40k [WH40k] Deathwatch:Xenojäger II

Weiter weiter ins Verderben!

FÜNF / I

Soldatin Olièva Goz saß schwitzend auf dem Flakbrett, welches als Sitz hinter dem auf lafettiertem Maschinengewehr angebracht war. Breits kurz nach der Morgendämmerung kroch die schwüle Luft in jeden Winkel des befestigten Lagers. Olièva und ihr Kamerad Lucas, der im Halbschlaf neben dem beträchtlichen Munitionsvorrat ihres Wachturms saß, hatten Wachdienst am Südtor des befestigten Gardelagers Sigma/II/a. Der Mangel an Disziplin hatte einen einfachen wie totalen Grund. Der kommandierende Offizier des Lagers war samt Leutnant und Kommissar einer Sprengfalle zum Opfer gefallen. Irgendein kranker Bastard hatte, wohl über Nacht, eine Bombe unter jenem Tisch verborgen, an dem besagte Führungskräfte jeden Morgen frühstückten. Damit und mit den kurz darauf einsetzenden Funkstörungen war die ganze Kompanie wirksam zersetzt worden. Misstrauen herrschte zwischen einzelnen Trupps und es schien nur noch eine Frage der Zeit zu sein, bis es in offenen Hass umschlagen würde. Die Gerüchteküche brodelte und wirre Theorien über Ketzer, Piraten oder Orks machten die Runde. Ein Meldetrupp war ausgesandt worden um neue Befehle und neue Offiziere zu erhalten, jedoch nicht zurückgekehrt. Eine Woche war dies nun her und mit jedem Tag wuchs die Gewissheit, dass der ausgesandte Trupp gescheitert und verloren war. Aufgrund zunehmender Unsicherheit und wachsender Paranoia, waren nun immer mehrere Wachposten und Lagerpatrouillen unterwegs, um sich gegenseitig zu überwachen. Zum Glück hatte es noch keine Toten gegeben, aber auch dies schien in der völlig unübersichtlichen Lage nur noch eine Frage der Zeit.
Olièvas Füße lagen in ihren dreckverkrusteten Kampfstiefeln übereinandergeschlagen auf dem massiven hölzernen Geländer, welches den Wachturm von außen sicherte. Sie betrachtete die umgepflügte Schneise die zum Lager führte und behielt auch den gerodeten Perimeter im Auge, der das Lager umgab. Der Perimeter war mit einem wilden Durcheinander verschiedenster Minen gespickt, deren Sprengkraft sich von Handgranate bis Fliegerbombe bewegte. Die Rodung lag jetzt etwas mehr als ein ganzes Jahr zurück und die Flora hatte bereits unbeirrt begonnen die Fläche zurückzuerobern. Gräser und Büsche wucherten allerorts und boten damit Verstecke für die Minen und potentielle Angreifer zugleich. Eine neuerliche Rodung war jedoch kaum zu realisieren, da niemand das Minenfeld betreten wollte und ein einfacher Flächenbrand die Minen zur Explosion brächte. Wenn bei diesem Klima überhaupt ein Flächenbrand möglich war.
Olièva ging träge ihren Gedanken über ihre Zukunft nach und wurde jäh herausgerissen, als sie eine Bewegung auf der Schneise bemerkte. Hecktisch nahm sie ihre Beine vom Geländer und nahm den Feldstecher zur Hand. Nebelschwaden zogen tief über den Boden und verdeckten die verdreckten Gestalten die sich in einer Kolonne nährten. „Lucas, da kommt jemand.“ presste sie hervor und trat ihren Kameraden leicht gegen das Bein um die Dringlichkeit zu untermalen.
„Der Meldetrupp?“ fragte Lucas sofort hellwach und rieb sich eilig den Schlaf aus den Augen.
„Keine Ahnung Mann. Die Anzahl würd passen, glaub ich. Aber die Richtung…“
antwortete sie unsicher, mühte sich den Feldstecher scharf zu bekommen und wurde unterbrochen. „Ich bin kein Idiot, schon klar dass die eigentlich von Norden her kommen müssten. Sind sie denn bewaffnet?“ meckerte Lucas weiter und nahm die kleine abgenutzte Plastekbox zur Hand, mit der er einen stillen Alarm auslösen konnte. Er war immer schlecht gelaunt, wenn er geweckt wurde, ging aber dennoch seiner Pflicht nach. Sorgfältig darauf achtend, die Kabel nicht aus dem unendlich oft reparierten Gerät zu reißen, betätigte er den Rufknopf. In der Wachstation in der Mitte des Lagers, in der theoretisch ein ganzer Trupp bereitstand, blinkte daraufhin eine kleine rote Diode auf.

Die Reaktionen auf Dariuz und seinen Trupp waren gemischt. Misstrauen war ebenso gegenwärtig wie Hoffnung und ein Schwarm aus wissbegierigen Soldaten umschwärmte sie wie Mistfliegen einen frischen Fäkalienhaufen. Genau so fühlte sich Dariuz auch. Unrasiert, seit Wochen ungewaschen und in vor Schmutz starren Uniformen sehnten er und seine Männer eine wohltuende Dusche herbei. Als ihm gesagt wurde es gäbe keinen Offizier, bei dem er sich melden konnte und ein anderer behauptete, er sei als Master Sergeant nun der Ranghöchste im Lager, wuchs seine Irritation. Vor allem fiel ihm die offensichtliche Zerstrittenheit innerhalb der Kompanie auf und kurzerhand befahl er, ihn und seine Männer zu den Duschen zu führen und frische Uniformen heranzuschaffen. Als sie endlich wieder allein waren und sein Trupp schweigend das heiße Wasser genoss ergriff er das Wort.
“Ich denke wir müssen hier äußerst vorsichtig sein. Jedes Wort und jede Information die wir hier preisgeben muss wohlüberlegt sein. Wenn es stimmt, dass ich hier den höchsten Rang innehabe, werde ich selbstverständlich meine Pflicht tun.“ wies er auf das mehr oder weniger Offensichtliche hin, um sicher zu gehen. Er vernahm zustimmendes Gemurmel von seinen Soldaten. Deneph saß apathisch in einem Plastekstuhl den man unter einer der Duschen platziert hatte, da er noch immer nicht sicher stehen konnte. „Das bedeutet, dass auch euch eine besondere Rolle zukommt. Ihr seid meine Vertrauten, meine Bestätigung und nicht zuletzt meine Rückendeckung. Ich mache mir nämlich nicht vor, hier widerstandslos als Befehlshaber akzeptiert zu werden.“ erklärte er weiterhin und machte eine Pause als zwei ansässige Soldaten saubere Uniformen in den Waschraum trugen. „Danke Männer, wir bringen euch unsere Dreckwäsche selbst raus, wenn wir so weit sind. Veranlasst in der Zwischenzeit, dass die ganze Kompanie in vierzig Minuten antritt.“ brachte er die zwei Fremden dezent dazu sie wieder allein zu lassen. Gleichzeitig reinigte er seine Rangabzeichen, die er von seiner schmutzigen Uniform entfernt hatte. Unter den zunehmend kälter werdenden Wasserstrahlen säuberten sie darüber hinaus ihre Rüstungsteile und stapelten diese dann zum Abtropfen übereinander.

Als sie schließlich in frischen Uniformen und mit sauberen Rüstungen den Waschraum verließen, war Dariuz mehr als erleichtert, die ganze Kompanie angetreten zu sehen. Abgesehen von den Wachhabenden, die Vorschriftsmäßig das Lager sicherten. Erwartungsvolle Gesichter wandten sich ihm zu und er nahm seine Position vor der Formation ein, während sein eigener Trupp sich diszipliniert zu den anderen gesellte.
„Ich bin Master Sergeant Dariuz Artisan von den 111ten Beastblades. Mir ist klar, dass mein Eintreffen hier ebenso überraschend für euch sein muss, wie es für mich unvorhergesehen ist hier das Kommando zu haben.“ proklamierte er mit fester Stimme und stechendem Blick. Die Reaktionen waren nach wie vor gemischt, aber durchweg zurückhaltend. Offener Widerstand wäre ihm irgendwie lieber gewesen als das stille Brüten. Dariuz musste Entschlossenheit und Stärke ausdrücken und durfte keinen Zweifel an seiner Befehlsgewalt aufkommen lassen. „Ehe ich mich von euren Sergeants über eure Lage ins Bild setzen lasse, werde ich euch mit den Informationen versorgen, die wir auf unserer Expedition sammeln konnten.“ erklärte Dariuz und hoffte mit dieser Offenheit Sympathien gewinnen zu können. „Die Orks auf Tolzar erheben sich!“ verkündete er mit mahnender Stimme und machte eine wirkungsvolle Pause. „Nicht länger in Rotten aus verwilderten Dschungelbewohnern, sondern als Streitmacht die sowohl moderne Strategien, als auch Technologie einsetzt.“ Nun sah er Unglauben in den Gesichtern der Zuhörer und einige begannen leise miteinander zu flüstern. Dies musste er im Keim ersticken, oder er würde fortan umso härter um Respekt kämpfen müssen. „Wie ist euer Name Soldat?“ fauchte er und machte einige zügige Schritte auf einen der Schwätzer zu.
„Soldat Lucas Valin, Master Sergeant.“ stammelte er überrascht und sah sich hektisch nach Unterstützern um. Jedoch blickten nun alle starr geradeaus. „Soldat Valin hat offenbar ein desaströs schlechtes Gedächtnis, wenn er so schnell verlernen konnte, dass er zu schweigen hat, wenn ein vorgesetzter Offizier spricht. Ihr alle solltet euch gut überlegen, den Worten eines solchen Mannes Gehör zu schenken. Wenn dieser Mangel an Disziplin anhält, werdet ihr feststellen, dass nicht nur Kommissare dazu in der Lage sind für Ordnung zu sorgen.“ Zackig ging Dariuz zurück zu seiner Ausgangsposition und fuhr ohne weitere Umschweife fort.
„Das sich die Orks erheben, ist keineswegs nur meine persönliche Einschätzung, sondern entspricht den Worten der Engel des Imperators selbst.“ Während sein Trupp selbstsicher grinste, rissen die übrigen Soldaten die Augen auf und einige beschworen den Aquila auf ihrer Brust. Das sie jedoch durchweg schwiegen, wertete Dariuz als gutes Zeichen. „Ich denke die Anwesenheit von Spacemarines spricht Bände über die Gefahr in der sich Tolzar befindet und erklärt auch, wieso unser Funk gestört wird.“ Ratsuchende Blicke huschten zwischen Dariuz und seinem Trupp hin und her und er sah auch unverhohlene Ungläubigkeit in den Augen einiger Soldaten aufflackern. „Deswegen müssen unsere nächsten Schritte ebenso wohlüberlegt, wie entschlossen sein. Sergeants, ihr findet euch im Kommandostand ein. Und alle anderen versehen ihren normalen Dienst. Wegtreten“
Die Soldaten salutierten zackig und begannen dann wild durcheinander zu reden während sie sich zu ihren jeweiligen Pflichten entfernten.
Als Dariuz den Kommandostand betrat, war sofort offensichtlich wie uneins sich die Anwesenden waren. Die dreizehn Männer und Frauen teilten sich in zwei etwa gleichgroße Lager, wobei drei ganz für sich blieben und die anderen mit verschränkten Armen musterten. Bereits nach wenigen Minuten kochte Dariuz innerlich, denn keiner der Anwesenden vermochte es auch nur einen Satz zu sagen, ohne darin Vorwürfe gegen ihre Kameraden zu äußern, die prompt zurückgewiesen und erwidert wurden. Noch nie hatte er sich so sehr einen Kommissar herbeigewünscht der mit seiner Boltpistole für Ordnung sorgte.
Zusammengefasst, war die Versorgungslage des Lagers stabil und würde noch für Wochen, wenn nicht Monate ausreichen.
Aber die Soldaten brauchten dringend einen Kampf, der sie neuerlich zusammenschweißen würde und Dariuz würde ihnen diesen wohl bald bieten können. Auch wenn sie hier gut befestigt waren, würde ein Orkangriff in der Größenordnung wie der jüngst überstandene sie hart treffen. Vor allem blieb es in der Regel nicht bei einem Angriff. Sie mussten sich entweder mit weiteren Streitkräften konsolidieren oder aber dazu übergehen, Aufklärungsdaten zu sammeln und Orks zu jagen. Keine der beiden Alternativen würde den ansässigen Soldaten leicht vermittelt werden können.

Etwa vierundzwanzig Stunden und genau zwei Regengüsse nach dem Sieg über die Orkarmee, stießen Szandor und seine Marines auf ein weiteres verlassenes Orklager. Anders als die vorherigen war es nicht einfach nur unbewohnt, sondern darüber hinaus auch fast vollständig abgebaut worden. Sämtliche Holzkomponenten hatte man entfernt und den Schleifspuren nach gezielt abtransportiert. Auch wenn die Spuren mindestens zwei Wochen alt waren, zeigten die in den weichen Boden gepflügten Furchen noch deutlich eine Richtung an. Selbstverständlich ließ Szandor die Spur verfolgen. Schließlich hatten sie ja bereits mit eigenen Augen gesehen, was die Orks auf Tolzar neuerdings mit ihren Ressourcen anstellten. Auf dem Weg fiel auf, dass alle zehn bis zwanzig Meter ein Baum gefällt und abtransportiert worden war. Diese Vorgehensweise war, insbesondere für Orks, eine erschreckende Leistung. Typischerweise hätten sie einfach den Wald genau dort gerodet, wo sie das Holz benötigten und sich nicht die Mühe gemacht eine regelrecht strategische Flurbereinigung durchzuführen. Irgendeine dieser verdammten Grünhäute musste zugleich unglaublich gerissen und stark genug sein, um diese Maß an Disziplin aufrecht zu erhalten. Umso schneller musste er unschädlich gemacht werden.
Dank der von Duron angefertigten topographischen Karte erkannten sie frühzeitig, dass sie auf ein kleines Tal zuhielten, welches möglicherweise vulkanischen Ursprungs war. Auch das auf den Hängen besonders dicht wuchernde Unterholz sprach dafür, dass hier besonders nährstoffreicher Boden zu finden war. Auf den Satellitenbildern war dieses Tal stets wolkenverhangen dargestellt gewesen, was wohl davon herrührte, dass die umgebenden Gebirgsketten den Wind brachen und so den Abzug der Wolken verhinderten. Demzufolge waren sich die Marines sicher, dass sich dort eines der neuen und damit kriegswichtigen Orklager befand. Duron, der umfassendes Wissen über Vulkane und Metallverarbeitung besaß, zeichnete ein besonders bedrohliches Bild. Sollte es sich bei diesem Tal tatsächlich um einen erloschenen Vulkan handeln, hätten die in der Erde liegenden Rohstoffreserven eine beachtliche Größe und es ließ sich nicht ausschließen, dass die Orks die Energie einer tief liegenden Magmablase direkt anzapften. Saarlock empfahl sofort, Kontakt mit der Flotte oder der planetaren Garnison aufzunehmen. Einige Lanzenstöße aus dem Orbit oder eine Todesschlagrakete sollten das Problem in kürzester Zeit aus der Welt schaffen. Duron wollte davon jedoch nichts wissen, und kalkulierte sofort die potentielle Größe der Staubwolke, sollte der Vulkan daraufhin erwachen und ausbrechen. Auch wenn die Orks vor Ort ausgelöscht würden, wäre die ohnehin schon unübersichtliche Dschungelwelt auf Wochen und Monate von Aschewolken eingehüllt. Was es den verbliebenen Orks besonders leicht machen würde, eine riesige Armee aufzustellen und auszurüsten. Selbst die Deathwatch würde dann nicht mehr verhindern können, dass aus Tolzar ein neuer, Material und Truppen verschlingender, Brennpunkt werden würde.

Ajax war während des eintönigen Marsches vergleichsweise unaufmerksam gewesen. Er verließ sich auf die scharfen Sinne von Skeergard und dem Skriptor, während er mithilfe seiner medizinischen Gerätschaften Experimente durchführte. Er hatte sich umfangreiche Proben von den toten Orks genommen und arbeitete daran, die Charakteristika ihrer DNA zu entschlüsseln. Unweigerlich waren seine Gedanken dabei immer wieder zu der Probe zurückgekehrt, die eigentlich nie hätte entstehen dürfen. Er hatte das Ergebnis dreimal verifiziert und dann mehrere Minuten lang regungslos die Phiole in der Hand gehalten. Ihm klangen noch deutlich die Worte Loktars, seines Mentors, in den Ohren die ihn zu offenherziger Forschung ermutigt hatten. Ebenso klar war jedoch auch die Erinnerung an Ordenspriester Radeks Warnung gewesen. Im Geiste versuchte er sich ein Gespräch vorzustellen, bei dem er seine beiden alten Ordensbrüder von einem hypothetischen Nutzen überzeugte. Dasselbe versuchte er auch mit Caleb, schließlich betraf das Thema auch die Ehre seines vermissten Schlachtenbruders. Letztendlich konnte er jedoch nicht einmal sich selbst wirklich überzeugen. Die unbestrittenen Defekte in der Gensaat der zweiten Legion zu kurieren war zwar ein hehres Ziel, aber hierfür die DNA der Blood Angels, noch dazu ohne deren Wissen zu verwenden, schien ihm moralisch nicht vertretbar. Darum hatte er die Phiole in einen Verbrennungsofen für medizinische Abfälle geworfen und zugesehen wie das Blut in der Phiole zu kochen begann und schließlich im schmelzenden Glas verging. Er würde die Angelegenheit vorerst ruhen lassen. Zu gegebener Zeit würde er die Angelegenheit auf neutrale Art und Weise mit einem Sangiuspriester besprechen müssen. Solang er sich hierfür nicht qualifiziert und respektabel genug fühlte, wäre alles andere Verrat.
Dagegen war es ein nahezu heiliges Verlangen, ein wirksames Gift gegen die abartigen Grünhäute zu entwickeln. In der Vergangenheit war dies verschiedenen Apothekarii immer wieder gelungen und hatte dann für mehrere Schlachten einen entscheidenden Unterschied machen können. Dennoch war es nie gelungen ein universelles Gift herzustellen, wogegen sich die Grünhäute nicht immunisierten. Am bemerkenswertesten war allerdings, dass Orks auf genetischer Ebene mehr mit Pflanzen gemein hatten als mit anderen Humanoiden.
Einem strengen Zeitplan folgend, mischte und spleißte Ajax die Orkzellen mit verschiedenen Basistoxinen und suchte nach einer Kombination, die eine ausreichend schädliche Wirkung zeigte. Das Ergebnis befand er schließlich als äußerst zufriedenstellend. Effekte wie Gerinnungsunterdrückung oder Schmerz waren gegen Orks nicht praktikabel, da ersteres zu lange brauchte um einen Ork wirksam zu stoppen und zweiteres sie nur weiter anstachelte. Stattdessen hatte er eine Substanz ersonnen, die das fremdartige Nervensystem der Xenos angriff. Natürlich stand ein echter Test noch aus, aber seinen Kalkulationen nach sollte eine Vergiftung mit der Substanz unmittelbar zu Blindheit, Atemlähmung und einer krampfartigen Paralyse führen. „Hört Brüder, ich habe ein Gift entwickelt welches das Nervensystem der Orks angreift. Benetzt eure Waffen damit und jede noch so kleine Verletzung wird den Ork zu Boden schicken.“ verkündete Ajax mit nicht wenig Stolz in der Stimme und öffnete eine metallene Dose die eine cremeartige Substanz enthielt. Diese hatte er mit seiner Schöpfung versetzt. Alle bis auf Saarlock, der so tat als hätte er nichts gehört, benetzten ihre Kampfmesser damit. Szandor und Skeergard rieben die Paste darüber hinaus noch sorgfältig auf die Zähne ihrer Kettenwaffen. Der Mortificator hatte kurz überlegt, Saarlock die Nutzung des Giftes zu befehlen. Schließlich konnte dieses durchaus das Zünglein an der Waage sein. Jedoch hatte er die Kampfweise des Iron Hands noch deutlich vor Augen. Unter Verachtung aller Gegenwehr verblieb kein von ihm getroffener Feind kampffähig und für verstohlene Kampfmanöver wäre der Iron Hand ohnehin nur schwerlich zu gewinnen. „Ich habe mich schon gefragt, warum ihr die ganze Zeit so still seid, Ajax.“ scherze Hovis, während er das vergiftete Messer in seine verzierte Scheide stieß. Skeergard entlockte er damit ein wölfisches Grinsen. Schließlich war Ajax ohnehin alles andere als Gesprächig. „Ich lasse eben lieber Taten als Worte sprechen, Hovis.“ entgegnete der Apothekarius mit väterlicher Stimme und zitierte dabei unwissentlich Skeergard. Auch wenn dieser dem Imperial Fist zustimmte und das kameradschaftliche Geplänkel zwischen den beiden Abkömmlingen Dorns stets amüsant fand, zog ihn der Ausspruch herunter, da er ihn an jenes verstörende Gespräch mit dem ehrwürdigen Thorbjarn erinnerte. In der Stille ergriff Thyrianos das Wort. „Ich denke wir sollten das Tal ausspähen bevor wir mit Macht einmarschieren.“ Dabei wies er mit einer Kopfbewegung zu dem brütenden Spacewolf. Auch wenn er das Spiel von Ajax und Hovis zu tolerieren, und insgeheim zu schätzen, gelernt hatte, trachtete er stets danach, die Aufmerksamkeit aller auf das Hauptziel zu fokussieren. Mit einer knappen Geste sandte Szandor Skeergard und den Skriptor aus und ignorierte den vorwurfsvoll starrenden Iron Hand selbstbewusst.
Thyrianos hatte kurz zu hoffen gewagt, dass mit dem Entdecken des verborgenen Tals, auch der Weird-Boy gestellt werden würde und er damit seine Konzentration auf andere Dinge lenken könnte. Jedoch schien sich ihr Abstand zu der gefährlichen Grünhaut jüngst nicht verringert zu haben. Sollte der Ork Thyrianos‘ Anwesenheit am Ende doch spüren können? Aber würde dieser dann nicht gegen den Dark Angel vorgehen um Stärke zu zeigen und die eigenen Pläne zu schützen? Thyrianos wurde aus seinen Gedanken gerissen als der knapp vor ihm durchs Unterholz gleitende Spacewolf alarmiert seine Faust hob. Anders als die Klinge des Obsidiandolches, glänzte das Kampfmesser in dessen Faust leicht vom jüngst aufgetragenen Gift. Schwacher Nieselregen ging auf den Dschungel nieder und das allgegenwärtige Tropfen schien alle anderen Laute zu verschlucken. Mit gleichmäßigen Handbewegungen signalisierte der Spacewolf die Sichtung von einigen Grots und eines Orks. Kurz darauf erklang das dumpfe Geräusch von Steinbeilen, die auf Holz schlugen.
Skeergard beobachtete das Schauspiel vor ihm aus seinem Versteck heraus und verbarg sich regungslos im dichten Unterholz. Er dankte Russ, dass der schwache Wind günstig für ihn stand und der Dark Angel in seinem Rücken es nach wie vor verstand, sich unauffällig im Wald zu bewegen. Augenscheinlich handelte es sich um einen Arbeitstrupp der von dem Ork mit stechendem Blick überwacht wurde. Sein Gesicht war zur Hälfte mit blauer Farbe bemalt und er hielt eine brutal aussehende Peitsche in der einen und einen Knochenspeer in der anderen Hand. Die Grots umschwärmten unterdessen einen gefällten Baum und mühten sich ab mit ihrem mangelhaften Werkzeug Äste abzuschlagen. Wann immer ein Grot innehielt oder zu gierig die Habseligkeiten seiner Artgenossen fixierte fuhr die Peitsche auf ihn nieder wobei sie selten weniger als drei Grots zugleich erwischte. Quiekend und blutend schufteten sie weiter. Einer, dem die Schinderei zu reichen schien arbeitete sich unauffällig in Richtung Baumspitze vor, direkt auf Skeergard zu. Der machte sich bereit den Wicht geräuschlos verschwinden zu lassen, als der Grot plötzlich einen Satz machte und an einen nahen Baum genagelt wurde. Triumphierend grollte der Ork irgendetwas und eilte seinem Speer nach, der noch zitternd in totem Grot und Baum steckte. Mit Leichtigkeit zog der Ork den Speer hinaus und ließ den Kadaver wie eine Trophäe daran hängen, als er sich den Schaft über die Schulter legte. Die übrigen Grots waren darüber in regelrechte Arbeitsrage geraten und hackten auf die Äste ein, wie auf einen Erzfeind. Hinter Skeergard gestikulierte Thyrianos ungeduldig und erkundigte sich nach einer Umgehungsroute. Der Spacewolf hatte jedoch einen anderen Plan, der allerdings teilweise auf Spekulationen beruhte. Die Grots schienen mit ihrer Arbeit fast fertig, waren aber ohne jeden Zweifel nicht in der Lage, den mächtigen Stamm zu transportieren. Dies wiederrum bedeutete, dass weitere Orks herkommen würden um den Stamm durch den Wald zu schleifen. Dies würde mit beträchtlichem Lärm, bei gleichzeitiger Ablenkung verbunden sein, also der perfekte Weg ins Orklager. Wegen der zahlreichen Unbekannten in seinem Plan, derer Skeergard sich vollauf bewusst war, zögerte er seinen berechnenden Schlachtenbruder frühzeitig einzuweihen. Irgendwie genoss er es auch, den Dark Angel mit beschwichtigenden Gesten zur Untätigkeit zu zwingen.
Thyrianos Ungeduld wuchs immer weiter. Auch wenn er versuchte den Weird-Boy im Auge zu behalten wollte er zügig weiter vorrücken. Skeergards Anweisungen einfach zu übergehen kam für ihn jedoch nicht in Frage. Auch wenn der Spacewolf keine Autorität über ihn hatte, konnte er es dennoch nicht mit den Aufklärungsfähigkeiten des Schlachtenbruders aufnehmen. Er musste akzeptieren, dass der Spacewolf wohl wusste was er tat und ihm ja auch nicht vorschrieb, wie er seine Psikräfte einzusetzen hatte. Der Skriptor konnte deutlich hören, wie die Grots arbeiteten und schließlich, begleitet von einem durchdringenden Orkschrei, abzogen. Er hob seinen inzwischen wieder relativ sauberen Chorrock ein wenig an um sich auf Skeergards Signal hin sofort in Bewegung setzen zu können. Jedoch wurde er erneut beschwichtigt. Mehrere Minuten geschah nichts in unmittelbarer Nähe. Dann erklang das gutturale Gemaule einer näher kommenden Orkrotte. Was hatte der Spacewolf nur vor? Er packte Gottbrecher fester und erwartete jeden Moment losschlagen zu müssen, als die Orks anhielten und an Ort und Stelle zu hantieren begannen. Als dann ohne Vorwarnung ein lautes Krachen, begleitet von einem neuerlichen Aufschrei erklang, zog er sein Schwert sogar ein Stück aus der verzierten Scheide und fühlte sofort die feurige Resonanz der eingebetteten Psicuriumkristalle. Skeergard blieb jedoch regungslos und der Dark Angel tat es seinem Schlachtenbruder gleich. Nach einer gefühlten Ewigkeit gab der Spacewolf endlich das Signal weiter vorzurücken und nutzte dabei die von den Orks verursachte Lärmkulisse geschickt aus. Cleverer Mistkerl, dachte er wohlwollend und fragte sich, warum sein Schlachtenbruder ihn nicht in den Plan eingeweiht hatte.
Als sie schließlich, durch aufgewühlte Erde und über herumliegende Zweige stapfend, den Rand des Tals erreichten war der Anblick zunächst ernüchternd. Das ganze Tal war von einer trüben Mischung aus Rauchschwaden und Regenwolken bedeckt und bot nicht mehr visuelle Details, als die bekannten Satellitenbilder. Dafür war es aber von Lärm erfüllt, der am ehesten einer Großbaustelle entsprach. Abgesehen von dem befremdlichen Geschrei der Orks und den Trommeln klang es nicht weniger beeindruckend als ein imperiales Pionierregiment, das einen befestigten Brückenkopf anlegte. Skeergard, der nach wie vor keinen Helm trug, sog mit geschlossenen Augen die stinkende Luft ein und runzelte nachdenklich seine hohe Stirn. „Feuer und Stein, Holz und Eisen.“ murmelte er nachdenklich ehe er seine Augen öffnete und sich Thyrianos zuwandte. „Durons Vermutungen waren zutreffend. Wir müssen schnell handeln!“ ergänzte er als Thyrianos weiterhin schwieg. Der Skriptor schien die fantastische Aussicht auf sich wirken zu lassen. Das ganze Tal war von grauen Schwaden erfüllt und von gezackten Bergrücken umringt, die wie der aufgerissene Schlund eines gewaltigen Monsters wirkten, das gerade aus dem immergrünen Dschungel brach. Hier war der Warp unverkennbar in Aufruhr und der Funke des Weird Boys ging vor dem prasselnden mentalen Feuer seiner Artgenossen beinahe unter. Auch wenn er sie nicht sehen konnte, war er absolut sicher, dass die versammelte Streitmacht um einiges größer war, als die zuletzt aufgeriebene. Das Überraschungsmoment würde, selbst wenn es auf ihrer Seite wäre, bei weitem nicht ausreichen den Kampf zu gewinnen. Zumal die wenigen Orks, die gelegentlich zwischen den Dunstschwaden auftauchten, augenscheinlich aufgerüstet hatten. Die fleckigen Metallwaffen in ihren Fäusten war zwar ohne jegliche Kunstfertigkeit gefertigt worden und von Einschlüssen und Materialfehlern überzogen. Aber sie waren ausnahmslos neu, frei von Rost und den daran befindlichen Blutflecken nach, bereits erfolgreich an ihresgleichen getestet.
Schließlich wandte sich Thyrianos nüchtern an seinen Schlachtenbruder. „Was meinst du Skeergard, könnten wir einige der Felsspitzen sprengen um Erdrutsche und Gerölllawinen auszulösen?“ Nachdenklich fuhr sich der Angesprochene mit der Hand durch seinen grauen Bart und versuchte seinerseits die Topographie einzuschätzen. Jedoch konnte auch er sich keine belastbare Meinung bilden. Er würde durchaus darauf tippen, dass es mit genügend Zeit und Sprengstoff möglich war. Aber er war eben nicht der Experte für derartige Fragen. „Wäre auf jeden Fall eine gute Sache. Wir sollten Duron dazu befragen.“ antwortete Skeergard, vermeintlich geschickt seine Unwissenheit verbergend. Thyrianos war jedoch nicht zu täuschen, er wusste genau, dass der Spacewolf ihm die Antwort unter die Nase gerieben hätte, wenn er sie gehabt hätte. Beide wussten jedoch auch, dass Duron alles andere als ein subtiler Saboteur war. Im Grunde wäre dies die perfekte Aufgabe für Vicesimus gewesen, dessen Abwesenheit sie nun erneut als Verlust empfanden.

Vorsichtig bewegten sie sich ein paar hundert Meter weit den Gebirgsrücken entlang, drangen aber nicht in den Dunst vor. Auf den ganzen Krater bezogen marschierten pausenlos Orks hinein und hinaus. Mal einzeln, mal als Gruppe. Den Krater zu betreten, war selbst Skeergard zu riskant. Mit einem ganzen Rudel Spacewolfs vielleicht, aber nicht mit nur einem Engel als Rückendeckung. Trotz seiner übermenschlichen Wahrnehmung würde er erst erkennen wer oder was ihm gegenüberstand, wenn es zu spät war angemessen darauf zu reagieren. Einen oder auch zwei Orks zugleich lautlos zu töten war machbar. Aber was wenn es mehr wären, ein einziger der die Zeit fand zu brüllen würde ausreichen, um jeden Ork im Tal zu alarmieren.
Das verwitterte Gestein über das sie liefen war brüchig und fast schwarz, was ihnen rein farblich entgegenkam. Skeergard verstaute ein Stück des Felsens in einem seiner kleinen Lederbeutel, um ihn später Duron zu zeigen. Der Stein war zwar relativ leicht, dafür aber erstaunlich scharfkantig und hart und erinnerte ein wenig an Skeergards schwarzen Steindolch.
 
So, etwas verspätet aber unausweichlich kommt hier der nächste Teil.

FÜNF / II


Thyrianos befasste sich unterdessen im Geiste mit einer alternativen Informationsquelle. Konnte es gelingen, einen Ork gefangen zu nehmen und zu verhören? Vor allem der zweite Schritt machte Thyrianos sorgen, da er sich recht sicher war, dass seine psionischen Verhörtechniken bei einem Ork nicht funktionieren würden. Damit blieb dann angesichts des Zeitdrucks nur die primitive physische Folter. Aber auch hier konnte er sich auf keinerlei Erfahrungswerte stützen, was deren Wirkung auf Orks anging. Zwar waren sie in der Lage Schmerz zu empfinden, aber soweit er wusste, war alles was Schmerzen bei Orks hervorbrachte Wut. Da der Skriptor nicht schon wieder nach dem Rat des Spacewolfs fragen wollte, entschied er selbst. „Wenn wir hier fertig sind, sollten wir uns eine der Grünhäute lebendig schnappen. Sie fühlen Schmerz, also kann man ihnen auch ihr Wissen entreißen.“ sprach der Skriptor mit leiser Stimme. Skeergard schien die Idee zu gefallen, denn er nickte grinsend und ließ seine Fingerknöchel knacken. Während des Abstieges steigerte sich der andauernde Nieselregen in ein ausgewachsenes Unwetter. Die Wolken verdunkelten sich drastisch und schwollen massiv an. Gelegentlich wurden sie von fernen Blitzen erhellt. Das Unwetter war, den bekannten Wetteraufzeichnungen nach, zwar bei weitem nicht Beispiellos, aber dennoch von einer Intensität, die durchaus Erinnerungen an die Wetterkapriolen wachrief die entstanden, wenn eine großangelegte Orbitallandung erfolgt war. Dennoch begrüßte das ungleiche Zweiergespann den Wetterumschwung. Für eine erfolgreiche Gefangenname und einen vernichtenden Überraschungsangriff in Unterzahl, kam das Unwetter mehr als gelegen. Skeergard riss zähe Lianen von im Wind schwankenden Bäumen und begann geschickt deren elastische Rinde abzuziehen. Thyrianos erkannte was sein Schlachtenbruder vorhatte und unterstützte ihn dabei. Sie drehten sich ein starkes Tau von beachtlicher Dicke und machten sich auf die Suche nach einem der Arbeitstrupps. Durch das Unwetter, welches die Orks in keiner Weise von der Arbeit abhielt, war es ungleich leichter sich an einen der Orkaufseher heranzupirschen. So wie es aussah trieb die Grünhaut seine beaufsichtigten Grots vor sich her zur nächsten Baustelle. Der Skriptor wartete bis sich ein blendender Blitz in ihr Waldgebiet entlud und kanalisierte nur sekundenbruchteile später seine übernatürlichen Energien in einer vergleichbaren Entladung. Ein Baum zersplitterte und spickte die nächsten Grots mit scharfen Splittern ehe sie und alle verschonten Grots von Thyrianos Blitzschlag verbrannt wurden. Praktisch im selben Augenblick wurde der Orkaufseher wie eine Puppe nach hinten gerissen und verschwand in einem dichten Gebüsch. Dabei quiekte er wie ein geprügelter Hund. Jedoch wurde auch dieser unwürdige Laut von dem Donnergrollen des natürlichen Blitzschlages verschluckt.
Als der Dark Angel kurz darauf besagten Busch erreichte, erhob sich daraus Skeergard, der dem gefesselten, aber dennoch widerspenstigen Ork einen Faustschlag verpasste. Um keine verräterischen Schleifspuren zu hinterlassen trugen sie den Gefangenen zu zweit und machten dabei so viel Tempo wie möglich. Sie erreichten ihre wartenden Schlachtenbrüder die in dem umherpeitschenden Unterholz mehr denn je wie prähistorische Statuen wirkten, die als stumme Zeugen eine vergessene Tempelanlage bewachten. Hovis Standarte blähte sich wie ein nasses Segel im Wind und strich nahezu zärtlich über die wuchtige Gestalt des Crimson Fists. Auffordernd starrte Szandor die Rückkehrer an und ignorierte den vor seine Füße geworfenen Ork zunächst. „Die Orks haben das Tal flächendeckend besetzt und halten sich dort in gewaltiger Anzahl auf. Wie Duron vermutete, betreiben sie Bergbau und sammeln Ressourcen. Einzelheiten, die über das Vorhandensein metallener Ausrüstung hinausgehen, konnten wir nicht ermitteln, sollten sich aber im Kopf des Gefangenen befinden.“ präsentierte Thyrianos ihre Erkenntnisse, während Skeergard den erneut herumzappelnden Ork mit seinem Stiefel zu Boden drückte. „Worauf wartet ihr dann Skriptor?“ erkundigte sich Szandor. Es schien als hätte die Warterei an seinen Nerven gezerrt.
„Das Bewusstsein eines Orks unterscheidet sich maßgeblich von dem eines Humanoiden. Ich kann zwar seinen Willen brechen, aber weder prüfen ober Lügt noch in seinen Geist eindringen.“

„Verstanden, bindet den Ork an einen Baum und zerschmettere seinen geistigen Widerstand, den Rest überlasst mir“. grollte der Mortificator und nahm seinen Helm ab. In dem dämmrigen nur von Blitzen erhellten Dschungel wirkten seine Gesichtszüge in keiner weise freundlicher als das Visier seines Helms. Skeergard band den Ork zügig an einen stabilen Baumstamm und verließ den Ork dann in Durons Richtung. Während er mit Duron über hypothetische Sprengen und Erdrutsche sprach, beobachtete er genau, was seine beiden Schlachtenbrüder taten. Szandor nahm sein Kampfmesser zur Hand, hielt kurz inne und steckte es zurück. Ihm war wohl das aufgetragene Gift eingefallen. Ohne hinzusehen reichte Skeergard dem Salamander den Beutel mit der Gesteinsprobe und sah deswegen wie Ajax ihrem Sergeant ungefragt ein Skalpell hinhielt. Der ergriff das winzig wirkende Instrument, ohne seinen stechenden Blick vom Ork abzuwenden und trennte dann sauber einen der schwieligen grünen Finger ab. Mit in dem Nacken gelegtem Kopf trank er das hervorquellende Blut und ließ den Finger dann beiläufig zu Boden fallen. Der Ork zappelte hysterisch und in rasender Wut, während Szandors Blick sich ein wenig trübte und Thyrianos abwesend zunickte. Der Skriptor schien lediglich innezuhalten und der Ork beruhigte sich auf eine Art und Weise wie sie ganz und gar nicht zu einem Vertreter dieser wilden Spezies passte. Weiterhin stumm, schien Szandor vor dem Ork auf die Knie zu gehen und hob zu dessen Füßen eine kleine Mulde aus in der sich rasch Regenwasser und Blutstropfen sammelten. „Kanna zähln, Snotling?“ erhob Szandor nun die Stimme, wobei er jedes einzelne Wort ausspie, als er die krude Sprache der Orks verwendete. Sie schien ohnehin eine verwaschene Mischform aller möglichen Sprachen zu sein.
Der Ork blies die Backen auf und spie Speichel in Szandors Richtung, der jedoch lediglich sein breites Kinn hinabtroff. Szandor fletschte die Zähne und schlug dem Ork einen seiner Hauer aus. „Antwortä du Madä.“
„Kanna.“ stammelte der Ork widerwillig und senkte den Kopf so weit er es konnte. „Guuut, Snotling. Isch bin jätz dain neua Boss veastandn?“
Ein erbärmliches Äquivalent von Orkgebrüll kam dem Gefesselten über die Lippen. Woraufhin Szandor kurzerhand die Fesseln durchtrennte und den Ork zu Boden schleuderte. Dekaden des Drills ließen Waffen emporschnellen und auf den Ork zielen. Szandor war jedoch sofort über dem Ork. „Du fordast misch raus, Wischt.? Dann steh auf un kämpf um dain Räscht!“ brülle Szandor, zog den Ork auf die Füße und provozierte ihn mit einer schallenden Ohrfeige. Der Ork sprang Szandor erstaunlich energisch an und versuchte den Schädel des Mortificators mit einem hastig aufgehobenen Stein einzuschlagen. Szandor blockte den Schlag ab und schlug dem Ork einen weiteren Zahn aus. „Dainä Zähne gehöan mia! Du gehöast mia. Isch bin dain Boss veastandn?“ schrie Szandor den Ork an, der jedoch erneut eine Attacke versuchte. Der Mortificator umschloss das Handgelenk des Orks und drehte es heftig, ehe er brutal daran riss. Eine Technik die er von Vicesimus kannte und theoretisch dazu gedacht, war Arme auszurenken. In diesem Fall riss Szandor den grünen Arm jedoch blutspritzend vom tonnenförmigen Torso und proklamierte dann erneut seinen Anspruch auf die Führung.“Dain Arm gehöat auch mia. So wie du!“ polterte er weiter und schlug dem Ork mit seinem eigenen Arm ins Gesicht. Der stürzte schwer und zögerte zum ersten Mal, Widerstand zu leisten.
Die umstehenden Marines waren aufrichtig beeindruckt, allen voran Saarlock. Auch wenn es Thyrianos war, der den Willen des Orks brach, schien es dem Mortificator zu gelingen die Grünhaut zu unterwerfen. Dabei war er im Prinzip dem gefolgt, was Hovis zuvor als Möglichkeit eingeräumt hatte. Denn während Szandor mit seinem Trupp auf die beiden Späher gewartet hatte, hatten sie ihrerseits über Gefangennahme und Verhör von Orks spekuliert.
Der Mortificator schüttelte den Ork noch eine Weile, nahm ihn in eiserne Zwangsgriffe und brüllte unablässig auf ihn ein. Dann geschah es. Der Gefangene sprach die unmöglichen Worte. „Du biz dea Boss.“

Im Anschluss berichtete der Ork freimütig alles was er über das Lager wusste. Nach einigen missverständlichen Debatten über Größeneinheiten erfuhren sie, dass sich knapp fünftausend Orks in dem Tal aufhielten. Sie hatten begonnen Erze zu schürfen um daraus Waffen und Rüstungen zu fertigen. Darüber hinaus wurden zahlreiche Tiefenbohrungen vorgenommen und Kriegsmaschinen gebaut, die der örtliche Waaaghboss Feuafressa auf mysteriöse Art und Weise mit der Hitze des Vulkans versorgen wollte. Diese Informationen waren ernüchternd und verdeutlichten die Notwendigkeit, irgendwie für die von Thyrianos und Skeergard ersonnenen Erdrutsche zu sorgen. Hierbei würde ihnen das Unwetter ein unverzichtbarer Verbündeter sein. Der Versuch, den Ork als Späher einzusetzen schlug allerdings fehl. Denn sobald Thyrianos seinen unsichtbaren Griff um dessen Geist lockerte, kehrte die Grünhaut zu alter Wildheit zurück und verweigerte Szandor den Gehorsam. Daraufhin tötete der Mortificator den Ork, ohne das geringste Zögern, mit bloßen Händen.

***
Er erwachte langsam und seine Sinne versuchten seinen alarmierten Geist mit Informationen zu versorgen. Jedoch konnte er nichts sehen. Seine Augen waren zugeklebt oder zumindest verdeckt, so dass sie kein Bild erzeugen konnten. Oder war es einfach zu dunkel um zu sehen? Sollte er nicht einen Helm tragen um sowas auszuschließen? Und überhaupt, sollte er sich nicht bewegen können? Als seine Glieder schmerzhaft zuckten stellte er fest, dass er fixiert war.
In seinen Ohren schwoll ein hoher Pfeifton an und wurde dann zu einem dumpfen Rauschen, als das Geräusch kurz davor gestanden hatte schmerzhaft zu werden. Sein Mund war trocken und sein ganzer Köper begann unter tauber Haut zu kribbeln. Er stöhnte und ächzte. Versuchte sich gewaltsam zu befreien um zumindest sein Gesicht betasten zu können und die Ursache für seine Blindheit zu ergründen.
Nach einer Ewigkeit gab endlich der Riemen an seinem rechten Arm nach. Er hatte ihn über Stunden und Tage hinweg mit seinen Fingernägeln bearbeitet und immer wieder Krämpfe unterdrücken müssen. Aber er war ein Astartes! Sein Fleisch heilte und regenerierte schnell und der Riemen war schließlich abgenutzt. Dass dies überhaupt möglich war belegte außerdem, dass es sich hier keinesfalls um ein Gefängnis handelte, sondern eher um einen Aufbewahrungsort in dem er sicher verstaut sein sollte. Er betastete sein Gesicht und erkannte seine stolzen Züge ebenso wieder, wie die kalte Bionic die eines seiner Augen ersetzte. Es gelang ihm, das Implantat zu reaktivieren woraufhin er ein zunächst flackerndes und leicht körniges Bild erhielt. Die Linsen surrten leise und Neuralprozessoren nahmen ihre Arbeit auf. Das Ergebnis war nicht viel weniger ernüchternd als die vorherige Dunkelheit. Er befand sich in einer metallenen Kiste in der er mit starken Plastekriemen fixiert war.
Träge kamen seine Gedanken in Bewegung und präsentierten ihm an Klarheit gewinnende Erinnerungen. Er war mit zwei Ordensbrüdern unterwegs gewesen und in eine Art Hinterhalt geraten. Mehr Einzelheiten wurden an die Oberfläche seines Bewusstseins gespült und korrigierten seinen ersten Eindruck. Es waren keine Ordens- sondern Schlachtenbrüder gewesen. Seine Rüstung war auch nicht rot, sondern schwarz gewesen und erinnerte ihn an seinen Dienst bei der Deathwatch. Damit war ein Damm gebrochen und Gesichter, Namen und Einsätze nahmen Form an. Inklusive seines eigenen. Er, Caleb, war mit Szandor und Skeergard auf der Jagd nach Verrätern gewesen, als eine Sprengfalle explodiert war.
Einige Elektroden klebten auf Calebs nacktem Körper und hatten wohl die Aufgabe, seine Vitalwerte zu überwachen. Er war zwar kein Apothekarius, aber dennoch bemerkte er, dass etwas nicht mit seinem Körper stimmte. Ohne nachvollziehbaren Grund kamen Gefühle und Erinnerungen in ihm hoch, die er durchlebt hatte als er seine ersten Implantate erhalten hatte. Etwas Mächtiges wütete in seinem Körper. Unvermittelt befiel ihn eine bleierne Müdigkeit, wie sie auftrat, wenn die Sus-An Membran ihre Arbeit aufnahm. Trotzig kämpfte er dagegen an, denn er konnte keine Verletzung erkennen, die ihre Aktivierung rechtfertigte. Er begann zu würgen und schließlich zu husten als sich etwas seinen Weg nach oben bahnte. Säuretropfen lief brennend über Kinn und Brust wo sie hässliche Blasen erzeugte. Er klammerte sich an den Schmerz, da er ihm nicht nur verriet, dass er lebte, sondern ihn auch bei Bewusstsein hielt. Mit einem berstenden Geräusch zerriss der Riemen der um Calebs Brust geschlungen war und verlieh ihm somit etwas mehr Bewegungsspielraum.
Die Strafe folgte auf dem Fuße. Eine brutale Erschütterung traf sein Gefängnis und schleuderte seinen Kopf schmerzhaft gegen den kalten Stahl und riss einige Elektroden von seiner Haut. Erneut wallte die bleierne Müdigkeit in seinem Inneren auf und sein Körper selbst schien ihn anzuflehen, ihr nachzugeben. Seine linke Seite wurde taub und er zerriss mit der freien rechten Hand weitere Halteriemen. Er vernahm heftiges aber gedämpftes Bolterfeuer was ihn endgültig aus der Lethargie befreite.
Da Caleb unbewaffnet war, versuchte er eine Säureladung in seiner Kehle zu sammeln, erntete jedoch nur ein schmerzhaftes Brennen. Erneut wurde sein Gefängnis von einem heftigen Stoß erschüttert, wobei er nun ebenerdig zu liegen schien. Da er sich inzwischen vollständig befreit hatte, hielt er es für das Beste sich vorerst schlafend zu stellen, um zumindest das Überraschungsmoment auf seiner Seite zu haben. Über die quälende Stille hinweg hörte er, wie im Deckel der Kiste integrierte Systeme zu arbeiten begannen und dann massive Haltebolzen gelöst wurden.
Als sich der schwere Deckel schließlich langsam hob, hielt er den Atem an und konzentrierte sich voll auf seinen Gehör- und Geruchssinn. Das unverkennbare Dröhnen aktiver Servorüstungen und brennender Fezylengestank drangen in sein Gefängnis. Kurz drauf roch er auch das kräftige, mit Stimulanzien angereicherte Blut von Astartes. Der Deckel verharrte nur einen Spalt weit geöffnet und unvermittelt stach ihn etwas in den Oberarm. Problemlos unterdrückte er den schwachen Schmerz und wartete ab. Er hörte das Surren einer filigranen Maschinerie welches ihm sofort vertraut vorkam, obwohl er es nicht klar identifizieren konnte.
„Du bist wach Astartes, daran besteht kein Zweifel. Ich bin Apothekarius Sophokles und werde euch jetzt befreien. Was ihr dann sehen werdet, wird euch möglicherweise aufwühlen und ich bitte euch höflich darum, von aggressiven Handlungen abzusehen.“
Caleb fühlte sich überrumpelt. Der Stimme des Sprechers wohnte eine ähnliche Souveränität, wie der von Ajax inne. Wenngleich sie mit Dekaden von Erfahrungen belastet schien. Gleichermaßen irritierte ihn die Annahme des Sprechers, er könne sich einem Gewaltausbruch hingeben. „Dann öffnet endlich diese verdammte Kiste.“ antwortete Caleb missmutig und wappnete sich. Innerhalb von Sekundenbruchteilen gewöhnten sich seine Augen an das grelle Licht, welches auf ihn einstürmte und nur wenig langsamer erfasste er die Situation. Er befand sich nicht mehr in der Makropole namens Devekel und auch nicht länger auf dem Planeten. Er sah aus einem Schiffshangar geradewegs in die Leere des Alls, welche von einem gleichmäßig brummenden Shuttle größtenteils verdeckt wurde. In seiner Nähe standen acht Astartes in Servorüstungen die ihn teils musterten und teils zu ignorieren schienen. Calebs Blut wurde schlagartig von Kampfstimmulanzien geflutet und in seiner Brust schwoll ein bedrohliches Knurren an, als er die Heraldik erkannte.
Direkt vor ihm stand ein Apothekarius in dunkelblauer Rüstung auf dessen Brust zwar ein Aquila prangte, jedoch auch das unverwechselbare Zeichen der Hydra trug. Drei goldene Dienststecker zierten seine Stirn, die seit Ewigkeiten in Falten zu liegen schien. In der Armbeuge hielt er einen uralten Gefechtshelm der an die von prähistorischen Hopliten erinnerte und von einem verzierten Metallkamm gekrönt wurde. Ein dezentes Lächeln lag auf seinen Lippen und wurde von eisblauen Augen überstrahlt. Calebs Hände formten sich zu Klauen während sich sein Körper spannte und Sophokles‘ Gesicht einen flehentlichen Ausdruck annahm. Irritiert musterte Caleb die dunkle Gestalt hinter dem Apothekarius die er ebenfalls problemlos identifizieren konnte. In Mitternacht gewandet stand dort ein Nightlord, regungslos wie eine Statue. In der Rechten hielt er eine mit schwarzer Flamme lodernde Psiaxt und trug eine abgenutzte Mk.1 Boltpistole am Gürtel. Anders als bei dessen Orden üblich, trug er den Aquila nicht in geschändeter, sondern so unversehrter Form wie Sophokles zur Schau.

Er würde sterben! In Ehre und kämpfend, aber unausweichlich. Er fühlte wie die schwarze Wut nach seiner Seele griff um ihm kurz vor seinem Tod noch die Ehre zu rauben. Er kämpfte den Impuls nieder und musterte weiter seine Feinde, um zu erkennen wie er den maximalen Schaden anrichten konnte, ehe er starb. Die übrigen sechs Marines, von denen sich zwei an einer großen massiven Frachtkiste zu schaffen machten, trugen vollständig entfärbte Servorüstungen. Keine Ordenszeichen, keine taktischen Symbole. Nur einen Aquila dessen Design, wie beim Apothekarius und beim Hexer, Calebs Verstand arbeiten ließ.
„Mir ist klar, dass was ich auch sage, ihr mir keinen Glauben schenken werdet.“ ergriff Sophokles das Wort und entlockte Caleb damit lediglich ein hämisches Grinsen. Dieser Ausdruck spiegelte jedoch nicht seine wahren Gefühle wieder. Ihm war klar, dass er, wenn der Nightlord-Hexer nur halb so mächtig wie Thyrianos war, tot sein würde ehe er auch nur einen Schritt vollendet hätte. Jedoch begann er sich damit abzufinden. Sophokles schien diese selbstzerstörerischen Gedanken zu ahnen. „Enox wird euch nicht töten Blood Angel. Euer Leben wegzuwerfen wäre Verrat am Imperator.“ kam der Apothekarius der nächsten Aktion zuvor. Sein belehrender Ton erinnerte unweigerlich an Calebs rechte Hand.
„Wagt es nicht für den Imperator zu sprechen, Verräter. Es ist nicht weniger als meine heilige Pflicht den Feinden des Imperiums jegliche Ressourcen vorzuenthalten.“
„Das ist war Blood Angel, nur bin ich keiner dieser Feinde und keiner hier ist ein Verräter.“ entgegnete Sophokles trocken. Caleb ließ sich jedoch zu keiner Antwort herab. Er musterte brütend die herumliegenden toten Alphalegionäre und beobachtete wie die zweite Frachtkiste geöffnet wurde. War etwa noch einer seiner Brüder gefangen worden? Darin befand sich jedoch seine vorerst unerreichbare Ausrüstung, darum sah er sich nach den Waffen der Toten um. Deren Rüstungen wiesen eine andere Färbung als die von Sophokles auf, aber was bedeuteten schon Lacke und Farben. Insbesondere bei der Alphalegion.
„Wenn ihr die Wahrheit sprecht, dann lasst mich hier zurück. Aber ich wette das ist aus unglaublich plausiblen Gründen nicht möglich oder?“ grollte der Blood Angel und starrte Sophokles unbewegte Mine an.
„Das ist korrekt, allerdings aus anderen Gründen als ihr gegenwärtig ahnen könnt. Ich fürchte eure Rückkehr würde weniger erfreulich sein als ihr denkt.“ Caleb widerstand dem Impuls eine triumphierende Handbewegung zu vollführen, als der Apothekarius die Vorhersage des Blood Angels bestätigte.
„Erlaubt mir euch ins Bild zu setzen. Die Deathwatch hat erfolgreich einen Stützpunkt meiner verräterischen Vettern ausgeräuchert. Ihr wurdet augenscheinlich von versprengten Überresten gefangen und solltet mit diesem Seelenverkäufer hier davon geschafft werden.“ erklärte der Apothekarius geduldig und schloss mit einer ausladenden Geste das Schiff ein, auf dem sie sich befanden. Unterdessen wurden die Toten entwaffnet und ihrer Ausrüstung beraubt. Zwei davon schienen äußerlich unversehrt, jedoch war eine große Menge Blut aus Augen, Mund und Nase gelaufen. Zweifellos das Werk des sogenannten Enox. Dann fiel Caleb schlagartig ein, was das eigenartige an den Aquilas war. Ihr Design war uralt und stammte aus den Zeiten vor dem Bruderkrieg. Nur zweimal hatte er in der Reliquienhalle seines Ordens Artefakte gesehen, die noch mit derartiger Heraldik geschmückt waren.
„Eure Brüder werden, ohne jeden Zweifel, ebenfalls von eurer Gefangenname ausgehen und eine intensive Untersuchung durchführen, wenn sie eurer Person habhaft werden. Und wisst ihr was? Sie werden etwas finden! Etwas das nicht nur euch, sondern auch zwei loyale Orden vernichten könnte.“ Caleb verzog ungläubig das Gesicht, eine so bodenlos übertriebene Lüge erschien ihm doch sehr plump. Jedoch schien Sophokles zum ersten Mal seit ihrer Begegnung sein Wissen auszukosten. Allerdings nur für einen kurzen Augenblick „Ich kenne euer Geheimnis und werde es hüten, der Imperator ist mein Zeuge.“ fügte er sorgfältig artikuliert hinzu und Calebs Eingeweide verkrampften sich. Wusste er etwa von dem Defekt in der Gensaat der Blood Angels? Mit beschwichtigend gehobenen Händen kam Sophokles näher und reckte seinen Kopf vor, als wollte er etwas in Calebs Ohr flüstern. Enox spannte sich kaum sichtbar. Vielleicht konnte er Sophokles des Genick brechen, wenn er schnell genug war.
„Ihr tragt nicht länger nur das Vermächtnis eines Ordens in euch. Was glaubt ihr werden eure Sangiuspriester und die Ordenspriester der Imperial Fists dazu sagen. Oder gar die Inquisition, die eure Untersuchungen sicherlich begleiten wird?“
Er hatte so leise gesprochen, dass selbst Caleb die Worte nur gerade so verstanden hatte. Dennoch trafen sie ihn wie ein Hammerschlag. Er hatte das Gefühl in eine lähmende Gedankenschleife geraten zu sein und fragte sich ob es Furcht war. Sein Verstand setzte unbarmherzig die Puzzlestücke zusammen und vermittelt ihm mit absoluter Gewissheit, dass Sophokles das unmöglich hätte vorhersehen können und somit ein verborgener Plan immer unwahrscheinlicher wurde. Mit einem Willensakt weigerte er sich, dem Apothekarius zu glauben. Die Wege der Verräter waren verschlungen und liebten nichts mehr, als ihre Lügen mit Wahrheitsfetzen zu tarnen. Allen voran waren die Alphalegionäre wahre Meister darin.

Nichts desto trotz hatte Sophokles, der in keiner Weise erfreut schien, eine unumstößliche Tatsache erwähnt. Caleb würde überprüft werden. Die genetische Vermischung würde zweifellos erkannt und möglicherweise sogar der Fluch der Blood Angels. Die Inquisition würde sie dafür verdammen. Vielleicht nicht der erstbeste Inquisitor aber vielleicht der zweite oder dritte. Ein solches Geheimnis würde nicht unter den Teppich zu kehren sein, wenn es einmal den Orden verließ. Auch die Imperial Fists würden in den Fokus der Inquisition geraten und im besten Fall lediglich ihren Ruf einbüßen. Als er die Gedanken bis zu den Nachfolgeorden weiterverfolgte, packte ihn Entsetzen ob des monströsen Ausmaßes der möglichen Folgen. Würden sich Dante und die Blood Angels diesem Urteil unterwerfen? Oder ihre Nachfolgeorden? Würde den Spacewolfs erneut die Rolle des Henkers zufallen? Würden die übrigen Orden tatenlos zusehen, die zweifellos auch ihre Geheimnisse hatten? So oder so würde das Imperium der Menschheit empfindlich geschwächt. Im allerschlimmsten Fall wäre sogar ein vermeintlich undenkbarer zweiter Bruderkrieg möglich!
***

Mastersergeant Artisan hatte sich entschlossen, den Kampf zum Feind zu tragen. Die Alternative, sich mit anderen Truppen zu konsolidieren, hätte ihn seiner Kontrolle über das Leben seiner Untergebenen beraubt. Wen sie auch immer angetroffen hätten, wären sie vermutlich als Frontlinienfußvolk oder Köder verschlissen worden. Es war ja naheliegend das Offiziere ihre eigenen Truppen, wenn möglich schonen wollten. Außerdem sah er durchaus die Möglichkeit, vor einem Erschießungskommando zu landen, wenn er das Lager aufgab, um sich zurückzuziehen. Schließlich hieß es: Im Zweifel, vorrücken!
Er hatte die Soldaten des Gardelagers Sigma/II/a mit eiserner Hand zu imperialer Disziplin zurückgeführt. Außerdem, nach seinem Entschluss, in die Offensive zu gehen, dem einzigen anwesenden Feldingenieur des Adeptus Mechanicus seine zwei Technik affinsten Soldaten unterstellt. Dieser hatte komplizierte Theorien über Winkel, Signale und Funkwellen aufgestellt, welche letztendlich eine Chance einräumten die Quelle des Störsignals zu ermitteln. Erste Messungen waren zwar vielversprechend verlaufen, hatten jedoch auch ergeben, dass es entweder mehrere sequenziell geschaltete Sender gab, oder der Sender in Bewegung war. Aus diesem Grund war es nötig gewesen, portable Messgeräte zusammenzubasteln. Was der Adept auch innerhalb von etwas mehr als fünfzig Stunden vollbrachte. Ohne eine Pause einzulegen.
Deneph ging es zwar etwas besser, war laut Konstas nicht kampffähig. Dariuz würde das Lager ohnehin nicht leer zurücklassen. Er überließ es den Sergeanten zwei Trupps zusammenzustellen, die das Lager bewachen und verteidigen sollten. Ihr wichtigster Auftrag war es ohnehin einen gut versteckten, riesigen Sprengsatz zu zünden, sollte das Lager fallen. Den Orks sollte nichts als Dreck und Asche in die Hände fallen. Die Soldaten hatten seinen Plan diszipliniert schweigend aufgenommen und die Stimmung war im Anschluss dennoch ein wenig besser als Dariuz befürchtet hatte.
 
Soooo da der Geschichtenonkel ab morgen nen neuen Job hat und er noch nicht weiss ob und wann er von dort uploaden kann, gibt es jetzt schon mal den nächsten Teil. Natürlich darf trotzdem erst ab morgen gelesen werden! Viel Spaß und fröhliches Kommentieren.

FÜNF / III

In der Nacht, bevor mehr als zweihundert Mann ausrücken würden, konnte er nicht schlafen. Seine Sorge galt den Wachtruppen die zurückbleiben sollten. Natürlich würden sie von einem Sergeant befehligt werden, aber was bedeutete das schon Angesichts der zurückliegenden Anarchie. Er konnte sich einfach nicht darauf verlassen, dass die Soldaten im Angesicht des Todes das Nötige zu tun vermochten und nicht ihr Heil in der Flucht suchten. Eine Lösung des Problems kam ihm in den Sinn, er verwarf sie jedoch instinktiv sofort wieder. Er erschlug eine Stechfliege, die es irgendwie unter sein Moskitonetz geschafft hatte und rollte sich übellaunig auf seinem muffigen Lager hin und her. Er versuchte nicht an seinen juckenden Insektenstichen zu kratzen und wurde dabei immer ärgerlicher. So würde er bestimmt nicht einschlafen.
Mit einem Seufzer richtete er sich schließlich auf, zog Stiefel und Jacke an und verließ sein kleines Quartier über eine schmale Treppe in Richtung Werkstatt. Die Werkstatt war im Grunde nur ein vollgestopfter größerer Raum der den Großteil des unteren Fertigbetonblocks ausfüllte. Dieser Block war das einzige Steingebäude auf dem Gelände und beherbergte neben Werkstatt und Offiziersquartieren auch das Sanitarium sowie das primäre Materiallager. Der kleine verschlissene Kommandostand in der obersten Etage verdiente seinen Namen nicht wirklich.
In der Werkstatt fand er den Techadepten der in einem Bett schlief. Irgendwie wirkte der leicht augmentierte Mann an einem so menschlichen Ort fehl am Platz. Dariuz machte absichtlich ein Geräusch als er die Werkstatt betrat, um nicht direkt neben dem Eigenbrötler zu stehen, wenn dieser erwachte. Wer wusste schon, was der Kerl für Kriegstraumanta hatte. „Mastersergeant?“ fragte er röchelnd und überprüfte sofort den angemessenen Sitz seiner Robe.
„Ich brauche einen zweiten Kabelzünder für die Sprengladung.“ sparte Dariuz sich jegliche Formalitäten. Zum Teil weil er nicht in der Stimmung war, zum anderen weil der Adept darauf ohnehin keinen Wert legte. “Verstanden Mastersergeant.“ antwortete er emotionslos und begann sofort in Plastekkisten und Metallregalen zu kramen. „Ziel ist ihr Quartier?“ fragte der Adept als er vor einer großen Kabeltrommel stand. Dariuz schüttelte den Kopf. “Krankenstation.“

Als Dariuz auf den friedlich schlafenden Deneph herabsah, fragte er sich kurz ob er ihm all die Monate unrechte getan hatte. Doch als dieser erwachte und seine zusammengekniffenen Haifischaugen Dariuz fixierten, schob er die Zweifel beiseite. Wer war hier schließlich besser geeignet den Knopf zu drücken, als ein ans Bett gefesselter Psychopath?
Er wurde nicht enttäuscht. Deneph bestätigte, dass ihm der Gedanke, vom Bett aus und im Angesicht des Todes, hinterlistig zahlreiche Grünhäute in die Luft zu sprengen, gefiel. Irgendwie schien er jedoch auch darauf zu hoffen, einige der Soldaten mitzunehmen. Verdammter Bastard.

Der nächste Morgen begrüßte sie mit schwülen Nebelschwaden, die die Sonne fürs Erste wirksam aussperrten. Dariuz schritt persönlich die Reihen der angetretenen Soldaten ab, überprüfte deren Ausrüstung und ließ Missstände korrigieren wo nötig. Dabei sah er allerdings von der eisernen Faust der vergangenen Tage ab, sondern regelte alles in lockerem Umgangston. Der Marsch würde hart genug werden und seine Fürsorge würde den Männern und Frauen dabei eher helfen, als seine Strenge. Der Letzte der das Lager verließ war jedoch nicht er, sondern der Techadept. Seine Aufgabe war es gewesen, Deneph‘s Fernzünder endgültig mit der im Keller des Betonblocks deponierten Sprengladung zu verbinden. Er traute dem Mistkerl keinen Zentimeter weit über den Weg.
Als der Adept ihn schließlich an der Spitze der Truppe erreicht hatte und noch immer keine Detonation erfolgt war, war er mehr als erleichtert. Er hatte die Streitmacht in drei lange, parallel zueinander marschierende Kolonnen aufgeteilt, zwischen denen regelmäßig Boten verkehrten um dem Feldingenieur Messergebnisse zu überbringen.

Konzentriert brütete Szandor über den taktischen Details mit denen Skeergard und Thyrianos ihn versorgt hatten. Auch wenn sein Verstand dazu in der Lage war komplexe Systeme zu erfassen und sein strategisches Wissen darauf anzuwenden, war er mit der Situation unzufrieden. Mit einem Holoprojektor wäre es sehr viel einfacher gewesen, die Situation im und um dem Vulkan abzubilden und vor allem mit den Schlachtenbrüdern zu diskutieren. Thyrianos Art, sich jedes Detail abringen zu lassen, reizte ihn zunehmend, während sie auf die Rückkehr von Skeergard und Duron warteten. Der Techmarine sollte geeignete Felsnasen auswählen und diese dann mit Sprengstoff präparieren um im bevorstehenden Kampf irgendwie den Orkmassen Herr zu werden. Hierzu hatten sie den Großteil der Sprenggranaten des Trupps mitgenommen. Der wenige Sprengstoff den sie noch bei sich hatten, hätte vermutlich nicht für das Vorhaben ausgereicht. So lange untätig im Dschungel zu sitzen, passte Szandor ganz und gar nicht, ließ sich aber nicht vermeiden. Saarlock war davon allerdings nicht zu überzeugen gewesen und hatte sich erst auf Szandors scharfen Befehl hin, in eine statische Sicherungsposition begeben. Das Wesen seines Genvaters war tief in dem Iron Hand verwurzelt und es würde wohl noch viel Zeit in Anspruch nehmen bis er die Lektionen der Deathwatch vollends akzeptierte. Sofern dies angesichts Saarlocks ausgeprägtem Stolz überhaupt möglich war.
Der Mortificator ließ sich jedoch weder beirren noch von den polarisierenden Wesenszügen seiner Untergebenen aus der Reserve locken. Eine Orkstreitmacht dieser Größe anzugreifen war ein riskantes Unterfangen, welches dem Kodex Astartes nach viel mehr Kräfte erforderte. Allerdings war er bei der Deathwatch. Mit seiner Berufung zum Sergeanten wurde nicht weniger von ihm erwartet, als jenes zu vollbringen, welches unter normalen Umständen als unmöglich gelten mochte. Natürlich gab es weitere imperiale Streitkräfte auf Tolzar. Aber bis diese vor Ort und einsatzbereit wären, würde die Orkarmee noch weiter wachsen und sich mit Technologie verstärken. Die einzige mögliche Unterstützung wäre ein taktischer Luftschlag, den er aber ebenso wenig anfordern konnte wie reguläre Truppen. Die Orks hatten Störsender in beachtlicher Zahl aktiviert und ihnen nachzujagen hätte nicht nur die Orks alarmiert, sondern auch viel Zeit gekostet. Zu viel Zeit. Das bedeutete, dass er nicht nur eine riskante Strategie umsetzen, sondern auch dafür sorgen musste, dass jeder einzelne Schlachtenbruder seine individuellen Stärken voll und ganz einbringen konnte. Damit nicht genug, hatten sie sich auch noch selbst einen engen Zeitplan gesteckt. Denn ohne Funk waren sie darauf angewiesen, die Lawinen mittels Timer zu einer voreingestellten Zeit zu zünden. Am Anfang hatten sich noch die meisten Schlachtenbrüder an der Strategieentwicklung beteiligt. Solange bis die Grundzüge feststanden. Lediglich Thyrianos schien nicht damit aufhören zu wollen oder zu können, Alternative um Alternative zu entwickeln und endlose Bäume von Wahrscheinlichkeitssträngen zu bilden.
Als Duron und Skeergard endlich zurückkehrten, zeigte der Spacewolf seine schlechte Stimmung unverhohlen. Den Salamander unbemerkt zu den relevanten Koordinaten zu bringen war extrem aufreibend und vor allem langsam gewesen. Auch wenn sich Duron bemüht hatte, war nichts an seiner ausgefallenen Ausrüstung darauf ausgelegt sich verstohlen zu bewegen. Vor seiner Ankunft bei der Deathwatch hatte er dies wohl auch nie trainiert. Oder Duron war, in dem Zeitfenster in dem derartige Techniken bei den Salamanders gelehrt worden waren, auf dem Mars gewesen, um sich in die Geheimnisse der Maschine einführen zu lassen. Einen darauf abzielenden Kommentar Skeergards hatte der Techmarine jedoch lediglich mit Schweigen geahndet. Duron war durchaus bewusst, dass verdeckte Operationen alles andere als sein Fachgebiet waren aber neigte eher dazu, sie pragmatisch durch andere Talente zu kompensieren. Viel wichtiger war es ihm, immer tiefer in die Mysterien der Maschine vorzustoßen und sein Technologieverständnis auf ein universelles Level zu heben. Auch wenn es sich dabei um ein möglicherweise unerreichbares Ziel handelte, konnten sich die Früchte seiner Arbeit stets sehen lassen und hatten schon so manchen anderen Techmarine übertroffen.
Tatsächlich war Durons Entsendung zur Deathwatch eine rein praktische Maßnahme gewesen. Da die Salamanders aus historischen Gründen ein vergleichsweise kleiner Orden waren, wollte Durons Captain, dass der von ihm entsandte Ordensbruder so viel Wissen wie möglich mitbrachte, wenn er schon durch Verträge und Abkommen dazu gezwungen war einen Bruder fortzuschicken.
Dies wiederum bedeutete, dass neben Ordenspriestern, nur Skriptoren oder eben Techmarines in Frage kamen. Den Verlust eines Ordenspriesters oder gar Skriptors zu kompensieren, wäre dem technologieaffinen Orden der Salamanders jedoch sehr viel schwerer gefallen als den eines Techmarines.
Nach dieser Eingrenzung waren neben Duron zwei weitere Techmarines in Frage gekommen. Durons Mentor, Schmiedemeister Hattor und ein erst jüngst vom Mars zurückgekehrte Ordensbruder. Hattor war allerdings der designierte Verantwortliche für einige ehrwürdige Cybots, eine Aufgabe die noch nicht an Duron übertragen werden sollte. Dafür war der jüngere noch zu unerfahren, um das vom Captain für notwendig erachtete Geben und Nehmen, zwischen Orden und Deathwatch, zu gewährleisten.
Das Untersuchen und Präparieren der Vulkanränder hier auf Tolzar war wenig erhebend gewesen. Auch wenn Durons Wissen über Vulkane und Gesteine diese Unternehmung überhaupt erst möglich machte, reichte der vergleichsweise mickrige Vulkan nicht aus um ihn an Nocturnes feurige Planetenkruste zu erinnern. Es war ein leichtes gewesen, in den porösen Stein zu bohren, die Löcher mit Sprengstoff zu präparieren und kleine aber wirksame Sollbruchstellen zu fräsen. Mit mehr Zeit und Sprengstoff, hätte er sich die sehr viel härteren und als Lawine tödlicheren Basaltschichten vorgenommen. Skeergard hatte ihn die ganze Zeit zur Eile angetrieben, was Duron jedoch konsequent und zugunsten angewandten Perfektionismus ignoriert hatte. Doch trotz aller Sorgfalt war ihm klar, dass die Lawinen bestenfalls einige hundert Orks töten würden. Zumal auch ihm der Blick ins Tal von Rauch und Nebelschwaden versperrt wurde. Seine Brüder erwarteten sicherlich, dass er eine Naturgewalt entfesselte, was angesichts des engen Zeitfensters jedoch völlig unrealistisch war. Der Hauptvorteil würde im Ablenkungspotential bestehen, denn die Orks würden zweifellos in irgendeiner Weise reagieren. Als er schließlich Szandor seine ernüchternde Einschätzung vortrug versank der Mortificator zunächst in brütendem Schweigen.

Als Skeergard sich zum dritten Mal den Vulkan emporbewegte wuchs seine Ungeduld mit jeder Minute. Ähnlich wie bei Saarlock war jedem Schritt das unmittelbare Bedürfnis nach brutaler Gewalt anzumerken. Er hatte seinen Gefechtshelm aufgesetzt und eilte mit Thyrianos voraus, um falls nötig Späher schnell uns leise auszuschalten. Denn diese zu umgehen, war für einen vollen Trupp kaum machbar. Als sie die Abbruchkante erreichten hörten sie das geschäftige Treiben der Orks, bekamen jedoch immer nur einzelne zu Gesicht. „Klingen.“ grollte Szandor angespannt und ließ seinen Trupp eine Diamantformation mit Hovis als Zentrum bilden. Vorne fungierte Saarlock als Wellenbrecher und wurde rechts und links von Thyrianos und Skeergard gedeckt. Szandor selbst nahm widerwillig die hintere Spitze ein. Auf diese Weise hatte er einen guten Überblick über das Geschehen und würde außerdem die Orks zu taktischen Fehlern verleiten. Zumindest bestand Hovis darauf, dass es sich so verhielt. Denn die Orks, insbesondere die Nobs, würden ihn ob seiner Größe für den Anführer halten und bei dem Versuch sich mit ihm zu duellieren, kopflos in das Bollwerk seiner Brüder eilen. Normalerweise sah Szandor sich stets in der ersten Reihe des Gefechts, im Optimalfall Schulter an Schulter mit Saarlock. Jedoch musste er einsehen, dass sie jeden noch so kleinen Vorteil brauchten und keine Rücksicht auf Befindlichkeiten nehmen konnten.

Als sie in die Nebelschwaden vorrückten begann das Töten. Beiläufig und wenig dramatisch streckten sie jene Orks nieder, die vor ihnen im Nebel auftauchten. Da dies mehrere Minuten lang gut ging, begann Szandor umgehend sich zu sorgen, er könnte etwas Entscheidendes übersehen haben. Aufgrund der geringen Sichtweite und des vom Nebel gedämpften Hintergrundlärms erreichten sie das untere Ende der Wolkendecke ohne die Orks wirksam zu alarmieren. Dafür war der kollektive Aufschrei der Grünhäute umso wütender, als sie erkannten wer zu ihnen ins Tal gekommen war. Während sie donnernde Boltersalven in die Reihen der Orks jagten, erlangte Szandor einen Überblick über deren Bemühungen. Duzende, an Hässlichkeit kaum zu übertreffende Kriegsmaschinen, schienen wahllos über das Tal verstreut. Jede Einzelne überragte die sie umschwärmenden Orks um eine Körperlänge. Die größte war beinahe so groß wie ein Warhound und nach dem Ork-typischen Stampfa-Schema konstruiert. Sein Kopf war ein mächtiger blau lackierter Metallschädel aus dem zahlreiche Waffen ragten. Dankenswerterweise trug er jedoch keine vernichtenden Titanenwaffen, sondern lediglich eine große Menge schwerer Waffen und eine mächtige Kettenfaust. Gegen diese Bewaffnung hatten die Spacemarines zumindest eine brauchbare Chance. Als der Stampfa mit seinen Schritten den Boden zum Beben brachte, untermalte er damit die fatale Situation in der sich die Spacemarines befanden. Tobend bahnten sich die Orks ihren Weg durch die zerrissenen Köperteile ihrer Artgenossen welche den Hang herunterpurzelten. Hovis feuerte beidhändig mit Bolter und Plasmagewehr, dabei konzentrierte er den Beschuss auf Nobs und sonstige Primärziele, die er mit blauem Feuer einäscherte. Eine primitive aber große Kanone wurde abgefeuert und die massive Kugel brachte Saarlock mit einem krachenden Treffer auf den Schulterpanzer aus dem Tritt.
„Phase zwei!“ rief Szandor daraufhin und der Trupp kam wie ein Mann zum Stehen. Eine eindrucksvolle Energiekuppel schirmte sie vor dem zunehmenden Geschosshagel ab. Die Orks kamen immer näher und der brennende Hass in ihren kleinen Augen wurde deutlich sichtbar, als die schnellsten von ihnen auf die Formation der Marines prallten. Jedoch erwies sich der Höhenvorteil der Marines als ihr wichtigster Verbündeter. Die Orks begannen sie zu umschwärmen, um den Vorteil zunichte zu machen und Szandor erkannte, dass sie nach der ersten vergleichsweise harmlosen Welle nun eine grünblaue Sturmflut abwehren mussten. „Phase drei!“ rief er nur wenige Minuten nach seinem letzten Befehl und der Trupp zog sich, von Thyrianos‘ Beschleunigungsfeld unterstützt und aus allen Rohren feuernd, zurück der Hang hinauf. Die mentale Belastung war gewaltig, zumal der Skriptor neben den beiden passiven Manifestationen auch laufend krachende Blitze in die Reihen der Orks sandte. Dass er es fertig brachte, trotz allem auch noch rückwärts den Berg emporzumarschieren, verlangte nicht nur seinen Schlachtenbrüdern Respekt ab, sondern machte auch den Einsatz der zweiten Ebene der Aufzählungen unvermeidlich.
Als sie erneut im Nebel verschwanden, ebbte ihr Bolterfeuer stark ab. Ihre Munition war viel zu knapp um einfach blind in den Nebel zu feuern. Über das Gebrüll und unregelmäßige Feuer der Orks hinweg, war deutlich das Ächzen und Stampfen der Kriegsmaschine zu hören, die sich den Hang emporkämpfte. Der einzige der noch ununterbrochen feuerte war Duron. Dank seinem taktischen Auspex konnte er die rennenden Feinde auch durch die dichte Wolkenschicht hindurch erkennen. Als sie sich dem oberen Rand des Tals näherten und damit ihrem Ausgangspunkt, fächerten sie zu einer breiten Schützenlinie auf, hinter der lediglich Hovis, ihr bester Schütze, zurückblieb. So würden sie den Orks mit voller Stärke gegenübertreten können und kostbare Sekunden gewinnen, ehe sie umzingelt würden.
Als nach dem Exterminatorenteam unweigerlich auch die Orks die Wolken hinter sich ließen, taten sie dies nicht länger vereinzelt. Es war als würde sich ein grüner Erdrutsch den Hang emporschieben und alles verschlingen was ihm im Weg war. Sofort brüllten die Bolter auf und zerfetzten die dichtgedrängten Orks zu Duzenden. Als die Orks die zehn Meter Grenze erreichten, machten alle Marines Splittergranaten scharf und warfen sie hinter die feindlichen Linien. Dies würde der Orkwelle für den ersten Aufprall einiges an Kraft nehmen. Nichtsdestotrotz war ihre Position praktisch unhaltbar, vor allem angesichts der näherkommenden Kriegsmaschine. Ein besonders großer Ork schob sich durch seine Artgenossen wie ein Bauer durch sein Getreidefeld und hielt dabei immer wieder tote Orks als Schild vor sich. „Cleverer Bastard.“ brummte Hovis frustriert während sich das Banner auf seinem Rücken flatternd im Wind bewegte. Er hatte bereits drei der Fleischschilde des Orks mit Bolter und Plasmafeuer vernichtet, konnte ihn aber nicht stoppen. Im Gegenzug schleuderte der Ork mit der freien Hand ein Bündel primitiver Granaten zwischen die Schlachtenbrüder wo sie zunächst mit brennenden Lunten liegen blieben. Durons Mechandrit schnellte vor und schleuderte das Bündel gerade noch rechtzeitig davon, ehe die Granaten hochgingen. An der Wirkung die sie auf die getroffenen Orks hatten, konnten sie erkennen, dass minderwertiger Sprengstoff und Eisen für sie nur eine eingeschränkte Bedrohung darstellten.
Szandor ließ seine Axt kreisen und genoss das Gefühl, wenn die Adamantiumzähne Knochen und Sehnen wie Reisig zerrissen. Seine Stimmung war ohnehin gut, da sein Plan zu funktionieren schien und selbst Saarlock sich mit dem taktischen Rückzug abgefunden hatte. Es war schon erstaunlich, dass es für den Iron Hand das Entscheidende zu sein schien, den Hang rückwärts zu erklimmen und dem Feind somit zu keiner Zeit den Rücken zu kehren.
Als es den Orks schließlich gelang die Formation zu überflügeln, waren sie Szandors Zeitplan jedoch einige Minuten voraus. Zusätzlich war dies der Moment in dem die Kriegsmaschine in den Kampf eingriff und dunkle Wolken ihr Schleusen öffneten. Orks sprangen hektisch aus dem Weg der Konstruktion und verringerten so kurzzeitig den Druck auf die Spacemarines. Thyrianos schleuderte aus seiner gleichmütig erhobenen linken Hand einen grellen Blitz, der sich für mehrere Sekunden in die taktischen Displays einbrannte, und ließ statische Entladungen über die Außenhaut der Maschine tanzen. Obgleich diese Entladungen ausreichten, in Reichweite befindlichen Orks zu braten, schien der Blitz auf den hässlichen Stampfa keine Wirkung zu haben. Duron brummte irgendetwas von einem faradayschen Käfig und richtete seinen Melter aus. „Duron, gebt Skeergard dem Melter.“ befahl Szandor energisch während er zwei Orks mit der Axt zerteilte. Der Mortificator wollte unter keinen Umständen zulassen, dass der Stampfa so nahe kam, dass der Fusionsstrahler eingesetzt werden konnte. Skeergard riss Duron die Waffe aus der Hand und zündete sein Sprungmodul. Während Mörsergeschosse auf Thyrianos‘ Schild niedergingen landete der Spacewolf auf dem unförmigen Kopf der Maschine, brannte ein Loch hinein und hob gleich wieder ab ehe sich wütend grölende Orks auf ihn stürzen konnten. So ein Stampfa war ein massiger kruder Metallberg der in der Regel mit allen Waffen vollgestopft wurde die die Orks auftreiben konnten. Ihre Agilität und Feinmotorik entsprach der einer defekten Baumaschine und laut den für das Adeptus Mechanicus geltenden Gesetzen der Physik, durften sie eigentlich auch nicht so gut funktionieren wie sie es taten. Aus diesem Grund überraschte es die Marines und Skeergard völlig, als das Konstrukt peitschenschnell seine Kettenfaust in den Rücken des Spacewolfs trieb. Tosend und ächzend zerlegten sich die Triebwerke in ihre Einzelteile und schmetterten den Getroffenen unkontrolliert zwischen die Orks am Boden. Skeergard blieb bei Bewusstsein, da ein Ork seinen Sturz zumindest etwas abbremste, aber sofort drangen zahlreiche Waffen auf ihn ein und fügten ihm blutende Wunden zu. Den Melter hatte er verloren, darum schwang er sein Kettenschwert in einem großen Bogen als er sich auf die Knie erhoben hatte. Triumphierend sah er wie die Orks vor ihm und seinem Zorn zurückwichen. Als neben Regenmassen auch der drohende Schatten des Stampfas auf ihn fiel, wusste er auch warum. Eine Lanze steckte in seinem Bein, nagelte ihn am Boden fest und raubte ihm so jede Möglichkeit, der bereits ausholenden Kettenhaust auszuweichen. Eine Parade würde ihn trotz seiner übermenschlichen Stärke vermutlich Arm und Waffe kosten, da allein die Zähne der Kettenfaust so groß wie sein Kopf waren. Er tat es trotzdem. Mit einem trotzigen Aufschrei zu Ehren von Russ und Fenris auf den Lippen, bereitete er sich darauf vor den Kriegertod zu sterben. Doch der wurde ihm verweigert. Und zwar von niemand geringerem als dem Dark Angel Skriptor. Mit aberwitziger Geschwindigkeit erschien er aus dem Nichts und stellte sich zwischen den Spacewolf und den Stampfa. Von Thyrianos Brustpanzer war nur noch die Unterkonstruktion übrig und er hatte auch seinen Helm verloren. Mit beiden Händen riss er sein flammendes Schwert in die Höhe und trennte damit die Spitze der Kettenfaust ab. Seine Mine war unpassender Weise völlig unbewegt, als wäre er überhaupt nicht anwesend. So blieb sie auch, als ihm die großen Zähne der Kettenfaust um die Ohren flogen und mehrere tiefe Schnitte zufügten. Skeergard war es endlich gelungen, die mit Widerhaken versehene Lanze aus seinem Bein zu zerren. Er wollte sich gerade mit Thyrianos zurück in die Formation begeben und damit Hovis meisterliches Deckungsfeuer ausnutzen, als der Skriptor zu Boden ging und sich auf den Stampfa zurollte. Der Spacewolf verfolgte fasziniert wie Thyrianos, die selbst von Orks gemiedene Todeszone vor der Kriegsmaschine überwand und sich unter deren massiver Panzerschürze hindurchrollte. Stacheldraht und Eisendornen fügten ihm blutende Wunden zu und zerrissen seinen Chorrock. Dann verschwand der Skriptor außer Sicht.

Skeergard begab sich zurück in die Formation und an Szandors Körpersprache erkannte er, dass der Mortificator keinesfalls zufrieden war. „Phase vier in zehn Sekunden!“ kommandierte er mit fester Stimme nachdem er die Missionszeit abgelesen hatte. Phase vier wäre maßgeblich darauf angewiesen, dass Thyrianos sie mit seinem Schild schützte, was gegenwärtig jedoch nicht mehr sicher möglich sein würde.
Da der Stampfa ohnehin innerhalb von Thyrianos Kraftfeld gewesen wäre hielt der Skriptor es nicht länger aufrecht. Der brutale Beschuss der Maschine drängte die Marines zurück und lediglich die angreifenden Orkmassen gaben ihnen noch unfreiwillig Deckung. Dann erschütterte eine Abfolge von Explosionen das Schlachtfeld und schleuderte Orks und Gestein gleichermaßen umher. Tosend rasten vier Gesteinslawinen ins Tal und rissen unzählige Orks mit Getöse mit sich. Mehr Grünhäute hätten den begrenzten Sprengstoffvorräte kaum zum Opfer fallen können. Sie waren genau dort gewesen wo Szandor sie hatte haben wollen und ehe die Orks sich konsolidieren konnten, rückte das Exterminatorenteam wieder vor. Die Sprengung hatte eine schmale Felsnase ausgespart die nun ohne zu klettern nur noch von einer Seite zu erreichen war und von zwei tiefen Gräben gesäumt wurde. Genau dorthin bewegten sich die Marines und Szandor sprach Duron für die exakte Arbeit ein Lob aus. Blitze erhellten flackernd das durchnässe Schlachtfeld und die beinahe schwarzen Wolken, als der Regen in regelrechten Sturzbächen herabfiel. Der Stampfa vor ihnen gab unterdessen mehr und mehr den Geist auf, als Explosionen sein Inneres erschütterten. Als erstes stellte er seinen Vormarsch ein und nach und nach versagten immer mehr der Waffensysteme. Als Thyrianos schließlich aus dem zuvor von Skeergard verursachten Loch im Kopf der Maschine hervorbrach bot er einen schreckenerregenden Anblick. Große Teile seiner Rüstung fehlten völlig und von seiner blutüberströmten Haut stieg geisterhafter Rauch auf, der von kleinen elektrischen Spannungsbögen erleuchtet wurde. Sein Schwert glühte wie eine Miniatursonne und wies senkrecht gen Himmel. „Spürt die unbezwingbare Macht des Warp, Abschaum!“ sprach er mit ruhigem Tonfall, aber unnatürlich lauter und von Echos verzerrter Stimme, die sämtlichen Schlachtenlärm übertönte. Thyrianos ließ sein Schwert ruckartig hinabfahren während gleichzeitig, in einer ungeheuerlichen Zurschaustellung von der Macht oder aber perfektem Timing, ein gewaltiger Blitz aus den schweren Gewitterwolken hinab in das Tal schlug. Duron war zwar kein Psioniker, wusste aber dennoch genau, dass damit Naturgesetze gebrochen worden waren und es sich somit zweifellos um Thyrianos Werk handelte.

Der Blitz verbrannte allerdings nicht nur hunderte Orks, sondern beleuchtete auch die aufgewühlten Nebelschwaden im Tal und ließ sie langsam aufsteigen. Damit entblößte er vier weitere, schwer bewaffnete Kriegsmaschinen die in wenigen Minuten in Feuerweite sein würden. Ohne Schild und exponiert auf der Felsnase wäre das Exterminatorenteam damit leichte Beute.
Eben wollte Szandor Thyrianos befehlen herzukommen als Ajax das Wort ergriff. Der Imperial Fist tat dies nur äußerst selten im Kampf, weswegen seine Worte umso mehr Gewicht hatten, wenn er es doch tat. Als Imperial Fist lag es ihm im Blut, unüberwindliche Bollwerke zu errichten und in einer tödlichen Abwehrschlacht das dynamische Schlachtfeld selbst gegen den Feind zu wenden. Hier bot sich die Möglichkeit genau dies zu tun und Szandor fügte sich widerstrebend dem Plan, der von seinem eigentlichen abwich. Sie begaben sich zum Fuß des toten Stampfas wo Thyrianos dankenswerterweise wieder seinen Schild aktivierte. An der Tatsache, dass er gleichzeitig sein Beschleunigungsfeld deaktivierte ließ sich erkennen, dass er seine Kräfte bereits extrem strapaziert hatte. Er schleuderte auch keine Blitze mehr auf den Feind, der sich zurückgezogen und um die neuen Kriegsmaschinen versammelt hatte. Diese Mal jedoch kontrolliert und diszipliniert. In den ersten Reihen marschierten Orks mit gewaltigen Schilden aus Holz, Stein und Eisen. Brutal aussehende Lanzen ragten aus der gepanzerten Front hervor und bildeten somit eine starke Phalanx, wie es auch für Jahrhunderte erfolgreiche prähistorische Armeen getan hatten. Sie hielten sogar eine weitgehende Feuerdisziplin ein, als sie feststellten, dass sie Thyrianos Schild nicht durchdringen konnten.
Unterdessen machten sich Ajax, Duron und Saarlock am Fuß des Stampfas zu schaffen. Hovis schoss einzelne, aber hervorragend gezielte Boltgeschosse in Orkschädel, während sein Plasmagewehr im Regen dampfend und zischend abkühlte. Skeergard nutze die Zeit um sich einer Pflicht zu unterwerfen, die ihm die Ehre gebot, aber dennoch einen faden Beigeschmack in sich trug. Er trat an den Skriptor heran, der nach Orkblut und Ozon stank und legte zögerlich die Hand auf seine entblößte Schulter. Beinahe rechnete er damit, von einem Stromschlag niedergestreckt zu werden, jedoch wandte sich ihm nur Thyrianos ausdrucksloses Gesicht zu. „Danke, ich stehe in eurer Schuld, Bruder.“ knurrte der Spacewolf und zum ersten Mal klang das Wort Bruder aus einem Munde nicht sarkastisch.
„Es ist kein Dank notwendig. Ich sah die Möglichkeit euch zu retten und tat es, wie es meine Pflicht als Astartes ist.“ entgegnete er nach einem kurzen Moment der Stille und nickte Skeergard mechanisch zu.

Die Orks schoben sich unaufhaltsam den Hang empor. Zu Hovis Unterstützung feuerte nun auch Szandor ins Tal hinab, denn beide hatten jeweils ein Ersatzmagazin von Skeergard erhalten, der sich mehr auf den Nahkampf verließ. Kurz bevor die ersten Reihen der Orks Thyrianos Schild durchschritten verkündete Duron, dass seine und die Arbeit von Saarlock und Ajax abgeschlossen war. Szandor grinste hinter seinem Visier und ließ seinen Trupp hinter den Stampfa zurückfallen. Die Orks werteten dies als Fluchtversuch und beschleunigten instinktiv ihren Schritt. Sieben Marines stemmten sich mit aller Kraft gegen die Kriegsmaschine die unter der Belastung ebenso ächzte wie die angestrengten Astartes. Dann gaben die zuvor geschwächten Stellen nach und ließen den Metallkoloss kippen. Das Triumphgeheul der Orks, die vermuteten ihre Maschine wäre wieder zum Leben erwacht, verwandelte sich in wütendes Gekeife als das Wrack den Hang hinabrollte wie eine Naturgewalt. Zahlreiche Orks und vor allem zwei der angreifenden Gargbots wurden chancenlos plattgewalzt, ehe die Trümmerlawine ein Treibstoffdepot traf und in einem Feuerball detonierte. So verlockend es auch war das Durcheinander mit einem Sturmangriff auszunutzen, sah Szandor widerwillig davon ab. Immerhin waren noch gut zweitausend Orks übrig und auch wenn sie in dem Chaos die Hälfte von ihnen niederstrecken könnten, würden sie sich danach in einer durch und durch nachteiligen taktischen Position befinden. Voll auf munitioniert und in frisch gewarteten Servorüstungen machbar, aber unter aktuellen Umständen eher leichtsinnig als ehrgeizig. Wie geplant zogen sie sich zu der Felsnase zurück und erwarteten die Orks dort. Während Saarlock, Szandor und Skeergard den schmalen Zugang sicherten, legte sich Hovis bäuchlings auf den Felsen und zielte sorgfältig mit dem Plasmagewehr. Er brachte die Spulen zum Kreischen als er den Schuss überlud und dann mit einer zischenden Entladung auf einen der beiden verbliebenen Gargbots feuerte. Er machte sich jedoch nicht vor, dessen tonnenförmigen Hauptchassis zu durchbrechen. Der Crimson Fist hatte sorgfältig auf eine der Waffenaufhängungen mit einem schweren Doppelflammenwerfer daran gezielt und ließ ihn in einem weiteren Feuerball explodieren. Ein gutes Duzend Orks fiel den Flammen zum Opfer, hielten den Gargbot selbst jedoch wie erwartet nicht auf. Erstaunt sah er, wie die Orks nun dazu übergingen, den beschädigten und auch den intakten Kampfläufer mit Eisenschilden und ihren Körpern zu decken. Der Orkboss, der so viel Kontrolle und Disziplin aufbringen konnte wäre ein stolzes Ziel, zeigte sich jedoch nicht. Das Unwetter hielt unvermindert an und als einer der Blitze Thyrianos Schild traf, immerhin waren sie auf der Felsnase einer der höchsten Punkte weit und breit, sank der Skriptor auf die Knie. Irgendwie hatte Szandor angenommen, dass Blitz und Donner Thyrianos Elemente waren und ihm demnach nichts anhaben konnten. Letztendlich waren sie damit in einer mehr als unangenehmen Position. Sie konnten wegen der Blitzschläge nicht an Ort und Stelle verweilen, aber wegen der sie umschwärmenden Orks auch nicht abziehen.
 
Lieber spät als nie!

SECHS / I

„Besorgt mir ein paar dieser Orklanzen, Los!“ brüllte Duron, der ihre ungünstige Lage ebenso erkannt hatte wie Szandor. Wenige Augenblicke später reichten ihm Saarlock und Szandor jeweils eine der Kruden Waffen nach hinten, ohne sich umzudrehen. Was die Abwehr der Orkphalanx anging war ihre Position kaum zu übertreffen. Trotz ihrer gewaltigen Zahl konnten sie einfach nicht ausreichend Druck aufbauen und die, die zu klettern versuchten wurden unbarmherzig von Ajax und Thyrianos abgestochen sobald sie die Oberkante erreichten. Mit zwei weiteren gut gezielten Schüssen, auf die er mehrere Minuten gelauert hatte, war es Hovis gelungen den zuerst unversehrten Gargbot zu immobilisieren und der verbliebene sollte ohne Flammenwerfer, von Hovis‘ drei Schlachtenbrüdern an der Front, zu bezwingen sein. Unterdessen hatte Duron die beiden Lanzen mit zwei weiteren zusammengeschweißt und so einen improvisierten Blitzableiter geschaffen. Aus seinem Werkzeugfundus hatte er außerdem einen dicken Draht genommen, den er an dem Mast befestigt hatte und nun von der Felsnase in eine Pfütze hängen ließ. Daraufhin ließ Thyrianos auch seinen Schild fallen und blickte dankbar zu Duron. Seine Selbstkontrolle war aufgebraucht, woraufhin ihn Schmerz und Erschöpfung mit Macht bestürmten.
Die Orks werteten den Zusammenbruch des Schildes als Zeichen der Schwäche und verdoppelten umgehend ihre Anstrengungen. Jedoch war es ein Fehler, von einem Teammitglied auf alle zu schließen was die drei Marines sie teuer bezahlen ließen. Saarlock, Skeergard und Szandor arbeiteten wie ein Uhrwerk zusammen und richteten ein unsägliches Blutbad an. Während der Iron Hand und der Spacewolf an den Flanken wie ein Fleischwolf wüteten, duckten sie sich immer wieder kurz ab, um Szandor die Gelegenheit zu geben einen Befreiungsschlag mit seiner riesigen Axt zu führen. Diese hatte, ebenso wie Skaeergards Schwert, bereits den Großteil ihrer Zähne eingebüßt. Als der beschädigte Gargbot sie erreichte, wurde es jedoch brenzlig. Seine wild dreschenden Klauenarme drängten die Marines zurück, da sie nicht hoffen konnten die Schläge zu parieren. Die beschädigten Kettenwaffen konnten seine Panzerung nicht durchdringen und lediglich Saarlock gelang es, dank seiner Energiewaffe eine klaffende Furche in die Oberseite der Maschine zu schlagen. Dafür steckte er jedoch seinerseits einen schweren Treffer ein, der wohl beinahe jeden anderen Marine in der Mitte zerteilt hätte. Zornig brüllend brach er zusammen und versuchte noch im Sturz mit seinem Streitkolben einen Ork zu erschlagen. Sofort war Duron zur Stelle und rempelte den verfehlten Ork kurzerhand vom Felsen, während er Saarlocks Position einnahm. Sein Manipulatormechandrit langte zugleich nach hinten und ergriff den improvisierten Blitzableiter. Wie ein primitiver Walfänger rammte er die lange Metallkonstruktion von oben in die vom Iron Hand geschlagene Strukturschwäche und wich dann zusammen mit den anderen zurück. Wobei er den trotzig zappelnden Iron Hand mitschleifte. Hovis hatte sich, in Ermangelung von Platz, erhoben und pries den Imperator, als sich seine Geduld endlich auszahlte. Aus dem Schatten desimmobilisierten Gargbots stapfte ein mit blauer Farbe bemalter und von kruden Implantaten überwucherter Ork-Mek. Auf dem Rücken trug er eine bizarre Konstruktion aus der Elektrospulen hervorragten und von einer Trophäenstange gekrönt wurden. An dem besonders dunklen Grün der Haut konnte der Crimson Fist erkennen, dass es der Ork schon ziemlich alt war und an dem chaotischen Zierrat, dass es sich um einen echten Deathskull handelte. Er trug eine beinahe lächerlich große Waffe auf der Schulter deren Feuerkraft allerdings ganz und gar nicht zum lachen war. Der Ork und Hovis feuerten gleichzeitig und keiner der Beiden erreichte sein Ziel, den anderen zu töten. Hovis’ Plasmaladung wurde von einem flackernden Kraftfeld aufgefangen und die Panzerabwehrgranate aus dem Schultergeschütz traf die Felsnase unterhalb der Oberkante. Möglicherweise der Nächste, aber sicherlich der Übernächste derartige Treffer würde die Felsnase, samt darauf befindlicher Marines, in die Tiefe reißen. „Konzentriert das Feuer auf den Mek Brüder.“ knurrte Hovis. Er war sich Bewusst, dass seine Schlachtenbrüder dafür eigentlich kaum Spielraum hatten. Aber er wusste auch genau, dass sie den Schild samt Ork nur über massierten Beschuss würden bezwingen können. Keuchend erhob sich Thyrianos aus seiner knienden Position und bereitete sich darauf vor, erneut seine übernatürlichen Kräfte zu manifestieren.

Während Ajax und Duron ihr Bolter auf den Mek richteten fuhr ein blendender Blitz auf ihre Position herab, schlug in den wackelnden Blitzableiter ein und entlud sich im Innern des Gargbots. Spastisch zuckend starb die Maschine während ihr Steuermann wie in einem überdimensionalen Topf zerkocht wurde. Doch dies schien die Gier der Naturgewalt nicht zu befriedigen denn der Blitz sprang zu Skeergards bionischem Bein über, schmolz einige der beweglichen Teile ein und ließ es erstarren.
Thyrianos bekam davon allerdings nichts mit. Der sonst so aufmerksame Skriptor, hatte sich in eine der höheren Ebenen der Aufzählungen begeben, wodurch sein Bewusstsein extrem fokussiert war. Er hatte sich von allen Emotionen, Eindrücken und Befindlichkeiten abgekapselt. Soweit, dass selbst Teile seiner Persönlichkeit zu fernen fremdartigen Schatten wurden. Den wie in Zeitlupe aufflammenden Beschuss von Ajax und Duron nahm er nur als kleine Funken am Rande eines Sichtfeldes, welches sein eigenes sein sollte, wahr. Dafür sah er den Mek mit absoluter Klarheit. Mit unanfechtbarer Bestimmtheit kanalisierte er die Gewalten des Empyrean und sandte dem Ork mit einem Kraftakt rohe Energie entgegen. Er spürte entfernt wie sich ein Teil der Kraft in seinem eigenen Körper austobte, dabei Gefäße platzen und Gewebe brennen ließ. Funkensprühend brach derweil das Kraftfeld des Orks zusammen, woraufhin Boltgeschosse und fauchendes Plasma dessen Leib verheerten. Damit war endlich der Kampfgeist der Orks gebrochen.
Kurz darauf endete die Schlacht, die fortan als das Vulkangratscharmützel, bekannt werden sollte, zugunsten der Engel des Imperators. Und das ohne Verluste. Zumindest ohne Sichtbare.

Dariuz Artisan steckte mit dem Kopf unter einer Plane, wo er sich zusammen mit zwei weiteren Sergeants eine Karte ansah. Der schlecht riechende Atem seiner Untergebenen war dabei jedoch besser erträglich, als der merkwürdige Köpergeruch seines Feldingenieurs. Er hatte sogar den Namen des Technikers in Erfahrung gebracht den alle nur, Adept, nannten. Neskin war von Natur aus schweigsam und zurückhaltend und offenbar der Meinung gewesen, dass Adept ebenso gut wie sein wahrer Name funktioniert.
Sie hatten mit Erfolg und nur geringen Verlusten eine Ork-Rotte überfallen und deren Störsender vernichtet. Dabei stellte Dariuz außerdem Fest, dass Verluste ihm viel weniger ausmachten, als noch vor einer Woche. Er redete sich ein, dass es daran lag, dass sie für eine Sache starben von der er überzeugt war. Tatsächlich lag es wohl eher an der emotionalen Distanz zu den anderen Soldaten. Seinen eigenen Trupp der 111ten Beastblades hatte er kurzerhand zu seinen persönlichen Prätorianern und Meldegängern gemacht. Nichts desto trotz hatte der zurückliegende Kampf der Kompanie neues Selbstvertrauen eingeflößt und außerdem seine Stellung gefestigt. Einige der Soldaten taten es den Beastblades gleich und dekorierten ihre Ausrüstung mit Orkschädeln.
Der nächste Störsender war, laut Neskin, ungefähr einen Tagesmarsch entfernt, weswegen Dariuz die Kompanie noch zwei Stunden weitermarschieren ließ, auch als es bereits Nacht wurde. Umso ausgeruhter würden sie im nächsten Gefecht sein, denn der Marsch durch den ewig nassen Dschungel war so Kräftezehrend wie eh und jeh. Natürlich war er davon nicht überrascht, schließlich hatte er ja bereits eine grausame Expedition im Dschungel Tolzar‘s hinter sich. Dennoch hatte er sich dafür entschieden, die Beastblades in voller Armaplastrüstung marschieren zu lassen. Die übrigen Soldaten, die er im Gardelager Sigma/II/a aufgegabelt hatte, gehörten zu einem anderen Regiment und trugen lediglich mit Hartplastek verstärkten Drillich und Stahlhelme. Was ihnen außerhalb des Kampfes, wegen des geringeren Gewichtes durchaus zum Vorteil gereichte.
Was der Master Sergeant jedoch besonders begrüßte war, dass es bei dem letzten Gefecht keine ernsthaft Verletzten gegeben hatte. Tote konnte man respektvoll verscharren und in der Erinnerung lebendig halten. Verletzte dagegen erinnerten jeden einzelnen laufend an die eigene Sterblichkeit und schürten nicht selten, durch die unvermeidliche Mehrbelastung, schlechte Stimmung.
In der Nacht gab es ein mächtiges Unwetter und nur den wenigsten gelang es zu schlafen. Die krachenden Blitze, prasselnder Regen und rauschendes Blattwerk die von heftigen Sturmböen umhergewirbelt wurden, erweckten den Eindruck die Natur selbst trage eine Feldschlacht aus. Immer wen irgendwo ein Baum von einem Blitzschlag zerrissen wurde und mit seinen umherfliegenden Holzsplittern das Unterholz zerfetzte ging eine kollektive Welle der Nervosität durch die Kompanie. Immerhin ließen die sonst allgegenwärtigen Stechmücken und sonstigen Insekten von ihnen ab.
Als der nächste Tag anbrach, wurden sie mit einem wunderschönen, aber nur kurz währenden Sonnenaufgang entschädigt. Denn alsbald die gleißenden Sonnenstrahlen auf den durchnässten Dschungel trafen entstand dichter Nebel. Ein kleiner Bach hatte sich mitten im Lager gebildet und verschwand in einer zuvor nicht bemerkten Felsspalte. Leider war diese jedoch zu klein, um als Einstieg in ein möglicherweise weitläufiges Höhlensystem zu dienen. Abgesehen davon dürfte es nach dem vergangenen Unwetter ohnehin überwiegend unter Wasser stehen. Deswegen instruierte er die Kompanie lediglich, auf weiter Höhlen und Spalten zu achten, damit weder jemand hineinfiel noch Orks unbemerkt heraussprangen.
Durch den nebelverhangenen Dschungel zu marschieren, war eine äußerst unheimliche Erfahrung. Alle Geräusche waren gedämpft, und die wie Klauen aus den Schwaden ragenden Blätter und Äste sahen überall noch gleicher aus als sonst. Ohne Kompass hätten sie sich definitiv verirrt. Dariuz betete zum Imperator, dass sich niemand allein von der Gruppe entfernte, denn einander zu verlieren blieb auch trotz Kompass eine Gefahr. Das Triangulieren des orkischen Störsignals wurde unterdessen zu einer wahren Geduldsprobe. Dauernd musste Neskin die Messgeräte kalibrieren und seine Kalkulationen büßten enorm an Präzision ein. Als einer der Messtechniker, auf das beschlagene Display konzentriert, stützte und das Gerät dabei zerbrach, war Neskin außer sich. Auch wenn der Schaden theoretisch reparabel war, machte die sofort ins Gehäuse eingedrungene Feuchtigkeit jeden derartigen Versuch zunichte.
Kurz darauf trat ein weiterer unglücklicher Soldat in eine Falle und schrie durchdringend auf, als mehrere angespitzte Holzpflöcke in seinen Bauch drangen. Konstas, der Sanitäter der Beastblades, schüttelte nur träge den Kopf als er als Erster bei dem wimmernden Soldaten eintraf. Der Unglückliche sah dies nicht, da er sich aufgespießt nicht bewegen konnte und der Sani hinter ihm stand. Das von den am Rücken austretenden Pflöcken tropfende Blut, bildete bereits eine beachtliche Pfütze. Widerwillig verabreichte Konstas dem Sterbenden, auf Befehl des anwesenden Sergeants, eine Dosis Tranquilizer um ihn zumindest schmerzfrei entschlafen zu lassen. Hätte der Funk funktioniert, hätte er sich bei Dariuz über die Verschwendung beschwert, so wählte er aber den einfacheren Weg. Der Sergeant ergriff die Hand des immer bleicher werdenden Pechvogels und redete beruhigend auf ihn ein.
Während die Kameraden des Toten ihre Klappspaten hervorholten, um ein notdürftiges Grab auszuheben, folgte Konstas den sie passierenden Soldaten. Dabei achtete er sorgfältig darauf nur in die Fußstapfen seiner Vordermanns zu treten. Neben ihm marschierte eine drahtige Soldatin und fiel möglicherweise zufällig in einen Gleichschritt mit ihm ein.
Konstas hatte kein ein Problem mit Frauen, oder damit dass sie in den Rängen der Garde dienten. Dank seiner vergleichsweise privilegierten Stellung, hatte er die Vorzüge stets auskosten können. Als Mediziner sah er jedoch vorwiegend die zusätzlichen Risiken mit denen gemischte Truppen konfrontiert waren. Außerdem hatte er satt, dass Männer und Frauen mit obszön infizierten Genitalien zu ihm kamen, weil sie natürlich gewartete hatten, bis sie es nicht mehr aushielten. Schon ironisch, dass sich die Experten nicht genierten mehr oder weniger Schulter an Schulter schlafend zu kopulieren, sich aber schämten ihn frühzeitig aufzusuchen.
„War echt nett von dir, dem armen Teufel noch nen angenehmen Abgang zu spendieren.“ versuchte sie mittels Schmeichelei ein Gespräch anzustoßen und warf ihm einen Seitenblick zu.
„Ja ja, sehr nett. Bis ich dir ohne Betäubung einen Orkspeer aus dem Allerwertesten ziehen soll.“ Gab er träge zurück und musterte die Soldatin dann von Oben bis Unten.
„Wenn es sonst nichts ist. Als Sani musst du doch wissen, dass Frauen mehr aushalten als Männer.“ gab sie gut gelaunt zurück und machte eine wegwerfende Handbewegung.
„Auch daran werde ich dich erinnern, sollte es dazu kommen.“ konterte Konstas, dem gefiel was er sah, mit einem selbstbewussten Grinsen. Er überlegte, ob er sich um die Soldatin bemühen sollte. Langfristige Bemühungen standen außer Frage, da die Gefährlichkeit ihres Berufsstandes sie ständig in der Gegenwart hielt und Beziehungen den Alltag maßgeblich erschwerten. Kurzfristig befanden sie sich jedoch, samt einer ganzen Kompanie, in einem Nerv tötenden Dschungel und anders als viele seiner Kameraden legte er Wert auf Privatsphäre. Sollte der Nebel jedoch bis zum Nachtlager anhalten, wäre ihm die Entspannung durchaus Willkommen.
Dariuz, der versuchte sich in allen Trupps sehen zu lassen, gelangte zu dem Aufgespießten und sah, wie der Sergeant die erschlaffte Hand losließ und den toten mit Hilfe eines weiteren Soldaten von der Falle löste. Das Gesicht des toten war friedlich und stand damit im Kontrast zu den grausamen Wunden in seinem Körper. Sofort erwog Dariuz die Route zu ändern, da die Orks sie scheinbar bemerkt und eilte an seinem baggernden Sanitäter vorbei zur Spitze seiner Streitmacht. Sie berichteten davon, dass sie in den letzten Tagen schon diverse Fallen entdeckt und entschärft hätten. Als der Master Sergeant daraufhin aufgebracht zu wissen verlangte warum er nicht informiert wurde, sahen die Späher zu Boden und stammelten eine Erklärung. Die entdeckten Fallen waren bisher wohl recht eindeutig als Wildfallen, von teils beträchtlichem Alter, bewertet worden. Es hatte keine Spuren gegeben, was den Verdacht, es handle sich um Zufälle, zementiert hatte. Unter den gegenwärtigen Umständen konnte man den Spähern jedoch keinen Vorwurf machen, im undurchsichtigen Dschungel eine übersehen zu haben. Darum änderte er weder die Richtung, noch sonst einen Teil der Strategie. Er wünschte sich angesichts des Nebels lediglich den Regen zurück.

***

Calebs Gedanken schweiften ab und führten ihm von einem Schreckensszenario ins Nächste. Dabei starrte er auf seine Rüstung, die in der geöffneten Transportkiste lag und von ihm und einem der fremden Marines getragen wurde. Sein Leben war verwirkt, aber er würde es nicht sinnlos opfern, sondern der Schlange beizeiten den Kopf abschlagen. Offenbar war es für die Verräter in keiner Weise abwegig, ihn in ihren Reihen zu haben. Der Legionär am vorderen Ende der Kiste, trug eine alte Mark IV Servorüstung die vollständig ihrer Farbe beraubt war und deren Energietornister beim marschieren immer wieder aufjaulte. Ganz vorne in ihrer Kolonne marschierten Sophokles und Enox nebeneinander und schienen in ein Wortloses Gespräch vertieft. Der Kamm auf dem Helm des Erstgenannten, drehte sich immer wieder in die Richtung des schattenhaften Nightlords. Caleb hasste diesen Abtrünnigen ganz besonders. Nicht zuletzt weil Vertreter seiner Legion seinerzeit auf demütigende Art und Weise Schlachtenbruder Marcus getötet hatten. Sein anschließender Triumph über den Veteranen der VIIIen hatte zwar sein Bedürfnis nach Genugtuung befriedigt, würde jedoch niemals die Wogen des Hasses in seinem Herzen glätten. Dem unscheinbaren Klicken und Knacken der aktiven Servorüstungen um ihn herum konnte er entnehmen, dass sich ein Großteil der Legionäre gegenwärtig kommunizierte. Vermutlich sprachen sie über ihn was ihm Rahmen einer Mission recht ungewöhnlich vorkam.
Anders als erwartet, töteten die Marines jedoch nur wenige der Menschen auf dem Schiff, welches den wenig erbaulichen Namen ‚Lachender Scharlatan‘ trug. Die Toten, die Caleb erblickte gehörten praktisch ausnahmslos zur Schiffsicherheit und waren auch eher zweckmäßig getötet worden als besonders Grausam. Soweit dies mit Kettenwaffen und Boltern überhaupt möglich war.
Nachdem sie einige Sektionen des Schiffes durchschritten hatten, erreichten sie einen Hangar, an dem Sophokles Schiff festgemacht hatte. Mächtige Rampen waren herabgelassen worden und Waren aller Art wurden diese in großen Mengen emporgehievt. Koordiniert wurden die Bemühungen von einem Magos der in seiner roten Robe in keiner Weise von Loyalisten zu unterscheiden wäre. Auf einer der Rampen war dagegen eine Struktur aufgebaut, die wie eine Zollstation aussah. In Schleusen, die von Soldaten und einem Astartes bewacht wurden, überprüfte man Personen die in einer unförmigen Menschtraube davorstanden. Die meisten trugen offensichtlich all ihre Habe in dreckigen Bündeln bei sich und während Familien versuchten beisammen zu bleiben fiel Caleb eine Besonderheit auf. All diese Menschen wurden in keiner Weise genötigt. Im Gegenteil sah er glückliche Gesichter und hoffungsvolle Gesten.
Offensichtlich waren sie alle getäuscht worden und Caleb schämte sich, so wie seine menschlichen Vettern dazu gebracht worden zu sein, das fremde Schiff freiwillig zu betreten. Er froh, dass seine Rüstung vor den Augen der sterblichen verborgen in einer Kiste lag. Von Verachtung erfüllt, rümpfte er die Nase als er über die verkratzte Schwelle trat und ohne viel Aufhebens begannen sie Astartes sich zu verteilen.
“Karlatin, bringt den Blood Angel in eines der Quartiere in Sektion 2A. Ich möchte außerdem, dass ihr ihn fürs Erste unter eure Fittiche nehmt.“ befahl Sophokles mit vom Helm verzerrter Stimme, nickte Caleb zu und verschwand mit Enox in einem Aufzug. Der Angesprochene, der zusammen mit Caleb die Kiste getragen hatte, hatte den Befehl bestätigt und sich dann in Bewegung gesetzt. Calebs Blick war auf sein Schwert gefallen, welches neben dem Bolter ebenfalls in der Kiste war und überlegte diesen Karlatin hinterrücks niederzumachen.
„Mit welchem Namen soll ich euch anreden?“ fragte Karlatin ohne sich umzudrehen und hielt auf einen schweren Lastenaufzug zu. Caleb schwieg. Weder wollte er seinen wahren Namen verraten noch von dem Verräter angesprochen werden. Allerdings war er sich gegenwärtig auf sehr unangenehme Weise gar nicht mal sicher, was er eigentlich wollte und was nicht. Sein über das ganzes Leben indoktrinierter Hass gegen den Erzfeind, zwang ihn laufend mit seinen Aggressionen zu kämpfen und selbst sein Körper ermutigte ihn zum Handeln indem er ihn mit hohen Dosen von Kampfstimulanzien aufputschte. Und dennoch. Tief in seinem Inneren war ein Funken Neugier, der sein Dasein bislang mit dem Ziel, die schwächen des Feindes zu erkunden, rechtfertigte. Auch wenn es sich um eine Aufwändige Tarnung handeln musste, konnte er die ruinösen Mächte weder in dem Schiff, noch in den Verrätern erkennen. Aber er war gewarnt worden. Nicht zuletzt von Skriptor Thyrianos, dass die Mächte des Warp es meisterlich verstanden sich zu maskieren und seine Opfer in falscher Sicherheit wog.
Nichts desto trotz, konnte er nicht ohne weiteres Zurückkehren. Er würde erhobenen Hauptes zum Märtyrer werden, aber er sein Stolz verlangte mehr von ihm, als einen einzelnen vermeintlichen Verräter zu töten und sich dann als ewig Jagender und ewig Gejagter auf Sophokles Schiff herumzutreiben.
„Perditus.“ antwortete Caleb schließlich lahm. Zwar nicht besonders kreativ, schien ihm dieser Name dafür sehr passend für seine Situation.
„Für diesen Namen gibt es bereits eine Warteliste, Engel.“ erwiderte der grau gerüstete und legte kaum sichtbar den Kopf etwas schief. Die Belustigung ging jedoch nicht auf Caleb über. „Ein Name ist so gut wie jeder andere.“ gab er trotzig zurück.
„Das ist war Engel. Jedoch wird euer zukünftiges Ich dennoch dankbar sein für einen starken Namen, unter dem man sich seines Vermächtnisses erinnert.“

„Ich habe bereits ein Vermächtnis dessen mit passendem Namen gedacht wird.“ Erklärte Caleb weiterhin und versuchte nonverbal zu signalisieren, dass er es vorzog nun zu schweigen. Quietschend öffnete sich die Aufzugtür und mechanisch schoben sich die beiden Marines in die abgenutzte Stahlbox. Karlatin führte ihn, zweifellos mit Absicht, durch die Sektion die in der Regel Kapellen und Kirchen vorbehalten war. Auf einem Schiff des Feindes erwartete Caleb dort ein finsteres Sanktum zu ehren der ruinösen Mächte. Hier befand sich jedoch keinesfalls eine blasphemische Opfergrube oder ein sonst wie rituell anmutender Ort. Eher schien es sich um einen Versammlungsort zu handeln, der zwar von einem gewaltigen Aquila geschmückt wurde aber ansonsten jeglichen sakralen Charakter vermissen ließ. So wie auf den Rüstungen von Sophokles und Enox, besaß der Adler jedoch nur einen Kopf. Ein gutes Duzend Marines in Chorröcken befand sich in der Halle. Teils sitzend teils stehend aber ausnahmslos in Gespräche vertieft. Die meisten Roben waren schwarz oder grau, aber zwei Gewänder waren Violett und mit Gold abgesetzt. Unweigerlich begann Caleb über die Zugehörigkeit nachzudenken. Der ebenfalls goldene Kelch den sie als Ordenszeichen trugen, erinnerte an die Blood Drinkers, wies aber auch diesen Orden ausschließende Details auf. Karlatin war Calebs Interesse nicht verborgen geblieben, schließlich hatte er darauf gesetzt, und ergriff das Wort. „Wenn ihr fragen zu den beiden habt, fragt sie einfach. In der Halle des Imperators darf jeder frei sprechen. Sie werden sich möglicherweise weigern zu antworten, aber es wird keinerlei weitere Konsequenzen geben.“ erklärte Karlatin freundlich und nahm dabei seinen Helm ab. Narbengewebe bedeckte jeden Zentimeter seiner Haut und die dunklen Haare waren zu einem sauberen Bürstenschnitt geschoren. Eine Bionic die das linke Auge ersetzte, bedeckte auch Teile von Schläfe und Wange, wo sie in das zähe Fleisch überging. Abgesehen von dem Implantat wies sein Gesicht eine bestürzende Symmetrie auf und das große dunkle Auge versprühte eine unter Astartes seltene Wärme. Caleb weigerte sich den Gedanken weiterzuführen und antwortete stattdessen mit einer Frage. „Halle des Imperators?“

„Korrekt, hier kommen wir zusammen um unsere Ziele und Motive zu hinterfragen. Der Imperator soll das Zentrum all unserer Bemühungen sein, weswegen wir hier versuchen in seinem Sinne zu Debattieren und zu Entscheiden.“ Erläuterte Karlatin geduldig. Obwohl er wusste, dass seinen Worten kein Glauben geschenkt wurde. Hatte er schließlich auch nicht als er seinerzeit auf Sophokles Schiff gelandet war.
„Und was sind eure Ziele und Motive?“ bohrte Caleb nach als sie die Halle hinter sich ließen.
„Naja, zum Teil kommt es darauf an wen man fragt. Im Grunde sind die ursächlichen Motive ebenso unterschiedlich wie die Legionen selbst. Aber dennoch verfolgen wir alle hier dasselbe Ziel. Das Imperium der Menschheit zu dem werden zu lassen, was der Imperator seinerzeit versprach.“ Antwortete Karlatin während sie auf den nächsten Aufzug warteten. Caleb hob misstrauisch die Augenbraue. Man konnte fast meinen, der Verräter stünde hinter dem was er sagte.
„Und ihr erkennt nicht die Anmaßung darin zu glauben, sein heiliges Wort zu interpretieren zu können?“ versuchte er seinen Vordermann aus dem Konzept zu bringen, was ihm allem Anschein nach auch gelang. Sie blieben vor einer Quartiertür stehen und Karlatin wandte sich ihm zu. „Heilig? Göttlich? Dies sind Audrücke die im Wortschatz eines Astartes ebenso wenig platz haben sollte, wie in den Herzen der Sterblichen. Der Imperator ist kein Gott, war es nie und wollte nie als solcher verehrt werden.“ presste Karlatin mit einer Ernsthaftigkeit heraus die nur als aufrichtig bezeichnet werden konnte. Calebs fortwährender Unglaube entsprang daher auch eher seiner Entscheidung hierzu und nicht seinem eigenen Eindruck. „Dies sind nur Worte die darauf abzielen seine Großartigkeit zu verdeutlichen. Ihnen eine prähistorische und überholte Bedeutung beizumessen, ist töricht.“
„Sagt das der Eklesiarchie, dem Senat oder den Black Templars. Worte haben Macht, insbesondere die Alten! Ob wir sie verleugnen oder nicht. Und befragt euch selbst. Seht ihr den Imperator im selben Licht wie die gerade genannten, die ihr zu euren treuen Verbündeten zählt?“ Caleb sah den Imperator ebenfalls nicht als Gott. Tatsächlich stimmte er mit den Worten Karlatins überein, gab es nur nicht zu. Sein gegenüber schien das Gespräch nun auf sich beruhen lassen zu wollen. Wortlos faltete Karlatin seine Hände zum Aquila und wandte sich dann ab. Als Caleb den Gruß reflexartig erwiderte, erschütterte ihn die Erkenntnis hierrüber ebenso sehr, wie die Ereignisse der letzten Stunden. Er hatte einem Verräter mit einer unbedachten Geste Respekt gezollt!

***
 
Der schon bekannte Knackpunkt zwischen Astartes und Eklesiarchie. Erstere sehen ihn größtenteils als Vater und Vorbild, mehr nicht. Und wer Horus Häresie der Ketzerfürst kennt weiß dass der Imperator ein atheistisches Reich schaffen wollte. Aber der Imperator machte den Fehler zu glauben dass, wenn man ihn aufgrund seiner Kräfte und Taten verehren würde, er dies mit einem Befehl stoppen könne.

Was für eine Ironie. Er verbot den Word Bearers ihn zu verehren was in der Korrumpierung Horus, dem Großen Bruderkrieg und der Etablierung seiner Anbetung als Staatsreligion mündete. Er machte einen Fehler und diese Gruppe Ausgestoßener, sag ich jetzt mal, begeht denselben Fehler. Im Angesicht der Bedrohung des Chaos geht es nicht darum ob der Imperator ein Gott ist oder nicht sondern darum wie stark das Imperium an seine Göttlichkeit glaubt. Nehmt den Imperialen Kult und ersetzt ihn durch den Atheismus den der Imperator damals haben wollte und ihr nehmt der Menschheit einen großen Garant der Einigkeit und öffnet dem Treiben der Chaosgötter Tür und Tor. Glaube kann bekanntlich Berge versetzen, selbst wenn es der Glaube an eine eventuelle Lüge ist. Er muss nur stark genug sein.
 
Bevor das morgen wieder so spät wird, hier schonmal der nächste Teil!

SECHS / II

Szandor überblickte das Schlachtfeld. Soweit das Auge reichte lagen dampfende Orkkadaver herum und wurden von ihrem Blut und Regenwasser überspült. Skeergard und Hovis setzten einigen der fliehenden Orks nach, auch wenn der Spacewolf sich mit seinem beschädigten Bein nicht besonders elegant bewegte. Szandor ließ sie gewähren und konzentrierte sich auf Saarlock und den Skriptor. Aus dem aufgerissenen Torso des Iron Hands troffen synthetische Flüssigkeiten und Naniten. Dass diese jedoch mit einem erheblichen Teil dunkeln Blutes gemischt waren sprach dafür dass die Verletzungen von schwerwiegender Natur waren. Dennoch verweigerte er eine Behandlung durch Ajax und berief sich auf die erweiterten Regenerationsfähigkeiten seiner fortschrittlichen Implantate. Besonders enttäuscht war der Imperial Fist darüber nicht. Während ein Teil von ihm noch spekulierte, mit welchen kybernetischen Verbesserungen Saarlock diese Verletzung wohl kompensieren würde, untersuchte er besorgt den Skriptor. Dessen Körper war Flächendeckend von einem feinen Gespinst aus verbranntem Gewebe durchzogen, die beinahe wie die Maserung eines exotischen Holzes wirkte. Nichts desto trotz, war diese Verletzung auch zusammen mit den duzenden Schnittwunden und Prellungen nicht besorgniserregend. Umso erstaunlicher war es jedoch, dass sein Körper dennoch in das von der Sus-An Membran induzierte Heilkoma gefallen zu sein schien. Und dann auch wieder nicht. Die Blutwerte passten einfach nicht dazu und die räumlich begrenzte, aber dennoch massive Hirnaktivität, schon gar nicht. Die schlaffen Gesichtszüge und der dünne Speichelfaden der ihm aus dem halb geöffneten Mund troff ließen jedoch ein schwerwiegendes Problem vermuten. Nicht zuletzt weil Thyrianos sonst praktisch den Inbegriff der Selbstbeherrschung darstellte.

Was war er eigentlich? Er war sich seines Willens bewusst und klassifizierte sich damit selbst eindeutig als Entität. Nur wie war seine Bezeichnung und welcher Natur war er? Wohin gehörte er und wie war er überhaupt entstanden und oder an diesen einsamen Ort gelangt? Er fühlte die Energien des Warps wie durch einen schützenden aber unglaublich dünnen Kokon hindurch. Unstoffliche Fragmente zeichneten sich darauf ab teils stationär teils in Bewegung. Mit gewaltiger Anstrengung gelang es ihm sich zu erinnern, dass er ein Psioniker sein musste um derart mit dem Warp in Kontakt treten zu können. Sowieso schien der Warp nur darauf zu warten sich seinem Willen zu beugen. Nur wozu sollte er dies hier tun? Er konnte ja nicht mal sich selbst fühlen und sowie ihm das klar wurde erkannte er auch dass er einst einen Körper besessen hatte der in einer anderen Realität gewandelt war. „Ein Geist ohne Vorsatz wird an dunklen Orten wandeln!“ fraß sich eine Phrase wie ein gleißender Speer in seinen Kokon. Er klammerte sich daran auch wenn es ihm schmerzen bereitete, denn die Botschaft schien, auch wenn sie von Außen kam, tief in ihm selbst Verwurzelt zu sein. Er war an einem dunklen Ort und ihm wurde klar, dass er in großer Gefahr schwebte. Er brauchte eine Ziel, eine Absicht. Etwas was ihn aus diesem trügerischen Kokon befreien würde. Sowie ihm dieser Gedanke kam, drangen leise Stimmen durch die dünne Kokonwand. Zuerst viele durcheinander und undeutlich setzten sie sich mehr und mehr zu einer einzigen zusammen je länger er lauschte.
„Jaaaa, jaaaa. So ist‘s gut mein Meister. Nehmt meine Hand und ich werde euch befreien. So war es doch abgemacht, nicht wahr?“ Säuselte eine Stimme die zugleich den Charakter einer fürsorglichen Mutter und eines mächtigen Prätorianers hatte. Der Gefangene zögerte, blieb stumm. Irgendetwas sagte ihm, dass er diese Prüfung allein bestehen musste. „Warum zögert ihr Meister? Ihr schwebt in großer Gefahr!“
Dass glaubte der Meister auch. Nur war er sich nicht sicher, wovon genau die Gefahr ausging. Er widerstand dem Impuls nach seinem eigenen Namen zu fragen und fragte stattdessen etwas anderes. „Wer seid ihr und warum nennt ihr mich Meister?“ dabei sprach er nicht mit hörbarer Stimme sondern dachte die frage einfach woraufhin diese eine unstoffliche Gestalt annahm. „Ich bin wer oder was ihr mir befehlt, denn ihr seid der Meister.“
„Ich habe euch nichts befohlen und ihr habt meine Frage nicht beantwortet.“ gab er gereizt zurück, während er mit Schrecken feststellte, dass der Kokon sich zusammenzog. Sollte er gedrängt werden einzuwilligen?
„Ich bin euer Schutzgeist, nennt mich Luxor.“ gab der Helfer scheinbar nach. Konnte das Misstrauen des Meisters jedoch nicht zerstreuen. Obwohl er keine Atemluft zu brauchen schien, begann der Kokon dem Meister selbige auf quälende Weise zu rauben. “Ist Luxor euer Name?“ bohrte der Meister nach, erhielt jedoch keine Antwort. Stattdessen, flackerte etwas aus der Richtung des Schutzgeistes auf was nicht weniger als über die Unendlichkeit gereifter Hass war. Obwohl der Impuls so kurz war, dass er beinahe nicht existierte versetzte er dem Meister einen schmerzhaften Stich. Erneut begrüßte er den Schmerz, denn er schien das einzig wahre und richtige an diesem dunkeln Ort zu sein. Als lohn wurde er sich eines weiteren Dogmas bewusst. „Der Warp verschenkt nichts, der Warp vergibt nichts!“
Der Schutzgeist war sein Feind! Er steckte in einer Falle und musste sich daraus befreien, ehe es zu spät war. Nur das wie und wohin, sprengte die Grenzen seiner gegenwärtigen Vorstellungskraft. Er klammerte sich an die beiden Dogmen und erforschte deren Bedeutung, sowie deren Ursprung und träge erhob sich ein Name aus seinem umnebelten Bewusstsein. Ezekiel.

Ajax hatte sich den regungslosen Scriptor über die Schulter geworfen. Das Psischwert und die stark beschädigte Psimatrix hatte er Duron übergeben. Zum einen damit dieser einen Blick auf die beschädigte Matrix werfen konnte, zum anderen um dem Skriptor von diesen tödlichen Gegenständen zu trennen, sollte er außer Kontrolle geraten. Der Imperial Fist besaß keine Referenzwerte für die normale oder unnormale Hirnaktivität eines Skriptors in meditativem Zustand, oder während sie ihre Kräfte entfesselten. Darum verfolgte er die Ausschläge auf seinen Diagnoseinstrumenten zwar mit großer Neugier, aber ohne Verständnis.
Szandor war offensichtlich besorgt, als er die Marines hinab in den Krater geführt hatte. Dort hatten sie mit vereinten Kräften die von den Orks geschaffenen Strukturen zerstört und nach einem Gegenangriff Ausschau gehalten. Den Weird Boy hatte er nicht vergessen nur, dass sie ohne Thyrianos weder gewarnt werden würden noch den Kräften der Grünhaut etwas entgegen setzen konnten. Aber vor allem bereitete ihm der Skriptor selbst sorgen. Wer oder was würde in dem Körper wohnen wenn er wieder erwachte und wie sollten sie die ruinöse Entität, die von Thyrianos besitz ergriffen haben mochte, bezwingen? Sollte die Kreatur in der Lage sein die Kräfte des Skriptors zu entfesseln, was er für wahrscheinlich hielt, wären sie im Augenblick seines Erwachens tot.
Das Unwetter hatte sich scheinbar entladen, jedoch schien dessen Gewalt auf die Spacemarines übergegangen zu sein. Eine hitzige Diskussion entbrannte um die Frage, wie mit dem Skriptor zu verfahren sei. Ihn sich selbst überlassen? Ihn betäuben? Ihm möglicherweise gar die Gnade des Imperators gewähren? Für alle Einschätzungen gab es sowohl gute Pro als auch Contra Argumente und Szandor gelang es weder seine eigene Einschätzung durchzusetzen, noch die der anderen zu entkräften. Was wohl daran lag, dass er sich selbst nicht sicher war und seine Schlachtenbrüder dies wohl bewusst oder unbewusst wahrnahmen. Saarlock war strikt dagegen in die vermeintliche Stärkeprüfung des Dark Angels einzugreifen, allerdings sah er die potentielle Gefahr auch nicht mit der notwenigen Demut. Unterstützung erhielt er von Duron, der aber trotz seines sehr logischen Wesens keine unschlagbaren Argumente vorbringen konnte. Ajax pochte auf der Betäubung des Skriptors und war auch kurz davor sich auf eine Machtprobe mit Szandor einzulassen. Als Apothekarius war er in Fragen der medizinischen Versorgung weisungsbefugt und durchaus berechtigt sich in dieser Funktion einem Sergeant zu widersetzen. Hovis stand seinem Freund in der Diskussion nicht bei. Er war lediglich der Meinung, dass eine Betäubung die schlechteste der Alternativen war, wollte aber auch nicht offen eine der andern unterstützen. Denn wenn sie den Skriptor betäubten würde er den Kampf, den sein Geist möglicherweise austrug, automatisch verlieren. Verblüffender Weise hielt sich auch Skeergard sehr zurück. Auch wenn er es nicht zeigte, empfand er Respekt für den Skriptor und gestand sich insgeheim auch ein, dass er bezüglich der Thematik nur über sehr eingeschränktes Fachwissen verfügte. Abgesehen davon verdankte er dem Dark Angel sein Leben und diese Schuld zu begleichen, war ihm ein Herzensanliegen. Szandor, der sich als Befehlshaber für die Sicherheit seines Teams verantwortlich sah, wollte dagegen auf Nummer Sicher gehen. Auch wenn es ihm extrem schwer fiel. Schließlich war auch er sich absolut bewusst dass Thyrianos sie inzwischen mehr als einmal gerettet hatte. Mit energischer Stimme rief er die Marines zur Ruhe uns verkündete seine Entscheidung mit eisiger Stimme. „Duron, ihr wacht weiterhin über sein Schwert und seine Matrix. Wir werden Thyrianos vierundzwanzig Stunden Zeit geben, sich aus diesem Zustand zu lösen. Danach werde ich tun was nötig ist um das sechzehnte Exterminatorenteam zu schützen.“ einige Marines schickten sich an, Einwände vorzubringen, als der Mortificator sie zum verstummen brachte indem er weitersprach. „Skeegrad, ihr und Ajax werdet ihn im Auge behalten, ohne Ausnahmen.“ endete Szandor und befürchtete aufrichtig, es könnte nun zu einer Machtprobe kommen. Der Koloss war sich weiterhin absolut sicher, die Diskussion auch im besten Fall nur aufgeschoben zu haben und er in vierundzwanzig Stunden wieder am selben Punkt wie jetzt stehen würde. Dann geschah etwas was ihn aus den Zweifeln riss und die unwilligen Schlachtenbrüder schweigen ließ.

Begleitet von einem durchdringenden Überschallknall, brach ein flammender Meteorit durch die dünner werdenden Wolken und raste über sie hinweg. Auf dem Weg zum Horizont brachen kleine Stücke ab und stürzten gleißend wie Leuchtsignale zu Boden, ehe er außer Sicht war. Eben wollte Szandor Anweisungen geben eine Deckung aufzusuchen, schließlich würde die Schockwelle des Aufpralls zweifellos über sie hinwegbranden, als ein weiterer, etwas größerer Meteorit dem ungefähren Weg des Ersten folgte und mit unwirklicher Langsamkeit in zwei Hälften zerbrach. Der Einschlag des ersten erschütterte den Boden und ließ die toten Orks zappeln als wären sie lebendig. So schnell es ging verließen sie den Krater, denn Durons Prognosen für den Vulkan waren alles andere als ermutigend. Eine Gerölllawine kam ihnen entgegen, als die beiden Bruchstücke ein gutes Stück näher einschlugen und erneut die Erde beben ließen. Die Marines eilten weiter stoisch den Hang empor, auch als sie die Schockwellen wieder und wieder zu Boden rissen. Dabei war es noch ihr Glück, dass sie sich noch innerhalb des Vulkankraters befanden dessen äußere Umkränzung zwar nachgab, aber einen Großteil der Wucht abfing. Vor lauter Staub war nichts mehr zu sehen, jedoch fühlten sie deutlich, dass der Boden unter ihren Füßen auch nicht aufhörte zu Beben. Entweder schlugen nun immer mehr Meteoriten ein, oder aber die Einschläge hatten die Plattentektonik des Kontinents beeinträchtigt und damit den inaktiven Vulkan erweckt.
Duron, der den Großteil der diesbezüglichen Kalkulationen anstellte, wurde dabei einer ganz anderen Frage gewahr. Woher war der Meteorit gekommen? Ein Brocken dieser Größe wäre von der Orbitalen Langstreckenaufklärung entdeckt und abgeschossen worden. Abgesehen davon, gab es nur einen einzigen Himmelskörper in Reichweite, der für den Meteoritenschauer verantwortlich sein konnte. Der namenlose Spacehulk der Deathskullz. Wäre dieser mit voller Tonnage in die Planetenkruste geschlagen, wären sie alle bereits Tot. Wenn er nur Fragmente abgestoßen hatte blieb die Frage, ob es eine vorsätzliche Orkinvasion war, oder aber die beiden anderen Exterminatorenteams dem Hulk schwerer zugesetzt hatten als vorausgesehen.
Szandor befasste sich unterdessen mit den taktischen Folgen. Selbst wenn der Vulkan nicht ausbrechen sollte, würden allein die bereits aufgewirbelten Staubmassen Tolzar in ein kaum zu koordinierendes Schlachtfeld verwandeln. Damit würde das eintreten, was er um jeden Preis hatte verhindern wollen. Die Orks hatten nun genau die Deckung die sie benötigten, um sich zu konsolidieren und einen ausgewachsenen Waaagh ins Leben zu rufen. Die durch die Atmosphäreneintritte entstandene Statik war so stark, dass sie nicht mal mehr das Störsignal der Orks empfingen und schränkte sie bezüglich ihrer taktischen Möglichkeiten drastisch ein. Umso Wertvoller wäre Thyrianos Unterstützung, denn entsprechend dem was Szandor über Psikräfte wusste, war er sich sicher dass die Sinne des Skriptors nicht beeinträchtigt würden. Den Weird Boy unter gegebenen Umständen zu finden war praktisch unmöglich.

Ezekiel. Schweigsam und Geheimnisvoll formulierte er nur Dinge, die für ihn von großer Bedeutung waren. Er hatte ihn geprüft, ohne Worte und doch mit einer Intensität die einzigartig war und von gewaltiger Macht kündete. Die Dogmen die dem Gefangenen nun als Anker dienten waren Teil der Lektionen des Großmeisters der Skriptoren der Dark Angels gewesen. Was dem Gefangenen eine neue Einzelheit offenbarte. Er war ein Skriptor der Dark Angels! Die Enge in seinem Kokon ließ ein wenig nach, während der vermeintliche Schutzgeist von schmeichelhaften Angeboten zu hasserfüllten Drohungen übergegangen war. „Wir kennen dich Engel, es gibt keinen Ausweg! All die Jahre hast du genommen und genommen. Aber der Preis ist gleichermaßen gewachsen und du wirst ihn bezahlen.“ Klagte ihn die gesichtslose Stimme an und ließ den Verdacht erhärten, dass ihr die Gedanken des Gefangenen nicht gänzlich verborgen blieben. Der jedoch begann die Stimme so gut es ging zu ignorieren. Er war schließlich geprüft und für stark genug befunden worden. Er brauchte keine Hilfe sondern würde es alleine Schaffen. Irgendwie schien sein Bewusstsein zersplittert zu sein und nun musste er es mühsam zusammensetzen ohne zu wissen welche Teile fehlten oder diese Aussahen. Er zerriss den Kokon der ihn gefangen hielt als er dessen Täuschung durchschaute und fand sich hinter einer weiteren Schicht unstofflichen Gewebes verborgen. Allerdings hatte war dieser bei weitem nicht so eng wie der der erste und als er dort das Mantra obskurer Aufzählungen aufnahm und zu einem harmonischen Abschluss führte erlangte er seinen Namen zurück. Er war Thyrianos von den Dark Angels. Seines Zeichens Epistolarius und ein loyaler Streiter des Imperators. Ab diesem Punkt wurden die Kämpfe leichter und die Aufzählungen kamen ihm ebenso bekannt vor die Fragmente seines Selbst, von denen sie ihn gelöst hatten. Selbstbewusstsein, Erinnerungen und Gesinnung kehrten zurück um ihn geradewegs in die unterste Ebene der Aufzählungen zu führten. Als er sich auch aus deren Umarmung löste, brandeten Gefühle in ihm auf wie er sie normalerweise stets unterdrückte. Jedoch empfand er sie so tröstlich wie ein verdurstender eine Schale alten Brackwassers oder ein einsames Kind eine mütterliche Umarmung.

Als Thyrianos freudestrahlend erwachte, hätte er seine Schlachtenbrüder kaum weniger verunsichern können. Noch während er den Staub und den Dreck in seinen Atemwegen schmeckte, blickte er in den kurzen geschwärzten Lauf von Ajax‘ Boltpistole. „Ich bin zurückgehehrt.“ würgte er hustend hervor und wischte sich die Euphorie aus dem Gesicht. Als er begann die Schmerzen seines geschundenen Körpers zu fühlen, war hierzu auch nicht viel nötig.
Er bemerkte außerdem, dass auf der anderen Seite neben ihm Skeergard drohend aufragte und am unscheinbaren klicken ihrer Rüstungen erkannte der Skriptor, dass sie per Funk miteinander sprachen. Wie lange war er bewusstlos gewesen? Es war Mittag gewesen als sie die Orks angegriffen hatten und nun war so dunkel, dass seine Augen Schwierigkeiten hatten weiter als wenige Meter zu sehen. Als niemand etwas sagte, ergriff er erneut das Wort. „Wo ist mein Schwert?“
Zu spät bemerkte er, wie flehentlich seine Stimme ob seines geschwächten Zustandes klang und sah dann Szandor aus den Staubschwaden treten. Der riesige Mortificator wirkte aus Thyrianos sitzender Position und vor dem infernalischen rotbraunen Hintergrund extrem bedrohlich. Die riesige Axt und die Trophäen der Verräter an seinem Gürtel machten einen wahren Alptraum aus dem Koloss und Thyrianos fragte sich nun besorgt was in seiner Abwesenheit geschehen war. Grimmig spie er einen klumpen geronnen Blutes in die Büsche. Er wollte sich erheben, Ajax ließ ihm jedoch keinen Raum dazu und weckte damit Thyrianos Unmut. „Wir marschieren in die falsche Richtung, der Weird Boy bewegt sich in diese Richtung.“ belehrte er sie wie es für ihn typisch war und wies mit der Hand in die Richtung. Szandor ließ sich jedoch nicht aus dem Konzept bringen. „Erklärt euch! Was ist euch zugestoßen?“ grollte er während er die Axt diagonal vor seine mächtige Brust hielt. „Ich habe die tatsächlichen Grenzen meiner Fähigkeiten erfahren als ich das Kraftfeld des Orks überlud. Hierzu musste ich mich weit in mich selbst zurückziehen, um nicht von den Gezeiten des Warp hinfort gerissen zu werden. Der Rückweg war mühsam und gefährlich, aber erfolgreich.“ dozierte er und erkannte überrascht, dass sich Skeergard als Erster zu entspannen schien. Als Szandor und Ajax jedoch hart blieben, fuhr er übellaunig fort, da ihn neben den Gewebeschäden am ganzen Körper auch ein rasender Kopfschmerz plagte. „Ihr habt weder das Wissen noch die Fähigkeiten meine Unbeflecktheit festzustellen. Keiner von euch. Seid gewiss, ein Dämon der meinen Körper besetzt halten würde, wäre sprachlich im Mindesten so eloquent wie ich, hätte euch möglicherweise so gar bereits erfolgreich eingewickelt. Also hört mit den Verzögerungen auf, lasst mich aufstehen und gebt mir mein Schwert zurück.“ Davon war Szandor überrumpelt, jedoch in keiner Weise näher zu einer Entscheidung gekommen. Er hoffte innig seine Erscheinung verriet nicht die Unsicherheit die er empfand. Ajax blieb unterdessen unnachgiebig wie Granit und Thyrianos ging endgültig in die Offensive. „Ihr habt mir nicht die Gnade des Imperators zuteil werden lassen, als ich in meiner für euch rätselhaften Regenerationsphase war. Die Entscheidung wäre leicht gewesen. Jetzt sitze ich hier mit offenem Visier vor euch im Dreck und mache euch die Entscheidung die ihr zuvor nicht treffen konnten noch schwieriger.“ Thyrianos redete sich in Rage und war kurz davor sich allen Ärger, den er je bezüglich seiner Schlachtenbrüder runtergeschluckt hatte, vorzubringen als Szandor Ajax endlich zunickte. So ablehnend wie der Imperial Fist zuvor gewesen war, so kameradschaftlich zog er nun Thyrianos auf die Füße und senkte dabei seine Waffe. Aus den Schwaden hinter Szandor schälte sich Duron und übergab dem Skriptor Schwert und Psimatrix. Letztere hatte er bereits ein wenig repariert, was bedeutete, dass er die Psikurium-Kristalle, die nicht verlorene gegangen waren, neu ausgerichtet hatte. „Auf dem Amboss geprüft.“ Zitierte er aus dem Kult Prometheus und ließ Thyrianos rätseln, ob es sich um eine Frage oder Aussage handelte. Als der Skriptor jedoch Gottbrecher ergriff breitete sich eine wohltuende Ruhe in ihm aus. Das mit eisigem Feuer brennende Wesen der Waffe berührte seinen Geist wie ein alter Bekannter, oder wie ein treuer Jagdhund seinen Herrn begrüßte.

Während der versehrte Skriptor im Anschluss die Marschrichtung vorgab und den Trupp damit an die Fersen des Weird-Boys heftete, dachte er über seine zurückliegende Prüfung nach. Die Worte des selbsternennten Schutzgeistes ließ er dabei bewusst Außen vor, denn alles andere würde den Ausgeburten des Immateriums in die Hände spielen. Er hatte nun am eigenen Leib, oder vielmehr am eigenen Geist erfahren, wie die Aufzählungen genau funktionierten und was sie taten. Ebene für Ebene wurde zugleich die Verbindung zum Warp verstärkt und der Geist fokussiert. Dabei wurden nach und nach alle Teile seines Selbst abgeschält die im Warp widerhallen mochten. So blieb er den gierigen Räubern verborgen die im Immaterium nach den Leichtfertigen jagten. Bis an einen gewissen Punk war dies einfach und vergleichswiese ungefährlich. Sich aber in die höheren Ebenen zu begeben hieß, sein Bewusstsein bis hin zum nackten Willen abzustreifen. Den eigenen Geist dann wieder zu rekonstruieren, war eine wahre Meisterprüfung und würde jedes Mal aufs Neue gleich schwierig und riskant werden. Watchcaptain Adalwin würde das Thema sicherlich kritischer beurteilen und auch vermutlich nicht selbst versuchen das Wesen der Aufzählungen zu verifizieren. Bei Großmeistre Ezekiel sah das schon ganz anders aus.

Während Thyrianos dem flackernden Licht des Weird-Boys nachspürte stellte er fest dass dieser ebenfalls geschwächt war. Das massenhafte Sterben seiner Artgenossen musste auch die mysteriösen Kräfte des Waaaghs abgeschwächt haben. Dieses Phänomen war ebenso rätselhaft wie die Schatten der Tyraniden und die Gezeiten des Warps selbst.
Während des Marsches begann es zu dämmern, was die Schicht jedoch nur geringfügig verbesserte. Die sonst so goldenen Sonnenstrahlen vermochten den dicken von Asche geschwängerten Nebel nicht zu durchdringen. Thyrianos Blick fiel auf seine Hände. Die Panzerhandschuhe waren praktisch nicht mehr vorhanden und offenbarten den Blick auf die bizarren gezackten Muster die sich in die Haut gebrannt hatten. Nur wenige Schritte neben ihm marschierte Skeergard geschickt wie eh und je durch das nasse Unterholz und sicherte seine Flanke. Der Spacewolf berichtete von den Asteroiden die sie gesehen hatten und von deren heftigem Einschlag. Da es aber noch immer nicht gelang ein Funksignal über mehr als ein paar Duzend Meter zu transportieren, gab es keine Möglichkeit mit den anderen Exterminatorenteams Kontakt aufzunehmen.
So plötzlich als würde ein Vorhang beiseite gerissen durchbrachen sie den Nebel am Nachmittag des Nächten Tages. Einige Schwaden trieben zwar noch wie tastende Tentakel über den Waldboden, aber im Großen und Ganzen war die Sicht gut. Erfreulicherweise kehrte auch das Störsignal nicht mehr zurück. Duron, der der nicht nur die beste Funkausrüstung hatte, sondern diese auch mit unvergleichlichem Geschick handhabte, versuchte sich an einer Langstreckentransmission. Mit Erfolg. Als auf Szandors Netzhaut die grüne Rune erschien die den Kommandokanal kennzeichnete, ergriff er sofort das Wort. „Hier spricht Sergeant Cromagon, sechzehntes Exterminatorenteam. Hört mich jemand?“

„Hier spricht Sergeant Arlam, erstes Exterminatorenteam. Wie ist euer Status?“ grollte die tiefe Stimme des Champions, begleitete von heftigen Störungen, aus den Funklautsprechern.
„Massive Feindverbände aufgerieben, keine Verluste. Und wie mir scheint habt ihr den Hulk zerbrochen?“ antwortete Szandor diszipliniert, wobei der letzte Satz als Frage betont war. Sergeant Arlam blieb ein wenig länger stumm als nötig. Offenbar war er von der ausgesprochen positiven Meldung überrascht.
„Bestätige, der Hulk ist zerstört. Allerdings konnten sich viele Orks mit dessen Bruchstücken und Shuttles auf die Oberfläche von Tolzar evakuieren. Wie ist eure Position?“ antwortet der White Scar schließlich, wobei Szandor auffiel dass der Champion nicht auf seinen eigenen Status einging. Jedoch konnte man dies durchaus als sein Privileg als Veteran sehen. Der Mortificator gab Längen- und Breitengrade ihrer Position sowie ihre Marschzahl weiter. Erster Epistolarius Cygnon aus Arlams Trupp hatte ebenfalls den Weird-Boy bemerkt. Allerdings waren sie viel zu weit entfernt heruntergekommen um diese spezielle Grünhaut abzufangen. Szandor erwog kurz, sich zu erkundigen aus welchem Grund der Hulk dem Planeten so nahe gekommen und warum er überhaupt zerstört worden war. Schließlich mussten die aus dem Absturz resultierenden taktischen Erschwernisse auch dem Terminator Sergeant des ersten Trupps bewusst gewesen sein. Stattdessen erkundigte sich der Mortificator nach dem Status von Sergeant Gaius. Der antwortete persönlich und berichtete von mörderischen Nahkämpfen und einer wilden Treibjagd denen einer der Brüder aus seinem Team zum Opfer gefallen war. Bei der Landung mit einem demolierten Orkshuttle, die eher einem kontrollierten Absturz entsprochen hatte, war obendrein noch ein weiterer Krieger schwer verletzt worden. Aber auch Gaius Trupp war weit von den beiden anderen entfernt gelandet so, dass ein Zusammenschluss ausschied. Tatsächlich war die Entfernung sogar so groß, dass sie nur mittels der orbitalen Kommunikationssatelliten eine Verbindung aufbauen konnten. Dies beinhaltete jedoch auch den Vorteil, dass sie mit dem der namenlosen Fregatte die sie hergebracht hatte Verbindung aufnahmen konnte. Szandor beauftragte Duron eine Nachschubanforderung zu übermitteln und wählte dann in Absprache mit Thyrianos ein geeignetes Abwurfgebiet aus. Aufgrund der Witterung und der von den Meteoriten aufgewirbelten Atmosphäre war eine mögliche Abweichung von einigen Kilometern einzuplanen. Und damit, gemessen an den interstellaren Maßstäben, durchaus präzise. Duron orderte praktisch eine volle Aufmunitionierung, da die Gefechte nahezu alle Munition aufgebraucht hatten. Für die Nahkampfwaffen forderte er lediglich neue Adamantiumzähne, die jeder Schlachtenbruder leicht selbst anbringen konnte. Zusätzlich verlangte er einige kleinere Ersatzteile die er mit wenigen Handgriffen in die unterschiedlich geschundenen Servorüstungen einbauen konnte. Da Thyrianos‘ Rüstung jedoch sehr viel mehr Aufmerksamkeit benötigen würde, sah er davon ab und orderte stattdessen einen neuen Chorrock für seinen Schlachtenbruder.
Szandor führte sein Team ohne weitere Zwischenfälle zur Abwurfzone und da ihnen Abwurfzeitpunkt und der ungefähre Vektor bekannt waren, hielt Duron zum richtigen Zeitpunkt Ausschau. Der Salamander entdeckte den nur wenig mehr als einen Kubikmeter großen Kometen und berechnete dessen exakte Landestelle. Trotz Bremsschirmen, war der Kasten zur Hälfte in den Waldboden gebohrt und seine Keramikhülle flächendeckend Gesprungen. Das zähe innere Plastekgewebe hielt jedoch alles zusammen und Duron durchtrennte das Gewebe an den vorgesehenen Stellen. Die Fracht im Inneren war unversehrt, woraufhin der Techmarine begann sie auszuteilen.
Auch wenn Thyrianos in sich gekehrt seine Gefühle verbarg, sah Duron seinem Schlachtenbruder dennoch die Dankbarkeit für den neuen Chorrock an. Der Dark Angel war zwar nicht direkt eitel, legte aber dennoch wert auf ein würdevolles Auftreten. Mit seiner erodierten Rüstung und der hässlich verunstalteten Haut ähnelte er jedoch eher einem wahnsinnigen Renegaten. Noch während die Marines wortlos die Munition verteilten, beziehungsweise die einzelnen Boltgeschosse in ihre Magazine luden, eilte Duron zwischen seinen Brüdern hindurch und installierte Ersatzteile. Saarlock ließ es sich nicht nehmen die Reparaturen selbst durchzuführen, was ihm auch problemlos gelang. Duron war immer wieder davon fasziniert, wie Unterschiedlich und zugleich Ähnlich sich Salamanders und Iron Hands waren. Doch obwohl beide Schlachtenbrüder über Implantate verfügten die ihnen eine hocheffiziente Kommunikation ermöglichte, nutzten sie diese nur selten außerhalb des Kampfes. Auch wenn Duron durchaus daran interessiert war, so blockte Saarlock jegliche nicht fachlichen Gespräche ab. Entsprechend der auf Tolzar angewandten Regeln setzte Saarlock die Kapsel in Brand als sie leer war. Das Plastek würde verbrennen und von der Kapsel nicht mehr als einen Haufen geschwärzter Keramikscherben übrig lassen.
Sie marschierten weiter hinter dem Weird-Boy her und als Ajax sich umdrehte, sah er nur weil er wusste wonach er suchte, den dünnen schwarzen Rauchfaden der kokelnden Kapsel. Vor dem Hintergrund des titanischen Aschenebels verschwand er beinahe vollständig. Die Asche hatte breits begonnen sich in den oberen Atmosphärenschichte zu verteilen und würde weite Teile des Landes auf Monate, wen nicht Jahre verdunkeln. Während sich der Dreck in der ganzen Atmosphäre verteile, würde es auf der Oberfläche immer kälter werden und die von der Sonne aufgeheizten Wolkenschichten, würden schmierigen und giftigen Regen auf das ehemals so grüne Blätterdach fallen lassen.
„Wir kommen näher.“ brummte Thyrianos dem Spacewolf zu seiner Linken zu. Seine Stimme war im Laufe des Tages immer heiserer geworden, was wohl auf die flächendeckenden Gewebeschäden zurückzuführen war. Die klebrigen Klumpen aus Blut und Fleisch hustete er jedoch nicht ab sondern würgte sie gedämpft hoch und schluckte sie runter. Würde er ständig husten und ausspucken, würde er damit Skeergards Bemühungen sich leise zu bewegen untergraben. Der Sturmmarine sog geräuschvoll die Luft ein, offensichtlich um eine Witterung aufzunehmen und nickte dem Dark Angel nur schweigend zu als er nichts Auffälliges wahrnehmen konnte. Wenn er ehrlich zu sich selbst war, musste er sich sogar eingestehen, dass der Skriptor sich praktisch ohne Rüstung leiser Bewegte, als Skeergard selbst. Nichts desto trotz war es Skeergard der die Orks als erster bemerkte. Zuerst war es nur eine leicht rauchige Note wie von einem kleinen Lagerfeuer. Dann kam der unverwechselbare Geruch nach Moschus und saurem Schweiß hinzu, woraufhin Skeergard die Faust hob. Er sah wie Thyrianos stehen blieb, sein Schwert nach vorn brachte und sich lauschend über die gesprungenen Lippen leckte. Skeergard hauchte eine kurze Meldung in seinen integrierten Funk und forderte dann Thyrianos auf mit ihm weiter vorzurücken. Zufrieden stellte er fest, dass der leichte Wind ihnen entgegen kam und außerdem war er sich ziemlich sicher, dass der Skriptor den Feind noch immer nicht wahrnahm.
 
So etwas spät aber es geht weiter.

SECHS / III

Als sich ein goldener Feuerschein durch das Unterholz schlich, bemerkte auch Thyrianos den Feind. Die Orks waren erstaunlich ruhig und einige von ihnen schienen zu schlafen. Andere rösteten Dinge über kleinen in Feuergruben verborgenen Lagerfeuern, wieder andere streiften träge umher und hielten wohl Wache. Dennoch war es ersichtlich, dass sie sich sicher fühlten. Dafür sprachen auch die Grotz die unbehelligt in der direkten Nähe der Orks waren. Es waren etwa zwanzig primitive Orks, die sich mit Knochen und Leder behangen hatten und krude Steinwaffen trugen. Sie hatten ihr Lager unter einem umgestürzten Urwaldriesen aufgeschlagen, dessen morsche Äste sie abgebrochen und zu Feuerholz und improvisierten Dächern verarbeitet hatten.
Thyrianos warf Skeergard einen Blick zu und erkannte trotz der Dunkelheit die Mordlust in dessen Augen. Der Spacewolf würde diese Lager sicher nicht umgehen und der Skriptor sah auch keinen Grund, ihn dazu zu drängen. Auch wenn er es sich nicht anmerken ließ, würde er es vorziehen sich noch etwas zu schonen. Sein eigener Kampf stand schließlich noch immer aus. Darum machte er nur eine auffordernde Geste in Skeergards Richtung und zog seine selten benutzte Boltpistole.
Skeergard sah das Zeichen seines Schlachtenbruders und wusste auch dessen gezogene Pistole zu deuten. Er verkniff ich einen hämischen Kommentar und zog seine beiden Messer. Für diesen Tanz würde er kein Kettenschwert brauchen. Mit großen Schritten spurtete er auf das kleine Lager zu und hatte bereits zwei Kehlen aufgeschnitten ehe sich die übrigen Orks ihre Waffen schnappten. Sie brüllten wütend und waren sich noch immer nicht im Klaren , was für ein pelziges Untier sich an ihr Lager geschlichen hatte. Die Grotz waren schneller verschwunden als Wasser in seiner Wüste versickert und der Anführer der Orks schleuderte einen gezackten Knochenspeer nach Skeergard. Der Tauchte darunter hinweg und rammte einem der Orks seinen Kopf ins Gesicht. Knochen brachen und Orkblut spritzte als der Ork zu Boden ging und unmittelbar vor den Füßen seines Häuptlings landete. Der Häuptling schlug mit zwei Dornenkeulen nach Skeergard, von denen eine geschickt Pariert wurde. Die zweite traf den Schulterpanzer und brachte Skeergard augenblicklich zum Stehen. Thyrianos sah wie im Rücken seines Schlachtenbruders ein Speer aufgenommen wurde und zielte reflexartig mit der Pistole auf den entsprechenden Ork. Allerdings bremste er sich ehe er den Abzug durchzog. Auch ohne Helm würde der Speer vermutlich nur geringen Schaden anrichten, sofern er überhaupt ausgerechnet den Kopf traf. Allerdings würde er Skeergard damit brüskieren, ohne Notwendigkeit in einen so einfachen Kampf einzugreifen. Hinter sich hörte er den Rest des Teams näher kommen, jedoch ließ er den Spacewolf nicht aus den Augen.
Irgendwie musste Skeergard den Speerwafer bemerkt haben ohne hinzusehen denn er hechtete ein Stück zu Seite und rammte dem Häuptling seinen Steindolch in die Achsel des Ausholendem Armes. Der Speer flog nur wenige Hand Breit am Häuptling vorbei der instinktiv versuchte die schnelle Bewegung zu parieren. Als er seinen Fehler bemerkte hatte Skeergard dem Häuptling bereits sein Kampfmesser in die Schulter des unverletzten Armes gerammt und sprang den wütenden Ork an. Auch wenn selbst primitive Grünhäute eine erstaunliche Kraft besaßen, war es dem Häuptling dennoch nicht möglich einen Feinnd mit seinen Keulen zu treffen, der ihm so nah war. Er versuchte den Angreifer mit bloßen Händen zu zerreißen, hatte aber wohl nie noch gegen einen Gegner in Servorüstung gekämpft. Während rissigen Fingernägel wirkungslos über die Keramitplatten kratzten, biss Skeergard zu und riss dem Ork die Kehle heraus. Gurgelnd und pfeifend ging der grüne Fleischberg zu Boden und Skeergard spie den Fleischfetzen dem nächsten Ork ins Gesicht. Ein weiterer Speer kam aus dem Dunkeln geflogen und riss eine klaffende Wunde in Skeergards Wange. Eine Wurfaxt prallte von seinem Unterarm ab und im Gegenzug schleuderte Skeergard einen Ork auf einen seiner Artgenossen. Mit einem mutigen aber vergeblichen Gegenangriff stürzten sich vier Grünhäute zugleich auf Skeergard der es regelrecht genoss, seine Klingen in Fleisch zu versenken wohin er auch schlug. Dann sahen die Überlebenden ihre Chancenlosigkeit ein und versuchten sich zu zerstreuen. Skeergard brachte noch zwei zur Strecke und einer der Orks, der unwissentlich genau in Thyrianos Richtung floh, endete zuckend auf der langen Klinge von Gottbrecher. Als Thyrianos mit den übrigen Schlachtenbrüdern das kleine Lager betrat, war Skeergard schon dabei die Toten zu untersuchen. Augenscheinlich waren sie nicht mit den Deathskullz in Kontakt gekommen, was angesichts ihrer räumlichen Nähe zum Weird-Boy, Bände über die Unübersichtlichkeit des Dschungels sprach. Abgesehen davon hatten die grünhäute ihren Lagerplatz wirklich gut gewählt. Der umgestürzte Baum bot nicht nur Ressourcen, sondern erzeugte eine außerordentlich gute natürliche Deckung. Insbesondere da das dichte Unterholz in seinem ewigen Streben nach dem Licht der Sonne hier buchstäblich aufblühte. Sterbliche hätten diesen Ort wohl ihrerseits als Nachtlager verwendet um im Morgengrauen auszurücken. Für die Todesengel des Imperators war Rast jedoch völlig unnötig. Erstens vermochten sie bei Nacht ebenso gut zu sehen wie Tagsüber und ihre übermenschliche Physis regenerierte sich selbst im Kampf noch schneller als bei einem schlafenden Menschen.
Hovis hatte mittlerweile Genug von dem Dschungel. Die üppige Vegetation verklebten ihn und vor allem die Truppstandarte mit Harz, Kletten und kleinen Ranken, was einem würdevollen Erscheinungsbild eher abträglich war. Auch wenn sie hier niemand relevantes zu Gesicht bekam und rein kosmetische Belange obsolet sein sollten, legte der Crimson Fist neuerdings Wert darauf ein positives Bild abzugeben. Vielleicht war dies genau der gewisse Funke der ihn zum Standartenträger qualifizierte. Notwendigkeiten jenseits der unmittelbaren Praxis zu erkennen und die Fähigkeit dort ein stolzes Manifest zu sehen wo andere nur Stoff und Gestänge sahen. Auch wenn er Saarlock für einen der stolzesten Marines im Trupp hielt, schien der ihm völlig ungeeignet eine Standarte zu tragen. Als Hovis das Zeichen der Iron Hands in den dicken Stoff gestickt hatte und kurz darauf, zugegebenermaßen relativ plump, Saarlock sein Werk präsentierte, hatte dieser praktisch durch ihn hindurch gesehen. Für den Sohn Medusas erfüllte eine Standarte keinen praktischen Nutzen im Kampf. Und Stärke im Kampf war alles was für ihn zählte, denn Emotionen als solche erodierten bei einem Iron Hand meist ab dem Zeitpunkt der Gensaatimplantierung.
Da sie gegenwärtig keiner physischen Spur sondern lediglich einer Richtung folgten, hatte Szandor sie zu einer weit gefächerten Linie formiert, um möglichst viel Fläche abzudecken. Saarlocks Position war die äußerste linke Flanke wo Hovis ihn gut sehen konnte. Der Crimson Fist sah wie der Iron Hand auf eine relativ offensichtliche Wildfalle zumarschierte ohne seinen Kurs zu ändern. Er widerstand dem Impuls seinen Schlachtenbruder zu warnen und beobachtete wie der Vorpeitschende Ast, an dem hölzerne Dornen befestigt waren, auf dem schwarz gepanzerten Unterarm zersplitterte.
Sie gelangten an einen schmalen Hügelkamm wo Skeergard und Thyrianos bereits auf zwei hohe Bäume stiegen um besser Ausschau halten zu können. Wenige Stunden bevor die Sonne den ascheverhangenen Himmel in infernalisches Licht hüllen würde, blickten sie in eine riesige sumpfige Ebene die von hohen Gräsern und wuchernden Büschen überzogen war. Gerade am Rand ihrer Sichtweite befand sich jedoch die wuchtige Form einer imperialen Befestigung.
Laut Karte war dies eine der Anlagen in denen großangelegte Abwehrschlachten trainiert wurden. Entsprechend verwüstet war der Perimeter rund um die vermutlich nur notdürftig besetzte Anlage. Sofern keine Trainingseinheiten anstanden, wurde die Betonsiedlung überwiegend von automatischen Systemen überwacht, die ihrerseits nur von einer Rumpfbesetzung instand gehalten wurden. Der Sumpf würde Angreifer frühzeitig exponieren, selbst rasende Orks bremsen und vor allem davon abhalten wie auch immer gefertigtes schweres Gerät in die Schlacht zu führen. Selbst wenn sich mehrere der primitiven Orkstämme zusammenschlossen, würden sie nicht gegen die immer wachsame Perimeterverteidigung ankommen. Das Auftreten der Deathskullz hatte dies jedoch geändert.
„Die Festung ist gefallen, der Orkhexer ist dort!“ knurrte Thyrianos nachdem er dessen Präsenz klar wie nie zuvor wahrgenommen hatte.
„Das könnt ihr nicht wissen, vielleicht haben sie ihn auch dort eingekerkert.“ hielt Duron dagegen und ließ die Augenlinsen seines Helmes surren um noch mehr Details aufzunehmen.
„Ausgeschlossen, eine Anlage wie diese hat keine Infrastruktur um eine Wesen dieser Art dauerhaft festzusetzen. Abgesehen davon traut ihr den Menschen Zuviel zu.“ argumentierte der Skriptor und kam damit Saarlock zuvor. Sein Gesicht ausdruckslos.
Szandor teilte die Einschätzung des Skriptors ebenfalls und vertraute seinem Urteil, weswegen er pragmatisch die Mission vorantrieb. Dazu drehte er seinen Kopf in die Richtung des Techmarines. „Wäre es den Orks möglich, die Anlage zu kontrollieren?“
Duron überlegte eine Weile ehe er Antwortete. „Rein technisch würde ich sagen Nein. Jedoch besitzen die Orks Fähigkeiten die sich der Logik entziehen und es schiene mir daher vermessen, die Möglichkeit einer Übernahme auszuschließen.“
Szandor nickte beiläufig, da er eine derartige Antwort bereits befürchtet hatte und fieberhaft über eine geeignete Angriffsstrategie nachdachte. Standardmäßig würde eine Anlage des vor ihnen liegenden Typs, neben unzähligen Kleinwaffen, über Hydras, Autokanonen und Mörser verfügen, die allesamt von autonomen Servitoren gesteuert wurden. Rein theoretisch konnten auch Basilisken vorhanden sein, die jedoch einer manuellen Bedienung bedurften. Ein Frontalangriff schied somit auch für die Posthumanen aus. Daher entschied er sich für einen Klassiker, für den Orks recht anfällig waren, sofern sie nicht von einem Kaliber wie Ghazghkull Mag Uruk Thraka geführt wurden.
Er würde mit dem Hauptteil seines Trupps ein Ablenkungsmanöver starten, während ein zwei Attentäter aus einer anderen Richtung in die Festung eindringen und den Weird-Boy töten würden. Allerdings war damit nicht automatisch beantwortet, welcher Schlachtenbruder wo eingesetzt würde. Da er damit rechnete von kurz- mittelstrecken Artillerie beschossen zu werden, wollte er nur ungern auf Thyrianos Kraftfeld verzichten. Jedoch war der Skriptor auch die wirksamste Waffe gegen die verhasste Grünhaut. Selbst Skeergard, der einzig sichere Kandidat, wollte er nur ungern alleine losschicken und dachte über eine Alternative zu Thyrianos nach. Hovis und Duron schienen ihm die besten Kandidaten wobei es schwierig werden würde, den Techmarine unbemerkt über den Perimeter zu bringen. Dafür wäre er wohl als einziger in der Lage die Anlage selbst gegen die Eindringlinge zu wenden. Hovis wäre leichter in der Lage die Todeszone zu überwinden und dazu, neben Skeergard, ein zuverlässiger Henker. Sofern er die Gelegenheit für einen Schuss erhielt. Letztendlich traf war es eine mehr als knappe Entscheidung die zugunsten des Crimson Fists ausfiel. Mit einer herrischen Geste würgte der Mortificator Thyrianos‘ Protest ab, nahm seine Helm ab und erläuterte seinen Plan.
„Da wir nach wie vor nicht ausschließen können, dass der Ork die Anwesenheit unseres Skriptors wahrnehmen kann, wird er den Ablenkungstrupp mit einem Kraftfeld schützen und uns darüber hinaus die volle Aufmerksamkeit der Grünhäute sichern. Wir werden uns zunächst verborgene Schützenlöcher ausheben und damit Skeergard und Hovis die Zeit geben sich auf der anderen Seite in Position zu bringen.“ Dabei warf er dem Crimson Fist einen achtungsvollen Blick zu. Hovis war dagegen von sich selbst überrascht, als er einen gewissen Widerwillen verspürte die Standarte zugunsten eines ehrenvollen Auftrags zurückzulassen. Er pflanzte die Stange vor Szandor in den Boden, der sie dem Crimson Fist praktisch aus der Hand reißen musste um sie an sich zu nehmen. Skeergard machte direkt danach kehrt und marschierte ohne Umschweife los, um den auserkorene Perimeterabschnitt zu erreichen. Hovis war ihm dicht auf den Fersen und hielt sein Plasmagewehr locker vor der breiten Brust. Wie ein dunkles Omen folgte ihnen die graubraune Staubwolke, die sich wie eine fliegende Kontinentalplatte über den Horizont schob. Den beiden auserkorenen Attentätern war Szandors Kalkulation durchaus bewusst. Ohne psionische Fähigkeiten würde zumindest einer von ihnen mit hoher Wahrscheinlichkeit die Wut des Weird Boys zu spüren bekommen. Es sei denn sie konnten ihn vollkommen überraschen. Dass er allerdings beide Marines töten konnte, insbesondere wenn einer nahe herankam und der andere aus der Distanz angriff, war unwahrscheinlich. Somit war es recht sicher, dass ihr Auftrag erfüllt würde. Dennoch war Hovis der Meinung, dass Thyrianos an seiner Stelle hätte entsandt werden müssen. Der Skriptor war schließlich als Einziger in der Lage, die Kräfte des Orks wenn nötig zu negieren. Skeergard schien derselben Ansicht zu sein, denn an seiner Körpersprache war unmissverständlich abzulesen, was er von Hovis Gegenwart hielt. Sie erreichten Ihren Abschnitt schneller als gedacht und beobachteten von dort neben der scheinbar Leblosen Anlage wie sich die Staubwolke, einem Krebsgeschwür gleich, in ihre Richtung fraß.

Szandor rollte das Banner ein und befestigte es seitlich an seinem Energietornister. Dies war nicht die Zeit für Prunk und Stolz. Mechanisch gruben sie Löcher in den matschigen Boden was aufwändiger wurde als gedacht. Der Morast floss ständig nach und als die Löcher endlich groß genug waren um Deckung zu bieten wurden sie darin praktisch verschüttet. Der Dark Angel schien alles andere als Glücklich darüber seinen neuen Chorrock gleich wieder zu verschmutzen und Saarlock schien das Konzept eines schützenden Erdlochs grundsätzlich anzulehnen. Hätte man ihn gelassen, wäre er wahrscheinlich frontal und zornig feuernd auf die Befestigung zumarschiert. Entgegen aller Logik, konnte sich Szandor irgendwie auch nicht des Gefühls erwehren, dass der Iron Hand damit sogar Erfolg haben konnte. Duron meldete unterdessen, dass es nach wie vor keinerlei Funkverkehr in der Festung gab noch hinausdrang, was die Präsenz lebender Imperialer noch unwahrscheinlicher scheinen ließ.
Alle Marines legten ihre Bolter an und suchten sich Ziele was bedeutete, dass sie Schiescharten und Sensorentrauben anvisierten. Ein beinahe schön anzusehender Ascheregen begann wie schmutziger Schnee auf sie hinab zu rieseln, versank jedoch vollständig im feuchten Morast des Sumpfes.
Als ihr Missonstimer auf Null heruntergezählt hatte eröffneten sie gleichzeitig das Feuer. Thyrianos begann sich zu konzentrieren, um zügig ein Kraftfeld erzeugen zu können und bemerkte dabei bereits, dass ihn dies mehr anstrengen würde als Gedacht. Sollte Szandor mit seiner Entscheidung doch richtig gelegen haben?
Kurz nach dem die ersten Boltgeschosse äußerst undramatisch in die Befestigungen einschlugen, wurden panzerblenden beiseitegeschoben und Läufe von automatischen Geschützen ausgefahren. Nur ein Bruchteil fiel dem Bolterfeuer zum Opfer. Dank ihrer fortschrittlichen Rüstungssensorik sahen sie die dünnen farblosen Laserstrahlen, die über den Boden auf sie zu krochen, um den automatischen Mörsern Feuerlösungen zu liefern. Flackernd materialisierte sich Thyrianos‘ Kraftfeld, dessen Energiebedarf die Haut des Skriptors wie von tausend Nadelstichen prickeln ließ. Szandor bedachte den Dark Angel mit einem Seitenblick und bemerkte dessen Mühe trotz dessen stoischer Fassade. Als die Laserstrahlen sie erreichten, stellten sie kurz das Feuer ein, um zu sehen ob sie die Sensorik täuschen konnten. Immerhin waren sie so nur im Boden steckende Anorganische Klumpen deren Biosignatur von Morast und vor allem den Servorüstungen abgeschirmt wurden. Das schmatzende Geräusch, abgefeuerter Mörser verneinte diese Hoffnung jedoch schnell und ließ die Marines weiterfeuern. Augenblicke später schlugen bereits die ersten Granaten in den Schild und ließen die Splittergarben funkelnd aufleuchten. Autokanonensalven pflügten den verwüsteten Sumpf um und durchschlugen immer wieder auch den Schild. Glücklicherweise waren sie dann jedoch soweit abgebremst, dass ihre Rüstungen das zerstörerische Kaliber aufhalten konnten. Die Länge der Feuerstöße und das nicht zu erkennende Muster deutete darauf in dass einige der Geschütze bemannt und nicht autonom waren. Mit zusammengebissenen Zähnen koordinierte Szandor das Feuer um zumindest einige der Geschützstellungen und der Orks dahinter auszuschalten, denn die flächendeckend Sensoren zu zerstören erwiese sich als aussichtslos. Hier wäre Hovis Präzision eine große Hilfe gewesen, allerdings hätte es ohne den Schild auch schon Verletzte gegeben.
Der Zustand des Skriptors alarmierte den Mortificator von Minute zu Minute mehr und es würde nicht mehr lange dauern, bis sich zurückziehen mussten. Dann platzten auf einmal einge der massiven Sturmluken auf und grüne Gestalten stürmten heraus. Sie waren ausnahmslos in für Orkverhältnisse schwere Plattenrüstungen gehüllt und schossen auf die Position der Marines. Die erste Reihe wurde in Sekunden niedergemäht jedoch bewegten sich weitere Orks erstaunlich schnell auf die Angreifer zu. Auch wenn es beinahe albern aussah, waren die großen schneeschuhartigen Konstrukte unter den Füßen der Orks eine große Hilfe, um sich schnell über den Morast zu bewegen. Der Mortificator blickte erneut zum Skriptor und auch wenn dessen Mine unbewegt war, konnte er seine Schwäche nicht verbergen. Begleitet von einem energischen Kommando warf er eine Ruchgranate direkt vor die Schützenlinie, woraufhin sich Ajax und Duron in Bewegung setzten um eine der rückwärtigen Stellungen einzunehmen. Die Orks brüllten als sie das Manöver Schemenhaft erkannten und beschleunigten noch weiter. Unmittelbar nachdem Apothekarius und Techmarine aus ihren neuen Stellungen das Feuer auf die Orks eröffneten, zogen sich die drei übrigen ebenfalls zurück. Thyrianos positionierte sich zwischen den feuernden Marines während Saarlock und Szandor noch weiter zurück liefen wo sie außerhalb der Reichweite zumindest einiger Stellungen sein würden. Mit brüllenden Sturmboltern dezimierten sie dann wieder die Orkoffensive und deckten den Rückzug ihrer drei Schlachtenbrüder. Jedoch kamen die Grünhäute in beträchtlicher Anzahl immer näher, einer von Thyrianos Blitzschlägen würde einigen Druck herausnehmen, aber Szandor riskierte nicht danach zu fragen. Wenn der Skriptor dies nicht eigenmächtig tat, war es vermutlich auch nicht ratsam danach zu verlangen.

Das Dröhnen der Perimeterverteidigung drang problemlos bis zu Hovis und Skeergard und der laue Wind trug ihnen neben Ascheflocken, den unverwechselbaren Gestank von Fezylen und Kordit entgegen. Die beiden Schlachtenbrüder hatten sich von Kopf bis Fuß mit Schlamm bedeckt und auch diverse Gräser und Ranken an der Rüstung befestigt. Skeergard hatte darauf bestanden. Unwürdig kriechend bewegten sie sich auch die Befestigung zu und mussten dabei diversen Minen ausweichen oder diese wenn möglich entschärfen. Als sie endlich die Betoneinfriedung erreichten stellte sich der Crimson Fist mit dem Rücken an die Mauer und sah hinter sich zu Skeergard. Mit einem knappen Nicken signalisierte Hovis seine Bereitschaft, woraufhin der Space Wolf wie ein prähistorisches Repitl emporschnellte und auf seinen Schlachtenbruder zustürmte. Hovis hatte seinen augmentischen Finger ineinander verschränkt und bot damit einen stabilen Tritt. Skeergard sprang, und landete mit dem linken Fuß präzise zwischen den Händen. Mit einem tiefen knurren stieß er sich ab und wurde zusätzlich von Hovis emporgeschleudert. Trotz dieses Kraftaktes bekam Skeergard nur knapp die Oberkante des ersten Verteidigungsringes zu packen und zog sich hoch. Nachdem er mit einem flüchtigen Blick sichergestellt hatte, dass er unbemerkt und allein war, half er Hovis die Mauer ebenfalls zu überwinden.
Der nächste Mauerabschnitt war jedoch noch ein gutes Stück höher als der erste weswegen sie einen Durchgang suchen mussten. Das Problem daran war jedoch dass diese Durchgänge von überlappenden Schießscharten gesichert waren und selbst so schmal waren, dass Kreaturen wie Orks, oder eben Spacemarines nur sehr umständlich hindurchkamen. Der Geruch von Grünhäuten hing dem Spacewolf bereits in der Nase, blieb also nur zu hoffen, dass die Orks von dem Ablenkungsmanöver weggelockt worden waren. Die Scharten blieben verschlossen und um die massive Tür aufzubrechen musste Seergard all seine Kraft und Geschick aufbringen. Dankenswerterweise überlagerte der Schlachtenlärm diese Bemühungen vollständig. Jedoch erinnerte sie jede einzelne abgefeuerte Mörsergranate daran, dass ihre Schlachtenbrüder ihnen jede Sekunde teuer erkauften. Möglicherweise mit ihrem eigenen Blut.
Hinter dem zweiten Ring waren bereits deutlich die Spuren von Orkaktivitäten zu erkennen. Die verwitterten Aquilas waren geschändet, beziehungsweise mit dem Glyphen der Orks beschmiert worden und diverse Kabel hingen aus Schächten oder waren ohne jegliche Abschirmung quer über den Boden verlegt. So gut die Schlammtarnung auch auf dem Perimeter funktioniert hatte, so ungeeignet war sie nun innerhalb der Festung. Es gab aus naheliegenden Gründen ohnehin nur wenig Versteckmöglichkeiten und alle regulären Wege weiter hinein, führten durch leicht zu verteidigende Flaschenhälse mit effektiven Todeszonen. Aus diesem Grund erklommen sie eine der Wände und gelangten so auf die verstärkten Dächer der Baracken, Lager und Garagen. Sie hatten schließlich kein Interesse die Anlage einzunehmen und auf ihrem Weg die Verteidiger abzuschlachten. Sie wollten schnell in den zentralen Kommandostand und von dort, wenn nötig, in den Rücken der zweifellos angelaufenen orkischen Gegenoffensive gelangen. Sie behielten sorgfältig die Hydrabatterien im Auge, denn wenn die automatischen Systeme sie sie als Feind identifizieren würde, würden die Flugabwehrgeschütze sie in Fetzen schießen. In den Gassen zu ihren Füßen war immer wieder das guturale Gegröle von Orkotten und das gequieke von Grots zu vernehmen, welche sich überwiegend in die Richtung des Ablenkungsmanövers bewegten. Als sie das Dach des Hauptkommandostandes erblicken, welches mit Antennen und Schüsseln gespickt war, erblickten sie außerdem einen Ork-Mek, der sich daran zu schaffen machte. Über die Dächer war das freistehende Gebäude nicht zu erreichen und auch wenn der Platz darum nicht mit Orks vollgestopft war, waren es dennoch zu viele um sie zu ignorieren oder sich hindurch zu schleichen. Blieb ohnehin die Frage, ob der Weird-Boy überhaupt in dem Gebäude war. Schließlich benutzten die grünhäute nicht die Strategie-Cogitatoren und Kommunikationsanlagen der Menschen. Skeergard, ein Jäger durch und durch, ließ sich jedoch nicht beirren. Wenn man ein Raubtier jagen will gibt es verschiedene Ansätze dies zu bewerkstelligen. Einer davon war es der vermeintlichen Beute des Raubtiers nachzustellen, welche gegenwärtig von ihren Schlachtenbrüdern dargestellt wurde. Sie umgingen die Zentrale in Richtung der Front wo mittlerweile keine Boltgeschosse mehr einschlugen. Daran erkannten sie, dass ihre Schlachtenbrüder sich bereits zurückgezogen hatten. Und ihnen die Zeit davon lief.
Dennoch blieb das Tempo der Attentäter konstant, sie durften sich keinen Fehler erlauben, wenn sie ihre Mission erfüllen wollten. Die Bestätigung, dass sie auf dem Richtigen Weg waren erhielten sie in Form von blendenden grünen Blitzen die geisterhafte Schatten auf den Gebäuden tanzen ließen. Kurz darauf wurde das Gebrüll der Orks ein wenig leiser. War dies eine der Entladungen gewesen, von denen zuvor Thyrianos gesprochen hatte? Aber warum setzte der Weird-Boy die Energie dann nicht gegen seine Angreifenden Feinde ein? Vorsichtig kletterten und sprangen sie in die Richtung der Entladung und waren sich mittlerweile sicher, dass die Hydras nur auf Bedrohungen aus der Luft reagieren würden. Dann kam der verhasste Ork endlich in Sicht und die beiden Attentäter fletschten unter ihren Helmen unwillkürlich die Zähne. Er hatte eine für Orks eher dunkle Hautfarbe und eines seine Augen waren augmentisch ersetzt worden. Er war mit einem chaotischen Spektrum aus Talismanen und Fetischen behangen und schwang einen auf gleiche Weise geschmückten Stab in seinen großen Händen. Er trug einen Helm der Aussah wie eine obszöne Form von Thyrianos‘ Psimatrix und über deren asymmetrisch angeordnete Dornen kleine grüne Blitze zuckten. Er war wurde von schlieren aus ebenfalls grüner Energie umwabert, woraufhin Hovis die Waffe ein wenig senkte. Auf ein Kraftfeld zu schießen war ein mehr als unzuverlässiger Weg für ein Attentat. Abgesehen davon war das Treiben der Orks auf dem verwüsteten Exerzierplatz auch alles andere als gewöhnlich. Sie formierten sich in etwa gleich große Rotten und traten auf verschiedene halb technologische halb arkane Schrottplattformen. Der Weird Boy, in dessen Innerem unbändige Energien zu toben schienen, tanzte um eine der Plattformen herum, als würde er ein Ritual vollführen und ließ immer wieder Energie durch seinen Stab auf die Plattform überspringen. Die Orks darauf brüllten und schlugen sich mit den Händen an den Kopf, als der Schmerz sie immer weiter aufputschte. Dann holte der große Ork seinen Stab mit beiden Händen über seinen Kopf und ließ ihn mit einem markerschütternden Donnerschlag, der einem Basilisken zur Ehre gereicht hätte, auf die Plattform. Ein greller Blitz überlastete kurzzeitig die Autosinne und als die beiden Marines endlich wieder normal sehen konnten waren, die Orks von der funkensprühenden Plattform verschwunden. Hovis hatte, Sekundenbruchteile nach dem überladen seiner Autosinne, auf normale Sicht umgeschaltet und hatte deswegen eine Schwäche in der Verteidigung des Orks entdeckt. Unmittelbar nach dem Donnerschlag war der Schild des Orks für eine ganze Sekunde verschwunden gewesen. „Wenn das Mistvieh das noch einmal macht, werde ich es erschießen.“ brummte er Skeergard leise aber bestimmt zu. „Und sein Schild?“ fragte der Spacewolf ohne den Blick vom Weird-Boy abzuwenden.
„Der fällt nach dem Donnerschlag kurz aus.“

Skeergard nickte abwesend und flüsterte eine weitere Frage. „Glaubt ihr die praktizieren hier irgendein Chaosritual?“

„Ich glaube kaum, das wäre mir vollkommen neu. Für mich sieht das eher so aus wie eine Art von Teleportation.“
Die beiden Schlachtenbrüder sahen einander durch eisblaue und grüne Augenlinsen an. Die Bedeutung dieser Fähigkeit für ihre Schlachtenbrüder außerhalb der Anlage konnte verheerend sein.
„Ihr bleibt hier und tut was ihr gesagt habt. Ich gehe runter und werde ihm wenn nötig den Rest geben.“ Hovis empfand großen Respekt für Skeergards Tapferkeit. Sich zu Fuß hinab auf den Platz, beziehungsweise an dessen Rand, zu begeben war extrem Riskant. Wäre sein Sprungmodul nicht von dem Gargbot zerstört worden hätte er einfach auf einem der Dächer warten können um denn wie ein Geschoss auf den Ork nieder zu gehen. Hovis hatte sich eine zerfetzte Flagge der imperialen Armee um das Plasmagewehr gewickelt, um dessen verräterisches Leuchten zu verbergen. Denn er hatte vor, einen maximal überladenen Einzelschuss abzugeben, der den Ork sicher töten würde. Skeergard bewegte sich mit einer Agilität vorwärts, die seine massige Erscheinung Lügen strafte und signalisierte Hovis dann dass er bereit war. Der Crimson Fist legte sich auf den Bauch und begann sorgfältig zu zielen. Immer wieder schloss er die Augen und versuchte blind den Bewegungen seines Ziels zu folgen. Wie zuvor begann die Grünhaut um eine Plattform voller Artgenossen zu stapfen und sie aufzuladen. Hovis ließ Plasma in die Abschusskammer strömen und sah geduldig zu, wie der innendruck immer weiter anstieg. Die zuvor regennasse Flagge war in Sekundenschnelle knochentrocken. Bewusst kontrollierte er seine Physiologie und verlangsamte den Schlag seiner beiden Herzen, um genau zwischen zwei Schlägen abdrücken zu können. Erneut erschütterte ein mächtiger Donnerschlag den Exerzierplatz und Hovis drückte ab. Das Plasma verließ den gehärteten Lauf mit einem wütenden fauchen und die Hitze verbrannte die getrocknete Flagge zu Asche. Die Plasmaladung raste durch die Luft auf den überraschten Ork zu Traf seinen hastig hochgerissenen Stab und verdampfte dessen obere Hälfte als wäre er aus Pappe. Das blaue Feuer flog weiter und traf den Ork an der Seite des kantigen Kopfes, woraufhin er aufschrie und Feuer aus Augen Mund und Nase hervorbrach. Heulend sackte er auf die Knie und schickte sich tatsächlich an in den Schutz eines nahen Gebäudes zu kriechen, während sich die Flammen auf den Oberkörper ausbreiteten. Sein Artgenossen gerieten in helle Aufregung und schossen auf Hovis Position. Der hatte sich jedoch vorsorglich zur seite grollt, wo er seinen Bolter aufnahm um Skeergad Deckung zu geben. Der Spacewolf nutze die Ablenkung um dem Weird-Boy sehr nahe zu kommen. Als sich zwei gepanzerte Nobs auf ihn stürzten. Offenbar die Prätorianer des Weird-Boys. Aus vollem Lauf schlug er mit seiner Energieaxt zu und öffnete damit die Verteidigung des Orks für das röhrende Kettenschwert in seiner Linken. Der zweite Nob folgte dem Angreifer mit dem Schwung seines monströsen Streitkolbens fegte seinen toten aber noch stehenden Kameraden beiseite und traf Skeergard der nicht langsamer geworden war im Rücken. Er flog einige Meter in Richtung des Weird Boys landete aber unsanft auf dem Bauch und verlor sein Kettenschwert. Nicht aufgrund von Schwäche, sondern aus dem Wunsch heraus nicht in selbiges hineinzufallen. Dem Aufbrüllen hinter ihm entnahm er, dass der Nob es wohl abbekommen hatte. Er rollte sich kopfüber nach vorne ab, entging damit einem weiteren Kolbenschlag und kam wieder auf die Füße. Obwohl seine obere Körperhälfte in Flammen stand, war der Ork offenbar noch in der Lage zu handeln denn er stach mit seinem gekürzten stab nach dem Spacewolf und spie ihm Feuer entgegen. Er schlug mit der Axt nach der Kehle seines Gegners, der jedoch geschickt den Kopf nach hinten riss und dem Schlag knapp entging. Dabei bemerkte Skeergard jedoch, dass ein kleiner Spannungsbogen vom Ork auf seine Axt übersprang. Das Energiefeld konnte dies verkraften, sofern bei einem wirklichen Treffer nicht sehr viel Mehr Energie freigesetzt würde.
Er folgte dem Schwung seiner Axt mit seinem Körper und ließ die Axt in die Richtung des Nob schwingen der ebenfalls nach hinten auswich. Dabei rollte er sich vorwärts über eine Schulter ab und trat dem Weird-Boy in die Kniehehle. Mit seiner schwieligen grünen Faust stützte der Getroffene sich ab, was dem Spacewolf eine neue Gelegenheit schenkte. Er rammte seinen Steindolch von unten in den Orkkiefer und entlockte ihm einen hohen Aufschrei. Der Dolch verkeilte sich und Skeergards Stolz erlaubte es ihm nicht ihn einfach stecken zu lassen. Von hinten fiel ein Schatten auf ihn, wurde dann erstaunlich schwer und zwang ihn auf die Knie. Er sah die riesigen Hände des Nobs und wunderte sich über dessen spontane Ringereinlage. Bis er dessen weggesprengten Hinterkopf bemerkte und über den Kadaver hinweg Hovis auf einem der Dächer erkennen konnte. Der rasende Orkhexer stieß seinen Stab ins Bein des Spacewolfs, was jedoch den Großteil seiner Wirkung verfehlte da es sich um einen augmentischen Ersatz handelte. Zusätzlich setzte der Ruck den Steindolch frei. Während Hovis von zunehmendem Abwehrfeuer zurückgedrängt wurde, schickten sich einige Grühnäute an ihrem Anführer gegen den Spacewolf beizustehen. Dabei schienen sie jedoch deutliche Hemmungen zu haben ihrem Hexer zu nahe zu kommen. Der hatte nämlich begonnen unstoffliche Energien aufzustauen, welche seinen zerschmolzenen Kopf und knorrigen Hände umspielten. Skeergards Haare stellten sich wie von einer statischen Ladung auf und ein tiefes Grollen wuchs in seiner Brust heran. Einen tödlichen Aufwärtshieb mit der Energieaxt blockte der Ork erstaunlicherweise mit seinem Stab ab, was ihn eine weitere Handbreit von dessen Substanz kostete. Grüne funken tobten über das normalerweise blau gleißende Kraftfeld und schien einen Kampf mit dem Maschinengeist der Waffe auszutragen. Zugleich zuckte der Steindolch auf die Kehle des Orks zu wurde aber ebenfalls von der freien Hand abgefangen. Zwei der dicken Finger wurden abgetrennt und zu Skeergards Überraschung brach grünes Feuer wie aus einem Flammenwerfer daraus hervor. Rote Warnrunen blinkten auf Skeergards HUD auf und wiesen ihn auf das baldige Versagen der hermetischen Abschottung hin. Trotzig trat er erneut nach dem angeschlagenen Knie und zerstörte seine Integrität endgültig. Schlagartig konzentrierte sich die ganze Energie auf die verbogene Stabspitze der in einem knisternden Bogen geschwungen wurde. Skeergard sprang hastig darüber hinweg schleuderte die Axt in die Brust des Hexers uns setzte dann mit einem brutalen Kopfstoß nach. Die beiden Feinde gingen in einem Knäuel zu Boden und Skeergard versenkte seinen Steindolch in der Achsel des Orks. Damit konnte der seinen Stab nicht mehr einsetzen und während die noch steckende Axt die Wunde immer weiter aufriss, langte der Spacewolf mit beiden Händen nach der Kehle des Weird Boys.
Er fühlte wie seine Finger von roher Energie verheert wurden, ließ aber dennoch erst ab als sein Gegner sich nicht mehr rührte. Wie von einer unsichtbaren Hand gepackt wurde der Ork in die Luft gerissen und ließ Skeergard mit dem geschmolzenen Schädel in den Händen am Boden zurück. Begleitet von ohrenbetäubendem Wolfsgeheul schleuderte er die Trophäe den anderen Orks entgegen und stellte fest dass sie zurückwichen. Ehe sich das Gefühl des Triumphes sich in ihm breit machte, bemerkte er jedoch dass sie den Kadaver ihres Anführers fixiert hatten und wie in Erwartung einer Explosion in Deckung gingen. In der Letzten Sekunde machte Skeergard einen Satz in das Haus hinein in dem zuvor der Weird Boy hatte Zuflucht finden wollen dann pulverisierte eine Explosion den Leichnam und ließ das Gebäude einstürzen. Als Skeergard, mal wieder unter Trümmern begraben, dieses Déjà-vus gewahr wurde, lachte er amüsiert auf als befände er sich in einer Trinkhalle.