen. Von seiner Position aus sah er außerdem, wie Skeergards Gegner einen weiteren Axthieb abblockte um seinen Kopf zu schützen. Dafür versenkte der Spacewolf seinen Obsidiandolch bis zur gepanzerten Faust unter dem Brustpanzer des Alphalegionärs. Der Getroffene zuckte mit beiden Waffen herab um Skeergards Dolchhand abzutrennen und duckte sich zugleich unter Skeergards nächsten Axthieb hinweg. Mit einem kurzen Aufbrüllen seines Sprungmoduls sprang Skeergard in einem beeindruckenden Salto über seinen wütend zustechenden Feind hinweg und schickte diesen mit einem krachenden Tritt zu Boden. So schnell er konnte drehte er sich, um dem Alphalegionär mit dem Energieschwert zu begegnen, war jedoch zu langsam. Knisternd fraß sich das Energiefeld der Waffe durch Skeergard Sprungmodul und zerstörte damit beide Turbinen, die daraufhin stotternd Metallteile durch die Luft schleuderten. Unter dem nächsten Schwertstreich tauchte Skeergard hindurch, wurde dann jedoch von dem zuvor niedergeworfenen Gegner in die Kniekehlen getreten und landete auf dem Rücken. Er wurde von hinten gepackt, während vor ihm das Energieschwert zum finalen Stoß erhoben wurde.
Szandor sah seinen Schlachtenbruder in einem durcheinander aus Turbinensplittern und Gliedmaßen zu Boden gehen. Vorrückend ignorierte er den Laserbeschuss und zerschmetterte mit seiner Axt jene Soldaten die nicht schnell genug auswichen. Sein Sturmbolter brüllte und schickte nach zwei leichten Treffern einen weiteren Legionär in Deckung. Als er kurz darauf sehen konnte, dass Skeergard kurz davor stand sein Leben zu verlieren, forderte auch der Beschuss der Geno-Trooper seinen Tribut. Das Fleisch von Szandors linkem Arm wurde von Laserstrahlen verbrannt, woraufhin der Arm samt Sturmbolter niedersank. Zusätzlich tauchte ihn ein schwerer Flammenwerfer ihn in gleißendes Promethium. Dennoch behielt er sowohl Richtung als auch Geschwindigkeit bei und wurde Zeuge, wie der Zorn des Imperators selbst den Kopf von Skeergards Scharfrichter zerplatzen ließ.
Über das Tosen der Flammen hinweg konnte er beinahe nichts hören und erschrak deshalb leicht, als ihn links und rechts zwei massige Schatten überholten. Er erkannte eine weiße Hand auf schwarzem und einen gehörnten Totenschädel auf rotem Grund und vergaß die Schmerzen, die drohten ihn zu Boden zu zwingen. Saarlock und der unbekannte Schlachtenbruder pflügten unablässig mit Sturmbolter und Flammenwerfer feuernd vorwärts, wodurch sie eine grausige Schneise der Vernichtung schufen. Während sich Geno-Trooper und die verbliebenen Alphalegionäre diszipliniert zurückzogen und eine Feuerlinie bildeten, sah er wie Skeergard sich befreite. Immer wieder fuhr er mit seinem Obsidiandolch hinter sich und wand sich aus der Umklammerung heraus.
„Nehmt ihn gefangen, Spacewolf!“ dröhnte eine ruhige Stimme im Befehlston aus dem Funk und über das Schlachtfeld. Skeergard trennte mit seiner Axt die Hand des Besiegten ab und riss ihm den Helm vom Kopf. Einige Sekunden lang rang er mit sich selbst und überraschte alle die ihn kannten, als er den Legionär mit sich in Deckung schleifte. Lebendig.
Mit dieser Entscheidung hatte er nicht nur einen Befehl befolgt und Weitblick bewiesen, sondern auch sein eigenes Leben gerettet. Zwei schwere Bolter eröffneten hämmernd das Feuer und zwangen selbst Saarlock in Deckung. Während die feindliche Feuerlinie ihre Feuerkraft entfesselte, erfolgte ein geordneter Rückzug, der den Feind schnell aus der Halle brachte. Als der Beschuss schlagartig endete und Skeergard, Saarlock und Balinor ihre Granaten scharf gemacht hatten, gab es eine heftige Explosion, die den ganzen Raum in Staubwolken hüllte. Wutentbrannt rückten die Marines vor und sahen, dass die Zugangstunnel gesprengt worden waren.
Von hinten stapfte Sergeant Persis nach vorn und stützte dabei den einbeinigen Ulfrecht.
„Argos nach vorn, wir brauchen einen Durchgang.“ sprach der Ultramarine und wandte sich dann Skeergard und seinem Gefangenen zu. Der trug einen abwesenden Ausdruck auf dem Gesicht und schien nicht ansprechbar, obwohl bei Bewusstsein.
Duron schweißte kurzerhand die Armpanzerung am Brustpanzer des Verwundeten fest und baute mit geschickten Handgriffen die Funkeinheit aus
„Ich werde ein Auge auf ihn haben, Bruder. Als Späher kannst du dich nicht mit ihm belasten.“ wandte er sich an den Spacewolf der einsah, dass sie gegenwärtig keine Zeit für ein Verhör hatten. „Danke Duron. Nicht, dass uns auch nur eine Spur entgeht.“ gab Skeergard einsilbig zurück und setzte dem Legionär wieder seinen ausgeschalteten Helm auf. Duron nickte nur während sich Argos dröhnend durch das Geröll schnitt.

Es dauerte mehrere Minuten, bis sie das Hindernis überwunden hatten. Jedoch nur wenige Augenblicke, bis der Spacewolf die Spur aufgenommen hatte und sie hinterherjagen ließ. Vor allem die verwundeten Soldaten machten es ihm leicht. Direkt neben ihm marschierte Saarlock, der kribbelnde Auspeximpulse in alle Richtungen jagte um Sprengfallen aufzuspüren. Endlich war die Zeit des Versteckens und Täuschens vorbei.
Unterdessen fühlte sich Ulfrecht mehr als unwohl. Wegen seiner Verletzung war er in seiner Mobilität stark eingeschränkt und war gezwungen, sich auf Schlachtenbrüder zu stützen, oder unwürdig auf einem Bein zu hüpfen. Was jedoch sehr viel belastender war, war das unvermeidliche Eingeständnis, dass die Verletzung seine eigene Schuld war. Hätte er ganz auf Argos Warnung vertraut und nicht befürchtet, jemand könne ihm seinen Ruhm streitig machen, wäre er wohl unverletzt aus dem Gefecht hervorgegangen. Auch wenn niemand etwas Derartiges aussprach, glaubte er Argos’ Missbilligung von dessen kalten blauen Augenlinsen ablesen zu können. Balinor war beinahe ebenso schwer verwundet wie der riesige Mortificator. Dessen linker Arm hing schlaff an seiner Seite hinab und die gelegentlich zuckenden Finger ließen die Zielerfassung des Sturmbolters surren. Von Balinors rechtem Arm war dagegen nur noch ein verkohlter Stumpf übrig.

Saarlock und Skeergard ließen immer wieder verborgene Sprengfallen detonieren, indem sie darauf schossen und wurden dadurch kaum verlangsamt. Dann hörten sie beide lautes mechanisches Rumpeln und Quietschen vor sich. Als Skeergard inne hielt, um seine Sinne voll zu entfalten, rauschte Saarlock einfach an ihm vorbei, gefolgt von Szandor und Argos. Bei der Gelegenheit bemerkte der Spacewolf irritiert die gelbe Lackierung an Szandors Energietornisters, die sich unter Ruß und Asche verbarg. Ehe er seinen Schlachtenbruder darauf ansprechen konnte, schlug ihnen jedoch schweres Abwehrfeuer entgegen. Saarlocks Sturmbolter brüllte als er vorrückte und Genotrooper niederschoss. Argos schwerer Melter löste dröhnend eine der schweren Waffenstellungen samt Deckung aus. Dann stürzten sich Raptoren in schmutzig gelben Rüstungen von der Decke. Jeweils zwei drangen auf Saarlock und Szandor ein, während Argos von einem Fünften am Feuern gehindert wurde. Kurzum war der Vorstoß der Loyalisten brutal gestoppt worden, denn der Tunnel bot nicht nur keine Deckung, sondern verhinderte auch das Bilden einer geschlossenen Linie. Der Feind hatte hingegen genug Platz sich vorteilhaft zu positionieren und richtete bereits die schweren Bolter aus. Zusätzlich zu den Raptoren führte der Erzfeind mehr als ein Duzend Legionäre und eine volle Kompanie Geno-Trooper ins Feld. Trotz der prekären Lage behielten die Loyalisten ihren Mut und zögerten keine Sekunde sich zu opfern, wenn sie nur so viele Verräter wie möglich mitnehmen konnten.
Saarlock hatte zu wenig Menschliches in sich, um irgendeine emotionale Regung zu entwickeln. Dafür genoss er jetzt eine der Segnungen des Adeptus Mechanicus, die sich Noosphäre nannte und ihn nicht nur mit dem Techmarine, sondern auch mit Argos verband. Auch wenn der Ordensbruder aus einer anderen Klankompanie stammte, so erfolgte die Abstimmung dennoch intuitiv und in Sekundenbruchteilen. Saarlock wich einem seiner Angreifer knapp aus, während der andere seinen Brustpanzer mit einer knisternden Energieklaue aufriss. Der Getroffene war jedoch nicht beunruhigt. Niemand konnte mehr erdulden als ein Iron Hand, oder vermochte diese Qualität so auszunutzen wie er es nun tun würde. Er führte keinen Vergeltungsschlag gegen seine Gegner, sondern zerschmetterte mit einer blitzschnellen Rückhand Helm und Schädel von Argos Angreifer. Der wusste dank der noospährischen Kommunikation natürlich bescheid und hatte stoisch seine Stellung gehalten, um nun seinen schweren Melter auf eines von Szandors Zielen abzufeuern. Die ungeheuerliche Hitze des thermonuklearen Fusionsstrahls war für alle in der Nähe selbst durch die Rüstung zu spüren. Jedoch nicht für den getroffenen Raptor. Schneller als selbst seine verbesserten Nervenbahnen Impulse übermitteln konnten wurde der Großteil seiner Masse verdampft. Skeergard raste nach vorn um seinen Schlachtenbrüdern im Nahkampf beizustehen, erreichte seine Brüder jedoch erst nachdem Persis an ihm und Saarlock vorbei den Raptor mit den Energieklauen beschossen hatte. Balinor, der sich ebenfalls in den Nahkampf stürzen wollte, wurde von prasselndem Laserfeuer und Boltkugeln niedergestreckt und schlug heftig blutend auf den Boden auf. Durch die Masse seiner Brüder behindert, blieben Duron, der den Gefangenen als Deckung benutzte und dem einbeinigen Black Templar nichts anderes übrig, als Splittergranaten in hohem Bogen auf die Sterblichen zu schleudern.
 
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Klar geht es weiter. Solange mir die Black Library noch keinen Job gibt, will ich die Zeit nutzen und immer besser werden. Darum wünsche ich euch wie immer viel Spaß und hoffe auf euer kritisches Feedback.

ZWEI / III

Persis Verstand raste um einen Ausweg für seine Untergebenen zu finden, während er einen der Schützen erschoss, der einen schweren Bolter auf sie ausrichten wollte. Granaten explodierten unter den Sterblichen, die trotz massiver Verluste in eine Vorwärtsbewegung übergegangen waren. Skeergard, der endlich in Nahkampfreichweite war, schmetterte seine Axt zwischen Helm und Brustpanzer des Raptors. Der Hieb traf perfekt, da der Verräter sich gerade unter Szandors röhrenden Axthieb geduckt hatte und sackte stumm zu Boden, als Skeergards zustoßender schwarzer Dolch seine Stirn durchbohrte. Dadurch hatten nun allerdings sämtliche Geno-Trooper und Legionäre ein freies Schussfeld auf diese Seite der Loyalistenfront. Im Laufen gaben die Trooper Schüsse ab und schickten damit den ohnehin schon angeschlagenen Szandor zu Boden. Als würde der Sturz in Zeitlupe ablaufen, sackte der Mortificator zusammen, während sein Kinn auf die Brust sank und Blut aus dem beschädigten Lüftungsgitter rann.
Persis sah all dies und unterdrückte seinen wachsenden Zorn. Er hatte im Laufe seines Lebens bereits zahlreiche Verluste erlebt. Selbst die Auslöschung ganzer Trupps, oder der Tod von Helden des Ordens hatten, dank der Genialität des Kodex Astartes, einen Sinn besessen und letztendlich den triumphalen Sieg ermöglicht. Nun konnte er sich nicht des Gefühls erwehren, dass ihr Tod zumindest unnötig sein würde. War dies die Folge, wenn Skriptoren in den Rang eines Watchcaptains erhoben wurden und in geheimen Strategien Kodexferne Pläne ersannen? Wie konnte sich ein Astartes nur anmaßen weiser als der Primarch einer der glorreichsten Orden überhaupt zu sein? Adalwin hatte eingespielte Trupps auseinandergerissen und ohne Kontakt zueinander in einer zerbrochenen Megastadt verstreut. Die Folge war, dass die Alphalegionäre, die Devekel zweifellos in und auswendig kannten über die Exterminatorenteams herfallen konnten wie es ihnen beliebte. Wie um seinen schlimmsten Befürchtungen Recht zu geben, erschütterten zwei markerschütternde Donnerschläge die ganze Makropolsektion und ließen seine wankenden Brüder in einer dichten Wolke aus Staub verschwinden.

Persis Autosinne mühten sich ab, die Staubschwaden zu durchdringen und registrierten das unregelmäßig werdende Feindfeuer, ehe er ein Laut vernahm wie er ihn noch nie vernommen hatte. Er klang, als würde eine vermeintlich geistlose Maschine versuchen, seid Dekaden gereiften Zorn wie ein Tier hinauszubrüllen. Erst als der Ruf, der selbst ihn für einen Augenblick erstarren ließ, klarer aber sehr viel leiser beantwortet wurde, reifte in seinem aufgewühlten Verstand die Erkenntnis.
Der Ehrwürdige Cybot Thorbjarn musste das Schlachtfeld betreten haben. Der uralte Held, der traditionell nur in Zeiten größter Not geweckt wurde, donnerte auf seinen stampfenden Kolbenbeinen durch die Reihen der Verräter. Mit zwei schweren Flammenwerfern schenkte er Schmerz und Tod aus, was selbst die gut gedrillten Geno-Trooper fliehen ließ. Zumindest jene die sich aus der Schockstarre lösen konnten.
Als Skeergard den Ruf hörte und instinktiv beantwortete, drangen unwillkürlich Tränen in seine Augen. Diese zutiefst menschliche Regung überraschte ihn selbst, erfüllte ihn jedoch in keiner Weise mit Unbehagen, geschweige denn Scham. Um Thorbjarn rankten sich legendäre Geschichten, von denen allerdings keine erwähnte, wie und warum er bei der Deathwatch gelandet war. Der Spacewolf rannte euphorisch auf die von Flammen beschienene Silhouette zu und sah dabei voller Stolz, wie eine Panzerabwehrrakete schlicht und ergreifend abprallte und trudelnd außer Sicht flog. Ein Alphalegionär, der sich geschickt mit einem Melter in Position gebracht hatte, wurde von einer mächtigen zylindrischen Klaue zermalmt, ehe er seine Waffe abfeuern konnte. Dann waren Saarlock und Argos bei ihm, wobei erstgenannter aus Dutzenden Stellen sein schwarzes mit Naniten angereichertes Blut vergoss.
Die Alphalegionäre, offensichtlich vom Eingreifen des Cybots überrascht, zogen sich umgehend zurück und setzten sich, ihre Unterstützungstruppen opfernd, in zahlreiche Tunnel ab. Thorbjarn und die drei vorderen Marines ließen jedoch nicht vom Feind ab und eilten hinterher, ohne auf Befehle von Persis zu warten. Wider erwarten dauerte die Verfolgungsjagd nicht besonders lange. Die Verräter lockten sie in einen stinkenden, heruntergekommenen Wasseraufbereitungstrakt, der seiner Aufgabe wohl seit Ewigkeiten nicht mehr nachkam. Hier würden die Tunnel ohne Frage zu klein für den Cybot und weit verzweigt werden, was die Verfolgung sehr viel riskanter, wenn nicht unmöglich werden lassen würde. Doch dazu sollte es nicht kommen. Unvermittelt drang eine wohlbekannte voxverstärkte Stimme durch Funk und Katakomben.
„Bereuet, denn heute sterbt ihr!“ schmetterte Thyrianos den Schlachtruf der Dark Angels und unterstrich ihn mit einer krachenden Entladung warpgespeister Energie. Der Skriptor und seine zwei Begleiter hatten in einer flechtenüberwucherten Verteilerhalle gelauert und ließen die Falle endgültig zuschnappen. Thorbjarn, der sich sogleich um seinen Anteil am Blutvergießen sorgte, insbesondere da ein Dark Angel anwesend war, nahm ein selbstzerstörerisch wirkendes Tempo auf und walzte einen der Legionäre in den schmutzigen Boden. Eine Plasmapistole setzte seinen Schmuck aus Fellen und Fetischen in Brand, was jedoch im Gegensatz zur zweiten Attacke rein kosmetische Konsequenzen hatte. Ein geschwungenes Energieschwert schnitt eine tiefe Kerbe in den Sarkophag und eine eilig dort angebrachte Melterladung brannte einen entsetzlichen Krater in die superschwere Panzerung. Das übrige Waffenfeuer der Legionäre prallte wirkungslos von Thyrianos Schutzschild ab und wurde daraufhin zugunsten eines Sturmlaufes eingestellt. Ohne den Schild wäre der Beschuss in der Enge des Ganges auch sehr viel tödlicher gewesen, da sie lediglich Scoutrüstungen trugen.
Hinter dem Cybot rannten die von Mordlust erfüllten Schlachtenbrüder weiter. Es gab kaum Platz um an dem Koloss vorbeizuschießen, geschweige denn zu laufen, zumal beides potentiell tödliche Folgen haben konnte, wenn der Cybot im Kampfrausch reagierte. Nicht einmal ein Iron Hand würde einen Zusammenprall besonders gut überstehen, ein angeschlagener schon gar nicht.
Ursprünglich hatte Thyrianos vorgehabt, zusammen mit Ajax und Hovis vorzurücken, sobald der Erzfeind in ihren Bereich eindrang. Der anstürmende Cybot, von dem auch sie nichts geahnt hatten, brachte sie jedoch schnell davon ab. Ajax und der Skriptor stellten sich Schulter an Schulter auf, bereit in einen Seitengang auszuweichen, sollte der Cybot nicht bremsen können - oder wollen. Ein weiterer unvorhergesehener Effekt war, dass die Verräter mit aller Macht in ihre Richtung drängten. Der Dark Angel hatte ursprünglich angenommen, den Feind mit seinen Psikräften in die Flucht zu schlagen, oder zumindest bremsen zu können.
Nun würden er und seine beiden leicht gepanzerten Schlachtenbrüder der Amboss sein auf den der Hammer, in Gestalt des ehrwürdigen Thorbjarn, niederfahren würde. Duron würde diese Metapher vermutlich zu schätzen wissen, Thyrianos Meinung hierzu war gegenwärtig eher zwiespältig. Darüber hinaus, behinderte der Cybot aus irgendeinem Grund seinen Zugriff auf den Warp. Zwar bei weitem nicht so umfassend wie ein Psibegrenzer, jedoch genug um ihn zur Zurückhaltung zu bewegen. Umso dankbarer war er für Hovis außerordentliche Zielgenauigkeit. Mit Krakengeschossen tötete er die beiden Legionäre mit den besten Nahkampfwaffen und äscherte einen Verräter mit dem Melter ein, sobald dieser nahe genug war. Der Rest wurde unbarmherzig zwischen Energiewaffen und hydraulischen Klauen aufgerieben.
Die verstreuten Astartes konsolidierten sich und das Schweigen zwischen Persis und Thyrianos begann unangenehm zu werden. Ohne Vorwarnung aktivierte sich ein kleiner Holoprojektor an Thorbjarns Unterkante und präsentierte das faltige Raubvogelgesicht ihres Watchcaptains.
„Grüße Astartes. Wenn ihr diese Nachricht seht, konntet ihr euch wie geplant mit dem Ehrwürdigen Thorbjarn vereinigen. Wenn der Imperator will, habt ihr ebenfalls eine größere Einheit des Erzfeindes einkesseln und vernichten können. Damit sollten jegliche Vorbehalte und Einwände gegen meine exotische Strategie ausgeräumt sein.“
Die Worte verhallten als Adalwins Abbild eine Pause machte und Persis fragte sich, ob der Watchcaptain seine Bedenken gespürt oder vorhergesehen hatte.
„Bergt die gestohlenen Gensaatbehälter, sofern diese vom Feind mitgeführt wurden und begebt euch dann umgehend zum Extraktionspunkt. Der Imperator beschützt.“
Flackernd erlosch der Holoprojektor und löste abermals Schweigen aus. Persis zog die Blicke auf sich, da seine Anweisungen erwartet wurden. Szandor würde zwar leben, aber definitiv getragen werden müssen. Von der entwendeten Gensaat fehlt jede Spur und mindestens zwei Marines hatten das starke Bedürfnis Caleb zu suchen. Persis entschied sich jedoch dafür, sich präzise an Adalwins Anweisungen zu halten und abzuziehen, was unweigerlich zu einem Konflikt führte. „Bei allem Respekt Sergeant, die Gensaat ist zu wichtig um ohne weitere Nachforschungen abzuziehen. Sie könnte ganz in der Nähe sein und ich denke ich habe einen Ansatz die relevanten Informationen aufzutreiben.“ widersprach Thyrianos mit verschränkten Armen und wies mit dem Kopf in die Richtung des Gefangenen. Dem schloss sich mit einem schwachen Nicken auch Duron an, während auch Skeergard das Wort ergriff. „Ich werde in jedem Fall meinen Sergeant suchen, Szandor und ich sind schließlich der Beweis, dass die Sprengfalle für einen aufrechten Astartes nicht tödlich war.“ Hovis beobachtete mit einer gewissen Belustigung, wie seine beiden Schlachtenbrüder Persis Autorität untergruben. Auch Caleb hatte gelegentlich abweichende Ansichten präsentiert bekommen und war dabei erstaunlich oft Thyrianos Rat gefolgt. Skeergards Anmerkung wurde von dem kreischenden Geräusch untermalt das entstand, als Ajax Reduktor Balinors Gensaat barg und damit auch Hovis Amüsement hinwegfegte.
„Ich nehme eure Bedenken zur Kenntnis. Jedoch werde ich sie nicht berücksichtigen. Die Anweisungen des Watchcaptains waren klar und ich denke, insbesondere die letzten Minuten haben deutlich gezeigt, dass deren exakte Einhaltung von entscheidender Bedeutung bei dieser Mission ist.“ polterte Persis unnötig heftig und brachte demonstrativ seine Autorität ins Spiel. Das Verheimlichen seiner zurückliegenden eigenen Zweifel erfüllte ihn mit Ärger, den er nun unwillkürlich auf die anderen Astartes projizierte.
„ICH WERDE BRUDER SKEERGARD AUF SEINER SUCHE BEGLEITEN. IM ZURÜCKLASSEN VON SCHLACHTENBRÜDER LIEGT KEINE EHRE.“ grollte Thorbjarn mit seiner tiefen Maschinenstimme und machte sich kurzerhand auf den Weg. Unter seinem Helm grinste Skeergard und folgte dem Ehrwürdigen ohne ein weiteres Wort. Auch wenn die in Sarkophage eingeschlossenen Helden in der Regel keinen wirklichen Rang innehatten, wurde ihnen aus rein praktischen Gründen nur äußerst selten widersprochen.
Persis unterdrückte seinen Zorn, der weiter anwuchs als auch Thyrianos nicht nachgab.
„Um ehrlich zu sein habe ich auch nicht um eure Erlaubnis gefragt, sondern lediglich eure Position nicht unnötig angreifen wollten. Tatsache ist, dass ich für die Mission auf Devekel das Kommando über meinen Teiltrupp erhalten habe und damit nur Watchcaptain Adalwin und dem Imperator selbst Rechenschaft schuldig bin.“
Nach dieser überzeugten Ansage wandte sich der Skriptor auffordernd an Duron, der den Gefangenen bewachte. Den Salamander verband in diesem Fall nicht nur Freundschaft mit dem Dark Angel, sondern darüber hinaus auch dieselbe Ansicht im aktuellen Konflikt. Er hoffte inständig, dass Persis nun nicht so kleinlich sein würde und den Gefangenen für sich beanspruchen würde.
Der Ultramarine schwieg, wohl um die Fassung nicht zu verlieren und ließ seinen Trupp Balinors Überreste aufnehmen und dann mit einer zornigen Geste schweigend abziehen.
Ajax nahm sich unterdessen des schwerverletzten Mortificators an und begann mit den Instrumenten seines Narthetikums Projektile herauszuziehen und Chemikalien zu verabreichen.
Hovis lauschte dem leiser werdenden Gestampfe des Cybots und sicherte dabei ihre Position. Ohne die hermetische Versieglung einer Servorüstung, spürte er nun deutlich die frostige Kälte, die als Folge von Thyrianos Verhör alles mit einem funkelnden Raureif überzog. So sehr er auch gelernt hatte, dem Dark Angel und seinen Fähigkeiten zu vertrauen, sperrte er sich dagegen Kontakt zu den Mysterien des Warp zu haben. Der gefangene Legionär, dessen wächsernes Gesicht nach wie vor einen abwesenden Ausdruck innehatte, begann zu zucken und unregelmäßig zu keuchen.
„Ajax, bitte verabreiche dem Verräter etwas gegen die Muskelkrämpfe. Ich befürchte ihm wurden neuronale Abwehrmechanismen implantiert, die ihn töten wenn ich seinen Geist aufbreche.“ wandte sich Thyrianos flüsternd an den Apothekarius ohne seine Hand vom Schädel des Gefangenen zu nehmen. Der Angesprochene tat schweigend worum er gebeten wurde und brachte darüber hinaus widerwillig die Diagnostorfunktion seiner Gerätschaften zum Einsatz. Er erkannte, dass die vom Skriptor erwähnten Mechanismen bereits heftig gewütete hatten und eines der zwei Herzen nicht mehr arbeiten konnte. Die immer noch starke Nacken- und Halsmuskulatur war des weiteren dabei die Blutversorgung des Gehirns abzudrücken. Die verabreichten Muskelrelaxantien wurden unterdessen rasend schnell abgebaut was Ajax dazu veranlasste, eine weitere Dosis zu verabreichen. Während sich der Skriptor voll konzentriert an den geistigen Barrieren zu schaffen machte, stellte der Imperial Fist fest, dass ihnen die Zeit davonlief. Dann nachdem er die dritte Dosis verabreicht hatte zeigten seine Scanner, dass sich die Chemikalie nicht mehr normal im Körper verteilen konnte weil das Blut begann zu gerinnen. Ohne auf eine Aufforderung zu warten schritt er ein, trennte die grünblaue Rüstung auf und zerstörte das für die Blutgerinnung verantwortliche Organ. Auch wenn diese Maßnahme nur den berüchtigten Tropfen auf dem heißen Stein darstellte, wollte er dem Skriptor so viel Zeit wie irgend möglich verschaffen. Als nächstes zerschnitt er sorgsam Schlagadern abdrückende Muskeln und verabreichte die Relaxantien direkt in den verbliebenen, bereits unregelmäßig arbeitenden Herzmuskel. Seine Arme waren, ebenso wie Thyrianos Chorrock, rot von spritzendem Blut und ihre Stiefel machten bei jeder Bewegung schmatzende Geräusche in der wachsenden Lache.
Letztendlich verlor Ajax jedoch den Kampf gegen den sich selbst zerstörenden Körper. Allerdings mehrere Minuten später als ohne sein Eingreifen. Wäre der Effekt nicht so abstoßend gewesen, hätte ihn die Genialität die dahinter steckte fasziniert. Vor allem wenn man bedachte, dass weder Gifte noch Krankheiten dazu in der Lage waren, die verbesserten Organe eines Astartes gegen ihren eigenen Träger kämpfen zu lassen. Was ihn beunruhigte war vor allem der logische Schluss aus dieser Erfahrung. Demnach war der Schwachpunkt eines Astartes sein Geist, der offensichtlich nicht an die Zähigkeit seiner Physis heranreichte. Vielleicht vom Geist eines Skriptoren abgesehen.
Thyrianos Mine war unlesbar als er schließlich seine Hand vom blutüberströmten Alphalegionär nahm. Er hatte sämtliche Barrieren überwinden können und sich im einstürzenden Gebilde dessen Geistes nur mit auslaugenden Kraftakten bewegen können. Fetzen aus Emotionen und verzerrte Informationen waren auf ihn eingestürmt und versuchten seinen eigenen Geist damit zu vergiften. Doch für jemanden, der seine Kräfte schadlos aus dem bodenlosen Abgrund des Warp bezog, war die Gefahr leicht abzuwehren. Er schloss die Augen und versuchte die Bruchstücke zu ordnen, was ihm nicht nur Logik, sondern auch Intuition und Interpretation abverlangte. Diese Sphären der Unsicherheit mussten zusammengesetzt werden, ohne dabei die ihnen innewohnende zeitliche Kohärenz zu beschädigen. Er förderte zahlreiche Informationen zutage, die vor dem Angriff auf Devekel von unschätzbarem Wert gewesen wären, nun jedoch nahezu bedeutungslos geworden waren. Am Ende fand er jedoch nicht wonach er gesucht hatte, was daran lag, dass dieser Legionär die relevante Information schlicht und ergreifend nicht besessen hatte.

Skeergard hatte den Ehrwürdigen Cybot in einer ausreichend geräumigen Halle überholt und folgte nun seinem Orientierungssinn. Sollte er mit dem Ehrwürdigen sprechen oder wäre es unangemessen das Wort als erster zu ergreifen? Die Frage war, wie viel des ursprünglichen Thorbjarn überhaupt noch übrig war und selbst wenn dessen ursprüngliche Persönlichkeit noch nicht erodiert wäre. War er seinerzeit überhaupt gesprächig gewesen und würde er sich zu einem ungezwungenen Plausch herablassen? Da der Cybot neben anderen hochentwickelten Sensoren ein integriertes Auspex besaß würde er Skeergards Augmentationen und auch die in ihm arbeitenden Naniten bemerken. So sehr Skeergard auch zögerte den Helden anzusprechen, war für den Sturmmarine Thorbjarns Meinung, zu seinen Veränderungen, von entscheidender Bedeutung. Nicht zuletzt, weil er selbst sich kein abschließendes Urteil zu bilden vermochte. Auch wenn Augmentationen bei den Spacewolfs nicht unüblich waren, so waren es die winzigen Roboter in seinem Blut in jedem Fall.
„NACH EUREM WIDERSTAND GEGEN DEN ULTRAMARINE HÄTTE ICH EUCH NICHT FÜR EINEN VON DER SCHWEIGSAMEN SORTE GEHALTEN.“ brach Thorbjarn dröhnend die Stille. Skeergard zögerte ehe er antwortete und wog seine Worte vorsichtig ab. Schließlich wollte er weder unterwürfig, noch respektlos erscheinen.
„Ich wollte euch nicht mit Banalitäten langweilen Ehrwürdiger. Ich bevorzuge es in der Regel meine Taten für sich sprechen zu lassen.“
Ein gurgelndes Geräusch, als wäre ein Pflasterstein in einen Abflußhäcksler gefallen, drang aus dem massigen Sarkophag. „INTERESSANTE LOGIK WELPE. IHR DENKT ALSO, NACH EINER ZEITLOSEN EWIGKEIT IN STILLE UND ISOLATION, WÜRDE MICH EIN GESPRÄCH LANGWEILEN?“
Zerknirscht musste sich Skeergard seine fehlerhafte Einschätzung eingestehen. „Vergebt mir. Meine bisherigen Kontakte mit den ehrwürdigen Helden unseres Ordens belaufen sich auf Legenden und Geschichten von denen Wolfspriester gelegentlich berichten.“
Thorbjarn schien nachzudenken oder auf eine Frage zu warten, denn für mehrere Augenblicke war nur sein rhythmisches Stampfen zu hören. „Wie ertragt ihr es, wegen eurer physischen Gestalt von euren Brüdern getrennt zu sein und selbst in ihrer Gegenwart, zwar mit positivem, aber dennoch nicht zu leugnendem, Vorbehalt behandelt zu werden?“ rang sich Skeergard zu einer Frage durch. Er wollte langsam zum Kern seiner eigentlichen Frage vordringen um nicht wie ein unsicherer Welpe zu erscheinen. Jedoch erlebte er eine Überraschung und lernte zugleich den Grund kennen aus dem ehrwürdige Cybots auch als Kriegsweise bezeichnet wurden. „EURE BRÜDER BEHANDELN EUCH ALSO MIT VORBEHALT? AUS WAS FÜR EINEM GRUND SOLLTEN SIE DAS TUN?“
„Ich habe einen Pfad beschritten, zu dem mich der Krieg zwang und der mir von einem ordensfremden Schlachtenbruder aufgezeigt wurde.“ erklärte Skeergard und versuchte dabei mit Erfolg, zugleich sachlich und aufrichtig zu bleiben.
„WIR DIENEN DER DEATHWATCH. HIER SOLLEN FREMDE PFADE BESCHRITTEN WERDEN. ALSO, WAS HALTET IHR ZURÜCK?“
Skeergard war erneut überrascht von so viel Scharfsinn und fühlte sich dabei in die Ecke gedrängt.
„Nachdem ich von einem Dämon vergiftet wurde, hat mich Saarlock, ein stolzer und zäher Bruder der Iron Hands, in die Geheimnisse der Maschine eingeführt um den Schaden zu beheben. Geheimnisse die explizit dem widersprechen, was unsere Maschinenseher uns in ihrer Weisheit vorschreiben.“
Erneut schien Thorbjarn nachzudenken und Skeergard nahm seinen Helm ab. Er wollte dem ehrwürdigen seine offensichtliche Veränderung zeigen und außerdem kamen sie langsam in die Nähe ihres Ziels.
„DANN LIEGEN UNSERE ORDENSBRÜDER OFFENSICHLICH FALSCH. WIE SONST KONNTE MICH EIN TECHMARINE ERWECKEN DER NOCH NIE VOM INHALT UNSERER ORDENSSPEZIFISCHEN RITUALE GEHÖRT HAT? DIE GEHEIMNISSE DER MASCHINEN SIND VIELFÄLIG UND VIELSCHICHTIG. WER DAS NICHT ERKENNT IST EBEN JENEM FEHLER ZUM OPFER GEFALLEN, DER SEIT MILLENIEN DAS ADEPTUS MECHANICUS LÄHMT.“ Skeergard war schockiert über die Offenheit des Ehrwürdigen und froh, dass Thorbjarn gegenwärtig hinter ihm war, von wo er sein Gesicht nicht sehen konnte. Derartig unverhohlene Kritik am ältesten Verbündeten des Imperiums der Menschheit, würden nicht wenige als Blasphemie, wenn nicht gar Ketzerei bezeichnen. Anders als bisher, wandte er sich nicht mehr um als er sprach und konzentrierte sich nach seiner Antwort wieder auf die Suche nach Caleb. „Danke für eure Offenheit Ehrwürdiger. Eure Weisheit hat mir sehr geholfen und wird mich in Zukunft stärken.“ Skeergard schämte sich für die Lüge in diesem letzten Satz und hoffte mit noch größerer Intensität, sie möge unerkannt bleiben. In Wahrheit hatte die Antwort alles noch komplizierter gemacht und weckte in ihm dem Eindruck, dass er sich seid der Verwundung durch den Dämon in einer ideologischen Abwärtsspirale befand. Während er sich an Calebs Grabungsstelle niederhockte erinnerte er sich an die Worte seines alten Wolfspriesters. <<Das Chaos korrumpiert, immer!>>
 
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Bin auf des nächste Kapitel gespannt, hoffentlich wird Skeergard seine ideologische Kriese schnell und sauber hinter sich bringen. Ich vermute mal das die Alphas Caleb gefunden und ihn vom Schläfer-Agenten wieder zum vollwertigen Mitglied ihrer Truppe gemacht haben oder ihn neu instruieren und ihn zurückschicken um seinen ehemaligen Kollegen im unpassendsten Moment in den Rücken zu fallen.
 
Montag! Wie angekündigt, teile ich das dritte Kapitel in nur zwei Teile deren Erster euch jetzt die Woche versüßen sollt. Viel Spaß!

DREI/I

Jeri Rahin saß träge in dem uralten Synthledersessel, der jetzt seit mehreren Jahren ihren Arbeitsplatz darstellte. Sein fleckiger Bezug war abgewetzt und stellenweise so löchrig, dass seine gelbgraue Polsterung wie deformierte Eingeweide herausquoll. Vor ihr auf den Pict-Schirmen kräuselten sich kryptische Ziffernfolgen zu einem Muster, dessen einziges Ziel es zu sein schien, sie zu ermüden. Das unrhythmische Fiepen und Rattern der Cogitatoren und deren beißende ozongeschwängerte Abluft, segneten sie darüber hinaus mit einem nagenden Kopfschmerz. All das war nicht immer so gewesen und so unglaublich es gegenwärtig auch scheinen mochte, hatte sie eben diese Dinge einmal geliebt. Doch das Leben im Imperium der Menschheit war hart zu ihr gewesen und schien sie wohl auch nur aus Gehässigkeit am Leben zu lassen.
In einem anderen Leben, hatte sie auf ihrer ausgehölten Heimatwelt endlich eine begehrte Stellung als Vorarbeiterin bekommen. Wenige Wochen später griffen die Tau an und rissen damit alles und alle in den Abgrund. Dann wurde sie entgegen aller Wahrscheinlichkeit von einem kaltherzigen Inquisitor gerettet, nur um ihr restliches Leben in der abgeschiedenen geheimen Domäne einer Watchfeste der Deathwatch zu verbringen.
Aber auch hier wendete sich alles zum Besseren, als Jeri den Ordensdiener Vorys Malak kennen gelernt hatte und sich zum ersten Mal seid einer gefühlten Ewigkeit geborgen gefühlt hatte. Wie konnte sie nur so blind gewesen sein und das heraufziehende Unheil nicht im Voraus bemerkt haben. Grausame Verräter hatten kurz darauf Argenteus Irae angegriffen und weite Teile der sterblichen Besatzung wahllos niedergemetzelt. Als sie am Ende dieses blutigen Kampfes, Vorys lebendig hatte in die Arme schließen können hatte sie geglaubt, endlich den quälenden Kreis aus Glück und Schrecken durchbrochen zu haben. „Idiotin!“ schalt Jeri sich leise und verdrehte die Augen, als hinter ihr Magos Anthrox eine noosphärische Wiederholung ihrer Worte verlangte. Sie hatte lange darauf hingearbeitet endlich die nötigen Implantate für dieses hocheffiziente Kommunikationsnetz zu erhalten. Alle Freude war jedoch hinweg gefegt gewesen, als Vorys als vermisst gemeldet wurde. Der Magos, der ohnehin schon herablassend und überheblich gewesen war, war seid Jeris Operation noch unausstehlicher geworden. Er hatte ihr sogar verboten, auch nur ein Wort mit ihrer sogenannten Fleischstimme zu formulieren, bis sie sich an die neue Kommunikationsform gewöhnt hatte. Und danach würde sie ohnehin gar nicht mehr auf die herkömmliche Art sprechen wollen, hatte er ihr zugesichert. Daher formulierte sie einen ungelenken noospärischen Impuls der ihr letztes Wort als neuronale Nebenwirkung der zurückliegenden Implantation darstellte. Anthrox reagierte mit einem sehr viel eleganteren und zugleich beleidigenden Kommentar und ließ sie wieder mit ihren Gedanken allein.
Die Umstände von Vorys Verschwinden waren durchweg nebulös und aufgrund des zurückliegenden Angriffs wurden keinerlei Ressourcen freigegeben, der Angelegenheit nachzugehen. Darum hatte sie Überstunden gemacht um Licht ins Dunkel zu bringen und war darauf gestoßen, dass es in dem Sektor in dem ihr Geliebter zuletzt gearbeitet hatte keine besonderen Zwischenfälle technischer Natur gegeben hatte. Natürlich waren Leerenspaziergänge auch in Raumanzügen gefährlich, da man jederzeit von Mikroasteroiden oder tückischer kosmischer Strahlung erwischt werden konnte. Aber selbst dann, wären sein Leichnam und oder sein Anzug gefunden worden. Als sie dann die Protokolle der örtlichen Reinigungs- und Wartungsservitoren überprüfen wollte, hatte sie ein übellauniger Magos erwischt und sie konnte es nur mit List und Tücke vermeiden, dass dieser Anthrox informierte. Sowieso schienen alle Adepten des Mechanicus übellaunig und von Missgunst zerfressen zu sein. Wenn sie so voll Bitterkeit darüber nachdachte, passte sie gegenwärtig hervorragend zu dem geheimniskrämerischen Maschinenkult.

Als Ihre Schicht endlich vorbei war, machte sie sich erneut mit einem pixeligen, auf Plastek gedruckten Bild von Vorys, auf den Weg in eines der Lazarette. Vielleicht hatte irgendein Pfleger oder Medicus ihren Geliebten gesehen. Oder er lag im Koma und war nicht zu identifizieren. Oder jemand hatte eine Akte verschlampt. Sie kämpfte dagegen an, Hoffnung zu empfinden. Selbst wenn Vorys wieder auftauchte, würde dann nicht zum Ausgleich wieder etwas Schreckliches passieren?
Während sie von zynischen Gedanken gepeinigt eine lange Reihe von Krankenpritschen abschritt, griff auf einmal jemand nach ihrem Arm. Die Hand war schmal und nicht besonders stark. Diverse Injektionsnadeln verbanden die Person mit irgendwelchen chemikaliengefüllten Plastekbeuteln und ein weißer Verband bedeckte beinahe ihr ganzes Gesicht und Hals. Sie wandte sich dem Patienten zu und sah an der Wölbung der Brust, dass es sich um eine Frau handelte. Ein mechanisches Knacken und Rauschen, wie von einem defekten Voxsender drang aus dem Verband und irritierte Jeri. Sie kam auf die Idee, ihre noosphärischen Rezeptoren zu aktivieren und ihr wurde daraufhin ein Text in grünen Lettern ins Sichtfeld eingeblendet während zugleich eine geisterhafte Stimme in ihrem Kopf erklang.
<<Hören sie mich Adeptin? Ich bitte sie, die Schmerzen bringen mich um. Ich brauche mehr Tranquilizer.>>
Adeptin? Warum hielt die Frau sie für eine Adeptin? Sie trug doch keine rote Robe und überhaupt, mit dem Verband im Gesicht konnte sie doch nichts sehen, oder? Versehentlich hatte sie ihre Gedanken nicht nur gedacht sondern auch ausgespeist, was eine erneute Reaktion der vermummten Patientin erzeugte. <<Ich sehe ihre noosphärische Aura. Ich bin Arbitesagentin Scarissa Johmark und wer sind sie?>>

<<Eine Arbitesagentin? Hier?>> dachte sie, schon wieder ohne die Ausspeisung zu unterdrücken.
<<Verdammt, ich werde diese Nerv tötende Implantsteuerung nie beherrschen. Ich bin Mechanicusdienerin Jeri Rahin. Secundusstufe. Warum melden sie nicht dem Personal hier, dass sie Schmerzen haben?>>
<<Sehr witzig, hier hat niemand die nötigen Implantate und meine nativen Kommunikationsorgane sind zerstört worden. Schon genial, wenn man zwar vom Mechanicus Implantate erhält, aber nicht die Freigabe für deren medizinische Stationen. Also kümmern sie sich jetzt oder was?>>
Jeri überlegte kurz. Dieses Mal sogar nur für sich allein und entschied sich, es zu versuchen. Sie speiste die Wartesequenz aus, die sie regelmäßig von Anthrox erhielt und deswegen abgespeichert hatte und suchte einen Medicus.
Tatsächlich fand sie einen, der sogar bereits war der Agentin umgehend das gewünschte Mittel zu verabreichen. Es hatte nach dem Angriff ja auch sehr viel mehr Tote, als hilfsbedürftige Verletzte gegeben, weswegen medizinische Ressourcen nicht besonders knapp waren..

In den folgenden Tagen suchte sie immer wieder die Agentin auf und war froh, mit jemandem zu kommunizieren, der ihr nicht dauernd ihre vergleichsweise stümperhaften Codierungsfähigkeiten vorhielt und sie darüber hinaus auch ablenkte. Als nach einigen Tagen der Verband verschwand, kam darunter eine krude, metallene Gesichtsplastik zum Vorschein, in der ein scheinbar ewig tränendes organisches Auge saß. Daneben starrte sie eine grüne leuchtende Glaslinse mit Messingiris an. Von dem ursprünglichen Gesicht war nicht mehr viel zu erkennen, was Scarissa sehr mitnahm, auch wenn sie inzwischen einen Vokalisator eingesetzt bekommen hatte. Ihre entsetzliche Halswunde hatte anscheinend zuerst abschwellen müssen.
Von da an unterhielten sie sich zumeist wieder auf die traditionelle Art und Weise, wobei Jeri heraushörte, dass Scarissa wohl eine echte Schönheit gewesen sein musste. Sie schenkten einander Trost, da natürlich auch Jeri ihre Geschichte erzählte. Als Jeri jedoch einmal nach der Ursache für Scarissas Verletzung fragte, wurde sie kühl abgewiesen.
Um sich für die rüde Abfuhr zu entschuldigen, bot sich Scarissa an, dem Verschwinden von Vorys nachzugehen und lenkte damit vollends von der eigentlichen Frage ab. Scarissas Euphorie über ihre Rettung war schnell erodiert und einem zynischen Pragmatismus gewichen. Obwohl sie sich nicht sicher war, was sie von den posthumanen Halbgöttern erwartet hatte, hatte sie dennoch auf mehr als Gleichgültigkeit gehofft. Also tat sie das einzige was sie je gelernt hatte, fremde Identitäten annehmen um irgendwie zu überleben. Der Einsatz war ja hier auf Argenteus Irae ironischerweise auch nicht höher, als in einer durchgeknallten Makropolbande. Ehe Scarissa, die verblüffender weise in keinem einzigen Dienstplan auf der ganzen Station auftauchte, in Aktion treten konnte um ihrer neuen Verbündeten unter die Arme zu greifen, kehrten die Spacemarines zurück. Und mit ihnen, so hoffte sie, eine Aufgabe die sie von dieser melancholischen Station herunter führen würde. Zunächst geriet jedoch die ganze Station in geschäftige Aufregung. Alte und neue Ordensdiener überschlugen sich, um über hundert Spacemarines angemessen zu assistieren.

Thyrianos, der sich bemühte den Trupp zusammenzuhalten, hatte während der Reise zurück immer wieder um Audienzen beim Watchcaptain gebeten. Skeergard und Thorbjarn war es, trotz ausufernder Suche, nicht gelungen eine Spur von Caleb zu finden, was das ganze Exterminatorenteam in einen brütenden Zustand versetzt hatte. Auch von Vicesimus gab es keine Spur, wobei er bisher nicht als vermisst oder tot galt.
Als sie endlich den Sprungpunkt von Argenteus Irae erreichten und mehrere Kriegsschiffe aus dem tobenden Wahnsinn des Warp hervorbrachen wandte sich Watchcaptain Adalwin per Flottenübertragung an alle Spacemarines. Er verkündete, dass der Rachefeldzug nun in seine finale Phase übergehen würde. Damit überraschte er selbst Thyrianos. Darüber hinaus verursachte er erneut schlechte Stimmung als er auf die Einzelheiten dieser letzten Phase einging. Alle Marines würden detaillierte Missionsberichte bei Adalwin vorlegen müssen bevor sie auf die Station übersetzen durften. Jene Astartes die im Zuge der Mission alleine unterwegs gewesen waren, freiwillig oder unfreiwillig, würden darüber ein scharfes Verhör über sich ergehen lassen müssen. Der Dark Angel überwand die Irritation über diese Maßnahme jedoch schnell. Er empfand sie sogar als absolut logisch und damit zwingend erforderlich, um dem subversiven Einfluss der Alphalegion etwas entgegenzusetzen. Als er eine Nachricht von Adalwin erhielt, sich in einem abgeschiedenen Versorgungstrakt einzufinden, vermutete er, dass der Watchcaptain ihm endlich die angefragte Audienz zugestand. Thyrianos wurde jedoch erneut überrascht. Der Bloodraven-Skriptor führte ihn schweigend zu einem Raum, von dem aus er durch einen dicken Zweiwegespiegel in ein Verhörzimmer blicken konnte. Darin stand die unverkennbare riesige Gestalt von Szandor. Da er seine Rüstung nicht trug, waren seine noch verheilenden Verletzungen deutlich zu erkennen. Ajax hatte sich selbst übertroffen indem er den von Laserfeuer verheerten Arm gerettet hatte. „Ihr kennt Szandor länger als ich und besser als jeder andere Skriptor in unseren Rängen.“ sprach der Watchcaptain mit leiser Stimme ohne sich von Szandor abzuwenden. Thyrianos schwieg und wartete das Adalwin weitersprach. „Er war im Zuge des Rachefeldzuges alleine unterwegs und muss deshalb intensiv untersucht werden.“ In dem Moment betrat Ordenspriester Karras das Verhörzimmer und der Mortificator spannte sich leicht. Karras begann den Koloss zu befragen, versuchte immer wieder den anderen aus der Reserve zu locken und zu provozieren. Wieder und wieder ließ er sich trivialste Begebenheiten ins Detail schildern und sprang dabei scheinbar wahllos von Thema zu Thema. Thyrianos beobachtete die ganze Zeit über die mentalen Muster, die sich wie ein buntes Farbenspiel um die Gestalt seines Schlachtenbruders wanden. Dies zu tun kostete ihn nur wenig Mühe und er hoffte, dass Adalwin, der seinerseits Thyrianos und Szandor überwachte, keine Tiefenuntersuchung von ihm verlangen würde. Da er keine Referenz hatte, wäre deren Ergebnis ohnehin nicht besonders aussagekräftig. Die Befragung zog sich mehrere Stunden hin, jedoch war das einzig Auffällige was Thyrianos erkennen konnte, Szandors wachsender Unmut. Außerdem lernte er eine Menge über Kultur der Mortificators und erkannte auch Karras tief sitzende Aversion gegen deren Toten- und Blutkulte.
Als Szandor den Raum zusammen mit Karras verließ, schien eine kleine Last von Adalwins Schultern zu fallen und er attestierte mit wenigen Worten Szandors Reinheit. Noch während Thyrianos überlegte, sich mit seinem eigenen Anliegen an Adalwin zu wenden, betrat ein weiterer Astartes den Verhörraum. Ohne seine Rüstung war dieser beinahe nur noch an Haaren und Bart zu erkennen.

Skeergards Körper zeigte noch immer die Spuren des schrecklichen Dämonenangriffs. Jedoch schien sein Körper sich buchstäblich durch die Härte des Eisens zu regenerieren. Dunkle Adern zeichneten eine verzweigte Karte unter die von Narben überzogene Haut und dort wo sie in sein augmentisches Bein übergingen schien es fast als befände er sich in einer Transformation zu einem Wesen aus reinem Metall. Unweigerlich fragte Thyrianos sich wie Saarlock wohl ohne Rüstung aussehen mochte, da dieser die genannte Transformation schon lange vorsätzlich anstrebte. Die Gestalt von Skeergards mentalem Zustand war sehr viel undurchsichtiger und wilder als die von Szandor. Ob dies an seiner Herkunft lag war schwer zu sagen, wenn auch wahrscheinlich. Die Beziehung zwischen Thyrianos und dem Spacewolf war seit jeher von zwiespältiger Natur gewesen. Auch wenn der Skriptor keinen Zweifel an Skeergards Fähigkeiten oder Loyalität hatte, musste er sich dennoch bewusst darauf konzentrieren seine Objektivität zu wahren. Der uralte Zwist zwischen den beiden Orden reichte noch bis in die goldenen Tage des großen Imperialen Kreuzzugs zurück. Einer Zeit in der der Imperator selbst auf dem Schlachtfeld wandelte und der aufsteigende Stern der Menschheit unaufhaltsam schien. Seit dem vermischten sich Gerüchte mit Legenden und Wahrheit mit Lüge, so dass es schwer fiel die wahren Umstände zu ergründen.
Skeergards Geist schien von mächtigen Kräften umkämpft. Als stritten eine urtümliche Bestie und eine unermüdliche Maschine in einem aufgewühlten Ozean mit Skeergards transhumaner Persönlichkeit. Thyrianos sah davon ab, die Wogen durch einen Eingriff zu glätten, sondern bemühte sich stattdessen, durch sie hindurchzusehen und seinen eigenen Geist die Zusammenhänge erfassen zu lassen. Unterdessen peitschten Karras‘ Fragen den Sturm in Skeergards Seele immer weiter auf. Dennoch blieb Thyrianos ein reiner Beobachter und suchte nach einem Makel, nach ruinösen Strömungen oder mentalen Fremdkörpern. In dem Bewusstsein, dass der Watchcaptain ebenfalls seine psionische Kraft einsetzte, um sie beide zu beobachten, prüfte er seine Eindrücke mehrfach und kam immer wieder zum selben Schluss. Trotz innerer Konflikte, quälenden Zweifeln und brennenden Fragen, war der Spacemarine mit absoluter Sicherheit Skeergard selbst und allein der Versuch, etwas Fremdes in diesem unsteten Durcheinander zu verankern, wäre zum Scheitern verurteilt. Als Thyrianos seine übernatürlichen Sinne langsam wieder in seinen Geist zurückzog stellte er fest, dass dieser nun ebenfalls aufgewühlt war und die Prozedur ihn angestrengt hatte. Seine Herzen schlugen schneller und ein dünner Schweißfilm bedeckte seine helle Haut. Instinktiv ließ er seinen Geist in die unterste Ebene der Aufzählungen gleiten und in deren dämpfender Umarmung wurde ihm klar, dass Adalwin dies nicht verborgen geblieben sein konnte.
„Ihr seid etwas besonderes, Thyrianos.“ sprach Adalwin leise und verlieh seiner Stimme dabei einen schneidend vorwurfsvollen Unterton. Zumindest schien es Thyrianos so. Die Stille dauerte an und die unausgesprochene Frage hielt den Dark Angel gepackt wie ein Schraubstock. Er ertappte sich dabei, wie er zwar ohne jede Aggression, aber dafür mit gestochener Schärfe, Adalwins psionische Kraft an seiner eigenen maß. Ihr Potential schien dabei eher ausgeglichen zu sein.
„Als ihr mir vor Wochen sagtet, Antworten finden zu müssen, ehe ihr sie geben könnt, ließ ich euch gewähren. Nun sehe ich, dass ihr diese Antworten habt. Also sprecht!“
Tatsächlich hatte Thyrianos Antworten gefunden. Diese waren jedoch kaum in Worte zu fassen und konnten ihn sogar verdammen wenn er bei der Erklärung einen Fehler machte.
„Ich danke euch für eure Geduld, Watchcaptain. Wie euch sicherlich klar ist, sind weder die eigentliche Frage noch deren Antwort von einfacher Natur. Wir Skriptoren sind seit jeher die mächtigsten Waffen der Menschheit im Kampf gegen die verdammten Entitäten des Warp und jeder Orden, ja fast jeder Skriptor folgt dabei seinem eigenen Weg.“ näherte sich Thyrianos dem heiklen Thema an und hoffte damit nicht die Geduld seines Vorgesetzten zu strapazieren. „Unser Motiv ist es dabei, eben jenen Mächten zu wiederstehen die wir mit unserem Willen in diese Welt zwingen. Über dieser hehren Aufgabe steht nur noch die überlebenswichtige Pflicht, das Reine vom Unreinen zu unterscheiden.“ führte der Dark Angel weiterhin aus und sah nun Adalwins Körpersprache an, dass er zum Punkt kommen musste.
„Beim Studium alter Schriften im Librarium unserer Watchfestung bin ich dabei auf ein Werk eines Ordensbruders namens Rolanel gestoßen. Er lebte zur Zeit des großen Kreuzzuges und er erhielt seinerzeit die Gelegenheit, eine Art Meditationstechnik zu erlernen, die den eigenen Geist beruhigt und vor den Gezeiten des Warps abschirmt.“

Mehrere Augenblicke lang entgegnete Adalwin gar nichts. Sein forschender Blick klebte jedoch an Thyrianos, der deutlich sehen konnte, dass der Verstand seines Watchcaptains arbeitete. Was dies genau bedeutete blieb zunächst unergründlich, immerhin schloss sich auf diese Weise eine reaktionäre kurzsichtige Entscheidung aus.Hoffentlich.
„Welche Erkenntnisse konntet ihr über Rolanels Quell der Erleuchtung erlangen?“ fragte der Blood Raven schließlich weiter nach und erzeugte dabei nicht weniger Intensität als zuvor Ordenspriester Karras. Sein Gesichtsausdruck verriet, dass er sich keinesfalls erneut würde vertrösten lassen. Thyrianos holte wie zuvor weit aus, um seine Fakten in angemessenem Licht zu präsentieren.
„Vor dem Bruderkrieg, als wir Spacemarines noch in Legionen organisiert waren, gab es zwischen diesen einen sehr viel intensiveren Austausch, als zu unserer Zeit. Tatsächlich bin ich sogar zu der Erkenntnis gelangt, dass die Deathwatch heute einige der Praktiken aus dieser Zeit abdeckt.“ Thyrianos machte eine kurze Pause und Adalwin ließ ihn gewähren, da er dieses Verhalten mittlerweile für Thyrianos normales Gebaren hielt. Der war unterdessen zufrieden damit, die Alienjäger des Ordo Xenos so geschickt in seine Argumentation einzubauen. Dennoch stand der, gelinde ausgedrückt, streitbarste Punkt seiner Rechtfertigung noch aus.
„Damals wie heute wurden Brüder, die das Potential hatten Captain zu werden, oder einen anderen wichtigen Rang zu bekleiden, häufig auf eine Art Lektion entsandt. Zumindest im Optimalfall. Um auf eure Frage zurückzukommen, Rolanel wurde aus Gründen die im Dunkeln liegen, ebenfalls zu einer fremden Legion geschickt.“
„Aaaah, wir nähren uns dem Kern.“ warf Adalwin leise ein, als Thyrianos eine kleine Pause machte und spannte sich unmerklich.
„Diese Legion war die versierteste von allen, wenn es darum ging, die Kräfte des Warp zu beherrschen. Letztendlich wurden sie von ihrer unkontrollierten Gier nach Macht vernichtet und samt ihrem Primarchen in den Abgrund gerissen. Mehr Einzelheiten, als dass die Spacewolfs zu deren Bestrafung ausgesandt worden waren, sind mir nicht bekannt. Und ich war nicht besonders zuversichtlich mehr von den Spacewolfs mitgeteilt zu bekommen. Dennoch sehe ich es als weise an, auch von dieser Legion, die sich die Thousand Sons nannte, zu lernen. Und wenn es nur die Lektion von der fatalen Gier nach Macht und vermessene Selbstüberschätzung ist.“
Die nun folgende Pause, war von frostiger Kälte erfüllt und nachdem er ausgesprochen hatte, versuchte er vergeblich in Adalwins unbewegtem Gesicht etwas zu erkennen. Ihm war durchaus klar, dass seine Thesen und Handlungen angreifbar waren und war ebenso gespannt wie besorgt auf Adalwins Einschätzung.
Großmeister Ezekiel, so war er sich sicher, würde es verstehen und die Technik möglicherweise sogar seinerseits erlernen wollen. Wie so vieles, würde all dies ein verborgenes Geheimnis bleiben und niemals die Ränge des Skriptoriums verlassen.

Hier stand Thyrianos jedoch nicht Ezekiel, sondern Adalwin gegenüber. Erst vor kurzem in den Rang eines Watchcaptains erhoben und demnach ein nahezu unbeschriebenes Blatt. „Ihr bin nicht sicher ob ihr außerordentlich weise, oder bestürzend naiv seid, Dark Angel. Ich weiß dagegen genau, was Karras und so ziemlich jeder andere Ordenspriester davon halten würde.“ antwortete Adalwin nach einer gefühlten Ewigkeit und machte, ähnlich wie zuvor Thyrianos, eine quälende Pause. Die Tatsache, dass der Blood Raven sich dieselbe Frage stellte wie Thyrianos, amüsierte zweitgenannten, ließ aber nicht dessen innere Anspannung weichen.
„Bis auf weiteres, wird das Mysterium diesen Raum nicht verlassen. Ihr werdet dieses Buch von Rolanel in eure persönliche Obhut nehmen und die Kanalisierungstechnik mit äußerster Vorsicht erforschen. Seid versichert, ich werde mehr als nur ein Auge auf euch haben werde und damit dies keine Fragen aufwirft, werde ich euch in den Rang eines Epistolarius erheben.“ Dieses milde Urteil, zusammen mit der enthaltenen Ehrung, hatte selbst Thyrianos nicht voraussagen können. Er öffnete den Mund um sich zu bedanken, jedoch kam der Watchcaptain ihm zuvor. „Wagt es jedoch nicht stolz zu empfinden! Oder euren Kurs bestätigt zu sehen. Eure Prüfung wird lang und hart sein und ihr Ausgang könnte euch so oder so verdammen.“ presste Adalwin mit schneidender Stimme hervor und vertagte damit das Gespräch. Es war deutlich zu sehen, dass der Watchcaptain nun eine schwere Last trug und es entging dem Dark Angel auch nicht, wie sich zuvor unbemerkte, geistige Fühler von seinem Bewusstsein zurückzogen. Thyrianos senkte nur demütig den Kopf und beschwor aufrichtig den Schutz des Imperators ehe er ging.

Adalwin nahm auf einem Hocker platz, als sein Untergebener gegangen war. Sein diamantharter Ausdruck fiel von ihm ab und er massierte sich besorgt die Schläfen. Die mentalen Untersuchungen hatten ihn angestrengt und die letzte hatte ihn sogar erschöpft. Das eindringen in Thyrianos Geist, noch dazu insgeheim, war eine harte Prüfung gewesen. Der Dark Angel war nicht nur wie für seinen Orden Typisch verschlossen und Stur sondern darüber hinaus extrem gestählt. Wäre es einfach gewesen, hätte er sich mehr sogen gemacht. Schließlich agierten Skriptoren mit Mächten die an Bösartigkeit und Macht kaum zu übertreffen waren. Er hatte weder Zeichen der Korruption, noch unlautere Motive oder Täuschungsabsichten erkennen können, was ihn aber weniger beruhigte als es sollte. Er wäre Thyrianos hier, unabhängig von seinem Urteil, nur sehr ungern entgegen getreten da dieser sehr viel ausgeruhter war. Noch dazu hatte er geheime berichte darüber gelesen die die Schrecken beschrieben, die sich manifestieren mochten, wenn man einen Skriptor von Thyrianos Macht unbedacht in die Enge trieb. Adalwins Gedanken kehrten zu Thyrianos Worten zurück. Der hatte von der Verschlossenheit der Spacewolfs gesprochen, ohne dabei die Ironie zu bemerken, dass ausgerechnet er sich daran störte. Es erinnerte Adalwin allerdings auch an seinen eigenen Auftrag, den er seinerzeit von Ordensmeister Gabriel Angelos erhalten hatte. Die Wurzeln der Blood Ravens lagen vollkommen im Dunklen und waren seit jeher Inhalt von ausufernden Recherchen und wilden Spekulationen. Die Deathwatch schien eine vielversprechende Quelle für verlorenes Wissen zu sein, insbesondere jenes welches nur innerhalb einzelner Orden existierte. Er hatte unzählige Spuren verfolgt, einige verworfen und andere verloren. Er konnte keine Möglichkeit ohne treffende Gegenbeweise ausschließen, dies wäre dumm gewesen. Darum hatte er auch die Möglichkeit im Blick, dass sein Orden die loyalen Abkömmlinge von Magnus sein konnten. Zu viel würde dadurch erklärt werden, als das man diese Theorie einfach zurückweisen konnte.

Saarlock hatte sich während der Warpreise in eine der gut ausgestatten Werkstätten der Hassfeuer zurückgezogen und arbeitete daran, seine verheilenden Organe zu ersetzen. Eine Aufgabe, die mehr als fordernd war und im Regelfall die Unterstützung eines Eisenvaters erfordert hätte. Der Energiespeer des Techsoldaten hatte beiden Herzen verfehlt, jedoch Magen, Leber und oolitsche Niere schwer verletzt.
Das Hauptproblem bestand darin, dass all diese Organe eng mit anderen Organen zusammenarbeiteten und demnach bei weiten nicht so leicht wie Herz oder Knochen zu ersetzen waren. Vor allem der Magen, der ihn ständig an seine sterbliche Herkunft erinnerte, war nur schwierig zu ersetzen, da er letztendlich für die Energiegewinnung unverzichtbar war. Saarlock wusste, dass es alternative Energiezuführungsimplantate gab, die nicht nur unermüdlich, sondern auch sehr viel effizienter waren. Jedoch war selbst sein Körper noch nicht in der Lage, von reiner Elektrizität angetrieben zu werden. Frustriert stellte er die Arbeit an den Ersatzorganen ein und warf die entstandenen Modelle und Prototypen in einen fauchenden Verbrennungsofen. Während die Teile knisternd schmolzen, wandte er sich seiner Rüstung zu.
Wie es die Pflicht eines Astartes war, hatte er sie repariert und vor allem den aufgerissenen Brustpanzer aufwändig rekonstruiert. Was ihn jedoch ärgerte war der Umstand, dass er hier auf dem Schiff keine Werkstoffe hatte auftreiben können, um sie noch weiter zu verstärken. Adamantium und Neutronium waren die Metalle die er, ob ihrer speziellen Eigenschaften, selbst Titanium vorzog. Während er von zweitgenanntem noch überhaupt keins hatte verbauen können, hatte er das wenige Adamantium, welches nicht seine Schädelknochen ersetzte, von seinen im Blut schwimmenden Naniten zersetzen und in seinen Knochen ablagern lassen. Zusammen mit dem Keramit, welches bei allen Spacemarines Stück für Stück das Skelett verstärkte, waren seine Knochen damit kaum noch zu brechen.
Der Iron Hand hatte selbstverständlich die zurückliegenden Kämpfe reflektiert und war dabei auf eine empfindliche Schwachstelle gestoßen. Als er gesehen hatte, wie hilflos Balinor mit seiner sabotierten Rüstung am Boden gelegen hatte, war Zorn in ihm aufgestiegen. Praktisch niemand konnte hoffen, eine Servorüstung gezielt von außen zu deaktivieren, da selbst die vermeintlichen Schwachpunkte gut geschützt und durch redundante Schaltkreise abgesichert waren. Dennoch war es dem Alphalegionär gelungen.
Aus diesem Grund versuchte er nun, diese Schwachstelle zu finden und auszumerzen. Während er mit empfindlichen Geräten seine Rüstung untersuchte, hörte er, wie ein weiterer Marine seine Werkstatt betrat. Duron Pentos, auch im Halbdunkel an seiner schwarzen Haut und rot leuchtenden Augen leicht zu erkennen, schritt gemächlich durch die Stahltür.
„Probleme mit den Schaltkreisen, Bruder?“ erfasste der Techmarine augenblicklich, was Saarlock gerade tat.
„So wie beinahe jeder, wenn ich von meinen letzten Beobachtungen ausgehe.“ gab er nüchtern zurück ohne von seiner Arbeit aufzusehen. Für ihn war Duron ein Mysterium. Wie konnte ein offensichtlich Maschineneingeweihter, der noch dazu dem vermeintlich pragmatischen Prometheus-Kult folgte, nicht die Überlegenheit des Eisens sehen? Auch wenn er zwei augmentische Gliedmaßen besaß und die Implantate zur Steuerung des wuchtigen Manipulator-mechandrits auf seinem Rücken. Ein Techmarine seines Ranges und Alters sollte in Saarlocks Augen sehr viel mehr Schwächen des Fleisches überwunden haben.
„Was waren eure letzten Beobachtungen?“ erkundigte sich der Salamander, von Saarlocks schroffer Art unbeeindruckt.
„Ich musste feststellen, dass eine Servorüstung in einem Handgemenge vom Erzfeind deaktiviert werden konnte. Selbst für die wenigen Augenblicke die es andauerte, ist dies nicht hinnehmbar.“ grollte er vorwurfsvoll, als wäre es Durons Versäumnis. Der Techmarine schien daraufhin nachzudenken und sah dem Iron Hand über die Schulter. Mithilfe ihrer noosphärischen Schnittstellen untersuchten sie gemeinsam Saarlocks Rüstung und führten in Sekundenschnelle duzende Tests durch. Auch wenn sie den Fehler zunächst nicht lokalisieren konnten, gelang es dennoch ihn zu identifizieren. Wie es aussah, konnte durch eine gezielte Manipulation der redundanten Energieleitungen ein Kurzschluss erzeugt werden, dessen Feedback dafür sorgte, dass die Energie für mehrere Sekunden hin und hergeleitet wurde ohne die eigentlichen Systeme zu erreichen.

Als die Hassfeuer endlich an den mächtigen Auslegern von Argenteus Irae andockte, machte sich der Iron Hand zusammen mit den anderen Marines sofort auf den Weg zu den Schleusen. Sein detaillierter Bericht für den Watchcaptain war bereits nach wenigen Minuten fertig gewesen, was daran lag, dass er seine Gedanken in einen Datenstrom konvertieren und diesen dann einfach in die Noosphäre einspeisen konnte. Wortlos passierte er Argos, der seinen schweren Melter auf dem Rücken trug und marschierte begleitet von Ajax, Duron und Hovis in ihren Quartierkomplex. Die Station war zwischenzeitlich zwar repariert worden, aber noch immer weit davon entfernt, in tadellosem Zustand zu sein.
Als letztes erschien Thyrianos im Quartierkomplex. An seiner Hüfte hing, mit einer starken Adamantiumkette befestigt, ein wasserdicht in feuer- und schnittfeste Kunstfasern gehülltes Buch, welches er zuvor nicht getragen hatte.
Kurz darauf wurden alle Marines der Station in die Schwurkapelle gerufen, wo sie von Adalwin und Karras erwartet wurden. Endlich erhielten sie ein abschließendes und übergreifendes Bild von der zurückliegenden Mission. Insgesamt waren mehrere Tausend Hilfstruppen zuzüglich einiger Hundert Geno-Trooper und Techgardisten eliminiert worden. Des weiteren zahlreiche Kampfmaschinen und der mutmaßliche Anführer der Techgardisten, die damit als aufgerieben zählten. Auch die Alphalegion war hart getroffen worden. Denn auch wenn deren tatsächliche Stärke nach wie vor unklar war, so waren annährend hundert tote Verrätermarines ein triumphales Ergebnis. Lediglich, dass deren Anführer entkommen konnte und auch nur die Hälfte der geraubten Gensaat gefunden worden war, trübte den Moment.
Dann wurde derjenigen Brüder gedacht, die ihr Leben gelassen hatten, um die Mission zum Erfolg zu führen. Neben zwei Vermissten waren zwölf Brüder gefallen und zumeist gaben sie ihr Vermächtnis, in Form ihrer geborgenen Gensaat, weiter. Das Gedenken fand ohne Reue und ohne Trauer statt, denn wie Karras proklamierte, gab es keinen Sieg ohne Opfer.
Des Weiteren war Vicesimus, augenscheinlich nur wenigen bekannt, in Devekel verblieben. Er hatte den Auftrag, die vermissten Brüder zu suchen und vor allem, als Racheengel die Makropole heimzusuchen und die verbliebenen Feinde zur Strecke zu bringen.
Adalwin schloss die Kundgebung mit der Beförderung einiger Spacemarines. Aufgrund von Verlusten und oder Tapferkeit vor dem Feind wurden zwei neue Sergeanten erhoben und die Schlachtenbrüder des sechzehnten Exterminatorenteams fragten sich, wer von den beiden wohl Calebs Nachfolge antreten würde. Dann wurden Cygnon und Thyrianos zum Altar berufen wo der Guardian of the Covenant in Adalwins alten Rang als erster Epistolarius erhoben wurde und Thyrianos in den eines Epistolarius.
Hovis fragte sich unterdessen was der Grund für Thyrianos Beförderung war. Er missgönnte dem Skriptor die Auszeichnung in keiner Weise und war auch von dessen Fähigkeiten überzeugt. Aber auch wenn der Dark Angel emotional eher unterkühlt war, so verriet seine Köpersprache nicht den geringsten Stolz. In Kombination mit dem mysteriösen Buch, welches der Skriptor immer bei sich trug, schien es etwas zu geben was geheim gehalten wurde.

Die folgenden Tage waren, für diejenigen die nicht sofort wieder in Einsätze geschickt wurden, erfüllt von Manöverübungen. Keiner der beiden neuen Sergeanten wurde dem sechzehnten Exterminatorenteam zugewiesen. Dafür beteiligten sich Karras und Mollecht häufig an den Übungen und auch wenn Thyrianos gegenwärtig das Kommando führte, schien man noch abzuwarten wer letztendlich in Calebs Fußstapfen treten würde. Hovis war von sich selbst überrascht, nicht in opportunistischem Ehrgeiz, um die vermeintlich vakante Stellung zu kämpfen. Er hatte sich damit angefreundet, als Standartenträger zu dienen und zu dem Zweck sogar Spezialtraining von Waffenmeister Mollecht erhalten. Der alte Black Shield war wie zu erwarten auch mit einer zweieinhalb Meter langen Metallstange keinen Deut harmloser, als mit jeder anderen Waffe. Vor allem drängte er Hovis dazu, die aus zähen Fasern gewobene Fahne selbst als taktischen Sichtschutz zu verwenden, um dem Gegner das Ausweichen und Parieren zu erschweren. Wie effektiv diese Technik sein konnte machte der Waffenmeister dem Crimson Fist schmerzhaft deutlich.
Um ihr erstes Zusammentreffen zu ehren, bestritt Hovis daraufhin so manchen Übungskampf gegen Ajax und war froh, mit dieser für ihn nach wie vor exotischen Waffe eine ausgeglichene Statistik zu erreichen.

Der Apothekarius führte, so wie er es sich angewöhnt hatte, in regelmäßigen Abständen Bluttests an sich selbst durch. Auch wenn das Ergebnis jedes Mal in dieselbe Richtung zielte war er innerlich ein wenig enttäuscht, als er nur noch wenige Blutkörperchen des Blood Angels finden konnte. Bei jedem tropfen Blut den er vergoss, verlor er auch einige dieser seltenen Begleiter und da sich Calebs DNA nicht mit seiner verbunden hatte, wurden keine nachproduziert. Es war als würde Caleb nach und nach verschwinden und nichts als Leere zurücklassen. Besonders der unselige Verlust von Calebs Gensaat nagte an dem Imperial Fist.
<<Im Kampf vermisst.>> war sein Status, der nur in absoluten Ausnahmefällen, je wieder geändert werden konnte. Und je mehr Zeit verging, desto unwahrscheinlicher wurde die Bergung. In Gedanken versunken wandte er sich einem Stapel Dokumente und Probenfläschchen zu und hielt kurz inne, als er eine Aufschrift auf einer mit Blut gefüllten Phiole las. Es war ein Datum zusammen mit einem Initial. Caleb hatte diese Probe abgefüllt, beschriftet und vor der Mission auf Devekel zu Ajax geschickt. Ajax aktivierte das genverschlüsselte Datenpad welches seine Ergebnisse bezüglich des Bluttausches enthielt. Sorgfältig machte er einen neuen Eintrag und führte die Probe einer komplizierten Apparatur zu. Eine bis dahin unbekannte Gefühlregung überschwemmte seinen Geist, als er das Ergebnis interpretierte. Calebs DNA hatte sich mit Ajax‘ vermischt!
 
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Ist das schön, die Leser diskutieren! 🙂 Ein Antwort könnte doch in den Rekrutierungspraktiken der Alphalegion zu finden sein...

Aber bevor ich hier noch ein Schisma auslöse geht es erstmal weiter. Viel Spaß und frohes Weiterdiskutieren.

DREI / II

Insgesamt verging ein ganzer Monat, ehe das sechzehnte Exterminatorenteam zu Watchcaptain Adalwin gerufen wurde. Anders als Hopitz, ließ er die einzelnen Teams ihre Augenblickseide nicht in Gegenwart aller anderen Astartes schwören, sondern erfüllte die Tradition stets in kleinem Rahmen. Der Besprechungsraum, mit dem summenden Holoprojektor, hatte sich dagegen in keiner Weise verändert. Die Luft war erfüllt von demselben Gemisch aus Ozon und Weihrauchdämpfen und von trockener Wärme. Adalwin stand in seiner Rüstung, jedoch barhäuptig, direkt an dem Projektor und ließ ihn eine, auf den ersten Blick schöne, Welt präsentieren. Ebenen und Wälder in unterschiedlichen Grüntönen mischten sich mit fleckigen, grauweißen Bereichen die zum Teil schneebedeckte Gebirge darstellten. Kleine vielfarbige Flaggen aus Licht zeigten die Positionen von Ortschaften und Militäranlagen, die auf dem Holobild ansonsten nicht zu erkennen gewesen wären.
Ein wenig abseits wurden auf einem körnigen Display die auf dem Planeten stationierten Truppen aufgelistet und die oberste örtliche Verwaltungsebene namentlich aufgeführt. In einem weiteren Ziffernblock fanden sich Exportquoten, nebst einer abschließenden Bewertung der Kriegswichtigkeit. Der Planet hieß Tolzar und war eine Gardeausbildungswelt der Tercitus Stufe. Dies bedeutete, dass der Planet seinen Zehnt in Soldaten leistete, indem er seine Bevölkerung und Rekruten fremder Welten ausbildete. Auch wenn der Ausstoß nicht mit einer Makropol- oder Festungswelt vergleichbar war, besaß er eine strategische Relevanz die es ausschloss ihn einfach zu opfern. Tatsächlich schien Tolzar sogar eine hochbeliebte Ausbildungswelt mit einem makellosen, sektorweiten Ruf zu sein.
Was diese Welt so besonders machte, war die ständige Gegenwart von Orks. Ohne Anschluss an einen ausgewachsenen Waaagh oder Zugang zu moderner Technologie, wurden die Grünhäute sogar vorsätzlich am Leben gelassen. Auch wenn sie körperlich viel stärker und zäher als Menschen waren, konnten die Gardisten sie dank höherer Feuerkraft dennoch unter Kontrolle halten. Hovis kannte dieses Konzept nur zu gut. Sein Heimatorden bediente sich selbst derartiger Planeten zur Auswahl und Ausbildung ihrer Aspiranten und der Erfolg sprach für sich. Dass auch Sterbliche derartige Übungsgründe nutzten, konnte nur von Vorteil sein, denn auf diese Weise waren sie resistenter gegen das lähmend erdrückende Gefühl welches sie nur allzu häufig befiehl, wenn eine grüne Flut auf die eigenen Stellungen zu schwappte. Kein Gardist würde Tolzar verlassen, ehe er nicht in die wütende Fratze eines Orks geblickt und geschossen hatte. Thyrianos, der sich die Topografie einprägte, fragte sich unterdessen, wie wohl damit umgegangen wurde, dass im imperialen Handbuch des Gardisten offenkundig Fehlinformationen enthalten waren.
Während einige Marines noch abwarteten, ob der Watchcaptain sie ernsthaft in Übungsgründe für Sterbliche senden wollte und wie sie diese Strafe verdient hatten, veränderte Adalwin das projizierte Holobild.
Die asymmetrische, zerklüftete Form eines Spacehulks war unverkennbar und durch einige farbige Markierungen ergänzt. Laut Adalwin war dieser Hulk Basis und Truppentransporter eines jüngst aufgestiegenen Waaaghbosses vom Klan der Deathskullz. Die chaotische in blau gehaltene Heraldik auf der Außenhaut des Hulks bestätigte dies und voll grimmiger Vorfreude plante Hovis bereits, wie sie den Boss zur Strecke bringen konnten.
Doch Adalwin enttäuschte sie. Er erklärte, dass der Spacehulk, der bisher noch keinen über eine Nummer hinausgehenden Namen trug, einige Truppen auf Tolzar abgesetzt hatte. Zu wenige für einen ernstgemeinten Angriff, zu viele um sie den ansässigen Garderetruppen zu überlassen. Die Hauptgefahr bestand jedoch darin, dass die primitiven Waldorks von Tolzar sich mit den mächtigen Deathskullz zusammentun würden. Dies galt es um jeden Preis zu verhindern, denn ansonsten würde sich aus den Dschungeln von Tolzar eine grüne Flut ergießen die nicht nur den Planeten selbst bedrohte.
Dem ersten und zehnten Exterminatorenteam, unter der Führung von Champion Arlam und Sergeant Gaius, würde die Ehre zuteil, den Hulk anzugreifen um den Boss zu töten. Das Sechzehnte sollte auf Tolzar landen und die rekrutierenden Deathskullz zur Strecke bringen. Darüber hinaus sollen die primitiveren Waldorkstämme dezimiert werden, um deren strategischen Wert für die Deathskullz zu eliminieren. Überraschenderweise verlor Adalwin jedoch kein Wort darüber, wer das Kommando über das Exterminatorenteam haben sollte.
Als Adalwin schließlich die Eide abnahm und bescheidenes Schweigen die leergefegte Schwurkapelle erfüllte ergriff Thyrianos das Wort. Er hatte eine minimale Anspannung bei Saarlock bemerkt, die dafür sprach, dass dem Iron Hand das Warten zuwider war und er sich deshalb als Anführer einbringen wollte. Der Skriptor hielt große Stücke auf Saarlock, sah jedoch dessen Führung als nicht zweckdienlich für diese Mission an und kam ihm deswegen zuvor.
„Bruder Szandor. Da ich euch für einen besonnenen Jäger halte, währe es mir eine Ehre euer Kommando mit meinem Rat zu unterstützen.“ Es entstand eine kurze Pause die von gemischten Gefühlen erfüllt war. Ob alle Thyrianos‘ Eindruck teilten und von seinem Vorschlag erbaut waren, ließ sich wegen der geschlossenen Helme schwer sagen. Jedoch widersprach niemand, auch wenn Skeergard sich als Spacewolf als fähigsten Jäger ansah. Er fragte sich auch ob die vom Skriptor erwähnte Besonnenheit einen Seitenhieb auf ihn darstellte. Fest stand jedoch, dass jeglicher Protest seinerseits, dem alten Zwist zwischen Spacewolfs und Dark Angels zugeschrieben würde.
„Euer Zutrauen ehrt mich Epistolarius. Ich stelle mich der Herausforderung ohne zu zögern.
Ich werde diese Mission im Geiste unseres verschollenen Schlachtenbruders Caleb befehligen und gelobe hiermit, keinen Tropfen Blut leichtfertig zu vergießen. Weder das eure noch das meine.“
„Ich, Watchcaptain Adalwin von Argenteus Irae, bezeuge dieses Versprechen vor unserem unsterblichen Imperator.“ bestätigte der Blood Raven Szandors unkonventionellen Schwur und befestigte einen handbeschriebenen Pergamentstreifen mit heißem Wachs an dessen Schulterpanzerung. Die Marines erhoben sich wie ein Mann und stapften schweigend aus der Kapelle, in die Richtung der Stationsschleusen.

Durch gepanzerte Sichtluken präsentierte sich dort eine schwarze Fregatte ohne jegliche Kennzeichen. Deren außergewöhnlich ebene Oberfläche war von in regelmäßigen Abständen angebrachten, unscheinbaren Pylonen überzogen und ansonsten völlig schmucklos. Sie betraten das Schiff durch die Schleuse und stellten dabei fest, dass dessen Außenhaut besonders dick zu sein schien. Eher wie die eines Kreuzers. als wie die einer Fregatte. Im Inneren gab es nur sehr wenige Spuren menschlichen Lebens, da wohl die meiste Arbeit von Servitoren erledigt wurde. So gut wie alles war rein funktional konzipiert, was das Schiff Duron und Saarlock sehr ansprechend erschienen ließ. Nicht zuletzt, dank des gut ausgebauten noosphärischen Netzwerks.
Der einzige für Astartes ausgelegte Quartierkomplex befand sich zwischen dem untersetzten Brückensegment und der markanten Reaktorensektion. Dort wurden sie auch schon von den Marines der ersten und zehnten Exterminatorenteams erwartet, wobei erstere kaum auf ihr Eintreffen reagierten.
Sergeant Gaius und sein Team waren dem sechzehnten Exterminatorenteam jedoch gut bekannt. Ihr gemeinsamer Einsatz gegen die Symbionten von Pekap Tercitus lag noch nicht weit zurück und beide Teams hatten auf denselben Schlachtfeldern geblutet. Das einzige was die Atmosphäre ein wenig abkühlte war der Umstand, dass Gaius Team den Veteranentrupp auf den Spacehulk begleiten durfte, um den Orkboss zur Strecke zu bringen.
Szandor und Thyrianos suchten die Brücke auf, während sich das Schiff, dessen Namen sie noch immer nicht kannten, sich in Bewegung setzte. Es würde mehrere Stunden dauern den Sprungpunkt zu erreichen, weswegen die schmalen Brückenfenster noch nicht von metallenen Blenden verdeckt waren. Bis auf den Kapitän und eine Handvoll Offiziere, bestand auch die Brückenbesatzung aus Servitoren die stumm ihren unterschiedlichen Aufgaben nachgingen. Obwohl die Brücke vergleichsweise neu zu sein schien, hatte sich bereits der unverwechselbare schwüle Körpergeruch emotionsloser Servitoren, mit den Ablüften der Cogitatorenbänke vermischt. Der Kapitän selbst trug eine vor Stärke strotzende, saubere Uniform und war glatt rasiert. Seine Figur war die eines Athleten und seine kräftigen Hände hielten die Armlehnen seines Kommandothrons in lockerer Umklammerung. Als die Astartes die Brücke betraten sprang er sofort auf und beschwor ordentlich den Aquila auf seiner Brust, ehe er sich wie aus der Pistole geschossen vorstellte. Sein erster Offizier, ein untersetzer Glatzkopf mit grauem Schnauzbart, erhob sich eher träge und blickte über den wuchtigen Pilotensessel hinweg zu seinem Vorgesetzten. Seine weiche Rechte hatte er zackig an die Schläfe gehoben während die Linke die Uniform über seinem beachtlichen Bauch glattstrich. In dem Pilotensessel thronte eine extrem fette Frau, deren Augen durch Implantate ersetzt worden waren und deren Kinne auf einer aufgequollenen Hand lagen. Sie reagierte ebenso wenig wie die Servitoren um sie herum, die ständig die Leitungen zwischen ihrem Schädel und dem Schiffscogitator überwachten. Vermutlich war die Pilotin in einem innigen Zwiegespräch mit dem Schiffsgeist verstickt und beide würden zweifellos ungehalten auf eine Störung reagieren. „Welche Spezifikationen besitzt diese Schiff, Kapitän Elemov?“ fragte Thyrianos nach einer ausgedehnten Pause, in der der Kapitän kurz davor gestanden hatte sich erneut vorzustellen. „Die Exhauire Imago ist eine modifizierte Fregatte der Falchion Klasse. Anders als üblich ist sie fast vollständig automatisiert. Darüber hinaus hat wurde sie so verändert, dass ihre Signatur im Raum kaum aufzuspüren ist.“ erklärte Kapitän Elemov, wobei er versuchte seinen harten, ausgedehnten Akzent zu kaschieren. Der Stolz den er für sein Schiff empfand war dabei nicht zu übersehen. „Bewaffnung?“ fragte nun Szandor, ohne seinen Blick von der sich vor dem Schiff ausbreitenden Leere abzuwenden.
„Wir sind neben einer leichten Perimeterabwehr mit sechs Raketensilos und vier Topedowerfern bewaffnet. Alle Gefechtsköpfe können verdeckt abgesetzt werden um sich erst zu zuvor festgelegten Zeitpunkt in Bewegung zu setzen.“ führte Elemov daraufhin aus, während das Grinsen seines designierten Feuerleitoffiziers breiter wurde, da er wohl hoffte die taktischen Möglichkeiten weiter auszuführen zu können. Er wurde jedoch enttäuscht. Schweigend ging Thyrianos zu einer Konsole die für Personen seiner Größe nicht gemacht war und ließ sich dort einen dreidimensionalen Grundriss des Schiffes anzeigen. Mit einigen Eingaben schaltete er auch die gesperrten Schiffsbereiche frei und prägte sich jedes Detail über den Aufbau der Exhauire Imago ein. Kapitän Elemov gestatte es seinen Untergebenen zwischenzeitlich wieder an ihren Stationen Platz zu nehmen. Er selbst blieb mit durchgedrücktem Rücken stehen und hielt sich bereit, jede Anfrage der Posthumanen persönlich entgegenzunehmen. Nervös fummelte er an den goldenen Knöpfen seiner Uniform herum und überprüfte wieder und wieder deren perfekt Ausrichtung. Der größere der Spacemarines starrte abwesend in die Leere, so dass Elemovs neugieriges Starren nicht auffiel.

Nie hatte er damit gerechnet einem Astartes einmal so nahe zu kommen. Als er vor wenigen Monaten von der Flottenakademie auf einen bedeutungslosen Frachter gesandt wurde war für ihn die Welt zusammengebrochen. Elemov hatte schwer geschuftet, um in jeder Disziplin überdurchschnittliche Leistungen zu erbringen und hatte sich jegliche Zerstreuung oder Fraternisierung verboten. Sein förmlicher Protest war übellaunig hinweggefegt worden und ließ ihn mit all seinen Fragen allein. Von Eifersucht zerfressen hatte er der Parade beiwohnen müssen, in deren Verlauf andere Absolventen seines Jahrgangs das Kommando über mächtige Kriegsschiffe erhielten, oder zu ersten Offizieren auf fliegenden Legenden erhoben wurden. Er war zusammen mit den neuen Kadetten und jenen Konkurrenten zurückgelassen worden, die eigentlich gar keine Konkurrenz für ihn und seine Fähigkeiten waren. Am Abend hatte er dann zornig seine Sachen gepackt, sich in seine zivile Kleidung gehüllt und war losgezogen, endlich Freude und Laster kennen zu lernen. Innerhalb kürzester Zeit war er betrunken und in Begleitung neuer Freunde gewesen die gemerkt hatten, dass er sein Geld mit beiden Händen ausgab. In alkoholinduziertem Übermut beleidigte er irgendeinen eingebildeten Muskleprotz und wurde daraufhin zusammengeschlagen und ausgeraubt. Seine neuen Freunde hatten sich dabei so schnell verflüchtigt wie sie gekommen war. Das nächste woran er sich erinnern konnte war eine verdreckte, stinkende Arrestzelle des Arbites. Während in seinem Kopf Titanen um die Wette trampelten sondierte er seine Lage. Die Tatsache, dass er alleine in der Zelle war und diese neben einem stählernen Klo sogar noch eine ebenfalls stählerne Liege besaß sagte ihm, dass er als Absolvent der Flottenakademie identifiziert worden war. Die Schauergeschichten über die Pferche in den klaustrophobischen Festungen waren schließlich allgemein bekennt. Als nächstes explodierten in der Zelle Licht und Lärm, als die Deckenbeleuchtung flackernd erwachte und jemand die Stahltür öffnete.
„Kapitän Elemov?“ polterte ihn ein mürrischer Disziplinierer an. Er stöhnte auf, was dem Wachmann mit dem verspiegelten Visier anscheinend als Bestätigung ausreichte. „Sofort aufstehen und raus aus der Zelle, Glückspilz. Ihr werdet erwartet.“ Unsicher erhob sich Elemov und musste sich eisern beherrschen sich nicht sofort zu übergeben. Vor der Tür wurden ihm zwei große Reisetaschen in die Hände gedrückt die ihm beinahe die Arme ausrissen und einen stechenden Schmerz durch den Rücken jagten. Warum nur hatte er nicht auf der Pritschte, sondern auf dem feuchten Boden geschlafen?
Irgendwie schaffte er es hinter dem Wachmann zu bleiben, der ihn eine schmierige Betontreppe emporführte und dabei einen abgenutzten Schockstab schwang. Eine schwere Tür wurde geöffnet und von dahinter wehte ihm kühle Luft entgegen.
Als er den Raum und wer auf ihn wartete sah, wurde er schlagartig nüchtern. Dort stand Großadmiral Jerom Luc Brontor und hielt sich ein sauberes blaues Taschentuch vor Mund und Nase. Sein grauer Bart und seine gleichfarbigen Haare rahmten sein Gesicht ein wie ein Gefechtshelm und seine dunklen Augen starrten wie die eines prähistorischen Raubtiers.
Bewegung Kapitän!“ herrschte er Elemov an und machte auf dem Absatz kehrt. Eine Bewegung die meist schneidig und elegant wirkte, durch die fast vollständig durch Augmentiken ersetzte linke Körperhälfte, jedoch eher wie einen Beinahesturz aussah.
Der schlagartigen Nüchternheit folgte ein unkontrollierter Schweißausbruch, als Elemov sich erneut bemühte nicht zurückzufallen. Seine schweißnassen Hände waren dabei keine Hilfe und mehrmals rutschen ihm beinahe die Taschen aus der verkrampften Umklammerung. Vor dem Arbitesgebäude wartete eine gepanzerte Limousine, welche der Großadmiral ungelenk bestieg. Im Heck öffnete sich ein Frachtabteil, worin Elemov seine Taschen deponieren sollte. Selbst hier war alles mit einem feinen Teppich bezogen und er fühlte sich sehr unwohl dabei, seine vom Verließboden verdreckten Taschen dort abzustellen. Am liebsten hätte er sich direkt zu den Taschen dazu gelegt, verlor jedoch beinahe eine Hand als sich die Luke automatisch schloss. Er setzte sich daraufhin ins Passagierabteil und versuchte alldem eine Bedeutung abzugewinnen.
Während der halsbrecherischen Fahrt zum Raumhafen, brach Großadmiral Jerom Luc Brontors Zorn über ihn hinein. Der Veteran zahlloser Raumschlachten und Chef der Flottenakademie ließ sich darüber aus, welche Unannehmlichkeiten und Peinlichkeiten Elemov ihm bescherte. Öfter als der von Kopfschmerz gepeinigte Elemov zählen konnte, wurden sein Verstand und seine Männlichkeit angezweifelt während ein schweigsamer Assistent diensteifrig nickte. Der Assistenz öffnete einen Koffer, worin sich eine frische Uniform samt kleinem Duftwasserspender befand und bedeutete Elemov stumm, beides zu benutzen. Der Großadmiral knetete unterdessen wütend sein blaues Taschentuch in der Hand und setzte seinen Monolog fort. Zwischen all den Schimpftriaden und den Höhen und Tiefen des cholerischen Wutanfalls kristallisierte sich heraus, dass Elemov wohl nicht Kapitän eines namenlosen Frachters werden sollte.
Als die Limousine quietschend zu stehen kam und der Großadmiral ausstieg, verflog seine Wut augenscheinlich schlagartig und er setzte ein gönnerhaftes Lächeln auf. „Kommen sie doch zu uns, Kapitän Elemov.“ sprach der Großadmiral zu ersten Mal so, dass es nicht nach einer Beleidigung klang. Draußen stand eine Frau mittleren Alters in einer schmucklosen, aber maßgefertigten schwarzen Uniform. „Ich bin froh dass sie warten konnten, Milady. Irgendein Idiot war nachlässig und hat meinen besten Absolventen an seinem großen Tag auf das andere Ende des Kontinents gebracht. Seid versichert, dass ich dem nachgehen und das verschwenden eurer kostbaren Zeit mit voller Härte bestrafen werde.“
Die Frau sagte etwas und während der Assistent die Taschen aus dem Frachtabteil zerrte, beschwor Elemov abwesend den Aquila auf seiner Brust. Viel beeindruckender als der hochdekorierte Großadmiral und verheißungsvoller als die fremde Frau war das Fluggerät vor dem sie stand. Der schwarze Thunderhawk strotzte nur so vor komprimierter Gewalt. Legenden und Mythen schienen aus jeder Pore zu sickern.
Von da an verliefen die nächsten Stunden wie im Traum, denn Thunderhawks waren nichts Geringeres als die legendären Schlachtrösser der Söhne des Imperators.

Als der riesige Spacemarine sich vom Sichtfenster abwandte und Kapitän Elemov aus seinen Gedanken gerissen wurde, blickte er zunächst instinktiv zu Boden. Als er den Blick wieder hob, hatten sich beide Marines in Bewegung gesetzt, um die Brücke zu verlassen und er fragte sich ob sie sein Herz schlagen hörten. Als sich die massiven Türen hinter den Posthumanen schlossen ließ er sich auf seinen Kommandothron fallen und fuhr sich mit der Hand durch seine Haare.

Das stetige Brummen und die gleichmäßigen Mikrovibrationen verrieten Techmarine Duron Pentos, dass die Gellarfelder der Exhauire Imago perfekt funktionierten. Thyrianos hatte nach seinem Ausflug zur Brücke den Namen des Schiffes erwähnt. Schiffe dieser Größenordnung verfügten nur selten über einen Navigator, was ein fehlerloses Arbeiten der arkanen Technologie noch wichtiger machte. Jedoch waren die Gellarfeldgeneratoren nicht der Teil des Schiffs, der Duron interessierte. Auch der hohe Automatisierungsgrad, trotz seiner unvergleichlichen Effizienz, war nicht das Rätsel welches den Techmarine durch das Schiff schlendern ließ. Was ihn interessierte, war die ebenfalls vom Skriptor erwähnte Fähigkeit Emissionen aller Art zurückzuhalten. Auch wenn eine derartige Technologie noch weit von der Tarnfähigkeit so mancher verhasster Xenos-Schiffe entfernt war, stellte sie dennoch eine bedeutende Ausnahme dar. Theoretisch ließ sich beinahe jede Emission durch ausreichend dichte Masse verbergen, jedoch waren die titanischen Schiffsreaktoren und Antriebe von imperialen Schiffen eine derart astronomische Größe, dass der Versuch diese mit Masse abzuschirmen nicht praktikabel war. Durons Besuche des Maschinenraums und der Brücke waren ergebnislos geblieben, denn der eigenwillige Maschinengeist weigerte sich seine Geheimnisse preiszugeben. Auch wenn noch die Möglichkeit bestand, von der Pilotin Antworten zu verlangen, war es nicht besonders klug sie den Maschinengeist während einer Warpreise mit sensiblen Anfragen stören zu lassen. Die Reise durch das Immaterium war auch der Grund aus dem Duron die zuvor gesehenen Pylonen nicht in Augenschein nehmen konnte. Es konnte sich nur um eine Art invertiertes Kraftfeld oder um exotische absorbierende Materialien, jenseits seines Kenntnisstandes, handeln. Die Abschirmung des Antriebes schien, den wenig detaillierten Schiffskarten nach, über eine intensive Fokussierung der Vortriebsenergie zu erfolgen, wofür die auffällig lange Antriebssektion sprach.
Während die Veteranen des ersten Exterminatorenteams weitgehend unter sich blieben konnte der Salamander sich immerhin mit dem Techmarine aus Gaius Trupp beraten. Der Blood Raven hatte umfassende Kenntnisse über die Tarnfähigkeit der Eldar. Auch wenn er die genaue Funktionsweise nicht kannte, geschweige denn in der Lage war den physikalischen Effekt selbstständig zu erzeugen. Er und Duron konstruierten auf noosphärischer Ebene Modelle und virtuelle Prototypen, die Lichtbrechung und Absorption kontrollieren sollten, denn davon, dass die Eldartechnologie so funktionierte war Durons Forschungspartner überzeugt. Jedoch konnten sie auch zu zweit und unter Aufbringung der gesamten Reisezeit keine Formal entwickeln unter der sie ein halbwegs stabiles Ergebnis erzielen konnten. Und das obwohl sie den Faktor Energiebedarf zum hypothetischen Freiheitsgrad erklärt hatten.
Über Schiffsinterkom und wenige Sekunden zuvor auch über die Noosphäre, wurden die Reisenden informiert, dass die Exhauire Imago kurz davor stand ihr Ziel zu erreichen. Diszipliniert machten sich die Marines gefechtsbereit und die Mitglieder des ersten und zehnten Exterinatorenteams marschierten in Richtung der Entertorpedos im Bug des Schiffs.
Thyrianos und Szandor standen mal wieder auf der Brücke und beobachteten wie die Entertorpedos, deren Antriebe noch inaktiv waren, immer kleiner wurden und schließlich vor dem winzigen Punkt des entfernten Spacehulks verschwanden. Obwohl bedeutend größer, war auch der Planetoid Tolzar nicht mehr als ein Stecknadelkopf in der unendlichen Leere des Normalraums. Lediglich die helle Sonne ließ darauf schließen, dass es hier etwas anderes als grenzenloses Vakuum vor einem unerreichbaren Sternenhimmel gab. Kapitän Elemov saß in seinem Kommandothron und überwachte akribisch die Einhaltung seiner Befehle. Auch wenn er noch kein besonders erfahrener Kapitän war, schaffte er es dennoch eine Aura der Zuversicht und Ruhe zu erzeugen. Seit Szandor ihm erlaubt hatte sich zu setzen, hatte er sich merklich beruhigt, wie seine Vitalwerte verrieten. Durch die Brückenfenster war zu sehen, dass kein einziger Lichtstrahl aus der Hülle des Schiffs entkam, was bei einem Schiff dieser Größe durchaus ungewöhnlich war, jedoch angesichts seiner Modifikationen auch wenig überraschend.
Tolzar kam immer näher und wurde entsprechend größer, bis zuerst Kontinente erkennbar wurden und schließlich auch die vorherrschende Topologie. Längst waren sie nah genug um der standardmäßigen Langstreckenüberwachung einer imperialen Welt aufzufallen, waren aber noch immer nicht angefunkt worden. Selbst wenn jemand auf einer der Überwachungsstationen im richtigen Moment, im richtigen Winkel aus dem richtigen Fenster sah, würde er kaum eine Chance haben das Staubkorn von einem Schiff vor der funkelnden Unendlichkeit zu erblicken. Thyrianos fühlte sich an das Schiff des Inquisitors erinnert, welches ihn seinerzeit von Pekap Tercius zurück zur Watchfeste gebracht hatte. Wenn dies eine neue Generation von Kampfschiffen des Imperiums würde, wären die taktischen Möglichkeiten gewaltig. Tolzar wuchs weiter und weiter, bis schließlich vereinzelte künstliche Strukturen an ihrer Beleuchtung erkennbar wurden. Hätten sie sich auf der Tagseite befunden, wäre das natürlich schwierig geworden. Kapitän Elemov schien unterdessen ein gutes Stück gewachsen zu sein und versprühte selbstbewusst seinen Stolz über die Leistung seines Schiffs und seiner Besatzung.
„Wir fangen zahlreiche Transmissionen auf, alles in allem scheint es jedoch keine erhöhte Betriebsamkeit zu geben.“ meldete Elemovs Kommunikationsoffizierin pflichtbewusst. In ihrem Bereich der Brücke befand sich ein gutes Duzend fest verbauter Servitoren, die jeglichen Funkverkehr aufzeichneten und auswerteten. „Befindet sich eines der Orkreservate in passiver Sensorenreichweite?“ erkundigte sich Szandor und kam damit Thyrianos zuvor. Elemov machte eine auffordernde Geste in Richtung des hierfür zuständigen Offiziers, dessen Finger über grün beleuchtete Armaturen huschten. „Bestätige Milord. Laut den Aufzeichnungen des Administratums befindet sich die sogenannte Sturmflutküste direkt unter uns. Es ist das größte Reservat und dessen primäre imperiale Befestigung ist, wie ihr hier sehen könnt, am anderen Ende des Subkontinents.“ führte der Offizier routiniert aus und hob einige Bereiche der Holoprojektion von Tolzar farblich hervor. Thyrianos betrachtete die Projektion aufmerksam und verglich sie mit dem Ausblick, den er durch die gepanzerten Fenster hatte.
„Ich sehe ein gutes Duzend inaktiver Schlachtfelder auf diesem Kontinent. Gab es hier zuvor schon Orkaufstände?“ erkundigte er sich nachdem ihm die schwarzbraunen Flecken im saftigen Grün aufgefallen waren, wie er sie schon tausende Male gesehen hatte. „Nein Milord, laut den Aufzeichnungen sind die Manöver auf diesem Kontinent von beachtlichem Umfang. Ganze Regimenter führen hier die Abschlussübung durch und so manches bringt dabei auch schweres Gerät zum Einsatz.“ erklärte der Offizier, wobei er nicht von seinem Terminal aufsah. Wie unwohl es ihm dabei war, einen Astartes zu belehren, belegte seine entschuldigende Tonlage. „Schließen diese Übungen auch den Einsatz von Deathstrike-Raketen ein?“ bohrte der Skriptor weiter nach. Zwei der vermeintlichen Schlachtfelder passten nämlich nicht deren zu typischem Muster. Der Offizier schwieg einige Augenblicke und wertete ein beachtliches Datenvolumen aus, ehe er antwortete.
„Negativ Milord. Derartige Waffen sind zwar als Sicherheitsvorkehrung vorhanden, aber werden im Rahmen der Übungen nicht eingesetzt.“

Szandor war dem Gespräch gefolgt und hatte unterdessen selbst einige Anzeigen und Messwerte in Augenschein genommen. Dann wandte er sich über internen Funk an den Skriptor. „Die passiven Sensoren fangen keine radioaktive Strahlung auf. Allerdings bedeutet dies nicht zwingend, dass es keine gibt. Denkt ihr die Deathskullz sind mit Asteroiden gelandet?“
„In der Tat, Szandor. Ich denke nicht, dass sie in der Lage wären unbemerkt ein Schiff zu landen. Als Teil eines vermeintlichen Meteoritenschauers einzusickern, scheint für mich praktisch alternativlos.“ antwortete der Dark Angel und wandte sich seinem Schlachtenbruder zu. Der nickte leicht und verschränkte nachdenklich seine mächtigen Arme vor der breiten Brust. Er wägte ab, wie er sein Team auf Tolzars Oberfläche bringen sollte. Landungskapseln wären die subtilste Methode, jedoch wären sie vor Ort dann wenig flexibel. Ein Thunderhawk würde dieses Problem lösen, dafür jedoch sehr viel offensichtlicher sein.
„Kapitän, wir müssen unsere gegenwärtige Position in zehn Minuten verlassen haben, wenn wir die Aufklärung durch die Überwachungssatelliten vermeiden wollen.“ meldete sich der Sensorenoffizier erneut zu Wort und ließ Kapitän Elemov erwartungsvoll in die Richtung der Spacemarines schauen.
„Bereitmachen uns umgehend mittels Thunderhawk abzusetzen. Bleibt vorerst verborgen und überwacht das System.“ befahl Szandor schließlich und setzte sich, gefolgt von Thyrianos, in Bewegung. Per Funk benachrichtigte er auch den Rest des Trupps und traf die Schlachtenbrüder dann im Hangar, wo ein Thunderhawk auf einem Startkatapult bereitstand. Routiniert stieg Duron in die enge Pilotenkanzel, die er sich mit einem teilnahmslosen Servitor teilte.
Der Ruck des Abschusses presste sie alle in ihre Haltegeschirre und Duron ließ den Antrieb des Allzweckfliegers aufheulen und ging in einen brutalen Sturzflug über. Der Techmarine war erstaunt, wie schnell die Signatur der Exhauire Imago von den Sensoren des Thunderhawks verschwand und nur noch eine schattenhafte Silhouette zurückblieb. Er hielt sich bereit, ihr aussagekräftiges Identifikationsfunkfeuer zu senden, sollte die Luftaufklärung ihrer gewahr werde. So wie es inzwischen zum Markenzeichen des Salamanders geworden war, flog er einen extrem steilen Winkel, was Bug und Flügelspitzen vor Reibungshitze aufglühen ließ. Nur wenige Grad trennten sie noch vom Schmelzpunkt der empfindlichsten Komponenten. Erst als die einzelnen Bäume am Rand des vermeintlichen Orklandeplatzes erkennbar wurden, gab der Techmarine Gegenschub auf die Triebwerke.
Ihr durchdringender Überschallknall fegte über sie hinweg, was die Posthumanen jedoch nur am Rande wahrnahmen. Die auf sie wirkenden Fliehkräfte hätten wohl jeden nicht augmentierten Menschen getötet und brachten selbst ihre Herzen dazu, angestrengter zu schlagen. Szandor versuchte dieses Gefühl zu genießen, wurde jedoch nicht den bitteren Beigeschmack los, der damit einherging. Caleb, der ein wahrer Experte für Sturmangriffe gewesen war, hatte ihm seinerzeit erzählt, dass diese Art von Sturmlandung bei den Bloodangels üblich war. So war das Blut bereits in Wallung sobald sich die Luke öffnete, denn die Körper von Astartes reagierten mit wirkungsvollen Hormonen und Stimulanzien auf physische Belastungen. Dass ausgerechnet Duron, in seiner Funktion als Techmarine, dazu bereit war den Flieger derart an seine Belastungsgrenzen und darüber hinaus zu führen fand er ebenso erstaunlich wie erfreulich. Hätte sich Duron auf den Kodex Astartes und die Riten des Adeptus Mechanicus berufen, hätte der Mortificator dem wohl nachgeben müssen. Kurz nach dem durchdringenden Aufheulen der Triebwerke, öffnete sich die Sturmrampe im Bug des Thunderhawks wie das Maul eines Raubtiers und die Marines setzten sich in Bewegung. Da es Nacht war, war es draußen stockdunkel. Die schwache rote Beleuchtung des Sturmabteils verlieh den Bäumen und Büschen davor ein infernalisches Aussehen. Zischend versengte die noch immer heiße Luke den Waldboden und reicherte den beißenden Promethiumgestank mit dem würzigen Aroma brennenden Holzes an. „Duron, Hovis. Tarnt den Thunderhawk mit Geäst. Skeergard, seht unauffällig nach, ob ihr irgendwelche Spuren beim primären Krater finden könnt.“ befahl der Mortificator und ließ den Rest des Trupps die nähere Umgebung sichern. Duron achtete darauf, dass die Tarnung nicht zum Problem würde, wenn der Thunderhawk überhastet abheben musste. Genau das hatte er dem Servitorpiloten nämlich für den Fall aufgetragen, dass Orks zu nah kamen. Kleine Bäume und Äste aufzutreiben war dank Durons und Hovis übermenschlicher Stärke und dem Werkzeugmechandrit sehr leicht und schnell erledigt.
Skeergard bewegte sich unterdessen vorsichtig auf die künstliche Lichtung. Er hatte seinen Helm abgenommen und betrachtete im Licht zweier Monde den Boden. Brandspuren waren allgegenwärtig und auch kleine Felsbrocken lagen verstreut herum. Die Natur hatte bereits begonnen die zerstörte Umgebung zurück zu erobern und beanspruchte mit kleinen hellgrünen Sprösslingen den verheerten Untergrund. Skeergard konnte aber dennoch deutlich den Brandgeruch, der vor Wochen abgefackelten Pflanzen, wahrnehmen. Mit dem Stiefel zog er eine Furche tief in den Boden und warf einen Blick auf das Gemisch aus Erde und Stein. Bereits der Umstand, dass keine einzige Hülse und keine Kadaver zu finden waren machte ihn misstrauisch. Als er nun noch feststellte, dass das herumliegende Gestein farblich nicht zu dem Gestein in der Erde passte, sah er die Theorie der vorsätzlichen Asteroidenlandung als praktisch bestätigt an. Er nahm einige der kleineren Findlinge in die Hand und roch daran. Was bisher nicht in die Theorie passte war die Tatsache, dass auch Orks einen Absturz der einen ganzen Asteroiden zerbröselte, nicht überleben konnten. Den Steinen haftete jedoch ein Geruch an, den er zuletzt in Devekel, nach der schicksalhaften Explosion, gerochen hatte. Aus minderwertigen Chemikalien gefertigter Flüssigsprengstoff. Also hatten die Orks sich nach ihrer Landung nicht blindlings auf den Weg in das nächste Gefecht gemacht, sondern die Zeit investiert, den Asteroiden mit dem sie gelandet waren, in Millionen von Teile zu sprengen.
Als Skeergard zu seinen Schlachtenbrüdern zurückkehrte, warteten diese bereits ungeduldig auf ihn. Kurz schilderte er seine Beobachtungen und entlockte Szandor damit ein zufriedenes Nicken. Die nächsten Minuten brachten sie damit zu, eine Spur zu finden um die gelandeten Orks verfolgen zu können, was nach der vergangenen Zeit alles andere als leicht war. Die Orks hatten sich, anders als sonst üblich, nicht in einem wütenden Pulk marodierend durch das Unterholz gepflügt, sondern verteilt und so keine Schneise der der Verwüstung hinterlassen. Es war wenig verwunderlich, dass es erneut Skeergard war der letztendlich die entscheidenden Spuren fand, welche, nach etwas mehr als einem Kilometer, alle in eine Richtung führten. Direkt hinter ihm marschierte Thyrianos und behielt die physische und metaphysische Umgebung im Auge. Er fragte sich ob es auf Caliban so ausgesehen haben mochte wie hier. Er hatte Bilder gesehen, deren Wahrheitsgehalt aufgrund der künstlerischen Interpretationen jedoch fraglich war. Immer wieder flohen große und kleine Wildtiere vor ihnen, deren einziger Schutz vor Räubern eine hochentwickelte Wahrnehmung war. Dies wiederrum sprach für die Existenz von hochspezialisierten Jägern, die Nachlässigkeiten gnadenlos bestraften. Den Gedanken, bei diesen Jägern könnte es sich um die nativen Orks handeln, hielt er für unwahrscheinlich. Vermutlich gab es hier, wie einst auf Caliban, wilde Bestien die in den endlosen Weiten der Wälder nicht aufzuspüren waren, wenn sie es nicht wollten. Außerdem sollten sie über die Jahrhunderte gelernt haben, sich von den gut bewaffneten menschlichen Eindringlingen fernzuhalten.
Der Spur der Orks zu folgen wurde immer wieder zu einer Zeit raubenden Herausforderung. Ihre Bewegungsrichtung war keineswegs linear und immer wieder hatten sie Bäche und kleinere Flüsse durchquert, oder sich von einem vermeintlichen Lagerplatz aus in alle Richtungen davongemacht. Skeergards Schätzung belief sich auf etwa drei- bis vierhundert Orks. Sofern sie nicht unglücklich in deren Hinterhalt gerieten also ein gut bezwingbarer Feind. Die entscheidende Frage war dabei natürlich, wie gut die Orks ausgerüstet waren und ob sie sich mittlerweile mit nativen Orkstämmen konsolidieren konnten.
Über dem dichten Blätterdach ging die Sonne auf und überschüttete alles mit Kaskaden aus warmem, orangenem Licht. Nachtaktive Tiere krochen leise in ihre Verstecke, während sich nun die Tagaktiven lautstark Gehör verschafften. Von der Geräuschkulisse her konnte man meinen, auf einen anderen Planeten gekommen zu sein. Zahlreiche Pflanzen öffneten ihre vielfältigen bunten Blüten und erfüllten die Luft mit einem süßlichen Aroma und klebrigen Pollen. Ein kurzer, aber starker Regenschauer durchweichte den Boden und füllte die Orkspuren mit kleinen Pfützen aus denen farbenfrohe Insekten tranken. Dann wurde es drückend schwül, was Sterblichen sicherlich zu schaffen gemacht hätte, die Astartes aber in keiner Weise belastete. Die Kolonne von Marines marschierte beinahe den ganzen Tag ohne Zwischenfall hinter Skeergard her, bis er sie mit erhobener Faust alarmierte. Szandor war sofort von Kampfeslust und neuem Mut erfüllt. Er hatte Skeergards Geste bereits seid ihrer Landung herbeigesehnt und zwischendurch immer wieder seine Entscheidung, den Spuren zu folgen, hinterfragt. Skeergard signalisierte die Sichtung von Bauten und der Mortificator ließ seinen Trupp auffächern, um falls notwendig, eine vernichtende Feuerlinie aufbauen zu können. Thyrianos konnte im Warp allerdings keine Auffälligkeit, wie jenes von Orkhorden erzeugte undefinierbare Pulsieren, erkennen. Er war direkt hinter Skeergard und sah deswegen auch kurz nach dem Spacewolf den ersten toten Ork. Skeergard hatte den Kadaver schon vor Minuten gerochen, wollte aber keinen unnötigen Alarm schlagen falls es totes Wild gewesen wäre. Der Tote war offenbar von einer Kettenwaffe vertikal aufgeschlitzt worden. Augen, Zunge und andere weiche Körperteile, wie auch die freigelegten Eingeweide, waren bereits von Aasfressern gefressen worden und hatten nur eine unförmige Ruine aus dicken Knochen und verwesendem Fleisch zurückgelassen. Hier lagen auch wieder ein leichter Brandgeruch und die ammoniakartigen Ausdünstungen einer Orkpopulation in der Luft. Aus Felsen und massiven Baumstämmen hatten sie die Orks ein Lager errichtet, dessen Palisade an mehreren Stellen nach innen gedrückt worden waren. Die Behausungen glichen eher einer Mischung aus Abort und Unterstand als einem Zuhause und einige waren auch zu stinkenden Haufen in sich zusammengefallen. In der Mitte des Lagers befand sich jedoch ein großer, freier Platz der mit primitiven Talismanen und sonstigen Stammesinsignien behangen waren. Auf dem Boden aus festgestampfter Erde lagen Duzende Anhänger, die aus einem Knochen eines speziellen Tieres zu bestehen schien. Auffälliger war jedoch der auf einer Art von Thron drapierte Ork. Er war groß, zweifellos der ehemalige Anführer und starrte aus seinen ausgefressenen Augenhöhlen drohend zu Skeergard hinab. Der Spacewolf kam näher, während der Skriptor ihm Deckung gab und untersuchte den Kadaver. Auch hier hatten sich Wildtiere den Wanst vollgeschlagen, aber da der Leichnam mit hölzernen Spießen fixiert war saß er noch immer aufrecht. Krude Tätowierungen bedeckten seinen ganzen Körper wie ein Anzug, konnten jedoch nicht über sein unseliges Schicksal hinwegtäuschen. Am Hals fand Skeergard tiefe Abdrücke, wie von einer hydraulischen Klaue und jeder einzelne der mächtigen Hauer war herausgerissen worden, was den Anblick wahrlich bizarr machte.
Als der Rest des Teams aus verschiedenen Richtungen nachrückte, fanden sie weitere Spuren dafür, dass die Deathskullz sich diesen Orkstamm einverleibt hatten. Nicht zuletzt grob gefertigte Tongefäße mit eingetrockneter blauer Farbe. Beachtlich war vor allem, dass kein einziger Grot zurückgeblieben war, die normalerweise jede Lücke ausfüllten die ein Ork ihnen überließ. Da das Lager ohnehin in einem desastösen Zustand befand sah Szandor davon ab Promethium zu verschwenden um es abzufackeln und ließ erneut Skeergard und Thyrianos die Spitze übernehmen. Was dem Spacewolf ganz und gar nicht gefiel, war das die Spuren sich in keiner Weise verändert hatten. Weder waren es auffällig mehr noch war mehr Unterholz zerstört worden. Sollten die rekrutierten Orks etwa dazu in der Lage sein, sich ohne Spuren durch den Wald zu bewegen? Immerhin waren es gut und gerne zweihundert Stück gewesen die in dem zerstörten Lager gehaust hatten. Damit stieg natürlich auch die Gefahr eines Hinterhalts, weswegen Szandor Duron den Platz des Skriptors einnehmen ließ, damit dessen Auspex sie frühzeitig warnen konnte. Verglichen mit seinen eigenen Fähigkeiten hatte Skeergard die Schleichkünste des Dark Angels immer eher als unterentwickelt betrachtet. Duron schien allerdings auf jeden einzelnen Zweig den es gab zu treten und zerbrach praktisch jeden Ast der ihm im Weg war, anstatt ihn nur etwas zu biegen. Noch dazu brandeten ununterbrochen die Wellen von Durons Auspex über seine Haut, was seine Laune noch weiter verschlechterte. Er sah es als seine persönliche Herausforderung an, jeden Hinterhalt, oder sonst wie geartete Bedrohung, mit seinem Geruchssinn noch vor dem Techmarine zu entdecken. Thyrianos bemühte sich zumindest Leise zu sein und seine übernatürlichen Sondierungen liefen immerhin störungsfrei für Skeergard ab. So weit war es also mit ihm gekommen, die Gegenwart eines Dark Angels war ihm lieber als die eines Salamanders. Unwillkürlich grinste der Spacewolf als er sich dessen bewusst wurde und nahm sich zugleich vor, diese Entwicklung niemals öffentlich zuzugeben.

„Wir sind zu langsam. Wenn wir mit dem Tempo weitermachen kann es noch Tage dauern bis wir die Orks einholen und dann könnte es schon zu spät sein. Sie haben ohnehin schon einen Vorsprung von mehreren Wochen.“ sendete Szandor an den hinter ihm marschierenden Skriptor. Dies war sein erstes Kommando und er gierte nach einem schnellen Erfolg, um seine Position vor sich selbst zu rechtfertigen. Das ausgerechnet Thyrianos ihn vorgeschlagen hatte, war zugleich überraschend und ermutigend gewesen, verringerte aber nicht den Anspruch den er selbst an sich stellte. Thyrianos hörte Szandors Ungeduld problemlos heraus. Dazu musste er nicht mal dessen Aura lesen.
„Ich teile eure Auffassung, Szandor. Wie ihr wisst kann ich unser Marschtempo steigern. Stellt sich nur eine Frage. Wie gut kann Skeergard dann noch die Spur verfolgen?“
„Ich bin sicher wenn ich ihn frage wird er sagen: Ohne jede Einschränkung! Und beleidigt sein wenn ich ihn dennoch anzweifle.“ entgegnete Szandor trocken und amüsierte den Dark Angel damit, der sich eingestand Szandor unterschätzt zu haben. Dass der Mortificator so schnell begriffen hatte, wie er bekam was er wollte, war dann doch eine kleine Überraschung.
„Wir müssen schneller werden! Skeergard, Duron, lasst uns aufschließen, dann wird Thyrianos uns alle unterstützen können.“ befahl Szandor über Funk und erhielt umgehend die Bestätigungen von seinen Untergebenen. Der Moment, in dem der Skriptor sie alle in das Beschleunigungsfeld einwebte, nahm die allgegenwärtige Geräuschkulisse kurz einen verstörend leiernden Ton an und auch danach klang es noch so, als würden sie selbst sich lautlos bewegen und von einem Trupp Astartes verfolgt. Das Tempo mit dem sie nun reisten war erstaunlich und stand einer schnell fahrenden Chimäre um nichts nach. Das Auspex zeigte jedoch nur noch unsinnige Daten an, weswegen Skeergards Sinne ihr einziger Schutz vor einem Hinterhalt waren. Ein durchaus riskantes Spiel, da der Spacewolf vollauf damit beschäftig war die Spur bei dem hohen Tempo nicht zu verlieren. Das ihm dies gelang, lag wohl daran, dass die Orks zwar versuchten wenige Spuren zu hinterlassen diese aber nicht verwischten. Lediglich Fauna, Flora und das Wetter versuchten langsam aber stetig die Abdrücke der Orks verschwinden zu lassen. Für Skeergard machte das Verhalten der Orks durchaus Sinn. Sie wussten, dass die Anwesenheit von Orks hier auf Tolzar allgemein bekannt war und die Spuren niemanden überraschen würden. Im Gegenzug würden andere Orks, die zufällig darauf stießen, sehr viel mehr aus den Rückständen herauslesen können, als es selbst Skeergard vermochte. In dieser Hinsicht glichen die Orks eher den Tieren, als die sie im imperialen Primer beschrieben wurden.
Nach mehreren Stunden stießen sie auf einen Ort der zunächst wie ein grausames Schlachtfeld wirkte. Skeergard roch geronnenes Blut und den Hauch von Verwesung, bevor etwas zu sehen gewesen wäre, weshalb sie ihre Formation, wie zuvor am Orkdorf, zu einer breiten Schützenlinie formten. Erneut pirschte sich Skeergard alleine vor und gelangte zu einer kleinen Lichtung. Dort war der Boden zertrampelt und überall lagen zerbrochene Knochen unterschiedlicher Größe herum. Sie waren weder menschlich, noch passten sie zu den Orks und als der Spacewolf ein verklebtes Stück Fell entdeckte, klärte sich das Gesamtbild. Die Orks waren wohl auf ein Rudel der ortsansässigen Wildtiere gestoßen, hatten sie getötet und wie ein Rudel Eisteufel verspeist. Wobei er den gefährlichen Jägern von Fenris Unrecht damit tat, sie mit den niederträchtigen Orks zu vergleichen.
„Warum haben sie nur so wenige Knochen zurückgelassen? Heißt es nicht, die Deathskullz hätten Zugang zu moderner Ausrüstung?“ erkundigte sich Ajax der einen völlig zersplitterten Schädel in Augenschein nahm. „Neben Unmengen blauer Farbe schmücken sie sich auch damit. Das hängt weniger mit dem effektiven Aufwerten der Ausrüstung, als mit einem tief verwurzelten Trieb zu plündern und zu stehlen zusammen. Abgesehen davon gieren die sie begleitenden Waldorks zweifellos danach, sich ihren Vettern anzugleichen.“ erklärte Hovis ohne gefragt zu werden. Sein Wissen über verschiedene Xenosarten überstieg selbst das von Thyrianos, der seine speziellen Informationen jedoch nur widerwillig teilte. „Dann müssen diese Deathskullz hier einen starken Anführer haben. Selbst wenn Orkstämme häufig zusammenarbeiten, ist es eher selten, dass sie ihre eigene Stammesherkunft so vollständig ablegen.“ ergänze Ajax, der in seinem langen Leben ebenfalls schon Bekanntschaft mit den Orks gemacht hatte. „So ist es, sie haben einen Hexer, einen sogenannten Weird Boy in ihren Reihen.“ ergriff nun auch Thyrianos missmutig das Wort und ballte die Hände zu Fäusten. Einige Schlachtenbrüder wandten sich ihm zu und warteten auf weitere Informationen, Szandor bohrte sofort nach. „Kann er euch ebenso bemerken wie ihr ihn?“
„Ich denke gegenwärtig nicht. Ich spüre seine Gegenwart auch nur aus dem Grund, dass er seine Kräfte praktisch unterbrochen in irgendeiner Form manifestiert.“ erklärte der Skriptor selbstbewusst. Seine Theorie, warum der Ork dies tat, behielt er jedoch noch für sich. Auch, dass er schlicht und ergreifend nicht wusste, ob und wie gut der Weird Boy ihn lokalisieren konnte, wenn er seine eigenen psionischen Kräfte einsetzte. Er musste einfach davon ausgehen, bis er es besser wusste. Um der nächsten, zweifellos folgenden Frage, zuvor zu kommen, konzentrierte er sich erneut und dehnte seine übersinnliche Wahrnehmung aus. Er fühlte das gleichmäßige pulsieren des von Leben erfüllten Dschungels und auch die leichte Hintergrundstrahlung der seit Jahrhunderten immer wieder kämpfenden und sterbenden Menschen. In diesem vergleichsweise harmonischen Gespinst aus Emotionen und unstofflichen Energien war die grünlich flackernde Flamme des Weird Boys recht gut zu erkennen. Viel schwieriger war es, von ihrer Position im chaotischen Schicksalsmeer, auf ihren tatsächlichen Aufenthaltsort im Realraum zu schließen. Dennoch gelang es ihm und er zeigte Szandor den genauen Kurs der ein paar Grad von ihrem bisherigen abwich. Die Entfernung war dagegen sehr viel unklarer. Im Warp waren Dinge wie Größe und Entfernungen noch schwieriger einzuschätzen als im Realraum. Schließlich funktionierten dort keinerlei mathematische Konzepte zur Skalierung von Beobachtungen. Als Thyrianos dann seine grobe Schätzung von zehn bis zwanzig Kilometern abgab, war er wenig verwundert über Skeergards säuerlichen Gesichtsausdruck. Der Spacewolf war schließlich immer sehr viel genauer, wenn er seinen hervorragenden Geruchssinn zum Aufspüren von Feinden einsetzte.
Dennoch waren sie damit näher, als Szandor zu hoffen gewagt hatte. Von grimmiger Vorfreude erfüllt setzte er sein Exterminatorenteam in Bewegung. Dieses Mal, ohne die Beschleunigung des Skriptors zu nutzen und in einer geraden Angriffslinie.